Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: Bernd am 6.02.2014 11:25
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Hallo,
hab´mal ´ne Frage (die vermutlich schon mal Thema war, kann mir nicht vorstellen, daß ich da der erste bin):
Für wie lange kann man die Betriebsdauer einer gut funktionierenden Röhre einplanen?
Gibt es eigentlich so etwas wie eine "Faustregel" nach der man sagen kann: "So, jetzt muß ich die Röhren wechseln"?
200 - 300 Stunden oder mehr/weniger?
Gruß
Bernd
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Hi,
genauso kannst Du fragen:
Wie lange halten die Reifen auf einem Auto?
:devil:
Gruß
Häbbe
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Hallo,
in den Datenblättern sind manchmal Betriebsstundenzahlen angegeben.
Gruß, Peter
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Moinmoin zusammen,
etwas ausführlicher (wir sind im Einsteiger-Bereich):
Nein, gibt es meiner Meinung und Erfahrung nach nicht. Selbst "teure" oder "billige" Röhren halten unterschiedlich lange. Das hängt ab von
- Schaltung (wie nah ist die Röhre an den Grenzwerten)
- Schaltung/Einsatz (wie sehr wird die Emissionsfähigkeit "gestresst")
- Einsatz (wie groß ist die mechanische Belastung)
- Fertigungsqualität (Sorgfalt und mindestens genausoviel Zufall)
Eine innerhalb der Grenzewerte betriebene Röhre hält sehr, sehr, sehr lange. Nach meiner Erfahrung geben in NF-Verstärkern sehr oft andere Bauteile eher den Geist auf, Röhrentausch wird of "gehypt".
Es gibt m.E. nur zwei Dinge, die man beachten sollte:
Kombo-oder auf der Box stehnde Verstärker können Röhren mechanisch stressen
Endröhren muss man m.E. erst zu tauschen, wenn man entweder wirklich was hört (oder eben nix mehr;)) bzw. wenn der Getter ("silberne Schicht" innen im Kolben) nicht mehr da oder nicht mehr silbrig ist.
Martin
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Und auch die genauen Parameter sowie die exakten "Umgebungsbedingungen", unter denen der Hersteller diese Betriebsstundenzahl ermittelt hat (z.B. früher bei Telefunken Langlebensdauerröhren).
http://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/111142/TFUNK/ECC803S.html
Es wird schon seine Gründe haben, weshalb heutige Röhrenhersteller in ihren Datenblättern auf solche Angaben verzichten :devil:
BTW:
aber aus dem Spritverbrauch eines Autos kann man ja auch nicht auf dessen Höchstgeschwindigkeit schließen :angel:
Gruß
Jacob
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Hallo,
na ja beim Reifen ist ja vorher absehbar wann das Profil endgültig alle ist.
Ich habe bei Reiner zur Linde gelesen das bei Vorstufenröhren die Alterungserscheinungen von der Beschaltung kompensiert werden. Die halten demnach sehr lange.
Bei Endröhren sieht es anders aus. Da passt der Vergleich mit den Reifen schon mehr. Es kommt darauf an wie ich fahre.
Gruß, Fritz.
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Bei den teilweise doch recht abartigen Schaltungs- und "Betriebsbedingungen" unserer alten Gitarrenamp- Schätzchen ergibt das alles ja auch absolut keinen Sinn.
Klar, es wäre interessant zu wissen, wie die Kathode beschichtet ist (u.a. Standby- "Betrieb") :angel:
Ist halt ein schleichender Prozess. Wenn man meint, "irgendwie klingt's komisch": einfach mal mit neuen Röhren "gegentesten" :police:
Gruß
Jacob
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Hallo,
gut das Martin M auf den "Einsteiger-Bereich" hingewiesen hat, sonst wäre die Frage für mich vllt. in einem Spießrutenlauf ausgeartet ;)
OK, die Antworten sagen mir, daß so eine Vorstufen-Röhre bei "normalem Gebrauch" eigentlich schon recht langlebig ist.
Bei Endstufen-Röhren, also nicht unbedingt.
Hat denn dann eine höhere Gain-Einstellung (also Übersteuerung) Einfluß darauf, oder verwechsel ich da jetzt was?
Gruß
Bernd
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Und auch die genauen Parameter sowie die exakten "Umgebungsbedingungen", unter denen der Hersteller diese Betriebsstundenzahl ermittelt hat (z.B. früher bei Telefunken Langlebensdauerröhren).
http://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/111142/TFUNK/ECC803S.html
Es wird schon seine Gründe haben, weshalb heutige Röhrenhersteller in ihren Datenblättern auf solche Angaben verzichten :devil:
Hallo Jacob,
nicht nur die heutigen, sondern alle damaligen Röhrenhersteller verzichteten auf Angaben zur Lebensdauer bzw. zu Kriterien, die Rückschlüsse auf das Lebensdauerende einer bestimmten Röhre zulassen, in den Datenblättern zu Röhren für die Jubelelektronik. Ausschließlich bei Spezialröhren wie in dem von Dir verlinkten Blatt sind/waren solche Angaben zu finden, da sie in den für Spezialröhren vorgesehenen Anwendungsbereichen extrem wichtig waren.
Beste Grüße, Uwe
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Moinmoin zusammen,
wer sich in Gefahr (pardon: Internetforen) begibt, kommt darin um, nimm's den Antwortenden nicht übel...;)
Was zur Linde (sein Elektor-Buch irgendwas mit "Röhrenschaltungen für Gitarre und HiFi" steht in meiner Bibliothek) wohl nur meinen kann ist, dass die üblichen Vorstufenschaltungen mit automatischer Gittervorspannungserzeugung durch Spannungsabfall am Kathodenwiderstand gleichstrommäßig stark gegenkoppelnd alle alterungsbedingten Kennlinienverschiebungen ausgleichen. Eine Verlängerung der Lebensdauer bewirken sie nicht: Keine Schaltung der Welt kann Verschleiß verhindern oder gar rückgängig machen!
Da die Frage nach der Länge der Lebensdauer schlecht zu beantworten ist, wenden wir einen alten Philosophentrick an (ein Ingenieur, der nicht Erkenntnistheorie belegt hat, ist nicht gut ausgebildet, noch so eine Marotte von mir ;)) und versuchen es mal mit der Negierung: Eine Röhre geht früher kaputt, wenn sie:
- schlecht gebaut ist (klar)
- außerhalb ihrer Grenzdaten betrieben wird (auch klar)
- "durchgeschüttelt" wird
- ihre Verlustwärme nicht abstrahlen kann (eine andere Möglichkeit des Wärmetransfers lässt das Vakuum im Kolben nicht zu)
- insbesondere im noch kalten Betrieb beim Einschalten überfordert wird (kein Anodenstrom -> höhere Anodenspannung in fast allen realen Schaltungen!)
Auch Endröhren halten bei Vermeiden dieser Umstände wirklich sehr lange. Sie sind schlicht und einfach dafür gebaut. Übersteuern der Endstufe verkürzt die Lebensdauer paradoxerweise eben nicht, ganz im Gegenteil: Eine übersteuerte, sich also der Rechteckförm nähernde, Ausgangsspannung stresst das aktive Schaltungsteil jeder Endstufe - hier die Endröhre(n) - weniger als ein Sinus. Das ist übrigens genau der Trick mit den digitalen Endstufen, die nur Rechtecke schalten. UAmax und IAmax werden eh durch das Netzteil begrenzt.
Martin
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Keine Schaltung der Welt kann Verschleiß verhindern oder gar rückgängig machen!
Hallo,
das sollte klar sein. Daher schrieb ich auch kompensieren und nicht reparieren.
Gruß, Fritz.
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Hallo,
danke an allen, vor allem an Martin M! Ich denke, ich hab´s jetzt verstanden.
Sehr interessant! Brauche also nicht dem "ständigen Röhrenwechsel-Hype" verfallen. :)
Gruß
Bernd
PS: Sich in "Gefahr begeben" kann auch einen Lerneffekt hervorrufenen..., im günstigsten Fall Positiv ;) Also alles im Grünen Bereich! :bier:
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Hi Bernd,
schön, dass Du hier in dieser Hinsicht "beruhigt" werden konntest :topjob:
BTW:
auf diesem (alten) KT 66 Datenblatt hatte der Hersteller auch ein paar Angaben zur "Live Performance" gemacht:
http://www.drtube.com/datasheets/kt66-mov1977.pdf
Ansonsten gilt: einfach nicht so verrückt machen lassen und auf seine Ohren hören :guitar: ;D
Gruß
Jacob
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Ansonsten gilt: einfach nicht so verrückt machen lassen und auf seine Ohren hören :guitar: ;D
[/quote]
Hallo Jacob,
ja, - genau so werde ich mit der Röhrenangelegenheit bzgl. Lebensdauer ab heute umgehen.
Eine Baustelle weniger ;D :guitar:
Gruß
Bernd