Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: TubeBoost am 15.07.2016 14:03

Titel: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 15.07.2016 14:03
Hallo zusammen,
Mich hat es nach einer Weile Abstinenz wieder gepackt - und ich möchte wieder etwas basteln... Dazu habe ich meiner Bastelkiste 2 Ef98 Röhren entnommen - das sind Pentoden, die damals für Autoradios entwickelt wurden und schon mit 12 V Anodenspannung laufen.
Das kommt mir recht gelegen, weil damit die Gefahr sink, mich aus Versehen ins Jenseits zu befördern.
Es ist recht einfach, mit den Teilen und irgendwelchen Widerständen auf dem Breadboard eine funktionierende Schaltung aufzubauen. Um etwas mehr zu lernen, möchte ich aber auch nachvollziehen, was ich da tue.
Dazu habe ich mir das Datenblatt geladen und abgelesen, dass ich für den Pentodenbetrieb 12,6 V Anodenspannung, 6,3 Volt am Schirmgitter und 0 V am Bremsgitter anlegen soll.
Damit sind wichtige Punkte der Schatung schon mal vordefiniert...
Was ich jetzt nicht hinbekomme ist, die Arbeitgrade in mein Diagramm einzuzeichnen - bzw. (oder gleichwertig) einen vernünftigen Anodenwiderstand auszuwählen.
Das Datenblatt liegt hier:
http://www.ak-modul-bus.de/cat/documentation/EF98.pdf
Wichtig für meine 12,6 / 6,3 / 0 V Schaltung ist dabei vermutlich Seite A und Seite F. Diese habe ich in den Anhang kopiert.
Seite A nehme ich her, um mir meinen Arbeitspunkt zu bestimmen: Für mich schaut die Kurve halbwegs linear aus, wenn ich -0,5 V als Gitterruhespannung wähle. Empfohlen ist -0,75, was wohl auch recht einfach ohne Kathodenwiderstand zu erreichen ist, indem einfach 10MOhm als Gitterableitwiderstand gewählt wird. Ok, kann ich machen.

Bleibt das Problem des Anodenwiderstandes. Dazu möchte ich die Arbeitgerade in Seite F einzeichnen.
Ich kan nmir gut vorstellen, dass meine Anodenspannung 12,6 Volt ist, wenn die Röhre komplett sperrt. In diesem Fall fliesst auch kein Strom, weshalb der erste Punkt leicht gefunden ist: X-Achse bei 12,6 V
Der zweite POunkt macht mir jetzt Schwierigkeiten, da ich eigentlich nichts vernünftig lineares sehe - außer ich male die gerade sehr steil nach oben... Darf ich das?
Ich habe mal diesen Ansatz verfolgt:
Im Datenblatt steht, die maximale Leistung ist 0,5W. Bei 12,6 V entspricht das einem Strom von ca. 40mA (0,5/12,6). 40ma ist aber SEHR weit oben auf der y-Achse in dem Bild F... Außerdem würde das einem Anodenwiderstand von nur 300 Ohm entsprechen... Kann das sein?

Wie gehe ich RICHTIG an die Sache heran? Und wie zeichne ich die Gerade dann ein?
Ich freue mich über jede Hilfe und Tipps!
Beste Grüße
Chris

Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 18.07.2016 12:37
Ok, ich habe schon einen ersten Fehler bemerkt:
Die Betriebsspannung kann natürlich nicht die Anoden-Spannung im Arbeitspunkt sein. Ich muss also entweder die Betriebsspannung erhöhen, oder meinen Arbeitspunkt verlegen... Betriebsspannung erhöhen möchte ich nicht (Aufwand mit Charge-Pump), bleibt also Arbeitspunkt verlegen.
Bei der gewählten Betriebsspannung und der empfohlenen Gitterspannung finde ich trotzdem keine wirklich sinnvolle Arbeitsgerade.
Ich habe mich auf diese Betriebsdaten festgelegt, weil die in dem Buch "Röhrenprojekte 6-60 Volt" auch so angegeben sind und weil sie im Datenblatt stehen. Außerdem möchte ich einfach mal den "Pentodenbetrieb" ausprobieren und aufbauen.

Im Datenblatt stehen aber AUCH Werte für den Einsatz als NF-Treiberröhre. Ich weiß jetzt zwar nicht, was mit "Treiber" gemeint ist, die Kurven sehen da aber irgendwie brauchbarer aus...
Dabei soll g2 auf 12,6 V (Datenblatt gibt es aber auch mit g2=6,3V) gelegt werden und g3 mit der Anode verbunden werden. Ist das dann der Trioden-Betrieb?
Auf jeden Fall scheinen mir die Geraden sinnvoller auszusehen als bei dem vorhergehenden Versuch.
Ich kann z.B. g2 fix an 6,3V legen (Seite "H") und den Anodenwiderstand so wähle, dass Ia+Ig3 ca. 3 mA ergibt - bei einem Arbeitspunkt mit Ua=Ug3=ca. 5V, Ug1=-0,75V -> Ia+Ig3 im Arbeitspunkt= 1,8mA. Ich brauche also ein Rk von ca. 0,75V/1,8mA=416Ohm.
Dann hätte ich einen Arbeitbereich von +/-0,25V und meine Anodenspannung würde dabei zwischen 2,5 und 7,5 V schwanken, also eine Verstärkung von ca. 10.
Stimmt das alles so? Noch einfacher hätte ich es, wenn ich g2 auch an 5V legen kann, dann tuts ein 7805 und kein LM317... Ginge das auch?


Macht das Sinn so? Was bedeutet das für die Schaltung, wenn ich g3 mit der Anode verbinde? Und was für Nachteile erkaufe ich mir damit?


Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Stefan_L_01 am 19.07.2016 19:46
Was willst Du eigentlich mit der Röhre erreichen??
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 19.07.2016 20:24
Hallo Stefan,
ich möchte
1.) einmal eine Pentode funktionierend verschaltet haben
2.) dabei verstehen, was dabei wie und warum passiert
3.) die Pentode zum zerren bringen, um selbst zu hören, dass das nicht so gut klingt wie bei Trioden ;)
Vor allem möchte ich also lernen.
Wenn dabei dann ein Zerrpedal herauskommt, dass mir nebenbei sogar noch etwas mein Gitarrensignal (clean) boostet und ggfls. verzerrt, bin ich super zufrieden und hätte möglicherweise sogar einen Einsatz dafür. Dies ist aber nicht unbedingt nötig... Ich habe bereits ein Overdrivepedal mit Trioden aufgebaut (läuft mit ca. 50V), welches funktioniert, gut klingt und hin und wieder zum Einsatz kommt. Wenn ich jetzt das gleiche mit Pentoden hinbekomme, habe ich viel gelernt und freue mich.
Das ist eigentlich alles...
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Stefan_L_01 am 19.07.2016 21:01
Mit 12V ist das alles BS

Edit: Aber sag niemals nie. Vielleicht ist das Ergebnis ne Sahne Zerre...vielleicht, vielleicht auch nicht....
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 20.07.2016 08:14
Ja, die Erfahrung hatte ich mit den LoV-Experimenten mit der ECC81,82,83 auch gemacht - mit ca. 50 V läuft mein Booster aber recht brauchbar. In diesem V Bereich gibt es aber keine vernünftigen Datenblätter, weshalb die Auslegung eher empirisch war.
Die EF98 ist für Autoradios entwickelt worden und läuft standardmäßig mit 12V. Deshalb kann ich mit dieser Röhre wunderbar üben, eben weil es Datenblätter im Bereich 12 V gibt. An richtig hohe Spannungen traue ich mich einfach nich nicht ran.
Wie man meinen Fragen entnehmen kann, habe ich nicht vollständig kapiert, wie mit den Datenblättern zu arbeiten ist. Besonders von Pentoden habe ich noch weniger Plan... Ich komme aber langsam dahinter :) Schritt für Schritt...
Im Moment versuche ich passende Arbeitsgeraden zu finden. Nicht verstehen tue ich dabei die verschiedenen Varianten (g3 auf 0 oder 12V, g2 auf 3-12V). Was da für mih am pasensten ist, weiß ich nkich nicht, es scheint mir aber, dass der empfohlene g2 an 6,3V Punkt für meine Zwecke ocht so toll ist...

Außerdem beschäftigt mich im Moment die Frage:

Was passiert, wenn meine Last zu groß ist? Also: ich habe irgendwo gelsen, dass der Anodenwiderstand max 1/8 des Arbeitswiderstandes (Lastwiderstand) sein soll. Was passiert, wenn der aber noch größer ist?
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Laurent am 20.07.2016 22:25
Moin,

Als aller Erste würde ich dich dazu raten den valvewizard zu lesen. Es gibt den Chapter 'small signal pentodes'. Damit könntest du bestimmt einiges mehr kapieren.

Webseite :  www.valvewizard.co.uk

Gruss,
Laurent

PS: ich hatte mal auch ein ähnliches Ding gebaut und hier gepostet. Suche mal nach Tubekick. Schaltplan stimmt aber nicht mehr. Ich weiss noch,  dass ich der Anoden R auf ca.  33k erhöht habe.
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 21.07.2016 10:03
Super Seite!! Wirklich gute Erklärung der Pentode!
Mir hat das Stichwort "small Signal" beim googeln bisher gefehlt. Damit finden ich jetzt deutlich mehr! Danke!

Auch Deinen Tubekick habe ich mir angeschaut - ist natürlich ähnlich, bloß dass ich versuche, zwei Pentoden zu verbauen. Erste Pentode übersteuert die zweite.

Das Gain-Konzept habei ch mir auch so überlegt, allerdings Zweifel bekommen: Wenn ich nach der ersten Stufe ein Gain-Poti auf Ground lege, ädernt sich ja die last die die Pentode sieht massiv, je nach Poti-Stellung. Ist das ein Problem? Oder verschiebe ich mir damit die Arbeitsgerade? Die Impedanzen passen dann doch irgendiw niht mehr zusammen?

Allerdings schlägt dass die von Dir verlinkte Seite ebenfalls vor (mit der Nebenwirkung Gain-Reduktion... Warum gain reduktion??):
Zitat
Voltage Gain
The voltage gain can either be read off the load line or estimated from the simple formula:
A = gm × Ra
In this case we might esimate gm to be 1.6mA/V, in which case:
A = 1.6mA/V × 68k = 109
This is about as high as I would be willing to go in a guitar amp. In practice it will be a little lower when the following stage (gain pot or whatever) is attached.
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Laurent am 21.07.2016 13:24
Moin,

Wenn du ein Poti mit dem Schleifer zur nächsten Stufe, ändert sich für die vorherige Stufe nichts. Die sieht ja den Gesamtwert des Potis, ganz primitiv gesagt.
Was sich aber ändert ist am Eingang der 2. Stufe.

Wenn du wirklich Zeit investieren willst, könntest du dich mit LT-Spice beschäftigen. Damit kannst du viel lernen, ohne zu loeten.

Gruss,
Laurent
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 21.07.2016 14:31
Ja, LT-Spice ist super!
Da probiere ich schon sehr gerne und viel aus - leider gibt es kein EF98 Modell und auch sonst sind die Röhrenmodelle wohl nicht besonders gut. Schon gar nicht, wenn ich mit Spannungen arbeite, die unter den normalen liegen. Kommt es dann zu Pentoden, geht meist gar nichts mehr, weil die Modelle (habe ich so gehört/gelesen) dann maximal für eine Schirmgitterspannung passen..
Für Filter und Op-Amps nehme ich das aber sehr gern eher.

Danke für den Hinweis mit dem Poti. Macht Sinn, was Du da schreibst... Da war ich wohl etwas blöd.

Ich glaube, ich bastle jetzt einfach mal. Mit der von Dir verlinkten Seite habe ich jetzt gelernt, dass höhere Schirmgitterspannung die Kurven nach oben "zieht" und tiefere staucht. Dies offenbar linear. Wenn ich also weniger Schirmgitterspannung als vorgeschlagen nehme (z.B. 2V), sieht die gleiche Arbeitsgerade schon gleich sinnvoll aus. Dann kommt zwar weniger Leistung raus, das stört mich aber nicht, da ich noch einen IC-Verstärker hinten dran schalten kann.
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Laurent am 21.07.2016 21:50
Das schöne an LoV-Roehre ist,  dass man viel 'on the fly' ausprobieren kann. 2V an G2 ist vielleicht ein bisschen dünn. Aber du kannst es selber ausprobieren. Ich vermute, dass es mit 2V viel kratzen (ich meine der Klang wird nicht schön) wird und um ein guter Arbeitspunkt zu bekommen, wirst du ein recht hoher Anoden-R brauchen. Aber hier gilt ausprobiere.
Nutze Trimmer an der Anode und an der Kathode. Dann kannst du alles schön regeln. So hatte ich mein Tubekick testweise aufgebaut.

Gruss,
Laurent
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 22.07.2016 10:16
Sehr schön!
Mache ich so, habe gestern angefangen, bin am Wochenende jetzt aber nicht da. Ich meld mich hin und wieder mit neuem Stand und möglicherweise auch neuen Fragen. Im Moment ist aber alles ein wenig klarer geworden.
Vielen Dank!!
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Laurent am 22.07.2016 22:31
 :topjob:
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 26.07.2016 09:26
Kurzes update: Bin schon recht weit, mir fehlen aber ein paar bauteile... (Trimmer und Kondensatoren).
Hab derweil ein paar Opamp verstärker und Buffer aufgebaut, die mir dann das Testen erleichtern (einfaches, testweises Übersteuern der ersten Stufe)
Ich meld mich bald wieder..
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 29.07.2016 08:01
So, Breadboard steht und verstärkt schon mal mein Signalgeneratorsignal...
Schon mal recht cool, schaut auch nett aus und geht in eine weiche Übersteuerung bei zu viel Signal - und irgendwann natürlich in eine harte.
Aber: Ein paar Dinge verstehe ich nicht
1) Ich habe die Kathode über einen dicken Kondensator (22µ) und ein 1k Trimpoti auf Ground gelegt. Meine Gitterspannung G1 ändert sich gemessen zur Kathode über den gesamten Regelweg des Trimpotis aber nur im hunderstel Volt Bereich. G1 liegt mit 10Mohm an Gnd (Datenblatt) - ist das hier evtl. zuviel? Denoch müsste doch mein Trimpoti einen Einfluß haben? G1 passt trotzdem halbwegs (ca: -0,7)
2) Gitterspannung G2 erreiche ich durch einen Spannungsteiler, dessen unteren Kondensator ich ebenfalls mit 10µ auf GND gelegt habe. Der Widerstand zum Gnd ist wieder ein Trimpoti, mit dem ich die Spannung an G2 komfortabel einstellen kann. Hier verstehe ich zwei Dinge nicht: Die Kurven im Datenblatt habe ich so verstanden, dass eine geringere Gitterspannung mir weniger Verzerrungen bringt.
Anbei nochmal die beiden relevanten Seiten. Demnach kann ich eigentlich bei 6 V an G2 und Anodenspannungen von unter 12V keine gescheiten, halbwegs linearen Verstärkungen rreichen?!? Dennoch wird meine Sinuskurve bei 6 V an g2 stärker und linearer verstärkt als bei 3V. Was habe ich hier jetzt falsch verstanden? Höhere Spannung an g2 gibt mir eindeutig bessere Ergebnisse als niedrigere (gemessen zwischen g2 und Gnd). Was ist falsch an meinen Geraden im Datenblatt?
(https://dl.dropboxusercontent.com/u/20095600/PicturesWeb/EF98_E_F.PNG)
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: cca88 am 29.07.2016 08:23
hast Du den Kathodenkondensator richtigrum reingelötet?

Normalerweis solltest Du über den Trimmer sehr viel einstellen könnnen...
Vorsich am Ende des Weges (0 Ohm) - ich würde vorsichtshalber noch 200-300 Ohm in Serie vorsehen...



Jochen

PS: hast Du auch einen Namen?
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 29.07.2016 08:41
Hi,
Wenn schwarz = minus = Ground ist, sollte der richtig herum drin sein. ;)
Ich prüfe das heute Abend aber natürlich sicherheitshalber nochmal nach... Solche Fehler habe ich aber eher selten gemacht.
Wenn das nicht am 10Mohm Widerstad an g1 liegt und das eigentlich gehen sollte, prüfe ich am besten auch gleich nochmal, ob der Trimmer auch funktioniert. Kam allerdungs ganz frisch aus der Packung.
Was wäre denn das Problem, wenn ich den auf 0 Ohm runter schraube? Das habe ich bei den Tests sicherlich zwischendurch mal gemacht - ich war mir da ziemlich sicher, dass da nichts passiert?!? Ich hätte sogar gedacht, das ich den evtl. weg lassen könnte, da sich g1 durch die Heizung ja selbst ein wenig auflädt - besonders, da ich einen sehr großen Gitterableitwiderstand habe?

Hast Du auch einen Hinweis, was ich an den Arbeitsgeraden falsch verstanden habe? Das mit g2 irritiert mich etwas...
Klar habe ich einen Namen ;) Christoph!
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: cca88 am 29.07.2016 10:29
Hi,
Wenn schwarz = minus = Ground ist, sollte der richtig herum drin sein. ;)
Ich prüfe das heute Abend aber natürlich sicherheitshalber nochmal nach... Solche Fehler habe ich aber eher selten gemacht.
Wenn das nicht am 10Mohm Widers--- an g1 liegt und das eigentlich gehen sollte, prüfe ich am besten auch gleich nochmal, ob der Trimmer auch funktioniert. Kam allerdungs ganz frisch aus der Packung.
Was wäre denn das Problem, wenn ich den auf 0 Ohm runter schraube? Das habe ich bei den Tests sicherlich zwischendurch mal gemacht - ich war mir da ziemlich sicher, dass da nichts passiert?!? Ich hätte sogar gedacht, das ich den evtl. weg lassen könnte, da sich g1 durch die Heizung ja selbst ein wenig auflädt - besonders, da ich einen sehr großen Gitterableitwiderstand habe?

Hast Du auch einen Hinweis, was ich an den Arbeitsgeraden falsch verstanden habe? Das mit g2 irritiert mich etwas...
Klar habe ich einen Namen ;) Christoph!

Hallo Christoph,

ich hatte nicht realisiert, daß Du die Pentode mit Gitteranlaufstrom betreibst...

Ich habe mir den Betrieb in diesem Zustand noch nie wirklich auseinandergesetzt. Die Schaltungn, die ich bisher gesehen hab, laufen alle mit Kathode auf Schaltungsmasse. Was ein Kathodenwiderstand zusätzlich bewirkt - da kommt von mir keine fundierte Aussage...

Ich bin von einer Standardschaltung ausgegangen, bei der der Kathodenwiderstand alleine die Erzeugung der Gittervorspannung übernimmt... Wenn Du da den Trimmer in die "Nähe" von null Ohm bringst, dann steigt der Strom durch die Röhre, während kaum mehr Platz auf der Kohlebahn da ist, um die entstehende Wärme  aufzunehmen...

Bei meinen Erstlingsversuchen hat es da auch schonmal im Trimmer geraucht.


Grüße


Jochen
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 29.07.2016 11:01
Dann mache ich als nächste Maßnahme am betsen mal den 10MOhm Widerstand deutlich kleiner... vieleicht 500 k oder sowas.
Und dann schaue ich, ob der Trimmer dann hoffentlich doch noch einen Effekt bekommt... Sofern er noch heil ist. An die Kohle habe ich nicht gedacht... Mist!
Ic hättetrotz allem erwartet, dass ich die Gitterspannung vieleicht nicht kleiner bekomme als einen gewissen Wert (durch den 10MOhm gegeben) aber doch auf jeden Fall größer.
Naja, ich probiere es einfach mal.
Zitat
Die Schaltungn, die ich bisher gesehen hab, laufen alle mit Kathode auf Schaltungsmasse. Was ein Kathodenwiderstand zusätzlich bewirkt - da kommt von mir keine fundierte Aussage... [...]
Ich bin von einer Standardschaltung ausgegangen, bei der der Kathodenwiderstand alleine die Erzeugung der Gittervorspannung übernimmt...
Da komme ich grade nicht mit... Sorry, es klingt für mich wie ein Widerspruch?!?
Ich habe einen Kathodenwiderstand, den ich trimmen kann. Zusätzlich einen Widerstand, der von g1 auf Gnd geht.
Ich  bin eigentlich davon ausgegangen, dass das schon eine Standardschaltung ist?
Ok, der Widerstand an g1 auf Masse ist recht groß und ich weiß, dass dieser schon allein dafür sorgen kann, dass ich an G1 eine Spannung gegen Ground habe, da er ein paar der herumfliegenden Elektronen einsammelt. Ich kann den effekt vermutlich reduzieren, indem ich einen kleineren Widerstand an g1 löte. Dies werde ich als nächstes versuchen.
Habe ich noch etwas, was nicht standard ist?

Kurz:
g1: 10Mohm -> wird geändert auf ca. 500k
g2: Über Spannungsteiler und Kondensator auf 3 V geplant, läuft aber detlich besser mit 6V
g3: Direkt auf Ground
Anode: Abgriff und 10k an Versorgungsspannung
Kathode: 1k Trimmer und paralleler 22µ Kondensator.
Heizung: 6V Gleichstrom

So schaut das gerade aus... Fällt dir noch was auf?

EDIT: Ach verdammt... nach kurzem googeln Anfängerfehler: Bei 10Mohm weiß ich gar nicht, ob mein Messgerät eine sinnvolle Spannung misst...
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Stefan_L_01 am 30.07.2016 23:55

Anbei nochmal die beiden relevanten Seiten. Demnach kann ich eigentlich bei 6 V an G2 und Anodenspannungen von unter 12V keine gescheiten, halbwegs linearen Verstärkungen rreichen?!? Dennoch wird meine Sinuskurve bei 6 V an g2 stärker und linearer verstärkt als bei 3V.


Ich würde ja lachen wenn Du (G1 = 0.7 ??) so eine Art inversen PushPull realisiert hast. Du hast ja den Biaspunkt eingezeichnet, oder? Der ist dann bei 6.3V so daneben dass Du in Richtung Abschnürung (!) Signal überträgst, und nicht normal PP zu niedrigereren Ua.
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Laurent am 31.07.2016 10:56
Moin,

Als ich mein kleiner 12V-Booster mit Minipentode gebaut habe, habe ich auch wie du ein Prototyp aufgebaut und einiges ausprobiert.
Um erstmal auf das Biasing einzugehen, was ich daraus gelernt habe ist, dass Gridleak-Biasing (dicker Widerstand am G1 und Kathode zu Grund - Eingang mit C auskoppeln nicht vergessen!!) viel zu viel Rauschen mit sich bringt. Für eine Art OD-Pedal geht das nicht, mMn. Ich bin also beim standard Kathodenbias geblieben. Dafür muss aber der Widerstand an G1 viel kleiner sein als 10M. Probiere erstmal 1M.

Für deinen Arbeitpunkt kannst du auch tiefer gehen. Ich spreche jetzt von deiner Kennlinie mit 3.2V. Die mit 6.3V ist viel zu heiß. Dein Signal wird sofort gekappt, da dein Signal überhaupt nicht schwingen kann. Das wird nicht schön klingen.
Zurück zur 3.2V Linie. Da kannst du mit einem Biaspunkt um die 0.8V gehen - ich kenne Ig2 nicht (fließt auch durch Rk) aber dein 1K Trimmer an der Kathode könnte unterdimensioniert sein.

Vergiss auch nicht, dass die Kennlinie deiner Röhre voll anders ist als die aufm Blatt... Diese Datenblätter dienen zur groben Ausrichtung. Dann muss empirisch ermittelt werden, was passt. Bei meiner Minipentode gab's Welten dazwischen. Hier gilt probieren und hören, was gefällt.


Wichtig ist auch das Netzteil zu betrachten. Das Beste ist, wenn die 12V reguliert sind (LM7812 z.B.). Dann bist du auch sicher, das es wenig Schwankungen an den kleinen Spanungen gibt, was sonst zur Frustration führen kann, wenn auf einmal die Schaltung schlecht klingt, obwohl es früher gut geklungen hat.

Gruß,
Laurent

PS: Eine kleine Skizze von deinem Aufbauten mit Spannungen wäre in Zukunft hilfreicher als Worte. Das vermindert der Raum für Interpretation.  ;)
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Stefan_L_01 am 2.08.2016 00:25
Eigentlich sind die Ströme doch so gering dass eine Spannungs-Doppler oder Vervierfacherschaltung einfach funktionnieren müsste, ohne dass ein 0815 Netzteil in die Knie geht, oder? Meine Güte, wir reden über 2mA.!! Lass es für 24 o. 48V an der Anode dann für das Netzteil 4 oder 8mA bei 12V sein, da wird das nicht ein bisschen warm, das langweilt sich immer noch! Dann kann man doch ganz anders arbeiten!
Nur darf es kein DC Netzteil sein, ok.. eigener Trafo halt.. wobei dann gleich den passenden für höhere Spannung :).
Wobei ich gerade lese es gibt zur Not auch dc dc wandler 12->24V für < 10Euro, keine Ahnung ob sowas taugt. Jedenfalls völlig oversized für mA Anwendungen, vielleicht auch IC basiert möglich im Kleinem
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 2.08.2016 11:24
Klar, ein bischen könnte die Anode noch vertragen - aber ausreichen sollten auch 12V. Zum lernen, wie man diese Pentodenkurven liest, sowieso. Klingen muss es nicht unbedingt - wäre zwar nett, aber ich möchte vor allem viel lernen. Einen klingenden Booster habe ich mit Trioden bereits aufgebaut.
Im Moment ist mir die Schaltung weiterhin ein Rätsel, vor allem die Verstärkungserhöhung bei höherer g2-Gitterspannung. Ich hoffe, ich komme heute abend endlich dazu, den Gitterableitwiderstand (G1) zu verkleinern und ein sauberes Bias einzustellen. Dann zeichne ich eine schöne Skizze wie das im Moment ausschaut und melde mich wieder ;)
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: Stefan_L_01 am 3.08.2016 00:24
Die Diagramme liest man eigentlich nicht anders wie bei Trioden auch?

Ziel sollte es halt (für Leistungspentoden jedenfalls) sein die 0V G1 Kennlinie da zu schneiden wo diese diesen Knick hat, das "Knee", aus der Horizontalen in den eher steilen part nahe Ua = 0V.
Schneidest Du darüber, zieht das G1 Grid vor dem G2 Grid. Dadurch kommt es zur Eingangssignalkompression in Abhängigkeit der G1-Vorwiderstände, wo durch diesen "Leckstrom" eine Gegenspannung zum Signal abfällt.
 Schneidest Du darunter, zieht das G2 Grid vor dem G1 Grid Strom , da dies aber durch die G2 Gridresistoren gleichermaßen zu einer Reduzierung der G2 Spannung führt ist in dem Moment die Kennlinie auch nicht mehr gültig!
Die Kennlinien würde sich nach unten verschieben bis das G1 Strom zieht und dann die ganz normale Eingangssignal-Kompression einsetzt.  Inwieweit der G2 Spannungsabfall bei AC-Gridcurrent (Signalbedingt) durch das Cap des Spannungsteilers aufgehoben ist (AC Entkopplung) weiß ich nicht, müsste man mal in Spice simulieren.

Wenn Dein 6.3V G2 Arbeitspunkt wirklich so wäre wie im chart der ersten Postings, müsstest Du aber konstant Strom am G2 ziehen was dann auch zu einer kleineren G2 Spannung letztlich führen müsste, direkt am Grid. Dann gilt das Chart auch nimmer:) Was dann los ist lässt sich nicht mehr mit Papier und Bleistift zu lösen, entweder real ausmessen oder numerisch simulieren, in der Hoffnung das die Modelle halbwegs real funktionieren.
 
Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: cca88 am 3.08.2016 09:20
Klar, ein bischen könnte die Anode noch vertragen - aber ausreichen sollten auch 12V. Zum lernen, wie man diese Pentodenkurven liest, sowieso. Klingen muss es nicht unbedingt - wäre zwar nett, aber ich möchte vor allem viel lernen. Einen klingenden Booster habe ich mit Trioden bereits aufgebaut.
Im Moment ist mir die Schaltung weiterhin ein Rätsel, vor allem die Verstärkungserhöhung bei höherer g2-Gitterspannung. Ich hoffe, ich komme heute abend endlich dazu, den Gitterableitwiderstand (G1) zu verkleinern und ein sauberes Bias einzustellen. Dann zeichne ich eine schöne Skizze wie das im Moment ausschaut und melde mich wieder ;)

Du kannst die Pentodendiagramme - wie Stefan schon schrieb - eigentlich genauso lesen, wie die von Trioden...

Der einzige Unterschied - abgesehen vom Kurvenverlauf, ist daß Du eine zusätzliche Variable hast - das Schirmgitter. Das lässt sich auf einem Blatt Papier nicht einfarbig halt nicht so schön abbilden...

Im Endeffekt kannst Du dir es wie ein Gebirge vostellen. Ein ebener Schnitt durch die Sedimentschicht gilt halt für eine konstantgehaltene Schirmgitterspannung.

Grüße

Jochen

Titel: Re: Hilfe bei Auslegung von Pentodenvorstufe erbeten
Beitrag von: TubeBoost am 3.08.2016 09:30
So!
Ich bin sehr zufrieden!
Gitterableitwiderstand verkleinert -> Trimmer funktioniert! Er ist aber tatsächlich etwas zu klein, so ass ich nur auf -0,75 V komme. Zwar hatte ich mir den mal ausgrechnet und bin auf 400-500 Ohm gekommen, offensichtlich habe ich dabei aber einen Fehler gemacht.
Und bei g2 habe ich wohl nicht so sorgfältig gemessen: Tatsächlich habe ich bei ca. 3,3 Volt ein Verstärkugsoptimum. Bei 6 V ist die Verstärkung tiefer, aber dennoch vorhanden. Komisch, eigentlich sollte da nur noch Blödsinn passieren...
Hier meine Messwerte:
g1->Kathode: -0,76V
Anode-Kathode: 6,5V
g2->Gnd: 3,3 V
g3-> Gnd: 0V

Mit diesen Werten schaut meine Sinuskurve ganz nett aus - nächster Schritt ist dann die Buchsen zu montieren, um das ganze auch mal zu hören...
Skizze folgt... Muss gerade leider arbeiten ;)