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Welche Aufgabe haben diese Widerstände?
_peter:
Hi,
wofür man den Gitterableitwiderstand Rg eigentlich braucht:
Damit die Ruhepunkteinstellung/Bias überhaupt funktioniert, muss das Gitter einen bestimmten Gleichspannungsbetrag (fast immer negativ, es gibt aber auch "Zero-Bias"-Röhren) gegenüber der Kathode aufweisen.
Dazu legt man meist entweder die Kathode auf Masse und eine negative Gleichspannung über den Rg ans Gitter (fixed bias), oder man legt das Gitter über den Rg auf Masse und hebt die Kathode über einen Widerstand Rk gleichspannungsmäßig an (auto bias). Dies ist deine Bias-GLEICHspannung.
Das Signal, womit du die Röhre ansteuerst, ist dagegen eine WECHSELspannung.
Ohne diese Ansteuerung mit einem Signal, könntest du die Biasspannung ohne Rg direkt aufs Gitter geben (fixed bias), bzw. das Gitter direkt auf Masse legen (auto bias).
Aber wenn du jetzt auch das Signal ans Gitter führen würdest, würde es über die Siebelkos im Bias-Netzteil nach Masse kurzgeschlossen; und bei auto bias sowieso direkt auf Masse kurzgeschlossen.
Du brauchst also eine Vorrichtung, welche die Biasgleichspannung ans Gitter führt, die Signalwechselspannung aber vorm Kurzschluss nach Masse abhält - sprich, beides von einander entkoppelt. Und das macht der Rg.
Gruß, Peter
Jürgen:
Alles klar, sehr gut erklärt. Ich wunderte mich nur über die sehr schwankenden Werte in verschiedenen Schaltungen, trotz völlig gleicher Umgebungsbedingungen. So hatte ich PP-Schaltungen mit EL84 gesehen, alle mit 300V B+, Autobias usw. aber mit gänzlich anderen Gitterableitwiderständen von 100K bis 1M. Ich glaube 220K bis 470K sind wohl in der Praxis gängige, brauchbare Werte.
Gruß, Jürgen
hako:
Auch von mir vielen Dank Peter! Die unterschiedlichen Werte sind von den verwendeten Röhrentypen abhängig, steht in den meisten Datenblättern auch so drin. EL84 z.B. "vertragen" bei Kathodenbias bis zu 1M, bei fixed Bias 300K. 6L6, 6V6 und 5881 möchten gerne max. 100K (fixed Bias) bzw. 500K (Kathodenbias) sehen. Bei EL34 sind es in beiden Fällen 500K.... Die Werte beziehen sich auf die gesamte "grid-to-ground-resistance", also den Gesamtwiderstand vom Gitter nach Ground, also den Ableitwiderstand plus eventuelle Gridstopper.
Mich würde interessieren, in wie fern sich diese Widerstände auf den Sound auswirken....?
Viele Grüße,
Heiko
Jürgen:
Jetzt habe ich mir von den Antworten erstmal einen Srennshot gemacht. :) Danke dafür. :bier:
Gruß, Jürgen
bea:
--- Zitat von: hako am 6.10.2018 00:00 ---V6 und 5881 möchten gerne max. 100K (fixed Bias) bzw. 500K (Kathodenbias) sehen. Bei EL34 sind es in beiden Fällen 500K....
--- Ende Zitat ---
... wobei man bei stark ausgelasteten Röhren eher etwa die Hälfte nehmen sollte (wie z.B. bei den Dynacord-Endstufen mit 750-800 V Anodenspannung). Bei der KT77 gibt es eine entsprechende Empfehlung.
So mit die größten i.S.v. mutigsten Abweichungen sieht man m.E. bei 6L6GC und Artverwandten (7027...) Da gehen die Designer gerne mal auf O(150)% des erlaubten Werts - aber die Strombelastbarkeit der Röhre wird ja auch nur eher selten ausgenutzt.
(so - Hintergrund der Geschichte: das Steuergitter *jeder* Röhre fängt in einem gewissen Maß Elektronen ein. Es lädt sich daher auf, und der Arbeitspunkt der Röhre verschiebt sich. Diese eingefangenen Elektronen müssen auf Masse abgeleitet werden, um die Schaltung stabil zu halten. Deshalb besitzt so gut wie jede Verstärkerstufe einen Gitterableitwiderstand. Je größer die Ströme ind er Röhre sind, desto mehr Elektronen bewegen sich, und desto mehr werden natürlich auch vom Steuer eingefangen und müssen abtransportiert werden. Und je mehr das sind, desto kleiner muss der Ableitwiderstand sein.
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