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Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: Yueang am 3.02.2021 11:47

Titel: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 3.02.2021 11:47
Hallo liebe Community,

ich bin Ersttäter hier und auch in Sachen Röhren, obwohl ich schon lange die Lizenz zum Löten habe. Ich habe mir eine Molly gebaut, die auch auf Anhieb problemlos und sehr sehr geil klingend funktioniert hat. Ich war Anfangs zwar ein bisschen irritiert, dass bei der Erstinbetriebnahme so gar kein Rauschen zu hören war, und habe erst einmal einen Defekt vermutet. Aufdrehen des Volumereglers hat diesen „Defekt“ nachhaltig beseitigt  ;).

Jetzt meine Frage: Das Ding ist, wie viele wohl wissen dürften, schweinelaut, aber eben nur gezerrt. Clean dürfte er gerne ein paar Reserven mehr haben. Ich habe mir ein paar Szenarien überlegt und wollte euch fragen, was davon realistisch ist.

1: AC18 kaufen, aufbauen und vermutlich ein bisschen zähmen. Dürfte die naheliegendste Idee sein, scheitert derzeit aber am Budget, vor allem aber an der besten Ehefrau von allen, die mich Mucker derzeit finanziert 8).

2: Lauterer Speaker. Stimmt, das funktioniert. Problem dabei: habe ich schon drin, funktioniert auch gut, nur immer noch zu wenig.

3: Netzteil mit mehr Volt. Hier begebe ich mich in den Bereich der für mich völligen Mutmaßung. Konkret hatte ich an den 50VA-RKT gedacht, der ja mit 250 Volt 50 Volt mehr ausgibt als der 30er und auch bei der Heizung etwas mehr Amperereserven bietet (und nein, ich habe nicht vor, den vorhandenen Trafo auf 120 Volt primär anzuschließen :devil:). Ich habe allerdings überhaupt keine Ahnung, ob das funktioniert und was ich dann anpassen müsste.

4: Eine zweite ECC99 parallel schalten. Das scheint mir eine so offensichtliche Option zu sein, dass ich mich gewundert haben, dass die SuFu dazu nichts Konkretes ausgespuckt hat. Das Molly-Netzteil sollte es eigentlich stemmen können, wenn auch nur gerade so. Ich hätte vor R15/16 einfach eine Abzweigung gemacht, alles danach doppelt aufgebaut, am Ausgangstrafo wieder zusammengeführt und die Sekundärwicklung entsprechend umdefiniert oder umgelötet.

Nachdem ich, wie gesagt, per SuFu nix gefunden habe, habe ich hier sicherlich irgendwo einen extremen Denkwurm drinnen. Könnt ihr mir diesen Wurm ziehen und mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen?

Dankbare Grüße, Jürgen
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Rene2097 am 3.02.2021 12:39
Hallo,

spiele doch Mal mit R10 herum. Damit steuerst du vereinfacht gesagt ob die Vor- oder Endstufe zuerst zerrt. Je nach dem was aktuell der Fall ist kannst du das vielleicht was rausholen.

Ansonsten probier Mal ein NFB. Das geht einfach, schnell und könnte dir mehr cleane Reserven bringen.

Gruß, René


Vom Smartphone gesendet.
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 3.02.2021 12:54
Hallo René,

danke für die Anregung - du denkst, dass die Leistung der einen ECC99 grundsätzlich ausreicht? In welche Richtung müsste ich R10 verändern? An NFB hatte ich auch schon gedacht, befürchte aber, dass dann das Verhalten im Grenzbereich clean-crunch beeinflusst wird und der Amp dadurch viel von seinem Charakter verliert. Das könnte ich allerdings schaltbar gestalten. 100k vom OT sekundär zwischen dem Masseanschluss des PI und einem hier einzusetzenden 100-Ohm-Widerstand - reicht das?

Viele Grüße, Jürgen
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: dimashek am 3.02.2021 12:54
Also proberaumtaugliches richtiges Clean habe ich erst ab 2x6v6 mit 25Watt.
Erst dann habe ich auch bei lautem Spielen genug Headroom für unverzerrte Attacks.

Ich würde behaupten, die Molly aufzubohren wird nicht die Verbesserung bringen.   

Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 3.02.2021 12:57
Es ist ja nicht viel, was fehlt. Bei einer Theaterprobe konnte ich mich im Bandkontext mit einem EL84-SE-Amp schon fast gut hören. Der tut allerding nicht mal annähernd so gut wie die Molly. Und komplett clean muss es auch nicht sein. Genau eben mit so einer Ahnung von Dreck im Sound.
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Rene2097 am 3.02.2021 13:31
Hallo René,

danke für die Anregung - du denkst, dass die Leistung der einen ECC99 grundsätzlich ausreicht? In welche Richtung müsste ich R10 verändern? [...]

Viele Grüße, Jürgen

Ich weiß nicht ob der PI oder die Endstufe eher anfängt zu verzerren. Im "schlimmsten" Fall beide gleichzeitig. Aus dem Bauch heraus hätte ich den Wert verringert damit die Endstufe stärker angesteuert wird. Idealerweise hängst du mal ein Poti dazwischen und hörst es dir an. Das kratzt dann zwar beim Regeln aber soll ja nicht für immer drin bleiben.

Ob dir das reicht kann ich schlecht beurteilen aber es ist eben schnell und günstig gemacht und könnte für das letzte Bisschen das fehlt reichen.

René
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: The stooge am 3.02.2021 17:49
Nabend,

Clean kann die kleine schon, aber nicht auf Proberaum-, sondern nur auf bedroom-level - immer noch tolerante Nachbarn vorausgesetzt. Das Projekt firmiert schließlich unter LoW. Als PI habe ich eine Sovtek 7025 drin, die bläst die ECC99 nicht so heftig an; außerdem habe ich den Cut-regler durch einen PPIMV ersetzt. Aber wie geschrubt, funzt das bestens auf der Wohnzimmercouch, nicht im Band-Kontext.

ne schöne Jrooß, Mathias
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 3.02.2021 22:58
Das stimmt, er kann, wenn er wie geplant aufgebaut wird, tatsächlich nicht mehr. Für meine Zwecke ist das zu wenig, aber eben nur ein ganz klitzekleines bisschen. Deswegen viellelcht noch mal ganz konkret: Ist es eine doofe Idee, die Endstufe zu duplizieren und mit zwei ECC99 zu fahren? Ich finde, die Idee hätte etwas. Unabhängig davon werde ich natürlich Renés Vorschlag mit dem NFB ausprobieren –aber nicht mehr heute ...
 :gutenacht:
Jürgen
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Holzdruide am 4.02.2021 08:34
Hallo

Sieh es mal von der Seite.
Da macht Sich einer die Mühe diverse beliebte Amps Wohnzimmertauglich zurecht "zu schrumpfen"
Und dann kommt einer auf die Idee den geschrumpften Amp aufzublasen .....

Das kostet nur sinnlos Teile und Nerven und wird im Bandkontext nach wie vor nichts ausrichten.
2 ECC99 werden das von Dir erhoffte nicht bringen, Du müsstest schon eher 4 davon nehmen.

Und dann bist Du schon sehr nahe an 2x 6V6 bzw EL84, oder auch beide und Umschaltbar, damit habe ich bei Proben lange gespielt und war damit recht zufrieden, genug Leistung und nicht zu schwer zum schleppen.

Bau was vernünftiges und altbewährtes, das macht glücklich, gescheiterte Versuche eher nicht.

Gruß Franz

PS: Wegen Deinem klitzekleinen Bisschen mehr - ich spielte mal in ner Band namens Quadrat, kurze Zeit später hätte man die Band umtaufen müssen, die 2 neuen Bläser machten mächtig Dampf.
Damit will ich sagen - Einen Amp auf Vollgas spielen zu müssen ist unklug, wird es aus irgendeinem Grund etwas lauter bist Du schon wieder im Arsch....
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Stubenrocker81 am 4.02.2021 09:48
Da hat der Truide vollkommen recht! Der nächste Schritt ist der 18Watter!
Mit dem 18er ist man heutzutage für so ziemlich jeden Zweck gut gerüstet und der tönt auch wirklich fein. Das Mastervolumen funktioniert auch richtig gut bei dem AC18!  Da verlässt man die Musikläden wieder ganz schnell bei dem Zeugs was da rumsteht.......
Bau dir den AC 18. Der ist auch völlig easy zu bauen. Ansonsten steckst Du die selbe Kohle in die Molly und hast noch lange nicht so einen vollwertigen Amp wie den AC18.
Neuentwicklungen werden schnell richtig teuer! Das Geld hat in dem Fall schon jemand anderes ausgegeben.

LG Stephan
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 4.02.2021 10:04
Ha - wußte ich es doch, dass das eine blöde Idee meinerseits ist. Ich wußte nur nicht, warum. Tausend Dank an alle, die mir diesen Zahn gezogen haben :danke:. Zumindest weiß ich jetzt, dass mein Plan A (siehe oben) der richtige ist. Jetzt muss ich nur noch die beste Ehefrau von allen davon überzeugen. BTW: Braucht jemand eine ordentlich aufgebaute Molly mit AC18-Klangschalter  ;D? Ich werde mich dann beizeiten wieder melden und nach Möglichkeiten fragen, den AC18 etwas zu entschärfen (am PI vielleicht?).
Einen schönen Tag an alle, und ich geh dann mal sparen!
Jürgen
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Stubenrocker81 am 4.02.2021 10:24
Ach probier den erstmal aus! Ich finde den garnicht so heiß und mit dem Master lässt der sich wirklich gut zügeln.

Viel Spaß und Erfolg!
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: dimashek am 4.02.2021 10:53
Offtopic
Bei unserem Gitaristen haben selbst die 2xEl84 nicht ausgereicht. Bei overdrive war es mehr als genug und super laut, aber echt Clean konnte das Ding nicht laut genug.  :guitar: Da hatte der Schlagzeuger etwas dagegen ;)
Dann habe ich noch nen mit 2x6V6s und 450V Anode gebaut, getrimmt auf Headroom, und der war dann gut.
Hatte allerdings nicht so geilen Mid-Gain Sound. Die el84 ist da echt unschlagbar.

Also ja, der perfekte kleine Amp (meiner Meinung) muss umschaltbar von el84 zu 6v6 sein, mit einem Fender und einem Vox Clean, schönem Midgain-Channel mit el84 und highgain channel mit 6V6.
Schaltbar von Kathodenbias zu fixed, mit schaltbaren PI-Widerständen, schaltbaren AÜ Raa usw... Also richtiges Relay-Grab  ;D

Wird irgendwann angegangen, wenn auf der Arbeit wieder lockerer wird.
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 4.02.2021 11:18
Ich brauch's zum Glück nicht ganz so laut, weil ich Gitarre eigentlich nur im Theater und im Musical spiele. Da sitzt man im Orchestergraben, der Amp steht gerade mal 2 Meter weg on axis, und alle (auch der Drummer) müssen hübsch diszipliniert spielen, sonst hört man von den Schauspielern nichts mehr. So gesehen ist der AC18 vermutlich ideal, aber die Molly war eine ausgezeichnete Einstiegsdroge.
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Stubenrocker81 am 4.02.2021 13:15
Und Vorsicht beim AC18 und Dioden Gleichrichter.  Da muss die Siebung angepasst werden.  Die Schirmgitterspannung braucht zu lange um sich wieder aufzubauen!  Das hört man da wirklich raus und klingt gar nicht mehr gut.

Wenn du den AC18 bauen willst dann empfehle ich auch gleich Retainer für die Röhren mit zu bestellen.
Ich ärger mich jedes mal die nicht gleich mit verbaut zu haben.  Gerade wenn du den Amp öfters transportieren musst.

LG Stephan
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: iefes am 4.02.2021 13:42
Wenn du den AC18 bauen willst dann empfehle ich auch gleich Retainer für die Röhren mit zu bestellen.
Ich ärger mich jedes mal die nicht gleich mit verbaut zu haben.  Gerade wenn du den Amp öfters transportieren musst.

Leider auch offtopic:
Welche retainer nutzt du denn? Ich hab diese mit den Federn links und rechts versucht, die man so drüber stülpt, aber die sind immer irgendwie in Schwingung geraten. Habe sie jetzt abmontiert, was für Zuhause kein Problem ist, aber auf lange Sicht irgendwie blöd.
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: The stooge am 4.02.2021 15:29
Bau dir den AC 18.

Oder den Spitfire, das ist praktisch ein AC18, bloß mit parallel geschalteter ECC83 statt EF86. Spezialist für clean bis leicht angezerrt, ist brülllaut und verträgt sich gut mit Pedalen.
Hier gibt's ein Video: https://www.youtube.com/watch?v=lk-uFfnxzck&t=18s das den Sound gut wiedergibt.

ne schöne Jrooß,, Mathias
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 4.02.2021 15:45
Jou, an den hatte ich auch schon gedacht - aber den aus der Bürse habe ich knapp verpasst.
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Yueang am 4.02.2021 18:38
Nichtsdestotrotz und nur für Spaß – ich will ja auch etwas lernen – werde ich das mit der doppelten ECC99 mal probieren. Teuer ist es nicht, und viel kann ja auch nicht passieren ... oder?
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Stubenrocker81 am 4.02.2021 20:28
Klar, immer zu! Kannst ja auch mit dem Arbeitspunkt spielen und die Tubes mehr Richtung Class B laufen lassen!  Fixed Bias mit Zener Dioden bietet sich doch auch an bei der ecc99.

@Yves
https://www.tube-town.net/ttstore/halter-retainer-el84.html

 :gutenacht:
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: iefes am 16.02.2021 09:35
@Yves
https://www.tube-town.net/ttstore/halter-retainer-el84.html

Oh, jetzt erst gesehen. Danke, werde ich auch mal testen. Hatte immer mal gelesen, dass diese Retainer auch ihre Schwächen haben, aber ich werds mal testen  :topjob:
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: Stubenrocker81 am 16.02.2021 10:18
Naja das Blech vom Sockel ist recht fragil. Normalerweise halten die aber problemlos.
Rasseln tun die nicht. Teilweise recht straff aber das Blech hat, pro Seite, 2 Löcher zum finetuning des Anpressdrucks.

LG Stephan
Titel: Re: LoWatt etwas aufbohren?
Beitrag von: HarryH am 16.02.2021 19:22
Ich brauch's zum Glück nicht ganz so laut, weil ich Gitarre eigentlich nur im Theater und im Musical spiele. Da sitzt man im Orchestergraben, der Amp steht gerade mal 2 Meter weg on axis, und alle (auch der Drummer) müssen hübsch diszipliniert spielen, sonst hört man von den Schauspielern nichts mehr. So gesehen ist der AC18 vermutlich ideal, aber die Molly war eine ausgezeichnete Einstiegsdroge.

Hi Jürgen, ich hatte auch als Einstieg die Molly zuerst gebaut. Um mehr Headroom zu kriegen, habe ich sie nach einem halben Jahr in einen AC4 Hybrid umgebaut mit EF86 und 12AX7 Kanal. Ich bin mal so frei, den Plan dranzuhängen. Man geht dann quasi von 3 - 4 Watt auf 5 - max 6 Watt, aber Lautstärke ist auch abhängig von der Frequenz. Gerade mit dem Drehschalter für die Kondensatoren kann man das wunderbar hören. Meine Kreation läuft über eine große Box mit 1 x Retro 10 und 1 x Green Beret 12, und bei Mastermittenstellung wäre die gute Molly schon schnaufend liegengeblieben. Also nicht nur die Watt sind für "die Schippe" mehr wichtig, sondern welche Frequenzen nach vorne gebracht werden sollen.
Und wenn du gar nicht vom Molly-Konzept weg willst, dann versuche anstatt der ECC99 eine schöne russische 6N6P Doppeltriode. Auch Novalsockel, mußt nur die Pinbelegung anpassen. Die packt auch nochmal eine "Schippe mehr" auf die Watts.

Gruß, Heinrich