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Building the HotCat... DIY Baubericht

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Mr. Class A:
An dieser Stelle mal ein Verstärker-Baubericht von mir, der sich selbst etwas großspurig als Mr. Class A bezeichnet. Dem bekennenden VOX-, Matchless- und BadCat-Fan. Es geht hier in Text und Bildern um den Aufbau einer DIY-Kopie eines Hot Cat 30 Boutique-Gitarrenamps der US-Firma BadCat. Die Topteilversion dieses Verstärkers kostet neu immerhin zwischen 2500 und 3000 EUR, da kann sich ein gekonnt und mit Liebe gemachter Nachbau finanziell schon lohnen. Allerdings sollte man allein für das fertige und funktionierende Verstärkerchassis, d.h. exklusive eines Topteil-Gehäuses oder Lautsprecher-(boxen), mit Kosten zwischen 400 und 500 EUR rechnen. Gute Planung und sorgsames Arbeiten vorausgesetzt.

WTF is BadCat?

BadCat Verstärker sind, ähnlich wie die der Firma Matchless, zum größten Teil Derivate und Weiterentwicklungen der legendären VOX AC15 und AC30 Amps und zeichnen sich durch hohe Verarbeitungsqualität in Handarbeit, echte PTP-Verdrahtung und die Verwendung hochwertigster ("military specs") Komponenten aus. Die HotCat macht da keine Ausnahme. Der Amp basiert auf einer von Mark Sampson entwickelten High-Gain Schaltung (die 5 Triodensysteme beschäftigt), die um einen Clean-Kanal erweitert wurde, welcher wiederum mit einer einzigen Triode und einem Volume-Regler auskommt. Was dem Normal-Channel des VOX AC30 ähnelt – auch im Sound. In der Endstufe schwitzen zwei EL34 in Kathoden-Bias-Schaltung (aka „Class A“) und liefern eine glasklare und dynamische Wiedergabe um die 30 Watt. Der Kanal 1 der HotCat hat immense Gainreserven, reagiert sehr nuanciert und dynamisch und ist aufgrund seiner teilweise etwas "unorthodoxen" Einstellmöglichkeiten auch klanglich extrem flexibel. Zwischen Marshall Plexi- und Mesa Mark-X/Rectifier-Sound ist so fast alles möglich.

Hier noch mal die Spezifikationen der HotCat:


* 30W high gain “Class A” amp, cathode biased
* 4x 12AX7 preamp & phase inverter
* 2x EL34 poweramp
* GZ34 bzw. 5AR4, umschaltbar auf Diodengleichrichtung (1N4007)

Der hier verwendete Schaltplan:  http://www.bnv-gz.de/~ooehmann/schematics/bad_cat/Hot_Cat_30.pdf

Meine „HotCat+“ Version wird im Unterschied zum Original eine zusätzlich schaltbare negative Gittervorspannung besitzen, ist also umschaltbar auf röhrenschonenderen Class A/B–Betrieb mit etwa 50 Watt, und über eine Pentoden/Trioden Umschaltung (30/15W respektive 50/25W) verfügen. Die Schalter hierfür befinden sich – selbstverständlich - an der Rückseite des Amps. Außerdem werde ich zwar die VOX-Klangregelung an sich beibehalten, allerdings den 10k Widerstand gegen 25k lin Poti austauschen, der so als MID-Regler fungiert. Somit kann ich die Mitten je nach Lautsprecherkombination etwas nachregeln. Sinnvolles Feature für diese Art von Klangregelung, kann ich nur sagen. Soweit zu den Modifikationen. Einen entsprechend bearbeiteten Schaltplan liefere ich nach…

Mr. Class A:
Components.

Bei  den verwendeten „elektrischen“ Komponenten sollten im Vergleich zum Original möglichst keine oder nur gering(st)e Abstriche gemacht werden. Verwendet habe ich:


Kondensatoren


* Vishay / ERO Roederstein 1813 axial polyester film caps
* Werte < 1 nF: BC polypropylene, axial
* Elektrolytkondensatoren 450V, axial
Die ERO Roederstein Polyester-Kondensatoren sind neben den Mallory 150 Polyesters meine persönlichen Klangfavouriten für diese Art Amps der britischen Klangkultur und produzieren einen runden, im Vergleich zu Kondensatoren mit Polypropylen-Dielektrikum (z.B. Orange Drops) etwas weniger harschen Sound und klingen dabei m.E. noch einen Tick frischer und offener als die Mallorys. Die Teile kann man i.Ü. bei Farnell bestellen (sofern man Gewerbetreibender oder Student ist). Da diese Kondensatoren allerdings nicht kleiner als 470pF erhältlich sind, habe ich die BC Polypropylen Typen vom großen „C“ für die benötigten kleinen Werte genommen. Die sind im Vergleich zu SilverMica´s preiswerter, klingen etwas runder und nicht so steril und vor allem in axialer Bauweise erhältlich. Möglicherweise lehne ich mich mit meinen Klangbeschreibungen etwas weit aus dem Fenster - aber das ist nun mal mein subjektiver Höreindruck...

Sämtliche Elektrolytkondensatoren in der Spannungsversorgung (filter caps) sind axiale Typen und besitzen 450V Spannungsfestigkeit, die Werte liegen zwischen 22uF und 100uF. Erhältlich hier bei TubeTown. Leider waren keine einzelnen axialen Elkos mit 33uF zu bekommen, daher musste ich auf kombinierte 33+33uF F+T sowie eine radiale Type zurückgreifen. Letztere werde ich im Aufbau deshalb etwas „verstecken“.


Widerstände


* 1W Metallfilm
* 1W Kohlepress
* ½ W Kohlepress
* 5W Metalloxid
* 11W Drahtwiderstände, 270 Ohm
Zumindest für den Clean-Channel habe ich mich bzgl. Anoden-Arbeitswiderstand sowie den Kathodenwiderstand (220k bzw. 1k5) für Kohlepresswiderstände aus der „Apotheke“ entschieden. Da ja an der Stelle sowieso Vintage angesagt ist, meine ich. Aber Achtung: Die Bauteiltoleranzen werden voll ausgeschöpft! Besser gleich mehr bestellen und dann ausmessen. Ansonsten finden die Standard 1W Metallfilm vom großen „C“ Verwendung (Toleranzen gehen gegen null..., viele Werte verfügbar), die auch von Larry, Joachim und vielen anderen in ihren Amps verbaut werden/wurden. Soundmäßig gibt’s an denen auch von meiner Seite nichts auszusetzen. Die 100k ½ W Kohlepress-Type in der Klangregelung schließlich ist ein kleiner Gruss an ACY, denn soweit ich das verstanden hatte, ist DAS der irre soundbeeinflussende SLOPE RESISTOR. [Griiiiiiiiiiiiiiiiiiiiins]...


Morgen mehr...

El Martin:
Oh Mr. , da kommt was Feines!

Danke schon mal für den ersten Teil, liest sich sehr schön.

Böses Kätzchen!
Martin

hillfried:
Hallo,

ich sehe da auch schon was ganz tolles "anflattern". Lecker !
Ich bin auch schon auf der Lauer auf Das, was da noch kommt.

Böse, heiße Mietzekatze ;-)

Gruß Hilmar

Mr. Class A:
Trafos.


* Mains Transformer: Welter N7/3+4 (oder vergleichbar)
* Output Transformer: Marshall JCM800/Plexi 50 Watt (möglich sind auch AC-30 OT´s)
* Choke: Hammond 159M
Als Netztransformator kommt ein Welter N7/3+4 mit El 120 Kern mit folgenden vertrauenserweckenden Werten zum Einsatz: (u.a.) 320V-0-320V 200mA sek1 | 5V 3A | 6,3V 5A | 50V 100mA. Dieser Trafo hat die Anschlüsse auf der Unterseite als Lötösen ausgeführt, ist also standardmäßig praktisch nur für den liegenden Einbau geeignet und wird daher nur mit einer Abdeckkappe geliefert. Insofern nicht ganz original (stehender Netztrafo ;-), aber OK.

Der Ausgangsübertrager ist ein TT Marshall JCM800/Plexi 50 Watt OT mit ein Primärimpedanz von 3.4 kOhm, der perfekt geeignet für die 2xEL34 Endstufe ist. Der ist für 30 Watt Ausgangsleistung zwar etwas überdimensioniert, aber erstens: schad´ das nix, und zweitens: hatte ich ja sowieso die 50 Watt Class A/B Umschaltoption geplant.

Der Trafo sollte eigentlich ein Dagnall sein, allerdings ist das Exemplar schwarz lackiert und sieht auch von der Bauform her etwas anders aus. Ich lese da auf einem verwischten Stempel etwas von „MOP…“. Oder ich will das lesen. Egal. Er klingt gut (dazu später…) und sieht gut aus. Was will ich mehr?

Als Drossel kommt eine Hammond 159M (15 Henry, 100mA) zum Einsatz.


Chassis.

Als Chassis nehme ich (immer) ein U-förmiges Aluminiumblech mit 2mm Stärke, das an den oberen Kanten noch einmal mit einer Tiefe von etwa 1 cm um 90 Grad abgekantet ist (siehe Foto). Das macht eine Schlosserei hier für etwa 10-15 EUR pro „Chassis“ inkl. Material. Zur Stabilisierung und aufgrund meiner „speziellen“ Art der Aufhängung des Chassis´ später im Ampgehäuse, werden seitlich jeweils über die gesamte Chassistiefe verwindungsfeste Alu-Winkelschienen angebracht. Das Ergebnis mag etwas rustikal und wenig elegant wirken, hinterher sieht man das aber überhaupt nit. Nur halten muss es.

Das Chassis hat die Maße (BxTxH) 430 x 230 x 58 mm und ist damit etwas größer als das Original (dort wohl eher um 410 x 210 x 55 mm). Grund für diese Bemaßung ist ein bereits vorhandenes Chassis mit identischen Maßen in meinem Combogehäuse - ich möchte beide Chassis 1:1 austauschbar halten...


Beschriftung.

Das leidige Thema Chassis- und Regler-Beschriftung habe ich mit zwei passend zugeschnittenen, ca. 1 mm starken, weißen Kunststoffplatten gelöst, die mit einem Thermo-Laser-irgendwas-Drucker in einem hiesigen Shop für Gravuren und T-Shirt-Druck nach meinen Vorgaben bedruckt wurden. Dazu wird nur eine maßstabsgetreue Vektorgrafik-Datei (in meinem Falle CorelDraw .cdr) benötigt. Anschließend wurde das ganze noch mit einer Hochglanzfolie überzogen. Kosten für Front und Rückseite: 20 EUR.
Negativpunkt ist bei dem konkret verwendeten Material, dass es doch sehr biegsam ist. Daher bilden sich um die festgezogenen Poti- und Schalter-Gegenmuttern bei genauem Hinschauen ganz leichte „Täler“. Zu empfehlen ist daher ein etwas festeres, steiferes Kunststoffmaterial…

Auch die (später) hintergrundbeleuchteten Logos lasse ich in diesem Geschäft anfertigen, allerdings konnte ich mich bisher noch nicht für ein eigenes Logo-Design entscheiden.

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