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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Rubbl am 19.01.2018 16:25

Titel: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 19.01.2018 16:25
Hallo,
ich habe in diesem schönen Forum einiges gelesen und bin begeistert vom vorhandenen Fachwissen der User. Daher ersuche ich für mein anstehendes Projekt um etwas Beratung.

Ich habe einen alten Dynachord Bassking T und möchte die Endstufe als "neues" Gerät komplett neu aufsetzten. Dh. ich werde bis auf die Beiden Trafos keine alten Teile weiterverwenden. Auf die Vorstufe möchte ich verzichten, es wird also ein reiner Poweramp / Slaveamp.
Der Amp soll in ein TT Chassis Alu Typ 1 (Größe müsste ggf korrigiert werden).
Die Trafos und die Röhren natürlich "nach Oben".
Für die eigentliche Schaltung habe ich mir ein Layout für einen Streifen mit Forket Turrets ausgedacht. Das wurde auf Anhieb erstaunlich übersichtlich und kommt mit wenigen Kabelverbindungen aus. Ich habe dazu eine Liste mit allen benötigeten Bauteilen, dazu die ersten Fragen:

Dioden:
Ich benötige ein mal eine E75C40. Leider finde ich die nicht und wollte nun wissen, ob es einen legitimen Ersatzt gibt.
Das gleiche gilt für die vier BY250 im Gleichrichter.

Widerstände:
Ich habe Einiges gelesen und es wurden Metalloxid oder sog. Vishay Dale (Metall Film) empfohlen, die etwas teurer sind. Macht es Sinn an bestimmten Stellen, die teureren Widerstände zu verbauen, bzw kann man an anderen Stellen getrost darauf verzichten, weil sie nicht "im Signalweg" sind?
Würdet Ihr prinzipiell nur eine Sorte verwenden / welche?
Ich finde nicht alle Werte in den entsprechenden Belastbarkeiten (0,5 Watt). Kann ich da bedenkenlos auch 1 Watt Varianten verwenden oder hat das negative Auswirkungen?

Am Ende der Vorstufe befindet sich ein 220 pF Kondensator. Mir wurde erklärt, der sei dazu da, um hochfrequente Störungen / Einstreuungen zu filtern, was für mein Verständnis logisch klingt. Mit der geringen Kapazität dürfte der mir kaum relevante Höhen klauen, deswegen denke ich, es ist ok, den sicherheitshalber mit einzubauen. Oder spricht etwas dagegen?
ich würde gern einen Lautstärkeregler dazu haben, und habe mal im Schaltplan meines JCM 800 gespickelt, wie der da drin liegt. Es wird am Eingang der Endstufe einfach ein 1 MOhm (log) Poti verwendet. Spricht etwas dagegen, das einfach so zu übernehmen? Der schiebt den Eingang ja nur richtung Endstufe oder eben richtung Masse, ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Problem ist.
Ausserdem habe ich mir überlegt, dass es vielleicht sinnvoll ist, einen Mute Schalter zu haben und dachte mir ich könnte den Eingang zwischen dem Poti Schleifer und der Masseverbindung schaltbar machen. Ist dann mit einem Knacken zu rechnen?

Die beiden Elkos am Netzteil könnte ich "klassisch" mit Haltern ebenfalls an die Oberseite legen. Aus Platzgründen könne es aber sein, dass es praktischer wäre, die zusammen mit dem Gleichrichter auf eine (seperate) Platine im Gehäuse zu packen. Spricht da etwas dagegen, wie ev. Wärmeentwicklung oder Einstreuen auf den Rest der Schaltung?

Ich bin mit der Sache noch in der Planungsphase und werde sicher noch einige Frage haben. bevor ich aber anfange Teile zu bestellen und mal mit den ersten Schritten zu beginnen möche ich diese Fragen aus der Welt haben. Das Ganze wird sicher eine langfristige Beschäftigung und ich werde bei Bedarf auch gern dokumentieren wie sich die Sache entwickelt.

Vielen Dank für Eure Zeit!
PS: Ich hab den Schaltplan mal angehängt.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: mceldi am 19.01.2018 18:33
Der Schaltplan bringt meinen Mac mal sowas von zum Absturz ...

Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: GeorgT am 19.01.2018 20:50
Hallo Rubbl,
"E75C40" ist eine alte Bezeichnung für Selengleichrichter, soweit ich weiß. Die kannst du auch mit einer 1N4007 ersetzen.
Die anderen Dioden kannst du mit 4 1n4007 ersetzen. Datasheet: http://www.alldatasheet.com/datasheet-pdf/pdf/14624/PANJIT/1N4007.html
Widerstände kannst du eigentlich alles nehmen was die Spannung und den Strom aushält, Metallfilm nehme ich nur in den Vorstufen weil sie viel weniger rauschen als Kohleschicht.
In der Endstufe macht ein wenig mehr an Rauschspannung  nichts oder nur wirklich sehr wenig aus.
Du kannst da bedenkenlos auch 1 Watt Varianten einsetzen, Widerstand ist Widerstand.

Den 220 pF Kondensator am Eingang würde ich weglassen, ebenso den R400 mit 100 k, dafür würde ich einen Widerstand mit 2,2k einsetzen und einen Poti. Es gibt viele Möglichkeiten den Eingang zu gestalten, hier finde mal: https://www.google.de/search?q=r%C3%B6hrenendstufe+schaltplan&client=firefox-b&dcr=0&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwjnmOeN4OTYAhUN2qQKHerbDc4QsAQIJw&biw=1280&bih=951#imgrc=bTV8P_d1FK3z0M:
Du kannst natürlich die Eingangsschaltung deines JCM800 übernehmen, ich würde nur einen Kondensator von 100n nehmen.

Mute Schalter - den kannst du so setzen wie du es beschreibst, aber besser wenn du den an das Gitter der Eingangsröhre legst, dort hat der 0-Spannung und wird wohl nicht oder nur wenig knacken, das wirst du dann sehen wenn du es machst  ;D

Deine Kondensatoren kannst du auf eine seperate Platine packen, Elkos streuen i.d.R. nicht, und die Dioden sollten auch nicht heiss werden.

Zitat
Das Ganze wird sicher eine langfristige Beschäftigung
Naja, so eine Endstufe ist doch locker an einem WE gebaut, so viel ist das nicht damit daraus eine "langfristige Beschäftigung" werden wird... :urlaub:

Du solltest die negative Gittervorspannung anders aufbauen als die wie sie dein Schaltplan zeigt, wenn da z.B. ein Schleifer des Trimmers keinen Kontakt hat dann brennt die Endröhre durch, es gibt bessere Schaltungen, so z.B. hier Beitrag von Günthergünther : http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,20780.msg211064.html#msg211064

Viel Spass beim Löten.

@mceldi - Das hängt aber an deiner Anlage...  8)
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: _peter am 19.01.2018 21:04
Hallo,

nur eine ECC81 als PI ohne weitere Vorstufen reicht auf keinen Fall, um die Endstufe mit einer Gitarre auszusteuern.
Ohne zu rechnen, würde ich sogar sagen, da reicht auch kein herkömmlicher externer Preamp.

Gruß, Peter
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: GeorgT am 19.01.2018 21:45
Hallo Peter,
Rubbl schreibt doch :
Zitat
Auf die Vorstufe möchte ich verzichten, es wird also ein reiner Poweramp / Slaveamp.
Die ECC81 ist PI und Vorstufe.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: _peter am 20.01.2018 00:33
Das ist mir klar.

Aber auch eine "reine" Endstufe hat eine Eingangsempfindlichkeit, die die Geräte, welche angeschlossen werden, liefern müssen.
Wie viel Verstärkung soll denn bei einer ECC81 mit Gegenkopplung noch übrig bleiben, um vom Ausgangspegel eines Mixers oder eines Gitarreneffekts auf 80Vpp zu kommen und 2 EL34 im Gegentakt auszusteuern?

Gruß, Peter
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: chaccmgr am 20.01.2018 10:51
Hallo Rubbl,

auf http://www.valvewizard.co.uk/ findest Du Antworten auf alle Deine Fragen. Die Seite ist zwar auf Englisch, Merlin erklärt aber alles so, dass Du kein Ingenieur sein musst, um mitzukommen. Sehr infomativ. Hat mir den einstieg enorm erleichtert. Merlin hat auch Bücher geschrieben, die sehr empfehlenswert sind.

Die wesentlichen Dinge zum Röhrenverstärkerbau sind auf der Seite alle in Abschnitten erklärt, auch best practices zum Bau (wo sollen Leitungen laufen, welche nicht beieinander etc.)
Auch über Bauteile wird gesprochen.

Der Bass-King ist eine sehr alte Schaltung, die so von vielen nicht mehr gebaut würde. Es gibt aber auch Fans hier im Forum, die auf Bass-King schwören. Ich habe noch keinen gespielt und kann daher zum Klang nichts sagen.

Losgelöst von der Vorstufe kannst Du die Endstufe eigentlich nicht planen, da, wie schon geschrieben, die Pegel zusammen passen müssen.

Soll das eine universelle Endstufe werden? Für Gitarre? Für Bass? Welche Ausgangsleistung soll der Amp haben?

Grüße
Robert
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 20.01.2018 12:40
Vielen Dank für die sehr hilfreichen Antworten. Freut mich sehr.

Bevor ich weiterplane, scheint mir die Problematik mit der "Eingangsleistung" am wichtigsten.
Zum Verständnis: Ich hatte vor als Vorstufe einen Ashdown RPM-1 zu verwenden oder auch den Slave out meines Bass Prodigy.
Mir ist klar, dass ich mit nem Gitarreneffekt zu wenig Pegel hätte und müsste dann für den Betrieb als Gitarren Verstärker auch eine geeignete Vorstufe hernehmen.
Ich habe in der Vergangenheit über den Amp Bass und später auch Gitarre gespielt und finde den Klang durchaus lohnenswert.
Ich wollte die Enstufe schon "universell" einsetzten, je nachdem was ich in meinem Studio schönes damit anfangen kann.

Auf die Idee, die auf die Vorstufe zu verzichten kam ich eigentlich daher, dass mit ein Techniker, der den Amp schon zwei mal repariert hatte gesagt hat, dass es möglich wäre, eine der zwei Eingangsbuchse im Originalgehäuse als Line In umzufunktionieren. Ich hatte den damals gefragt, ob ich die einfach "hinter" die Vorstufe einspeisen kann. Es ist aber sehr gut möglich dass ich da was mißverstanden hatte.

Wenn ich die Vorstufe mit einbauen muss, damit ich noch was mit dem Amp anfangen kann, muss ich damit leben.
Alternativ wäre es eine Überlegung wert, was nötig wäre um den Eingang "Line In fähig" zu gestalten.

Leider lässt sich das im Moment nicht einfach testen. Der Bassking funktionerte zuletzt nicht richtig und ich habe mein eigenes Bemühen ihn zu reparieren abgebrochen, da ich den meisten Bauteilen nicht mehr so richtig trauen kann und man im original Gehäuse an alles nur dran kommt wie das Halsweh. Deswegen meine Idee, die Kiste im neuen übersichtlichen Gehäuse quasi neu zu bauen.

Dazu noch eine Anmerkung: ich brauch den Amp im Prinzip nicht, sondern das Ganze geschieht aus Idealismus. Auch wenn das etwas dümmlich erscheint unter dem Gesichtspunkt, dass ich ja nur die Trafos weiter verwenden will.

Den valvewizard schau ich mir auf jeden Fall mal genau an, freu mich schon drauf.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: chaccmgr am 20.01.2018 13:00
@BEA!!!!
Du bist doch die Bass-King-Spezialistin? Was braucht der für einen Eingangspegel um voll auszusteuern?

@Rubbl
Du kannst ja vor die bestehende Schaltung noch eine Verstärkungsstufe schalten, damit Du auf den richtigen Pegel kommst. Dazu musst Du aber wissen, was aus deinem Preamp rauskommt. Vorgehen wäre wie folgt:

1. Messe das "normale" Ausgangssignal Deiner Klampfen. Das wird unterschiedlich sein je nach Gitarre/Bass
2. Entscheide Dich, mit welchem Pegel du planen willst
3. stelle einen Funktionsgenerator auf den Pegel und die gewünschte Frequenz ein und schicke ein Sinussignal in Deinen Preamp
4. Messe den Pegel, der hinten bei "normaler" Einstellung des Preamps (Gain/Tone-Stack) rauskommt. Du sprichst hier von "Leistung", das ist nicht korrekt, beim Preamp geht es nur um Spannungsverstärkung
5. Der gemessene Wert ist der Pegel, mit dem Deine Endstufe voll aussteuern soll, ohne zu clippen. Willst Du Endstufenverzerrung (manchmal bei Gitarre erwünscht), darf es auch mehr sein. Aber Vorsicht: Endstufenverzerrung bei zwei EL34 tritt erst bei voller Lautstärke auf. Das ist bei ca. 50W so laut, dass Du, Deine Band und Deine Zuhörer taub werden und das Publikum wahrscheinlich abhaut, wenn Dich Deine Bandkollegen nicht vorher schon gekillt haben.
6. Damit weißt Du dann, ob die Endstufe, so wie sie ist, voll ausgesteuert werden kann. Wenn nicht, könntest Du die ECC81 gegen eine ECC83 tauschen und entsprechend die Beschaltung an die andere Röhre anpassen. Wenn der Pegelgewinn nicht ausreicht, brauchst Du entweder ein stärkeres Ausgangssignal des Preamps oder Du musst eine Verstärkungsstufe in der Endstufe vorschalten.

Eine sehr einfache, sehr gut klingende Vorstufe hat z.B. der Hartke LH1000. Im Prinzip ist das eine Fender Blackface Clean Kanal Vorstufe, die damit auch für Gitarre geeignet ist. Alternativ/quasi das Selbe ist der Alembic F2B. Simpel, klingt gut und geht für beides.

Hope that helps
Robert
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: GeorgT am 20.01.2018 13:15
ECC81 mit Gegenkopplung ... und 2 EL34 im Gegentakt auszusteuern
Die Gegenkopplung ist das ganze Geheimnis dieses Verstärkers.

Was braucht der für einen Eingangspegel um voll auszusteuern?
Mit dieser Gegenkopplung braucht der ungefähr 26Vpp. Sagt mein LTSpice.
Ohne Gegenkopplung und dem R404, 2k2, an der Katode direkt an Masse etwa 2.5Vpp.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: The stooge am 20.01.2018 13:53
Mojn,

Ich habe mal einem Bassking T eine Röhrenvorstufe implantiert und with a little help from my friends in the Forum auch zum Laufen bekommen; vielleicht kannst Du ja mit dem Thread was anfangen: http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,14234.0.html
Die Kiste klngt ganz ansprechend, ist aber so brülllaut, dass ich sie so gut wie nie benutze. 

ne schöne Jrooß, Mathias
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 23.01.2018 11:19
Mit dieser Gegenkopplung braucht der ungefähr 26Vpp.
Wenn ich das richtig verstehe, entspricht das ca. 21,5 dBu?

Ich hab halt Preamps und Wandler, von denen ich die max. dBu an Ein oder Ausgängen kenne und könnte so mal rausfinden, wo ich mich da eigentlich bewege.

Ich muss die Endstufe nicht zum zerren bringen, es reicht mir, wenn es clean bleibt, sollte aber natürlich nicht unbrauchbar rauschen.
Sagen wir mal ich komme auf eine Signalquelle für die Enstufe mit nem Pegel von 19dBu maximal. Das wären dann ca. 19 Vpp.
Für ich hat das so den Eindruck, als ob das nicht so verkehrt wäre. Aber vielleicht liege ich da völlig falsch.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 23.01.2018 14:40
So, hab mir jetzt mal den Thread von The stooge genauer angeschaut. Danke für den Link!
Du schreibst: "Einschleifen der Preamps in die  zweite Stufe der ECC 83 funzt absolut problemlos. "
Das gefällt mir.
Ich versuche mal aus dem leichten Durcheinander des gesamten Threads die passende Schaltung / Werte rauszuziehen.

PS: ich sehe aber auch, dass die von Dir verwendeten Preamps ev. nicht die größten Pegelmonster sind, werde parallel auch da noch nachforschen.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: bea am 23.01.2018 22:10
@BEA!!!!
Du bist doch die Bass-King-Spezialistin? Was braucht der für einen Eingangspegel um voll auszusteuern?

7V eff. Also +-10V. Steht im Schaltplan drin. Die Werte sind bei allen Endstufen gleich, auch bei den großen.


So aus dem Bauch heraus würde ich der Endstufe einen direkt gekoppelten Katodyn mit einer ECC82 spendieren, vielleicht mit Bootstrap für mehr Gain, und Spannungsaufteilung am Katodyn jeweils 33% für maximale Aussteuerbarkeit, und vielleicht sogar mit ner Konstantstromquelle als Arbeitswiderstand der Gainstufe. Gespiced habe ich das bisher nur für den Fall einer EL84-Endstufe.

Mit der ECC81 ginge das auch, aber nur mit hochgelegter Heizung. Die ECC81 verträgt leider nur maximal 90V zwischen Katode und Heizung.

Die Eingangsempfindlichkeit ist bei einer Eigenkonstruktion nicht so kritisch - ein Preamp aus nur 2 Stufen ECC83 bringt locker genug, um auch einen Katodyn mit ECC82 durchzusteuern.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: bea am 23.01.2018 22:35

Der Bass-King ist eine sehr alte Schaltung, die so von vielen nicht mehr gebaut würde. Es gibt aber auch Fans hier im Forum, die auf Bass-King schwören. Ich habe noch keinen gespielt und kann daher zum Klang nichts sagen.

Vor allem auf die größeren Versionen dieser Endstufe ;-)

Aber Röhrenendstufen sind doch grundsätzlich sehr alte Verstärker?

Man muss hier übrigens unbedingt zwischen den modularen Dynacords (Bassking T als kleinster, Gigant als größter Vertreter) unterscheiden und dem Vorgänger im kleinen Blechkisterl.

Wenn das ein Slave werden soll, müsstest Du aber auf jeden Fall einen minimalen Preamp vorsehen. An Deiner Stelle würde ich dazu keinen ECC83 nehmen. Deren Verstärkung ist viel zu groß - das macht in dieser Anwendung nur Streß.
Da würde ich tatsächlich wieder eine ECC82 verwenden, je nach benötigter Empfindlichkeit sogar beide Systeme parallel geschaltet.


Zum Klang nur ein Wort: "HiFi". Ok, nicht ganz oder eben gerade so. Aber die Verstärker wurden ursprünglich als PA- und Keyboard-Verstärker entwickelt, und mit modernen Boxen klingen sie als Gesangsanlage richtig gut.

Wenn Gitarren- oder Bassamp: unbedingt die Schirmgitterwiderstände vergrößern, um ca. 50%. Die sind für brave Tanzmucker ausgelegt, die den Übersteurungsschutz (Trimmer + Diodenclipping)  der Endstufe nicht aushebeln...
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: bea am 24.01.2018 00:35
Nomal ich: die Eingangsepfindlichkeit ist doch sogar im Schaltplan vermerkt: 6.1 Veff am Gitter der Eingangsröhre. Die 7V entstehen durch den Spannungsteiler R400/R401.
So wie sie konzipiert ist, ist das eine zuverlässige und sauber klingende Endstufe, die man für einen Slaveamp 1:1 übernehmen kann.

Eine Schwachstelle hat sie: die Gegenkopplung beeinflusst gleichzeitig den Arbeitspunkt der Eingangsstufe. Und im Fehlerfall wird der undefiniert. Das könnte man verändern, muss es aber nicht; die Geräte haben sich über die Jahrzehnte eigentlich als recht zuverlässig erwiesen.
Dann würde ich natürlich noch die Bias-Trimmer ausfalltolerant machen - DAS ist ein echter Schwachpunkt nicht nur dieser Endstufe.

Zu der von mir ins Spiel gebrachten alternativen PI-Variante habe ich hier etwas geschrieben: http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,12882.msg230250.html#msg230250


So wie sie ist, sollte die Schaltung auch an den 400 V im Bassking ordentlich funktionieren. Im Vergleich zum Dynacord-PI arbeitet dieser tatsächlich sauberer.

Die Eingangsempfindlichkeit kann man noch etwas steigern, wenn man die Stromgegenkopplung der Eingangsstufe reduziert (partielles Überbrücken mit Koppel-C).

Für einen Slave würde ich ggf die ECC81 durch eine ECC832 ersetzen und den Arbeitspunkt so einstellen, dass der Eingang des Katodyn auf einem Potential von so um die 130V liegt. Die Gainstufe wäre natürlich die ECC83-Hälfte der ECC832.
Man kann das entweder nutzen, um die Empfindlichkeit zu vergrößern - ca. 6 dB könnten drin sein - oder aber den Gegenkopplungsgrad so belassen und die Verzerrungen weiter absenken.

Was in der Praxis auf eine Empfindlichkeit zwischen 1.5 und 6 V hinausliefe. Vermutlich immer noch zu wenig für einen Slave; um eine zusätzliche Verstärkerstufe kommt man nicht herum.

Je nachdem, welche Erfahrung Du hast - am einfachsten wäre es, die Schaltung zu übernehmen und nur die  Schleifer der Bias-Trimmer  mit 100-200k zu brücken, damit die Endröhren bei einem Trimmerdefekt nicht in der Luft hängen, sondern abgeregelt werden. Und dann einfach eine ECC82 mit beiden System parallel davorhängst - knapp 20 dB Verstärkung sollten hier doch ausreichen?
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 24.01.2018 10:19
am einfachsten wäre es, die Schaltung zu übernehmen und nur die  Schleifer der Bias-Trimmer  mit 100-200k zu brücken, damit die Endröhren bei einem Trimmerdefekt nicht in der Luft hängen, sondern abgeregelt werden.
Ja, das wurde schon angesprochen und klingt logisch. Wo müssen die 100-200K genau hin?
Klar vom Schleifer Anschluss, aber zu R410 oder R415?
Zitat
Und dann einfach eine ECC82 mit beiden System parallel davorhängst - knapp 20 dB Verstärkung sollten hier doch ausreichen?
Die 20 dB decken sich genau mit dem, was ich Gestern noch rausgefunden habe. Gibt dazu nen Schaltplan?

Vielen Dank für die Hilfe, so kann das was werden.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 25.01.2018 16:04
Ich habe mal gesucht, ob ich eine passende Vorstufe (bzw deren Schaltplan) für eine Ecc82 irgendwo raus klauen kann, komme da aber nicht so recht weiter.
Nachdem ich aber so langsam überblicke, wie sowas aussehen sollte und mit Hilfe der Schaltung von The Stooge, komme ich auf sowas.
Nur habe ich keine Ahnung, welche Werte die Bauteile haben müssen. Vielleicht kann mir da jemand weiter helfen. Vermutlich muss auch noch was ergänzt werden, einen Schaltplan lesen kann ich, einen entwerfen auf keinen Fall.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: smid am 25.01.2018 20:00
Hi Rubbl,

Ob für eine ECC82 oder ECC81 oder ECC83, erstmal bliebt sich das gleich, nur die Verstärkung ist je nach Typ verschieden hoch.
Die meisten Amps nehmen da eine ECC83, weil die die höchste Verstärkung liefert.
Der Klassiker zu dem Thema Verständnis und Berechnung der Triodenvorstufe:
http://www.valvewizard.co.uk/gainstage.html (http://www.valvewizard.co.uk/gainstage.html)
Und hier im Forum kompakt:
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,19681.0.html (http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,19681.0.html)
Mit dem Wissen kannst Du das selbst berechnen bzw. aus jedem beliebigen Amp kopieren und auf Deine Spannungsverhältnisse anpassen. 405V HT sind z.B. etwas höher als die ca. 360V in einer typischen Fendervorstufe, deren Bauteilwerte aber erstmal für einen ersten Schuss taugen: Kathodenwiderstand 1k5/0.5W, KathodenC ca. 25u/25V (der nächste Skalenwert tut's auch: 22u), Anodenwiderstand 100k/1W. KoppelC 21-100n. Zwischen den beiden Triodenstufen evtl. noch einen Spannungsteiler, damit die zweite Stufe nicht überfahren wird.
Viele Amps packen auch den Tonestack zwischen die beiden ersten Triodensysteme. Im Anhang mal die 0815 Fender Vorstufe.

VG
Andreas
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: bea am 25.01.2018 20:07
Die meisten Amps nehmen da eine ECC83, weil die die höchste Verstärkung liefert.

Und weil das in diesem Fall viel zu viel sein dürfte, habe ich die ECC82 ins Spiel gebracht.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 26.01.2018 16:38
Danke smid! Das PDF ist genial.

Ich werde das mal Schritt für Schritt durchgehen und die errechneten Werte vergleichen. ich lerne da grad viel und finde das prima.

Es wird auf jeden Fall eine ECC82 werden, wie von bea empfohlen.

Die 405 V HT sind mir halt vorgegeben. The Stooge schaltet in seiner Vorstufe da einen 33 K Widerstand vor (bei mir R7) und einen Kondensator zur Masse mit 50 uF (bei mir C 3). Meint ihr ich soll das so übernehmen, er schreibt in seinem Thread, er misst dann 330 Volt.

PSS: Nach dem Datenblatt der ECC82 ist 330 Volt immer noch etwas viel. Wie müsste ich den Widerstand vergößern, um auf max. 300 Volt zu kommen?

Dann mal der Reihe nach:
Rgl = R1 = 1M sollte passen.

Der grid stopper Rgs (bei mir R2) macht mir Kopfzebrechen. In dem PDF steht zb 68k bzw 10k bis 33k; allerdings bei einer 12ax7 mit Eingangskapazitär von 100pF. Im Datenblatt der ECC82 ist aber von 1,9pF die Rede, das heißt, der Widerstand müsste demnach um den Faktor 50 größer sein. Da hab ich sicher nen Denkfehler drin.

PS: nochmal nachgerechnet und nun komme ich auf 1,47K. Das entspricht ja dem, was The Stooge in seinem Schaltplan drin hat (1,2K).
Frage zu der cut Frequenz. Ich hab 10kHz gewählt, weil mir das zu einem Bass / Gitarren Amp realistisch vorkommt - ist da mein Denkfehler?


"Kathodenwiderstand 1k5/0.5W, KathodenC ca. 25u/25V (der nächste Skalenwert tut's auch: 22u), Anodenwiderstand 100k/1W. KoppelC 21-100n." -würde ich so übernehmen oder sehen, was ich ev. für Werte anhand des PDFs berechnen kann. Wird vermutlich in dem Bereich liegen, bzw sehe ich dann ja.

"Zwischen den beiden Triodenstufen evtl. noch einen Spannungsteiler, damit die zweite Stufe nicht überfahren wird."
Wirkt sich wie aus? Würde ich die zweite Stufe überfahren kommt es zu Verzerrungen, oder was noch / anderes?
Da ich so oder so irgendwo einen Vol Poti einbauen will, wäre dann hier ein geeigneter Punkt?

Gut das wärs mal fürs erste, ich werde leider noch viele Fragen haben und danke schon mal für Eure Geduld.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: bea am 26.01.2018 17:50
PSS: Nach dem Datenblatt der ECC82 ist 330 Volt immer noch etwas viel. Wie müsste ich den Widerstand vergößern, um auf max. 300 Volt zu kommen?

Überhaupt nicht. Die 300 V sind die Potentialdifferenz zwischen Anode und Katode. Je nach Arbeitspunkt bist Du da meilenweit von den 300 V entfernt.


Zitat
Der grid stopper Rgs (bei mir R2) macht mir Kopfzebrechen. In dem PDF steht zb 68k bzw 10k bis 33k; allerdings bei einer 12ax7 mit Eingangskapazitär von 100pF.
das gilt gleichermaßen für die ECC82. Mach ihn am besten so klein wie möglich.

Zitat
Im Datenblatt der ECC82 ist aber von 1,9pF die Rede, das heißt, der Widerstand müsste demnach um den Faktor 50 größer sein. Da hab ich sicher nen Denkfehler drin.

Du musst den Wert noch mit der Verstärkung multiplizieren.

Zitat
Frage zu der cut Frequenz. Ich hab 10kHz gewählt, weil mir das zu einem Bass / Gitarren Amp realistisch vorkommt - ist da mein Denkfehler?
Ist vernünftig, allerdings würde ich mich trotzdem eher an den 15 kHz des Bassking orientieren. Ein Bassamp benötigt eine bessere Höhenwiedergabe als ein Gitarrenamp.

Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: smid am 26.01.2018 17:57
Zitat
"Zwischen den beiden Triodenstufen evtl. noch einen Spannungsteiler, damit die zweite Stufe nicht überfahren wird."
Wirkt sich wie aus? Würde ich die zweite Stufe überfahren kommt es zu Verzerrungen, oder was noch / anderes?
Da ich so oder so irgendwo einen Vol Poti einbauen will, wäre dann hier ein geeigneter Punkt?

Ja das zerrt. Für ein Volumen-Poti wäre das ein geeigneter Ort.

VG
Andreas
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 29.01.2018 10:39
Ich hoffe es hatten Alle ein schönes Wochenende, ich hab an diesem etwas gerechnet...

Ein Denkfehler ist mir schnell klar geworden, und ich fürchte ich bin da nicht allein mit der Fehleinschätzung.
Der Hi - Cut / Low Pass, den der grid stopper verursacht, bezieht sich natürlich nicht auf das Nutzsignal, wie man es bei einem Mikrofon Preamp ev. mit einem Filter bei 15 kHz absenken würde, sondern soll Einstreuungen verhindern (Stichwort Radiowellen, steht ja auch so im PDF).
Eine Lowpass bei 15 kHz wäre viel zu tief und würde einen Widerstand von weit mehr als 68k Ohm erfordern. Der Wert des Widerstandes ist ein Faktor im Kehrwert der Frequenz. Je kleiner der Widerstand, desto höher der Lowpass.

Wo finde ich die Eingangskapazität der Röhre? In den Datenblättern gibt es "nur" Angaben wie Gitter zu Kathode. Egal welche Werte ich nehme, ich komme auf keinem Weg, der sich mir irgendwie erschließt, auf die als Beispiel angegebenen 100pF (für ECC83).
Wo kommt dieser Wert her, und wo finde ich den für die ECC82?


Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: bea am 29.01.2018 10:54
C_in = C_gk + C_ga*µ wobei µ die Verstärkung der Stufe ist. Ist der sog. Miller-Effekt.

Also Werte aus dem Datenblatt nehmen und rechnen.
Dazu noch ein kleiner Aufschlag, weil die Fassung auch noch ein bisserl was beiträgt.

Überschlagsmäßig sollte sich die Eingangskapazität von ECC83 und ECC82 um den Unterschied in der Verstärkung unterscheiden, also um einen Faktor 4.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 29.01.2018 14:12
Vielen Dank! Super, so wird langsam ein Schuh draus.
Titel: Re: Neuaufbau / Nachbau Endstufe aus Dynachord Bassking T
Beitrag von: Rubbl am 9.02.2018 10:28
Ich möchte mal zwischenzeitlich eine Rückmeldung geben und natürlich hab ich noch ne Frage gefunden.

Die Schaltung für die ecc82 steht, sind keine Überraschungen drin. Ich fühle mich auch gut damit, weil ich in den "üblichen" Toleranzen bin, das aber selber nachvollziehen kann. Vielen Dank für die Hilfestellung.

Bis ich die erste Bestellung aufgebe wird noch etwas Zeit verstreichen, vor allem, weil ich noch mit der Gehäuse Größe hadere. Auf der einen Seite will ich die Kiste nicht zu breit machen, damit sie auf die meisten Boxen passt, aber eng werden darf es auf keinen Fall.
Der Berg mit Skizzen zum Layout der Schaltung wird größer und ich muss noch genau planen, wo alle Buchsen, Schalter, Sockel, Trafos... hin sollen. Wird wohl mal ein Modell aus Pappe fertigen um die Abstände besser einschätzen zu können. Das wird schon.

Die beiden Trafos stehen im Moment im regal und mir ist beim Ausbau aufgefallen, dass vor allem das "Papier" außen rum ziemlich alt aussieht. Den Staub vorsichtig entfernen ist eine Sache. Gibt es irgend einen Pflege Trick mit dem man verhindern kann, dass die Hülle zu porös wird?

Achja, und nochmal zurück zu den Trimm Potis, wo soll der "Schutzwiderstand" da genau hin?