Technik > Tech-Talk Boxenbau
Speaker von vorn oder von hinten einbauen??
mirco:
Moin!!
Ich versuche mich gerade am Bau meiner ersten 1x12" Box und habe eine Frage zum Thema Speakereinbau:
In manchen Quellen ( z.B. Bauanleitung Krusi Box ) wird im Interesse des besseren Sounds dafür geworben, den Speaker (bei mir Custom30) von oben/vorn auf die den Speaker haltende Frontwand zu verschrauben. Bei meinem Mesa Subway Blues Combo und ebenso bei meinem VOX ist der Speaker jedoch jeweils von hinten angeschraubt.
Was sind die Vorteile/Nachteile der jeweiligen Methode? Kann noch nachvollziehen daß bei einer dicken Wand ( bei mir 18mm Birke MPX ) bei rückseitiger Montage eine Art 18mm langer "Kanal" vor dem Speaker entsteht. ist das nachteilig und falls ja, ließe es sich durch abrunden der Speakerfräsung vermeiden?
Wäre super wenn ein (oder mehrere) Veterane(n) etwas Licht in mein Dunkel bringen könnte, danke dafür im Vorraus!
Greetz
Mirco
silverface:
Moin Mirco,
bei HiFi-Boxen ist man bestrebt, die zwischen Membran und Gehäuse möglichst kantenfreie Übergänge zu schaffen. Ansonsten würde sich die akustische Impedanz an diesen Kanten plötzlich ändern, was zu unerwünschten Reflexionen und Brechungen führt. Die Box klingt dann so "klein" wie ihre mechanischen Abmessungen.
Ob man das bei einer Gitarrenbox auch so feststellen kann - vor allem bei einem Zylinder mit 18mm Länge und 300 mm Durchmesser(!) - weiß ich nicht. Außerdem ist bei den von Gitarristen durchschnittlich produzierten Lautstärkepegeln :devil: der Raum maßgeblich am Klang beteiligt, wodurch derartige Effekte noch weniger wahrgenommen werden.
Das Verrunden der Kanten hat aber noch einen weiteren Vorteil: Am Bespannstoff kann sich keine Kante durchdrücken.
Grüße, Gernot
Dirk:
Hallo,
ob der Lautsprecher von vorne oder von hinten eingebaut wird ist vollkommen egal. Es gibt zwar im Netz anders lautende Meinungen doch das ist wohl mehr Voodoo, Mojo und Marketing-Quatsch.
Gruß, Dirk
PS: Sollte mir jemand das Gegenteil beweisen (können), dann nehme ich diese Aussage natürlich zurück :devil:
12stringbassman:
Als ich noch Studio-Abhöranlagen konstruierte und baute, konnte ich Einflüsse von Reflexionen durch Membran-nahe Hindernisse messtechnisch und im Hörversuch nachweisen.
Im konkreten Fall ging es um ein koaxial im Mitteltöner steckendes Hochtonhorn. Der vom Mitteltöner abgestrahlte Schall wurde von der Außenseite des Horns reflektiert und an der Vorderkante gebeugt. Das erzeugte in der Übertragungsfunktion des Mitteltöners in dessen oberen Einsatzbereich eine starke Welligkeit, die auch hörbar war. Abkleben des Horns mit Filz schaffte Abhilfe.
Das alles fand aber quasi unter "Laborbedingungen" in einer Tonregie mit kurzer Nachhallzeit (<300ms) und kontrolliertem Reflexionsverhalten statt. Die Lautsprecher waren bündig in eine kantenfreie Schallwand eingelassen.
Die Kante in der Schallwand eines Gitarren-Lautsprechers macht sicher auch irgendwas, aber
1.) ist die Kante sehr klein und sehr nahe an der Schallquelle, deshalb wird der Effekt nur bei sehr hohen Frequenzen und im Pegel sehr gering ausfallen. Möglicherweise liegt der Effekt außerhalb des Übertragungsbereiches des Gitarren-Lautsprechers.
2.) hat jeder Gitarrenlautsprecher noch eine zweite Kante, nämlich da, wo die Gehäuseseitenwand über die Schallwand übersteht. Die Effekte überlagern sich dadurch.
3.) spielt der Gitarrist für gewöhnlich nicht unter Laborbedingungen.
==> ich schließe mich Dirks Meinung an.
Grüße
Matthias
Dirk:
Hallo,
Nachtrag: im Bereich der Hornlautsprecher gibt es die Unterscheidung "frontgeladen" und "rückgeldane". Das hat aber eine andere Bedeutung aber ich vermute, dass irgendwann mal jemand dies 1:1 auf Gitarren-Lautsprecher übertragen hat ohne zu wissen was es überhaupt bedeutet und dies dann mehr und mehr von den restlichen Ahnungslosen in den Fachabteilungen und Fachmagazinen aufgegriffen und weiter gegeben wurde.
Gruß, Dirk
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