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Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: mic72 am 20.06.2016 10:35

Titel: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: mic72 am 20.06.2016 10:35
Guten Morgen!

Ich würde mir gerne ein Netzteil für meine Röhrenschaltungen (Vor+End-Verstärker) aufbauen.

Hierzu habe ich ich mir auch schon einige andere Schaltungen (als Vorlage bzw. Lehrmaterial)
angesehen, bin aber momentan auf diesen beiden Fragen gestoßen:

1. Wann macht der Einsatz einer Spannungsstabilisierung Sinn bzw. warum haben manche
Netzteile eine Spannungsregelung/Stabilisierung verbaut und manche nicht (nur Gleichrichtung+Siebung)?

2. Ist es von wesentlicher Bedeutung ob Ringkern o. Herkömmlicher Trafo?


Ich hoffe diese Fragen sind nicht allzu doof!?  :facepalm:
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: chaccmgr am 21.06.2016 11:51
Hallo Namenloser,

stell Dich doch mal vor, sag was zu Deinen Vorkenntnissen etc., das steigert die Hilfsbereitschaft enorm.

Deine Fragen sind nicht doof aber ohne nähere Angaben zu Deinem Projekt wie Zielsetzung des Amps, geplante Leistung etc und v.a. Schaltplan und geplantes Layout nicht zu beantworten. Zu Netzteilen gibt es ganze Bücher (z.B. Merlin Blencowe). Seine Seite http://www.valvewizard.co.uk/ gibt erste Infos über Grundlegendes zu Röhrenschaltungen und Netzteile. Ich nehme an Du sprichtst über geregelte Anodenspannung?

Obligatorischer Hinweis: Ich entnehme Deinen Fragen, dass Du noch keine Erfahrung mit Röhrenamps hast. In einem Röhrenamp hantierst Du mit 240V Netzspannung und hohen, potentiell tödlichen Gleichspannungen im Gerät. Ohne Ahnung ist das gefährlich.

Nicht jeder hier im Forum braucht einen Elektromeistertitel oder Ingenieur, aber Du musst wissen, womit Du hier umgehst.

Vorsicht mit Vorlagen aus anderen Amps: auch in kommerziellen Amps wird Haarsträubendes verbaut und die alten Schätzchen haben Sachen drin, die heute schlicht verboten sind. Ein gut designtes Netzteil ist auf den konkreten Amp hin ausgelegt. So solltest Du es auch machen.

Ringkerne: haben einen höheren Anlaufstrom und geringere Streufelder, sind rund und liegen (was bei engen Chassis ein Problem sein kann). Ich nehm Sie gerne, die Auswahl an passenden von der Stange ist oft geringer. Hier im Shop ist eine gute Adresse. Wickeln lassen geht auch für erstaunlich wenig Geld (nicht hier).

Grüße
Robert
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: orange1969 am 21.06.2016 13:55
... Bedeutung ob Ringkern o. Herkömmlicher Trafo? ...
Mahlzeit.

Das Wort herkömmlicher Trafo nehme ich an soll sich auf einen EI-Schnitt oder einen M-Schnitt beziehen. (Ich habe mir aber schon mal einen Trafo auf MD wickeln lassen.

Die Ringkerne haben 2 Probleme:
1. Wenn der Amp nie gewartet wird und keine ordentliche Schraubensicherung verwendet wird, kann es sein, daß sich der Bolzen am Ringkern auch mal löst über die Jahre hinweg. (War bei mir bisher nur bei einem Transenamp der Fall aber es kam vor)
2. Ringkerne sind streuarm, solange der Kern nicht in die Sättigung kommt. Aber wehe der Trafo ist knapp dimensioniert und die Speicherelkos nach der Gleichrichtung sind zu groß (oder zusätzlich noch Gleichspannungsheizung), dann kann es sein, daß während des Nachladens der Elkos der Trafo hart an die Sättigung gefahren wird.
Und dann streut der Ringkern - ringsum.

Ansonsten keine Probleme.
MfG
orange1969
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: Nigel am 21.06.2016 14:05
Moin!


1. Wann macht der Einsatz einer Spannungsstabilisierung Sinn bzw. warum haben manche
Netzteile eine Spannungsregelung/Stabilisierung verbaut und manche nicht (nur Gleichrichtung+Siebung)?

Das macht man, wenn Schaltungen zu Brummen oder Rauschen neigen oder sonstwie empfindlich auf eine ungleichmäßige, restwellige Stromversorgung reagieren. Das ist beispielsweise bei Mikrofonvorverstärkern oder HiFi mit SRPP-Schaltungen o.Ä. der Fall.

Bei Gitarrenverstärkern, oder bei Röhrenverstärkern, die einen deutlichen Charakter haben sollen, benutzt man kontinuierliche, also konventionelle Netzteile ohne Spannungssteuereung. Das Netzteil ist wichtig für den Klang, es soll "atmen", also durch ein verzögertes Nachladen eine Art Kompression hinzufügen. Such mal im Netz nach "Sag".


Gruß,

Nigel
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: mic72 am 21.06.2016 16:37
Hallo Namenloser,
stell Dich doch mal vor, sag was zu Deinen Vorkenntnissen etc., das steigert die Hilfsbereitschaft enorm.

Hallo Robert!

bitte entschuldige meine Unhöflichkeit.  :facepalm:
Ich bin Ingenieur, habe jedoch - wie bereits von einem anderen Poster hier richtig erkannt - noch keine Kenntnisse
bzgl. Röhrenverstärker. Was die hohen Spannungen angeht, weiß ich jedoch was ich tue bzw. was mich erwartet
und bin in meiner Werkstatt auch mit Trenntrafo, FI etc. ausgestattet.

Derzeit würde ich versuchen zwei Anwendungfälle mit dem Netzteil zu erschlagen:

1. Vor/Endstufe (Vorstufe in SRPP + Endstufe PP mit KT150)
2. Größere Versuchsschaltung mit einigen 5751+ECC83 (Op-Amp mit Röhren; mehrfach)

Da es einen Trafo, der beide Use-cases gut abdeckt so nicht gibt, würde ich mir den auch wickeln lassen.
(Tipps für 'gute' Adressen sind mir willkommen!)
Da ich noch am Experimentieren bin, würde ich den Trafo eher großzügig und universell
auslegen (mehrere Abgriffe, viel Reserve etc.).

Sobald dann eine kokrete Schaltung umgesetzt und "optimiert" ist, würde ich dann einen Trafo speziell
für diese Fall kaufen. D.h. kein Universelles Teil mehr, sondern ein Trafo ohne unnötigen Balast.

Da ich noch am planen und recherchieren bin, habe ich natürlich noch keinen Schaltplan gemacht.
Prinzipiell schwebt mir wohl aber eher ein geregeltes Netzteil vor, da ich mich gerne an der SRPP
austoben möchte. Evtl. möchte ich auch (fürs optische) Gleichrichterröhren einsetzen.

ps: Ein Buch von Blencowe ('Designing High-Fidelity Valve Preamps') arbeite ich gerade durch
und bin auch ziemlich begeistert über die Ausführlichkeit!

Gruß,
Frank

ps: Ich habe vor die Aufbauten nicht freiverdrahtet zu machen, sondern PCBs ätzen zu lassen...
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: mic72 am 22.06.2016 09:06
Ich habe hier mal den Schaltplan des "Op-Amp" mit Röhren angehängt, mit dem ich experimentieren will:
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: chaccmgr am 22.06.2016 21:54
Hi
Für das Projekt wirst Du einen wickeln lassen müssen. Ich lasse meine RKT von Badel machen.
PCBs gibts zu top Qualität und günstigem Kurs bei dirtyPCBs in Hong Kong. Abwicklung klappt bestens.
Grüße Robert
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: sev am 22.06.2016 22:49
Auch gute RKT´s macht top-print-pcb, auch preislich interessant.
Grüße,
Stefan
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: mic72 am 22.06.2016 22:51
Danke für die Tipps zu den RKTs...

Bei den Leiterplatten hab' ich in der Vergangenheit immer via http://pcbshopper.com gesucht!

Vermutlich werde ich wohl einen Trafo nur für verschiedene Heizspannungen und einen für
Anodenspannungen machen (lassen). Dann bin ich einigermaßen flexibel beim Experimentieren.

Einen speziellen Trafo pro Anwendungsfall kann ich dann - wie erwähnt - immer noch nachschieben.
Wie bei der Softwareentwicklung: Optimiert wird zum Schluß!  ;D
Titel: Re: Netzteil für Röhrenverstärker geregelt/stabilisiert o. unstabilisiert?
Beitrag von: Laurent am 22.06.2016 23:00
Cooles Ding. Danke für den Link.
Ich vermisse schon aber deswegen,  China verlassen zu haben...

Gruss,
Laurent