Impressum | Datenschutz | Shop | DIY | TT @ Twitter | TT-Cabs
Anzeigen der neuesten Beiträge

Sicheres Arbeiten an Röhrenamps

  • 98 Antworten
  • 121642 Aufrufe

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

*

Offline saitenschrott

  • Full Member
  • ***
  • 47
  • Ich liebe dieses Forum!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #15 am: 13.04.2005 14:51 »
Hallo,

ich glaube auch, daß die meisten das Risiko unterschätzen. Und die, die Pech hatten, können nicht mehr posten.Andererseits, als Teenager waren Röhrenradios die ersten Verstärker und oft lag da die Elektrik blank ...
Nach etwas recherche habe ich mir ein paar Grundregeln gesetzt, für den Fall, daß ich meinen Amp öffne (bin kein Profi!!!):

1) passiert nur am Arbeitsplatz, unter dem ein Holzboden ist
2) Stecker raus
3) wenigstens 15 Min. warten vor Öffnen
4) Anode der Vorstufenröhre (z.B. Pin 1 bei Fender DRRI) mit einer  Krokoklemme kurzschließen und so belassen
5) Restspannung der Ladeelkos messen, im Schaltplan sind die Meßpunkte dafür zu finden (unter 10V gehts los)
6) ist der Amp möglicherweise noch nicht spannungsfrei oder muß ich Spannungen nachmessen, bleibt eine Hand immer in der Tasche; das zwingt zum einhändigen Arbeiten
7) wenn ich repariere, bin ich ungestört
8 ) Röhrenwechsel mit Handschuhen (Schnittverletzung, Kontakt mit dem Innenleben der Röhre)

Wie sehen das die Profis unter Euch? Verbesserungsvorschläge?

Danke im Voraus,
saitenschrott

*

Offline the_moppi

  • YaBB God
  • *****
  • 590
  • Ich liebe dieses Forum!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #16 am: 13.04.2005 15:07 »
hi
ich hätte mal paar fragen:
@saitenschrott: warum muss es ein holzboden sein??

@all: wie ich das nun verstanden hab, kommt der schutzleiter ans gehäuse und mit einem dicken kabel an die masse. ABER: dann ist ja praktisch das gehäuse auch ein teil der masse, und muss man da solche sachen wie potis oder buchsen gegen das gehäuse isolieren oder eben grade mit dem gehäuse verbinden??
da ist meine masse, also signalmasse, das ,,MINUS'' von allen spannungsquellen, das 2. kabel von dem baisabgriff auch EINS und damit mit dem schutzleiter verbunden.??

danke schon mal
Mfg Marek
ICH HAB EUCH ALLE LIEB!

*

Offline Joachim

  • YaBB God
  • *****
  • 3.704
  • Live long and prosper
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #17 am: 13.04.2005 15:08 »
Hi Saitenschrott,

hier meine Anmerkungen:

1) Ich vermute, Dir geht es hier darum, dass der Erdkontakt über einen Holzboden hochohmiger ist und damit die Gefahr eines el. Schlages geringer istl.
Das mag manchmal so sein, aber durch Feuchtigkeit kann sich die Leitfähigkeit von Holz drastisch erhöhen. Vorausgesetzt, man verwendet einen FI-Schutzschalter empfände ich es sogar als Nachteil, denn durch den reduzierten Strom gegen Erde löst ein FI später aus.

2) Aber sicher!

3) kann nicht schaden, macht aber vielleicht auch durch das warten nervös ;)

4) Das ist natürlich ein gewisser Einschaltschutz, kann aber im Einschaltfall fatale Folgen für den Amp haben, da einige Bauteile auf dem Weg vom Netztteil bis zur Anode der 1. Röhre liegen. Dann besser beide Kontakte der Netzbuchse gegen Erde brücken.

5) Genau!

6) Einhändiges Messen ist so eine Sache. Eine Hand in der Tasche kann u.U. zu manuellen Unsicherheiten bei der Handhabung führen.

7) Vorteil: Keine Ablenkung. Nachteil: Wenn Du umfällst kann dir keiner helfen. Meine Meinung ist hier, möglichst nie alleine an gefährlichen Spannungen arbeiten. Und wenn dann nur mit FI.

8) Schadet nicht!

Gruß,
Joachim
« Letzte Änderung: 13.04.2005 15:11 von Joachim »
Live long and prosper.

*

Offline Joachim

  • YaBB God
  • *****
  • 3.704
  • Live long and prosper
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #18 am: 13.04.2005 15:22 »
Hi, Marek,

Zitat
wie ich das nun verstanden hab, kommt der schutzleiter ans gehäuse und mit einem dicken kabel an die masse

Ja!

Zitat
dann ist ja praktisch das gehäuse auch ein teil der masse

Ja, sofern es aus Metall ist, hat das Chassis Massepotential.

Zitat
und muss man da solche sachen wie potis oder buchsen gegen das gehäuse isolieren oder eben grade mit dem gehäuse verbinden

Das ist eine Philosophiefrage. Manche Leute werden Dir sagen, man muß Buchsen und Potis vom Gehäüse isolieren, weil der Verstärker sonst brummt, wie eine Hummel. Andererseits, praktisch alle Amp-Hersteller haben Buchsen und Potis über das Gehäuse an Masse/Erde und da brummt nichts. Der Vorteil ist außerdem, dass wenn im Fehlerfall hohe Spannung auf den Poti kommt das Gehäuse durch das Massepotential einen schutz darstellt. Ich habe jedednfalls Potis noch nie vom Gehäuse isoliert, die Buchsen schon, aber nur, weil sich das bei den Plastikteilen im Marshall halt so ist ;)

Zitat
da ist meine masse, also signalmasse, das ,,MINUS'' von allen spannungsquellen, das 2. kabel von dem baisabgriff auch EINS und damit mit dem schutzleiter verbunden.??

 ???

Gruß,
Joachim
« Letzte Änderung: 13.04.2005 15:22 von Joachim »
Live long and prosper.

*

Offline SpinalTapper

  • YaBB God
  • *****
  • 565
  • 6CA7 powered
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #19 am: 13.04.2005 17:02 »
Eine Frage fällt mir auch noch ein, wie kann ich als Gitarrist (sprich als nicht Elektrobastler ;)) die Elkos entladen? Günter hat mal erwähnt, ich soll die "leerspielen", sprich nach dem Abschalten des Amps noch spielen, solange es hörbar ist. Sind damit die Elkos halbwegs sicher entladen?

*

Offline the_moppi

  • YaBB God
  • *****
  • 590
  • Ich liebe dieses Forum!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #20 am: 13.04.2005 18:50 »
hi joachim
ich meine mit meiner letzten aussage, dass alles erwähnte zusammen kommt und eine gemeinsame masse darstellt.
ist do so, oder??
zb. das 2.kabel vom baisabgriff geht aufm schaltplan einfach an masse, das andre kabel über ne diode an die röhre.

Mfg Marek
ICH HAB EUCH ALLE LIEB!

*

Offline Deeluxe

  • Sr. Member
  • ****
  • 225
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #21 am: 13.04.2005 19:16 »
An SpinalTapper,

der Tip mit dem 'Leerspielen' ist nicht schlecht.
Meine Amp schalte ich grundsätzlich in folgender Reihenfolge:
Ausschalten: nur Power aus (Spannung bleibt an den Röhren zum entladen)
Einschalten: Standby aus - Power ein - später Standby ein

Der eingeschalte StandBy ist zwar am Anfang etwas gefährlich beim Einschalten bzgl. drandenken aber man gewöhnt sich dran.
Dies schützt jedoch nur vor 'voll geladenen' Elkos und ist eine zusätzliche Sicherheit. (Man liegt dann nur im Koma statt dem sofortigen Exitus)  ;)
 
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaber:
Auf keine dieser Arten werden die Elkos wirklich leer und können immer noch locker mal 200Volt und drüber haben (je nach Amp und Siebung).

Zum Enladen besorg Dir nen 5Watt Keramikwiderstand (ca. 2 - 10kOhm), löte an die Anschlußdrähte gut isolierte Litze mit isolierten Krokoklemmen dran und isolier (Schrumpf-/Silikon-/etc.-Schlauch) alles noch blanke (Widerstandsdrähte etc.). Laß ihn zum Entladen dran bis ALLE Elkos (alle, d.h. StandBy EIN) leer sind, nimm den Widerstand weg (sonst stinkt's und rauchts nachher beim Einschalten recht, denn vergessen tust Du ihn mit Sicherheit immer wieder aml ;) ) und dann ran an den Amp.

Glaub mir - hat sich bewährt ;)

Grüße Deeluxe

*

Offline Stephan G.

  • YaBB God
  • *****
  • 768
  • Yeah!!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #22 am: 13.04.2005 20:14 »
Hi, Folks!
Der PE (Schutzleiter) und die Signalmasse sind nicht zwangsläufig miteinander verbunden! Einige Amps sind massemäßig über eine Kombination aus 10R/5W-Widerstand, spannungsfestem Kondensator und zwei antiparallelen Dioden angemessener "Dicke" mit dem PE / Gehäuse verbunden (z. B. der ein oder andere JCM 900).
Wichtig ist nur die Verbindung des Schutzleiters der Zuleitung mit dem Gehäuse (bzw. mit allen berührbaren metallischen Teilen)!

Das Entladen der Elkos kann man auch "automatisch" erledigen lassen. Allerdings ist dazu ein kleiner Eingriff nötig!
Ich werde das Thema in der neuen Design-Rubrik aufgreifen.

@Saitenschrott:
Etwas wichtiges hast Du getan: Aus Respekt vor dem Strom nachgedacht.

Es gibt zwar immer die ein oder andere Verbesserung an der Vorgehensweise - Nachdenken ist immer noch der wichtigste Schutz. Das gilt übrigens auch für das Design eines Amps!


PLAY LOUD!!
Forget TRIAL AND ERROR!  BURN AND LEARN!

*

Offline Joachim

  • YaBB God
  • *****
  • 3.704
  • Live long and prosper
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #23 am: 13.04.2005 20:23 »
Hi, Saitenschrott,

Asche über mein Haupt. Hey sorry, Stephan hat natürlich recht, ich habe heute Mittag aus Zeitgründen etwas knapp geantwortet und das klang vielleicht so wie "alles Käse". Das ist es natürlich nicht, im Gegenteil. Denn Du hast vor allem eines gemacht, Du bist Dir nämlich der Gefahr sehr bewußt! Und das ist die halbe Miete:). Ob man am Ende auf einem Holzboden steht oder nicht, ist dann bestenfalls zweitrangig ;)

In diesem Sinne nichts für ungut,
Joachim
Live long and prosper.

*

Offline Stephan G.

  • YaBB God
  • *****
  • 768
  • Yeah!!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #24 am: 13.04.2005 20:46 »
Hi, Folks!
@Joachim:
... ich wollte damit nicht sagen, daß Deine Anmerkungen nicht richtig sind!
Mir gings nur drum, den anderen Lesern den Knackpunkt zu verdeutlichen: DENKEN!

Ansonsten geben Deine Anmerkungen "den letzten Schliff"...

PLAY LOUD!!

P.S.: Bin noch die versprochene Tabelle mit Mindestabständen stromführender (aktiver) Teile schuldig: Ich habs nicht vergessen ... Da werd ich wohl der Übersicht wegen einen neuen Thread auftun ...

Forget TRIAL AND ERROR!  BURN AND LEARN!

*

Offline Joachim

  • YaBB God
  • *****
  • 3.704
  • Live long and prosper
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #25 am: 13.04.2005 21:13 »
Hi Stephan,

schon klar, dass es stimmt ist eine Sache, aber es ging mir mehr darum, dass ich etwas kurz angebunden war und deswegen meine Antwort ein bisserl harsch klang und das war definitiv nicht beabsichtigt :)

Schönen Abend,
Joachim

Live long and prosper.

*

Offline saitenschrott

  • Full Member
  • ***
  • 47
  • Ich liebe dieses Forum!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #26 am: 14.04.2005 21:36 »
Hallo,

@Joachim , ich habe kein Problem mit der Antwort. Im Gegenteil, besten Dank.
Es regt zum Nachdenken an...

@the_moppi: "Holzboden"
Na klar, wenn Holz feucht ist, hilfts wenig. Aber ich denke, nicht jeder kann sich entsprechende nichtleitende Unterlagen beschaffen, wie sie in der Industrie verwendet werden. Und das ist ein trockener Holzrost o.ä. besser als nichts.

Allein Arbeiten: Ich meinte da eher kein Tohuwabohu drumherum, Kinder und Haustiere in der Nähe.

Schönen Abend noch,
saitenschrott

*

Offline TubeNewbie

  • Sr. Member
  • ****
  • 240
  • Ich brauch ein Bier!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #27 am: 17.04.2005 15:23 »
Hi!

Also seit ich über die Mittelanzapfung der Sekundärspannung in Standby schalte brauche ich keinen Entladewiderstand mehr! ;)
Ich warte eine Minute dann ist die Spannung auf einen ungefährlichen Wert zurückgegangen und ich kann wieder weiter basteln. :)

Gruß Michael

*

Offline Killigrew

  • YaBB God
  • *****
  • 758
  • Hey, Ich liebe dieses Forum wirklich!
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #28 am: 17.04.2005 16:18 »
Also mit entlade Widerstand dauert es eigentlich auch nicht länger,
Ich warte aber trotzdem immer länger weil ich den Amp zum löten immer mein Zimmer tragen muss, und deshalb sollten die Röhren etwas abgekühlt sein.

mfg :)

*

Fuz386

  • Gast
Re:Sicheres Arbeiten an Röhrenamps
« Antwort #29 am: 9.05.2005 21:03 »
Hallo Leute

Sehr informativer Thread über eine extrem wichtige Sache.
Toll gmacht.

Bezüglich der Kondensatoren möchte ich auch etwas sagen.
Wenn Entladewiderstände bei den dicken Elkos eingebaut sind gibt es ja keine Probleme.
Wenn man die Elkos aber selbst entlädt, ist es gut zu wissen dass sie sich selbst wieder aufladen können.

Entlädt man Elkos über einen Kurzschluss, steigt die Spannung bei Leerlauf wieder an.
Ohne Anlegen einer Spannung oder sonstiger äußerer Einflüsse
Diesen Effekt nennt man "dielektrische Absorption", er entsteht durch die Polarisation des Dielektrikums.

Gut zu wissen, dass man auch von einem angeblich leerem Kondensator noch einen mitunter tödlichen Schlag bekommen kann.


Noch eine Frage meinerseits, die mich gerade quält:
Mein neues Amp-Projekt bekommt ein Hübsches Stahlgehäuse, das allerdings Pulverbeschichtet ist.
Die Oberfläche ist also weitgehend isolierend.

Wie lege ich dieses Gehäuse am besten auf Masse bzw. Schutzleiter?
Muss ich das in diesem Fall überhaupt?

mfg Philip