Technik > Tech-Talk Amps
Hammond B3 / AO-28 rauscht, welche Widerstände ersetzen?
salossi:
Hallo zusammen!!
Soderle, hab mich nun auch im Analog-Orgel-Forum angemeldet, und mal schaun, was mir die Spezialisten dort raten werden. Momentan sieht´s allerdings eher Richtung "gute Performance", d.h. Austausch eventuell aller Widerstände gegen Metallfilm aus.
Ich werde die Arbeit auf alle Fälle dokumentieren und Bilder auf meiner Homepage einstellen. Der FB-Link war nur ne Option, da ich dort neulich nach dem ersten Arbeitstag einige schöne Bilder eingestellt hatte (Sowohl Einblicke in die Technik als auch einfach nur schöne "Impressionen" dieses Instrumentes).
Um aber eure Neugier (kann ich ja verstehn!!! ;D ) zu befriedigen, hier schon mal ein paar Bilder:
Fangen wir mal an mit purem Sex:
Hier werden die Presets eingestellt:
Hier 2 Leslie-Amps von unten, der linke ist frisch überholt, der rechte muß noch umgerüstet werden auf Dual-Speed:
Testlauf des einen Leslie-Amps:
Das Innere des AO-28-Verstärkers:
:P
Grüßchen, Salossi
Striker52:
Danke für die Fotos. Sieht ja für mein Auge schon ziemlich anders aus als ein Gitarren-Amp. Hast du davon einen Schaltplan? Die Pläne,die ich unter Gernots Link auf die Schnelle angesehen habe, enden alle nach dem Pra-Amp. Ist das bei allen Hammonds so? Ich dachte immer die haben einen kompletten Verstärker eingebaut Kannst mich /uns da mal aufklären?
Gruß Axel
salossi:
Habe mittlerweile ein ganze Sammlung Schaltungen :-)
In der Orgel sitzt lediglich der Preamp, keine Endstufe. Die Endstufen stammen aus den (zwei unterschiedlichen) Leslie-Cabinets, wobei es auch dort unterschiedliche Versionen gibt (symmetrische / asymmetrische Signalleitung zur Orgel, Single-Speed / Dual Speed Cabinets etc.). Da die Orgeln ja über Jahrzehnte gebaut wurden gibt´s diverse Versionen, allerdings wurde der AO-28 über einen langen Zeitraum nahezu unverändert gebaut.
Bei den Orgeln und den Leslies sind außerdem Anpassungen nicht nur an die Spannung (117V -> 230V) nötig, sondern auch was die Netzfrequenz betrifft. Sonst läuft alles bei 50Hz n bissl langsam, und die ganze Band muß runterstimmen ;D
Alles ne Wissenschaft für sich...
Nächste Woche werden wir den AO-28 Preamp überholen, und dann sollte die Orgel mit dem einen Leslie soweit hoffentlich wieder einwandfrei laufen. Die Modifikation des zweiten Leslies ist dann ein Projekt für die bevorstehenden, langen Winternächte...
Schaltpläne findet man über die Google-Bildersuche problemlos alle im Netz.
Die Leslie-Endstufen unterscheiden sich nicht groß von einem normalen Gitarrenamp. Es sind normale Kathodenbias-Class A PP-Endstufen, allerdings im Falle des neuen Amps (links im Bild) ohne PI, da das symmetrische Signal direkt über entsprechende Treiber die Endröhren anschiebt. Unüblich finde ich an diesem Verstärker auch die Gleichrichtung (zunächst mittels Brückengleichrichter - die Anodenspannung läuft dann später teils noch mal über eine Röhrendiode).
Soo, nächste Woche werden erstmal die Kohlen ausgetauscht! Ich halte euch auf dem Laufenden!!
Greets, Salossi
Dote:
Hallo Salossi,
--- Zitat ---Unüblich finde ich an diesem Verstärker auch die Gleichrichtung (zunächst mittels Brückengleichrichter - die Anodenspannung läuft dann später teils noch mal über eine Röhrendiode).
--- Ende Zitat ---
also die OC3 Röhre, die Du als Diode bezeichnest, ist eigentlich eine sogenannte Regulator-Röhre. Sie dient dazu, die Schirmgitterspannung der 6550 bei ca. 310V zu halten.
http://en.wikipedia.org/wiki/Voltage-regulator_tube
http://www.bentonelectronics.com/leslieamp147.html
Bei Deiner Beschreibung des Leslie Amps muss ich Dir auch widersprechen:
Sicher hat der Leslie122 eine PI. Das symmetrische Signal der Orgel geht eben hier einfach auf die Gitter der Trioden der 12AU7.
http://www.captain-foldback.com/Leslie_sub/Leslie_schematics/122.GIF
Ansonsten schöne B3. Scheint eine sehr frühe zu sein, von daher kann 1955 hinkommen. Erkennt man unter anderem an der massiven "Start-Run"-Platte aus Messing und den Oil-Funnels. Hat sie auch hölzerne "Cheek-Blocks". Ist also ein 60HZ US Modell. Welchen Konverter habt ihr eingebaut, oder ist es ein Bertram-Umbau mit mechanischer Wandlung?
Wo Du gerade dabei bist die Orgel zu servicen, nimm unbedingt mal einen Frequenzgang des Generators auf, d.h. mit dem Oszi direkt am Generator abgreifen. Kon Zissis sammelt die Frequenzgänge in einer Liste http://www.hammond-leslie.info/KonsTGandTaperingData/. Nach einem Recap des Generators (also wenn die Kondensatoren auf dem Generator total ihre Werte streuen, ist die List goldwert. Die Kalibrierung des Generators war so ziemlich das krasseste was ich bei meiner Hammond machen musst. Dabei wird die Magnetposition vor den sich drehenden Tonrädern verändert und damit die Höhe des Ausgangssignals verändert.
Bei dem AO-28 würde ich definitiv alle Widerstände und auch die Kondensatoren (ausser Keramik) tauschen. Am besten MPP (Xicon). Vergiss auch nicht den Widerstand im Matching-transformer der Manuale (unter der silbernen Haube). Der verändert auch gerne seinen Wert mit der Zeit.
Die Becherelkos gibt es bei Tonewheel General Clinic (Rick Prevallet)
http://www.tonewheelgeneral.com/build_page.php?category=Hammond+Organ+Parts&subcat=Parts+Kits
Absolut empfehlen kann ich auch das Bob Schleicher Relais (elektronisch) als Austausch gegen das elektro-mechanische Relais im Leslie Amp. Kein "Klacken" mehr und man hat auch eine Coast/Stop Funktion, d.h. die Rotoren im Leslie können abgestellt werden. Sehr lecker bei Jazz! Wird mittlerweile von TrekII hergestellt: http://www.trekii.com/EIS122.html
Und zu guter Letzt noch eine Info für die ewige Diskussion, ob geringere Heizungsspannungen den Röhren schaden:
Bei allen Hammond Orgeln liegt die Heizspannung bei 6V, d.h. unterhalb der geforderten 6.3V. Alle Röhren, die mir bisher aus bis zu 60 Jahre alten Orgeln (hatte mal eine C2G von 1954) waren tadellos und klingen heute noch absolut Spitze! Eine Überspannung ist Gift, aber leichte Unterspannung eher vorteilhaft, wie Hammonds beweisen! 8)
Viele grüße,
Dote
Striker52:
--- Zitat von: salossi am 20.08.2011 03:21 ---Habe mittlerweile ein ganze Sammlung Schaltungen :-)
In der Orgel sitzt lediglich der Preamp, keine Endstufe. Die Endstufen stammen aus den (zwei unterschiedlichen) Leslie-Cabinets, wobei es auch dort unterschiedliche Versionen gibt (symmetrische / asymmetrische Signalleitung zur Orgel, Single-Speed / Dual Speed Cabinets etc.). Da die Orgeln ja über Jahrzehnte gebaut wurden gibt´s diverse Versionen, allerdings wurde der AO-28 über einen langen Zeitraum nahezu unverändert gebaut.
Bei den Orgeln und den Leslies sind außerdem Anpassungen nicht nur an die Spannung (117V -> 230V) nötig, sondern auch was die Netzfrequenz betrifft. Sonst läuft alles bei 50Hz n bissl langsam, und die ganze Band muß runterstimmen ;D
Alles ne Wissenschaft für sich...
Nächste Woche werden wir den AO-28 Preamp überholen, und dann sollte die Orgel mit dem einen Leslie soweit hoffentlich wieder einwandfrei laufen. Die Modifikation des zweiten Leslies ist dann ein Projekt für die bevorstehenden, langen Winternächte...
Schaltpläne findet man über die Google-Bildersuche problemlos alle im Netz.
Die Leslie-Endstufen unterscheiden sich nicht groß von einem normalen Gitarrenamp. Es sind normale Kathodenbias-Class A PP-Endstufen, allerdings im Falle des neuen Amps (links im Bild) ohne PI, da das symmetrische Signal direkt über entsprechende Treiber die Endröhren anschiebt. Unüblich finde ich an diesem Verstärker auch die Gleichrichtung (zunächst mittels Brückengleichrichter - die Anodenspannung läuft dann später teils noch mal über eine Röhrendiode).
Soo, nächste Woche werden erstmal die Kohlen ausgetauscht! Ich halte euch auf dem Laufenden!!
Greets, Salossi
--- Ende Zitat ---
Hallo Salossi,
vielen Dank erst mal für deine ausführlichen Erklärungen! Ich dachte bisher immer, die Hammond-Orgeln hätten den kompletten Amp eingebaut. Da nur ein Pre-Amp drin ist, erklärt sich auch wie z.B. Jon Lord und andere die B3 über Marshall-Amps verstärkt haben. Ich werde deinen Thread aufmerksam weiterverfolgen, da ich hier noch Einiges über die Hammond erfahren kann ;D
Viele Grüße und viel Erfolg beim Restaurieren,
Axel
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln