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Messung Strom und Spannung am Schirmgitter und Schirmgitterwiderstand

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Dirk:
Kurze Zusammenfassung verschiedener Messungen bei einem JTM45 Clone mit KT66 und 1k Widerständen am Schirmgitter.
Einfacher Messaufbau mittels zwei DMM und Infrarot Temperaturmessgerät

Maximale Werte bei KT66 laut Datenblatt
Ua = 550 V
Ug2 = 550 V
Wa = 25 W
Wg2 = 3,5 W

Gemessen unter Volllast
Ua zwischen 350 und 420 V je nach Belastung
Ug2 zwischen 350 und 420 V je nach Belastung
Ug2 ist der Anodenspannung nacheilend, daher kann es vorkommen das Ug2 > Ua - SEHR KRITISCH

Ia Peak 200 mA
Ia Mittel 40 -60 mA
Ig2 Peak 20 mA !!!

Pg2 bei Peak = 350 V * 0,02 A = 7 W - entspricht doppelter Maximalleistung.
Bitte beachten: 3,5 W sind maximal zulässige Dauerbelastung, die 7 W hingegen sind gemessen bzw. errechnet bei einem Peak der nur für kurze Zeit ansteht. Aber viele Peaks sind auf Dauer auch schädlich.
Nicht messbar auf Grund der Trägheit der DMM sind hoch energetische Spikes, da zu schnell. Diese können die Isolation direkt durchschlagen, zur Messung bedarf es aber besserer Messgeräte wie z.B. Ringschreiber.

Temperatur Schirmgitterwiderstand 60 - 80 Grad je nach Messstelle

Abhilfe:
Deutliche Vergrößerung der Schirmgitterwiderstände. Min Verdoppelung oder Verdreifachung.
Bei Widerstandswert von 3k statt 1k blieb die Ug2 im Messaufbau immer unter der Ua, daher deutlich weniger Strom, keine weitere Überlastung im Peak mehr
Temperatur Widerstand ca. 35 Grad

Fazit:
Möglicher Nachteil bei Vergrößerung der Schirmgitterwiderstände: Geringere Leistung. Kann aber nicht sehr viel sein. Muss noch genau gemessen werden.

Klangliche Unterschiede (wird immer wieder mal behauptet) im A/B Test keine fest zu stellen.
Schirmgitter wird deutlich geschont, dadurch stabilerer Betriebszustand, geringer Belastung und dadurch geringerer Verschleiß = geringer Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls des Schirmgitters, was gleich einem Totalausfall der Röhre bedeutet.

Was in der Theorie nachvollziehbar ist wird in der Praxis bestätigt. Bedeutet: die Widerstände an den Schirmgittern die man in der Regel bei Gitarrenverstärkern so sieht (470R bzw. 1k) sind recht knapp bemessen und dürfen gerne deutlich vergrößert werden ohne negative Folgen beim Sound.

Gruß, Dirk

Bierschinken:
Nicht die Widerstände sind zu klein, sondern die Scirmgitterspannungen zu hoch.
Im Übrigen wird die Leistung schon deutlich verringert, je nach dem, wie hochohmig der Schirmgitterzweig wird. Plus es nehmen Klirrprodukte zu. Unter Volllast vielleicht nicht mehr ins Gewicht fallend, aber unter Teillast mess- und hörbar.

Grüße,
Swen

Dirk:
Hallo,

auch bei geringerer Leistung sind keine klanglichen Unterschiede feststellbar gewesen, bzw. die Aussage bezieht sich auf niedrigere Leistungen da ohne Dämpfung getestet wurde um keine Verfälschung durch einen Attenuator zu erreichen. Klirr war reichlich vorhanden.
Ob die Schirmgiterspannungen zu hoch oder die Widerstände zu klein sind läuft im Prinzip auf das gleiche Ergebnis hinaus. Da aber bei einer klassischen Spannungsversorgung im Gitarrenamp die Anpassung der Schirmgitterwiderstände recht isoliert ist, ist diese Maßnahme aus meiner Sicht zu bevorzugen.

Gruß, Dirk

tubeampgrufti:
Guten Tag Forumsgemeinde, guten Tag Dirk

Ich erlaube mir mich diesem doch schon älteren Thread anzuschliessen.
Ich hatte letzthin auf der Werkbank einen "Marshall Tremolo 50" nach dem Schema "1987T". Das Problem: bei langanhaltender grosser Lautstärke löste die HT-Sicherung mit 500 mAT aus. Messung an einem 1 ohm-Widerstand an der Kathode der EL34 ca. 245 mA bei Sättigung, knapp vor Sättigung im linearen Bereich bereits auch 178 mA bei 1 kHz Sinussignal. Spannung an der Anode ca. 475 V und am g2 ca. 472 V ohne Signal. Bias ca. 30 mA Ik..
Wie im Schema ersichtlich sind die Schirmgitter direkt am Elko nach der Drossel, ohne jeglichen Vorwiderstand angeschlossen. Mit neueren EL34 verschiedener Hersteller, aus meinem Fundus, war es zT. noch krasser. Abhilfe: 1 kohm in die Leitung zu den beiden g2 und gut wars.
Die leichte Schwingneigung mit neuen EL34II war mit Gridstoppern zu jedem g1 der Endtuben zu beruhigen.

Ich frage mich nun: haben denn die damaligen (70er-Jahre) EL34 das ausgehalten? War es früher üblich, die g2-Widerlinge einzusparen? und auch die Gridstopper, wie man im angehängten Schema von 1970 sieht?
Zur Frage der Leistung: bei 1 kHz knapp vor Sättigung mit und ohne g2-Widerstände kaum messbarer Unterschied, voll in der Sättigung aber massive Leistungsreduktion von ca. 30 %
Klirfaktor (THD) gemessen mit HP-Audioanalyser: Unterschied von ca. 1 Watt bis zur Sättigung kaum messbar im Bereich von ca. 1 bis 2 %

Gruss aus der CH
Bruno

bea:
Die G2-Widerstände hat man gerne mal eingespart und dafür den Widerstand der Siebkette vor dem Abzweig der G2-Spannung vergrößert, der ja in Reihe mit den G2-Widerständen liegt. Paradebeispiel Dynacord. Da hatte man die Endstufen in den 60ern mit G2-Widerständen aufgebaut (und mit Choke in der Siebung). Im Zuge von Sparmaßnahmen wurde dann auf RC-Siebung umgestellt, die die Funktion der G2-Widerstände mit übernehmen sollte. Weil es da offenbar Probleme gab, hat man irgendwann dann die Widerstände in der Siebkette vergrößert und die G2-Spannung deutlich abgesenkt (Eminent 2 vs. Imperator). Klanglich ist das nicht wahrnehmbar.

Die Leistung bekommt man nach wie vor; G1 muss halt anders angesteuert werden. Vor allem aber: wenn man den Schirmgitterstrom klein hält, bleibt ja auch der Spannungsabfall am Schirmgitterwiderstand gering. M.E. kann man das schon so auslegen, dass der Strom begrenzt wird, aber die Spannung groß bleibt.

Ein größerer Widerstand (ein paar hundert kOhm) von G2 gegen Masse kann die Spannung zusätzlich stabilisieren und vor allem erzwingen, dass die G2-Spannung immer kleiner als die Anodenspannung bleibt. Ich habe das mal in einer SE-Endstufe gespiced. Dieser Widerstand würde gleichzeitig als Bleeder wirken, kann diesen also ersetzen.

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