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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Wastl am 10.03.2024 23:07

Titel: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Wastl am 10.03.2024 23:07
Servus liebe Tube-Town Freunde,

ich habe meinen Madamp J5MK1 Bausatz fertig gestellt. Jedoch habe ich das Problem, wenn ich den Volume der Vorstufe auf max. stelle bzw. auch kurz nach 3/4 Stellung fängt der Verstärker das Pfeifen/fiepen an, verliert Höhen und Verzerrung. Interessant ist, schließe ich ein Pedal an und schalte es ein, funktioniert der Verstärker ohne fiepen/pfeifen und Höhen-/Verzerrungsverlust.
Scheinbar ist dieses Problem bekannt, da eine Google-suche mehrere Beiträge im Musikding-Forum findet. Leider ist das Forum seit mehreren Tagen in Wartungsarbeiten und ich kann die Beiträge nicht öffnen (hab es auch über die „wayback-machine“ versucht).

Vielleicht kann einer mir hier helfen bzw. Tipps beim troubleshooting geben.

Vielen herzlichen Dank für eure Hilfe und Mühen.

Schöne Grüße aus Bayern.
Sebastian/Wastl
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Showitevent am 10.03.2024 23:26
Hallo Sebastian,

ohne den Amp, bzw. dessen Schaltplan / Aufbau näher zu kennen, klingt das sehr nach einer oszillation, in der der Preamp Gain so hoch ist, dass er empfindlich auf die Aussendung von Signal späterer Stufen wird. Mit einem Pedal wird vermutlich die Eingangsimpedanz deutlich niedriger sein, das Problem taucht dann zwar vielleicht nicht auf, ist aber dennoch da. Oszillation breitet sich dann in Form eines "Loops" über die Luft aus. Signale aus späteren Stufen streuen auf die Eingangsektion ein.

Hast Du einen Schaltplan und ggf. mal 2 Fotos vom Aufbau? Vieles kann man mit geschicktem Verlegen der empfindlichen Signalleitungen in den Griff bekommen. Ggf. muss man mit s.g. Gridblockern oder ggf. erweiterter Kapazität arbeiten.

LG Geronimo
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Helmholtz am 10.03.2024 23:29
Hallo Wastl,
das klingt nach Oszillation.
Kannst Du den Schaltplan hier posten?
Falls nicht, hat der Amp global NFB (Über-alles - GK der Endstufe)?
Hast Du ein Oszi?

Edit: Vorpost verpasst um 3min.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: roseblood11 am 11.03.2024 10:52
Dass es mit Buffer vor dem Amp nicht mehr pfeift, gibt einen guten Hinweis darauf, wo man die kapazitive Kopplung wahrscheinlich suchen muss: Irgendwo zwischen Input und erster Triode kommt das schwache, hochohmige Eingangssignal einem kräftigeren, niederohmigen Signal von "weiter hinten" im Signalweg zu nahe.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: volvodidi am 11.03.2024 12:45
Der Schaltplan kann hier auf der Madamp.de Seite eingesehen werden.
http://www.madamp.de/index/lang/de/artikel/5 (http://www.madamp.de/index/lang/de/artikel/5)
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: roseblood11 am 11.03.2024 13:08
Auf den Fotos ist es recht vorbildlich aufgebaut: Grid Stopper direkt am Sockel, geschirmte Leitung zur Buchse, Schirm nur einseitig an der Buchse verbunden.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Wastl am 11.03.2024 16:18
Hallo zusammen,

vielen vielen Dank schon mal für die schnellen Antworten.
Den Schaltplan (in einer Auflösung mit der man was anfangen kann) darf ich sicher nicht hochladen.
Aber hier die Bilder von meinem Aufbau.
Ein Oszi hätte ich.

Es muss nicht unbedingt ein Pedal mit Buffer sein, es funktioniert auch mit einem einfachen Tubescreamer, selbst mit Gain und Volume auf Anschlag.

Nochmals vielen herzlichen Dank für eure Hilfe.
Sebastian
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Helmholtz am 11.03.2024 16:34
Ist der Kathodenelko an der Endröhre gut?
Hat der einen hohen ESR oder eine schlechte Lötverbindung, kann sich Endröhrensignal über die Heizleitungen im Amp ausbreiten und auf die Eingangröhre gelangen.
Zum Testen könnte man mal die Symmetrierwiderstände der Heizspannung statt an der Kathode an Masse anschliessen.

Übrigens ist der Ausgang eines originalen TS immer gebuffert.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: volvodidi am 11.03.2024 19:39
Nimm mal den Kabelbinder von den 3 geschirmten Leitungen weg, und zieh sie auseinander.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Wastl am 11.03.2024 20:03
Ist der Kathodenelko an der Endröhre gut?
Hat der einen hohen ESR oder eine schlechte Lötverbindung, kann sich Endröhrensignal über die Heizleitungen im Amp ausbreiten und auf die Eingangröhre gelangen.
Zum Testen könnte man mal die Symmetrierwiderstände der Heizspannung statt an der Kathode an Masse anschliessen.

Übrigens ist der Ausgang eines originalen TS immer gebuffert.

Nach dem ESR-Messgerät/Bedienungsanleitung zu urteilen (0,17 Ohm gemessen) wäre der ELKO (63V 100uF) in Ordnung.
Um sicher zu gehen, die Symmetrierwiderstände der Heizspannung sind die im Bild orange gekennzeichneten, richtig?
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Wastl am 11.03.2024 20:04
Nimm mal den Kabelbinder von den 3 geschirmten Leitungen weg, und zieh sie auseinander.

Habe ich schon probiert, keine Änderung.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: volvodidi am 11.03.2024 20:07
Hast du das Teil exakt nach den Bildern in der Anleitung verdrahtet?
Die Leitungsführung ist nicht umsonst so von Martin vorgegeben.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Helmholtz am 11.03.2024 20:59
Um sicher zu gehen, die Symmetrierwiderstände der Heizspannung sind die im Bild orange gekennzeichneten, richtig?

Richtig,
(Die Lesbarkeit des Schaltplans ist wirklich miserabel).
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Showitevent am 12.03.2024 07:26
Moin,

also bezüglich des Schaltplans kann ich nur sagen, dass ich es schon ziemlich albern fänd, wenn darum ein Geheimnis des "Verkäufers / Erstellers" gemacht werden würde. Die haben das Rad da mit Sicherheit nicht neu erfunden und wenn überhaupt ein wenig Zauberpulver mit in die Tütchen gepackt. Falls man das aus Angst macht, dass die Parts woanders gekauft werden kann ich nur sagen, haben die Dinger hiermit für mich ihren Spirit verloren bevor sie ihn hatten.

Verständlich aber, dass Du dich da nicht aus dem Fenster lehnen möchtest. Ich weise dennoch mal darauf hin, dass diese ganze Technik ihren Ursprung dort hat, wo man vornehmlich und gern Schaltungsunterlagen frei zur Verfügung gestellt hat und teils sogar freiwillig mit ins Gehäuse gedruckt hatte! Eine vorbildliche Firma würde das heute immernoch tun!

Seis drum, der Schaltplan lässt ja zumindest erahnen worum es geht und die Praxis ist ja immer wieder die Gleiche.

- Also im Blindflug -
Mein vorgehen wäre wie folgt:
1.) Ausschließen, dass nicht die V1 selbst das Problem hervorruft
2.) Ausschließen, dass die empfindliche Eingangsleitung das Problem hervorruft
3.) Ausschließen, dass die Bypassleitung der V2 das Problem hervorruft
4.) Ausschließen, dass der Kathodenschalter das Problem hervorruft

Zu 1: Mal Röhren getauscht? Empfängliche Röhren müssen nicht zwangsläufig klopfempfindlich reagieren.

Zu 2: Du kannst im Grunde ohne klangliche einbußen einen 47pF Kondensator zwischen Gitter und Kathode der V1 hängen. Hier reicht eine Spannungsfestigkeit von unter 50 volt, je kleiner mechanisch, desto besser. So dicht an die Röhrenpins wie möglich. Irgendein Temparaturstabiler Kerko ist hier ideal. Mit einem klassischen 68K Gridblocker ist der so gut wie blind für dein Gitarrensignal, macht die Stufe aber ungemein stabiler.

Zu 3: Auch wenn V1 das Problem zu sein scheint, kann es dennoch sein, dass sich das im Verbund nach vorn aufschaukelt. Dafür würde ich die Bypassleitung, die zum Schalter an V3 Grid geht einfach mal physisch aus dem Amp entfernen und gegentesten. Dort kann das Signal innerhalb des Schalters kapazitiv gegenkoppeln. Das ist zwar technisch ein phaseninvertiertes Signal - respektive zu ihrem Ursprung - das ist es bei Oszillatoren aber auch! Ich denke aber nicht, dass diese Leitung wirklich ein Problem darstellt, dazu ist zu wenig Gain im Amp.

Zu 4: Auch hier würde ich die Leitungen der V1 und V3 Kathoden, die zu den etwaaigen Schaltern gehen mal physisch aus dem Gerät entfernen und die Kathoden so beschalten, wie es im "High Gain Mode" der Fall wäre.

Weiteres Troubleshooting:
- Der Amp schein keine Gegenkopplung zu haben, was soweit auch erstmal kein Problem ist. Das bedeutet aber, dass die Endstufe frei drehen kann... Da gibts so einen Schalter, der einen Bypass Kondensator über den AT Primär hängt. Macht der Amp das Problem auch, wenn dieser aktiviert ist?

- Ein Anodenbypass Kondensator an V3 kann abhilfe schaffen. 220pF bis 1nF sind realistische Werte. Dort wirst Du einen Roll off im Treblebereich haben. Es ist also abzuwägen, in wie weit dieser dich am Ende zufrienden stellt.
Ich persönlich habe die Erfahrung, dass es ohne oft eh zu harsh ist. Treble kann wieder aufgearbeitet werden, muss es aber nicht zwangsläufig. In Highgainern fehlts oft eh mehr am Bass. Es kann auch sein, dass ein etwaaiger Kondensator für Dich zu einem besseren / sahnigeren Klangerlebnis führt.

Dann nochmal ein Sicherheitshinweis:
Ich finde das liften des GND's garnicht mal so lustig ehrlich gesagt. Keine Ahnung, welcher Wert im Schaltplan angegeben ist, aber der 10 Watter mit 100 Ohm ist ja für sich sprechend.
Sind da alle Star Grounds physisch vom Chassis getrennt? Wie sieht das mit der Eingangsbuchse ansich aus? Hat die elektrischen Kontakt zum chassis?

LG Geronimo
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: roseblood11 am 12.03.2024 08:36
Die Leitungsführung der Heizung an den Sockeln ist suboptimal. Besser so:
https://www.valvewizard.co.uk/heater10.jpg


Und das Malerkrepp solltest du entfernen. Das wird durch die Wärme schnell trocken, fällt ab und wandert durch den Amp.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Showitevent am 12.03.2024 11:41
Ich nochmal!

Leg mal das blaue AT Kabel, welches von der Endstufenröhre kommt weiter nach hinten, so dicht wie möglich an das chassis, so weit wie möglich weg von V1.

LG
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: roseblood11 am 12.03.2024 11:47
Von V1 ist es ein Stück weg. Vielleicht geht der Weg eher von der blauen Leitung über die Heizung, und dann über die kreisförmige weißrote Antenne um V1 ins Eingangssignal.
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Serena Fate am 12.03.2024 12:05
Hi,

Weil's mich grad anspringt (sorry, falls das schon war):
Ich würde mal versuchsweise das blaue Kabel, das von der V3-Anode zu R17/R18 geht entfernen. Das ist ja schon ne wunderbare Sende-Antenne, v.a. bei offenem SW5.

VG


Edit: Für alle, die keinen lesbaren Plan haben: R17/R18 sind  die beiden parallelen Widerlinge am rechten Rand des Boards ;D
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: Wastl am 12.03.2024 16:54
Nochmals vielen Dank für eure Unterstützung.
Ich werde eure Vorschläge mal systematisch durcharbeiten, dazu muss ich erst Kondensatoren und nochmal eine neue V1-Röhre bestellen und gebe dann wieder Bescheid, ob es funktioniert hat oder nicht.

Ich habe mich eigentlich strickt an die Anleitung gehalten, jedoch zwei Kabel gefunden die nicht genau so verlegt waren, wie in der Anleitung abgebildet, leider gab es keine Veränderung.

Die Sternmasse habe ich wie in der Anleitung beschrieben vom Chassis getrennt, wobei ich das obsolet finde, nachdem dann die Potis, die mit dem Chassis verbunden sind, mit einem Draht mit der Eingangsbuchsenmasse verbunden werden (ich Poste mal das Bild aus der Anleitung wie der Verstärker aussehen sollte am Schluss).
Ich habe aber auch schon ausprobiert (Poti, Buchsen, Schalter alles frei hängend ohne Verbindung zum Chassis), dass alle Sternmassen keine Verbindung zum Chassis haben außer über den 100 Ohm Widerstand, hat leider auch keine Verbesserung gebracht.

Der Fehler ist auch vorhanden bei allen Schalterstellung (und deren Kombinationsmöglichkeiten) (Fat, Gain, Filter) ob aktiv oder nicht aktiv.

Das Malerkreppband dient nur zur provisorischen Befestigung, selbstverständlich werden die Leitungen am Schluss anständig befestigt.

Nochmals vielen Dank und schöne Grüße.
Sebastian
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: carlitz am 12.03.2024 17:01
Hast Du einen Gitterwiderstand (33k -- 82k) vom Gitarreneingang zur ersten Röhre (und dann möglichst nah an der Röhre)?
Titel: Re: Madamp J5MK1 pfeifen/fiepen/oszillation Volume Preamp/Vorstufe
Beitrag von: roseblood11 am 12.03.2024 17:57
Der maßlos überdimensionierte am Stützpunkt in der Mitte, der allein durch die Größe der zweiten Triode recht nahe kommt.

Ist das letzte Foto aus der Dokumentation? Empfiehlt Martin tatsächlich, die Heizleitungen so zu legen? Augenkrebs...

Ich empfinde es immer als Ärgernis, dass Schaltplan und Layout nicht lesbar sind. Die will Mr Adams nicht rausrücken, aber dass seine Kunden in Foren gratis Support bekommen, gefällt ihm vermutlich ganz gut...