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Technik => Tech-Talk Sicherheit => Thema gestartet von: roseblood11 am 7.06.2018 18:45

Titel: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 7.06.2018 18:45
Hallo,
ich habe gestern per Post eine Ausgangsübertrager erhalten, der wohl leider einen heftigen Sturz erlebt hat - siehe Bilder. Mit dem Verkäufer habe ich mich gütlich geeinigt, soweit also alles ok. Aber nun liegt das Teil hier rum... Würdet ihr den so in Betrieb nehmen, bzw wie auf sicherheitsrelevante Schäden testen?
Grüße, Immo
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: earnst am 7.06.2018 18:59
Hallo,

wurde der Rest des Trafos für die Fotos aus "datenschutzrechtlichen" Gründen abgeklebt?  ;D

Was ich erkennen kann, ist eine leicht angenagte Ecke des Kernpakets, was bei einem Kern der verschweißt ist (so sieht es für mich aus), pille palle ist.
Dann noch eine verbogene Befestigungslasche - einmal vorsichtig zurückbiegen wird sie wohl überstehen.
Der Spulenkörper (schamhaft verhüllt) irgendwie gerissen/gebrochen?
Der (sichtbare) Teil des Wicklungspakets irgendwie eingedrückt?

Für das Überprüfen auf sicherheitsrelevante Schäden im Inneren fällt mir nur die übliche Hochspannungs-/Isolations-prüfung ein, aber dafür hat man das notwendige Gerät nicht mal eben im Wohnzimmer auf der Anrichte stehen...

mfg ernst
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 7.06.2018 20:07
Hi,
es sehen halt sechs Ecken und beide Laschen so aus, das Ding scheint eine Treppe runtergerollt zu sein.
Der Hersteller ist kein Geheimnis, es ist Steve Smith, der auch die originalgetreuen Vox-Chassis baut. Der Trafo ist angeblich exakt so gebaut, wie es in den 60ern gemacht wurde:
"Same winding pattern and conductor size as original Output Transformer 
Varnish Impregnated.
Hand made in the UK with UK imperial materials.
Finished with traditional transformer paper before heavy varnish impregnation and oven baking."
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Dirk am 7.06.2018 21:58
Bei soviel Voodoo kann ja nichts passieren  ;D
Prüfe bitte die Isolation der Anschlusslitzen ganz genau ob irgendwo etwas beschädigt ist.
Dann messe die Wicklung ohmisch durch (sofern nur ein DMM vorhanden ist) und gleiche diese Werte mit dem Hersteller ab. Wenn ebenfalls unauffällig, dann kann man mit einer niedrigen Spannung das Übersetzungsverhältnis prüfen und wenn dies auch OK ist, dann den Übertrager mit der endgültigen Spannung prüfen und bei positivem Ergebnis in Betrieb nehmen.

Gruß, Dirk
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 7.06.2018 22:28
Werd ich so machen. Jedenfals sind die Werte schonmal im plausiblen Bereich.

Soviel Voodoo veranstaltet Steve nicht. Der Ansatz "Wenn's Vintage sein soll, mach es einfach genauso wie damals" hat ja was für sich. Außerdem ruft er im Gegensatz zu vielen anderen Boutique-Kaspern keine Voodoopreise auf.
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Dirk am 7.06.2018 22:50
Tja, "Vintage" verkauft sich halt besser, ist aber nichts anderes als "Stand der Technik von vor X Jahren". Ob das gut oder schlecht ist wird damit nicht beantwortet, aber die Kunden wollen es halt lesen...

Gruß, Dirk
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 8.06.2018 14:06
Ich muss doch noch mal dumm fragen:
Wie wirkt es sich im Betrieb aus, wenn an einer Ecke mehrere Lagen Blech so eingedrückt sind, dass sie offenbar Kontakt zueinander haben?

Ich messe auf der Primärseite ca 120 Ohm. Bei einem kleineren AÜ, der aber ebenfalls nominal 4k hat und für vier EL84 gedacht war, sind es ca 160 Ohm.
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Reinhold Messmal am 8.06.2018 14:43
Hallo,

das wirkt, wie earnst schon sagte, wie eine Schweissnaht, d. h. der Kern verliert an Wirkungsgrad. Aber ich würde fast vermuten, dass man das einfach nur ein wenig wegzufeilen braucht.

Das mit dem höheren DC-R bei kleinerem Trafo ist auch klar:
kleineres Fenster für Wicklung -> dünnerer Draht -> ...

Gruß
Stefan
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Holzdruide am 8.06.2018 15:26
Hallo

Feilen wird wenig nützen, der Grat der auf jedem Blech entsteht müsste entfernt werden, das ist aber nicht möglich.

Ingo hat mal einen Seiner Trafos wegen einem ähnlichen Schaden zurückgenommen um neue Bleche anzubringen.....

Testen ob der Trafo genug Saft liefern kann ohne zu heiß zu werden. Ich schätze zumindest - weniger Wirkungsgrad - höhere Temperatur.

Gruß Franz
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Dirk am 8.06.2018 22:05
Das ist alles recht spekulativ, daher Vorgehen wie weiter oben beschrieben um zu sehen wie sich der Übertrager in der Praxis verhält.

Gruß, Dirk
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 8.06.2018 22:14
jupp.
dass jeweils oben und unten ca drei Bleche Kontakt zueinander haben, ist allerdings sicher

Gruß, Immo
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: earnst am 8.06.2018 22:44
Hallo,

durch das Verschweißen der Kernbleche an den Stoßstellen haben alle Bleche Kontakt untereinander!
Man sollte sich mal klar machen, warum die Kerne nur in einer Richtung geschichtet/laminiert sind und nicht aus "feingewürfeltem" Eisen bestehen (wie es ja die Kerne aus Ferrit- oder Eisenpulver für HF und Schaltnetzteil-Leistungsübetrager sind).
Die Wirbelströme entstehen - praktisch wie ein Ring um den Finger - um die magn. Feldlinien herum. Und da reicht es, wenn man ihnen den Spaß an der Verlustleistung durch Unterbrechungen in einer Ebene nimmt. Zusätzlich wird das Kernmaterial durch Zugabe von Silizium hochohmiger gemacht, was die Verluste durch Wirbelströme auch noch mal verkleinert.

mfg ernst
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Dirk am 8.06.2018 23:20
Es ist aber in diesem Fall nicht der komplette Kern betroffen.

Gruß, Dirk
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: earnst am 8.06.2018 23:33
Hallo,

mein letzter Beitrag sollte genau das erklären, daß bei einem verschweißten Kern (so sehe ich das jedenfalls auf dem ersten Foto) die kleinen "Katschen" an den Ecken die Eigenschaften kaum verschlechtern.
Übrigens gehen bei verschraubten Kernen die Schrauben meist ohne Isolierung durch die Kernblechbohrungen und erzeugen so auch Verbindungen.
Bei "dicken" Trafos (kVA-MVA-Bereich) würde das schon zum Eisenbrand führen.

mfg ernst
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 9.06.2018 12:28
Ich probiere es einfach. Danke an alle...
Gruß, Immo
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Dirk am 9.06.2018 13:33
Übrigens gehen bei verschraubten Kernen die Schrauben meist ohne Isolierung durch die Kernblechbohrungen und erzeugen so auch Verbindungen.

Die Schrauben sind zwar meist nicht isoliert werden aber mittels isolierten Abstandhalter auf Position gehalten.

Gruß, Dirk
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: bluesfreak am 9.06.2018 17:24
Kurzer Einwurf:

Das Blechpaket ist bei dem Trafo nicht verschweißt, der ist rein gesteckt,
Was da aussieht wie eine Schweißnaht dürften Reste des Tränkmittels sein mit dem der Trafo nach dem Zusammenbau getränkt wurde um Brummen zu eliminieren und das trat beim Aufstellen ein bischen aus und hat sich da an der Seite gesammelt. An sich seh ich den Schaden als ignorierbar an, ich denke auch nicht dass eine Wicklung Schaden genommen hat denn ich seh keine Verschiebungen im Kernpaket...

just my 2c
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: roseblood11 am 9.06.2018 17:27
Abwarten...
Wenn du Recht behältst, habe ich einen schönen AÜ für lau.
Titel: Re: AÜ mit Fallschaden - was damit tun?
Beitrag von: Athlord am 9.06.2018 19:54
Ich probiere es einfach. Danke an alle...
Gruß, Immo

Moin,
so hätte ich das auch gemacht....  :topjob:
Fragen bringt nur Verunsicherung.....

Übrigens wenn Du im Lautsprecher später mal ein Rumpeln hörst,
dann liegt das daran, das der Trafo sich an den Sturz erinnert... :devil:

Cheers
Jürgen