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Supro 1695T Black Magick - aktuelle Supros - EH6973

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mr.bassman:
Hallo Max,

ich habe mir deinen Schaltplan vom Supro 1695 Black Magick mal genauer angeschaut und ein paar Korrekturen vorgenommen.
Es fehlen z.B. die Schutzdioden an den Anoden der Endröhren, wie auch der St.-By-Schalter (wenn man den denn braucht!).
Eingezeichnet habe ich weiterhin mal das Siebglied für die Tremolo-Stufe (Widerstandswert ist auf dem PCB-Foto (angehängt) leider
nicht erkennbar.
Bist du sicher, das Tone-Stack richtig rausgezeichnet zu haben? Ich habe mal eine 2. Version angehängt, die mir logischer erscheint…

Bei der Diode an den Endstufen-Kathoden handelt es sich garantiert um eine 24-V-Z-Diode, da bin ich deiner Meinung (so ´ne Art „fixed bias“)!

Wo man bei Supro gespart hat, ist z.B. der Bleeder-R parallel zu den Ladeelkos - war wohl bei dem Preis nicht mehr machbar - sollte mMn in keinem Netzteil fehlen! Ansonsten ist der Amp recht ordentlich verarbeit.

Lieben Gruß
Bernd

456Onno456:
Hi Bernd,

vielen Dank für dein Mitdenken und deinen Beitrag. Du hast vollkommen recht. Die Schutzdioden habe ich weggelassen, ganz richtig. Ebenfalls auch das ganze Tremolo, Standby, etc. (das habe ich als nicht essentiell für die Funktion des Amps, für den Vintage-Sound des Amps, bzw. als selbsterklärend betrachtet).

a) Das Tonestack macht in deiner Variante sehr viel mehr Sinn. Ich habe den Amp nicht mehr (zum Glück) und daher kann ich nicht sagen, wie es nun genau verdrahtet ist. Das Regelverhalten war unter aller Sau, d.h. es hat 20% rechts und links von der Mittelstellung zur Soundformung funktioniert, jenseits davon war es grell oder dumpf. Absolut unverständlich warum sich der Designer für diese Form des TS entschieden hat, für mich ein klares Fehldesign. Ein Thunderbolt-TS (oder besser bekannt als Big Muff-TS) bekommt man einfach auf den nahezu identen Frequenzbereich (Mittendip), kann aber die Regelkurve feinfühlig anpassen.

b) Die Zenerdiode habe ich beim rauszeichnen übersehen (und fälschlicherweise eine Diode angenommen), danke für deine Bestätigung. Meiner Meinung nach macht es die Endstufe noch grausiger (siehe die endlosen Debatten über Zener-noise). Ich habe die Tage ein wenig hin und her überlegt wie die Zenerdiode die Ruhestromberechnung beeinflusst und ich denke ich habe eine Erklärung. Falls ich danebenliege, dann korrigiert mich bitte.

Die Zenerdiode ist in Sperrrichtung geschalten. Solange der Ruhestrom beider 6973 kleiner als 24V/200R, also 120mA, ist, pendelt sich über R52 eine Kathodenspannung nach ohmschen Gesetz ein. Sobald jedoch die 120mA erreicht oder überschritten werden zwingt die Zenerdiode das Kathodenpotential auf 24V und der Strom teilt sich zwischen R52 und der Zenerdiode auf. Der parallele Kondensator C28 ändert daran gar nichts. Ergo kann (und ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch) der Ruhestrom der Endstufenröhren jenseits von 60mA sein. Damit werden die Endstufenröhren weit außerhalb der Spezifikationen betrieben und es gehört ein Warnhinweis auf den Verstärker, falls jemand versucht wirklich alte NOS 6973 einzusetzen (es wäre schade um die Röhren).

LG,

m.

PS: Ja die bleeder wären sinnvoll (mir reichen meist 470k, dafür aber an zwei Stellen). Ich habe nicht nachgesehen, aber wenn man schon keine Gleichspannung für V1 aus der Heizwicklung erzeugt (sieben nicht vergessen), dann kann und sollte man die Heizung auf Kathodenpotential der Endstufe legen. Bei fehlendem center tap halt mit zwei 100R/2W Widerständen.


456Onno456:
weiter gehts im critical review:

Die Eingangsstufen (V1b und V2b) im 1695T sind relativ klassisch gebiased, auch wenn die Kathodenwiderstände mit 1k5 eventuell einen Hauch zu groß für ein center-bias bei einer Versorgungsspannung von 260V sind (die typischen Fender-Verdächtigen haben da doch eher 300V oder mehr). Die parallelen Bypass-Caps sind mit 4µ7 ein wenig moderater als die 22µ klassischer Eingangsstufen für 'cleane' Amps. Wichtig zu beachten ist hierbei, dass die hohe ohmsche Last (AC load line. Wie heißt das korrekt auf deutsch?) der Stufen, verursacht durch C29 und R15 hier eine deutliche Absenkung der Verstärkung der Stufe verursacht. Insbesondere auch des Effekts des Kathoden-bypass-Caps, so dass die Anhebung im Mitten- und Höhenbereich verglichen mit z.B. 82Hz nur 2.5dB beträgt (es wären 5.5dB für den Fall, dass R15 1M hätte).
Die hohe ohmsche Belastung der Eingangsstufen führt ebenfalls dazu, dass die Verzerrung durch diese Stufe relativ stark sind, da die Wechselspannungskennlinie von R15 dominiert wird und daher extrem steil ist (aber innerhalb der maximalen Dissipation einer 12AX7). Eine interessante Idee zur Klangformung. Die Beschaltung der Volumepoti ist eher klassisch und sorgt durch R24/R25 für eine zunehmende Bassabsenkung, je weiter das Volumepoti aufgedreht wird. Ideal zum entmatschen der Drive-Sounds. Der Regelweg ist gut, allerdings ist der maximal erreichbare Zerrgrad ein wenig lütt (die Eingangsstufen verstärken ja nur sehr gering).

Schaut man sich im Vergleich die Eingangsstufen der alten Supros an, dann erkennt man große Unterschiede. Allen gemeinsam ist eine individuelle Voltage-Node, welche über die Supro-typischen 100k-47n erreicht wird. Dies senkt die Arbeitsspannungen natürlich noch weiter ab. Die Anodenwiderstände betragen 270k und dazu passend sind Kathodenwiderstände von ca. 2k7 für ein center-bias, oder 3k9 für ein leicht kaltes bias vonnöten (fully bypassed mit 35µF). Die grid leak Stufe lasse ich aus der Diskussion raus, da sie eher schwer zu diskutieren ist. Klanglich unterscheidet sie sich schon, aber meiner Meinung nach nicht so gewaltig (sie ist auf jeden Fall nicht für die Supro-Magie verantwortlich). Die ohmsche Belastung der Eingangsstufen ist im 'schlimmsten Fall ca. 100k, was leicht höhere Verzerrungen erzeugt wie eine klassische Stufe mit 100k an der Anode und 1M als Last.

Es scheint unterschiedlichste Variationen der Anodenbeschaltung zu geben. Wahlweise 270k, 500pF oder 1n von der Anode nach GND, manchmal sogar noch 270k von der Voltage-node zu GND. Die Kondensatoren machen klarerweise einen Tiefpass, während die Widerstände sowohl die Arbeitsspannungen heruntersetzen, als auch die Last der Stufe erhöhen (270k von der Anode nach GND). Für mich waren das reichlich ungewöhnliche Schaltungen, allerdings ist das klangliche Resultat ordentlich: Sowohl der Grundklang, als auch das Übersteuerungsverhalten (pedal-friendliness) sind vollkommen OK.

Typischerweise folgt ein 5n Anodenkondensator direkt auf ein lineares 500k Volumepot (oder fast ident zwei 10n - 470k Glieder), so dass man fasst nicht von einer Hochpasswirkung sprechen kann.



456Onno456:
Zur Visualisierung folgen drei Bilder:

1) '1.png' zeigt den Effekt der Eingangsbuchsenbeschaltung für eine single coil (5k7, 2.2H, 110p) an einem Kabel mit 470pF Kapazität. Die blaue Kurve entspricht dem Frequenzgang für die Beschaltung eines alten Supro, während die grüne Kurve dem 1695T (und anderen modernen Amps) entspricht.

2) '2.png' zeigt den Frequenzgang, direkt an den Anoden der 12AX7. '3.png' am Mittelabgriff des Volume-Pot.

m.

mr.bassman:
Hallo Max,

--- Zitat ---Absolut unverständlich warum sich der Designer für diese Form des TS entschieden hat, für mich ein klares Fehldesign.
--- Ende Zitat ---
Da hast du absolut recht - der Designer der Supro Reissues ist übrigens Bruce Zinky, der neben seinen eigenen Amps, auch im Fender Custom Shop Anfang der 90er Jahre deren Amps mit kreiert hat (u.a.. den Prosonic). Er hatte die Rechte von Supro Trademark seit 2005 inne und diese 2014 an Absara Audio (Pigtronix Effekt Pedale - David Koltai) verkauft…
Um so trauriger von dir zu erfahren, dass die Klangregelung im Black Magick so bescheiden funktioniert…Aber große Namen sind eben kein Garant für "ausgereifte" Schaltungen!  :(

--- Zitat ---Typischerweise folgt ein 5n Anodenkondensator direkt auf ein lineares 500k Volumepot (oder fast ident zwei 10n - 470k Glieder), so dass man fasst nicht von einer Hochpasswirkung sprechen kann.
--- Ende Zitat ---
Ich denke doch (5n / 500k = fg ~ 64Hz: Absenkung -3 dB), im Tremolo-Kanal findet man 2 HP hintereinander (10n / 470k = fg ~ 34 Hz) um „Taktreste“ des LFO im "Nutzsignal" zu eleminieren.

Lieben Gruß
Bernd

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