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Technik => Tech-Talk HIWATT => Thema gestartet von: darkbluemurder am 6.11.2017 11:41

Titel: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 11:41
Liebe Hiwatt-Fans und -Experten,

ich habe vor kurzem einen Hiwatt inspirierten Amp fertiggestellt. Vorstufe wie DR201, einziger Unterschied ist, dass ich nur eine Eingangsbuchse verwende und die Kanäle intern gebrückt habe. Endröhren 2 x EL 34 mit fixed bias, PI ist ein Kathodyn.

Folgende Punkte sind mir aufgefallen:

1. Drehe ich den Trebleregler nach unten, nehmen Bässe und Tiefmitten zu - ist das normal? Nicht dass es mich wirklich stört, aber es interessiert mich.
2. Klare Sounds (diese aber richtig klar und in einer Mordslautstärke) bekomme ich nur, wenn ich die Gainregler nur leicht aufdrehe. Bei 9 Uhr cruncht es schon - ist das normal?
3. Wenn ich die Schaltpläne bei M. Huss richtig interpretiert habe, ist das Master Volume ein 220k lin. Dadurch wird der Amp natürlich schon auf 9-10 Uhr ziemlich laut. Habt Ihr das in Euren Nachbauten beibehalten oder habt Ihr log Potis verwendet?

Schon jetzt vielen Dank für Euren Input.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: corne am 6.11.2017 12:47
Hallo Stephan,

1. da kann ich nix zu sagen
2. sollte erst viel später crunchen. also mein 20 watter macht das erst ab 1-2 uhr, wobei natürlich die frage ist, ab wann man von crunchen redet. drehe ich den hiwatt im gain voll auf, bin ich ungefähr mit dem crunch da, wo ich bei meinem slo bei viell. 10-11 uhr bin.
3. ich hab das mal ignoriert und ein 1M log als Master eingesetzt.

Probleme bei mir: ich habe eine presence/punch-Regelung mit eingebaut. drehe ich den Punch unter 9 Uhr schwingt der Amp tieffrequent.

gruss corne
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 13:30
Hallo corne,

vielen Dank für Deinen input.

ich habe in meinem Amp auch noch eine Instabilität drin, die mit der Gegenkopplung zusammenhängt. Derzeit habe ich eine variable Gegenkopplung eingebaut (100k Poti plus 22k Widerstand). Drehe ich zu viel Gegenkopplung rein, schwingt er (wahrscheinlich ist 100k die Grenze, muss ich aber bei abgelötetem Poti nochmal messen). Das wird um so schlimmer, je niedriger ich den Attentuator eingestellt habe. Möglicherweise liegt das zuviel an Crunch auch daran.

Ich überlege, den PI wie bei den VHT/Fryette Amps einzubauen, d.h. Kathodyn mit Ra = 100k, Rk = 100k, Rb = 2k2, Rg = 470k (soweit habe ich das schon umgesetzt), vorangehende Stufe Ra = 220k II 120pf (habe ich jetzt noch 100k ohne Cap), Rk = 2k2 (habe jetzt 1k5). Ich verstehe den 120pf parallel zum Ra als Tiefpass mit -3db-Punkt bei ca. 6kHz, also als Stabilisierungsmaßnahme - liege ich da richtig?

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: Bierschinken am 6.11.2017 14:18
Wenn du schwächer Gegenkoppelst und der Amp dann schwingt, dann stimmt ganz klar was am Aufbau nicht.
Ist der Attenuator eventuell nicht rein Ohmsch, sondern hat kapazitive Anteile? - Eventuell ist das ein Problem für die Endstufe.

Ich würde erst einmal den Amp ohne GK zum Laufen bringen. Wenn das passt, kann man schauen, wo der Amp dann anfängt zu zerren, statt des Allgemeinplatzes "er cruncht".

Grüße,
Swen
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 15:31
Wenn du schwächer Gegenkoppelst und der Amp dann schwingt, dann stimmt ganz klar was am Aufbau nicht.


Hallo Swen,

es schwingt, wenn ich stärker gegenkopple, nicht schwächer. Falsch angeschlossene Anodenleitungen habe ich schon ausgeschlossen - anders rum war es schlimmer. Ansonsten ist der Aufbau nicht grundsätzlich anders als bei meinen anderen Amps.

Ich habe auch einen Fehler im Aufbau im Verdacht. Weil ich aber mit Hiwatt bisher (fast) keine Erfahrung habe, weiß ich eben auch nicht, ob das, was ich von dem Amp höre, für diese Art Amp typisch ist.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 15:37
PS: ohne Gegenkopplung würde der Amp doch auf jeden Fall stärker crunchen, oder nicht?
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: _peter am 6.11.2017 16:50
Hallo,

so, wie ich dich verstehe, zerrt es doch auch bei geringen Master-Einstellungen im Preamp. Demnach haben die beiden Phänomene "früher Crunch" und "Aufschwingen bei starker Gegenkopplung" nichts miteinander zu tun, oder?

Hiwatts kenne ich eigentlich nicht als schwinganfällig. Das einzige Mal, dass ich ein einem Hiwatt-Aufbau damit Probleme hatte, war im Hiwatt 400-Klon, weil ich die Zuleitungen zum Kathodenfolger-Treiber aus ästhetischen Gründen bis unter das Preamp-Board gelegt hatte und von dort an die Röhre. Dabei kam ich zu dicht an die Beschaltung von V2.

Wo hast du denn die Presence-Leitung lang gelegt?

Wegen des frühen Zerrens: Hast du V1 komplett parallelgeschaltet (A-A, G-G, K-K) oder arbeitest du mit einem Widerstandsmischer hinter den Stufen? Stimmt den der Arbeitspunkt von V2? Was sagt das Oszi - wo klippt es?

Gruß, Peter

Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 17:40
Hallo Peter,

danke für Deine Hinweise.

Ich denke auch, dass der frühe Crunch und die Gegenkopplung nichts miteinander zu tun haben, bin aber nicht sicher. Ich muss wahrscheinlich noch einige Tests machen. Hier die bisherigen Szenarien, alle mit geringstmöglicher Gegenkopplung (122k vom 8 Ohm Abgriff des AÜ in die Kathode von V3a - die Stufe vor dem Kathodyn-PI):

1. Mit Attentuator (Z Air Brake) zerrt es bei Channel Volume (Normal oder Bright) auf 9 Uhr. Mein Eindruck ist, dass der Attentuator die Gegenkopplung verstärkt und damit für Instabilität sorgt. Allerdings habe ich dieses Phänomen - wenn es das ist - noch bei keinem anderen Amp beobachtet.

2. Ohne Attentuator ist der Amp bei Master voll aufgedreht und Channel Volume ganz leicht aufgedreht kristallklar und schon ziemlich laut. Klingt mit vorgeschaltetem Overdrivepedal Hammer in dieser Einstellung. In der Einstellung habe ich die Channel Volumes nicht auf 9 Uhr aufgedreht, weil ich dann zuhause massiv Ärger bekommen hätte. Ich muss das aber mal bei niedrigem Master Volume probieren.

3. V1 hat gemeinsame Gitterbeschaltung (geschirmte Leitung von der Eingangsbuchse an ein Gitter und Drahtverbindung zum anderen Gitter) und gemeinsame Kathodenbeschaltung (1k II 50uf - hatte keine 100uf, aber das ist sicher nicht das Problem).

4. Die Presence-Leitung geht vom 8 Ohm Abgriff quer über das Board zum Regler der Gegenkopplung (der liegt auf der Frontplatte ganz links, daneben kommen nur noch die Leuchte und die beiden Schalter für Power und Standby). Von dort wieder zurück zur Kathode von V3a. Ich habe darauf geachtet, dass diese Leitungen von den übrigen Signalleitungen sowie von den Gitterzuleitungen der Endröhren Abstand haben. Leider kann ich derzeit aus technischen Gründen kein Bild posten. 

Vielleicht noch ein paar Hinweise zur Masseführung - hier können Fehler ja auch zur Instabilität beitragen: ich habe dieses Mal eine Masseschiene quer über das Board geführt, an die alle Massen angeschlossen sind - Vorstufen zuerst, dann PI, dann Endröhren-Kathoden, dann Bias, dann Masse Ladeelko/Mittelabgriff Hochvoltleitung und Mittelabgriff Heizleitung. An diesem Punkt habe ich die Masse auch an das Alu-Chassis geführt. Sollte ich besser die Vorstufenmassen trennen und an der Eingangsbuchse auf das Chassis führen? Oder reicht es, von der Masse der Eingangsbuchse einen 10nf-Kondensator in der Nähe der Eingangsbuchse an das Chassis zu führen? Bei meinem CJ11-Amp habe ich die Vorstufenmassen und die Endstufenmassen getrennt, aber dieser Amp hat keine Gegenkopplung.

Das war jetzt viel Text, aber hilft hoffentlich weiter.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: Striker52 am 6.11.2017 18:30
Klemm doch mal die Gegenkopplung komplett ab. Hat du abgeschirmtes Kabel für die GK benutzt?
Ein Schaltplan deines Amps wäre hilfreich. Die Pläne, die ich im Netz gefunden habe, weichen von deiner Beschreibung doch ziemlich ab.
Gruß Axel
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 19:06
Hallo Axel,

kein abgeschirmtes Kabel für die Gegenkopplung. Abgeschirmte Kabel habe ich von der Eingangsbuchse zu V1, von den Channel Potis zu V2 und vom Master Volume zu V3 verwendet.

Anbei der handschriftliche Plan. Die Spannungen sind m.E. völlig unauffällig bis auf vielleicht die 155V an der Anode von V2.

Ich sollte noch erwähnen, dass wenn man die Vorstufe in die Endstufe eines anderen Amps führt, alles OK ist. Der Fehler - wenn es einer ist - liegt dahinter.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.11.2017 19:11
Ich fasse mal zusammen: zum Verhalten des Treblereglers hat offenbar niemand Erfahrungen. Zum frühen Crunch verstehe ich aus den Hinweisen, dass das nicht normal ist. Ich werde mal die Gegenkopplung abklemmen und dann berichten.

Vielen Dank allen, die sich hier beteiligen.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: _peter am 6.11.2017 19:27
Hallo,

das Hiwatt-Tonestack verhält sich definitiv anders als die Marshall/Fender-Variante. Ich habe das aber nicht im Kopf, ob das mit deiner Beschreibung übereinstimmt. Denke schon.

Ich habe gelesen, dass die Schaltungsvariante, in der beide Hälften von V2 genutzt werden und die Gridstopper fehlen, manchmal zu Blocking Distortion führt. Probiere mal 470k Gridstopper vor V2.

Gruß, Peter

Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 6.11.2017 19:39
Hallo Swen,

es schwingt, wenn ich stärker gegenkopple, nicht schwächer.

Das ist doch normal. Der Übeltäter ist wahrscheinlich die Höhenresonanz des Übertragers.

Was da hilft:

a) Phasenkompensation
b) ein direkt und nicht kapazitiv angekoppelter Katodyn. Erspart Dir einen Pol. Das habe ich gerade bei einer EL84PP-Endstufe durchgespiced. Siehe entsprechenden Thread hier im Forum. Ich werde wohl die Tage anfangen, die Endstufe entsprechend anzupassen.

Das mit der Klangregelung könnte ich gleich mal an meinem Mywatt ausprobieren; so aus dem Gedächtnis heraus passt das. Quell- und Abschlußwiderstand haben aber einen deutlichen Einfluss auf dieses Tonestack. Daher finde ich die 220 k als Master-Poti schon wichtig.

Die Gegenkopplung sollte aber doch keinerlei Einfluss auf das Crunchen haben, jedenfalls nicht in einem DR201. Solange Du den nicht als Abrissbirne einsetzt, wirst Du gerade mal die 2. Stufe übersteuern. Und das ist so ab Pi mal Daumen 15 Uhr des Gain-Potis der Fall. Wenn nur ein Eingang da ist, sollte aber eine Ersatzschaltung für den fehlenden Zweig des passiven Mixers vorgesehen werden, damit die Verhältnisse *wirklich* vergleichbar sind.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: Striker52 am 6.11.2017 19:43
Normalerweise würde der eingekreiste 470k R direkt ans Steuergitter gehen, oder übersehe ich was ???
Gruß Axel
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 6.11.2017 19:54
So herum klappt das auch, aber in der Summe wird der Gitterableitwiderstnd größer als spezifiziert. Und so riesig muss der Gridstopper auch nicht sein...
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: silverface am 6.11.2017 20:43
Auf deinem Schaltbild fehlt der Gridstopper vor V1. Absicht? Das würde eine unerwünschte Einkopplung von hohen Frequenzen begünstigen.

Gruß, Gernot
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: Bierschinken am 6.11.2017 20:53
Normalerweise würde der eingekreiste 470k R direkt ans Steuergitter gehen, oder übersehe ich was ???
Gruß Axel

Legst du den 470k direkt ans Gitter, formt er einen Spannungsteiler mit dem anderen 470k Widerstand. Ergo wird das Nutzsignal nurnoch halb so groß sein.

Die 470k in Serie zum Gitter sind hier gar nicht mal soo wild schätze ich, da die Stufe ein µ von 1 hat.
D.h. der wirkt nur direkt zusammen mit den Triodenkapazitäten, nicht aber mit der dynamische Eingangskapazität.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: Striker52 am 6.11.2017 22:26
Legst du den 470k direkt ans Gitter, formt er einen Spannungsteiler mit dem anderen 470k Widerstand. Ergo wird das Nutzsignal nurnoch halb so groß sein.

Genau, ich hab Stephan so verstanden, dass der Amp zu früh zu laut wird. Ein geringeres Nutzsignal am PI würde dem entgegen wirken.

Gruß Axel

Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 7.11.2017 01:49
Sodele, ich hab mir die Angelegenheit nochmal genauer angeschaut.

Zuerstmal - Tonestack. Das habe ich vorhin gleich mal ausprobiert. Wenn man die Höhen wegdreht, verschiebt das das Tiefmittenloch. Dadurch werden die Tiefmitten (eines Basses) deutlich prominenter wiedergegeben, aber ein wenig auch der Tiefbass. Übertragen auf eine Gitarre bedeutet das, dass die Bässe lauter werden. An dieser Stelle ist also alles in Ordnung.

Das Crunchen beim Hochdrehen des Gain-Potis - die meisten Hiwatts dürften passive Mixer vor V2 haben. Diese werden über 470-k-Widerstände entkoppelt. Das senkt natürlich den Pegel am Gitter von V2. Wenn wie in dieser Schaltung die Längswiderstände komplett fehlen, ist es also kein Wunder, dass V2 früher als gewohnt überfahren wird.

Bei sehr weit geöffneten Gain-Potis müsste tatsächlich blocking distortion auftreten. Daher würde ich passend dimensionierte Gridstopper einsetzen. Wenn die je 470 k betragen, sollte das doch das Verhalten beim passiven Mixer in etwa reproduzieren?

Und jetzt nochmal die Thematik der Stabilität der Endstufe bei Gegenkopplung und auch das Layout des PI. Wenn Du einen direkt gekoppelten PI verwendest, entfällt ein phasendrehendes RC-Glied. Die Schaltung wird dadurch deutlich stabiler. Dann noch die Frage: muss es denn unbedingt eine ECC83 sein? Die ist doch als Katodenfolger und damit auch als Katodyn nicht so ganz optimal...

Wenn Du z.B. eine ECC82 nähmest und die mit 2-3 mA führest, müsstest Du nicht so stark gegenkoppeln. Wegen der im Vergleich zur EL84 größeren Eingangsspannung würde ich hier einerseits bootstrappen, vor allem aber den Katodenwiderstand teilweise überbrücken, um eine doch etwas größere Schleifenverstärkung zu erhalten. Und Du kannst die Stufe auf maximale Aussteuerbarkeit hin optimieren (Potential an Katode und Anode jeweils auf Dritteln der Betriebsspannung). Ich habe das bei meiner EL84PP-Spicerei alles ausprobiert und nur deshalb verworfen, weil ich bei der kleinen Endstufe da gar nicht so viel Verstärkung benötige. Auch da wird die Schaltung übrigens instabil, wenn zu stark gegengekoppelt wird. Daher die tentative Phasenkompensation durch C5 und C11 hier: http://www.tube-town.de/ttforum/index.php?action=dlattach;topic=12882.0;attach=55433;image

Alternativ käme an dieser Stelle ja auch eine ECC81 in Frage, entweder wie im Dynacord Eminent 1 (besser noch Bassking 1) beschaltet oder direkt gekoppelt und mit hochgelegter Heizung.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.11.2017 10:09
Vielen Dank für die zahlreichen Beiträge!

Blocking Distortion habe ich selbst bei voll aufgedrehten Gainreglern nicht festgestellt - insoweit kein Änderungsbedarf.

Ich habe gestern die variable Gegenkopplung zu einem Deep-Regler (1MA als variabler R und 10nf vom Eingang zum Ausgang umgebaut, d.h. die Gegenkopplungsschleife sieht nun wie folgt aus:

8 Ohm Abgriff - 100k - Deep-Poti - 22k - Kathode V3a. Von dort aus habe ich dann einen 470nf C gegen Masse gelötet (= Presence voll aufgedreht, keine Gegenkopplung bei den hohen Frequenzen). Und seitdem ist Ruhe im Karton. Die Instabilität ist verschwunden. Es cruncht jetzt leicht bei Gain auf ca. 10-11 Uhr, was ich auch erwartet hätte. Was mich überrascht hat - der Klang ist keineswegs spitz oder harsch, sondern genau richtig. Normalerweise drehe ich den Presence-Regler selten voll auf. Der Normalkanal klingt auch mit dem Bass hervorragend - das war auch der primär ins Auge gefasste Anwendungsbereich. Der Deep-Regler wirkt relativ subtil, aber doch deutlich hörbar - voll auf gefällt mir für Gitarre gut, weiter zugedreht hilft bei Verwendung eines Basses, tight zu bleiben.

Ich bin froh, dass der Amp jetzt erst einmal läuft und klingt. Weiteres Tweaken kann später folgen. Insbesondere könnte der Brilliantkanal etwas fetter klingen. Das sollte durch Ersetzen des Koppel-Cs von 1nf durch 2n2f oder 3n3f leicht erreicht werden können.

Nochmals vielen Dank und viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.11.2017 10:12
Auf deinem Schaltbild fehlt der Gridstopper vor V1. Absicht? Das würde eine unerwünschte Einkopplung von hohen Frequenzen begünstigen.

Hallo Gernot,
zunächst Absicht, weil das Original an dieser Stelle auch keinen hat. Ich werde vermutlich auf beiden Gittern von V1 einen 10k einbauen.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.11.2017 10:14
Normalerweise würde der eingekreiste 470k R direkt ans Steuergitter gehen, oder übersehe ich was ???
Gruß Axel

Hallo Axel,

über dem eingekreisten 470k ist ein weiterer 470k, der ans Steuergitter geht. Das ist der "Blocker". Aber der ist bewusst nicht als Spannungsteiler geschaltet.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.11.2017 10:25
Hallo Bea,

Zuerstmal - Tonestack. Das habe ich vorhin gleich mal ausprobiert. Wenn man die Höhen wegdreht, verschiebt das das Tiefmittenloch. Dadurch werden die Tiefmitten (eines Basses) deutlich prominenter wiedergegeben, aber ein wenig auch der Tiefbass. Übertragen auf eine Gitarre bedeutet das, dass die Bässe lauter werden. An dieser Stelle ist also alles in Ordnung.

Vielen Dank - das habe ich mir schon gedacht. Der Treble-Regler in der Vox-Klangregelung verhält sich ähnlich.

Das Crunchen beim Hochdrehen des Gain-Potis - die meisten Hiwatts dürften passive Mixer vor V2 haben. Diese werden über 470-k-Widerstände entkoppelt. Das senkt natürlich den Pegel am Gitter von V2. Wenn wie in dieser Schaltung die Längswiderstände komplett fehlen, ist es also kein Wunder, dass V2 früher als gewohnt überfahren wird.

Bei sehr weit geöffneten Gain-Potis müsste tatsächlich blocking distortion auftreten. Daher würde ich passend dimensionierte Gridstopper einsetzen. Wenn die je 470 k betragen, sollte das doch das Verhalten beim passiven Mixer in etwa reproduzieren?

Nach Aufheben der Gegenkopplung für hohe Frequenzen cruncht er jetzt bei ca. 10-11 Uhr, was für mich normal und völlig akzeptabel ist. Die Variante mit den Mischwiderständen habe ich auch gesehen, aber nicht ausprobiert. Blocking Distortion habe ich auch dann nicht festgestellt, wenn ich beide Kanalvolumenregler voll aufdrehe.

Und jetzt nochmal die Thematik der Stabilität der Endstufe bei Gegenkopplung und auch das Layout des PI. Wenn Du einen direkt gekoppelten PI verwendest, entfällt ein phasendrehendes RC-Glied. Die Schaltung wird dadurch deutlich stabiler.

Ursprünglich hatte ich den Original-PI aus dem Hiwatt drin - das hat überhaupt nicht funktioniert. Da hatte ich nur Oszillationen, deswegen habe ich ihn wieder ausgebaut. Als nächstes hatte ich einen direkt gekoppelten Kathodyn drin (auch mit ECC83) - das hat bei angeschlossener Gegenkopplung auch nicht funktioniert. Deswegen werde ich das nicht mehr testen.

Dann noch die Frage: muss es denn unbedingt eine ECC83 sein? Die ist doch als Katodenfolger und damit auch als Katodyn nicht so ganz optimal...

Das ist in der Tat eine Idee. Ich habe noch ECC81 und 82 da ... aber eigentlich gefällt mir das jetzt so, wie es ist, vor allem der Normal Ch.

Vielen Dank nochmals und viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: Striker52 am 7.11.2017 11:24
Hallo Stephan,
schön, dass er jetzt läuft  :topjob:  :guitar:
Gruß Axel
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.11.2017 15:17
Weil der Amp eine Hiwatt-Vorstufe und eine Phasenumkehrstufe aus dem Fryette Deliverance hat, nenne ich ihn "Hyette". Da die Leistung ca. 40 Watt beträgt und ich so viel Stress beim Zusammenbauen hatte, bekommt er in Anlehnung an den Ricky Skaggs-Titel "Highway 40 Blues" den Namen "Hyette 40 Blues". 

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 9.11.2017 10:21
Insbesondere könnte der Brilliantkanal etwas fetter klingen. Das sollte durch Ersetzen des Koppel-Cs von 1nf durch 2n2f oder 3n3f leicht erreicht werden können.

Habe mal probeweise einen 1nf zum vorhandenen parallel gelötet. Meine Vermutung hat sich bestätigt - gleich viel voller. Ich denke, ich kann noch bis 3n3f hochgehen, ohne dass es matschen wird.

Hat jemand von Euch mit dem 0.047uf an der 2. Kathode experimentiert (betrifft nur den Brilliant Ch.)? Der bewirkt nach meiner Berechnung eine Höhenanhebung ab ca. 3,4 kHz. D.h. ein 0.47uf würde für eine Anhebung ab 340 Hz sorgen, ein 0.68uf bzw. 1uf dann entsprechend tiefer. Vermutlich bringt das auch insgesamt erheblich mehr Gain. Wäre aber nicht schlimm, denn für cleane Sounds werde ich sowieso den Normal Ch. benutzen.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: _peter am 9.11.2017 11:50
Hallo,

den Koppel-C im Bright-Kanal habe ich auch mal auf 2n2 erhöht. Den 47n an der Kathode habe ich nur drin gelassen oder vlt. mal rausgenommen, aber nie erhöht. Der soll m.M.n. für den Glanz in den Höhen sorgen und tut das wohl subtiler als ein Bright-Cap.

Gruß, Peter
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 9.11.2017 13:25
Den 47n an der Kathode habe ich nur drin gelassen oder vlt. mal rausgenommen, aber nie erhöht. Der soll m.M.n. für den Glanz in den Höhen sorgen und tut das wohl subtiler als ein Bright-Cap.

Hallo Peter,

so habe ich das bisher auch gesehen, aber den extra Höhenglanz brauche ich im Brilliant Ch nicht, denn der ist auch so hell genug. Im Normal Ch vermisse ich ihn auch nicht.

Ich überlege ja, den Brilliant Ch eher für angezerrte Sounds auszulegen (dann auch gerne mit Clean Boost davor für die heftigeren Zerrgrade :devil:), da würde das Extra an Gain bei den tieferen Frequenzen ganz passend kommen. Der Normal Ch ist dann für Bass und klare Gitarre (mit Overdrive-Pedalen) zuständig.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 9.11.2017 13:51
Habe mal probeweise einen 1nf zum vorhandenen parallel gelötet. Meine Vermutung hat sich bestätigt - gleich viel voller. Ich denke, ich kann noch bis 3n3f hochgehen, ohne dass es matschen wird.

Im Mywatt bin ich auf 4.7n hochgegangen. Klingt immer noch merklich heller als vorher.

Zitat
Hat jemand von Euch mit dem 0.047uf an der 2. Kathode experimentiert (betrifft nur den Brilliant Ch.)? Der bewirkt nach meiner Berechnung eine Höhenanhebung ab ca. 3,4 kHz. D.h. ein 0.47uf würde für eine Anhebung ab 340 Hz sorgen, ein 0.68uf bzw. 1uf dann entsprechend tiefer. Vermutlich bringt das auch insgesamt erheblich mehr Gain. Wäre aber nicht schlimm, denn für cleane Sounds werde ich sowieso den Normal Ch. benutzen.

Ich habe ihn entfernt. Der übliche kleine Elko (5µ, wohl auch 2.2µ) würde dann tatsächlich mehr Gain bringen.

Im Mywatt kann ich V2 mit beiden Eingängen ein bisserl übersteuern. Auch im Normalkanal wird da nichts matschig.

"Höhenglanz" hat der Hiwatt so viel, dass man ihn wohl besser zähmen sollte...
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 13.11.2017 14:59
Hallo Bea,

ich bin inzwischen auf 3n3 hoch gegangen. Das ist für meine Ohren genau richtig. Der Brilliant Ch ist damit auch für Bass gut verwendbar.

Ich habe im Brilliant Ch noch einen Tweak aus dem Daisycutter eingebaut - vom Ausgang des Volume einen 220pf an Masse und einen 100k Gridstopper. Das hat den Vorteil, dass sich der C bei niedrigen Vol-Einstellungen so gut wie nicht bemerkbar macht, voll aufgedreht aber etwas die Höhen dämpft. Im Ergebnis lässt sich damit das Gain sehr fein einstellen. Der Höhengehalt bleibt gefühlt über den ganzen Regelweg gleich. Sehr schön.

Inzwischen habe ich auch mal eine 12AT7 in der Phasenumkehrstufe probiert (ich habe 4 Fassungen, weil ich ja ursprünglich die Originalschaltung haben wollte - eine halbe 12Ax7 sorgt für die Stufe, die den Kathodyn ansteuert und eine halbe 12AT7 für den PI). Für Bass ein echter Gewinn, weil insb. die Bässe tighter und mit mehr Punch kommen. Ich überlege, die zweite Hälfte der 12AT7 parallel zur ersten zu schalten (dann mit 47k Ra und Rk statt wie bisher 100k). Hat das mal jemand probiert?

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: GeorgeB am 13.11.2017 19:47
Ich überlege, die zweite Hälfte der 12AT7 parallel zur ersten zu schalten (dann mit 47k Ra und Rk statt wie bisher 100k). Hat das mal jemand probiert?
Mit parallelen 12AT7-Sektionen könntest du locker auf Ra=Rk=22k oder noch weniger runtergehen, je nach Betriebsspannung. Macht halt etwas mehr K2 (egal), aber treibt die Endrohre niederohmiger.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 19.11.2017 20:48
Das könnte doch sogar mit einer einzigen ECC81 funktionieren. Die Röhre ist doch genauso strompotent wie die ECC82...
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 20.11.2017 14:26
Hallo Bea,

Du meinst, mit einer 12AT7-Hälfte den Kathodyn mit 47k Ra und Rk (oder niedriger) zu betreiben, richtig? Kann ich natürlich auch machen. Die Parallelschaltung würde halt vermeiden, dass eine Triodenhälfte ungenutzt herumliegt.

Oder meinst Du, mit der 12AT7 auch die Stufe vor dem Kathodyn zu betreiben? Dann könnte ich zwar eine Röhre einsparen, aber ich habe bisher an 12AT7 im Signalweg keinen rechten Spaß gehabt. Mir klang das immer zu steril und/oder harsch (als PI - Long Tail oder Kathodyn akzeptiere ich sie aber gerne).

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 20.11.2017 16:38

Du meinst, mit einer 12AT7-Hälfte den Kathodyn mit 47k Ra und Rk (oder niedriger) zu betreiben, richtig? Kann ich natürlich auch machen. Die Parallelschaltung würde halt vermeiden, dass eine Triodenhälfte ungenutzt herumliegt.

Oder meinst Du, mit der 12AT7 auch die Stufe vor dem Kathodyn zu betreiben?

Genau das, eigentlich.

Im Hiwatt/Mywatt klingt sie als PI übrigens "runder" und weniger harsch als eine ECC83.
Im Mywatt ist der PI ein LTP mit einer Referenzspannungsquelle, deren Wirkung ich allerdings nicht verstehe. Die gibt es auch im Sound City 100, und da sogar mit Spannungswerten.

Der PI beim Hiwatt ist stark gegengekoppelt; in der GK-Schleife befindet sich der Präsenzregler.  Vielleicht lohnt es sich ja doch, das nachzubauen?
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 2.02.2018 13:57
Hallo zusammen,

habe inzwischen etwas weiter experimentiert und mal probeweise den älteren Preamp eingebaut, bei dem die Kanäle passiv gemischt werden. Für Bass gefällt mir das sogar besser, allerdings klingen die beiden Kanäle nicht besonders unterschiedlich.

Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, das Ganze auf einen Kanal zu vereinfachen. Dadurch werde ich auf der Frontplatte zwei freie Reglerplätze (derzeit ein freier Reglerplatz) bekommen. Folgende Funktionen kommen in Betracht:

- PPIMV
- Presence
- Deep
- variable Gegenkopplung
- Cut

Für einen Gitarrenamp ohne Gegenkopplung hätte ich mich für PPIMV und Cut entschieden. Der Amp wird aber auf jeden Fall eine Gegenkopplung haben. Ich tendiere deshalb zu Presence und Deep, wollte aber wissen, ob jemand mal die Kombination aus PPIMV und variabler Gegenkopplung in einem Amp ausprobiert hat, und wenn ja, mit welchem Ergebnis.

Vielen Dank schon jetzt für Euren Input.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: GeorgeB am 2.02.2018 17:13
..., wollte aber wissen, ob jemand mal die Kombination aus PPIMV und variabler Gegenkopplung in einem Amp ausprobiert hat, und wenn ja, mit welchem Ergebnis.
Des brauch ma net ausprobiera weil des isch murks ;-)
PPMIV beisst sich prinzipiell mit jeder Form von Gegenkopplung (egal wie man sie nennt, also in deinem Fall mit den drei Optionen), die man damit automatisch immer mit verstellt, d.h. abschwächt schnell bis zur völligen Wirkungslosigkeit. D.h. Gegenkopplung wirkt (samt jedweder Einstellmöglichkeit derselben) nur wenn PPIMV voll aufgedreht ist.

Wollte man das nicht (GK bleibt stabil/konstant trotz PPIMV) muss man die Gegenkopplungsspannung mit dem Faktor wieder verstärken, um den sie vom PPIMV abgeschwächt wurde.... geht prinzipiell, ist aber sehr mühsam/aufwändig. Dann wird aus dem PPIMV ein Hardclipper, dem PI geht einfach der Headroom aus.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: cca88 am 2.02.2018 17:23
Des brauch ma net ausprobiera weil des isch murks ;-)
PPMIV beisst sich prinzipiell mit jeder Form von Gegenkopplung (egal wie man sie nennt, also in deinem Fall mit den drei Optionen), die man damit automatisch immer mit verstellt, d.h. abschwächt schnell bis zur völligen Wirkungslosigkeit. D.h. Gegenkopplung wirkt (samt jedweder Einstellmöglichkeit derselben) nur wenn PPIMV voll aufgedreht ist.

Wollte man das nicht (GK bleibt stabil/konstant trotz PPIMV) muss man die Gegenkopplungsspannung mit dem Faktor wieder verstärken, um den sie vom PPIMV abgeschwächt wurde.... geht prinzipiell, ist aber sehr mühsam/aufwändig. Dann wird aus dem PPIMV ein Hardclipper, dem PI geht einfach der Headroom aus.

Georg,
egal, ob es theoretischer, technischer Murks ist... *)

Aber ein Marshall mit PPMV tut recht nett - meiner macht sogar im Wohnzimmer Spaß...
Und wenn ich den MAster auf 12 drehe, dann klingt er genauso wie ohne...

Grüße
Jochen


*) logisch ist es von der Theorie her Murks...
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 2.02.2018 18:23
Des brauch ma net ausprobiera weil des isch murks ;-)
PPMIV beisst sich prinzipiell mit jeder Form von Gegenkopplung

Ha dees wois i scho :)

Bisher habe ich auch PPIMVs nur in Verstärkern ohne GK, was aber nicht so bleiben müsste. Ich hatte aber auch mal ein PPIMV in einem Plexi. Das funktionierte herunter bis ca. 6 auf der 10er Skala, danach machte sich das Zusammenbrechen der GK leider negativ bemerkbar.

Dann wird es doch Presence und Deep, die passen vernünftig zusammen.

Danke für den Input und viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 5.02.2018 14:14
Das mit dem Murks...

... funktioniert in meinem Valve Junior prima; man kann es da zur Soundformung einsetzen.

Bei einem Hiwatt sieht aber schon anders aus, nicht zuletzt, weil ja auch ein Teil der Klangregelung in der Gegenkopplung liegt. Es wäre schon doof, wenn es mehr Höhen gibt, wenn das Mastervol geschlossen wird...

Aber benötigt man in einem Hiwatt überhaupt PPIMV? Der klingt doch auch dann noch gut, wenn man ihn auch so leise stellt.

In der Praxis würde ich mir höchstens ein Poti mit Vorwiderstand wünschen, damit der nutzbare Einstellbereich des Mastervol etwas größer wird...
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 5.02.2018 17:01
Hallo Bea,

das mag beim Hiwatt-PI so sein, aber den habe ich ja nicht nachgebaut. Ich habe in meinem Amp nach Klangregelung und Master Volume eine Verstärkungsstufe, der ein Kathodyn folgt. ich plane, die Gegenkopplung in die Stufe vor dem Kathodyn einzuspeisen, und die liegt hinter der Klangregelung und auch hinter dem Mastervolume. Nicht anders als in einem 2203 Marshall.

Ich habe die Entscheidung schon getroffen, hier keinen PPIMV zu nehmen, weil der Amp vorwiegend als Bassamp oder Clean-Pedal-Plattform-Amp verwendet wird. Presence und Deep erscheinen mir deshalb gut geeignet, weil der Amp in der Einstellung beide Regler voll auf quasi ohne Gegenkopplung läuft, was mir für Gitarre gut gefällt. Für Bass kann dann die Gegenkopplung der tiefen Frequenzen nach Bedarf geregelt werden.

Für die Kathodynstufe habe ich inzwischen eine ECC82 eingesetzt, und das gefällt mir noch besser als die ECC81. Die Vorstufe ist jetzt auf einen Kanal zusammengefasst, der eine Kombination aus dem Normal Ch (großer Koppel-C nach der ersten Stufe) und dem Bright Ch ist (470nf Kathoden-C an der 2. Stufe) - sozusagen ein Full Range Ch. Die beiden V1-Sektionen sind parallel geschaltet mit Ra 110k, Rk 1k5, Ck 50uf. Ich stelle bei Gelegenheit einen aktualisierten Plan ein.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 6.02.2018 09:22
So, Presence und Deep sind drin, Dimensionierung wie Fryette Deliverance, d.h. 8 Ohm Abgriff - 100k - 1MA Deep mit 10nf C. Von dort aus teilen sich die Wege 1) 2k2 zum Einspeisungspunkt 2) Presence 22KB mit 10k parallel und 470nf C gegen Masse. Hab gestern wenig testen können. Presence wirkt wie erwartet, Deep bewirkt allerdings so gut wie gar nichts. Ich muss das aber noch weiter testen, auch inwieweit sich die beiden Regler gegenseitig beeinflussen.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.02.2018 09:59
Weitere Tests haben die ersten Eindrücke bestätigt. Deep bewirkt am Klang eher nichts, nur am Spielgefühl - ganz zu (minimum Deep) fühlt sich fester an. Presence ändert hauptsächlich die Lautstärke, aber den Klang nur wenig. Das ist auch nicht das, was ich wollte - der Presence soll nur auf die obersten Höhen wirken. Also werde ich mal den Deep-C von 10nf auf 4n7f und den Presence-C von 470nf auf 100nf vermindern und mal schauen, ob das in die richtige Richtung geht.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: GeorgeB am 7.02.2018 11:34
... 1) 2k2 zum Einspeisungspunkt  ...
Hi,
Mir ist deine Endstufenschaltung grad nicht klar, was meinst du mit Einspeisepunkt?
Bei nem Kathodyn hat man ja üblicherweise einen Spannungsteiler vom AÜ nach Masse, an dessen Abgriff die Kathode der Gainstufe hängt. Der muss recht niederohmig sein, weil der Massepfad ja die Röhre auch self-biased, d.h. das ist so ~1k (Größenordnung). Damit ist der Gegenkopplungwiderstand so im Bereich 10...20k (im Orange OR120 zB 600R nach Masse und 15k von der 16Ohm-Wicklung). Man will ja mindestens etwa 6dB an möglicher Verstärkungsreduktion durch die GK mit den Cs für Deep und Presence "wegmachen" können, damit sich eine nennenwerte Anhebung ergibt.
Der Presence-C hängt parallel am Masse-R bzw -Poti und der Deep-C liegt seriell im GK-R. Die C-Werte ergeben entsprechend rechnerisch, so die grobe Gegend 150nF Presence und 47nF Deep.

Irgendwie passt das nicht zu dem wie ich deine Schaltung meine verstanden zu haben, weil die recht hochimpedant und eher so dimensioniert ist, als hätte man einen normalen LTP-Phaseinverter?
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.02.2018 16:18
Hallo George,

der PI entspricht dem im Fryette Deliverance (Schaltplan anbei). "Einspeisepunkt" meint die Kathode der Verstärkungsstufe unmittelbar vor dem Kathodyn.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 7.02.2018 16:24
Der Presence-C hängt parallel am Masse-R bzw -Poti und der Deep-C liegt seriell im GK-R. Die C-Werte ergeben entsprechend rechnerisch, so die grobe Gegend 150nF Presence und 47nF Deep.

Welche Eckfrequenzen hast Du hier im Auge? 150nf liegt ja nicht weit von meinem Vorschlag 100nf entfernt, aber 47nf Deep? Das ist ja noch weniger hörbar als 10nf, deshalb wollte ich ja um die Hälfte runtergehen auf 4,7nf. Das ist m.W. auch der Wert, den Soldano in seinen Amps mit Depth-Poti verwendet.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: GeorgeB am 8.02.2018 10:16
Hi,
Ich wundere mich der Plan stimmt, aber zumindest ist klar warum Deep nicht viel machen kann, mit dem Teiler 2k2:100k, also wird maximal 1/50tel der Ausgangsspannung gegengekoppelt zumal von 8Ohm, ob das reicht... selbst wenn die Gainstufe mehr Gain hat als ein LTP. Viel Wirkung kann die GK so nicht haben (mal überprüft um wieviel die Verstärkung zunimmt wenn du die GK am AÜ abklemmst? Faktor 3 sollte es schon mindestens sein....)

Presence funzt natürlich trotzdem etwas auch ohne Gegenkopplung, rein als Kathodenbypass. Warum aber man für Presence beim das Poti einen Log-Typ nimmt und dessen blöde Regelkennlinie auch noch mit einem Parallel-R noch schlechter macht, entzieht sich mir. Presence pot am besten immer Reverse-Log, und in dem Fall mit 10k.

Bzgl der C-Werte in meinem Beispiel (mit deutlich niederohmiger Dimensionierung, also für einen R_k=1k und R_gk=20k) waren die groben Überlegungen:
Presence-C soll bei 1kHz langsam anfangen den 1k kurzzuschließen, sagen wir also, gleichen Impedanzbetrag haben, damit also C=1/(2pi*f*R) = 160nF.
Deep-C soll bei 200Hz die Impedanz der GK-Pfades schon nennenswert erhöhen, sagen wir verdoppelt (wäre bei viel GK dann auch 6dB-Erhöhung dort), d.h. Impedanzbetrag des C also 20k, damit wieder C=1/(2pi*f*R) = 40nF.

Dass dein Presence fast nur ein Gain-Boost ist geht hervor aus der Frequenz, bei der der C anfängt deutlich kleiner zu werden als die 2k2-Bremse, sagen wir 1k Impedanz hat, dann also f = 340Hz.
Für Deep hätte man für die Impedanz-Verdoppelungsfrequenz des 10nF-C entsprechend 160Hz. Das ist schon nicht so verkehrt, auch wenn 5nF vielleicht sinnvoller sind wenn man eh schon fast keine Regelwirkung hat (s.o.)
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 8.02.2018 17:06
Hallo George,

danke für Deinen Input, das erklärt das, was ich höre.

Presence ist nach dem Plan des Deliverance (der so nach den Erkenntnissen aus dem SLOclone-Forum stimmen soll) ein 25kL, d.h.  ein lineares Poti. Log Potis (siehe Depth) sind mit A für Audio gekennzeichnet. Ich habe ein 22kL (oder wie ich es immer bezeichne 22kB). Reverse Log Potis habe ich nicht in den Werten, aber ich kann ja ein normales Log einfach andersrum anschließen :)

Ich habe die GK nachträglich eingebaut. Bei voll aufgedrehtem Presence klingt es fast wie ohne GK. Das ist schon ein Stück lauter, aber nicht brachial. Ich kann mir das auch nur dadurch erklären, dass die GK relativ schwach ist und dass das Presence-Poti zwei Wirkungen hat:

1) Kurzschließen der Frequenzen über dem Eckwert gegen Masse (= Aufheben der - schwachen - GK) und
2) Erhöhen der Verstärkung der Stufe vor dem PI, weil der 2k2 - 470nf parallel zum Kathoden-C gegen Masse geht.

Dein Beispiel für die Berechnung der 160nf habe ich nachvollzogen. Wenn ich meine bisherige Presence-Regelung mit 2k2 und 470nf durchrechne, komme ich auf 154hZ als Eckfrequenz. Mit 100nf komme ich auf 724hZ - das würde dann hauptsächlich die oberen Mitten und Höhen regeln. Mit 47nf wäre ich bei ca. 1,5khz - das wäre dann vermutlich nicht mehr hörbar. Am besten mal ausprobieren.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 9.02.2018 09:47
Gestern habe ich mal probeweise die GK an den 16 Ohm Abgriff gehängt, hat mir aber nicht gefallen. Der Wechsel des 10nf Deep-C auf 4n7f hat schon das gewünschte Ergebnis gebracht.

Und so sieht der Amp jetzt aus (Plan anbei).

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 28.02.2018 16:49
Hallo zusammen,

ich habe noch etwas experimentiert, um den Amp cleaner zu bekommen. Die geänderten Werte sind dem angehängten Plan zu entnehmen.

Als erstes habe ich den 50uf Ck an V1 entfernt. Das hat etwas gebracht, aber nicht viel. Der Tausch der 100k Rs am Kathodyn zu 68k hat etwas mehr Punch und Höhen gebracht. Wirklich cleaner wurde es nach Ändern der V3-Beschaltung auf Ra = 390k und Rk = 4k7. Ich vermute, dass es daran liegt, dass die Gegenkopplung wegen des 4k7 stärker wirkt.

Wenn ich jetzt noch den Kathodyn von Kathodenbias auf Fixed Bias ändere, hätte ich quasi den PI aus dem Jim Kelley Amp. Dann müsste ich den Namen des Amps von Hyette auf Kelleywatt ändern :). Hat jemand mal Kathodyn mit Self- und Fixed Bias im gleichen Amp ausprobiert? Wenn ja, was waren die Ergebnisse?

Danke und viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 28.02.2018 16:50
PS: der 120pf C, der im Plan noch parallel zum 390k eingezeichnet ist, existiert nicht mehr.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 20.03.2018 17:47
Hat jemand mal Kathodyn mit Self- und Fixed Bias im gleichen Amp ausprobiert? Wenn ja, was waren die Ergebnisse?

Ich antworte mir mal selbst, nachdem ich einen Spannungsteiler von 5meg5 (3meg3 in Reihe mit 2meg2) und 1meg470 verwendet habe (näher konnte ich mit zusammengesetzten Werten dem Vorbild im Kelley von 5meg6 und 1meg5 nicht kommen): der Fixed Bias Kathodyn bringt etwas mehr Punch im Bass. Es macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass die tiefe E-Saite beim Bass nichts mehr im Bass verliert. Der Headroom hat sich nach meiner Wahrnehmung kaum verändert. Für Bassamps also auf jeden Fall zu empfehlen.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 20.03.2018 19:35
Hattest Du eigentlich auch schon mal einen galvanisch gekoppelten Katodyn ausprobiert? Zumindest in der Simulation sieht das ja vielversprechend aus.
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 21.03.2018 13:22
Hallo Bea,

nein. Hast Du ein Schaltungsbeispiel? Google brachte nichts Brauchbares. 

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: bea am 21.03.2018 14:17
Google muss auch nichts liefern, wenn es hier im Forum ist - ab diesem Beitrag, bisher aber nur gespiced.

http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12882.msg230250.html#msg230250
Titel: Re: Hiwatt inspirierter Amp - Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 21.03.2018 18:23
Vielen Dank! Muss ich mir bei Gelegenheit mal in Ruhe anschauen.

Viele Grüße
Stephan