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Welche Schalter für zwei-Kanal Verstärker? (Relays, JFETs, SSRs, etc...)

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0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Guten Tag zusammen,

ich versuche mich aktuell an meinem ersten zwei-Kanal Gitarrenverstärker und möchte hierbei zwischen zwei unabhängigen Vorstufen hin- und herschalten, die sich jedoch eine gemeinsame Endstufe teilen. Die Vorstufen sind bis auf das Feintuning entworfen und ich überlege nun, wie ich die Shunt-Schalter realsieren möchte. Hierzu gibt es in dem Buch "Design Tube Preamps for Guitar and Bass" von M. Blencowe ein ganzes Kapitel, indem verschiedene Schalter beschrieben werden.
Hieraus hat mir besonders die Idee der JFET Schalter gefallen, allerdings misfällt mir, dass man hier mit der Schaltspannung doch recht eingeschränkt ist. Kann hier vielleicht auch auf MOSFETs zurückgegriffen werden?

Ich möchte mit diesem Thread aber gerne weg vom Lehrbuch und Euch fragen, welche Schaltmethoden Ihr empfehlen könnt. Mir ist es dabei wichtig, die Schaltung einfach zu halten und das "Klicken" beim Kanalwechsel möglichst gering zu halten. Weiterhin möchte ich die Schalter über eine zusätzliche 12,6V Sekundärwicklung an meinem Trafo (habe noch einen TT-T47 im Keller) speisen. Vielleicht ist für den Anfang eine einfache Relay-Schaltung am effektivsten.


Ich bin für jede Empfehlung offen und dankbar und würde mich über ein paar Anregungen sehr freuen!

Viele Grüße,

Max

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Offline Nigel

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  • "In electronics nothing gets obsolete."
Moin Max!

Relais finde ich am besten. Kannst dir mal den Schaltplan hierzu ansehen: https://www.tube-town.net/ttstore/kit-doppel-relais-umschalter-6-v.html

Des weiteren habe ich gute Erfahrungen mit Panasonic AQY210EH PhotoMOS-Relais gemacht, von denen ich mir einst eine Handvoll zurück gelegt habe. Die können sehr viel Spannung
vertragen, so dass man sie an sehr vielen Orten im Amp einsetzen kann. Eine einfache Gleichrichtung  der Schaltspannung (5V) genügt und man benötigt sehr wenig zusätzliche Bauteile (Vorwiderstand für die LED).

Grüße

Nigel

 

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Offline dimashek

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  • Gnd is where the good electrons go when they die
Für mich geht Relays + Mute am besten.
Also Mute zieht den pegel kurz auf GND, dann wird per Relay geschaltet, und dann wieder Unmute.

Beim Zweikannaler ist die Mute Lösung mit einem Triac+Jfet (wie z.B. im Hellcat) optimal:
https://el34world.com/charts/Schematics/files/Cornford/Cornford_hellcat.pdf

Beim komplizierteren Sachen, wo mehrere Relays geschaltet werden - MCU.
Dann braucht man die Triac-Sache nicht, die Timings kann man im Microcontroller einstellen.

Relays schalten am saubersten und mit (fast) keinem Übersprechen!
Optomos (ACY...) haben den Vorteil, dass sie ohne Knacks schalten (weich). Allerdings (bilde ich mir zumindest ein) habe ich schon mal ein Optomos im Signalweg "gehört", im Clean-channel. Die haben im Off-Zustand ziemlich nonlineare (Spannungsabhängige) Kapazität. Was je nach Platz in der Schaltung auswirkungen haben kann.

Und natürlich nimmt man 12V relays und speist die mit den 12.6V für die Heizung.


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Offline carlitz

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Hallo,

hier meine 5 cent.

Ich heize die Vorstufenröhren mit 12V Gleichspannung, dann habe ich auch eine stabile Versorgung für Schalter.

Ich verwende gerne OMRON MOSFET Optokoppler, da diese bis 600V vertragen und einen sehr niedrigen Widerstand im eingeschalteten Zustand haben (typ. 35 Ohm).

Diese gibt es auch im DIP Gehäuse, was allerdings immer eine Platine nötig macht (mit Relais auch).

Relais nutze ich nur da, wo höhere Ströme zu schalten sind (Lautsprecher, etc).

If you don't know how to fix it, stop breaking it!

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Offline Thaddäus

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Hallo in die Runde
Optokoppler mit Photowiderstand am Ausgang haben das Thema nicht mit der nichtlinearen Ausgangskapazität. In meinen Augen eine simple, feine Lösung, z.B. der VTL5C1. Sind aber nur noch als Restkosten zu finden (und kosten oft so un die 5 EUR)
Gruss Adrian

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Offline roehrich

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Guten Abend,

den VTL5C1 kann man sich auch selber basteln: https://laeliaeffects.wordpress.com/2017/01/08/diy-optokoppler-vactrol/

Die passenden LDR gib es z.B. (noch?) hier: https://www.tme.eu/de/katalog/fotowiderstande_100141/

Fröhliches Basteln,
Sebastian

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Offline The stooge

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Nabend,

Ich habe es mir vor -zig Jahren bei der Umschaltung der Kanäle von einem Twin Reverb ziemlich einfach gemacht: die Kanäle über 200 KO Mischwiderstände zusammengeführt, davor mit einem FS über Stereokabel jeweils einen Kanal auf Masse gelegt. Und einen 3,6 MO auf Masse wg. Schaltknack. Funzte problemlos.

ne schöne Jrooß, Mathias

Hallo zusammen,

und vielen Dank für Eure Empfehlungen!
Das Prinzip mit der Mute-Schaltung habe ich kapiert, allerdings werde ich aus dem Schaltplann des Hellcat nicht schlau, wie das Mute-Prinzip da genau funktioniert. Hier muss ich wohl noch ein bisschen Hirnschmalz reinstecken.
Mikrocontroller möchte ich erstmal vermeiden, auch wenn das für kompliziertere Anwendungen wieder interessant wird.

Nach meiner Recherche und Euren Empfehlungen finde ich die Schalterrealisierung mittels Relais oder Opto-Mosfet am interessantesten. Da ich die Schalter nicht im Signalweg implementieren möchte, sondern lediglich auf Shunt-Schaltung zurückgreifen möchte, mache ich mir über die veränderliche Kapazität der Optomosfets erstmal keine Sorgen.

Ich werde hier mal die grobe Topologie meiner Schaltung posten, wenn es soweit ist, vielleicht ergibt sich dann noch die ein oder andere Diskussion.

Viele Grüße,

Max

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Offline dimashek

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  • Gnd is where the good electrons go when they die
...Opto-Mosfet ....
Da ich die Schalter nicht im Signalweg implementieren möchte, sondern lediglich auf Shunt-Schaltung zurückgreifen möchte, mache ich mir über die veränderliche Kapazität der Optomosfets erstmal keine Sorgen.
Gerade als shunt spielt die nichtlineare Kapazität des Schalters eine große Rolle.
Hier erstmal ein typischer Verlauf (600Vtype). mit etwa 50pF in Ruhe und ca. 5pF  bei Aussteuerung:

Und wenn ich den Schalter als Mute einsetzen will, um z.B. den Ausgang dieser stufe zu Muten, wird es ungeschaltet (im Off Zustand) ziemlich stark den Frequenzgang der Stufe verändern (dynamisch):
Hier mal eine Simulation mit 5pF und 50pF.

Also ich konnte das hören. Und das klang nicht so toll. Es gab ziemlich unschöne "harte" Oberwellen, es klang irgendwie "metallisch".
Also jetzt nicht so schlimm, aber schon bemerkbar, wenn man genau hinhört  ;)

Im clean-Kanal.
bei Overdrive dann nicht mehr  O0

P.S. hab natürlich schon ordentlich große 470k Reihen-R genommen. Aber selbst mit 220k siehts auch nicht so schön aus.
« Letzte Änderung: 4.11.2020 17:55 von dimashek »

Hallo Dimashek,

vielen Dank für deinen Beitrag! Ich sehe nun auch, dass die veränderliche kapazität u.U. einen größeren Einfluss haben kann. Ich werde dies bei meinem Schaltplan versuchen zu berücksichtigen. Leider war ich am vergangenen Wochenende nicht so fleißig, daher steht die Fertigstellung des Schaltplans noch aus... Ich werde aber wahrscheinlich auf eine Relay Schaltung zurückgreifen, um es möglichst simpel zu halten ;)

Viele Grüße,

Max

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Offline limbus

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Hallo in die Runde,

ich habe mal einen Dual-Marshall-Amp nach einem Plan von Steve Luckey gebaut. (siehe Anhang)
Wider erwarten, war die Kanalumschaltung unproblematisch, obwohl sehr einfach gehalten.
Der Schaltvorgang war zwar hörbar, wurde aber kaum als störend empfunden.
Wenn man ein Relais einsetzt, sollte das auch mit Fußschalter funktionieren.
Gruß
Friedel

Hallo zusammen,

und danke für Eure ganzen Tipps! Auch der Schaltplan von Friedel finde ich sehr interessant. Ich hab hier mal die Schaltung meiner geplanten Vorstufe angehangen und meine Gedanken für den Kanalwechsel umgesetzt. Somit sollte sich der Kanalwechsel mit vier Wechslern realisieren lassen. Die Werte der Widerstände und Kondensatoren habe ich noch nicht eingetragen, die Schaltung ist erstmal nur ein grober Plan, daher bitte diese Angaben nicht berücksichtigen.

Ich bin auf Euer Feedback gespannt  :topjob:

Viele Grüße,

Max

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Offline Nigel

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  • "In electronics nothing gets obsolete."
Moin zusammen!

Super Max! Würde ein einzelnes Relay , möglichst weit hinten nicht genügen?

@dimashek: Sachmal: Du hast in deiner Simulation einmal einen 5pF und einmach einen 50pf-Tiefpass simuliert. Kannst du mir nochmal erklären inwiefern das mit besagtem Fotomosfet korrespondiert? Ich blicke es gerade nicht. Du schriebst von einer dynamischen, Signalpegel abhängigen Kapazität. Also müsste die Filterwirkung mit meiner Anschlagsstärke variieren, was sich in Frequenzgangverzerrungen zeigt, richtig? Bzw. wenn ich den ACY210 dort plaziere, wo der Pegel hoch ist, müsste die Kapazität bei ca. 5pF konstant bleiben, dem Datenblatt folgend. weil unsere Amps in den Vorstufen nur einige Volt AC verarbeiten, schwankt die Kapazität erheblich, laut Datenblatt. Stimmt das so?

Ich frage, weil mir das beschriebene Phänomen bisher klanglich nicht aufgefallen ist und ich spiele gerne clean.  Man müsste den ACY210 in einer Testschaltung prüfen.

Danke für die Mühen!


Liebe Grüße

Nigel
« Letzte Änderung: 12.11.2020 17:02 von Nigel »

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Offline hako

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Super Max! Würde ein einzelnes Relay , möglichst weit hinten nicht genügen?

Ja, das reicht völlig aus, mach ich auch so... ;)!
Wer einen Rechtschreibfehler findet darf ihn behalten!

Hallo zusammen,

da habe ich wohl komplizierter Gedacht als nötig...  Mein Ziel war es nämlich series und shunt switching zu kombinieren. Ist denn ein deutliches Klicken zu hören, wenn man nur ein Relay am Ende verwendet bzw kann das Klickgeräusch durch überbrücken mit einem hochohmigen Widerstand minimiert werden?

Viele Grüße,

Max