Technik > Tech-Talk Design & Konzepte
Channel Voicing: Clean vs. HiGain
Stubenrocker81:
Es ist vieles möglich! Mein AB763 Derivat macht auch mit Endstufen Crunch voll Spaß, man bekommt herrlich kaputte amerikanische Zerre, fast schon 5e3 mäßig. Spitze für modernen amerikanischen Blues. Kann ich aber nur mit Attenuator nutzen....den Sound bekomme ich wieder nicht Pedalen hin....zumindest hab ich noch keins entdeckt.
Ist ne langwierige Sache da seine Amps zu finden......
Gruß Stephan
Stahlröhre:
Grundsätzlich kann man Clean und High-Gain Konzepte in einem Verstärker vereinen, nur ist die Frage man weit man es mit dem Schaltungsaufwand treiben will, bzw. wie weit man bereit ist Kompromisse einzugehen. Du kannst durchaus einen Verstärker bauen, der nen Fender, nen Marshall, und einen SLO Kanal hat. Nur wenn alle Kanäle unabhängig und frei von Kompromissen sein sollen brauchst du entweder neun Vorstufen Röhren, oder halt 30 Relais. Dem Ganzen wird da einfach durch den verfügbaren Bauraum und die Wirtschaftlichkeit eine Grenze gesetzt.
Und spätestens in der Endstufe treffen die beiden Signalpfade ja wieder aufeinander. Mal ein Beispiel: für einen fetten aber auch tighten Metal Sound braucht es eine starke Beschneidung der Tiefen am Eingang der Vorstufe, in der Endstufe brauche ich dann aber wieder einen Depth um einigermaßen Druck rein zu bekommen. Im Clean Kanal stört diese Bassanhebung in der Endstufe dann wieder gewaltig. Lösung in dem Fall ist dann eben wieder ein zusätzliches Relais, was den Depth im Clean wegschaltet, oder aber ich muss den Cleankanal so abstimmen, dass er auch mit dem Endstufendepth klar kommt, das sind dann halt genau die angesprochenen Kompromisse.
Und was ist wenn ich für Clean eine offene 2x12, für den High-Gain aber eine geschlossene 4x12 bevorzuge? Dann wird es noch komplizierter... Gerade der Lautsprecher ist ein Einflussfaktor der äußerst gerne übersehen wird. Die schon gennanten 30% würde ich zumindest für stark verzerrte Sounds auf mindestens 80% anheben. Irgendwann kommt man hier einfach an den Punkt, wo es einfacher ist sich zwei Verstärker und Boxen rauszusuchen die den gewünschten Klang erzeugen und zwischen beiden mittels A/B Box umzuschalten.
Den von dir verlinkte Artikel verstehe ich so, dass es darum geht mit nur einer Vorstufe ein komplettes Feld and verschiedenen Sounds abzudecken. Das mag mit Kompromissen gehen, grundsätzlich ist es aber einfach so, dass die Vorstufenkonzepte eines AB763 und eines SLO stark verschieden sind. Um dafür mal ein Gefühl zu vermitteln habe ich zwei Pläne von vierkanaligen Verstärkern angehängt, die eine vielzahl an möglichen Klängen abdecken (sollen). Für einen Bastler der wohlmöglich nicht die Möglichkeit hat eigene PCB's zu entwickeln ist sowas mit vertretbaren Aufwand nur schwer umsetzbar.
Ein PPIMV ist meiner Ansicht nach nicht bloß ein Feature, sondern muß ganz klar zum Verstärker und Konzept passen. Niemand baut sowas in einen 5150, in einem Plexi dagegen sieht es wieder ganz anders aus. Für Hardrock bis Metal ist eine zerrende Endstufe absolut kontraproduktiv, für Classic Rock, Blues und Co. kann es aber genau das gewünschte Mittel sein. Wenn es sparkly clean sein soll dann darf natürlich nichts zerren.
roseblood11:
Ich gehe grad den Mittelweg: AB763 mit zusätzlichem Boost vorne dran. Google mal „dvnator damocles“. Mit einem Relais mehr könnte man auch NFB und ein Depth Poti mitschalten, das ist dann schon mehr, als ein fauler Kompromiss.
Ich sehe sogar Vorteile darin, nur ein vollständiges Tonestack zu haben, plus einen Toneregler zur Anpassung des Zerrsounds. Man verliert zwar Flexibilität, aber beide Sounds bleiben vom Charakter ähnlich. Ich mag es nicht, wenn die Klänge innerhalb eines Songs komplett unterschiedlich sind...
Man könnte auch ein 2*12 bauen, bei der eine Hälfte geschlossen und eine offen ist, mit verschiedenen Lautsprechern.
Es gab durchaus auch schon kommerzielle Geräte, die quasi zwei komplette Verstärker in einem Gehäuse enthielten.
Stahlröhre:
Sicherlich kann man einen Depth schaltbar machen, dass ist kein großes Problem war aber auch nicht Frage, sondern sollte nur als Beispiel dienen. Die Frage ist nur ob man bereit ist für derartige Dinge den nötigen Aufwand zu treiben und sie schaltbar macht, oder ob man stattdessen mit dem getroffenen Kompromis lebt. Meiner Meinung nach ist der technische Aufwand da durch mehrere Faktoren nach oben hin schlichtweg begrenzt. Ansonsten landet man halt bei einem Topteil, das zwar alles kann dafür aber 50kg wiegt und groß wie ein Combo ist. An dieser Stelle ist meiner Meinung nach jeder für sich selbst gefragt, wie wichtig ihm gewisse Dinge sind und welchen Aufwand er dafür bereit ist zu treiben. Eine Universalantwort darauf gibt es nicht.
Z.B. für mich wäre so ein Verstärker mit einer gemeinsamen Klangregelung und reinen Boostfunktionen nicht geeignet, da ich einen vernünftigen High-Gain und einen komplett sauberen Clean brauche. Da ist es in meinem Fall einfacher den Weg mit zwei Verstärkern zu gehen, da ich auch einiges an Effekten, sowohl vor, als auch nach der Zerre nutze.
Eine halboffene 2x12 wäre ein äußerst starker Kompromiss und wird nicht wie eine 4x12 klingen. Für mich wäre sowas nicht brauchbar, dafür habe ich meine übergroße 4x12 auch einfach zu gerne. ;D
ZackPlonk:
Das sind echt super Denkanstöße. Vielen Dank, @Stahlröhre!
Dieser exponentiell ansteigende Aufwand ist mir beim Skizzieren einiger Ideen für eierlegende Wollmilchsäue auch klar geworden.
Das es Sinn macht für ein amtliches HiGain Brett einen dedizierten Amp zu fahren würde ich unterschreiben. Das ist aber für mich als Blueser gar nicht so der Anwendungsfall, daher kann ich das für mich persönlich zum Glück ausblenden.
Ich brauche zwei Modi:
Sparkly Clean und Dirty den man per Volume Poti fast Clean bekommt. Ich glaube da könnte eine Differenzierung der ersten Gainstufe (Triode) und den folgenden Gain-Poti schon reichen. Der Dirt Kanal würde etwas mehr Gain bekomme und einen kleineren Koppelkondensator.
Einen dedizierten ToneStack pro Kanal Gänse ich wahrscheinlich auch noch gut…
Clean vs. HiGain aus dem Threadtitel beschreibt also gar nicht so richtig meinen persönlichen Anwendungsfall… Aber das war der Anfangsgedanke.
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln