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The end is near? Kemper!?!
Nigel:
Moin!
Ich möchte auch nochmal Öl ins Feuer kippen:
Zur Dynamik und zum guten Gefühl an der Axt gehört nicht nur der Signal/Rausch-Abstand, sondern auch die gute alte Anstiegsgeschwindigkeit in V/µs. Letztere ist bei Röhren locker vierstellig und zum Beispiel beim beliebten NE5532-Operationsverstärker bei 9V/µs. Bessere liegen im zweistelligen und superteure im unteren dreistelligen Bereich - zumindest bei den gängigen Typen.
Jetzt frage ich mich wie eine ausreichend hohe Anstiegsgeschwindigkeit gewährleistet sein soll, wenn das, eigentlich nur zu verstärkende Signal, auch noch durch einen Computer hindurch muss. Von Latenzen einmal ganz zu schweigen, denn das scheint er Kemper ganz gut hinzubekommen. Arbeiten hier vielleicht FPGAs? oder ist die Schaltung gar analog und in diversen parametern digital gesteuert? Weiss da jemand mehr?
Peace!
Liebe Grüße,
Nigel
GeorgeB:
Von der hohen slew-rate von Röhren im allgemeinen hast du aber nix, wenn die typische Preamp-Triode sich mit der typische Quellimpedanz eh tot-millert (und noch dazu der hochohmige Rp einer 12AX7 auch nur wenig kapazitive Last braucht bis der Frequenzgang wegknickt), und eine in der Hinsicht bessere Pentode in der Endstufe bringt auch nix weil da ist noch der Ausgangsübertrager dahinter.
Letzlich, schon ein typischer Tonestack überlastet eine 12AX7 in typischer Konfiguration kapazitiv bei Großsignal so dass slew-limiting bei bereits 1kHz und darunter auftreten kann und oft wird, es geht ihr der Strom aus, weniger wie Null kann sie nicht ziehen (und auch egal ob das ein CF ist oder nicht), bei manchen Amps gar das Geheimnis des Zerrsounds übrigens (genau, besonders beim 2203).
Astronomische slew-rates sind bei NF-Verstärkern nicht nötig, denn mal so als Zahl: 20kHz Sinus vollausgesteuert auf satte 50Vrms (72Vpeak) erfordern nur schlappe 9V/us an Slew-Rate im Nulldurchgang, der steilsten Stelle.
Nigel:
--- Zitat von: GeorgeB am 16.12.2017 23:07 ---Von der hohen slew-rate von Röhren im allgemeinen hast du aber nix, wenn die typische Preamp-Triode sich mit der typische Quellimpedanz eh tot-millert (und noch dazu der hochohmige Rp einer 12AX7 auch nur wenig kapazitive Last braucht bis der Frequenzgang wegknickt), und eine in der Hinsicht bessere Pentode in der Endstufe bringt auch nix weil da ist noch der Ausgangsübertrager dahinter.
Letzlich, schon ein typischer Tonestack überlastet eine 12AX7 in typischer Konfiguration kapazitiv bei Großsignal so dass slew-limiting bei bereits 1kHz und darunter auftreten kann und oft wird, es geht ihr der Strom aus, weniger wie Null kann sie nicht ziehen (und auch egal ob das ein CF ist oder nicht), bei manchen Amps gar das Geheimnis des Zerrsounds übrigens (genau, besonders beim 2203).
Astronomische slew-rates sind bei NF-Verstärkern nicht nötig, denn mal so als Zahl: 20kHz Sinus vollausgesteuert auf satte 50Vrms (72Vpeak) erfordern nur schlappe 9V/us an Slew-Rate im Nulldurchgang, der steilsten Stelle.
--- Ende Zitat ---
Okay das verstehe ich, aber woran liegt es denn, dass so eine Kiste für einige offenbar funktioniert aber für andere nicht. Ist es vielleicht doch mehr der Punkt, dass ich mit Röhrentechnik die Möglichkeit habe meine Musik intuitiv in maximaler Bearbeitungstiefe selber gestalten kann? Ein Plugin oder Simulator, der ja nur eine Art Abbildung liefern kann leistet das nicht das nicht. Diese Dinger haben 1000e Parameter, sind aber dennoch ziemlich geschlossene Systeme, die nicht quelloffen sind.
Nur mal so - ein Gedanke.
Beste Grüße,
Nigel
GeorgeB:
--- Zitat von: Nigel am 19.12.2017 12:25 ---Okay das verstehe ich, aber woran liegt es denn, dass so eine Kiste für einige offenbar funktioniert aber für andere nicht?
--- Ende Zitat ---
Im wesentlichen am sog. Confirmation Bias. Du weisst was du hörst, deshalb weisst du was du hören *willst*, und dann hörrst du es auch.
Wenn du einen Kemper mit Endstufe mit einem guten 2203 Profile in ein 2203-Head baust (Platz ist da genug) und die "laufende" Elektrik des 2203 alles nur Fake ist, dann würden bestimmt sehr viele Leute niemals was anderes als das Original vermuten. Und sie würden feststellen, dass sie den Sound eines 2203 mögen, oder halt auch nicht.
OK, mit einer MV-Schüssel ist das eine recht einfache Übung, schwieriger wird's mit einem Plexi, aber auch da sind die Chancen groß, dass in einem echten Blindtest auf einmal alles ganz anders ist.
Nigel:
--- Zitat von: GeorgeB am 19.12.2017 12:55 ---Im wesentlichen am sog. Confirmation Bias. Du weisst was du hörst, deshalb weisst du was du hören *willst*, und dann hörrst du es auch.
Wenn du einen Kemper mit Endstufe mit einem guten 2203 Profile in ein 2203-Head baust (Platz ist da genug) und die "laufende" Elektrik des 2203 alles nur Fake ist, dann würden bestimmt sehr viele Leute niemals was anderes als das Original vermuten. Und sie würden feststellen, dass sie den Sound eines 2203 mögen, oder halt auch nicht.
OK, mit einer MV-Schüssel ist das eine recht einfache Übung, schwieriger wird's mit einem Plexi, aber auch da sind die Chancen groß, dass in einem echten Blindtest auf einmal alles ganz anders ist.
--- Ende Zitat ---
Da bin ich anderer Meinung. Kein Test, der so sehr auf Psychologie abzielt ist wirklich valide. Bei 30 Probanden hast du 30 verschiedene Meinungen. Eine Ja/Nein-Entscheidung geben bei solchen Tests keine Auskunft. Musiker sind nunmal sensible Menschen und extrem schnell zu verunsichern. Die Kraft, die ein Marshall-logo auf einem Amp hat, ist nicht zu unterschätzen. Damit wiegt sich ein Musiker in der Sicherheit ein Instrument zu besitzen mit dem er auf jeden Fall dazu gehört. Das ist oft eine Kaufentscheidung, gerade wenn der- oder diejenige noch nicht beruflich fest im Sattel sitzt.
Bei einem solchen Test, bei dem man nicht einmal weiß welche Parameter zu messen sind und diese in ihrer Ausprägung wahrscheinlich gering sein werden, ist es wenig Zielführend eine A oder B -Frage zu stellen.
So eine Art Test finde ich unfair, da man sich doch schnell verunsichern lässt, gerade wenn es um schwache Parameter geht, die man selbst gar nicht kennt. Man kann nach Helligkeit, Rauhigkeit fragen. Die sind genau definiert. Lautheit ist zum Beispiel sehr subjektiv und alle anderen Adjektive auch (siehe HiFi-Magazine).
Da braucht es ein anderes Testdesign.
Aber was solls, ich habe meine Meinung und Erfahrung zu dem durchaus interessanten Gerät ja schon geäußert. Röhrentechnik ist das System, für die die E-Gitarre entwickelt wurde und niemand kann abstreiten, dass Röhren aufgrund all ihrer Eigenschaften für Musik besonders gut geeignet sind. Eine Simulation kann eben nur ein mehr oder minder getreues Abbild sein und vielleicht hat man noch gar keine Messmethoden entwickelt die sagen wann ein Sound besonders geil ist.
Beste Grüße,
Nigel
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