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Sozialstation => Galerie => Thema gestartet von: Tim am 30.05.2009 13:24

Titel: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 30.05.2009 13:24
Hallo ihr Lieben!

Als chronischer Gelegenheitsposter melde ich mich nun auch mal wieder zu Wort, um mein neues Projekt vorzustellen. :)

Auch wenn das Ganze mehr die Neuauflage eines alten Projekts ist. Damals - also vor etwa 5 Jahren - war mein JTM das erste größere Projekt dieser Richtung. Sozusagen der erste Schritt in Richtung Ampbau. Auch wenn das Ergebnis für meine damalige Erfahrung ganz annehmbar war, hatte der Amp doch seine Schwächen, wie etwa ein realtiv hoher Grad an Nebengeräuschen sowie sporadische Knack Geräusche, deren Ursache ich nie wirklich diagnostizieren konnte. Insgesamt hatten sich bei dem Amp eine Menge Punkte angesammelt, bei denen ich nur sagen konnte: "Das Würdest du heute aber anders angehen..."

So fasste ich vor etwa einem Monat den Entschluss Worten auch Taten folgen zu lassen, ein kompletter Neuaufbau musste her.
Zunächst besorgte ich mir ein neues Chassis über die Bucht aus England. Ich war wirklich angenehm überrascht als mich dieses dann auch nach gut einer Woche erreichte, schickes Teil dachte ich mir. Auch wenn ich relativ schnell feststellen musste, dass weder AÜ noch NT passten. Da hatte ich wohl übersehen, dass der Anbiete von dem ich das Chassis hatte parallel auch Trafo Sätze verkaufte, welche aber gegenüber den Originalmaßen merklich kleiner waren. Dumm gelaufen...
Nachdem der erste Frust verdaut war machte ich mich an die Lösung der Problems. Die kleineren Löcher waren trotz semioptimalem Werkzeugs kein Problem.
Die Aussparung für den NT jedoch schon...
Doch auch hier fand sich eine Lösung: Einfach den Trafo Rahmen entsprechend platzieren und mit Schrauben fixieren, nun konnte ich mit dem Rahmen als Schablone Bohrungen setzen und so das überschüssige Alu abtragen. Nachdem das ganze mit einer Feile nachbearbeitet wurde machte es sogar optisch einen ganz passablen Eindruck und der NT passte. Da der AÜ insgesamt nur um ca. 2cm versetzt wurde konnte ich die Löcher zur Kabeldurchführung weiter verwenden. Ziemlich viel Aufwand für ein eigentlich fertig gebohrtes Chassis, aber letztlich zählt doch das Resultat. :)

Den elektronischen Aufbau habe ich etappenweise über eine Woche verteilt. Wenn man sich wirklich Zeit nimmt, kommt das Konzentration und Sorgfalt doch stark zugute. Fertig war ich dann am letzten Samstag.
Anfangs lief er noch nicht ganz so wie gewünscht. Allerdings war der Fehler recht schnell gefunden, denn mit rund 380V war die Anodenspannung von V3 doch ein wenig sehr hoch. Das Problem lag beim 470Ohm Widerstand an der Kathode, dieser war nämlich dummerweise um den Faktor 1000 größer als der Soll-Wert. Hier hatte sich ein 470k Widerstand eingeschlichen und das obwohl ich alle Widerstände beim Bestücken des Boards durchgemessen habe. Scheinbar hatte ich aber bei besagtem Widerstand das kleine "M" vor dem Omega ignoriert. An dieser Stelle haben wohl Dirks Personal sowie ich selbst gepennt. Das soll allerdings kein Vorwurf sein, vielmehr bedanke ich mich an dieser Stelle nochmal für die super schnelle Reklamation. :-*

Wie klingt der denn nun?
Wirklich überaus gut. Ein gewisses Grundrauschen hat der zwar aber ich denke das ist normal, ansonsten ist der sehr leise was Nebengeräusche angeht.
Allerdings ist das Teil wirklich schweinelaut, wie mir ein Kumpel bestätigt hat. Ich hatte den Amp zum Testen in der Garage, Vol auf 4-5. (Ja, aufm Dorfe kann man das machen :) ) Jedenfalls meinte mein Kumpel der ca. einen halben Kilometer weg wohnt es wär noch gut hörbar gewesen. ;D
So laut kam es mir eigentlich gar nicht vor, aber seit wann können Gitarristen richtig einschätzen wie laut sie sind...
Ich würd an sich gerne was aufnehmen, allerdings fehlen mir dazu die Mittel. Ich werde mal rumfragen und vielleicht schaff ichs doch noch was aufzunehmen, momentan kann ich es leider nicht. :'(
Zu diesem Zeitpunkt müsst ihr euch daher mit Fotos begnügen.

Soviel an dieser Stelle, Kritik und Kommentare sind erwünscht. :angel:

LG
Tim
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 30.05.2009 13:46
Und einmal Innereien. :)

Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Duesentrieb am 30.05.2009 14:03
Sehr schön !!!

Den schwarzen 250pF Mica im Tonestack würde ich gegen etwas anderes tauschen (Marke, nicht Wert), die schwarzen Micas gehen schon mal über den Jordan - wenn wie in diesem Fall einiges an Spannung anliegt.
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: torus am 30.05.2009 14:46
Sehr edel..

Glückwunsch!
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Dr. Nöres am 30.05.2009 16:30
Sieht echt gut aus. Vorbildliche Arbeit!
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Bierschinken am 30.05.2009 17:19
die schwarzen Micas gehen schon mal über den Jordan - wenn wie in diesem Fall einiges an Spannung anliegt.
Ist dir das jetzt öfter passiert?
Ich erinnere mich an das Eine mal, wo auch Larry von der Unzuverlässigkeit berichtete...

Grüße,
Swen
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Duesentrieb am 30.05.2009 17:54
Ist dir das jetzt öfter passiert?
Ich erinnere mich an das Eine mal, wo auch Larry von der Unzuverlässigkeit berichtete...

Grüße,
Swen
Es hat in der Tat noch einen in einem anderen Amp zerlegt - nach 1.5 Jahren.
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Dr. Nöres am 30.05.2009 19:52
Betrifft das alle Silvermicas, oder nur diese schwarzen?
Ich habe bislang nur hellbraune und dunkelbraune von TAD und von Tubetown verbaut.
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Duesentrieb am 30.05.2009 20:13
Bei mir nur schwarze, Sören.
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: custom am 30.05.2009 20:14
Es sind nur die schwarzen, die gerne mal den Geist aufgeben.

Bernd
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Bierschinken am 30.05.2009 20:21
Es hat in der Tat noch einen in einem anderen Amp zerlegt - nach 1.5 Jahren.
Driss...
meine 500p sind alle schwarz und hängen zu 90% an HV.
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 31.05.2009 09:50
Schonmal danke für die Resonanz. :)

Das mit dem Mica ist natürlich mist. Von wegen bis 500V Spannungsfest... ::)
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Athlord am 31.05.2009 11:53
Moin,
sehr schick - sieht genauso aus wie mein JTM45.
Chassis mit Faceplates aus UK besorgt?
Den Restbrumm kannst Du in den Griff bekommen, wenn Du die Heizung symmetrierst.
Gruss
Jürgen
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 31.05.2009 14:57
Moin,
sehr schick - sieht genauso aus wie mein JTM45.
Chassis mit Faceplates aus UK besorgt?
Den Restbrumm kannst Du in den Griff bekommen, wenn Du die Heizung symmetrierst.
Gruss
Jürgen


Genau, wie oben beschrieben sind Chassis und Faceplates aus UK. :)
Mein Heizwicklung haben einen Mittenabgriff, sieht man auch auf dem 4. Bild. ;)

Und vom Brummen her finde ich es eigentlich voll im Rahmen. Einziges Problem ist ein Piepen bei weit aufgedrehtem Presence Poti, hoher Lautstärke auf beiden Kanälen, sowie gebrückten Kanälen.

Das ganze geht auch ohne Gitarrenkabel, nur mit der Brücke drin. Ich habe fast die Vermutung, dass sich mein Kabel zum Brücken wie eine Antenne verhält, denn das Ganze klingt - wenn man ein bisschen an den Potis rumdreht - ziemlich nach UKW Radio. Bei meinem kurzen Kabel zum Brücken gehts bei allen anderen Potis auf 10 und Vol1&2 auf 3 los mit dem Gepiepe. Mal schaun ob ich das noch in den Griff bekomme. Man kanns zwar mit einer entsprechenden Poti Einstellung vermeiden aber optimal ist es wohl noch nicht. Das ist übrigens ein Problem was auch schon im alten Aufbau auftrat.

Ich glaube ich rücke dem mal mitm Oszi zuleibe... :police:

LG
Tim
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: torus am 31.05.2009 15:14
Moin Tim,

Zum Pfeiffen: Das kann auch gut ein Feedback in der Schaltung sein. Du wirst es möglicherweise wegbekommen, wenn Du die Zuleitungen zu den Gittern mit abgeschrimten Kabel verlegst. Den Schirm dann an (nur) einer Seite an Ground. So wirst Du viele der Einstreuungen los, die möglicherweise das Feedback auslösen.

Gruß,
  Nils
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 31.05.2009 16:12
Hallo Nils,

ich glaube auch, dass das nicht schaden könnte. Ich habe gerade mal mit einem Holzstäbchen die Gitter Zuleitungen abgeklopft und diese zeigten sich äußerst anfällig. Das Piepen zeigt sich auf dem Oszi übrigens sehr Sinus ähnlich, Frequenz ~10kHz. Ich messe und teste noch ein bisschen weiter und werde dann mal die Gitter Leitungen neu machen.

Danke schonmal. :)

LG
Tim
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 31.05.2009 17:53
So, die Änderung ist durchgeführt und ich muss sagen, das war definitiv der richtige Ansatz. Stehen nun alle anderen Potis auf 10, fängt das Piepen erst bei Vol1&2 auf 8 an. Dreht man nun Presence auf 8 zurück kann man Vol1&2 auf 10 drehen, ohne das da was piept.
Alles in allem ist der derzeitige Zustand fast annehmbar, ich werde aber wohl noch an weiteren Stellen auf geschirmte Leitungen umsteigen, vielleicht lässt sich das Problem ja völlig aus der Welt schaffen. :)

Um der Galerie gerecht zu werden gibts direkt mal ein Foto von der geänderten Eingangssektion.

LG
Tim
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 1.06.2009 10:11
So, dann Antworte ich mir mal wieder selbst. :o

Problem ist nun vollkommen im Griff, der Amp ist damit praktisch perfekt. :)
Die Lösung war relativ Banal: Ich habe beim messen gemerkt, dass das Piepen eher auftritt, wenn ich gerade weiter vom Amp weg bin und später wenn ich über den Amp gebeugt bin. Also habe ich kurzerhand ein Brett genommen, das ganze mit Alufolie umwickelt und aufs offene Chassis gelegt. Siehe da: Ruhe!

Jetzt werd ich mir ne dünne Metallplatte/-Folie besorgen und unten ins Gehäuse kleben. Die übliche Haushaltsalufolie ist mir für diesen Zweck doch auf dauer zu instabil. So einfach kanns gehen, kleine Ursache, große Wirkung. :)

LG
Tim
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: torus am 1.06.2009 10:56
Moin Tim,

ein JTM45 sollte eigentlich auch ohne Deckel Piep-frei sein. So viel Gain hat er ja nicht..

Aber wenn's hilft, dann ist ja gut :-)

Gruß,
  Nils
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Joachim am 1.06.2009 11:48
Morgen Tim,

Kompliment, ein sehr schön und sauber aufgebauter Amp!

Der Effekt des Körpers als Antenne ist ja nicht unbekannt. Das Brummen und zirpen einer Gitarre ist ja ein ähnlicher Effekt. Unser Körper wirkt hier als Antenne, die alle möglichen Störeffekte aus dem Äther einfängt. Das ganze geht weg, wenn wir die (geerdeten) Saiten anfassen. D.h. nicht wir erden die Gitarre, sonderen die Gitarre erdet die menschliche Antenne und unterdrückt damit Störgeräusche.

Das mit der Metallfolie macht ja Marshall auch schon lange so. Die ist unten am Gehäuseboden angebracht.

Prinzipiell geb ich aber Nils recht. Ein JTM45 sollte auch offen nicht schwingen. Eigentlich braucht es auch im Eingangsbereich keine abgeschirmten Kabel. Ich würde doch noch mal die Leitungsverlegung kritisch betrachten. Allerdings ist ein voll aufgedrehter Presence-Poti und auch alles andere auf 10 natürlich kein sehr realer Betriebszustand ;D. Von daher sollte man sicher nicht zuviel Zeit in die Fehlersuche verschwenden. Ich würde mir aber vielleicht mal die Anordnung der 68k-Gridstopper anschauen, so über der Röhre ist das vielleicht nicht ganz ideal. Ich würde die eher neben die Röhre und nahe an den Gehäuseboden setzen. Dann hat man ein wenig kapazitive Filterung und es streut kein Signal z.B. von der Anode auf's Grid ein. Was ja dann auch wieder fiepen könnte.

Grüße,
Joachim
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Dr. Nöres am 1.06.2009 13:19
Allerdings ist ein voll aufgedrehter Presence-Poti und auch alles andere auf 10 natürlich kein sehr realer Betriebszustand

Wieso? Ist doch die klassische englische Einstellung!  ;D :guitar: ;D
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Joachim am 1.06.2009 13:24
Sören, Sören, Sööören, Söööööööööören,

kannst Du bitte lauter sprechen, ich versteh Dich so schlecht  

Grüße, Joachim :devil: :devil: :devil: :devil: O0
Titel: Re: Mein JTM45 - Die Neuauflage
Beitrag von: Tim am 1.06.2009 14:14
Hallo ihr zwei,

stimmt schon mit der Einstellung, ist etwas extrem, aber ich finde ein ordentlicher Amp sollte auch bei extremen Einstellungen normal laufen und nicht "kaputt" klingen.

Das mit den Gridstoppern habe ich umgesetzt, die sind nun weiter am Boden, die Anodenzuleitungen kommen nun von oben. Bei offenem Amp fängt das Piepen jetzt erst an wenn man Presence auf über 9 dreht, während alles andere auf 10 steht. Mit Folie drunter ist auch dann Ruhe. Ich bin damit so zufrieden, denn Sound technisch ist der Amp echt klasse. Ich werd heute nachmittag nochmal damit in die Garage gehen und nochmal nen Testlauf unter realen Bedingungen machen.

Vielleicht hängt das ganze auch mit meinem Board Layout zusammen. Dadurch dass die Gridstopper fehlen und ich die 16µF mit aufs Board genommen habe verschiebt sich alles nach links (also wenn man von vorne in den offenen Amp schaut). Dadurch verlängern sich auch einige Kabelwege...

Aber ich denke das ist nicht so wichtig, im Gehäuse ist das Piep-Problem ja voll im Griff und der Sound ist auch super, was will man mehr? :angel:
Nochmal herzlichen Dank für die vielen hilfreichen Tipps!  :-*

LG
Tim

Kleiner Nachtrag:
Garagen-Testlauf ist abgeschlossen, läuft wie ne 1. Man kann alles auf 10 drehen und hat fast keine Nebengeräusche, total klasse. :)