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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: headcrash am 28.02.2018 19:04

Titel: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: headcrash am 28.02.2018 19:04
Zwei Gitarren-Kollegen und ich haben letzte Woche endlich unseren lange geplanten Blind-AB-"Kemper-vs.-the-real-thing" Vergleich gemacht. Dabei haben wir allerdings den Lautsprecher ausgeklammert, und uns auf einen MidGAin Crunch Sound beschränkt.

Den Testaufbau beschreibe ich unten ausführlicher, zunächst aber zu UNSEREM Fazit:
Der Kemper kann alles, was ein guter Röhrenamp auch kann. Mit einem optimierten Profile konnten wir die beiden Amps nicht auseinanderhalten. Ja, es war ein minimaler Unterschied da. Aber es war kein besser/schlechter, sondern anders. Wir konnten nie eindeutig sagen: Das ist Kemper, das ist Charles.
In Sachen Dynamik, Zerrverhalten, Zerrdynamik oder gar Latenz konnten wir allesamt nichts feststellen. Sprich die Latenz ist nicht wahrnehmbar und auch nicht spürbar.
Dynamik und Zerrverhalten konnten beide Amps gleich gut (Ausklingverhalten, Attack usw.). Das war tatsächlich überraschend, zumal es zumindest für mich der wirklich absolute Erstkontakt mit einem Kemper war.

Ich bleib trotzdem bei meinen Röhrenamps. Ich brauch nur wenige Sounds, und mag einfach das Gefühl von the real thing  ;D Dennoch empfehle ich jedem, einen vergleichbaren ECHTEN AB-Blindtest zu machen, bevor er behauptet, er könne Unterschiede hören/spüren.
Ich möchte nicht ausschließen, dass wir mit einem andern Amp nicht doch Unterschiede ausmachen hätten können. Aber wir wollten uns schon aus Zeit- und Aufwandsgründen auf nur einen Amp und Sound beschränken.

Testaufbau:
Zwischen einem Kemper mit Endstufe und meinen Charles MkIV wurde mittels einem Palmer Tino umgeschalten. Der schaltet per Relais dem nicht benutzten Amp eine Last zu, und die Gitarre dem enstprechenden Amp.
Wir haben in einem Raum gespielt, wo auch die Box stand (1x12" mit V30).
Die beiden Amps und der Tino standen in einem andern Raum, sodass der Spielende nicht sieht und weiß, welcher Amp gerade aktiv ist.
Der Amp wurde im heißeren Kanal auf einen satten Crunch eingestellt. Etwas mehr als AC/DC, aber noch nicht ChuggahChuggah komprimierend. Lautstärke war ungefähr so laut, dass man mit einem moderaten Drummer hätte mithalten können.
Das wurde dann gekempert, wie in der Anleitung beschrieben. Das nicht optimierte Ergebnis war ziemlich dumpf (was laut Kemper support vermutlich an der billigen Millenium DI Box liegt, die wir verwendeten). Wir haben dann mit dem 4 Band EQ per Gehör den Klang angeglichen, und auch die Lautstärke.
Der Proband ist dann rüber in den Testraum und der "Schaltende" hat sicherheitshalber den Tino paar mal schnell hin und her geschalten. Der dann aktive Amp wurde als Amp A dem Spieler zugerufen.
Dann wurde gespielt, und auf Zuruf des Spielers geschalten.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 1.03.2018 19:11
Bestätigt meine Erfahrung :D
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: cca88 am 1.03.2018 20:22
Am  liebsten wäre mir so ein Test in einer Kneipe unter Live-Bedingungen...

Ich befürchte jedoch, daß das Ergebnis ernüchternd sein könnte

Das Ergebnis von dem Online-Versuch ist da  ::)

Auch ernüchternd.... 50% hab ich dem "echten" Amp angedichtet, er wär der Kemper...
Bei den Kempersounds hab ich wenigstens über 60% korrekte Erkennung...

Und ich lieg im guten Mittelfeld, denk ich

Grüße
Jochen

PS: Röhren sind natürlich trotzdem viel geiler  ;D
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Reinhold Messmal am 2.03.2018 06:47
Am  liebsten wäre mir so ein Test in einer Kneipe unter Live-Bedingungen...

Ich befürchte jedoch, daß das Ergebnis ernüchternd sein könnte

Das Ergebnis von dem Online-Versuch ist da  ::)

Auch ernüchternd.... 50% hab ich dem "echten" Amp angedichtet, er wär der Kemper...
Bei den Kempersounds hab ich wenigstens über 60% korrekte Erkennung...

Und ich lieg im guten Mittelfeld, denk ich

Grüße
Jochen

PS: Röhren sind natürlich trotzdem viel geiler  ;D

Und Röhren, die in einer Kneipe röhren noch viel mehr...  ;D

Aber sorry, 50% ist leider auch exakt die Trefferquote, die zu erwarten wäre, wenn man sich das Audio nicht anhört und stattdessen eine Münze wirft.

Gruß Stefan
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: cca88 am 2.03.2018 07:29
Und Röhren, die in einer Kneipe röhren noch viel mehr...  ;D

Aber sorry, 50% ist leider auch exakt die Trefferquote, die zu erwarten wäre, wenn man sich das Audio nicht anhört und stattdessen eine Münze wirft.

Gruß Stefan

wass willst Du mit deinem Kommentar denn sagen?  ???
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Han die Blume am 2.03.2018 08:04
Hi,
war 50% und 60% nicht auch das Durchschnittsergebnis aller Probanten? Hast du da was verwechselt oder bist du exakt der Durchschnitt - das wär eher selten, oder?
lg
Kai
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Nils H. am 2.03.2018 08:24
ja, 51,7% war der Durchnittserkennungswert des echten Amps, 60,0% die des Kempers. Ich hab mit 74 und 85% erstaunlicherweise deutlich besser geraten, als ich das erwartet hätte. Ich war mir aber zu keiner Zeit wirklich sicher, sondern habe mich dran langgehangelt, was ich an Nuancen aus den bekannten Samples meine wiedererkannt zu haben.

Ich hab ja seit November auch 'n Helix, und auch da kann ich bestätigen: Insbesondere in bekannter Abhörsituation (in dem Fall: Helix über Röhrenendstufe in Gitarrenbox) sind die Zeiten, wo man nach kürzestem Hören sagen konnte: Digital!,  vorbei.

Gruß, Nils

P.S. Bin ich der einzige, der sich drüber aufgeregt hat, dass die Trollos das Ergebnis einfach offen an alle Teilnehmer geschickt und damit deren Emailadressen mal schön in der Welt verteilt haben, statt mal sowas wie BCC zu nutzen? Bin gespannt, wann ich den ersten Spam an die Adresse bekomme. Gut, dass es 'ne Wegwerfadresse war.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Reinhold Messmal am 2.03.2018 12:22
wass willst Du mit deinem Kommentar denn sagen?  ???

Nun, es geht ja darum, wie feststellbar die Unterschiede sind. Und 50% sind hier global gesehen, sozusagen Bestwert.


Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: tele05 am 2.03.2018 12:38
> P.S. Bin ich der einzige, der sich drüber aufgeregt hat, dass die Trollos das
> Ergebnis einfach offen an alle Teilnehmer geschickt und damit deren Emailadressen
> mal schön in der Welt verteilt haben, statt mal sowas wie BCC zu nutzen?

war bei mir ok.
In meiner Email waren keine anderen Empfänger sichtbar.

Die Ergebnisse decken sich doch ziemlich gut mit den hier vorher diskutierten Eindrücken.
Der Kemper ist offensichtlich echt nah dran und es gibt nur wenige Nuancen, wo er noch
Schwächen hat.

Meine Werte (0.429 und 0.714) zeigen, daß ich ziemlich im Dunkeln getappt habe.
Die von mir "rausgehörten" Unterschiede haben wohl nix mit Röhre contra DSP zu tun.

Gruß
Oliver

Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: headcrash am 2.03.2018 15:15
Danke für Eure Rückmeldungen.

Ich denke das "passive raushören" von echten analogen Amps vs. digitalen Simulationen ist je nach Abhörsituation sowieso schon seit Jahren nicht mehr möglich, moderne und gute Simulationen vorausgesetzt (also nicht da 200 EUR Fernost "Modeling-Multi-FX-Pedal"...wobei... wer weiß...).

Uns ging es vor allem auch um das selber spielen, denn das ist ja das was für uns wichtig ist: wie fühlen wir uns dabei, wie fühlt sich das an, wie ist die Interaktion.

Den Online Test kenne ich gar nicht. Wo finde ich den?
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: cca88 am 2.03.2018 18:09
Hab nochmal geschaut...

in Wirklichkeit hab ich dem "echten Amp" sogar in fast 60% aller Fälle Unrecht getan...

Dafür hab ich bei 85% den Kemper richtig gehört...


Wo hab ich gestern nur mein Hirn gehabt...  ::)

Grüße
Jochen


Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: cca88 am 2.03.2018 18:12


P.S. Bin ich der einzige, der sich drüber aufgeregt hat, dass die Trollos das Ergebnis einfach offen an alle Teilnehmer geschickt und damit deren Emailadressen mal schön in der Welt verteilt haben, statt mal sowas wie BCC zu nutzen? Bin gespannt, wann ich den ersten Spam an die Adresse bekomme. Gut, dass es 'ne Wegwerfadresse war.

Bei mir kam es bcc

Grüße
Jochen
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: tele05 am 2.03.2018 19:22
> Den Online Test kenne ich gar nicht. Wo finde ich den?

er war hier:
https://www.soscisurvey.de/profilingamp/
ist aber seit 2 Wochen beendet. Man kann ihn nicht mehr machen.

Ich finde aber Deinen Testansatz mit selber spielen sowieso besser.
Bei mir im Bekanntenkreis gibts leider(?) keinen Kemper zum Testen.

Grüße
Oliver
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: GeorgT am 2.03.2018 19:51
Hello
ich habe den Kemper im Internet gehört und ich glaube, dass das wohl die Zukunft sein wird, bald werden diese Teile auf vielen vielen Bühnen stehen. Wenn ich mir einen leisten könnte wäre ich auch dabei, aber gerade vorgestern habe ich mir einen Amp gekauft, einen gebrauchten Crate Palomino für sehr lau, ist super das Teil und wird mir noch viel Freude bereiten.
Für Kemper schaut mal hier: https://www.youtube.com/watch?v=7yLDRMbHbbI
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Birger am 2.03.2018 23:01

ich habe den Kemper im Internet gehört und ich glaube, dass das wohl die Zukunft sein wird, bald werden diese Teile auf vielen vielen Bühnen stehen.
Tut er schon. Zusammen mit dem Axe-FX würde ich vermuten dass zumindest im Heavy bereich schon ein drittel die Teile als Sound Quelle nutzen. Wolf Hoffmann von Accept z.B. schwört so auf dem Kemper, dass er nach eigener Aussage das Teil seit er ihn hat ausschließlich live und im studio benutzt. James Hettfield nutz Axe-FX live, Amon Amarth Axe FX etc...
Ist also schon auch auf den größeren Bühnen viel und oft ein Thema.
Aber ich mag beides. Hauptsache klingt und funktioniert.
Grüße,
Birger
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Bierschinken am 3.03.2018 09:21
Ich höre auch vermehrt aus dem Bekanntenkreis, dass zwar der große Amp noch im Proberaum steht, weils mehr Spass macht, aber der Kemper zuhause und live die erste Wahl ist.

Geschätzte 5 Musiker aus meinem Umfeld, die alle gute und teure Amps haben, machen das mittlerweile so.
Stilistisch von Alternative/Punk, über Classic Rock bis Top40.

Ich sehe das auch, dass Amps zukünftig eher etwas fürs Herz sein werden, als wirklich notwendig.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: earlgrey36 am 3.03.2018 10:57
Hallo zusammen,

ich zum Beispiel, würde einen Kemper nicht haben wollen.
Mit zu vielen Knöpfen und Möglichkeiten bin ich einfach überfordert. Da fehlt mir die Intelligenz.
Ich finde auch, das ein Kemper auf der Bühne ziemlich uncool aussieht. Das Rock`n' Roll Auge "hört" ja schließlich auch mit.
Das könnte auch ein Fan-Artikel von Borussia Mönchengladbach sein. Der Toaster für den Fußballer.
Meine Amps habe nie mehr als 6 Knöpfe und egal welchen Amp ich spiele, es klingt immer nach mir.
Um meine Marshalls live halbwegs aufreißen zu können, werden sie alle mit nur zwei 6v6 Röhren betrieben und ich verwende Lautsprecher mit relativ geringem Wirkungsgrad. Dann klingen die Röhren-Amps richtig klasse.
Auch wenn ich nicht gefragt wurde; nur mal so mein Senf zu diesem Thema.

Lieben Gruß,

Elmar  :guitar:

Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Bierschinken am 3.03.2018 11:21
Elmar, das ist genau der Punkt. Der Sound ist da, es fehlt das vernünftige User-Interface.
Ist meines Erachtens aktuell das größte Problem dieser Geräte. Sie sind unintuitiv, selbst für die angeblichen "Digital-Natives".
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Feierabendklampfer am 3.03.2018 12:04
Moin!

Neulich hatte ich auch Gelegenheit den Kemper mal als Live-Zuhörer wahrzunehmen, oder auch nicht. Es bestätigte sich was schon einige hier geschrieben haben, live klingt das Ding seltsam platt. 
Ich muss aber noch zur Rettung des Kempers sagen, alles andere war auch verbesserungswürdig:
Der Gitarrero hatte für ein Popstück sich einen Barritonsound auf einer ES-Halbresonaz angeknipst, was weder zum Stück, noch zur restlichen Instrumentierung passte. Das alte Problem auch ohne Kemper – zuhause kommt man ganz anders durch als mit Band in einer unbekannten Location. Und welchen der tausend Sounds spiele ich wofür?

Dann was die PA wieder im Badewannensound eingestellt, diese unsägliche Loudnesstaste muss in diesen digitalen Mischpulten irgendwo fest verlötet sein. Wahrscheinlich haben uns Hollywoodfilme dran gewöhnen lassen – Musik wird ein Geräusch, aber man braucht es nicht unbedingt hören wollen. Livemusik sollte präsent sein, bei den Frequenzen wo man es am besten wahr nimmt und wo man noch Dur und Moll unterscheiden kann... aber ich wettere mal an anderer Stelle >:D

So war der kleine Toaster leider nur da damit der Gitarrero gut posen kann, weil er hatte sich zumindest unter Köpfhörer gehört. Aber von unten war nichts vom Mittensound zu hören – Keyboard inclusive.

Es sind halt zuviele Knöpfe dran, da kann eher was schief gehen – nicht nur alte Mixerweisheit.

Klampfergruß
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Jürgen am 3.03.2018 18:55
Hallo.

Es gibt da einen Typen aus Hamburg, der Guido Bungenstock, der hat die schönsten Presets für den Kemper im Studio hergestellt. Wirklich ganz tolle Sachen und nicht mit den Werkssounds zu vergleichen. Der verkauft die auch sehr preiswert.

https://www.youtube.com/watch?v=R5MmoaZAtm0
https://www.youtube.com/watch?v=yB4TbdBPdd0

Gruß, Jürgen
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: zu4lu am 4.03.2018 09:37
Guten Morgen, also ich hab mir jetzt diesen Typen aus Hamburg durchgehört. Wenn es das jetzt sein soll, sorry Leute, ich spiele ja E-Gitarre nicht Keyboard. Das erinnert mich stark an die Sounds von Per Nilsson von Kaipa, der will wie ein Keyboard klingen und erreicht das mit einem Helix Teil. Aber das hat m.M.n. nichts mehr mit dem Instrument zu tun und das ist eng verflochten mit seiner Verstärkungstechnik. Da geht es ja auch um Interaktion Amp, Speaker, Lautstärke, Gitarre. So platt und gleich wie aktuelle (nicht nur, aber vor allem dt.) Popmusik, die einzige Simulation die mir gefällt ist der Fender, und diesen Sound kriegt man um viel weniger Geld authentischer. Offensichtlich braucht es wieder jemanden wie Curt Cobain, der Anfang der 80-er Jahre die Verwirrungen der Gitarrenmusik beendete. Verstehe überhaupt nicht, wieso jeder so klingen will wie....So genug gemault, jedem sein Werkzeug, aber zum Abschluss noch etwas wirklich Authentisches, ich meine mehr eigener Sound, Stil geht nicht:
https://www.youtube.com/watch?v=vyyTBeAmZIc

lg
Michael
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Thisamplifierisloud am 4.03.2018 21:38
Ich mag meinen Toaster. Klare Verhältnissse, egal wo. Sehr Stressfrei.
Mein altes Equipment werde ich sehr demnächst verticken.
An den Knöpfen drehe erstaulich wenig herum.
Ich spiele live in etwa die gleichen 5 Sounds wie vorher.

Gruss Bernhard
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Dirk am 5.03.2018 08:25
Guten Morgen,

eine Frage die mich interessiert: wie gut wird eigentlich das Schaltungsverhalten selbst simuliert, sprich sind solche kaputten Sounds wie von Neil Young als Beispiel auch möglich mit einer "Standard" 5E3 Simulation ?

Gruß, Dirk
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 5.03.2018 08:34
Wenn man will, kann man am Kemper so ziemlich ALLES in der Amp sektion verändern.

Man kann zwar nicht sagen " ich will da nen kleineren widerling drinnen haben" kann aber viele parameter vom Amp selber verändern.

Clairity, Pick, Tube Shape, Tube Bias, Definition, usw...

Dass ein Kemper live nicht platt klingt beweisen diverse Bands bei uns die so richtig stoff geben.
Wie mit jedem Amp kann man aber auch mit dem Kemper platt oder einfach scheisse klingen. Wenn man sich nichr intensiv mkt seinem equipment auseinandersetzt, wird das nix. Ich klinge über meinen Kemper tausendmal besser, als unser zweiter Gitarrist in der Band mit seiner 100W Vollröhre. Das klingt bei ihm einfach nach Müllkübel. Wenn ich über seinen Amp spiele und er über den Kemper, ists genau umgekehrt :D

Fakt ist, dass vie Zeit und Arbeit in einem guten Kemper Sound stecken! Einfach einstöpseln und drauf los rocken ist nicht! Noch dazu darf man sich nicht auf den FOH verlassen, die bauen auch ziemlich oft richtig scheisse!

Da muss man schon für die Backline noch eine 1000W Rms FRFR box dabei haben (yamaha zum Bleistift), dann klingt das Ganze auch nach was. (Egal ob man in ear monitoring hat oder nicht!!

Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Dirk am 5.03.2018 08:51
Wenn man will, kann man am Kemper so ziemlich ALLES in der Amp sektion verändern.
Man kann zwar nicht sagen " ich will da nen kleineren widerling drinnen haben" kann aber viele parameter vom Amp selber verändern.

Das ist ja alles schön, beantwortet aber meine Frage nicht. Wie nahe ist die ganze Simulation an der Realität, Beispiel 5E3, den man komplett aufdreht sodass die Kiste richtig fett clippt und man diesen kaputten Sound bekommt den Neil Young verwendet.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Nils H. am 5.03.2018 09:39
Moin Dirk,

ich hab keine Echtwelt-Erfahrungen mit 'nem 5e3, und 'nen Kemper hab ich auch nicht, sondern 'n Helix. Ich kann aber sagen, dass die dort angebotene kleine Tweed-Sim sehr furzig und kaputt klingt, wenn man alle Schleusen aufreisst (Ist allerdings, glaube ich, ein Champ und kein Deluxe). Beim Helix wird aber halt auch tatsächlich die Schaltung simuliert. Wie der Kemper Sounds in solchen Extremarbeitspunkten hinbekommt, würde mich auch interessieren.

Gruß, Nils
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 5.03.2018 11:58
Das ist ja alles schön, beantwortet aber meine Frage nicht. Wie nahe ist die ganze Simulation an der Realität, Beispiel 5E3, den man komplett aufdreht sodass die Kiste richtig fett clippt und man diesen kaputten Sound bekommt den Neil Young verwendet.

Gruß, Dirk

Präzisieren wir das Ganze: also der kemper bildet nicht die schaltung nach, sondern das verhalten des geprofilten amps. Das heist er nimmt die Momentaufnahme  und simuliert das Verhalten des geprofilten amps. Man kann diesem dann sogar mehr "gain" verpassen als das original je hatte oder cleaner machen.

Es funktioniert bis zu einem gewissen grad wirklich sau gut und soweit ich es festgestellt hatte, furzt das M-britt profil vom tweed Fender richtig rum wenn man ordentlich aufdreht! Wäre es nicht so, hätte ich das teil bereits verklopft und hätte 3 röhren ÄMPS mehr rumstehen.

Wenn man es übertreibt mit gain und mit dem verändern diverser parameter, kann es allerdings schnell unrealistisch werden/klingen.

Beantwortet das deine Frage Dirk?

Wenn man es wirklich 1000 prozentig haben will, stellt man einen 5e3 so ein, dass der den traum sound ausspuckt und profiled diesen dann.

Da viele den kemper ja fast so nutzen wie vorher ihre röhren boliden, ist es ja sicher nicht die schwierigkeit sich 3- 4 amps oder 3 -4 profile eines amps zu suchen oder selber zu machen, die einem passen.

Ich habe zum bleistift meine 3 amps geprofiled. (Linnemann jtm45 der von mir komplett umgebaut und modifiziert wurde, einen marshall jcm800 - 4010 und einen fender twin mit 130W ultralinearschaltung) diese drei spiele ich hauptsächlich.

Der wunsch nach einem neuen Profil mit einem dual setup (jtm45 + jcm 800) wird demnächst realisiert. Wird halt ein größerer aufwand beim erstellen des profils.

Viele scheitern einfach daran die Funktion des kempers zu verstehen. Zum bleistift meinen viele ihn über eine gitarrenbox spielen zu können und haben dabei aber die boxen simulation laufen. Das klingt dann meist nach arsch. Oder es wird eine schlechte aktivbox verwendet. Oder man stellt alles auf eine z.B. EV Box ein und spielt dann live über eine Behringer Box...das wird nie funktionieren.

Ebenso wenn man es mit modulationseffekten übertreibt (ist ja beim röhren amp auch so, nur beim kemper wird die schuld dann auf die digitaltechnik geschoben).
Weiters sollte man wissen wie man einen EQ richtig einsetzt. Bei gewissen profilen muss einfach ein EQ in die Output sektion gesetzt werden und plötzlich klingt das ganze richtig fett und nach echtem röhrenverstärker.

Wie schon öfters bemerkt ist dies ein endlos thema. Das kemper forum platzt aus allen nähten. Da kann man sich milionen von tips holen die einem zum guten sound verhelfen.
Zu guter letzt muss man halt auch mit der digitaltechnik klarkommen.

Jetzt abef genug geschwafelt :D
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: zu4lu am 5.03.2018 12:02
.....und das Rad neu erfinden. Man muss ja nicht alles verstehen ;-)
lg
Michael
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Dirk am 5.03.2018 15:39
Beantwortet das deine Frage Dirk?

Wie der Kemper funktioniert ist mir bekannt und Deine Aussage bestätigt meine Vermutung: man bekommt mehr oder weniger nur die Sounds vorgesetzt, die sich jemand "ausgedacht" bzw. konzipiert hat. Das mag für die meisten Coverbands zwar absolut Ok sein, aber mit echtem Röhren-Amp hat dies nach meinem Geschmack nichts zu tun und der individuelle Sound ist damit auch nicht umsetzbar, wobei man natürlich auch gleich fragen muss, ob dies heutzutage überhaupt noch gewünscht ist. Der größte Teil der aktuellen Rock und Metall-Produktionen hört sich für mich jedenfalls sehr gleich an, nicht nur von der Einfallslosigkeit der Songs selbst sondern auch vom rumgeschrappel auf der Klampfe und den Tönen die dabei erzeugt werden.
Sehr Schade, wir verlernen immer mehr zu hören und schrauben unsere Qualitätsanforderungen immer weiter zurück. Diese Entwicklung wird mit solchen Gerätschaften zusätzlich gefördert.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Dirk am 5.03.2018 15:39
Ich korrigieren:

Der allergrößte Teil...

Gruß, Dirk
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Bierschinken am 5.03.2018 16:02
Dirk, deshalb das von mir beschriebene: Viele Jungs, die Musik machen, haben individuelle Amps in ihren Proberäumen. Damit schaffen sie Sounds.
Wenn die Sounds stehen, werden diese geprofiled und dann gehts damit Live auf die Bühne oder wird zuhause das Set geübt.

Und selbst der Gainregler/EQ am Kemper lässt es zu die Sounds vernünftig zu individualisieren.
Der Punkt, dass irgendwie alle gleich klingen stimmt. Er tritt im Übrigen auf alle Genres in irgendeiner Art und Weise zu, nicht nur auf Rock und Metal. Auch Pop, Blues, RnB ist ziemlich wiederholend. Es werden ikonische Sounds gesucht, kopiert und imitiert. Selten ist dabei wirklich etwas neuertiges und wenn doch, dann ist die Frage, ob man da die Nase dran kriegt, weil der Weg in den Mainstream dann ziemlich lang ist.
Das ist vom Thema wieder ein eigenes.

Grüße,
Swen
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Dirk am 5.03.2018 17:16
Der Punkt, dass irgendwie alle gleich klingen stimmt. Er tritt im Übrigen auf alle Genres in irgendeiner Art und Weise zu, nicht nur auf Rock und Metal. Auch Pop, Blues, RnB ist ziemlich wiederholend.

Ja, ist etwas unglücklich gewesen mit der Nennung von Rock und Metal - besser ist zu sagen aktuelle Produktionen aller Stilrichtung.
Ich sehe dies nicht als ein eigenständiges Thema, das hängt alles zusammen und die Entwicklung ist seit Jahren deutlich ansteigend negativ.
Die meisten Gitarristen sind schon bei mehr als zwei Kanälen überfordert und jetzt kommt so eine Kiste ins Spiel wie der Kremper in die man recht viel Zeit investieren muss, damit es richtig gut klingt.... das Ergebnis ist vorprogrammiert und das ist der Kritik-Punkt den ich meine.

Gruß, Dirk


Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Bierschinken am 6.03.2018 09:44
Da bin ich bei dir. Das was "produziert wird", ist im Großen und Ganzen Einheitsbrei.
Das liegt aber meines Erachtens nicht daran, dass die Geräte zu komplex sind und eine riesige Vielfalt bieten. Ich halte vielmehr gesellschaftliche Konstrukte, einhergehend mit humanoidem Hang zu Routinen und Gewohnheiten, für den Grund der Ausprägung des Mainstreams.

Schaue ich mir ein paar etwas anders klingende Künstler an, stelle ich sogar fest, dass da einige bei sind, die nur über das "Techie-Zeug" ihre Sounds erzeugen können. Andere widerum haben auch nur Gitarre, Kabel, Amp und nen Bodentreter und sind dennoch eigenständig.
Das ist glaube ich eine Sache der Persönlichkeit des Künstlers, was ihn inspiriert und wie/womit er schafft.

Dass der Kemper - an dieser Stelle sinnbildlich für alle Digitalgeräte neueren Datums - immer noch solche Diskussionen erfährt wie diese, liegt aber glaube ich tatsächlich dem geschuldet, dass der "Normalo-Gitarrist" nicht im Ansatz die Bedienbarkeit und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten (a) überblickt und (b) versteht. Man könnte sagen; der herkömmliche (Rock-)Gitarrist ist ein Prolet, der es versteht seine 6 Knöpfe am Marshall gerade so zu beherrschen, dass es nicht völlig grauslich ist und alles Weitere übersteigt sein Vermögen und zuweilen auch seinen Verstand. => Deshalb in diesem Thread meine Bemerkung, dass die Digitalen gerade am User-Interface scheitern, nicht am Sound.

Die Rechenleistung haben wir inzwischen, das war zu Zeiten des Pod noch ein Problem, da gabs aber auch noch keine Handy-Octacore-Prozessoren mit 11nm-Technik. Die Algorithmen sind da, sie sind bereits gut und werden kontinuierlich besser. Da lässt sich schon jetzt extrem viel anstellen.
Es fehlt da noch etwas die Erfahrung, wie man bestimmte Dinge (Sounds) umsetzt, das ist aber durchaus normal und war ja bei Röhrenamps seiner Zeit genau so....von Cleanen "Lehrbuch-Amps" zu verzerrenden Rock-Boliden, hats auch gute 20-30 Jahre, wenn nicht mehr, gedauert.
Aber das bringt derweil alles nichts, wenn der User, der leider ein Mensch ist ;-) , zu blöde ist oder auch zu faul, sich mit dem Digitalgerät auseinander zu setzen und diese Sounds produzieren zu können.
Das beherrschen des Gerätes mit vielen Möglichkeiten ist teilweise so komplex wie das Spielen eines Instrumentes selbst.

Wäre dem bereits jetzt Abhilfe geschaffen, wäre glaube ich, der Kemper, das Axe und alle anderen modernen Digitalos der Standard.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: zu4lu am 6.03.2018 09:59
Bleibt die Frage "Warum?". Ich muss etwas erfinden, das ich dann noch mühsam zu bedienen lernen muss, damit ich so klinge wie ich es jetzt tue. Das erschließt sich mir nicht. Und ich denke nicht, dass so viele 10+ Sounds brauchen.
lg
Michael
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Nils H. am 6.03.2018 10:08
Bleibt die Frage "Warum?". Ich muss etwas erfinden, das ich dann noch mühsam zu bedienen lernen muss, damit ich so klinge wie ich es jetzt tue. Das erschließt sich mir nicht. Und ich denke nicht, dass so viele 10+ Sounds brauchen.
lg
Michael

Unterschätz das nicht. Ich denke, man kann das Lager vermutlich grob in drei Lager teilen:

1. Die, die nur einen oder zwei Sounds brauchen, aber ihren geliebten Vintage-Marshall nicht mit auf Tour nehmen wollen
2. Diejenigen, die minimale Bühnenlautstärke fahren wollen oder müssen und einen authentischen DI-Sound brauchen
3. Cover- und Top40-Mucker

letztere (und davon gibt's sicher einige) sind die, die 10+ Sounds brauchen.

Das digitale Zeug ist aus einem einzigen Grund erfunden worden: Logistik. Früher musstest Du mehrere 24HE-Racks inklusive Ampswitcher etc. mitschleppen, heute macht das 'n 6kg Helix oder Kemper.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: zu4lu am 6.03.2018 10:21
1, 2 ist zu verstehen, 3 sicher nicht. Das macht die CD viel besser und den Menschen ist das aber sowas von....
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Nils H. am 6.03.2018 10:35
Ziemlich hochnäsig, sowohl den Kollegen als auch dem Publikum gegenüber.

(Achtung, OT-Rant!)

Ich bin selbst Covermucker. Ich hab 'nen guten Vollzeitjob, bin kein leidender Künstler, habe der Welt nichts zu sagen und bin ein mieser Songschreiber. Ich bin aber ein guter Handwerker, spiele sehr gerne live mit und vor anderen Menschen, und bei jedem unserer Gigs ist das Publikum am Ende glücklicher nach Hause gegangen als wenn einfach eine CD gelaufen wäre.

Das geht aber nur, wenn man sich Mühe gibt und mehr macht als Minimalprogramm zur Erkennung der Songs. Und da gehört auch dazu, dass man den Leuten nicht den ganzen Abend denselben Sound anbietet. Dann nämlich wird der Abend in der Tat langweilig, und man wäre mit der CD besser bedient. Deswegen spiele ich einen Dreikanaler, habe vier verschiedene Overdrives und ein Rack voll anderem Kram. Nicht um anzugeben, sondern um mich soundmäßig der Stimmung des jeweiligen Songs anzupassen. Die unterschiede sind subtil, aber die Leute merken das. Selbst nicht-musikalische Menschen nehmen unterbewusst war, ob die Band lange vor Pareto Schluss macht oder eben doch die letzten Meter geht.

Die Leute merken das, auch wenn keiner sagt: Das ist aber super, dass Du am Abend 10 verschiedene Sounds angeboten hast.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: zu4lu am 6.03.2018 10:53
Das hast du jetzt in den falschen Hals bekommen, ich meine damit doch überhaupt nicht die Coverbands per se. Habe das auch ewig gemacht. Was ich meine, den Leuten ist doch der Sound, solange gut, nicht so wichtig. Es gut um Emotion, wie bring ich was rüber, lächerlich wird es für mich, wenn sich Musiker dann auch noch als Double verkleiden müssen, die Zunge gleich heraus strecken müssen, wie das Vorbild, etc. - aber andere Baustelle- Meine Bedenken sind aber eigentlich eben meine und brauchen niemanden interessieren(richtig- dann hätte ich sie auch für mich behalten können). Möchte nur niemand beleidigt haben in diesem wunderbaren Röhrenforum.
lg
Michael
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Nils H. am 6.03.2018 10:59
Na dann is ja gut  ;) . Trotzdem: Das Publikum, das sich noch für Livemusik interessiert, wird es wahrnehmen, ob Du dich den ganzen Abend mit einem Sound durchschummelst oder nicht. Ob jetzt 120% autenthischer Originalsound oder nicht ist egal. Wenn Du aber für 'ne Springsteen-Nummer denselben Sound auffährst wie für Whitesnake, dann merken die Leute das. Das unterscheidet die Rumpelband, von der man nach 30 Minuten genug hat, von einer, die es schafft, das Publikum auch über 4 Stunden bei der Stange zu halten.

Edit: Das wird jetzt sehr OT, aber das ist auch der Grund, warum ich vier bis fünf verschiedene Gitarren mit auf die Bühne nehme. Erstens für mich, weil ich mit verschiedenen Äxten unterschiedlich spiele, aber zweitens auch, weil's verschiedene Gitarren eben unterschiedlich gut zu verschiedenen Songs passen. Klar, das geht alles mit einer. Schöner und interessanter ist aber mit mehreren. das gilt auch für Amps und Ampsounds, und hier füllen die Digitalen sehr schön eine Lücke, die man sonst mit vielen kg Holz und Stahl stopfen muss.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Bierschinken am 6.03.2018 12:04
Selbst wer nur einen Sound braucht ist mit einem Digitalgerät unterm Strich besser bedient.

Der Kemper oder ähliche Geräte wiegen praktisch nichts und haben immer den exakt gleichen Sound.
Ankommen; Wedge anstöpseln für den Monitor, Line-Signal ins Pult für die PA. Fertig. Kein aufwändigier Soundcheck nötig.
Ruck zuck auf und abgebaut. Dann in den Proberaum gestellt oder mit nach Hause genommen um noch an Stücken zu arbeiten.
Das macht die Geräte selbst für Musiker interessant, die nur einen einzigen Sound haben wollen.


Das ist genau das Problem was diese Geräte haben: Die meisten kapieren nicht, dass es keine Mukti-Effekte mit tausend überladenen Sounds sind.
Da haben vorangegangene Produkte einfach eine Haltung erzeugt, gegen die der Kemper und das Axe gerade stark ankämpfen müssen.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Thisamplifierisloud am 6.03.2018 22:50
So isses. Was mich nicht davon abhalten wird, mit Röhrchen zu basteln.
Ein jeder muss für sich selbst entscheiden,  wie er seiner Kunst Gehör verschafft.
Bin gespannt auf die künftigen Entwicklungen, der Kemper ist sicher
nicht das Ende der Fahnenstange.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: headcrash am 10.03.2018 15:27
Liebe Leute

Schön dass ich eine solche Diskussion anstoßen konnte.

Ich weis nach dem Test für mich, dass ich mit einem Kemper zurecht käme, weil er meine Anforderungen gut genug erfüllt.
Nur wollen tu ich das nicht. Ich mag es, wenn man als Gitarrist einen hohen Wiedererkennungswert hat. Und den hat man auch durch einen bestimmten Sound, den der Amp deutlich mitbestimmt. Z.B. die Van Halensche Roth-Ära, oder der extrem nasale Slash sound Anfang 90er.
Dazu brauch ich aber ein Gerät nicht, was ganz viele Sounds reproduziert.
Zudem mag ich es nicht, an einem Gerät 1000e Möglichkeiten zu haben,die ich für meinen Sound nicht nutze. Ich mag es eher, einen Amp auszureizen.
Aber das sind alles so persönliche Vorlieben oder gar Mätzchen  :laugh:

Auch muss ich Dirk beipflichten, was die Vereinheitlichung moderner Rock(Gitarren)sounds angeht. Gerade im Dient/Prog/Sonst was Metall klingt für mich vieles sehr ähnlich. Und da die auch noch alle sehr sehr technisch spielen können, bleibt da der Rotz oft auf der Strecke (obwohl ich so Zeug selber gerne mal höre). Wo bekommt man heutzutage denn mal rohe, aufgerissene Amps zu hören? Vielleicht bei Airbourne oder so....

Vielleicht würde ein Kemper für mich interessant, wenn er wie eine echter Amp aussähe und mit einem klassischen User Interface. Quasi ein Kemper light: 5-6 Knöppe und ein Drehschalter mit Schalterstellungen für eine gewisse Anzahl vorgegebener Amps, und dann noch 3-4 Schalter Stellungen für user-Profiles. So ähnlich wie bei den Toneprint Pedalen.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: zu4lu am 24.03.2018 17:06
Hi, das vielleicht am besten erklärende Video zum Kemper.
https://www.youtube.com/watch?v=7ciuAkZrI4Q

lg
Michael
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: stevo am 31.03.2018 23:12
Den Kemper selbst bzw. den AxeFX konnte ich leider noch nicht testen, habe aber dennoch eine Meinung dazu, basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen mit digitalen Ampsimulationen. Als Zuhörer fallen mir diese nicht mehr negativ auf, Steven Wilson setzt digitale Ampsimulationen neben echten Amps ein und dessen Produktionen sind meines Erachtens über jeden Zweifel erhaben. Auch die Gitarrensounds beispielsweise der beiden Haken-Gitarristen sind klasse, beide spielen AxeFX.

Ich hingegen empfinde die Fülle an Möglichkeiten bei Ampsims eher als Einschränkung, nicht als Bereicherung. Meine Sounds verändere ich maßgeblich durch Wahl des Pickups, Volume- und Toneregler der Gitarren, sowie Spielweise. Ich verwende auch nur wenige Pedale. Ich mag es, mit den mir gegebenen Möglichkeiten intuitiv und spontan am Sound eingreifen zu können, das dürfte mit Kemper & Co. schwieriger sein. Bei Sessions stöpsele ich meine Gitarre in meinen Amp, habe sofort einen guten Sound und fertig. Inwiefern der Kemper da jetzt einfacher zu handlen wäre erschließt sich mir jetzt nicht. Auch spielen wir kleine Gigs nur mit Gesangsanlage, mit nicht abgenommenen Gitarrenamps - 15W an 1x12, prima, Aufwand minimal. Intuitive Bedienung ist meines Erachtens ein wichtiger Punkt beim Equipment und das hat nichts mit Dummheit oder Faulheit zu tun.

Sicherlich haben Gitarristen jenseits des Bluesrock andere Ansprüche an Ihren Sound und sind auch eher bereit, akribisch an Sounds zu schrauben. Schade finde ich allerdings, dass die Digitalkisten lediglich dazu hergenommen werden, bekannte Amps zu emulieren. Viel sinnvoller wäre es, wenn man dazu übergehen würde, die (definitiv vorhandenen) Stärken der Digitaltechnik auszuspielen und Sounds kreiert, die mit althergebrachten Amps gar nicht möglich sind, also eine eigene und neue Soundästhetik zu entwickeln. Als Beispiel aus der Vergangenheit lässt sich der alte Eventide H3000 nennen, mMn bis heute unerreicht. Mit dem aktuellen H9 kopiert Eventide sich witzigerweise über weite Strecken selbst, mit Algorhythmen, die über 30 Jahre alt sind und heute noch genial und einzigartig klingen.

Da haben vorangegangene Produkte einfach eine Haltung erzeugt, gegen die der Kemper und das Axe gerade stark ankämpfen müssen.
Das ist vermutlich korrekt und genau das, was mich von den Dingern fernhält.

Ist es eigentlich möglich, den Kemper nur den Verstärker simulieren zu lassen und über eine Gitarrenbox zu spielen? Ich habe nicht gesehen, ob der eine Endstufe hat.

EDIT: Habe gerade gesehen, dass es auch einen Kemper Power Head gibt.

Gruß Stephan
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: joajo am 15.06.2018 09:18
Hallo Leute,

das ist mein erster Beitrag hier und ich bin gleich über dieses Thema gestolpert. Ich besitze einen Kemper, sehr viele Amps, schraube und löte besser als ich spiele, an beidem und vor allem an letzterem wird gearbeitet (beides Hobby).

Der Kemper kann es, keine Frage. Ich kann dem Themenstarter voll beipflichten!

Aber für mich ist das kein Ersatz für die Röhren und Transistoren sondern eine unglaubliche Bereicherung.

Er ist in der Werkstatt ein phantasisches Werkzeug um verschieden Entwicklungsstadien von Amps zu dokumentieren!

Mir selber macht auch der Amp mehr Spaß und viele Musiker wollen den Kemper nicht obwohl sie ihn von ihrem Amp nicht unterscheiden können wenn ich ihn Clone, aber es gibt viele gute Gründe den zum spielen Kemper zu nehmen.

Die Welt wird bunter, ich freue mich an dem Teil.

stay tuned
Jo
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: elhorstos am 18.07.2018 17:13
Hallo,
ich bin seit 25 Jahren Tontechniker (16 Jahre Hauptberuflich), und wirklich kein Verfechter der Analog- Technik, im Gegenteil ich genieße die Möglichkeiten der Digital-Technik,
in den letzten Jahren hab ich so ziemlich alles an Gitarren Lautmachern vor mir stehen gehabt,
von südhaft teuer bis spott billig,  von sehr guten wie grotten schlechten Gitarristen/Bands gespielt...
ich habe die Erfahrung gemacht bei Modellern wie auch Kemper, solange kein richtiger Amp mit dem digital Werkzeug zusammenarbeitet (ein Gitarrist), funktioniert das ganz gut.
Sobald aber ein zweiter Gitarrist mit einem richtigen vernünftigen Verstärker mitspielt wird es komisch, der Kemper z.B. setzt sich nicht mehr richtig durch,
Selbst wenn der Röhrenamp mit Loadbox betrieben und IR Speaker Simulator (AMT Pangaea) abgenommen wird, ist der Ton im Mix mächtiger als der vom Kempergitarristen.
Richtig schwierig kann es werden, wenn der Kempergitarrist von Song zu Song das Ampmodell / Box wechselt...
Alle Mühe um einen harmonischen stimmigen sahnigen fetten Sound sind für´n Arsch, Frequenz- und Lautstärkemässig befindet sie der Ton plötzlich in einer anderen Sphäre,
also muß man, nachdem man durch den Soundwechsel erschrocken ist, das Gerät (wie beim Keyboarder) in Dynamik und Frequenzgang brutal kastrieren...
es geht noch mehr an Durchsetzungskraft verloren...
ich als Tonmann, freue mich wenn ein Gitarrist mit 2- 3 richtigen Amps (A/B/C) aufläuft, jeder Verstärker bekommt einen Hebel, und wird einzeln gefiltert, und das klingt dann auch...

und bei der Top40 Bierzelt Cover Kapelle, interresiert es keine aber auch wirklich keine Sau, ob da jetzt ein Marshall Fender Boggie Profil oder ein billiges Zoom FX :-\ den Ton macht,
das Bier fließt, die Band rockt, es klingt besser als im Küchenradio, alle haben Spaß (außer vielleicht der Tonmann)

Gruß

Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: haebbe58 am 18.07.2018 17:53
Hi,

das geht wieder mal in genau die gleiche Richtung wie bei allen Modellern zuvor, seit mittlerweile Jahrzehnten ....

In regelmäßigen Abständen erscheint neues, noch besseres Material auf dem Markt, das angeblich immer noch authentischer zu Werke geht.  Und dann kommen zig Meinungen um die Ecke, pro und contra und mit Argumenten, Fakten und viel Voodoo Gedöns wird versucht, sein Zeug besser zu reden als das andere. Und eins ist ja klar: die Sachen waren immer sehr teuer und vollgestopft mit Technik. Also musste der, der das kauft, natürlich auch überzeugt werden bzw. war dann auch überzeugt, dass es das Beste ist ... muss ja sein, weil es ja so viel kostet. Und as spielt unheimlich viel mit bei der Beurteilung ... das können so viele abstreiten wie sie wollen. Für mich ist das eine Tatsache.

Und das mit den authentischen Sounds mag ja nun alles auch stimmen ... aber immer kommt man dann doch zum Schluss, das die Modeller dann im Mix doch nie so richtig durchdrücken wie ein analoges Original. Und immer, wenn man mal nicht mit In-Ear und stattdessen mit wirklich echten gutem Monitorinmg, Boxen und Amps spielt, klingt es auf einmal doch wirklich besser... oder man fühlt sich zumindest wohler ... das habe ich selbst festgestellt.

Es gibt für mich eine Ausnahme (bitte mich dafür nicht steinigen!!!):

.. die DG-Serie von Yamaha und komischerweise auch die neue THR 100 Serie (aber nur die 100er Heads).

Die Yamahianer machten ja für mich gesehen nie den Fehler, irgendwelche Amps genau kopieren zu wollen, sondern einfach einen Amp zu kreieren, der wie ein Röhrenamp klingt und auch so bedienbar ist. Das ist nicht ein spezieller zu kopierender Amp, sondern etwas eigenes, aber durchaus vielfältig so hinzuformen, dass es die verschiedensten Geschmäcker befriedigen kann.

Der DG-1000 ist ein Preamp, der nach wie vor einen wirklich astreinen Sound hat, extrem vielseitig ist und auch noch hervorragend einfach zu bedienen ist. Er erklärt sich von selbst. Allein die cleanen Sounds sind schon eine Pracht, zum Dahinschmelzen.

Und die mittlerweile auch nicht mehr so neue THR Head 100 Serie (1- und 2-Kanaler) sind total unterschätzte nette Modelling Amps ohne Schnickschnack, allerdings halt nicht speicherbar und ohne Gimmicks, daher wohl auch nicht erfolgreich. Ich finde sie jedenfalls erfrischend gut im Sound und in der Bedienbarkeit und die drücken komischerweise auch im Mix extrem gut durch. Ich finde sie perfekt... Insbesondere der Amp-Type "clean" ist eine Wucht, der allein ist schon das Geld für den Amp wert .... der lässt sich wunderbar von warmem Fender clean bis zur fetten Endstufenzerre allein mit der Gitarre und dem Boost-Schalter steuern. Sehr authentisches Röhren-Feeling!

Einen Kemper will ich niemals haben. Das Design allein schon ist potthässlich und die Bedienbarkeit unterirdisch.

Ich habe so viel Amps und Boxen, einen Kemper hätte ich mir auch schon lange leisten können .... aber bitte entschuldigt, dass ich nach all der Kemper-Lobhudelei mit meiner Kritik so rüberkomme und so "wertloses" Zeug wie die ollen Yamaha-Teile dem Rolls Royce Kemper gegenüberstelle. Die sind auch Modeller, aber irgendwie haben sie trotzdem Charme

Bitte bedenken: Ist alles rein subjektiv und sehr viel Geschmacksache.

Gruß
Häbbe
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Nils H. am 18.07.2018 18:36
Ich glaube ja nach wie vor, dass das ein klassischer Fall von "Problem sitzt vor dem Gerät" ist.

Es ist super leicht, mit Kemper, Helix & Co. einen Sound vie von der CD zu zaubern, der im Blindtest kaum bis nicht vom echten Amp unterscheidbar ist. Problem: Mit so einem Sound geht man nicht auf die Bühne, und das machen die meisten, schätze ich. Da wird dann die komplette Studiokette nachgebildet, vielleicht noch so'n Quatsch wie fancy Kondesator-Miking und Raummikros beimischen (statt sich auf live gut funktionierende Mikros wie 57, 421 oder 906 zu verlassen), genau die Mitten rausziehen, die für die Gitarre im Livesound die nötige Schneise freimachen (weil die ja so unangenehm im IEM sind, aber das nötige Monitorequipment fehlt, um das im Post aufm Monitorweg zu machen), dann vieleicht noch zu viel Kompression, Hall und Delay, und wenn der Bediener gar keine Ahnung von Livesound hat vielleicht noch ein paar "Stereo-Widening-Tricks" die für den Sound voll fett machen, ey.

Meine Meinung: Die meisten schlecht klingenden (oder besser: Sich schlecht durchsetzenden) Digitaluser machen alles falsch, was für einen Livesound falsch machbar ist. Das kannste nicht den Geräten anlasten. Deswegen haben so Teile wie eben die Yamahas weniger Probleme: Die beschränken sich aufs Nötigste.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Basti am 18.07.2018 20:47
Also meine Erfahrungen sind ganz ähnlich. Habe eine Zeit lang die Bierzeltnummer mit nem POD X3 gemacht mit überwiegend stark durchproduzierten Sounds, auch mit kurzen Stereo Delay zum "verbreitern" usw. Als Alleingitarrist funktionierte das hervorragend. Wenn noch ein ganz normal nach vorne strahlender Amp mit zweitem Gitarristen dran mit gespielt hat, dann wird der dadurch zunächst mal besser ortbar als der Modeler, weil dein Standort im akustischen Raum ja nur noch virtuell ist, das ist das erste Problem. Dann hast du noch das Problem mit dem Hallraum, in dem dein Gitarrensound konstruiert ist. Deine Bandkollegen befinden sich nämlich nicht im gleichen virtuellen akustischen Raum wie du und dann klingt es, als würdest du nebenan spielen.
 
In Kleinbesetzungen hat das bei uns aber immer trotz aller Einschränkungen gut funktioniert. Und ja, Livesounds müssen anders gebaut werden als Wohnzimmersounds, das machen wirklich viele falsch.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: elhorstos am 18.07.2018 20:55
...nochwas, nachdem ich 30min vor Showstart wegen permanent abstürzenden Kemper einen total abgerockten DSL40 geholt habe,
bin ich auch von der Zuverlässigkeit dieser Geräte nicht überzeugt...
der fucking DSL40 klang übrigens gar net schlecht, und  hat den Gig gerettet, und der Gitarrist spielt keinen Kemper mehr...

PS:...und zu was brauch man den Sound von ner CD? Keine Sau braucht das, nicht mal bei einer CD Aufnahme braucht man sowas,
bei der Aufnahme hängt auch nur ne Gitarre, Amp u. Box vor dem Mikro... der Sound entsteht beim Mix, dann wird der ganze Frequenzfasching noch in benötigte Form gebracht...
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: stevo am 19.07.2018 00:19
PS:...und zu was brauch man den Sound von ner CD? Keine Sau braucht das, nicht mal bei einer CD Aufnahme braucht man sowas,
bei der Aufnahme hängt auch nur ne Gitarre, Amp u. Box vor dem Mikro... der Sound entsteht beim Mix, dann wird der ganze Frequenzfasching noch in benötigte Form gebracht...
Aus eigener Erfahrung kann ich das so nicht bestätigen. Man kann nicht mixen, was nicht da ist, an dieser Stelle noch den Sound retten zu wollen geht schief (böse ausgedrückt: "Scheiße kann man nicht polieren" - Eddie Van Halen). Im Prinzip sehe ich das für den Livebetrieb allerdings dennoch ähnlich. Wie zuvor auch schon geschrieben wurde, ist das eine totale Katastrophe, wenn ein Gitarrist bei einem Gig ständig seinen Sound ändert. Viele (ich auch) sind durch die Milliarden Einstellmöglichkeiten komplett überfordert und es gibt nichts nervigeres, als wenn der Bandmariachi ständig am Sound rumschraubt.

Mein persönlicher Gitarrensound hat sich durch Reduktion auf das Wesentliche erheblich verbessert (sagen auch die Bandkollegen): EIN Verstärkersound, Zerrgrad durch Volumenpoti an der Gitarre und 2 mit Bedacht verwendete Overdrivepedale - den Tonpoti und PU-Wahlschalter gibt es ja auch noch - vollkommen stressfrei. Damit lassen sich schon sehr viele Sounds realisieren und man hört vor allem den tatsächlichen Klang der Gitarre (und des Gitarristen). In einer Besetzung mit zweiten Gitarristen und/oder Keyboarder verkneife ich mir alle anfettenden Effekte, ich habe noch nicht mal mehr einen Reverb drauf, geschweige denn Flanger, Chorus usw. (Mein armer Eventide...) Bei anderen Musikgenres (High Gain...), Triobestzung und/oder fortgeschrittenen Soundbastelfähigkeiten sieht das unter Garantie vollkommen anders aus, ich kann hier wieder nur für mich sprechen.

Ich habe jetzt letztens den Muse-Gig bei Rock am Ring im Fernseher gesehen, der Kollege Bellamy beeindruckt durch seinen virtuosen Einsatz von Effekten mindestens genau so wie durch sein Spiel. Was er wohl sagen würde...

Grüße Stephan
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: roseblood11 am 19.07.2018 14:20
Das ist es eben: Live ist weniger eigentlich immer mehr. Ein guter Grundsound, maximal zwei, mehr schafft mehr Probleme, als es löst.
Und wenn es wirklich zwei Grundsounds sein müssen, dann lieber so, wie oben schon jemand schrieb: Zwei separate Amps, unterschiedlich mikrofoniert und nachbearbeitet.
Ich habe es mal für einen Freund kompakter gelöst. Der hatte einen 2*12 Combo mit zwei sehr unterschiedlichen Kanälen und zwei verschiedenen Lautsprechern. Einer klang perfekt mit dem cleanen Kanal, der andere war besser für High Gain. Im Studio nahm er auch unterschiedliche Mikros. Ich sollte ihm den Amp dann so modifizieren, dass mit der Kanalumschaltung jeweils eins der Mikro gemuted wird. Das nutzt er so seit Jahren live, kann dem Tonmann zwei separate Signale anbieten, um die der sich dann kaum weiter kümmern muss. Klang perfekt, kein Aufwand, alle glücklich.
Da frage ich mich dann, wer sowas wie den Kemper eigentlich braucht. Echte Gitarrenfreaks werden auch im Studio lieber mehrere echte Amps nutzen, ggf. leiht man sich welche.
Bleiben die Fälle, wo das letzte Quäntchen Sound nicht so wichtig ist, die Gitarre eh nicht so im Mittelpunkt steht, aber sehr viele sehr unterschiedliche Sounds schnell und kostengünstig produziert werden müssen. Also Top 40 Mucker, Werbejingles und ähnliches Gedöns. Und da braucht man das Ding im Studio eigentlich auch nicht, da mn es per Software im PC erledigen kann.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 19.07.2018 15:48
Ich melde mich einige Zeit später auch wieder zu Wort!

Was ich bestätigen kann ist: Weniger ist mehr!
Ich nute am Kemper inzwischen genau 2 verschiedene Profile! Eines davon für einen Einzigen Song!

Somit überlege ich persönlich, ob ich das Teil nicht einfach nach Hause stellen sollte (zum leisen Üben im Schlafzimmer und Aufnehmen, dafür ist er nämlich prädestiniert) und live und beim Proben auf 2 kleine Röhrencombos mit nicht mehr als 20 Watt setzen sollte.

Effektmäßig setze ich sowieso meine Bodentreter ein (Booster) und einzig den Hall und Reverb regle ich direkt am Kemper in Homeopatischen Dosen ;)

Bevor ich das aber dann angehe, muss die 4x12 Box weg!
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: elhorstos am 19.07.2018 16:19
Was ich bestätigen kann ist: Weniger ist mehr!
Ich nute am Kemper inzwischen genau 2 verschiedene Profile! Eines davon für einen Einzigen Song!

Somit überlege ich persönlich, ob ich das Teil nicht einfach nach Hause stellen sollte (zum leisen Üben im Schlafzimmer und Aufnehmen, dafür ist er nämlich prädestiniert) und live und beim Proben auf 2 kleine Röhrencombos mit nicht mehr als 20 Watt setzen sollte.

Effektmäßig setze ich sowieso meine Bodentreter ein (Booster) und einzig den Hall und Reverb regle ich direkt am Kemper in Homeopatischen Dosen ;)

Bevor ich das aber dann angehe, muss die 4x12 Box weg!

 ;D ...genau das sagen am Ende ihrer Kemper Phase alle live spielenden Gitarristen die ich kenne,
optisch häßlich, merkwürdig zu bedienen, als Übungsamp zu teuer,  braucht keiner...
und bei Aufnahmen fehlt die Interaktion Amp/Box-Gitarre, da muß auch an den Computer-Amp ein lauter Lautsprecher ran, damit es wirklich rockt...
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: Thisamplifierisloud am 22.07.2018 00:01
Ich mag meinen hässlichen Toaster immer noch.
Der Sound zuhause, im Proberaum und auf der Bühne ist um Welten
besser und definierter als mit dem alten Röhrenzeugs.
Und nicht nur an einer bestimmten Stelle, meine Kuschelzone ist jetzt richtig groß
Voraussetzung ist allerdings eine sehr gute Monitorbox, da darf mann nicht knausern.
Sparsam muss man allerdings mit Effekten sein, aber das ist ja nix neues,
wenn man im Mix durchkommen will. Frequenzen unter 100-120 Hz kann man getrost im
Kemper stecken lassen.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 1.10.2018 10:21
Und da melde ich mich auch wieder zu Wort.
Immernoch verwende ich den Kemper, er ist einfach zu bequem im Alltag. Anstöpseln, einstöpseln, guter sound. Sowohl über die FRFR und InEar.

Neulich bin ich an eine sehr gute Impulse Response gekommen u d habe diese gestern in den Kemper geladen.

Wow! Welch Unterschied! Fühlt sich jetzt wirklich richtig fett und nach Amp in the room an. Auch die Durchsetzungsfähigkeit ist um eimiges gestiegen. Bin auf die Probe heute gespannt :D
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: ThePhilipp01 am 1.10.2018 21:49
Ich sag mal so:
Wenn man es vernünftig betrachtet und einfach nur was braucht dass funktioniert und klingt - Für den ist der Kemper sicher die optimale Wahl.
Man hat am Ende aber nur den Sound eines Amps, nicht den Amp selber. Ein Keyboard kann Flügelsounds heutzutage auch unglaublich gut nachbilden.. und trotzdem ist es ein ganz anderes Erlebnis wenn man sich danach an ein Flügel setzt und ein paar Töne anschlägt. Vielleicht weniger für den Zuhörer, jedoch ganz stark für den Spieler!

Aber selbst wenn der Sound 1:1 abgebildet werden könnte: Ich liebe es einfach, einen Vollröhrenamp anzuschmeißen, mit der rechten Hand "chang chang chang" und mit der linken Hand den Sweetspot am Röhrenamp zu finden! Diese Response eines Amps, mit allem drum und drann lässt sich meiner Meinung nach schlecht digital nachbilden. So ein Amp lebt und es gibt keinen Röhrenamp, der trotz gleicher Schaltung exakt gleich wie der andere klingt!

Stellt euch mal AC/DC mit "Computern" auf der Bühne vor! ;D

Das einzige worin ich den Kemper wirklich gut aufgehoben finde ist im Studio. Ein Kemper kann für mich nicht das reproduzieren, was mein Röhrenamp aus der Box in den Raum drückt. Er kann jedoch das reproduzieren, was aus meinen Studiomonitoren kommt, wenn ich meinen Röhrenamp per Mikro abnehme. Ergo sehe ich das Einsatzgebiet des Kempers vor allem darin, eine perfekte Aufnahmesituation einzufangen und jederzeit abrufen zu können, ohne sich jedes mal mit Mikrofonie beschäftigen zu müssen.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 2.10.2018 09:15
Ich verstehe dich zu 100 %  :topjob:

Aber was wäre denn wenn ACDC nur eine leere Boxenwand auf der Bühne stehen hat und jeder einen Kemper unter der Bühne?

Vom Publikum würde es kein Schwein merken ;)

Dass die sich aber nicht wohlfühlen würden auf der Bühne is ja klar :D
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: roseblood11 am 2.10.2018 09:43
So ähnlich war es doch jahrzehntelang bei vielen Bands. Marshall hat sogar Leergehäuse dafür verkauft. Dahinter stand dann ein kleiner Combo.

Und viele haben heute den Modeler zumindest als Backup dabei. Ob er nicht oft doch viel mehr genutzt wird, merkt man ja nicht. Selbst so ein Tonfreak wie The Edge von U2, der mit zig Amps und Racks tourt, kann inzwischen jederzeit auf ein Axe-FX umschalten, das den ganzen Kram ersetzt.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: ThePhilipp01 am 2.10.2018 10:54
Viele Bands machen das heutzutage so..
AC/DC ist eine der wenigen Bands, bei denen die gesamte Marshall Wand in letzter Zeit wirklich befeuert wird/wurde. Eines der Cabs wird per Mikro abgenommen. Zusätzlich wurde Backstage ein Iso-Cab aufgebaut. Die beiden Signale werden dann Front the House zusammen gemischt. Hinter der Bühne stehen bis zu 9 Plexis - und das nur für Angus Young.
Bei Malcom sah es ähnlich aus.

Wenn das nicht geil ist, weiß ich auch nicht!  >:D

Natürlich merkt das im Publikum kein Schwein. Aber wie gesagt - Würde es nur darum gehen, was das Publikum hört, wären wir alle vernünftig und würden Kemper spielen.
Viele Gitarristen sind aber nicht vernünftig, sondern sehr konservative Tiere - und das finde ich gut so!  :topjob:
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: roseblood11 am 2.10.2018 11:04
Sollen die machen, wenn sie Spaß dran haben.
Eigentlich schafft der hohe Pegel auf der Bühne nur Probleme für den Mann am Pult. Und man hört sich beim Spielen effektiv schlechter, wenn die Ohren so im Stress sind.
Zudem weiß keiner, ob das alles wieder nur Fake ist, passend zum Image - "bei uns ist alles ehrlich und echt". Kann ja sein, dass letztlich doch zu 99% das Iso Cab zu hören ist.
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: ThePhilipp01 am 2.10.2018 11:24
Jedem das seine. Für kleine Clubs ist das natürlich absoluter Wahnsinn. Das kann man sich nur erlauben, wenn auf den großen Bühnen steht, ganz klar.

Hier ist ein ziemlich ausführlicher Rig Rundown dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=j5C7GKGxICg
Titel: Re: Kemper vs. the real thing AB Test Bericht
Beitrag von: hatta am 2.10.2018 20:00
Lechts... der Rigrundown ist wahnsinn, den hab ich mir bestimmt 1000 mal angesehen und könnte immernoch zu sabbern beginnen.
Da wir vorwiegend in kleinsten clubs spielen und da sogut wie niemals ein techniker anwesend ist reduziere ich aufs minnimum.
Auch wenn ich gerne meinen JTM45 anheizen und über ne 4x12 losbrüllen lassen würde :D