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Bauteile, eine Beobachtung
zu4lu:
Guten Morgen,
ich weiß, ich spreche jetzt ein äußerst gefährliches Thema an, größte Voodoo-Gefahr!!!
Wie auch immer, vielleicht helfen meine Beobachtungen (obwohl sicher nicht neu, aber eben selber gemacht) anderen.
Das Objekt: Ein Komet (Trainwreck Abkömmling), also ein extrem sensibler Amp was Bauteile betrifft und damit optimal für Vergleiche von Röhren, Kondensatoren und Widerständen geeignet.
1) Röhren, offensichtlich und nicht nur hier sicher am "soundprägensten". Das Suchen nach der richtigen Kombination dauerte ein halbes Jahr, aber das zahlt sich aus. Man bekommt den Sound nach schon sehr nahe an seine Vorstellungen. Zur Info: v1 TAD7025, v2 Teslovak (unerreicht als V2 in diesem Amp), v3(PI) jj83eccs ??? (man staune). Die Bestückung vom Original (Tungsol, Tungsol, Sovtek lps) hat mir nicht gefallen, die Tungsols kratzen schon viel und die Sovtek "speibt" sich bei diesem Amp als PI an.
2) Kondensatoren: Da wird es jetzt echt mühsam. Ausgangspunkt war eine Sozo Vintage Bestückung. War nie zufrieden, zu weich, zu schwammig usw. Umbau auf Tad's - besser, aber irgendwie habe ich immer am EQ, Cut, Presence herum geschraubt - schlechtes Zeichen. Ich habe mich mit dem Sound einfach nicht wohl gefühlt.
Also auf MKT1813 gewechselt, im PI Fizzycap eingebaut (100pF), voila jetzt hatte ich beim spielen erstmals richtig Spaß.
Jetzt kommt Doc Blues ins Spiel, ein Verfechter des "Bauteil-Voodoo" und (nehme an) mit einem sehr feinem Gehör ausgestattet. Ich gehe nicht mit allem konform was er vorschlägt (also Metalloxid Widerstände an der Anode finde ich, naja), aber "seine" Solen Fast in der PI sind bei diesem Amp der Hammer!!!
Das mit den Sozos hat mir dann keine Ruhe gelassen, also wieder rein damit, nur die Solen Fast blieben in der PI.
Bingo, jetzt schmatzt das Ding und ich kann den(?) Hype um die Sozos nachvollziehen. Also doch nix Voodoo??
Der Sound ist jetzt großartig, ein permanentes Grinsen lässt sich nicht vermeiden.
Ganz wichtig ist auch der Höhenkondensator im Tonstack. Zuerst ein Mica, mag ich hier gar nicht, echt grauslich. Dann habe ich einen 470pF MKT1813 probiert, dass war dann auf einmal sehr sahnig. Zum Test noch 2 verschieden Hochvolt Keramik probiert, der Mkt1813 blieb der Sieger, gefällt mir mit Abstand am besten.
3)Widerstände:
Ich hatte den Amp mit Beyschlag MF's und als Anoden R's Carbon Compositions (die von Dirk) genommen. Hat mir eigentlich nicht so gefallen, ich kann nur Olaf zitieren: KIKI :)
Die Widerstandswerte der CC's sind reiner Zufall, ich habe die Dinger einmal durch gemessen und da hatte überhaupt keiner nur annähernd den Wert den er haben sollte. Da wird das Ampbauen eher zum Roulette. Kann nicht sagen ob mir der Sound wegen dem "Sound" der CC's oder wegen der "Zufalls-Widerstands-Werte" der CC's nicht gefallen hat (ich nehme eher letzteres an). Also Anoden R's mit Beyschlag's bestückt, viel besser. Irgendwie gerader, druckvoller, einfach meinen Vorstellungen näher. So und dann habe ich die Anoden R's einmal mit Kohlefilm (1 Watte von RS - Tycon) bestückt, das war dann sehr interessant. Man hört ja nix Gutes über solche Widerstände, obwohl die fast alle Amps Hersteller (auch die wirklich teuren wie Bad Cat, Komet) verwenden. Mir haben sie besser als die Beyschlag's gefallen, mehr Creme, weniger Harsch (obwohl das jetzt sehr übertrieben ist). Ich weiß, dass (die von mir hoch geschätzten) Marc, Larry und Olaf (und sich viele andere auch) auf diese Widerstände schwören, würde mich interessieren wieso.
So genug gelabert, ich hoffe ich trete hier jetzt keine Grundsatz Diskussion los.
Wollte einfach einmal meine (für mich doch sehr erstaunlichen) Erfahrungen mit diesem mir liebsten Platz im Internet teilen ;D
lg
Michael
DocBlues:
Hallo Michael,
vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Alles Voodoo oder was ? Ich denke, auch bei Dir hat sich gezeigt, daß man mit etwas Geduld und einer gewissen systematik mit Bauteil-Mods eine Menge erreichen kann und letztlich bei seinem persönlichen Sound ankommt. Es freut mich, daß die Solen Fast auch bei Dir so gute Ergebnisse gebracht haben.
Was die Widerstände angeht, waren die Metalloxidwiderstände nicht unbedingt meine Empfehlung (in einem früheren Thread) sondern eher eine Alternative, wenn es mit Metallfilm denn irgendwie gar nicht klingt. Was die Carbon Composition hast Du schon recht - die Toleranzen und Veränderung bei zu langem Löten nerven schon beträchtlich. Ich habe inzwischen auch ein paar Maßnahmen entdeckt, mit denen man das Smooth-Feeling (mit feinen Details) auch weitgehend ohne CC erreichen kann. Allerdings braucht man dazu ansonsten richtig gute Metallfilmwiderstände und nicht den Standardschrott. Für geringe Leistungen funktionieren die Vishay Dale Typen sehr gut. Sie sind aber für Röhrenaschaltungen zu schwach auf der Brust.
Vielleicht sollte ich auch mal die Beyschlag MF Widerstände ausprobieren.
Kannst Du mir bitte die genaue Bezeichnung und eine Bezugsquelle nennen ?
Hast Du außer den MKT 1813 einen Tip für die Pico-Farad Werte - weder Mica noch Keramik ist für mich optimal und Polystyrene paßt in Gitarrenamps auch nicht immer. Es gab bis vor wenigen Jahren von BC Komponents Polyprop Kondensatoren (axial) bis runter zu 47pF. Die waren klasse, leider scheint es auch keine Restbestände mehr zu geben.
Die MKT 1813 haben mich eigentlich nie begeistert. Trotzdem interessiert es mich, wo Du denn die kleinen Werte (470pF) herbekommen hast.
Gruß ,
DocBlues
zu4lu:
Hallo DocBlues,
die Beyschlag's 1 Watter bekommst ganz einfach beim großen C. Alternative für kleine Polyprop oder Polyester Kondensatoren habe ich bei Digikey (da gibt es auch die PEC Potis) gefunden. Hersteller ist Panasonic, klingen fein und haben lange Anschlussdrähte, obwohl RM5. Vishay Dale RN65 habe ich auch schon probiert (die braucht man für den typischen Dumble Sound), die sind mir für Marshall-artige Amps aber zu fizzelig, haben aber einen ganz speziellen Klang.
Nach wie vor sind die Tyco Kohleschicht-R's für Höhenlastige Amps eine Wohltat. Vielleicht ist gerade die "Belegtheit" der Tyco's hier der Vorteil.
Michael
DocBlues:
Hallo Michael,
meinst Du die kleinen Panasonic Kondensatoren mit 50 Volt ?? Die kenne ich, finde ich gut - die reichen aber ja nicht in Röhrenschaltungen. ich verwende die gern als Alternative zu den kleinen Wima FKP2 - mal die Panasonic, mal die wima - je nachdem, was ich erreichen will.
Gruß,
DocBlues
zu4lu:
Bei Mouser gibt es die Wima Fkp's bis 33pf herunter, 1600Volt.
Bauform ist nicht optimal, aber Olaf macht das auch mit den radialen sehr ansehnlich.
Michael
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