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Technik => Tech-Talk Fender => Thema gestartet von: fränki am 2.03.2022 18:26

Titel: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: fränki am 2.03.2022 18:26
Hallo, ich habe mir einen Fender Blues Junior gekauft und habe folgendes Problem.
Bei dem Amp waren die Röhren kapput als ich ihn gekauft habe, es war so das eine EL84 geleuchtet hat wie ein Bengalfeuer. Ich habe dann nicht weiter probiert und habe bei TT einen Satz neue Röhren gekauft.
Mit den neuen Röhren ist das Leuchtfeuer weg aber der Amp hat ein Dauerbrummen das unabhängig von Volume und Masterpoti Stellung auch auf null immer gleichbleibend ist. Spiele ich die Gitarre an, verzerrt der Amp als ob ich beim Spielen den Amp ausschalte, bzw die Spannung zusammen bricht.
Anodenspannung EL 84 ist 322 Volt, Anodenstrom beträgt 33mA.
Jetzt weis ich echt nicht weiter, Lötstellen sind alle io, Elkos habe ich gemessen, sind auch io.
Vielleicht kann mir jemand einen Tip geben oder hatte so etwas schon einmal, ich wäre sehr dankbar.
Gruß und danke Frank
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: carlitz am 2.03.2022 19:07
Könnte der Ausgangsübertrager sein, welcher defekt ist und eine Halbwelle nicht korrekt wiedergegeben wird
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: guanre am 2.03.2022 20:06
Prüf mal alle Widerstände um die EL84 herum ob da einer defekt ist.
Ansonsten schauen ob der Fehler aus der Vor oder Einstufe kommt.
Vorröhren ziehen und schauen ob's noch brummt.
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: bluesfreak am 3.03.2022 09:26
Die üblichen (Schwach)punkte beim Blues Junior:

1. Netzteil Elkos => die verbauten Illinois Caps halten exakt bis Ende Garantie aber nie länger als 2 Jahre, also raus damit und F&T rein
2. Wenn man schon drinnen ist die Kathodenelkos auch gleich mittauschen. Die sind zwar etwas haltbarer aber mit ordentlichen Vishays hat man auch die nächsten 20 Jahre Ruhe
3. Den Bias runterfahren, dazu einfach einen 82k in parallel zum 33k im Bias Zweig (je nach Version ist das R37 oder R51) löten
4. Die Dioden im Netzteil checken, sind da 1N4004 oder 1N4006 verbaut auf 1N4007 umbauen
5. das blaue B+ Kabel zum Output Transformer das quer an den Flachbandkabeln zu den Endröhren vorbei läuft möglichst weit weg vom Flachbandkabel führen (Siehe auch Lyle Cadwells Video https://www.youtube.com/watch?v=_pw9UduUuKc
6. Lötstellen am Input Jack checken, ggf den durch was ordentliches ersetzen
7. die beiden 1W 15V Zener Dioden im Hilfsspannnungsnetzteil durch eine 2W Version ersetzen die etwas vom PCB erhöht verbaut ist um ordentliche Konvektion zu ermöglichen
8. Alle (!) Potilötverbindungen checken, 7ender faährt da eine seltsame Art MAsse zwischen den Potis zu gewährleisten, bricht da eine Lötstelle hat man Probleme

Service Manual im Anhang

Gruß
blues

Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: Volka am 3.03.2022 09:28
Moin,

vielleicht ist auch einer der Koppel-C's  zwischen PI und Endröhre defekt...es muss nicht imer gleich der AT sein.

Gruß,
Volka
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: cca88 am 3.03.2022 12:29
 :topjob:



Die üblichen (Schwach)punkte beim Blues Junior:

1. Netzteil Elkos => die verbauten Illinois Caps halten exakt bis Ende Garantie aber nie länger als 2 Jahre, also raus damit und F&T rein
2. Wenn man schon drinnen ist die Kathodenelkos auch gleich mittauschen. Die sind zwar etwas haltbarer aber mit ordentlichen Vishays hat man auch die nächsten 20 Jahre Ruhe
3. Den Bias runterfahren, dazu einfach einen 82k in parallel zum 33k im Bias Zweig (je nach Version ist das R37 oder R51) löten
4. Die Dioden im Netzteil checken, sind da 1N4004 oder 1N4006 verbaut auf 1N4007 umbauen
5. das blaue B+ Kabel zum Output Transformer das quer an den Flachbandkabeln zu den Endröhren vorbei läuft möglichst weit weg vom Flachbandkabel führen (Siehe auch Lyle Cadwells Video https://www.youtube.com/watch?v=_pw9UduUuKc
6. Lötstellen am Input Jack checken, ggf den durch was ordentliches ersetzen
7. die beiden 1W 15V Zener Dioden im Hilfsspannnungsnetzteil durch eine 2W Version ersetzen die etwas vom PCB erhöht verbaut ist um ordentliche Konvektion zu ermöglichen
8. Alle (!) Potilötverbindungen checken, 7ender faährt da eine seltsame Art MAsse zwischen den Potis zu gewährleisten, bricht da eine Lötstelle hat man Probleme

Service Manual im Anhang

Gruß
blues
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: bluesfreak am 3.03.2022 15:10
Einen Punkt vergessen:

9. Anodenwiderstände am PI prüfen, der 82k brennt auch ganz gern mal ab. Gegen 1W Type tauschen, ebenso den 100k auf der anderen Seite...
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: carlitz am 3.03.2022 15:45
Moin,

vielleicht ist auch einer der Koppel-C's  zwischen PI und Endröhre defekt...es muss nicht imer gleich der AT sein.

Gruß,
Volka

Ja auch gut möglich. Mal die Gleichspannung am Eingang der Endröhre (ohne eingeschaltetem Bias) messen.
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: fränki am 3.03.2022 22:19
Hallo Leute , vielen Dank für die vielen Tips.
Ich habe den Fehler gefunden, es war wirklich ein Widerstand defekt und zwar R35 100 Ohm vor der zweiten EL 84.
Äusserlich war an dem Widerstand nichts zu sehen.
Ich habe jetzt für beide EL84 diesen Widerstand ersetzt.
Seid Ihr der Meinung ich soll sie lieber gegen robustere 2 Watt tauschen ?
Danke und Gruß Frank
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: cca88 am 3.03.2022 22:39
Hallo Leute , vielen Dank für die vielen Tips.
Ich habe den Fehler gefunden, es war wirklich ein Widerstand defekt und zwar R35 100 Ohm vor der zweiten EL 84.
Äusserlich war an dem Widerstand nichts zu sehen.
Ich habe jetzt für beide EL84 diesen Widerstand ersetzt.
Seid Ihr der Meinung ich soll sie lieber gegen robustere 2 Watt tauschen ?
Danke und Gruß Frank

ich würde sie auf 0,5W Flameproof lassen... Die Kiste hat keine Anodenspannungssicherung

Grüße
Jochen
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: Meikel am 16.03.2022 11:45
Bei der Gelegenheit:

Hatte vor kurzem einen bekannten China-Klon des BJ auf dem Tisch. Der brummte extrem laut unmittelbar nach dem Einschalten und müffelte nach heißem Kunststoff. Anhand des Schematics von bluesfreak: V5 war ohne Anodenspannung.

Die Ursache war CR10, sie war durchgehauen. Die Chinesen haben keine R3000 verbaut, sondern hier jeweils eine 1N4007 (!). Mit dem Ergebnis, dass sie nach Masse durchschlug. Der "Kurzschlußstrom" ging nun voll durch den OT, dessen zugehörige Wicklung zu V5 überhitzte. Der OT wurde dadurch vollkommen unsymmetrisch und musste zusammen mit den Dioden ausgetauscht werden.
Ug2 lag an V5 an, Ua war weg. Da die Noname-EL84 ohnehin ausgetauscht werden mussten, habe ich dies mit erledigt durch Auatausch gegen JJ-EL84.

Ein falsch kopierter Pfennigartikel killte den OT und es ist verwunderlich, dass das Netzteil durch diesen hohen Strom dennoch keinen Schaden davontrug. Hätte der Amp eine Anodensicherung im Netzteil, hätte sie angesprochen und gut wäre es.

Gruß Michael
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: bluesfreak am 16.03.2022 16:20
Die Chinesen haben keine R3000 verbaut, sondern hier jeweils eine 1N4007 (!).

Kann man machen, aber nur wenn man 3 in Reihe verbaut  :P
Allerdings muss ich sagen dass man R3000 hier nur schwer bekommt, soweit ich weiß gibts die nur über Mouser, evtl mal etwas das Dirk hier auch mit ins Sortiment nehmen könnte?

Gruß
blues
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: carlitz am 16.03.2022 17:24
Jede andere 3KV fähige Diode tut es auch.

Gibt es bei sehr vielen Bauteileanbietern.....
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: Meikel am 22.03.2022 15:46
Servus blues,

...soweit ich weiß gibts die nur über ----, evtl mal etwas das Dirk hier auch mit ins Sortiment nehmen könnte?...

jo, ich habe die beiden über ---- gekauft. Dem Kunden war es egal, d.h. er hat sich trotz der Apothekenpreise gefreut, dass sein Amp nun wieder tut.

Gruß Michael
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: Meikel am 25.03.2022 14:36
Nachtrag: Vermutlich sind nicht mal die einst verbauten 1N4007 Originale, sondern chinesische Kopien.

Anekdote zum Schluß:

Wer so einen BJ-Klon namens Sub----20 auf der Werkbank hat, der beachte die Hauptplatine: Die Bauelemente sitzen entsprechend des Originals, nur hat der Hersteller die Bezeichnungen offenbar willkürlich vertauscht. Auch die der Röhren sind lustigerweise ziemlich durcheinander gewürfelt.

Vermutlich hat man das gemacht, um Kopisten deren Arbeit zu erschweren.  ;D
Titel: Re: Fender Blues Junior brummt und verzerrt
Beitrag von: Feierabendklampfer am 28.03.2023 13:31
Moin Leute,
noch'n Nachtrag, hatte auch grade einen Junior-Tweed auf der Heling welcher die gleichen Symtome -  brummt und verzerrt - zeigte. Und es war auch die gleiche Ursache, Schirmgitterwiderstand defekt. Hab dann auch den „Fender-Pimpigservice“ gemacht. Alle Anodenwiderstände ersetzt und Platine nachgelötet. Was ich da so gesehen habe war nicht das was ich von 7ender so gewohnt bin.  :o Dagegen glänzt sogar mein 100W Peavey-Chinaböller zum halben Preis.
Bias-Regelung mit Messwiderständen ist jetzt auch drin, die Röhren sind einfach zu heiß gelaufen.
Was ich noch an Verbesserungen ergänzen würde ist die Rückkoppelung: Der Amp hat im Test bei Übersteuerung der Endstufe hochfrequent angefangen zu schwingen. Was einem im Spielbetrieb nicht sofort auffällt da es ja eh verzerrt klingt. Aber man sieht es am Osszi und am unnötig höherem Endröhrenstrom.  Das könnte übrigens auch eine Ursache für einen defekten Schirmwiderstand sein. Meine Abhilfe war jedenfalls das violette Kabel gegen eine einseitig geschirmte Leitung zu ersetzen. Zusätzlich habe ich noch 1nF über R27 gelötet und Ruhe war. Ich meine jetzt klingt die verzerrte Endstufe noch viiiieeeel besser. Es muss zwar nicht in jedem Junior so sein, aber das Stück Kabel kostet nicht viel und ist schnell ersetzt.
Just my 2cents und Danke für die Serviceunterlagen.  :bier:

Bastlergrüße