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Mal anders herum: Netzteil und AT vorhanden, welche Röhren für ca. 200W?

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Offline cfortner

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Moin,

ich bin neu hier und habe eine Frage.

Folgendes Problem:

Ich habe das Wrack eines Röhrenverstärkers, angeblich 300W. Netzteil und AT sind ok, ich würde ihn gerne wieder aufbauen.

Das Netzteil liefert ca. 500-520V Anodenspannung (540V Leerlauf) und mindestens 300mA, eher mehr. Genaues muss ich noch herausfinden.

Der AT hat primär angegeben 1,9k, sekundär 4 und 8 Ohm. Er wurde aber mit 2 und 4 Ohm betrieben, das bedeutet wohl, dass er primär 950 Ohm an den Röhren gesehen hat, dabei wird er mit 300W angegeben, gemessen habe ich an einem anderen Exemplar 200W Sinusleistung.

Die geringe Anodenspannung verhindert es, mit z. B. 4x KT88 oder ähnlich hohe Leistungen zu erzielen. Es geht wohl eher um parallel schalten von mehr Röhrenpaaren.

Welche Konfiguration gibt es, bei 500V und 950 Ohm einen leistungsstarken Amp zu bauen? KT88, KT120 oder KT150? Viele EL34? Das reine parallel schalten von 3 Paaren stelle ich mir als das Maximum vor, das bias-mäßig einigermassen zu handeln ist.

Habt Ihr Ideen und/oder Erfahrungen?

Danke

Chr.

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Offline chaccmgr

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Hallo Namenloser,

hier ist es eigentlich üblich, dass man sich ein wenig vorstellt, schließlich willst Du was von uns.

Das Wrack von dem Du sprichst, was war denn das für ein Amp? Was kommerzielles oder eher was gefrickeltes? Daran könnte man sich orientieren. Welche Röhren etc.. Gibt es einen Schaltplan? Aus dem Nebel ist es schwer, auf Deine Fragen zu antworten.
Du sagst, Du willst das NT weiterbetreiben, Du sagst aber gar nichts zu den anderen Wicklungen des Netzteils, Heizstrom, der Siebkette, der sonstigen Topologie. Bass oder Gitarre oder ganz was anderes? Wozu so viel Leistung? Wie soll die Endstufe aussehen? Betriebsart?

Neben der Impedanz des AT, wieviel Strom kann der? Viele KT88 brauchen auch Strom an den Anoden und mehr Röhrenpaare heißt auch, dass Du sie beheizen musst.

520V spricht nicht unbedingt gegen KT88, vielleicht bekommst Du keine 200W aus den2 Paaren aber soo viel Leistung verlierst Du nicht. Solange Du keine großen Hallen beschallen willst, wird das dicke reichen.
Ich spiele einen 4xKT88/560V Amp mit Bass und der war immer Overkill.
Liebe Grüße
Robert

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Offline cfortner

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Moin,

Du hast recht, sorry. Ich lese hier schon so lange mit, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dass mich niemand kennt.

Ich heiße Christian, bin 64 Jahre alt, spiele Bass und bin bei Bassic recht aktiv. Mit 14 habe ich das erste Mal eine Platine geätzt und habe lange Boxen, Verstärker, Mischpulte etc. auf Transistorbasis selbst gebaut. Als Radio Rim-Fan hatte ich zwar damals auch Kontakt mit Röhrenampschaltungen, habe mich aber damals nie dran getraut.

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mehr mit Röhren, restauriere recht erfolgreich alte Eminenten und Echolettes, auch einen Dynacord BA300 (echte 200W) habe ich wieder zum Laufen bekommen. Von daher ist mit Arbeiten mit hohen Spannungen vertraut und ich kann die Schaltpläne lesen und umsetzen.

Zur Zeit baue ich alte Dynacords (z. B. A1001, B1001) auf Röhrenvorstufe um und experimentiere dabei mit alternativen passiven EQ-Stacks (Merlin Blencowe hat einige in seinem Buch beschrieben, z. B. den Tilt-Regler).

Das Röhrenamp-Wrack ist ein Traynor YBA-300, original mit 12x 6L6GC oder 12x EL34. Dadurch, dass zwei Röhren aus verschiedenen Pärchen abgefackelt sind, ist wohl ein großer Teil der BIAS-Regelelektronik mit in den Orkus gegangen. Die ist bei dem Amp aussergewöhnlich umfangreich und schwer zu reparieren. Traynor antwortet nicht auf Mails und es gibt keinen europäischen Vertrieb, eine Ersatzplatine ist also nicht in Sicht.

Ich habe ein zweites Exemplar mal leistungsmässig durchgemessen, mit den 12 Lampen bringt er 200W an 4 Ohm. Das passt m. E. auch zur Größe der Trafos.

Meine Messmethode möchte ich kurz erklären. Es gibt ja viele Methoden, Leistung zu messen und die Auseinandersetzungen darüber füllen Bände. Um es vergleichen zu können, nehme ich für mich folgendes Verfahren:

- Hochwertiger Sinusgenerator mit Klinkenkabel 6,3mm, ich messe bei 1000 Hz und 50 Hz
- Oszilloskop
- Multimeter mit True-RMS parallel zu einem
- Lastwiderstand 4 Ohm 400W, umschaltbar auf 8 Ohm 200W (auf einem dicken Kühlkörper), rein ohmscher Widerstand

Ich steuere die Vorstufe so weit aus, dass sie sicher noch nicht begrenzt und drehe dann den Master hoch, bis die Endstufe gerade anfängt zu klippen. Dort lese ich die RMS-Spannung ab und errechne die Leistung (der Dynacord BA300 z. B. 28V an 4 Ohm = 200W). Ich schätze den Klirrfaktor um 5% bei dem Punkt, man hört in den Röhren schon leicht die Begrenzung. Das macht mir nichts, weil ich bisher nur Bass-Amps messe und keine HiFi-Boliden.

Der Traynor hat einen Ringkern-Netztrafo, der die Anodenspannung (Leerlauf ca. 530V, im Schaltplan angegeben mit 506V), die Gittervorspannung und die Vorstufenspannungen bereit stellt. Nebenher mal die Heizleistung für 12 Stück EL34 (er ist ausdrücklich für deren Betrieb vorgesehen).

Der Ausgangstrafo ist kein Ringkern, darauf stehen die Spezifikationen: 120W bei 30Hz-30 KHz, Impedanz 1,9k, sek. 4 Ohm und 8 Ohm. Die 300Watt, die Traynor angibt, glaube ich deshalb auch nicht, das würde der AT wohl nicht lange mitmachen. Ein Foto vom AT liegt bei.

Mit den 12 Röhren betreibt Traynor den Amp aber sek. an 2 und 4 Ohm, die Primärimpedanz für die Röhren ist also eher 950 Ohm, da das Übersetzungsverhältnis ja fix ist.

Da die Vorstufe gut klingt, Netzteil und AT in Ordnung sind, möchte ich den Amp gerne wieder aufbauen, ohne die monströse Hauptplatine dann aber im fliegenden Aufbau.

Ziel ist eine Leistung von ca. 200 W mit 2-6 Röhren, je weniger desto besser, da die BIAS-Regelung dann nicht so kompliziert wird. Von den Dynacords kenne ich die individuelle BIAS-Einstellung für jede Röhre, das würde ich gerne übernehmen, übrigens soll es keine Ultralinear-Schaltung werden, den vorhandenen AT möchte ich weiter benutzen.

Nur die Anodenspannung ist zu gering, um das z. B. mit 4x EL34 zu machen. Ausserdem wird da wohl die Primärimpedanz des AT nicht passen.

Ich stelle mir z. B. 4x KT88, KT120 oder 2x KT150 vor. Aber passt das zum AT? Wie berechnet man die notwendige Primärimpedanz des AT? Die Ausgangsimpedanz von einem Röhrenpaar ist ja arbeitspunktabhängig, wenn man 2 Paare nimmt und parallel schaltet, halbiert sich die Ausgangsimpedanz des Quartetts dann ganz einfach?

Das sind so Fragen, ich möchte ja nicht noch weitere Bauteile in den Orkus senden...

Danke für Eure Hilfe,

so long

Chr.

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Offline dimashek

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Wenn ich das hier lese, :
https://shop.ehx.com/catalog/addimages/6550-tung-sol.pdf


Zwei Paar 6550 /KT88 würden Impedanzmässig gut zu 1k9 passen , bei denen 520V wären ca 4k Raa pro Paar optimal.

160W kriegst du bestimmt draus.

3 Paar - könnte auch passen, dann aber für 950 Raa und etwas weniger Va (so um die 450V)

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Offline dimashek

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Nachtrag:
KT120/150 haben den Vorteil, dass die mehr Va können (bis 850V). Bringt dir nichts.
Und mehr power dissipation - wenn du heißes AB oder sogar Class A bauen willst.

Bei begrenztem Va wird man damit nicht viel mehr Power, als mit KT88 /6550 erreichen können.

Und ja, 2 Paare bedeuten Raa/2 ;)


« Letzte Änderung: 23.04.2021 11:59 von dimashek »

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Offline cfortner

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Super, danke für die Infos!

Gibt es Schaltpläne mit 4x KT88 und separater BIAS-Regelung für jede Röhre? Die die ich gefunden habe, regeln immer nur ein Paar.

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Offline chaccmgr

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4x KT88 wären auch meine Wahl. Ich kenne den Traynor nicht, wie sollen denn die Endröhren angesteuert werden? Bei mehr als 2 KT88 empfiehlt sich ein Kathodenfolger vor den Gittern der Endröhren. Damit bekommst Du einen Treiber der die KT88 auch aussteuern kann und Du kannst sogar bis in den Gitterstrombereich gehen, was Dir noch mehr Leistung aus der gegebenen Anodenspannung kitzeln kann.

Wenn ich es richtig im Kopf habe, arbeitet der Orange AD200 mit so einer Endstufe, den könntest Du Dir mal näher anschauen.

Mein eigener 4xKT88 Bass Amp hat keinen Kathodenfolger. Der Phasensplitter ist ein Long Tail Pair mit einer ECC81. Ich hatte noch nie zuwenig Leistung.
Liebe Grüße
Robert