Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Design & Konzepte => Thema gestartet von: iefes am 19.07.2019 21:34

Titel: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.07.2019 21:34
Hallo Leute,

ich hab vor Kurzem einen Bausatz für den Lummerland Express günstig über ---- Kleinanzeigen bekommen. Habe jetzt gemerkt, dass ich eigentlich mehr Lust hätte, ein Reverb aufzubauen und mit den Teilen aus dem Bausatz habe ich ja schon die meisten Teile für das Tube-Town Reverb hier liegen. Abgesehen vom SE Übertrager (EL84 hab ich eh hier). Also dachte ich mir: Kann man den Treiber nicht auch in PP-Konfiguration aufbauen, sodass ich den vorhandenen Hammond 125B Übertrager und die ECC99 verwenden kann?

Ich habe dazu mal einen Schaltplan gezeichnet. Das ist im Prinzip der Schaltplan des Tube-Town Reverbs abgezeichnet, aber als Treiber für den Federtank habe ich die ECC99 Self-Split Endstufe aus dem AX84 firefly übernommen. Was haltet ihr prinzipiell von dieser Idee? Der Kathoden-Wiederstand ist jetzt erstmal nur grob geschätzt. Ich werde mich nochmal mit Loadlines auseinandersetzen und genauer berechnen. Bin aber auch für Vorschläge offen. Als Spannungsversorgung würde ich auch einfach die Mini-PSU verwenden. Also quasi alles wie im Tube-Town Reverb aber mit abgeänderter Treiberstufe.

Ist eine ECC99 überdimensioniert? Sollte ich lieber nur eine 12AU7 oÄ verwenden? Was wären eure konkreten Vorschläge dazu? Ich würde mal anfangen, ein Layout aufzubauen und das Ding zu bauen. Esseidenn ihr sagt jetzt: "Neee, das macht so keinen Sinn!"

Wie siehts aus? :-)

Viele Grüße und schönes Wochenende allen!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Bierschinken am 19.07.2019 22:41
Kannst du grundsätzlich so machen.
Dir fehlt allerdings ein Koppel-C vor den Gitterableit-Widerständen der Dry-Signal-Stufe.

Ich würde auf den Pegelquatsch am Eingang verzichten. Ruhig die Teiler an V1A entfernen und aus V1B nen Kathodyn-PI machen.
Dann brauchts die Self-Split-Endstufe nicht und die Leistungsausbeute sollte theoretisch besser sein.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 20.07.2019 09:33
Danke dir für dein Feedback! Ja, den Koppel-C hab ich vergessen ein zu zeichnen, du hast natürlich recht.
Ich denke, ich werde die Topologie am Anfang erstmal so beibehalten, dann kann ich mich gut am Layout von Tube-Town orientieren. Außerdem ist die Fender Unit ja quasi das Vorbild. Ich habe im Netz ein Beispiel gesehen, wo jemand etwas Ähnliches mit nur einer Gainstufe vor dem Treiber realisiert hat. Der Treiber war da mit einer 12AU7 in Self-Split gemacht und das Ding hatte wohl trotzdem genug Leistung für den Hall-Tank. Daher vermute ich, dass die Konfiguration aus meinem Schaltplan mehr als genug Leistungsreserven haben sollte.
Aber: Versuch macht Kluch!
Schonmal gut zu wissen, dass der Treiber so gemacht werden kann. Jetzt muss ich mir nurnoch Gedanken um vernünftige Kathoden-Rs machen. Loadlines für Trioden in Push-Pull hab ich irgendwie noch nicht so recht durchstiegen. Vermutlich könnte ich einfach mit zwei 560R Wiederständen wie in den LoW-Projekten arbeiten.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Bierschinken am 20.07.2019 12:53
Genug Leistung hat das alles...auch die die SE-Treiberstufe.
Die Tanks sättigen doch bereits bei recht geringen Treiberleistungen.
Meist mangelts doch am Design, dass vorher was anderes zerrt oder Faxen macht, als dass die Treiberstufe wirklich volle Leistung abgibt.

Du brauchst einen gemeinsamen Rk, sonst funktioniert das Self-Split-Prinzip nicht.
Mach dir erst die Funktionsweise klar, dann denke darüber nach, wie das dimensioniert werden muss.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 20.07.2019 13:11
 :facepalm: Klar! Da hab ich nicht aufgepasst.

Danke dir! Ich mach mir mal ein paar Gedanken :-)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dukesupersurf am 21.07.2019 15:51
Hab auch mal sowas mit Kathodyn und ECC82 gebaut.Dann kann man in der Endstufe nen Kathoden-C für mehr Ausbeute verbauen.
Habs mit Self-Split verglichen , ersteres klang besser und sauberer.
Als Vorverstärker reicht ne ECC83 Hälfte und Ra 220k.
tschüß , Thomas
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 21.07.2019 17:05
Ach super. Ja gut zu wissen, danke dir!  :topjob: Ich hatte gestern Abend etwas Zeit und jetzt hab ich schon ein Layout für die Self-Split Variante gemacht und auch schon angefangen zu bestücken. Deswegen werde ich es so einfach mal testen und durchmessen wenn alles steht. Umstricken auf Kathodyn werde ich dann voraussichtlich auch mal um den Vergleich zu haben. Ich schätze die fehlende Leistung durch weglassen des Kathoden-C macht vielleicht die etwas "stärkere" ECC99 wieder wett. Ich werds mal testen. In den nächsten Tagen werde ich nochmal ein zwei Fragen bzgl passendem Kathoden-R und loadline hier bringen.
Grüße!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 11.08.2019 22:06
So, ich hab das Teil aufgebaut. Klappt scheinbar auf Anhieb und hat keine nennenswerten Nebengeräusche. Sehr schön!

Der Klang ist echt gut, etwas verwaschener als beim typischen Fender 6G15 Reverb und auch nicht ganz so drippy. Aber es kann schon ziemlich "wet" werden. Gefällt mir soweit echt gut. Allerdings fehlen ein paar Höhen. Ich muss den Tone schon ziemlich aufdrehen, damit es nach meinem Geschmack klingt.

Der aktuelle Schaltplan ist im Anhang zu finden. Ich habe außerdem noch einen Bypass-Schalter zwischen Ein- und Ausgang platziert um bei Bedarf wie bei einem gewöhnlichen Bodeneffekt, die gesamte Schaltung umgehen zu können. Als Kathoden-R für die Self-Split Endstufe habe ich zwei parallele 560R Wiederstände verwendet, da ich keinen 270R oÄ zur Hand hatte.

Habe mir das ganze auch mal mit dem Oszilloskop angeschaut, da bin ich dann etwas stutzig geworden. Ich habe auch eine gewöhnliche Klinkenbuchse als Ausgang eingebaut, um eben bei Bedarf einfach Messungen machen zu können. Also den pseudo-Speaker-Ausgang an einen 8Ohm Lastwiederstand und da mit dem Oszilloskop gemessen. Da kommt komischerweise nicht viel an. Ich messe über dem 8R nur eine RMS Spannung von rund 2V, das macht gerade mal 0.5W (P = 2*2/8). Ab etwa 8Vp-p fängt die obere Halbwelle an als Sägezahn zu clippen, aber "wächst" trotzdem noch weiter.
Habe zusätzlich auch mal am Eingang der Self-Split Stufe gemessen (node R12 C2). Da hab ich gut 32Vp-p, die dann in der "Endstufe" zu rund 9Vp-p werden. Das sollte doch eher nicht so sein, oder steh ich aufm Schlauch? Im angehängten Foto sieht man das Signal an R12 C2 in rot und das Signal am Lastwiederstand in blau.

Was sagt ihr, sieht das normal aus oder läuft da evtl etwas schief? Würde mich über ein paar Hinweise sehr freuen. Der Klang ist zwar schon richtig gut, aber da ich auch das Gefühl habe, dass ein paar Höhen auf der Strecke bleiben und es relativ verwaschen klingt, könnte das vielleicht mit den oben beschriebenen Messungen zusammen hängen...?

Vielen Dank!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 11.08.2019 22:10
Hatte einen Fehler im schematic (V3a). Das hier sollte jetzt die richtige Version sein.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Stubenrocker81 am 12.08.2019 09:51
Hallo Yves,

ich würde mal mit den Kathodenwiderstand von der Ecc99 spielen. Mal einen 560R auslöten oder auch mal einen Bypass C anlöten und so die Stufe als SE laufen lassen.
Wo misst du denn die 8vpp an der ecc99? Nach dem AÜ ist klar dass da die vpp geringer ist. Direkt an den Anoden muss da bedeutend mehr kommen.

Gruß Stephan
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 09:57
So, ich habe mir nochmal Gedanken gemacht und mich ein bisschen mehr über Self-Split informiert. Wenn ich das richtig verstanden habe kann Self-Split nur sauber in Class A betrieben werden, da die zweite Triode nur das Signal der ersten Triode phasenverkehrt kopiert. Ich habe dafür mal die Lastgeraden für den jetzigen Aufbau aufgezeichnet. Dabei gehe ich von Ua = 260 V und einer Primärimpedanz von 12800 Ohm aus. Der Bias mit den beiden parallelen 560R ( = 280 R gesamt) liegt um die -9V. So arbeitet die Stufe weitestgehend in Class A, der Übergang zu Class B geschieht erst bei relativ hoher Aussteuerung. Könnte es sein, dass der Sägezahn, den ich bei einer Halbwelle mit dem Oszilloskop veobachtet habe, beim Übergang zu Class B entsteht?

Wenn dem so ist müsste ich den Bias noch weiter zu Class A verschieben. Das würde aber bei sonst gleichem Setting bedeuten, dass ich weiter in den Bereich der maximalen Anodenverlustleistung rutsche. Was kann ich also tun, um die Stufe komplett in Class A zu fahren? Evtl wäre ein anderer Abgriff am OT sinnvoller? Mit höherer Impedanz, sodass die Lastgeraden flacher werden und ich den Bias heißer einstellen kann, ohne zu weit in den Bereich der maximalen Anodenverlustleistung zu kommen.

Liege ich mit der Annahme überhaupt richtig, dass der Sägezahn beim Übergang zu Class B entsteht?

An sich kann das Reverb jetzt schon genug "wetness". Aber ich möchte es natürlich ordentlich machen und alles sinnvoll abstimmen. Außerdem erhoffe ich mir, dass der Sound weniger verwaschen wird und eventuell mehr Höhen hat, wenn der Sägezahn verschwindet. 

Würde mich sehr über ein paar Tipps oder Diskussionsbeiträge freuen.

Grüße
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 10:00
Hallo Yves,

ich würde mal mit den Kathodenwiderstand von der Ecc99 spielen. Mal einen 560R auslöten oder auch mal einen Bypass C anlöten und so die Stufe als SE laufen lassen.
Wo misst du denn die 8vpp an der ecc99? Nach dem AÜ ist klar dass da die vpp geringer ist. Direkt an den Anoden muss da bedeutend mehr kommen.

Gruß Stephan

Danke Stephan! Die 8Vpp sind nach dem AÜ. Bei der genutzten Primärimpedanz entsprechen 8Vpp sekundär etwa 320Vpp primär (1:40), also das kommt grob hin schätze ich. Wenn ich einen 560R rauslöte müsste ich bedeutend tiefer in Class A kommen, könnte also was bringen. Dann wäre ich allerdings weit oberhalb der maximalen Verlustleistung. Danke für die Tipps!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Stubenrocker81 am 12.08.2019 10:04
Am besten mal die Klampfomat Baumappe studieren! Da ist das schön erklärt! Am Ende entscheidet aber das Gehör.
Kannst ja auch mal bis 220R runter testen und und Raa verringern. Der AÜ macht's ja problemlos möglich.

Gruß Stephan
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 10:39
Die Klampfomat Baumappe ist echt klasse, danke für den Tipp. Das hat mir das Wirkprinzip jedenfalls nochmal deutlich näher gebracht.
Jetzt muss ich mir nur überlegen, wie ich das Problem angehe. Am einfachsten wird es wohl sein, mittels Kathoden-R tiefer zu Class A zu biasen, ich möchte mir nur nichts durchbrutzeln. Notfalls muss ich eben auf Kathodyn + "normale" PP Stufe umsatteln. Wäre aber schon schön, das jetzt verbaute Setup zu perfektionieren.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 10:58
Hier wäre nochmal die Lastgerade für eine Primärimpedanz von 11.6k. Rk wäre dann 330 Ohm je Röhre, also am besten zwei parallele 330 Ohm Wiederstände. So gibt es eine sehr steile Gerade und die Stufe wäre komplett in Class A Betrieb. Allerdings liegt rund 80 % der Schwingung oberhalb des zulässigen Bereichs, also ist das vermutlich eher nicht empfehlenswert, oder?

Man könnte mit der Spannung runtergehen, aber da bin ich ja relativ festgelegt, durch den Trafo und die Mini-PSU. Bleibt also nur noch Änderung von Rk bei der Primärimpedanz von 12.8k. Oder eben Kathodyn + normale PP Stufe.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Stubenrocker81 am 12.08.2019 10:59
Die ecc 99 muss doch selbst in SE ( mit Bypass C am gemeinsamen K.R) den Halltank ordentlich antreiben. Eigentlich schon viel zu stark.
Die Verlustleistung kannst du ja jederzeit durch den Spannungsabfall am Kathodenwiderstand berechnen.
So lange die Röhre keine roten Backen bekommt ist doch alles im grünen Bereich.
Am Ende kannst du bei dem R vielleicht sogar bis auf 200R runter gehen.
Viel Erfolg und Gruß!
Stephan
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 11:12
Die ecc 99 muss doch selbst in SE ( mit Bypass C am gemeinsamen K.R) den Halltank ordentlich antreiben. Eigentlich schon viel zu stark.
[...]

Genau das wundert mich auch. Also ich hätte erwartet, dass die Leistung die aus diesem Setup kommt mal deutlich höher liegen sollte. Ich kann es ja später mal im SE Betrieb testen und sehen, wie dann die Kurve ausschaut.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 11:24
habe eben den Anhang vergessen. Hier jetzt wirklich die Lastgerade bei Primärimpedanz von 11.6k.

Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Stubenrocker81 am 12.08.2019 11:29
Als Kathodenwiderstand für beide Trioden gemeinsam nicht unter 220R gehen. Raa so bei 16K. Bei ca. 250V Anodenspannung gefällt mir dieser Arbeitspunkt am besten, zumindest als Mini Endstufe.
Wenn du SE testen möchtest musst du nur einen Elko über den Kathodenwiderstand löten! Die zweite Triode läuft dann mit ohne angesteuert zu werden! Durch den Ruhestrom durch beide Röhren wird der AÜ auch nicht vormagnetisiert!
Bei idealen Arbeitspunkt sollten die Halbwellen dann auch gleichmäßig beschnitten werden.
Ist vielleicht ne Option um den Hall Clean/Dirt schaltbar zu machen!?

Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 12:24
Danke! Habe deinen Vorschlag hier mal als Loadline aufgezeichnet, allerdings mit 260V Ua, kann da aber gegebenenfalls noch etwas runter gehen. Das sieht gut aus und ist über die gesamte Aussteuerung im Class A Betrieb. Bias liegt etwa bei -9V und ist damit center-biased, sollte also ab 18Vpp symmetrisch clippen (in der Theorie, wohl eher nicht symmetrisch bei Self-Split).

Das sieht gut aus! Habe nur Sorge, dass es die Röhre zu stark beanspruchen könnte, da die Arbeitsgerade überwiegend oberhalb Wa liegt. Trotzdem mal versuchen?  :topjob:
(SE wird auf jeden Fall auch getestet)


Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 12.08.2019 22:31
So, ich hab mal ein bisschen durchgetestet. Vorweg: Der Sägezahn bleibt und generell unterscheiden sich die verschiedenen Varianten kaum im Ergebnis.  ???

Angehängt habe ich 5 verschiedene Screenshots vom Oszilloskop, die ich nach jeweils einer Änderung gemacht habe. Dabei ist der Dwell-Regler jedes Mal voll aufgedreht, gemessen wird am 8 Ohm Lastwiederstand sekundärseitig vom AÜ.

1. wie gehabt (Zaa = 12k8, Rk jeweils 560R)
2. SE Betrieb durch 220uF über Rk
3. Zaa = 17k6, Rk unverändert, 220uF entfernt
4. Rk jeweils 470R
5. ein OT-Abgriff mit Masse verbunden

Wie man sieht, ähneln sich alle Versionen sehr stark und der Sägezahn ist nach wie vor vorhanden. Der tritt ungefähr ab einer Dwell-Stellung von 13-14 Uhr auf. Einzig im SE Betrieb gibts generell noch weniger Signal.

Habe leider nur beim letzten Test mal überprüft wie hoch die clean-Leistung ist und bin auf ca. 1 W gekommen (3.1V RMS). Das ist immernoch zu wenig für die ECC99 oder nicht? Oder hat die Self-Split Variante einfach so hohe Verluste?

Oder hat der Sägezahn vielleicht eine ganz andere Ursache?

Weitere Ideen nehme ich gern entgegen.  :topjob:
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Stubenrocker81 am 13.08.2019 19:05
Bei SE müsste der Sägezahn doch relativ gleichseitig kommen. Und selbst da sollte Clean 1W drinnen sein.
So sieht das alles nach self-Split aus nur das beim weiteren Aussteuern beide Wellen flach werden sollten.
Hmm wahrscheinlich musst du erst irgendwas politisches schreiben oder Dirks Bausätze kritisieren bevor du hier erhellt wirst..... ;D
Wenn du Oszi hast dann probier doch mal verschiedene Raa aus.

Gruß Stephan
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 13.08.2019 19:36
Mit Politik halte ich mich lieber zurück.  :devil: Aber Dirks Bausätze...!  :o Ne im Ernst, ich hab bisher eigentlich nur gutes drüber gelesen, jedoch selbst noch keinen gebaut. Und das was ich hier an Teilen aus dem Lummerland Bausatz bekommen hab (Chassis, Headshell, Platine etc) war top!  :topjob:

Wie auch immer. Ich hab ja zumindest schon 12k8 und 17k6 als Raa probiert und das hat wie man sieht keinen nennenswerten Unterschied gebracht. Mich wundert es eben auch, wie du beschreibst, dass nur eine Halbwelle clipt, und dann auch noch als Sägezahn. Wenn sie nur abgeflacht wäre, würde mir das besser zu meinem Verständnis passen.

Ich warte auch noch auf eine Antwort á la: "Ja, so wie du das gemacht hast, kann das ja garnicht funktionieren." Und dann kommt die Erleuchtung. Bisher bin ich aber noch in dem Glauben, dass das alles ziemlich simpel und erprobt sein sollte. Ich hab auch schon mehrmals gecheckt ob ich irgendwo einen Baufehler habe, aber bin nicht fündig geworden.

Wenn es alles nichts hilft muss ich wohl die Kathodyn-Variante testen.  :-\

Grüße
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 14.08.2019 10:34
Ich habe jetzt nicht alles mitgekriegt, aber dass die eine Halbwelle abgeflacht wird ist eigentlich logisch:

Die Verstärkung der ECC99 Self-split ist etwa 17 (aus Load-line geschätzt)
Trafo macht bei 16k Raa etwa 20:1 in Class A, d.h. die ganze Endstufe macht etwa 1/3 des Eingangspegels am Trafo-Ausgang.
Wenn die ECC99 auf etwa 9V gebiast ist, dann kann es (mit dem Elko in der Kathode) mit max 9Vpeak ausgesteuert werden - macht 3Vpeak am Ausgang des Trafos.

Ohne Elko müssten es so um die 4, evtl 4.5 Vpeak Uout drin sein, je nach Rkat Wert.  Danach geht die obere ECC99 in die Sättigung, und die untere (da self split) kann nicht so richtig folgen. Dann verformt sich natürlich die obere Halbwelle.

Wenn mehr Pegel gewünscht ist, sollte man class B zulassen.

Aber eigentlich meine ich, dass 3V Peak ausreichen sollten. Viel mehr wirft eine Standard- Hall Schaltung auch nicht raus, eher weniger

P.S. Raa zu ändern bringt dann auch nicht viel, man ändert zwar den Übertragungsverhältnis des AÜs, aber die Verstärkung der Endstufe (Neigung der Load-Line) geht in die entgegengesetzte Richtung.  15-17k müssten optimal sein
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 14.08.2019 11:16
Mir ist grade noch was eingefallen. Die Berechnung oben gilt für Begrenzung zum 'heißen Ende' hin = Sättigung.
Für so viel Ruhestrom ist die Ecc aber nicht ausgelegt, sie wird doch viel früher in die Abschnürung gehen (Ia=0)

Bei 20mA Ruhestrom (das sind 5W Pdiss!!!)  kann die Stufe max.  400mA Iout Peak am Trafo Ausgang liefern (trafo 1:20).
Bei den 10 Ohm des Hall-tanks sind das 4Vpeak.
Mit Verlusten eher weniger. 

Ich denke, genau dieser Zustand ist bei dir erreicht. Die Sättigung (die Normalerweise bei PP Endstufen in ClassAB die Ausgangsleistung begrenzt) wird man hier kaum erreichen können, mit normaler Auslegung der Load-line
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 14.08.2019 17:52
Hey dimashek, das waren sehr hilfreiche Ausführungen, vielen Dank!  :topjob: Ich hoffe, ich habe alles richtig verstanden.  ::)

Das Bild am Oszilloskop passt dann ja ganz gut. Ich hab knapp 5Vpeak bei Vollgas, durch Verluste fängt die Verzerrung wohl schon bei knapp als 4Vpeak an. Das Problem ist ja vor allem die Clean-Leistung, die ist mit 1W recht gering. Auch wenn das prinzipiell reicht, wäre es schön, wenn die ECC99 auch bei höherer Leistung noch sauber aussteuern würde, da sie das ja eigentlich kann, dachte ich.

Was mir noch im Kopf rumgeistert ist die Aussage, dass der Lummerland Express mit der ECC99 etwa 3.5W liefert. Ist damit die Clean-Leistung gemeint? Kann das denn dann sein? Weil mehr als +/-10V am Eingang gehen ja auf keinen Fall. Und Raa und Rk sind ja auch bei Lummerland und Konsorten so gewählt, wie bei der ersten Variante meiner Schaltung (Loadline 1 in meinem vorletzten Beitrag). Trotzdem tritt da auch ab etwa 1W Leistung der Sägezahn auf. Kommt das also nur daher, dass ich das ganze in Self-Split betreibe und dadurch so hohe Verluste habe?

Ich würde schon gern einen hohen Pegel mit der ECC99 erreichen können um den Reverb-Tank auch für abgefahrene Sachen ein bisschen stressen zu können (so im letzten viertel des Dwell-Reglers vielleicht). Daher hab ich auch die ECC99 genommen und keine ECC81 oÄ.

Würdest du/ihr also sagen, dass ich lieber eine konventionelle PP Stufe mit Kathodyn in Class AB aufbauen sollte um auf eine höhere Leistung zu kommen? Oder hab ich da jetzt noch was falsch verstanden?
Das Reverb klingt in der Jetzt-Situation schon echt ganz gut, aber eben zu "verwaschen", was wohl durch die Verzerrung ab etwa 13 Uhr Regler-Stellung kommt. Wenn ich das in den Griff bekomme sollte ich recht zufrieden sein :-)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Stubenrocker81 am 14.08.2019 18:51
Nach meinem Verständnis kommt man mit self Split nicht in den B Bereich. Mit PI davor schon. Mit PI gibt's auch mehr Clean Reserven. Self Split ist ja nun gerade dafür bekannt schon zeitig in den Overdrive zu gehen und das willst du ja gerade nicht!
Also eigentlich kommst da nicht um den PI herum.
Probieren ist besser als sich langfristig mit Unzufriedenheit zu quälen 😉
LG Stephan
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 15.08.2019 09:13
Na ja, bei 260V bin ich rechnerisch (bei PP class AB) bei ca 3W, relativ clean, also noch einigermaßen sinusförmig  ;)

Bei 300-320V Anode sind sogar  über 4Watt drin, allerdings mit ca 10k Raa und sehr kaltem AB, ca. 12mA max pro Röhre. Dann bin ich noch bei etwa 3.5W Pdiss, auch im worst case

Allerdings fehlt dir bei diesem Konzept eine Triode für Kathodyn-PI  ???

P.S. Dein Tank hat ja 10 Ohm primär. Betrachtest du das bei Raa-Rechnerei?
Ich meine, meist sind die Trafos für 4-8Ohm ausgelegt, d.h. du müsstest die gegebene Raa des AÜ für 10 Ohm Last umrechnen.
Ist jetzt nicht so entscheidend.  :devil: Nur als Hinweis
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 15.08.2019 09:18
Also ich habe gestern Abend mal fix auf Kathodyn umgelötet, nun mit Raa = 17.6k und Rk = 560 Ohm je Triode. Leider sieht das Board jetzt etwas improvisiert aus, aber es geht noch einigermaßen. Habe außerdem den Spannungsteiler an der Anode der ersten Stufe entfernt, da hab ich dann jetzt 110k dran. Des Weiteren habe ich den 470k vor dem Dwell-Regler auf 100k reduziert. Ich werde heute Abend einen aktualisierten Schaltplan hochladen.

Die Push-Pull Stufe steuert nun deutlich weiter aus, bis knapp 8Vpp am 8 Ohm Wiederstand. Allerdings clippt der Kathodyn schon relativ früh, sodass clean nur etwa 2.5Vrms am Ausgang des Trafos möglich sind. Ich habe jetzt in V1, also für die erste Gain-Stufe und den Kathodyn eine 12AT7. Die kann laut Datenblatt nur maximal bis +/- 4V ausgesteuert werden wenn sie perfekt center-biased ist. Die 12AX7 noch weniger. Ich denke, da liegt das Problem. Würde es Sinn machen, hier eine 12AU7 zu testen, die laut Datenblatt um die +/-15V ausgesteuert werden kann? Damit würde man dann aus der ersten Stufe nur leider weniger Gain bekommen.

Mich wundert auch, dass der Kathodyn so asymmetrisch clippt. Würde es lohnen, hier auf fixed bias ("Paul C mod") umzubauen? Habe im Moment die standard-Konfiguration mit Ra = 56k, Rk = 56k und 1.5k zwischen Kathode und Rk. Und auto-Bias via 1M aufs Gitter.

Ich muss aber dazu sagen, dass das clipping nur einsetzt wenn das Eingangssignal um die 500mV hat und der Dwell-Regler auf 15 Uhr steht. Meine P94 Pickups bringen aber beim Saiten-Anschlag auch schonmal bis zu 900mVpp.

Ich konnte leider noch keinen Hörtest machen sondern habe nur kurz am Oszi gecheckt. Heute Nachmittag teste ich dann mal mit Gitarre und hörs mir an :-)
Werde mich dann wieder mit dem aktualisierten Schaltplan und evtl ein paar Oszi-Screenshots zurück melden. Tipps nehme ich jetzt schon gern entgegen  :bier:

Edit: @dima: Danke für den Hinweis mit den 10 Ohm. Ist mir gestern Abend beim Zubett-Gehen auch durch den Kopf geschossen. Die Messungen am Oszi mache ich allerdings mit einem 8 Ohm Lastwiederstand. Auf welchen Raa käme ich denn bei 10 Ohm sekundär raus?
Ich habe die zweite Triode zu einem Kathodyn gemacht und an der ersten den Spannungsteiler an der Anode raus genommen, das liefert dann genug Gain um alles richtig auszusteuern :-)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 15.08.2019 09:53
... für die erste Gain-Stufe und den Kathodyn eine 12AT7. Die kann laut Datenblatt nur maximal bis +/- 4V ausgesteuert werden wenn sie perfekt center-biased ist. Die 12AX7 noch weniger. Ich denke, da liegt das Problem. Würde es Sinn machen, hier eine 12AU7 zu testen, die laut Datenblatt um die +/-15V ausgesteuert werden kann?
Als erstes - diese Rechnung mit Aussteuerung gilt nur dann, wenn kein NFB (in Form von Kathoden-R) da ist!!!
Bei Kathodyn wird voll gegengekoppelt,  die Stufe kann viel mehr. Da sind ca 40-45Vpeak locker drin, abhängig vom Ruhestrom und Va der Stufe!
Die Stufe wird ja auch für 6V6 und so benutzt, und die brauchen ordentlich Pegel.

8Vpp ist ziemlich... wenig für pushpull. mind 12V sollten es schon sein bei 260V und 16k Raa.   (Also 6Vpeak)
Überprüf mal den AÜ, evtl hast du ne falsche Wicklung erwischt.

Wie stabil ist dein Netzteil? wie viel Spannungseinbruch hast du bei Vollausteuerung?

 
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 15.08.2019 10:53
Danke für die Aufklärung. Ich merk schon, ich hab noch einiges aufzuholen  :-\

Kann alles leider erst heute Abend überprüfen, wenn ich von der Arbeit zurück bin und das Töchterchen schläft. Aber dann wird alles nochmal genau durchgecheckt. Kann gut sein, dass ich mich falsch erinnere bzgl der Leistung am 8 Ohm Wiederling. Die Kurve war sowieso stark verzerrt wegen des übersteuernden PI.

Als Spannungsversorgung kommt jedenfalls die Mini-PSU zum Einsatz, zusammen mit dem 30VA Ringkerntrafo.

So, wie ich es nun aber aufgebaut habe mit Rk = Ra und Bias über 1M, quasi standard, wieso clippt da etwas asymmetrisch? Würde es da einen großen Unterschied machen, die Gittervorspannung über einen Spannungsteiler fix zu machen?
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 15.08.2019 11:33
Hast du an den Koppel-C nach dem Poti, also vor dem Kathodyn gedacht? Wenn der nämlich fehlt, dann klippt es unsymmetrisch, was klar ist, da die Stufe mit paar uA gebiast ist ;)

Sonst, wenn es in etwa so aufgebaut ist:

sollte alles stimmen und auch kein unsymmetrisches Clipping geben
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 15.08.2019 11:42
Ich wollte gerade schnell den Schaltplan aufzeichnen und dabei ist mir aufgefallen, was wohl das Problem ist:

Der Dwell-Regler geht mit dem Schleifer über einen 1k5 gridstopper auf den Kathodyn. Pin 1 vom Dwell-Regler ist mit Masse verbunden, also liegt das Gitter des Kathodyn trotz des 1M Bias-Wiederstands auch auf Masse, oder zumindest irgendwo zwischen richtiger Bias-Spannung und Masse. Das bringt den Kathodyn vermutlich durcheinander.

Als simple Lösung würde ich jetzt einfach einen Koppel-Kondensator zwischen Schleifer des Dwell-Reglers und den Gridstopper vor dem Kathodyn hängen. Spricht da etwas dagegen?

Der Schaltplan der jetzigen Schaltung ist als Skizze angefügt. Sollte da sonst noch etwas auffallen, was nicht passt, freue ich mich auch über Rückmeldung. Danke!

Edit: Dima warst mal wieder schneller als ich, aber immerhin bin ich noch selbst drauf gekommen. Mannomann, so ein blöder Fehler  ::) Aber auch beruhigend, dass es nur ne Kleinigkeit ist :-)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 15.08.2019 11:46
Edit: Dima warst mal wieder schneller als ich, aber immerhin bin ich noch selbst drauf gekommen. Mannomann, so ein blöder Fehler  ::) Aber auch beruhigend, dass es nur ne Kleinigkeit ist :-)

 :topjob:
kann jedem passieren!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 09:02
So, etwas verspätet jetzt mal ein kleines Update:

Das Reverb läuft mittlerweile sehr ordentlich!  :guitar:
Den aktuellen Schaltplan habe ich angehängt. In dieser Konfiguration sieht die ECC99 eine Primärimpedanz von 16k und arbeitet in Class AB. Den Rk an der ersten Stufe habe ich auf 1u reduziert, da mir ein paar Höhen gefehlt haben. Jetzt spiele ich mit dem Tone-Regler etwa auf 9 Uhr, manchmal auch voll offen. Eventuell versuche ich hier auch mal 0.68u als Rk. Leistung in den Halltank scheint nun mehr als genug vorhanden zu sein. Bei hohen Dwell-Einstellungen verzerrt das Reverb-Signal etwas, gut für abgefahrenere Sachen. Ich habe aber noch nicht mit dem Oszi überprüft was genau zerrt oder wie viel Leistung die PP-Stufe jetzt hat. Das werde ich die Tage nochmal schnell machen.

Ich habe außerdem einen True Bypass Schalter eingebaut, der allerdings beim Einschalten ein störendes "plopp" erzeugt. Verstehe noch nicht so recht, warum das so ist. Vermutlich muss ich das Signal nach dem Mix-Poti auch auf Masse beziehen. Vielleicht über einen 1M oder hat das Auswirkungen auf Impedanz oÄ? Wahrscheinlich werde ich den aber einfach wieder ausbauen und stattdessen nur das Reverb-Signal nach dem Tank auf Masse schalten um den Reverb aus zu machen. Ich fand die Idee ganz gut, dass man die Schaltung passiv komplett umgehen kann, wenn mal kein Strom vorhanden ist oder das Reverb nicht funktionieren sollte (gestern war bspw V2 kaputt - Glass hatte Risse und ist beim Ausbau ganz zerbrochen - hat nen Moment gedauert, bis ich es entdeckt habe).

Abgesehen davon wird es aber erstmal in dieser Konfiguration bleiben, es klingt nämlich wirklich klasse. Nicht so drippy wie die Fender Unit, aber das liegt sicher auch am kürzeren Tank und den drei statt zwei Federstrecken.

Wichtig war übrigens auch, das Gehäuse des Federhalls aufs Masse zu legen. Habe vorher ordentlich Einstreuungen vom Netztrafo bekommen. Ich hatte extra einen Tank bestellt, bei dem beide Outputs isoliert sind, um alle Optionen zu haben, aber am besten wärs gewesen, direkt einen zu holen, wo einer der Stecker mit dem Gehäuse verbunden ist. Es gibt bei höheren Mix-Einstellungen nun immer noch Einstreuungen, aber die halten sich in Grenzen. Am besten ists wenn der Federhall außerhalb des Gehäuses ist.

Also danke nochmal für alle hilfreichen Tipps! Bin soweit ziemlich zufrieden  :bier: jetzt gehts dann bald ans Tolexen usw. Bei Gelegenheit werde ich das Teil auch mal direkt an eine Box anschließen und schauen, wie es als Mini-Amp so klingt. Vielleicht kann man da relativ einfach ein zwei Kondensatoren schaltbar machen um es auch als Amp nutzen zu können.

Tipps und Anregungen sind nach wie vor gern gesehen :-)

Gruß

Hier noch der Schaltplan:
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: harryhirsch am 19.08.2019 12:24
Ich habe außerdem einen True Bypass Schalter eingebaut, der allerdings beim Einschalten ein störendes "plopp" erzeugt. Verstehe noch nicht so recht, warum das so ist. Vermutlich muss ich das Signal nach dem Mix-Poti auch auf Masse beziehen. Vielleicht über einen 1M oder hat das Auswirkungen auf Impedanz oÄ?

Einfach nach C11 einen 1M nach Masse.

Gruß, Volker
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: smid am 19.08.2019 13:16
Wenn Du bei höheren Mix Einstellungen noch Einstreuungen hast, kommen die gerne aus der Strecke Tank-out zur Aufholstufe. Manchmal bringt es da was, die Erdung des Tankgehäuses über die Isolierung der Tank-out-Leitung direkt an die Kathode der Aufholstufe  statt an Masse zu legen.

VG
Andreas
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 19.08.2019 13:23
Ich hab noch 1-2 Vorschläge zur Schaltung.  :o

Die 'dry' -Portion geht über quazi nen DC-coupled CF, mach den lieber zu AC-coupled... also wie V1B, nur ohne Ranode. Dann klingt er deutlich neutraler. Bei der jetzigen Schaltung gibts typischen CF Verzerrungen. (kann aber auch gewollt sein, dann so lassen)

Den R13 könnte man deutlich (/10, ja selbst /100) reduzieren. Würde etwas weniger Einstreuungen fangen, wenn der Tank weiter weg liegen sollte. 

Die 280 Ohm R12 sind definitiv zu heiß! Du wirst ca 9V drüber haben, korrekt? 32mA,16mA pro Triode. 250V*16mA sind 4Watt! bei erlaubten 3.5
Nimm lieber 330 Ohm (3.5W) oder sogar 390 (3W).

Die Bypass-Schaltung müsste man anders machen. Das wichtigste - keine nichtdefinierten Potentiale (Kondis ohne Bezug zu GND) schalten, kein DC schalten.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 13:36
@volker: Super, danke, werde ich so machen!

@andreas: Interessant! Im Moment ist das Gehäuse über die Tank-In-Buchse mit Masse verbunden. Dann versuche ich nachher mal, das Gehäuse einfach mit der Kathode der Aufholstufe zu verbinden. Also wäre dann die eigentliche Masse-Leitung des rückführenden Kabels nicht mehr auf Masse gelegt sondern direkt an die Kathode? So wie im angehängten Screenshot? Ich verstehe es noch nicht 100%ig.
Danke!

@dimashek: Danke für die Tipps! Beim dry Signal ist mir soweit noch keine Klangveränderung aufgefallen, aber ich behalte es im Hinterkopf. Du meinst also, die Anode direkt an B+, Rk zwei geteilt (1k5 + 56k) und die Gittervorspannung dann wie beim Kathodyn über einen 1M?
Weniger Einstreuungen klingen super. Ich hab mich beim Design einfach "blind" am TT Reverb und dem Vorbild der Fender Unit orientiert. Da ist an dieser Stelle auch ein 1M. Also kann ich da gut bis 10k runter gehen? Im Moment nutze ich noch etwas zu lange Kabel als Verbindung zum Tank, daher könnte das sicher nicht schaden.
Danke für den Hinweis zu R12. Habe da zwei parallele 560R genutzt, aber die hatte ich ausgewählt als ich die Loadlines noch mit 12k8 gezeichnet habe. Also gut, dass du mich dran erinnerst. Da werde ich mal was größeres Einsetzen.

Gut, dass ich heute Nachmittag etwas Zeit zum Basteln habe :-)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 13:56
Nochmal um sicher zu gehen:

R12 mit 280R habe ich gewählt, da er ja für beide Trioden wirksam ist. Das bedeutet doch aber, dass jede einzelne Triode 560R "sieht" oder nicht? Durch den verdoppelten Strom muss der Wiederstand doch halbiert werden, damit die Spannung gleich bleibt...? Und dann müsste ich mit 560R doch sehr auf der sicheren Seite sein. Oder bringe ich (mal wieder) was durcheinander?
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 14:20
Nochmal um sicher zu gehen:

R12 mit 280R habe ich gewählt, da er ja für beide Trioden wirksam ist. Das bedeutet doch aber, dass jede einzelne Triode 560R "sieht" oder nicht? Durch den verdoppelten Strom muss der Wiederstand doch halbiert werden, damit die Spannung gleich bleibt...? Und dann müsste ich mit 560R doch sehr auf der sicheren Seite sein. Oder bringe ich (mal wieder) was durcheinander?

Okay, habs nochmal gezeichnet. Wenn ich mit Rk je 660 Ohm (also gesamt = 330 Ohm) zeichne sieht es besser aus. Du hast natürlich recht!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 19.08.2019 14:55

Anode direkt an B+, Rk zwei geteilt (1k5 + 56k) und die Gittervorspannung dann wie beim Kathodyn über einen 1M?

Also kann ich da gut bis 10k runter gehen?
100k unten, ist linearer und verheizt nicht so viel Strom ;)

Die Tanks haben meist 2-3k Ausgangsimpedanzen, so verlierst du bei 10k Input paar dB an Pegel. Mich würde das nicht stören
Und 10k Input ist deutlich unempfindlicher gegenüber induzierten Störungen.
Aber... Ein Tank-Trafo, der mit 10k (statt mit 1Meg) abgeschlossen wird, kann (theoretisch) deutlich unterschiedliche Impulsantwort haben... grob - es kann deutlich anders klingen. Bin kein Spring-reverb Experte - also ausprobieren.
schon wieder theoretisch - mit 10k könnten weniger Bass und mehr Höhen da sein. Und mit 10k wird's weniger Überschwinger bei Attacks geben - kurzer und präziser. 

mit 330 Ohm wird jede Triode ca. 3.5Watt in idle verheizen. Das ist schon die max. erlaubte Pdiss.
Du kannst die Lebensdauer mit z.B. 390 Ohm merklich erhöhen. Könnte halt etwas weniger 'warm' klingen.  :devil:

Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 15:10
100k unten, ist linearer und verheizt nicht so viel Strom ;)

Die Tanks haben meist 2-3k Ausgangsimpedanzen, so verlierst du bei 10k Input paar dB an Pegel. Mich würde das nicht stören
Und 10k Input ist deutlich unempfindlicher gegenüber induzierten Störungen.
Aber... Ein Tank-Trafo, der mit 10k (statt mit 1Meg) abgeschlossen wird, kann (theoretisch) deutlich unterschiedliche Impulsantwort haben... grob - es kann deutlich anders klingen. Bin kein Spring-reverb Experte - also ausprobieren.
schon wieder theoretisch - mit 10k könnten weniger Bass und mehr Höhen da sein. Und mit 10k wird's weniger Überschwinger bei Attacks geben - kurzer und präziser. 

mit 330 Ohm wird jede Triode ca. 3.5Watt in idle verheizen. Das ist schon die max. erlaubte Pdiss.
Du kannst die Lebensdauer mit z.B. 390 Ohm merklich erhöhen. Könnte halt etwas weniger 'warm' klingen.  :devil:

 ;D Ich schau mal, was für Wiederstände ich noch in der Grabbelkiste habe und entscheide dann. Jegliche Wärme wird durch die Federn sowieso in metallischen Klang umgewandelt, also ich denke, da kann ich ruhig Kompromisse machen  ;)

Bzgl R13 werde ich mal ein wenig ausprobieren.
Den dry-Pfad werde ich erstmal so lassen und bei ein anderen Gelegenheit nochmal angehen, wenn sonst alles zu meiner Zufriedenheit steht. :-) Habe eben schnell den Artikel dazu vom Valvewizard gelesen, habe also jetzt grob den Überblick. Wobei der CF in meinem Fall ja auch nicht wirklich DC-coupled ist, da ein Koppel-C davor hängt. Ist ja eher wie ein fixed Bias AC-coupled follower, jedenfalls nach valvewizard. Nur ohne Diode und 100R an der kathode.

Wie auch immer  O0
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 19.08.2019 15:52
Ja, du hast fixed bias CF. Der hat aber auch Tendenz zum Gitterstrom. Allerdings passiert bei deinem Arbeitspunkt/Pegeln noch gar nichts. Kann also drin bleiben.

Hab grade gefunden, dass Roland JC (benutzt den selben Tank, Short, 3 Spring) 15k Impedanz für den Aufholverstärker drin hatte.
Da war ich mit meinen 10k nicht weit entfernt ;)

 
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: smid am 19.08.2019 17:18
Ja, Masse der Rückleitung direkt an die Kathode. Vorsicht, geht nur bei ner isolierten Buchse. Kann was bringen, muss nicht.

VG
Andreas
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 17:54
Und das Gehäuse aber auf Masse oder auch auf das Potential der Kathode legen?
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: smid am 19.08.2019 22:10
Das Chassis und alles andere ganz normal auf Masse. Lediglich den Schirm des Reverb Return Kabels nicht an den Massenstern, sondern an die Kathode der Aufholstufe. Aber wie gesagt, nur bei isolierter Buchse.
Ich hatte mit einem 4EB2C1B (Erdung Rev.-Tank-Gehäuse via Rev.-Return-Kabel) mal Einstreuungen (50Hz Obertöne), die waren dann weg.
Hab' den Tip mal hier im Forum irgendwo gelesen. Ich habe eben nochmal danach gesucht, um den Thread zu referenzieren, habe es aber nicht mehr gefunden.

schönen Abend,
Andreas
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 22:38
Okay super! Wird morgen schnell getestet.  :topjob:
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 19.08.2019 23:09
Ich habe jetzt auch nochmal ein paar Messungen mit dem Oszilloskop gemacht:

Am 8 Ohm Wiederling bekomme ich knapp 3 W clean Leistung (etwa 4.7Vrms). Das erscheint mir ganz ordentlich :-) Das Clipping ist auch nicht ein einfaches Abflachen sondern die Welle flacht oben und unten ab und verwindet sich zusätzlich auch etwas in sich. Also der Rest der Welle ist kein sauberer Sinus mehr.
Habe es auch mal mit dem Hall-Tank gemessen und da sieht die Sache schon ganz anders aus. Ab ca. 0.5W (2Vrms) Leistung zeigt das Oszi eine starke Verzerrung der Kurve, sieht ähnlich aus wie Übernahmeverzerrungen aber die "Stufe" sitzt nicht genau auf der 0V Marke sondern ist nach oben oder unten versetzt. Ich muss beim nächsten Mal ein paar Screenshots machen. Tut mir leid, das habe ich eben versäumt. Ich interpretiere das als Verzerrung durch den Übertrager der Hallspirale.

Ich habe heute Abend auch noch ein paar Veränderungen vorgenommen. Für die Aufholstufe habe ich einen Ra von 220k verbaut um mehr Gain rauszukitzeln. Das Eingangssignal, was die Stufe sieht ist bei einem Input-Signal von 200mV nicht höher als 60mV, also sollte ich das nicht Gefahr laufen, dass etwas verzerrt. Ich hatte das Gefühl, dass bei Mix auf 100% ruhig noch etwas mehr Reverb kommen könnte, also versuche ich es so. Außerdem habe ich mich bei Rod Elliot schlau gemacht, der einen interessanten Artikel zu Federhall geschrieben hat ( https://sound-au.com/articles/reverb.htm (https://sound-au.com/articles/reverb.htm) ). Da wird beschrieben, dass der Anteil der Höhen etwas betont werden kann über einen C parallel zur sec-Wicklung. Also habe ich da einen 15n eingelötet um zu sehen, ob ich so zu meinen geliebten Höhen komme. Ist ein simpler Eingriff, der leicht wieder entfernt ist, also ist es den Versuch sicher wert :-)

Habe übrigens R13 auf 33k verringert und habe tatsächlich etwas weniger Einstreuungen verzeichnet, allerdings auch etwas weniger wet-Signal, deswegen mein oben beschriebener Eingriff für mehr Gain der Aufholstufe.

Testen kann ich dann leider erst morgen, aber dann meld ich mich wieder.

Viele Grüße!
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: smid am 19.08.2019 23:21
Du kannst mit einem 2,2n oder 5,6n oder 6,8n C zwischen Rev.-Return und Masse (also direkt an der Buchse vor der Aufholstufe) noch ein bisschen "Frische" in den Reverb-Sound kriegen, ist eigentlich wie der bekannte "C-Switch" in einer Gitarre. Die Ausgangsseite des Tanks ist ja nichts anderes als ein Gitarrenpickup, der an eine Röhrenstufe geht.
Ich nehme gern 5.6, größer kriegt es einen Ü-Formanten, 2.2 ist eher subtil. Hab auch schon einen Drehschalter mit verschiedenen Werten ausprobiert, bin aber bei 5.6 oder kleiner geblieben. 2.2 verwendet Fender, soweit ich mich erinnere, in einer spät 70er Combo Reverb Schaltung, evtl. Pro Reverb UL.

VG
Andreas
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 20.08.2019 08:58
Interessant, danke dir. Habe mir die Schaltung der UL Fenders angeschaut, da sinds wie du schreibst 2n. Damit werde ich auf jeden Fall mal herum probieren. Der Tone-Regler kann ja übermäßige Höhen ganz einfach wieder raus regeln, daher denke ich, dass eine gute Portion extra-Höhen sicher nicht verkehrt ist. Im Moment gefällt es mir definitiv am besten mit Tone-Regler auf mind. 3 Uhr. Vielleicht würde aber auch ein anderer Halltank da schon deutliche Veränderungen mit sich bringen. Habe im Moment einen Accutronics (Korea) hier aus dem Shop.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 20.08.2019 09:19
Der 'Trick' mit dem parallelen Kondensator funktioniert nur bei hochOhmigen Input des Aufholverstärkers gut. Mit den 33k wirst du kaum Unterschied merken, die Güte der Resonanz wird durch 33k ziemlich verkleinert. Willst du einen ausgeprägten 'Resonanzbuckel' , musst du wieder 1Meg einbauen.

Die einfachste Möglichkeit, mehr höhen zu bekommen - kleinen C über den Kathoden-R der ECC99 ;)


Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 20.08.2019 10:26
Eieiei, so viele Möglichkeiten!  ::) Ich denke, ich werde mich dann an ein paar gängigen Schaltungen orientieren (bspw. besagte Fender) und mit R13 auf 100k-220k wieder hochgehen und dann verschiedene C's parallel dazu testen. Muss dann auch erstmal schauen, wie sich die letzten Änderungen bemerkbar machen (z.B. mehr Gain in der Aufholstufe). Außerdem werde ich noch die Gitterableitwiederstände auf 220k verkleinern. Das gibt mir auch weniger tiefe Frequenzen und damit weniger Matsch / mehr Höhen. Kathoden-C bleibt aber auf jeden Fall eine Option. Was für Werte würdest du hier vorschlagen? Kann ich mich da ungefähr an den Werten orientieren die man bei 12AX7 und Konsorten verwendet? Also bspw. 330n für einen Höhen-Boost, so ganz grob.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 20.08.2019 10:37
Hängt vom Kathoden R ab. Je kleiner R, desto höher muss C sein, um ab der gleichen Frequenz zu boosten.

Mit 330 Ohm hast du mit 470n Erhöhung der Höhen ab ca 1kHz. mit 330n etwa ab 1.5kHz
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 22.08.2019 12:15
So. Ich habe dann noch einige Änderungen vorgenommen und etwas herumexperimentiert. Der Klang gefällt mir im Moment sehr gut, allerdings habe ich immer noch Probleme mit zu vielen Nebengeräuschen bei hohen Einstellungen des Mix-Reglers. Es hat definitiv etwas gebracht, die Masse-Leitung des Hall-Tank Ausgangs an die Kathode der Aufholstufe zu klemmen. Vergrößern des R13 (jetzt 100k), also vom Gitter der Aufholstufe zu Masse, hat mehr Pegel aber auch mehr Nebengeräusche gebracht. Den werde ich vermutlich wieder verkleinern, auf 22k oÄ. parallel zur Wicklung der Ausgangs-Trafos vom Hall-Tank habe ich momentan einen 4n7 Kondensator für mehr Höhen. 10n habe ich getestet aber das war dann schon ziemlich blechern.

Die Nebengeräusche bei hohen Mix-Einstellungen sind definitiv nur vorhanden, wenn der Return des Hall-Tanks auch angeschlossen ist. Ohne ist es ruhig. Also liegt es wohl nicht an der Verkabelung im Gehäuse, sondern die Nebengeräusche werden vom Hall-Tank oder vom Chinch-Kabel aufgenommen.

Ich werde bei Gelegenheit den Schaltplan aktualisieren und hochladen, vielleicht habt ihr dazu noch ein paar Tipps.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: smid am 22.08.2019 13:59
Ich fürchte das ist einfach der Kram, der von Netzteil, Schreibtischlampe, Powerline und allen sonstigen Seuchenquellen in den "Pickup" des Halltanks einstreut. Hast Du mal probiert mit einem langen Chinch-Kabel den Tank ganz weit weg zu bewegen und hin und her zu drehen?
Warum gibt es keinen Halltank mit 'nem Humbucker?  8)

VG
Andreas
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 22.08.2019 14:03
Ja, wenn der Tank außerhalb des Gehäuses mit etwas Abstand zum Rest steht ist es kein Problem. Wenn ich den Tank aber über das Chassis des Reverbs halte und etwas hin und her bewege dann merkt man ganz gut, wie die Spannungsversorgung einstreut (in der Nähe des Netztrafos). Kann man das nicht noch irgendwie besser isolieren? Auf der Accutronics Seite wird noch vorgeschlagen, das Gehäuse des Tanks mit einem extra Kabel auf Masse zu legen und nicht über die Zuleitung via Chinch. Vielleicht versuche ich das nochmal.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: carlitz am 22.08.2019 14:29
Hallo iefes,

was helfen kann, ist ein weniger streuender Netztrafo.

Da habe ich schon sehr deutliche Unterschiede erlebt. Ist allerdings immer auch eine Kostenfrage.....
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 28.08.2019 23:13
Hallo mal wieder.

@caritz: Danke dir! Das Reverb ist entstanden, weil ich gern die Teile, die ich zur Verfügung hatte verbauen wollte. Deshalb werde ich es jetzt so lassen. Der gleiche Trafo ist ja auch beim LoW-Reverb dabei, daher habe ich weniger Störgeräusche erwartet. Aber habe ja auch die Schaltung anders umgesetzt.

Der aktuelle Schaltplan ist angehängt. Ich habe R13 auf 22k vermindert und so sind die Störgeräusche wirklich deutlich weniger geworden. Außerdem habe ich einen 4n7 parallel zum Ausgangstrafo der Hallspirale eingebaut. Da werde ich evtl mal einige Werte auf einen Drehschalter packen um das Reverb bei Bedarf etwas zu "tunen".

So wie es jetzt ist, klingt es wirklich richtig gut! Leider bin ich die Störgeräusche bei hohen Einstellungen des Mix-Reglers noch nicht losgeworden, aber so geht es einigermaßen.

Spaßeshalber habe ich mal meine 1x12er Box mit Jensen P12N an den Halltreiber gehängt, ich hatte dafür extra eine Klinkenbuchse mit Schaltkontakten auf der Rückseite angebracht, die die Verbindung zum Halltank unterbricht, wenn eine externe Last angeschlossen ist. Als kleiner Verstärker klingt das Teil ebenfalls richtig gut für so einen simplen Aufbau! Allerdings ist er nicht gerade laut. Bei Dwell auf max wird gemütliche Zimmerlautstärke erreicht. Das liegt vermutlich einfach daran, dass nur eine Gain-Stufe das Signal verstärkt und die ECC99 nicht voll ausgesteuert wird. Oder was denkt ihr? Mit einer ECC83 anstelle der ECC81 wird es ein wenig lauter, aber noch nicht signifikant. Habt ihr einen Vorschlag wie man da bei Bedarf noch etwas mehr Lautstärke rausholen könnte? Evtl einen größeren Ra an V1a? Oder einen Bypass-C an den Kathoden-R der ECC99?
Ist auch nicht so wichtig, aber wäre eine nette Option, das Teil als kleinen Übungsverstärker verwenden zu können  :)

Grüße an alle!

Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 29.08.2019 10:16
Deine Aufholstufe
 
Du hast mit dem kleinen DC-R des Trafos (ca 220 Ohm) die Röhre auf 0V gebiast, wenn ich jetzt die load line für 220k zeichne, bekomme ich etwa 1mA Strom im bias-point. Dein R15 hebt das Kathodenpotential auf ca. 1.5V DC. Das Gitter hängt am Spannungsteiler Rdc-tank/R13 - 220/22k, also ca 15mV unter der Kathode.

Wenn das Gitter jetzt ca. 10% des Stroms zieht (ziemlich realistisch bei mV bias) - hast du noch 220Ohm*0.1mA = 22mV zusätzlich.

Diese 37mV sind dein Bias. Und somit auch DC Anteil am Tank-Trafo. k.A. wie gut das kleine Ding diese 'wegstecken kann'
Ich würde es nicht so machen.

Gain erhöhen:
12AX7,
Dwell Poti auf 470k, R5 weg, R3 auf 220k
R12 bypassen, TR1 auf 12k umschalten (noch Ok bei 260V Va)


Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 29.08.2019 11:14
Hi dima, vielen Dank mal wieder für deine detaillierten Ausführungen!  :topjob:

Dann werde ich nochmal versuchen, den Tank Ausgang statt an die Kathode direkt an Masse zu führen. So sollte es dann nicht mehr zu dem hohen Strom kommen, oder verstehe ich das falsch? Mal sehen, was die Nebengeräusche dann machen.

Bezüglich mehr Gain das ist ja eher ein nice-to-have aber nicht wirklich nötig. Ich werde ein paar kleinere Eingriffe versuchen, bspw. Ra auf 220k, R5 entfernen (warum ist der ursprünglich überhaupt da?) und vielleicht auch R12 bypassen. Aber im Vordergrund steht der Reverb-Effekt. Wenn das Gain am Ende so hoch ist, das ich für das Reverb nur noch die ersten 40 % des Dwell-Reglers sinnvoll nutzen kann, dann macht das wenig Sinn. Evtl. mache ich den Kathoden-C für R12 schaltbar, ohne für Reverb-Betrieb, mit für Amp-Betrieb. Wie groß müsste ich den wählen, wenn er möglichst alle Frequenzen anheben soll? Und wenn wir schon dabei sind: Mit welcher Formel berechnet sich das? Dann kann ich das in Zukunft selbst machen.

Danke und Gruß
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 29.08.2019 11:34
Nichts zu danken!

Die Grenzfrequenz des RC Filters. f= 1/(2pi*R*C)
Das gibt dir die Frequenz, wo du dein RKat in etwa halbierst. Aufpassen mit nano!
z.B 1k5 und 1uF ergeben 1/(6,28*1500*1*10^-6) etwa 106Hz Grenzfrequenz.

bedeutet: Frequenzen unter 106Hz haben volle 1k5, 106Hz hat 750 Ohm, und alles drüber etwa 0 Ohm!
natürlich mit sanften Übergang dazwischen  :)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 29.08.2019 12:15
top, vielen Dank! Die Formel kannte ich natürlich schon, aber dass ich sie auch dafür anwenden kann war mir nicht klar.  :topjob:
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Unverbindlich am 30.08.2019 03:26
Zitat
Die Grenzfrequenz des RC Filters. f= 1/(2pi*R*C)
Das gibt dir die Frequenz, wo du dein RKat in etwa halbierst. Aufpassen mit nano!
z.B 1k5 und 1uF ergeben 1/(6,28*1500*1*10^-6) etwa 106Hz Grenzfrequenz.

Immer wieder taucht diese Formel für die Berechnung der Grenzfrequenz der Kombination Kathodenkondensators und Kathodenwiderstand auf,
sie ist definitiv für diesen Fall falsch und liefert daher auch falsche Werte, selbst als "Daumenwert".
Warum, siehe Anhang.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 30.08.2019 08:04
...als "Daumenwert"....
klappt es ganz gut!

Ist doch klar, dass der Eingangswiderstand der Triode (als grounded grid geschaltet) da noch parallel dazu liegt, und der hängt natürlich von zig Faktoren wie mü, Innenwiderstand, Last.

Wenn mans ganz genau nimmt, dann ist die Rechnung von Blencowe auch nicht richtig, da mü und ra vom Anodenstrom abhängen ;)
Wollen wir jetzt ne Differentialgleichung lösen, um Kathoden_C auszurechnen?  :o

Man könnte einfach 5k (Daumenwert) parallel zum Rkat nehmen und dann mit 1/(2piR'C) rechnen, also R'=Rkat||5k

Dann wird's etwas genauer




Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 30.08.2019 08:50
Danke für den zusätzlichen Input Unverbindlich. Werde ich mir auf jeden Fall auch mal anschauen. Ich arbeite da aber auch eher mit "Daumenwerten" aber finde es durchaus nützlich den genauen Hintergrund nachzuvollziehen.

Den Kathoden-C werde ich aber vorerst mal weg lassen. Habe gestern Abend schnell die angedachten Änderungen durchgeführt (Ra = 220k, R5 = 1k, Masse des Tank-Ausgangs direkt auf Masse) und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Da meine kleine Tochter schon geschlafen hat konnte ich nur ganz kurz und leise testen, aber das Reverb klingt so richtig gut, hat jetzt noch deutlich mehr drip. Auch als Amp wird es jetzt noch ein gutes Stück lauter. Da kann ich sehr locker mal einen kleinen Jam mit meiner Frau am Klavier unternehmen.

Einzig die Nebengeräusche stören mich immer noch. Sind nach wie vor nicht gravierend und für den Betrieb auf der Bühne sicher zu vernachlässigen, aber für zuhause stört es mich dann doch bzw. juckt es, es besser hinzubekommen. Was wäre denn mit der Option die Masse-Verbindung wie im Surfmate umzusetzen, d.h. die Schaltungsmasse ein paar Ohm über der Chassis-Masse. Und dann würde ich das Gehäuse des Halltanks auf das Potential der Chassis-Masse legen. Lieber wäre mir natürlich eine simplere Lösung, da das Layout an sich keinerlei Probleme macht, einzig die Einstreuungen in den Return weg sind das Problem.
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 30.08.2019 10:09
Die Einstreuungen in das Reverb-return kannst du wie folgt reduzieren.
1) Trennen von Signal-Gnd und Shield
2) twisted pair zum verbinden von Tank zu V2b
3) Tank-Gehäuse zusammen mit Kabelschirmung (verbunden nur neben der return Buchse) ans Chassis.
Dafür eignet sich ganz gut fertiger Mikrofon-Kabel mit zwei verdrillten Adern und Schirm.

Die meisten Einstreuungen fängt aber der Tank-PickUp. Und dagegen hilft nur den Tank magnetisch abschirmen. Mü-metal Folie, oder dicke Stahl-Schirmung.
Oder Distanz von der Störquelle  :)
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: iefes am 30.08.2019 11:58
Okay super. Ich denke, ich werde mir mal die Teile besorgen (Kabel und Chinch-Stecker zum Löten), die für deine Vorschläge nötig sind und es bei Gelegenheit umsetzen. Die fertigen Chinch-Kabel sind ja leider nicht geschirmt. Dann könnte ich ja die Masse vom Chassis über den Schirm der Leitung an die Masse des Tanks bringen, der Tank wäre dann ein offenes Ende und so sollte keine Masseschleife entstehen.  :topjob:
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Unverbindlich am 30.08.2019 12:02
Zitat
Ist doch klar, dass der Eingangswiderstand der Triode (als grounded grid geschaltet) da noch parallel dazu liegt, und der hängt natürlich von zig Faktoren wie mü, Innenwiderstand, Last.
Wenn mans ganz genau nimmt, dann ist die Rechnung von Blencowe auch nicht richtig, da mü und ra vom Anodenstrom abhängen.
Der Verstärkungsfaktor mü, der Innenwiderstand und die Steilheit der Triode sind im Arbeitspunkt konstant und genau für da gilt die Formel.
Ra ist der Wert des Anodenwiderstands parallel dem Gesamtwiderstand dessen was da sonst noch angeschlossen ist.

Blencowes Formel ist richtig. Um diese herzuleiten benötig man die sogenannte komplexe Wechselstromrechenung,
welche man aber erst ab der Technikerausbildung und noch viel vertiefert beim Studium an der Hochschule erlernt.
Momentan bin ich ziemlich eingespannt, aber wenn ich wieder mehr Zeit habe hänge ich mal Herleitung für die Interessierten an.

Zitat
Wollen wir jetzt ne Differentialgleichung lösen, um Kathoden_C auszurechnen
Nein nicht wirklich, aber man sollte den Leuten, wie Blenoc, die was davon verstehen und die Sache gelöst haben vertrauen.
Die falsche Formel findet man in vielen Büchern zu diesem Thema, da der eine immer wieder bedenkenlos vom anderen abgeschrieben hat,
so wie die Mär das Spinat viel Eisen hätte. :facepalm:

Wer will, kann auch ganz pragmatisch angehen den Frequenzgang messen und den Kathodenkondensator solange ändern bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist.
 
 
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: dimashek am 30.08.2019 13:27
- Der Verstärkungsfaktor mü, der Innenwiderstand und die Steilheit der Triode sind im Arbeitspunkt konstant und genau für da gilt die Formel.

- Blencowes Formel ist richtig. Um diese herzuleiten benötig man die sogenannte komplexe Wechselstromrechenung,
welche man aber erst ab der Technikerausbildung und noch viel vertiefert beim Studium an der Hochschule erlernt.

jap, kleinsignal-seitig stimmt die Formel natürlich. Aber auch nur für Kleinsignal.  Bei jeder Stromänderung, hast du aber einen leicht unterschiedlichen Frequenzgang, und das betrachtet diese Formel nicht.   ;D

Die Herleitung geht auch deutlich einfacher.
Man nehme die 'falsche Formel' f=1/2piRC, und schreibe das R komplett aus, und zwar als Parallelschaltung zw. Rk und Zi (Inputimpedanz der Triode für grounded grid Schaltung), die ja grob ist:
Zi = (ra + Zload)/(mü+1).
Wobei ra und mü stromabhängig sind : Zi(i) = (ra(i) +Zload)/(mü(i)+1)

Und dann hat man:
f=1/(2pi* Rk*Zi/(Rk+Zi)*C). Mit Zi(i) von oben.
eine allgemein gültige Formel.  Ohne die komplexe Wechselstromrechnung zu bemühen. :)

so, Schluss mit offtopic,
Titel: Re: Push-Pull Reverb Treiber mit ECC99
Beitrag von: Unverbindlich am 30.08.2019 16:24
Zitat
so, Schluss mit offtopic,

Gern, aber trotzdem falsch!
Die richtige Herleitung dann mal an anderer Stelle, damit's nicht offtopic wird. :-X