Technik > Tech-Talk Amps

Daisycutter Project (HoSo SLO Conversion)

(1/3) > >>

darkbluemurder:
Hallo zusammen:

ich habe es ja schon angedeutet, jetzt ist es soweit, darüber zu berichten.

Ausgangspunkt

Viele meiner selbstgebauten Amps haben folgende Architektur: Vorstufe - Gainregler - Vorstufe (mit oder ohne Kathodenfolgerstufe) - Klangregelung - long tail PI - PPI Master Volume - Endstufe m. Kathodenbias - keine Gegenkopplung. Das bedeutet, dass für ordentliche Zerre der PI mitarbeiten muss. Das hatte bei bestimmten Einstellungen der Klangregelung, insb. wenn die Mitten niedrig und die Höhen hoch eingestellt waren, unschöne verzerrte Klänge zur Folge. Deshalb habe ich schon lange nach einem Konzept gesucht, welches die Verzerrung vor die Klangregelung legt, aber sich trotzdem noch "aufklaren" lässt.

Angeregt durch diesen von El_Martin gestarteten Fred
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12899.0.html

habe ich mich mal näher mit dem Daisycutter von Randy Fay (Phaez Amps) beschäftigt. Den auf AX84 geposteten Schaltplan hänge ich an.

Hinsichtlich der Vorstufe habe ich mich aber eher an den Werten orientiert, die man in dem nachfolgenden Video sehen kann (sie werden an einer Stelle eingeblendet, ebenso wie die Potiwerte):
http://www.youtube.com/watch?v=qumL2poI7dQ

Also habe ich meinen HoSo Super Lead Overdrive, der ja selbst schon eine Conversion ist (siehe hier: http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12244.0.html) nochmal konvertiert.  Einzelheiten folgen im nächsten Post, in dem ich dann durch die Schaltung gehe und meine Gedanken dazu, was sich der Erfinder wohl dabei gedacht haben mag, niederschreibe. In einem weiteren Post gehe ich dann darauf ein, wie er klingt, nachdem ich ihn jetzt mit verschiedenen Gitarren ausgiebig getestet habe.

Viele Grüße
Stephan

darkbluemurder:
Zweiter Teil: Schaltung

Vorstufe:

Ich habe derzeit noch die Pentodenstufe mit der 5879 drin, die folgende Werte hat:
Ra = 56k, parallel dazu ein 250pf
Rs = 470k, mit 100nf zur Masse
Rk = 820R, parallel dazu ein 1uf

Einzige Änderung gegenüber der HoSo SLO-Schaltung ist der Ra. Mit 100k II 100pf gab es zuviel Gain.

Über einen 4n7 Koppel-C geht es direkt auf ein 250kA Poti, mit einem 330pf vom Schleifer zur Masse (im Video sind es 390pf - hatte ich keine mehr). Vermutlich wollte der Designer den verminderten Serienwiderstand zum nächsten Gitter damit ausgleichen. Wie auch immer - das Gainpoti hat einen sehr weiten Regelweg von Clean (nicht Funky oder Jazz, sondern Blues oder Country-Rock Clean ;)) bei gleichbleibender Klangfarbe.

Vor dem nächsten Gitter ist ein 100k. M.W. bewirkt er zwei Dinge: erstens die Vermeidung einer möglichen Gitterblockade und zweitens die Isolierung des Kondensators am Gainpoti, der sich ansonsten zur Cga der Röhre addiert. Bitte um Richtigstellung, falls ich das falsch interpretiert haben sollte.

Zweite Stufe: Ra = 150k, Ck = 4k7 II 220nf, Koppel-C 22nf

Dann folgt ein Spannungsteiler von 220k - 220k. Neuere Modelle wie z.B. der SIBLY (steht für den Zeppelin-Song Since I've Been Loving You) haben dort 330k - 180k, was etwas weniger Gain ergibt. Sie haben z.T. auch einen Boost-Regler, der genau dort ansetzt: nach rechts gedreht addiert er einen Kondensator parallel zum 330k (Wert vermutlich 1000pf), nach links gedreht wird ein Kondensator nach dem Koppel-C an Masse gelegt (ich vermute hier einen Wert von 4n7 bis 10n). In der Mittelstellung sind vermutlich beide Cs soweit isoliert, dass sie keine Auswirkung mehr haben. Potiwert vermutlich 500k oder 1M, lässt sich leider aus den Fotos, die ich beigefügt habe, nicht erkennen. In meinem Amp habe ich leider keinen Platz mehr für ein solches Poti.

Dritte Stufe: Ra = 100k (im Video sind es 91k), Rk = 820R, kein Kathodenfolger.

Klangregelung (Werte in Klammern beziehen sich auf das Video):
Treble 250kB, 250pf (150pf)
Slope-R 56k (82k)
Bass 500kA (1MA), 22nf
Mid 100kA, 22nf (47nf)

Master Volume 500kA, 220pf C vom Schleifer zur Masse (180pf im Video - hatte keine mehr)

Vom Master-Ausgang geht es über einen 22nf und einen 680k zum Eingang der Kathodynstufe (diese entspricht dem im ersten Post beigefügte Schaltplan).

PI Ausgangskoppel-Cs 100nf, 220k Gitterableit-Rs, 2 EL84 in Kathodenbias mit 150R II 1000uf. Schirmgitter-Rs 2k2.

Das Original hat am 8-Ohm Lautsprecherausgang ein Zobel-Filter von 10R - 2u2f. Ich habe mir eine kleine Effektbox mit dem Filter aufgebaut, die ich zum vorhandenen Lautsprecher parallel schalten kann (wenn der Amp mehr als eine Buchse hat). Bei diesem Amp ist so ein Filter absolut sinnvoll, da es dem Zerrsound das Fizzelige wegnimmt, dem Cleansound aber nicht schadet.

Einzelheiten zum Sound dann im nächsten Post.

Viele Grüße
Stephan

 

darkbluemurder:
Dritter Teil: und wie klingt er denn?

Der Amp hat mit dieser Vorstufe einen weiten Klangbereich von clean (abhängig von der verwendeten Gitarre, mit Single Coils bleibt er clean bis kurz vor 9 Uhr des Gainpotis, mit Humbuckern darf man das Gainpoti nur gerade so aufdrehen) und steigert sich dann kontinuierlich über verschiedenste Crunch-Schattierungen bis Medium Crunch (mit Single Coils) zu Strong Crunch (mit Humbuckern, einige mögen das sogar schon als High Gain bezeichnen).

Treble und Mid funktionieren mit den o.g. Werten hervorragend. Fast jede Einstellung führt zu einem guten Sound. Selbst bei zugedrehtem Mid und aufgedrehtem Treble kommt es nicht mehr zu grätzigen Sounds. Aufdrehen des Mid bewirkt auch eine gewaltige Pegelanhebung, die mit dem Master aber leicht zu bändigen ist. Die Wirkung des Bassreglers ist leider schwach - den werde ich auf 1MA ändern, ggf. auch den Bass-C erhöhen. Wäre trotzdem mal interessant, die Werte im Video zu probieren. Nach der Simulation im ToneStack Calculator rutscht das Mittenloch etwas tiefer, ebenso sinkt der Gesamtpegel, was für cleane Sounds sicher kein Nachteil ist. Mit vollaufgedrehtem Mittenregler sind die Kurven nahezu identisch bis auf eine kleine Absenkung bei Bass und Mitten. Im anderen HoSo habe ich ja ganz ähnliche Werte drin (100k Slope, 180pf Treble, 33nf Bass und 22nf Mid).

Zum PI: das ist mein erster Amp mit Kathodyn-PI. Ich habe probeweise vorher den long tail dringelassen, um einen Vergleich zu haben. Das war ziemlich brutal! Ein Gain von 28-30 (wer nachrechnen mag - http://www.ampbooks.com/home/amplifier-calculators/long-tailed-pair/) ist schon eine Ansage. Der Kathodyn mit einem Gain von 1 macht den Amp gleich viel friedlicher ... mit der Folge, dass jetzt der Cleansound zwar schön, aber viel zu leise ist. Wenn der Preamp stark gedrosselt wird, fehlt es an Signal, um die Endröhren richtig anzufahren. Bei Overdrive-Sounds ist das Signal aus dem Preamp jedoch stark genug, um gehörig Radau zu machen.

Folglich wird der nächste Evolutionsschritt darin bestehen, vor dem Kathodyn-PI eine weitere Gainstufe einzuziehen. Die Single-Ended Modelle haben auch eine weitere Gainstufe. Damit das Ganze kontrollierbar bleibt, wird der PPIMV wieder eingebaut. Ob der Cut auch zurückkommt, überlege ich noch.

Da ich keine 28-fache Verstärkung brauche, werde ich die direkt gekoppelte Kathodynschaltung mit der ECC82 nach Philipps-Datenblatt, welche auch im Jazzboy verbaut ist (siehe hier: http://roehrenfibel.wordpress.com/baumappen/jazzboy-2/), verwenden. Diese hat nach meinem Verständnis den weiteren Vorteil, dass sie selbst kaum Verzerrung, sondern allenfalls Kompression beitragen wird, denn in dem Konzept will ich keine weitere Verzerrung nach der Klangregelung. Die 11-fache Verstärkung, welche diese Stufe bieten soll, sollte für die Anhebung der cleaneren Sounds völlig ausreichen.

Zum Zobel-Filter habe ich ja schon etwas gesagt. Mal sehen, ob ich den fest einbaue.

Alles in allem schon jetzt ein gelungenes Projekt - ich bin sehr zufrieden. Ich werde dann berichten, wie sich die Änderung beim Kathodyn-PI auswirkt.

Viele Grüße
Stephan

darkbluemurder:

--- Zitat von: darkbluemurder am 20.12.2013 11:02 ---Folglich wird der nächste Evolutionsschritt darin bestehen, vor dem Kathodyn-PI eine weitere Gainstufe einzuziehen. Die Single-Ended Modelle haben auch eine weitere Gainstufe. Damit das Ganze kontrollierbar bleibt, wird der PPIMV wieder eingebaut. Ob der Cut auch zurückkommt, überlege ich noch.

Da ich keine 28-fache Verstärkung brauche, werde ich die direkt gekoppelte Kathodynschaltung mit der ECC82 nach Philipps-Datenblatt, welche auch im Jazzboy verbaut ist (siehe hier: http://roehrenfibel.wordpress.com/baumappen/jazzboy-2/), verwenden. Diese hat nach meinem Verständnis den weiteren Vorteil, dass sie selbst kaum Verzerrung, sondern allenfalls Kompression beitragen wird, denn in dem Konzept will ich keine weitere Verzerrung nach der Klangregelung. Die 11-fache Verstärkung, welche diese Stufe bieten soll, sollte für die Anhebung der cleaneren Sounds völlig ausreichen.
--- Ende Zitat ---

Der Jazzboy PI ist jetzt drin, PPIMV und Cut auch. Für diesen habe ich das 500k-Poti genommen, was vorher als Basspoti drin war und durch ein 1MA ersetzt wurde. Um es gleich zu sagen, der Cut ist in diesem Amp überflüssig. Das Zobel wirkt hier viel besser für meine Ohren. Der PPIMV macht dagegen Sinn, weil sich mit PrePIMV und PPIMV der Grad der Kompression einststellen lässt  - feine Sache. Der Cleansound ist aber auf den ersten Eindruck nicht viel lauter geworden. Ich habe aber auch noch nicht viel testen können. 

Frohe Weihnachten und viele Grüße
Stephan

El Martin:
Hi Stephan,

oh, ich habs verpasst. Bastle mal wieder nach längerer Zeit am Daisycutter. Deiner ist ja recht frei interpretiert, aber...
meiner iss kleiner  :o...das Layout ein Traum. Ein echter Alptraum.  :devil:
Schaumerma...die Brocken sind da. Oder bleibt er neben der Dumble Baustelle einfach liegen  ::)
Mer waas es net...mer munkelts noch net emal.

Ciao
Martin

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln