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Der zerrende PI und der Rackpreamp
456Onno456:
Hallo,
[Kurzinfo: Wie inkludiert man am geschicktesten einen PI in einen Rack-Röhrenpreamp?]
Ich habe ausgelöst durch die Frage eines Bekannten darüber nachgedacht welche Verbesserungsmöglichkeiten es bei einem 19“-Röhrenpreamp (Mesa Studio Preamp), welcher direkt in ein Mischpult gespielt wird, gibt. Die offensichtlichste dabei ist eine Speakersimulation zu verwenden (z.B. AMT CN-1) um den recording out des Preamps zu umgehen (meist nicht so dolle). Das sollte auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung erzielen. Ein anderes Hauptanliegen war, einen amtlichen Marshall-Sound aus einer Preamp-Lösung zu bekommen. Das wird mit dem Boogie Preamp schon mal deutlich schwieriger.
Ausgelöst durch einige Amp-Projekte mit einem PPIMV und längerer Recherche nach der magischen Zutat für DEN Plexi-Sound bin ich mittlerweile auch dabei angekommen einen überfahrenen Phaseninverter für eine der Hauptzutaten zu halten. Klar es gibt noch viele andere Gewürze, aber gerade bei den älteren Designs, welche von sich aus wenig zerren ist dies doch deutlich klangprägend.
Warum also nicht einfach einen Phaseninverter (LTP) in dem Rack-Preamp verbauen? Ein traditionelles Mastervolume-Poti davor (als „drive“-Regler) und die beiden Ausgänge entweder mit einem Differenzverstärker (z.B. INA 117) oder einem Audio-Übertrager LTR-110 addieren. Am Ausgang dann ein Overall-Mastervolume für den Mann am Mischpult. Wählt man für das summierende Bauteil ein Übertragungsverhältnis von 1:1 oder 1:2 (also gering) kann man es durch eine Art PPIMV-Schaltung (Spannungsteiler) vor zu hohen Pegeln (speziell beim IC) bewahren und das Übersetzungsverhältnis des AÜs „simulieren“. Damit kann man dann ebenfalls eine Gegenkopplung mit Presence und Depth nutzen und sehr nahe an den Originalwerten arbeiten. In Spice sieht das schon mal ganz gut aus.
Frage an die Erfahrenen Elektroniker:
Eignet sich der INA 117 (ich habe da wenig Erfahrung), würde sich der LTR-110 ebenfalls eignen? Was meint ihr zu der Idee und was würdet ihr bei der Umsetzung beachten?
Lieben Gruß,
Max
12stringbassman:
Servus Max,
zum Gesamtkonzept will ich nix sagen, von sowas habe ich keine Ahnung.
Zur Phasenumkehrstufe:
Der typische Klang einer übersteuerten Endstufe kommt nicht nur durch den übersteuerten PI allein zustande, sondern auch dadurch, dass die Endröhren Gitterstrom ziehen, wenn die Gitterspannung in den Bereich um 0V oder darüber hinaus geht. Sobald Gitterstrtom fließt, knickt die Ausgangsspannung des PI in die Knie, denn beide Ausgänge sind hochohmig. Dadurch wird das Signal hart geklippt (von wegen "weiche Endröhren-Zerre" ;) ). Diesen Effekt könnte man evt. durch ein Konstrukt aus Zener-Dioden oder einfachen Dioden mit Vorspannung simulieren.
Zum Line-Ausgang:
Du willst mit dem Ausgang des Pre-Amps diverses Studio-Gerät ansteuern? Endstufe, Mischpult, sonstiges 19"-Zeugs?
Dann sollte der Ausgang einigermaßen niederohmig sein, denn die Eingangsimpedanz dieser Geräte liegt normalerweise irgendwo im 10kOhm-Bereich. Mit dem Langschwänzigen Paar und Ausgangsübertrager allein wird das nix.
Entweder schaltest Du nach dem Differenzverstärker noch eine ECC82 als "Endstufe", wie im Lummy-Express. Diese Lösung wäre vielleicht sogar die realistischte (Lastwiderstand nicht vergessen).
Oder Du lässt den Übertrager weg, und summierst beide Ausgangs-Signale des PI phasenrichtig in einem als Differenzverstärker beschalteten OP-Amp zusammen. Das muss kein teurer INA117 mit lasergetrimmten Präzisionswiderständen für 5-6€ sein, ein TL071 für 50Ct. und vier 1/4W-Widerstände zu je 3Ct. tun's auch. Diese Widerstände müssen halt so dimensioniert sein, dass der OP-Amp bei Vollaussteuerung des PI nicht mehr als ±10V abbekommt (bei Spannungsversorgung von ±15V).
Grüße
Matthias
456Onno456:
Hallo Matthias,
tja mit dem Ina scheine ich mich ein wenig disqualifiziert zu haben ;-). War einer der ersten die ich bei der -----Recherche gefunden habe (eine schwache Ausrede ich weiß).
Vielen Dank für deinen Kommentar, das hilft mir sehr weiter. Die Quintessenz sind also zwei Varianten [a) &b)].
Var. a): Man nehme einen Opamp als Differenzverstärker beschalten und benutze an den Eingängen back-to-back Zenerdioden (Jose-MV ;-)) nach GND um einerseits den Gitterstromeinsatz der Endstufenröhren zu simulieren und andererseits den Opamp vor zu hohen Spannungen zu bewahren. Dies liegt nahe an einer nachgeschaltenen zusätzliche Zerrstufe mit Frequentkorrektur (Presence & Depth).
Var. b): Man realisiere eine wirkliche PP-Endstufe mit einer kleinen Doppeltriode (z.B. 12AU7) und greife das Signal an einer Last (möglicherweise komplex wie bei den "besseren" Loadboxen) ab. Damit hat meinen eigentlich einen vollwertigen Amp.
besten Gruß,
Max
12stringbassman:
Ich würde Variante b präferieren. Eben weil Du dann einen zwar kleinen, aber eben "richtigen" Amp hast an den Du auch mal einen Lautsprecher anschließen kannst (Klinke mit Schaltkontakt, wenn nix drin steckt liegt der interne Lastwiderstand an).
Und Du braucht keine Extra-Spannungsversorgung mit ±15V für diesen einen OP-Amp ::)
haebbe58:
Hi,
aber dafür braucht er zusätzlich einen AÜ und der Netztrafo muß mehr Heizstrom und Anodenspannung liefern können ... und das Gehäuse muß die zusätzlichen Bauteile aufnehmen können ....
Gruß
Häbbe
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