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Sozialstation => Transistor-Verstärker => Thema gestartet von: dimashek am 28.09.2020 13:58

Titel: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: dimashek am 28.09.2020 13:58
Ich glaube, ziemlich jeder stand schon mal vor dem Problem (wenn man ungerade Anzahl an Trioden braucht) - > zusätzliche Röhre oder irgendwie irgendwas ersetzen?  :devil:

Für mich steht es fest, dass man den DC coupled CF (den vor dem TS) auf keinen Fall durch MOSFETs ersetzen darf! die Stufen, die stark überfahren werden - sowieso.

Bleibt eigentlich nur V1.
Das naheliegende wäre ein LND150. Aber wie beschalten, damit das gain, und vor allem Übersteurungverhalten dem einer 12ax7 ähnelt?

Schließt man es einfach, wie eine 12ax7 an,  (z.B. 1k5||1u Kathode und 100k Anode) ist Gain zu hoch - UND das Ganze ist schon bei 0.7-0,8V Eingangssignal überfahren. Viel eher, als eine 12ax7.  Zu wenig für heiße PUs

Addiert man ein zusätzlichen R in die Kathode, um die höhere Steilheit des LNDs auszugleichen (ca. 400-500 Ohm nötig), wird LND150 noch kälter gebiast .  Die Verstärkung stimmt, aber die obere Halbwelle am Ausgang klappt zu früh zusammen (zu wenig Strom).
Das Bild overdrive-lnd.png zeigt die Problematik
Dagegen kann man mit einer kleinen negativen Vorspannung entgegenwirken, aber der Aufwand ist schon deutlich größer.

Zum Schluss meine Lösung - ein Jfet als Eingangselement, natürlich kaskadiert, wegen Spannung:
Die Cascode kann sogar ein hochspannung npn bjt sein, wenn kein lnd150 da ist.

JFET wird man selektieren müssen, ein j202 mit 3.3-3.7mA Anfangsstrom wird gut passen.
Mit R17 gleicht man die höhere Steilheit des Jfets aus.

Mit so einer Schaltung habe ich die selbe Verstärkung wie 12ax7, und sogar etwas höheren Headroom, als bei 12ax7.
Und das ganze ist rauscharmer, als die beste V1 Röhre.

Für Schaltungen, wo die erste Röhre möglichst linear verstärken soll - gute alternative! wie ich finde


Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: _peter am 28.09.2020 15:12
Hallo,

Schließt man es einfach, wie eine 12ax7 an,  (z.B. 1k5||1u Kathode und 100k Anode) ist Gain zu hoch

Den Kathoden-C könnte man einfach weglassen, wenn man ihn nicht zur Klangformung braucht -> weniger Gain

Addiert man ein zusätzlichen R in die Kathode, um die höhere Steilheit des LNDs auszugleichen (ca. 400-500 Ohm nötig), wird LND150 noch kälter gebiast .

Hier den zusätzlichen R zwischen Kathoden-R und Masse setzen und an deren Verbindungspunkt auch den Gitterableit-R legen (statt auf Masse). Also wie beim Kathodyn. -> Bias bleibt gleich, aber der zusätzliche Widerstand bewirkt lokale Gegenkopplung -> weniger Gain

Gruß, Peter
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: dimashek am 28.09.2020 15:41
Hallo Peter
Den Kathoden-C könnte man einfach weglassen, wenn man ihn nicht zur Klangformung braucht -> weniger Gain
Gerade den braucht man schon für die Klangformung, wie ich finde. Ich wollte auch den Frequenzgang der Stufe nachbauen können.

Hier den zusätzlichen R zwischen Kathoden-R und Masse setzen und an deren Verbindungspunkt auch den Gitterableit-R legen (statt auf Masse). Also wie beim Kathodyn. -> Bias bleibt gleich, aber der zusätzliche Widerstand bewirkt lokale Gegenkopplung -> weniger Gain
Klar, habe ich ja geschrieben, ca. 500 Ohm. Damit kann man die Verstärkung angleichen.
Aber dann ist ein Koppel-C vor der ersten Stufe nötig.  siehe Anhang. Sonst hat man zwar das Gain reduziert, aber das Headroom verschlechtert (zu kalter Bias)
Das rausch etwas mehr (niederfrequent)

Und als JFET kann man so was einsetzen
https://toshiba.semicon-storage.com/ap-en/semiconductor/product/mosfets/detail.2SK879.html

Passt in GR-Version perfekt, und ist sehr rauscharm
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: _peter am 28.09.2020 18:41
Hi nochmal,

gut, dass du nochmal darauf hingewiesen hast, einen Koppel-C braucht man dann schon, damit nicht z.B. das Volume-Poti der Gitarre einen DC-Pfad nach Masse bildet und den Bias versaut. Wenn der C da ist, wird nichts kälter gebiast. R4 und R7/C5 sind noch vertauscht.

Interessante Idee mit dem JFET! Ich freunde mich mit dem Gedanken an Sand in der ersten Stufe auch immer mehr an :)

Gruß, Peter
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: dimashek am 29.09.2020 09:58
R4 und R7/C5 sind noch vertauscht.
Hallo Peter
finde ich nicht!  Die Verbindung R8-R4 unten ist dann die "Kathode". R4,R8 sind fest.
R7-C5 kann man dann je nach Wunsch einstellen.   >:D

Ne, im ernst. Wenn man den Kondensator nach oben verschiebt, dann hast du doch die gewünschte frequenzabhängigheit wegen RC in der Kathode ein stück "ausgehebelt". (durch die Strom-Gegenkopplung).  Die Bässe werden ein Stück weniger zurückgenommen.

Ist jetzt nicht viel. Nimmt man z.B.  Marshall-übliche 2k7/680n Verbindung, dann sind das 1-2dB, die man in den Bässen daneben liegt.

Ich versuche es noch mal... war irgendwie nicht verständlich:
Zuerst passt man mit dem R4 den LND an (Steilheit wird verkleinert, Innen-R vergrößert)) - und dann kommt das Röhrenübliche RC in der "Kathode"
Damit der Frequenzgang des ganzen ähnlich einer Röhre ist.
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: Laurent am 29.09.2020 11:01
Hallo zusammen,

Sehr interessantes Thema , auch wenn einige Puristen sich davon fernhalten werden.

Als DC-gekoppelter CF habe ich eine Art Klon vom JCM1 mit einem LND150 realisiert und ich finde, dass er den Job macht. Müsste sicherlich mit einem gleichen Vollröhre vergleichen, aber das läuft ohne weiteres.

Das obere Thema ist schon eine feine Idee, insbesondere bei High Gain.
Wie ist aus deiner Erfahrung das reale Verhalten beim Überfahren mit einem Pedal? Ist es mit einem ECC8X vergleichbar?

Gruß
Laurent
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: dimashek am 29.09.2020 11:25
Es kratzt schon deutlich anders, wenn der Eingangssignal >2.5Vpeak ist. So leicht "oldschool", etwas fuzzy.  Bis dahin ist alles sauber.
Also zu heiß sollte man nicht reingehen. Oder man passt die Verstärkung/Arbeitspunkt an und stellt sicher, dass auch höhere Spannungen ohne clipping wiedergegeben werden. Aber dann hat das "anheizen" mit dem Pedal wenig Sinn ;)
 
 
Und noch ein Nachschlag:
Die Fets haben deutlich höhere Eingangskapazität. Macht keine 68k in Reihe mit dem "Gate". 1-10k sind mehr als genug.
Kleiner ist auch besser wegen Rauschen!   
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: Laurent am 29.09.2020 12:51
Muss auf jeden Fall ausprobiert werden.
Ich hatte schon in Sicht, eine SLO-Vorstufe mit einem LND in der KF-Position aufzubauen. Dies würde auch eine Möglichkeit geben, einen festen Boost zu integrieren. Wurde letztens auch besprochen.

Ich tendiere nun ebenfalls die gute Seiten vom Sand mit der Röhrentechnik zu kombinieren.
Titel: Re: Solid state Nachbau der ersten Triode (V1) im high gain amp
Beitrag von: _peter am 29.09.2020 15:40
Hi nochmal,

Die Verbindung R8-R4 unten ist dann die "Kathode".

Dann läge ja das Gitter direkt auf Kathodenpotential. Tatsächlich ist doch aber R4 in dem zweiten Bild der Bias-Widerstand, der den Potentialunterschied zwischen Kathode und Gitter bestimmt.

Ne, im ernst. Wenn man den Kondensator nach oben verschiebt, dann hast du doch die gewünschte frequenzabhängigheit wegen RC in der Kathode ein stück "ausgehebelt". (durch die Strom-Gegenkopplung).  Die Bässe werden ein Stück weniger zurückgenommen.

Das stimmt, die lokale Gegenkopplung dürfte dem klangformenden Effekt des Bypass-C etwas entgegenwirken.


Zuerst passt man mit dem R4 den LND an (Steilheit wird verkleinert, Innen-R vergrößert)) - und dann kommt das Röhrenübliche RC in der "Kathode"

Indem du aber R8 nicht auf Masse legst, sondern an die Verbindung R4 und R7/C5 ist die Funktion von R7/C5 eine ganz andere. R7 ist nicht mehr Bias-Widerstand, weil er das Potential zwischen Kathode und Gitter nicht mehr beinflusst. Du hast so im Grunde einen stark ungleich gewichteten Kathodyn, bei dem das kathodenseitige Ausgangssignal nach dem Koppel-C C5 direkt auf Masse gelegt wird. R7 bildet zusammen mit dem Anoden-R den Lastwiderstand der Stufe. Wenn man die Lastgerade zeichnen wollte, müsste man beide addieren.

Gruß, Peter