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Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973

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456Onno456:
Als letzten Teil kann noch ein paar Worte zu den Endstufen und Netzteilen, auch wenn dies bereits auf der ersten Seite des threads kurz angerissen wurde.

In einigen Eckdaten ähneln sich der Absara 1695T und der alte Supro 1624 überraschend. Die Anodenspannungen liegen im Bereich von 350V-360V, die Ausgangsübertrager haben ein Raa von 7k bis 7k5 und beide Endstufen sind relativ heiß gebiased.  Auch die Schirmgitterspannung sind über einen ähnlich niederohmigen Widerstand (200R/1k) abgegriffen. Selbstverständlich sind beide Endstufen keine Class-A Endstufen, egal was das Marketing und Voodoo-Foren-Berichte implizieren.


Ausgangsübertrager:

Der Absara-OT sieht ziemlich groß und stabil aus---im direkten Vergleich zu einem originalen 1624-OT (eher Richtung TT-18W-OT). Die relativ originalgetreuen Replicas gibt es ja bei ClassicTone  (# 40-18063) und dort sind sie als 10W OTs geführt.


Netzteil:

Der original-Supro richtet mit einer 5Y3 gleich, welche einen 20µF Kondensator auflädt. Es gibt nicht allzu viele Informationen wie strompotent die Hochspannungswicklung ausgelegt ist, man kann aber davon ausgehen, dass diese irgendwo im Bereich 100mA-150mA liegt. Die Filterung für die Schirmgitter- und Phaseninverterspannung erfolgt mit jeweils 10µF. Teilweise wurde ein weiterer 20µF-Kondensator dem Schirmgitterelko parallel geschalten (wird eine leistungsfähigere Gleichrichterröhre verwendet können diese zusätzlichen 20µF auch parallel zu den 20µF an der Anoden-node zu finden sein – siehe 1690T).
Der Absara 1695T ist im Vergleich mit 100µF eher modern gefiltert. Das Schirmgitter ist verhältnismäßig schwach entkoppelt mit 200R-10µF und 200R Schirmgitterwiderständen. Der Vollständigkeit halber muss ich bekennen, dass ich die Gleichrichterschaltung nicht wirklich detailliert ‚getraced‘ habe. Es könnte sein, dass diese auch als Zweiwegegleichrichtung ausgelegt ist (blaue Murata? snubber-caps sind definitiv verbaut).


Bias:

Die Supros sind mit 250R Kathodenwiderständen, welchen 35µF parallel liegen, gebiased. Für meinen Geschmack ist das ein wenig heiß und ich habe hier immer 330R/10W im Metallgehäuse genommen. Somit kann man dann auch mit einem 2W MOX im Kiloohmbereich parallel zu dem 10W das Bias ein wenig nachkorrigieren. Als besonders charmant hat sich das Weglassen des Kathoden-Kondensators erwiesen (bei meinen Varianten schaltbar ausgeführt). Der Verstärker 'squisht' ohne Kondensator mehr und die fizzeligen Höhen im Overdrive sind fast komplett unterdrückt. Natürlich bricht dadurch die Ausgangsleistung auf ca. 10W ein (‚onset of clipping‘ in einen 8Ohm Widerstand). Ist aber ein saggy-Sound und Spielverhalten das Ziel, bringt Letzteres deutlich mehr als den Schirmgitterabgriff hochohmig auszulegen (1690T 10k, siehe auch Matchless und MesaBoogie).


Der Absara ist über eine 24V Zenerdiode gebiased, welche parallel zum 200R Widerstand liegt. Diese Diode liegt in 'Sperrrichtung', d.h. damit sie die Kathodenspannung auf 24V 'stabilisieren' kann muss mindestens ein Strom von I=24V/200R=120mA fließen. Dies ist bereits im Ruhezustand gegeben. Das angehängte Bild ('Bias 1695T.png') visualisiert dies, wobei die Kennlinie für eine der EH6973 gemessen ist, welche in dem Absara 1695T steckte. Die Ausgangsleistung am 'onset of clipping' in einen 8Ohm Widerstand liegt bei ca. 17W.


Fazit:

Die alten Supros zeichnen sich durch ein minimalst gefiltertes Netzteil mit Röhrengleichrichtung aus. Zusammen mit einem Kathodenbias, im Speziellen ohne Kathodenkondensator, resultiert das in einem komprimierten Sound und Spielgefühl. Das heiße bias verringert den Sag ein wenig, da sich die Ströme zwischen Ruhezustand und ausgesteuertem Zustand nicht zu drastisch unterscheiden.
Der Absara 1695T ist mit einem modernen, eher harten Netzteil und einer quasi-fixed-Bias Endstufe ausgestattet. Dementsprechend ist das Spielgefühl, welches eher mit einem 50W Marshall zu vergleichen ist.

m.

456Onno456:
Ich habe noch zwei Bilder der Absara Transformatoren gefunden. Mit großer Wahrscheinlichkeit verwendet der 1695T eine Zwei-Wege-Gleichrichtung. Der Aufkleber des PT spezifiziert keine 230V/240V-Wicklung, diese ist aber definitiv vorhanden und verschalten.

456Onno456:
Bernd hatte mich gebeten ein paar Unterlagen zu den Supros, welche ich 'entwickelt'/gebaut habe, einzustellen. Ich habe leider nur ein paar Bilder aus der Bauphase des 6L6-Supros gefunden, welche leider nicht die beste Qualität haben. Die Verstärker sind momentan leider nicht zur Hand, so dass ich keine weiteren Bilder nachliefern kann (eventuell wird das noch was). Ich denke, dass die Bilder ein groben Eindruck vermitteln, allerdings zeigen sie nicht den endgültigen Zustand.

Das Chassis ist eine gebogene 2mm Aluminiumplatte. Die Front ist relativ präzise gefräst, so dass die gelaserten Frontplatten aus dem TT-Shop problemlos passen. Die Seitenteile bestehen bestehen Supro-typisch aus Holzblöcken.

Das Combogehäuse ist ein Lemberg aus dem TT-Shop, welches leicht modifiziert wurde (step für die faceplate, TV-back und TV-Front).

Zwei Röhren sind gleichspannungsgeheizt, das logic board ist aus Platzgründen auf einem der Seitenteile befestigt (dieses Board generiert auch die logic-Spannung). Der PT ist ein 18W Ringkern aus dem TT-Shop.

Bei den Endstufensockeln sieht man den Bias-Widerstand, welcher direkt auf dem chassis montiert ist.

Von den 4 6.3mm-Buchsen sind zwei für Lautsprecher und zwei für den Fussschalter. Rechts unten im Bild sieht man die Mosfets für die VVR.

Die 2+1-Lötleisten im Preamp-Bereich dienen als Zugentlastung für die Gitteranlaufwiderstände und beherbergen die Widerstände/Kondensatoren der Eingangsbuchsenbeschaltung.

m.

456Onno456:
Die Combo habe ich mit einem schönen Heritage Tweed bezogen (würde ich nicht mehr machen).

4 Bilder zeigen das Preamp-Board und PSU-Board von oben und von unten. Die Sozos und Micas im Signalweg sind in der endgültigen Variante durch vintage-korrekte Keramikscheiben ersetzt (bringt ein wenig was an der Placebofront.).

Das PSU-Board ist ebenfalls nicht im endgültigen Zustand abgebildet (hier sind es zu viele Details um sie alle zu listen. Die wichtigsten liefere ich mit dem Schaltplan).

Abschließend ein Bild des Chassis mit beiden Boards.

m.

456Onno456:
Ein kleines Detail am Rande. Die Kippschalter sind zurückgesetzt ausgeführt (rein ästhetische Gründe). Die beiden Bilder zeigen die Adapter (weißes ABS - Ultimaker 2), in diesem Fall von einem anderen Amp. Bei den Supros sehen sie leicht anders aus, es ist aber das idente Prinzip: die Adapter werden von den Potentiometern gehalten. Dies geht sich bei umsichtiger Planung mit einer Chassisdicke von 2mm und einer 1mm Frontplatte von der Gewindelänge her gut aus. Die ältesten dieser Adapter halten schon seit ca. 5 Jahren.

m.

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