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Mod Bass-King 1: Differenzverstärker als Eingangsstufe
bea:
Hallo Leute,
eine kleine Frage zur Theorie - ich möchte die Dinemsionierung der Eingangsstufe von Dynacord Eminent und Bassking verstehen. In diesen Geräten werkelt eine Triode als Differenzverstärker; sie soll symmetrische Mirkofone verstärken.
Für mein Empfinden ist die Eingangsimpedanz etwas klein geraten. Daher möchte ich den Eingang behutsam modifizieren.
Unten mal ein Schaltbild. Die Eingangsimpedanz der unteren Baugruppe wird offensichtlich sowohl von den Widerständen direkt an der Klinkenbuchse bestimmt als natürlich auch vom Gitterableitwiderstand.
Mich interessiert jetzt die Impedanz an den Eingangsklemmen des Moduls, vor allem aber, was passiert, wenn ich den Gitterableitwiderstand vergößere. Vermutlich muss ich dann die komplette Stufe neu berechnen, um die Symmetrie des Eingangs zu erhalten.
Und jetzt meine konkrete Frage: ich suche eine Quelle, in der beschrieben steht, wie man einen derartigen Differenzverstärker im Detail dimensioniert, vor allem aber, wo eventuelle Fallstricke liegen. In meiner Literatur habe ich nichts dazu gefunden (Diciol, Walve Wizard-Buch).
Danke schon mal für eventuelle Tipps.
es345 (†):
Hallo Bea,
Das Ganze ist keine Differenzverstärkerschaltung, hier eine Kurzanalyse:
Kanal 1:
ist ausgelegt für symmetrischen Betrieb mit sehr kleinem Eingangssignal und unsymmetrischen Betrieb mit größerem Eingangssignal.
a) symmetrisch: Pin 1 und 3 aktiv (dynamisches Mikro, Impedanz üblicherweise 600 Ohm): Verstärkung, wie wenn pin 3 und ebenso der negative Pol von C2 auf Masse liegen würde. Verstärkung ca 70, siehe Datenblatt ECC808.
b) unsymmetrisch Pin 1 aktiv - 2. Pol ist Masse Pin 2, Pin 3 ist offen: Eingangsimpedanz ca 100K Ohm. C2 ist faktisch wirkungslos da über 22K an Masse. Abgeschätzter resultierender Kathodenwiderstand ca 11 K Ohm -> Verstärkung ca 20.
Kanal 2:
angeschlossen nur wie in Kanal 1 Fall b), allerdings mit großen Eingangsentkopplungswiderstand (100K)
zum Thema erhöhte Eingangsimpedanz am Beispiel Kanal2:
erhöhe R2, R710 sowie R711 (läßt sich schlecht lesen) auf 1M. Willst Du zusätzlich die Verstärkung erhöhen, lege den Minuspol von C2 auf Masse
Gruß Hans- Georg
bea:
Hallo Hans-Georg,
lieben Dank für die Erläuterung.
--- Zitat von: es345 am 5.04.2011 22:36 ---zum Thema erhöhte Eingangsimpedanz am Beispiel Kanal2:
erhöhe R2, R710 sowie R711 (läßt sich schlecht lesen) auf 1M. Willst Du zusätzlich die Verstärkung erhöhen, lege den Minuspol von C2 auf Masse
--- Ende Zitat ---
So ungefähr dieses hatte ich vor, genauer wie im Eminent die Pins 1 und 3 der DIN-Buchse direkt an C1 und C2 und die Klinkenbuchse mit Werten wie von Dir vorgeschlagen, dazu natürlich auch R2. Mir war nur nicht klar, ob die so modifizierte Stufe (R2) dann immer noch als Mikrofoneingang verwendet werden kann (am liebsten hätte ich an beiden Kanälen je einen DIN- und einen Klinkeneingang). Da wollte ich vorsichtshalber nachrechnen...
Dank und Gruß
Beate
Hucky:
Ich glaube die Eingangsschaltung ist hochohmiger als Du im Moment denkst.
Am besten bestimmst Du die wirkliche Eingansimpedanz mit einer kleinen Messung.
Speise die Schaltung aus einer niederomigen Quelle (z.B. Soundkarte Ausgang).
Lege zwischen Generator und Eingang ein 500kOhm Poti (lin oder log)
Erhöhe das Poti von null bis Du am Ausgang des Amps (Soundkarte Eingang) den halben Pegel hast (-6dB)
Der Wert des Potis entspricht nun dem Eingangswiderstand der Schaltung.
Ich schätze Du wirst das Poti weit aufdrehen müssen (nahe 500kOHm), eventuell ist es sogar zu klein.
Noch eine kleine Bemerkung zur Schaltung:
R2 brauchst Du wahrscheinlich nicht zu erhöhen. Er ist Teil der Eingansstufe, welche
als Bootstrapschaltung ausgeführt ist. Ueber die Kathode kriegt er eine Mitkopplung.
90% des Ausgangssignal wird gleichphasig zum Gitter zurückgeführt.
Dies erhöht den Einganswiderstand (er entspricht nicht R2).
Der effektiv AC-mässig gesehene (gefühlte) Widerstand ist daher ungefähr 1MOhm.
Gleichzeitig wird das Rauschen reduziert, da man mit einem kleinereren Gitterableitwiderstand (R2) arbeiten kann.
Durch die Mitkopplung wird k2 erhöht.
Was wollen wir mehr ?
Ich vermute die Schaltung ist schon beinahe perfekt ... und vielleicht auch besser als
das was wir meistens von unseren Abkupfern (Leo und Jim) selber so abkupfern.
Fritz1949:
--- Zitat von: Hucky am 8.04.2011 04:05 ---.....
Ich vermute die Schaltung ist schon beinahe perfekt ... und vielleicht auch besser als
das was wir meistens von unseren Abkupfern (Leo und Jim) selber so abkupfern.
--- Ende Zitat ---
Hallo,
man darf auch nicht vergessen dass bei Dynacord die Entwicklungen von Ingenieuren gemacht wurden. Die hatten/haben auch Ahnung von der Theorie.
Das Gesamt-Konzept der Geräte ist ja auch sehr ausgefuchst was Kompatibilität, Flexibilität und Kompaktheit betrifft.
Vom Effekt-Weg, mit einem Kabel (mit 2 Kabeln, für fremde Geräte, geht natürlich auch) zum Hall/Echogerät, Tonbandgerät-Eingang und -Ausgang und variabler Eingangsimpedanz konnten andere damals nur träumen.
Anfang der Siebziger Jahre, als es für normal sterbliche, noch keine bezahlbaren Mischpulte gab haben wir unsere "Produktionen" mit Hilfe eines Eminent II auf genommen.
Gruß, Fritz.
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