Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: Lebowski am 20.12.2020 22:08

Titel: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 20.12.2020 22:08
Hallo Liebes Tube-Town Forum,

zuersteinmal möchte ich mich vorstellen:
Ich heiße Max, habe die 30 mittlerweile schon überschritten und bin dann auch bald (irgendwann...) mit meinem Maschinenbaustudium fertig.
Beim Eignungstest hab ich stolze 171 Punkte, obwohl ich mir bei Frage 1 und 10 nicht ganz sicher war  :devil:

Seit noch nicht so langer Zeit bin ich stolzer Besitzer eines Voll(wertigen) Röhrenamps, dem JCA22H. Diesen habe ich mir nach mehrfacher Lektüre des Jet City Userthreads im Musiker-Board zum testen, ausprobieren und verhunzen verfeinern angeschafft. Ich mag individuelle, selbstgemachte (und -gedachte) Sachen, daher...
Bei Epic Ampflification bin ich auf eine Modifikation in Richtung Bogner Überschall aufmerksam geworden und so kam der Gedanke, den Verstärker in diese Richtung zu verändern. Mit der Zeit kamen noch weitere Änderungswünsche dazu, aber dazu später mehr...

Ich konnte bereits einige Bastel- und Löterfahrungen (die Summe der Fehler...) sammeln und habe auch weiterhin hochgradig Respekt vor Allem über 12V, ich werde Vorsicht walten lassen.
Ich konnte im Netz auf einer russischen Seite einen erstaunlich detaillierten Schaltplan finden, der sowohl die Pre- als auch Power-Sektion umfasst. Auf diesen würde ich mich zukünftig auch beziehen wollen - da dieser nicht von Bogner direkt ist, darf ich diesen dann hier einstellen? Die gleiche Frage hätte ich in Bezug auf die Jet City Schaltpläne, wobei davon ja auch schon einige im Netz herumgeistern.

Was ich bisher gemacht habe:

- fliegende Verkabelung der Potis, um den Platinenaus- und wiedereinbau zu erleichtern.
- Biaskontrollwiderstände eingebaut (1R)
- Umbau auf Externe Biasmöglichkeit inkl. jeweils ein Poti pro Röhre - das passt allerdings noch nicht so ganz und ich glaube auch zu wissen, warum.
- record out - Buchse, regelbar un knachsig, kenne den fehler aber auch schon (--> DC)
- Beleuchtung LED, an der 12V DC Röhrenheizung angezapft, muss noch optimiert werden...
- Choke (5H, 75mA DC)

Momentan warte ich noch auf Teile, danach kanns weitergehen.

Jetzt hätte ich tatsächlich ein paar Fragen zum Thema :-)

1. Die DC-Versorgungsspannung für die EL84er liegt ja ungefähr bei 340..350 V. Im Überschall-Schaltplan ist die Vorstufenspannungsversorgung mit 305 V angegeben, diese wird beim Jet City längst nicht erreicht (eher 250V).
1.1 Um dem Original so nah wie möglich zu kommen, wäre es doch sinnvoll, ebenso diese Spannungsversorgung zu haben?
Bei sonst identischem Aufbau wäre mMn. zu erwarten, dass die Vorstufe noch eher übersteuert, als sie es bereits zu tun pflegt..?
1.2 Um dies zu ändern, müssten doch lediglich die Widerstandswerte in der DC-Spannungsversorgung der Vorstufe entsprechend angepasst (verringert) werden..? Ist dies bei Beachtung der thermischen Belastbarkeit ohne weiteres möglich oder übersehe ich da etwas?

2. Laut Schaltplan befindet sich in der Zuleitung der negativen Rückkopplung (NFB) ein 10K Widerstand, der mit einem 100p Kondensator gebrückt ist, an dem 4Ohm-Tap des AÜ. Der JetCity hat jedoch nur 16 und 8 Ohm. Wäre es perpektivisch sinnvoll, die R-C-Kombi an die 8 Ohm anzupassen, auch mit Hinsicht auf das dahinter liegende R-C-L-Netzwerk (Presence, etc...)?

Ich werde den Thread auf jeden Fall noch um die entsprechenden Schaltpläne ergänzen, wenn ich das ok bekomme. Ebenso werde ich meinen Fortschritt der Anschaulichkeit halber mit LTSpice dokumentieren und hier einpflegen, sofern nix dagegen spricht.

Viele Grüße, schonmal vielen Dank und ein paar besinnlicher Vorweihnachtsfeiertage,
Max

PS Ich hoffe, dass ich das richtige Subforum erwischt habe - wenn nicht, dann bitte gern verschieben - Danke!
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: brötchenbitteohnekümmel am 21.12.2020 17:19
Hallo Max,

ich versuche mal meinen Senf zu deinen Fragen abzugeben, in der Hoffnung dir produktiv helfen zu können:
1. Die DC Versorgungsspannung von 350V für eine EL84 scheint mir recht hoch. Ich kenne aus diversenDatenblättern eine maximale Anodenspannung von 300V bei der EL84 (auch wenn die Spannung bei anliegendem Signal die 300V natürlich übersteigen kann).
1.1 Ich kenne beide Amps (JCA22H und Bogner Überschall) nicht im Detail, ich weiß nur, dass der Überschall schon n richtig fetten Sound abliefert. Wenn Du also möchtest, dass die Vorstufe schnell übersteuert und somit eher mehr Verzerrung entsteht, dann wäre ich mit der Versorgungsspannung von 250V sehr zufrieden.
1.2 Generell kenne ich es nicht, dass man einfach paar Widerstände ändern muss, um die Versorgungsspannung zu erhöhen. Für genauere Aussagen wäre hier die Schaltung nützlich und ob in beiden Amps derselbe Netztrafo verbaut ist. Die typischen Widerstände in der DC Spannungsversorgung dienen klassisch ja der Siebung und Glättung deiner Hochspannung. Wenn Du diese also niedriger dimensionierst, hast du zwar einen geringeren Spannungsabfall über diesen Widerständen, allerdings ist deine Glättung damit dann auch schlechter. Insgesamt scheint mir aber ein Spannungsabfall von 100V über die Gleichrichtung und Glättung recht viel, daher vermute ich, dass die Sekundärwindungen der Netztrafos bei beiden Amps womöglich nicht gleich sind.
2. Hierzu kann ich Dir absolut nichts sagen, da ich selbst keine Erfahrung und Ahnung dazu habe. Hoffentlich kann dir hier jemand anderes behilflich sein.

Hoffentlich konnte ich einen Gedankenanstoß in die richtige Richtung liefern, ich wünsche noch einen schönen Abend und eine schöne Weihnachtszeit.


Viele Grüße,
auch Max
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Stubenrocker81 am 22.12.2020 10:35
Moin Max!

Erstmal brauchts den Schaltplan von den Amp und dann kann man ja auch erstmal versuchen die original Schaltung deinen Vorstellungen nach anzupassen.
Eine andere Schaltung auf das Jet City PCB zu basteln stell ich mir nicht gerade als dauerhafte Lösung vor.
Vielleicht ein eigenes Turret oder Eyelet Board machen?
Der Amp scheint nicht sehr komplex zu sein,
könnte also möglich sein.

LG Stephan

Nachtrag

Soannung der Vorstufe kann man evtl. durch den Tausch von Widerständen erhöhen. Bringt aber evtl. eher weniger Gain und mehr Punch.
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 25.12.2020 11:01
Vielen Dank schonmal für die beiden Antworten!

Im Anhang findet ihr die Schaltpläne, auf die ich mich beziehe - ohne wirds nur noch mühselig.
Die LTspice-Version mit aktualisiertem Schaltplan kommt noch, mit zwei Kiddies zu weihnachten komm ich zu nix :)

Zitat
1.1 Ich kenne beide Amps (JCA22H und Bogner Überschall) nicht im Detail, ich weiß nur, dass der Überschall schon n richtig fetten Sound abliefert. Wenn Du also möchtest, dass die Vorstufe schnell übersteuert und somit eher mehr Verzerrung entsteht, dann wäre ich mit der Versorgungsspannung von 250V sehr zufrieden.
Der Amp verzerrt halt sehr schnell, früh und viel sodass ich da nicht noch mehr Verzerrung als sowieso schon vorgehsehen brauchen kann - lieber etwas weniger, dafür besser regelbar - denn die Regelbarkeit der Verzerrung scheint eine typische Schäche dieses Vorstufenkonzepts zu sein (ich habe schon oft gelesen, dass es gerade im unteren Regelbereich einen großen Sprung geben soll, also dass die Verzerrung sehr schnell sehr stark zunimmt...)

Zitat
1.2 Generell kenne ich es nicht, dass man einfach paar Widerstände ändern muss, um die Versorgungsspannung zu erhöhen. Für genauere Aussagen wäre hier die Schaltung nützlich und ob in beiden Amps derselbe Netztrafo verbaut ist. Die typischen Widerstände in der DC Spannungsversorgung dienen klassisch ja der Siebung und Glättung deiner Hochspannung. Wenn Du diese also niedriger dimensionierst, hast du zwar einen geringeren Spannungsabfall über diesen Widerständen, allerdings ist deine Glättung damit dann auch schlechter. Insgesamt scheint mir aber ein Spannungsabfall von 100V über die Gleichrichtung und Glättung recht viel, daher vermute ich, dass die Sekundärwindungen der Netztrafos bei beiden Amps womöglich nicht gleich sind.
Im JetCity Schaltplan könnte man vielleicht R8 und R11 (15K) reduzieren, so in die Richtung von 5K oder auch ganz brücken..?
Und wenn das nicht reichen sollte, wäre auch der R53 (10K) in der Spannungsversorgung eine Option. ja, das ist ein Filterwiderstand, ABER: Anstatt R52 werkelt ja jetzt schon ein 5H 75mA Choke, der ja bereits einen großteil der Filterung übernimmt (oder hab ich da einen falschen Gedanken?)

Zitat
Eine andere Schaltung auf das Jet City PCB zu basteln stell ich mir nicht gerade als dauerhafte Lösung vor.
Vielleicht ein eigenes Turret oder Eyelet Board machen?
Im Ultimate Guitar Forum beschreibt der TE einen ähnlichen Umbau - und das sieht doch ganz machbar aus, wie ich finde  ;D https://www.ultimate-guitar.com/forum/showthread.php?t=1833332. Dort habe ich auch die Idee mit der fliegenden Verkabelung der Potis her...
An Turrets hatte ich noch nicht gedacht, wird dann wahrscheinlich aber auch nur eine Lösung, wenn es garnicht anders geht - ich schau mal, wie weit ich so komme.

Zitat
Erstmal brauchts den Schaltplan von den Amp und dann kann man ja auch erstmal versuchen die original Schaltung deinen Vorstellungen nach anzupassen.
Diesen Schritt habe ich deswegen nicht in Erwägung gezogen, weil der Überschall von dem, was ich bisher so gehört habe, wirklich am ehesten meinen Vorstellungen entspricht - da würde ich mit ein paar Änderungen wahrscheinlich immer unzufrieden sein - und hey, das ist auch ne ordentliche Challange. Ich freu mich drauf :)

Liebe Grüße,
Max
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 29.12.2020 22:37
Kurzes Update: Biasversorgung auf doppeltes Biaspoti umgerüstet und 2x 1R Widerstände mit Gehäusebuchse (links, rechts, Masse) eingebaut.
Bei höchster (negativster) Biasspannung hat eine EL84 12mA, die andere 101mA.
Ja, das ist kein Schreibfehler.
Röhren gegeneinander getauscht, gleiches Problem. Also hats eine Röhre erwischt. Selbstredend war der Amp immer nur kurz (2sek) im Testbetrieb, bevor es mir da was weiß ich noch durchhaut...
Ich vermute, dass die 1kOhm Widerstände, die ich vorher anstatt der 1Ohm-Widerstände zwischen Kathode und Masse drin hatte, ihren Teil dazu beigetragen haben. Erklärung: die waren in der 1Ohm-Tüte, welche ich extra bestellt habe (ich sag aber nicht wo, denn bei der Bestellung war auch sonst viel fehlerhaft oder garnicht geliefert worden und ich werd dort ganz sicher nichts mehr aquirieren, aber ich möchte auch keine Rufschädigung betreiben. Dirk hat jetzt jedenfalls einen Kunden mehr...)
Naja, wieder was gelernt: immer vor dem Einbauen nachmessen. Lehrgeld.
Es hat (wohl durch den krassen mismatch) auch ordentlich gerauscht und geknistert im Lautsprecher...

Jetzt frag ich mich: hats bei den Strömen am Ende vielleicht auch schon den Choke irgendwie zerlegt, der ist ja nur bis 75mA ausgelegt..?

Jetzt heißt es erstmal auf die neuen Glaskolben warten...
Aber es gibt immer was zu tun :)
Viele liebe Grüße und guten Rutsch,
Max
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Stubenrocker81 am 29.12.2020 23:15
Hast du auch die negative Spannung mal am Sockel /Gitter zur Katode gemessen?
Wenn nicht dann bitte nachholen bevor die neuen Röhren rein kommen!


LG Stephan
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 30.12.2020 09:04
Sehr gute Idee, werd ich machen.
Müsste doch auch mit gezogenen Röhren gehen, oder?
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Stubenrocker81 am 30.12.2020 10:13
Klar! Röhren raus und von aussen einfach an den Pins 3 und 2 die Spannung messen.

LG Stephan
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 30.12.2020 12:14
Oh nice, danke für den Tip.
Hätte es definitiv umständlicher gemacht...  :facepalm:
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 1.01.2021 21:43
Erkenntnis #1: Für die Messung brauch ich ja nichtmal den Standby anmachen  :)
Erkenntnis #2: -18V auf beiden Sockeln bei "höchster" (kältester) Potistellung - -8V bei heißester Stellung. Dürfte also passen. Jetzt wart ich mal auf die neuen Tuben...
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 6.01.2021 14:53
Die Tuben sind da, Danke Dirk! Und siehe da, Bias lässt sich von 8mA schön auf 19mA (und höchstwahrscheinlich noch viel mehr) einstellen. Endstufe funktioniert, es kommt schön Ton raus. Jetzt kann es also weiter gehen :)

Frohes Neues,
Max
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 10.01.2021 21:57
Hier noch die versprochene aktualisierte LTSpice Datei.
Das ist der Schaltplan vom Jet City 22H mit den aktuellen Änderungen, die da wären:
Choke, Record out (von der Rückkopplung, mit 22µF Elko zum Presence hin), Biasschaltung.

Und nochwas: Seit ich den Amp (gebraucht) gekauft habe, empfinde ich den ganz schön "dumpf" klingend. Treble und Presence müssen fast voll reingedreht werden, damit ein halbwegs ausgewogener Klang entsteht, und das bei allen Boxen, die ich bisher getestet habe (V30, T75, noname). Hab auch schon direkt in die endstufe gespielt (mit nem Modeler) und das klingt vernünftig, ohne den EQ verbiegen zu müssen.
Also nehme ich an, dass der Hund in der Vorstufe begraben ist. Nicht zuletzt auch deswegen möchte ich den Preamp umbauen, denn ansonsten müsste ich erstmal auf die Suche gehen, wo mir denn die Höhen geklaut werden...
Der Amp kam mit JJ EL84 und 4x JJ12AX7, 1x EH 12AX7. da dachte ich noch, dass es an den JJ Doppeltrioden liegen müsse - hab dann V1 und V2 gegen TUNG-SOL 12AX7 und V3 gegen Sino 12AX7B getauscht, aber es hat sich kaum etwas getan (EL84er sind ja nun mittlerweile auch neu, Bias bei 19mA/348V ergibt 55% bei 12W Anodenverlustleistung, also eher kalt). im Musiker-Board https://www.musiker-board.de/threads/jca22h-roehrentausch.651479/ beschreibt der user hair_energizer ein ähnliches problem, scheine also kein Einzelfall zu sein (oder muss das so?)
Tja, um wirklich zu schauen, was Phase ist, müsste ich den Amp wohl mal mit einem (nicht vorhandenen) Oszi durchmessen. Oder eben gleich komplett umbauen :).

Was die Spannungsversorgung betrifft, folgende Messungen hab ich gemacht: B+: 348V, B1+ (nach 10k Filter): 268V, B2+ (V1): 250V
Wenn ich den 10K auf 4k reduziere, käme ich mit den berechneten 8mA auf eine B1+ von 316V und B2+ von etwa 300V.
Ist jetzt die Frage, ob ich an der Siebung einfach so herumdoktorn kann, ohne mir großartig Ripple einzufangen. Aber da ja vorher shon ein choke seinen Dienst tut, würde ich beinahe vermuten, dass ich es riskieren kann :-).

Viele Grüße,
Max
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Stubenrocker81 am 10.01.2021 22:32
Hallo Max,

Du könntest C10 entfernen.
R26 mal auf 82K sollte auch heller werden. Bei R26 würde ich mal anfangen.  Den auf 82K z.B.
Kannst du ja mal probieren, wenn du magst.

LG Stephan
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 11.01.2021 00:40
Davon ausgehend, dass du den originalen Schaltplan meinst, würde ich quasi den Anodenbypass entfernen und den Slope erhöhen..? Letzteren hatte ich schonmal auf 100K, war aber gefühlt noch mehr Mulm. Der Anodenbypass könnte da natürlich schon eher zum Erfolg führen. Probieren kost nix - auch wenn mich wirklich mal interessieren würde, woran das jetzt eigentlich liegt. Danke für den Tip!
Demnächst probier ich mal die Record-Out-Buchse und schau mal, was ich da so rausbekomme :).
Danke auf jeden Fall für den Tip!
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: iefes am 11.01.2021 08:45
Anodenbypass würde ich auch mal als erstes testen. Aber auch wenn du schreibst, dass direkt in die Endstufe der Sound okay ist, würde ich den EL84 testweise mal ein bisschen mehr Strom gönnen. So ein kalter Bias kann auch recht matt und wenig artikuliert klingen.
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 11.01.2021 18:50
Den Anodenbypass hab ich mal entfernt, und siehe da - so hab ich mir das vorgestellt. Klingt richtig gut, wie erwartet. Jetzt könnt ich den ja sogar nehmen, um den an V1b an die Kathode zu hängen, denn der Crunchkanal ist weiterhin zu dumpf (wäre auch komisch, wenn nicht).

Hab auch ein wenig mit dem Bias gespielt, aber da kam nicht soo viel bei rum. Er war auf 20mA (58%), hatte auch mal 23/23, 15/15 und 15/20 probiert, aber allzuviel hat sich nicht geändert. Ich glaub ich bin taub... Das beste "Gefühl" hatte ich so bei 21/21mA, also 60%. Also hab ichs so gelassen.

Ach ja, jeweils bei leicht erhöhter Zimmerlautstärke probiert, über das Verhalten bei richtig laut kann ich noch nix sagen.
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 20.01.2021 18:34
Der Umbau der Vorstufe ist erstmal durch. Für die Gegenkopplung fehlt mir noch die Induktivität, welche ich noch bestellen und wickeln muss.

Ich kann eine deutliche Veränderung wahrnehmen, aber:
Ich habe immernoch das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist mit dem Amp... die Mitten und Bässe sind da, Hochmitten auch aber dieses "britzeln" ist irgendwie nicht da, also die Höhen scheinen zu fehlen. Auch bei Treble voll auf gibts das irgendwie nicht.
Hat jemand sowas schonmal gehabt? Als nächstes werde ich mal auf systematische Ursachenforschung gehen, folgendermaßen hab ich mir das gedacht:
1. Gitarrenrohspur aufnehmen
2. "Re-ampen", also abspielen, den Input füttern und mich mit der Impedanzanpassung rumärgern
3.1 FX-Send aufnehmen und mit einer IR anhören
3.2 Rec-Out aufnehmen und mit IR anhören
3.3 FX-Return mit Signal füttern und Rec-Out aufnehmen.
4. Problem auf Vorstufe, Endstufe eingrenzen oder ratlos sein.

Oder hat wer ne bessere Idee?
Viele Grüße!

PS: hab den OT im Verdacht, nur wie teste ich das am Besten..?
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 25.01.2021 22:24
Hey Guys,

ich mal wieder :)
Heute konnte ich mal etwas probieren. Ich habe versucht, das halbwegs "wissenschaftlich" anzugehen, was immer das heißen mag.

Zuerst habe ich den Input des Amps mit simplem Gitarrenschnotter gefüttert um dann zu schauen, was jeweils am FX-Send (btw: Post-Master, Pre-OT) und am Rec Out (Post-OT) rauskommt. Die Pegel hab ich dann angeglichen (sehr gering, da Zimmerlautstärke nötig und FX-Loop: Post-Master) und eine V30 IR (50/50 Mix Center/Cone) draufgehauen. Könnt ihr selbst vergleichen, ist im Anhang.
Subjektives Ergebnis: Mist, ich hab was vertauscht. Nochmal nachschauen..: nein, stimmt alles.
Das Signal aus dem FX-Send ist wesentlich basslastiger, Höhen sind aber genug da. Ist jetzt nicht mein Traumsound, aber geht definitiv schon in die richtige Richtung.
Das Signal aus dem Rec Out ist wesentlich bassbefreiter, ansonsten aber recht ähnlich. Schöne Hochmittenpräsenz, Höhen sind für mich auch genug da. Also alles in Ordnung hier.
Und ja klar, die Bässe werden vom FX-Loop an durch die Koppel-Cs auch nochmal gefiltert, zumal ich in der Gegend auch noch die standard Jet-City-Werte drin hab. Im ÜberSchal(l/t)plan sind die alles wesentlich größer. Aber mir ging es ja um die Höhen...

Also einen weiteren Test gefahren:
Den FX-Return mit Rosa Rauschen gefüttert und dann Signal und Rec-Out optisch verglichen. Bis auf die schönen Fünfzich Herz durch die obligate Brummschleife macht das ja einen passablen Eindruck: Von 8-20kHz eine leichte, zu erwartende 3dB Absenkung, an denen auch die 100p-Kondensatoren im PI ihren Anteil haben dürften könnten, ansonsten weitesgehend linear, wenn nicht sogar mit breitem Peak im Treblebereich (3 - 8KHz). Anmerkung: Ich hatte Presence aber auch etwas auf...

Es scheint mir also , als wäre dann das Problem wirklich nur noch auf den Speaker oder meine Erwartungshaltung einzugrenzen. ODER ich hab keine ahnung, wie so eine "kennlinie" eigentlich aussehen müsste ODER meine Messung ist von vornherein systematisch für den Popo..?

Naja, als nächstes steht jedenfalls die Überarbeitung der Gegenkopplungs-Sektion an.
Und ich hätte da noch ein paar Fragen:

1. Ich möchte zwei Mastervolumen einbauen, die ich dann umschalten kann. Diese sollen hinter dem FX-Return sitzen, damit ich Channel-Vol und Master gleichzeitig als FX-Send und Return benutzen kann. Die Idee: direkt an den FX-Return setzen, um den schön niederohmig anzufahren (FX-Send ist ein Kathodenfolger) und damit möglichst geringe Höhenverluste zu haben. Hab ich einen Denkfehler oder vielleicht lieber doch vor den PI (hinter die FX-Return Aufholstufe)?

2. Gibt es irgendetwas grundlegendes beim Wickeln von PotCores falsch zu machen, solange die Berechnung stimmt? Laut Schaltplan findet sich hier ein P30/19 , der mittels 690 Windungen bei AL1000 auf 422 mH bei 21 Ohm kommt; das Material sei 3C81.
Kurzes nachrechnen: kommt in etwa hin, ich bin dann bei 476 mH, aber da spielt dann bestimmt auch mit rein, dass da bei den vielen Lagen Lackdraht ein bisschen Induktivität flöten geht...
Ich dachte daher an:
P30x19, AL von 11500 [nH*N²]: Wurzel aus ( 422.000.00 / 11.500) ergibt ca. 192 Windungen. bei 200 komme ich dann auf 460mH das gefällt mir ganz gut, irgendwo da werde ich landen.
Der Unterschied zwischen 420 und 470 mH ist in der Simulation eher nichtig, der Knick im 150Hz-Bereich ist dann bei ein paar Hz weniger, kaum der Rede wert.
Bei Verwendung von dickerem und kürzerem Lackdraht bekommen die Spikes bei 150 Hz einfach nur spitzere Peaks, dürfte nicht allzu dramatisch ein...
Zumindest spar ich mir dann die 690 Windungen, so der Plan. Auch wenn ich glaube, dass sich Herr B. was dabei gedacht haben muss - wenn ich nur wüsste, was.

Viele Grüße und Danke fürs lesen,
Max

PS: Ich hoffe, dass Sich mehrfach selbst antworten ok ist, bearbeiten geht ja nicht...
Titel: Re: Jet City 22H Conversion (Richtung: Bogner Überschall)
Beitrag von: Lebowski am 19.02.2021 11:04
Hallo zusammen.

Das Thema lässt mir jetzt seit Tagen Wochen keine Ruhe und jetzt muss ich mich nochmal an Euch wenden, insb. die Trafo-Gurus.

Das Problem ist weiterhin: Mein Setup klingt verwaschen und muffig, so empfinde ich es zumindest. So war es bereits vor dem Umbau.
Ich nahm an, dass so eine Überschall-Vorstufe ja eigentlich das Gegenteil von muffig und leblos wäre, zumindest sind das meine "Erfahrungen" mit dem Klang (Aufnahmen, Hörbeispiele, Ampsims [hier insb: Line6 POD X3 live]).

Da ich keinen Oszi besitze, habe ich mir nun eine kleine Messbox gebastelt, mit der ich mittels ARTA und meinem PC den Frequenzgang an verschiedenen Stellen in der Vorstufe aufnehmen kann. Diese hab ich dann mit dem LT-Spice-Modell des IST-Zustands verglichen und musste feststellen, dass das alles ziemlich stimmig aussieht. Ich konnte zumindest noch keine grobe Abweichung im Höhenverhalten finden. Es sei aber dazu gesagt, dass ich wegen der Pegelanpassung auch einige potentielle Fehlerquellen in meinem Messaufbau habe, Ich brauchte es ja auch erstmal nur, um eventuelle "groben Schnitzer" ausfindig zu machen.

Ok, also hab ich mir nochmal die Endstufen-Sektion angeschaut. Zuerst mit dem Line6 POD X3 live getestet, wie sich die Endstufe mit anderen Ampsims verhält.
Effektkette: Gitarre --> POD [Ampsim, Boxensimulation deaktiviert] --> FX-Return [PI und EL84, Presence auf 0] --> Celestion V30 8Ohm [offenes Combogehäuse].
Hier war die zu erwartende Präsenz und Klarheit da. Getestet habe ich folgende Modelle: SLO100, Uberschall, Rectifier, JCM 800. Und auch wenn ich die Präsenz- und Höhenregelung ein bisschen höher hatte, als das mit entprechender Boxensimulation der Fall wäre, Grundcharakter entsprachen dem, was ich an Aufnahmen und Hörbeispielen in etwa kannte, ohne mangelnde Präsenz o.ä.

Deswegen dachte ich, die Endstufensektion inkl. Speaker als Fehlerquelle auszuschließen. Aber mittlerweile glaube ich, dass es nicht so einfach ist...

Also nochmal ARTA. Nur den Trafo durchgemessen und schon hab ich mich gewundert, das sieht komisch aus. Im Anhang findet ihr die Messungen sowohl von der 8 also auch der 16Ohm Buchse.

Dann nochmal die vollständige Endstufensektion, jeweils 8 und 16 Ohm. Auch die Bilder gibts im Anhang.
Hier fällt auf, dass eine deutliche Filterung im Bassbereich und eine starke Betonung der Hochmitten bis in den 15kHz-Bereich gegeben ist (Presence:0)
Ich bin verwirrt.  ??? ??? ???
Klar, der NFB hat schon seinen Anteil an der Linearisierung der Trafokennlinie, aber das ist schon ein deutlicher Unterschied...  ich beginne, den Messungen nicht so recht zu glauben.

naja, jedenfalls:  :help: :help: :help:
Ich komme hier grad nicht mehr weiter und drehe mich im Kreis. es keimt der verdacht in mir, dass vielleicht auch irgendwas mit dem Schaltplan nicht ganz stimmen könnte. Es sind halt zu viele Variablen. Vielleicht hat ja von Euch jemand eine Idee... freuen täts mich!
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Achso mal noch was zum Ausgangsübertrager: da klebt ein Zettel mit den Anschlussbezeichnungen und Kabelfarben drauf:
BLK    YEL     VIO
Com  8ohm 16ohm
YW OT-JC20
1.8Kohm   0   1.8Kohm
BLU          RED       BRN
TF00125

Dem entnehme ich, dass die Primärimpedanz dezente 3,6 kOhm sein sollten, wohingegen ich sehr oft gelesen habe, dass so ein EL84-PP-Pärchen gerne was um die 8kOhm hätte. Hab daher mal den 8Ohm-Speaker an den 16Ohm Ausgang gepackt und fand das sogar noch ein wenig besser. Oder gehen die Impedanzen da jetzt wieder quadratisch ein..? Ne halt, das waren die Induktivitäten, oder?  ???

Naja, bei mir ist jetzt jedenfalls Matsch in der Birne. Bin für jede Hilfe sehr dankbar!

Das LT-Spice-Modell vom Ist-Zustand gibts auch im Anhang...