Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: Jürgen am 24.10.2018 19:24

Titel: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 24.10.2018 19:24
Hallo.

Wofür könnte es ein Anzeichen sein, dass diese "Sinus"-Kurve einer PP-Endstufe am Ausgang so verunglückt aussieht  ???  Bei etwa 5V am Ausgang fängt sie an sich zu deformieren. Die Spannungen stimmen alle ganz genau mit den Vorgaben des Datenblattes überein.

Gruß, Jürgen 
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: GeorgeB am 24.10.2018 19:35
Mehr Infos wären sinnvoll, am besten die Schaltung mit Messwerten (Bias insbes.) und die Konfiguration beim Messen (Last, Frequenz).
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 24.10.2018 19:53

Bias ist ziemlich heiß eingestellt, Messfrequenz ist 1kHz, Lastwiderstand 7,5 Ohm. Wonach sieht es denn aus? Bauteilabweichungen? Ist es überhaupt problematisch, da die Spitzen ja nicht abgeflacht sind?

Gruß, Jürgen

Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: chipsatz am 24.10.2018 20:40
Hallo,

das sieht mir aber doch nach einem Bias-Problem aus.
Aber wie oben schon geschrieben, wären weitere Infos nötig.
Schaltplan, Messwerte usw...

gruß mike
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: _peter am 24.10.2018 20:44
Hallo,

sicher, dass beide Röhren gleich gebiast sind?
Eine heiß und die andere sehr kalt könnte doch etwa so aussehen...

Gruß, Peter
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 24.10.2018 21:11
Das ist so eine Doppel-Endtetrode ELL80, wo beide Systeme in einer Röhre untergebracht sind. Erlaubt ist ein Ruhestrom von 50,4 mA für beide Systeme, ich habe auf 50mA eingestellt. Ob das zu hoch ist, weil ja immer von 70% gescprochen wird?

https://frank.pocnet.net/sheets/124/e/ELL80.pdf

Gruß, Jürgen
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: guanre am 24.10.2018 21:11
Hallo Jürgen,

schau mal hier:     http://tone-lizard.com/princeton-bias/  vielleicht hilft das

Gruss

guanre
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 24.10.2018 21:27
Hallo Guanre,

da ist ja auch die Kurve zu sehen, wie ich sie habe. Wenn ich das richtig übersetzt habe, scheint das also doch was mit dem Bias zu tun zu haben. Leider kann man bei diesen Röhren nicht jedes System einzeln biasen, sondern nur beide zusammen. Ich werde mal etwas kälter einstellen, mal sehen, ob es besser wird. Die Schaltung hat übrigens Kathodenbiasing mit 50µF/250Ω.

Gruß, Jürgen
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: loco am 25.10.2018 06:17
hallo,
wie hoch ist die Gleichspannung an dem 250 Ohm  Widerstand?  250 Ohm ist ein unüblicher Wert für Ell 80 Schaltungen . Werte (je nach UB unterschiedlich)  um 160 Ohm wären plausibler.

Gruß, Dieter
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 25.10.2018 17:35
Hallo Loco.

So unüblich sind 250Ω an der Stelle eigentlich gar nicht. Zumindest bei Grundig nicht. Aber ich habe es nun recht gut im Griff. Ich habe Kathodenwiderstand auf 220Ω verringert. Jetzt ist diese Krümmung in der Sinuskurve fast nicht mehr zu erkennen und man hört auch keinerlei Verzerrungen.

Aber eine andere wichtige Frage hätte ich noch. Ich hatte den Widerstand für die Spannung an G2 mühselig so abgeglichen, daß sie genau 250V betrug. Ohne Signal. Als ich dann die Leistung gemessen hatte stellte ich fest, daß die Spannung um ca. 30V eingebrochen war. Habe ich da evtl. den Siebelko mit 220µF zu groß gewählt, weil der die Spannung ja künstlich erhöht, die bei Belastung dann einbricht? Auch die Anodenspannung ist bei Vollast etwas zusammengebrochen.

Gruß, Jürgen.
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Striker52 am 25.10.2018 22:04
Hallo Jürgen,
Laut einem Telefunken-Datenblatt sind 24mA Anodenstrom plus 4,5mA, zusammen also 28,5mA Kathodenstrom pro Röhrenhälfte bei einer Class A Gegentaktschaltung der Sollwert. Der gemeinsame Kathodenwiderstand beträgt im Datenblatt dabei 160 Ohm.
Nach deinem Oszibild hattest du starke Übernahmeverzerrungen, weil die Tuben zu kalt gebiast waren. Gib doch mal deine aktuellen Spannungen an der Anode, Schirmgitter und Kathode an.
Gruß Axel

Edit: In dem oben gezeigten Schaltplan beträgt der Kathodenstrom nur 22mA pro Röhrenhälfte.
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: bea am 26.10.2018 00:12
Laut einem Telefunken-Datenblatt sind 24mA Anodenstrom plus 4,5mA, zusammen also 28,5mA Kathodenstrom pro Röhrenhälfte bei einer Class A Gegentaktschaltung der Sollwert. Der gemeinsame Kathodenwiderstand beträgt im Datenblatt dabei 160 Ohm.

not quite: Diese Werte gelten für A-Betrieb. Für den AB-Betrieb wird ein etwas geringerer Anodenstrom vorgeschlagen (21 mA) und dementsprechend ein Kathodenwiderstand von 180 Ohm.

Aber seis drum - bei 250 V auf den Anoden darf der Anoden-Ruhestrom zwischen den Extremen 24 mA (Class A) und 11 mA (Class B) variieren. Das Oszillogramm dürfte die Verhältnisse bei echtem Class B zeigen.

Ob die Erhöhung des Ruhestroms durch den Rk=220 Ohm ausreicht, müssen wohl die Ohren entscheiden. Oder das Oszillogramm bei geringerer Aussteuerung - Übernahmeverzerrungen störenvor allem  bei kleinen Signalen!
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 26.10.2018 01:13
Ja, in der Tat hörte man bei geringeren Lautstärken ein gewisses Zerren.  220Ω Rk haben das einigermaßen behoben. Aber ich hätte mit dem Wert ruhig noch weiter runtergehen sollen, ich vergaß, daß  bei Kathoden-Bias nicht die 70% gelten, sondern das man da um die 90% biasen sollte. Es sind ja Ik 40mA bei max. 300V und bei den "typical operations" 50,4mA bei 250V erlaubt,  die ich aber nicht erreiche. Leider habe ich den Amp nicht mehr hier, sonst würde ich 180Ω oder 160Ω, wie Loco es vorschlug, einsetzen.

Vielen Dank und beste Grüße
Jürgen
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Toubey am 14.11.2018 20:26
Hiho,

Auch wenn der Amp nun schon nicht mehr greifbar ist: ich vermute schwer dass die verzerrte Form vom DC-Shift durch das Einsetzen des Steuergitterstromes der ELL ensteht, da die Schaltung das stark begünstigt. Sobald das Ansteuersignal so groß ist dass an den Steuergittern positive Spannungen enliegen würden fließt Gitterstrom bis die Spannung wieder grob 0V sind. Dabei werden die Koppelkondensatoren relativ niederohmig aufgeladen, entladen sich danach allerdings nur sehr langsam über die 1M Widerstände zu Ground. Das erzeugt einen Negativen Gleichspannugnsanteil des Ansteuersignals, der effektiv auf die Kathodenbiasspannung addiert wird, wodurch sich der Abreitspunkt bei Übersteuerung in den sehr "kalten" Bereich verschiebt. Reduzieren könnte man den Effekt durch beispielsweise durch das verkleinern von C43, C42 oder R67, R66 oder das vergrößern von R71, R65. Dann Begrenzen eher die Spitzen und dei Übernahmeverzerrung nimmt ab. Bei Gitarrenverstärkern ist dieses Verhalten aber in Maßen manchmal erwünscht.

Dass die Spannungen bei Last einbrechen ist bei Class AB Schaltungen normal, da der durchschnittliche Strom dann ansteigt.

viele Grüße,
Tobi
Titel: Re: Verzerrte Oszi-Kurve...
Beitrag von: Jürgen am 15.11.2018 21:31
Hallo Tobi,

als ich den Ruhestrom erhöhte, war der Knick augenblicklich verschwunden und es stellte sich eine prima Sinuskurve ein. Leider war da der Kathodenstrom im unzulässigen Bereich, so daß bei absolut abgedunkeltem Raum die Anodenbleche leicht rötlich wurden.  Ich habe den Amp bald wieder hier, dann probiere ich das mal aus, was Du schriebst. Dankeschön.

Gruß, Jürgen