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Technik => Tech-Talk High-End => Thema gestartet von: phosgen am 10.03.2020 02:26

Titel: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 10.03.2020 02:26
Ein fröhliches Hallo und Wiedersehen

Lange ist's her, und sehr sehr lange hatte ich nicht wirklich Zeit und Muse, mich dem gepflegten Verstärkerbau zu widmen. Während der vergangenen Weihnachtsfeiertage fasste ich den Entschluss, einen Audio Vorverstärker zu bauen und zu einem späteren Zeitpunkt den passenden Endverstärker dazu.

Lange hatte ich keinen Grund, an meiner Audio Anlage irgendwelche Verbesserungen anzubringen. Meine kleine Anlage besteht aus Naim Nait2, Naim CD3, Linn Keilidh Lautsprecher und einem Plattenspieler, der so alt ist, wie ich selbst. Baujahr 1965, ein Thorens 160 mit Linn Pickups (welchen MM Pickup ich verwende, ich müsste nachsehen).

Den Plattenspieler hatte ich im vergangenen Jahr generalüberholt. Habe das alte Holzchassis durch ein schweres, selbgezimmertes Pflaumenholz-Chassis ersetzt, das Chassis besser gegen Resonanz gedämpft, alle Kabel ersetzt, Tonarm überholt, den Motor ersetzt, etc. Aus dem etwas altertümlichen Laufwerk ist ein hübsches modernes Ding geworden. Laufruhig, null Brumm, und fast 10kg schwer.

Leider stellte sich heraus, dass beim mittlerweile 30jährige Nait2 der Phono Eingang wie ein anderer AUX Eingang nur noch einkanalig läuft. Und weil der Nait2 im Dauerbetrieb sich befindet, kann ich das Ding nicht einfach für 2-3 Wochen für eine Revision entfernen. Vermutlich müssen einfach die Elkos und Caps ersetzt werden.

Aber schon lange liebäugelte ich damit, mir eine Croft Verstärkerkombi anzuschaffen, aber die Preise für diese Dinger sind ein Schlag ins Gesicht. Konkret geht's um den Croft Micro 25 RS Vorverstärker (all-tube) und dem Croft Series 7 Hybrid Endverstärker.

Ich hatte vor etwa 8 Jahren ein Dual-Pultec Mikro Preamp gebaut, auf Basis eines Designs aus den 1950er Jahren. Stupide einfaches Design, aber kompromisslos. Ich war einfach hin und weg von der Qualität des Sounds.

Dieselbe Faszination erfasst mich, wenn ich mir die Croft Verstärker ansehe. Leider gibt's keine offiziellen Schema, auch weil Glenn Croft laufend seine Builds überarbeitet und im Detail weiterentwickelt. Aktuell befindet sich mein Projekt in der Endphase, teste die einzelnen Baugruppen, und ich weiss jetzt schon, dass sich einige Fragen auftun werden, so dass ich Euch um Rat bitten muss.

Ein Schema des Croft Micro 25RS - diesen Vorverstärker kann mit unterschiedlichen Optionen käuflich direkt von Glenn Croft's Küche erwerben ( http://www.croftacoustics.co.uk ) - konnte ich ausfindig machen: http://www.cma4ch.org/chemo/attivita/croftsmic.html. Aber es ist leider das einzige Schema, das ich im Netz ausfindig machen konnte. Auch muss erwähnt sein, dass das Schema vermutlich nicht 1:1 mit dem Original übereinstimmt. Einerseits, weil sich die Originalteile über die Jahre weiterentwickelten, zum anderen, weil beim Reverse-Engineering sich auch Fehler manifestieren können.
Der Schaltplan jedoch macht Sinn, so dass ich mich mit dieser Basis an die Vorbereitung des Projekts machte. Ich habe mich entschieden, dass ich dem Vorverstärker ein separates Netzteil verpassen, denn in einem Gehäuse haben die insgesamt 4 Netzteile wenig Platz. Das zweite Gehäuse beherbergt die HV-Regulation, Phono Stage, und Line Stage, und alles in sehr kompakter Poin-To-Point Verdrahtung. Dem Schema wie von cma4ch.org wiedergegeben folgte ich nicht bedingungslos. Eher durch Zufall, als ich nach geeigneten Transformatoren Ausschau hielt, stiess ich auf einen Baubericht eines Audio Vorverstärkers, mit einer noch simpleren Line Stage mit Negativ Feedback als im Croft Clone Schema verzeichnet. (https://mennovanderveen.nl/cms/index.php/nl/13-tubesociety/projecten-tubesociety/139-tubesociety-ts-vv-2006-valve-preamp )

Die wirkliche Arbeit deses Projekts steckt im Layout des Preamps und in der Auswahl der Bauteile. Hierzu habe ich mir die zahlreichen Photos der Originale angesehen, die glücklicherweise einen recht guten Einblick in die Bauweise und Konstruktion der Preamps von Glenn Croft geben. Auf den ersten Blick sehen die Verstärker völlig banal aus, aber wenn man sich damit beschäftigt, so erkennt man die Denkweise / Philosophie des Meisters. Grössten Respekt hatte ich zu Beginn vor der Point-To-Point Bauweise des Preamps. Wenn man sich die Builds von Croft ansieht - extrem kompakt und dichte Bauweise.

Beim nächsten Beitrag werde ich mich auf die Vorbereitungsarbeiten, dem Schema und dem Layout wie der Bauteilewahl berichten.

Hier eine erste Impression

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 24.03.2020 21:05
2
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: cca88 am 24.03.2020 22:02
2

phosgen,

war da eine Frage im Raum, oder dürfen wir nur auf neue Erkenntnisse, Fotos und ähnliches warten?

ich wünsch mir Bilder und Erkenntnisse

:)

Grüße
Jochen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 25.03.2020 23:17
Hi Jochen

Es geht gleich weiter...

Aber tatsächlich steht eine Frage im Raum, die ich aber hier https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,23967.0.html gestellt hatte.

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone - mod
Beitrag von: phosgen am 25.03.2020 23:22
Schema - oder die Suche nach dem verlorenen Schatz
Die Vorbereitung auf dieses Projekt dauerte insgesamt fast 1.5 Jahre. Ich stiess eher aus Zufall auf die Verstärker von Croft und wurde neugierig, was es mit den Dingern auf sich hat. Relativ rasch fand ich auch zwei Quellen im Internet, welche Schaltpläne des Preamps zeigten.

Die Hauptquelle: http://www.cma4ch.org/chemo/attivita/croftsmic.html#hist2x

Der liebe Herr Dr. Professor G. Visco hat seinen Croft Micro Clone offenbar in mehreren Ausbaustufen gebaut, anhand einem ihm physisch vorliegendem Original – einem Croft Micro Mk3 – vermutlich aus den End-90-ern. Ich vermute sehr, dass er ähnlich wie ich vorgegangen ist, hat sich die Aufbauten neuerer Ausgaben des Preamps angesehen, um so die Optimierungen, die Glenn Croft vorgenommen hat, nach zu empfinden.

Im wesentlichen – und das ist auch bei den Originalen zu beobachten – hat er die HT-PSU  zuerst besser gefiltert, und im letzten Schritt der HT-PSU eine Tube based Voltage Regulation verpasst, die mit einer EL86, einer 12AX7 und einer 85A2 Röhre arbeitet.

Das letzte Schema in seiner Beschreibung war mein Ausgangspunkt für meine Vobereitungen. Wie erwähnt, sonstige Schema des Preamps – Fehlanzeige. Aber eine Unmenge von Bildern über das Innenleben der Croft Preamps, von denen es mehrere Ausführungen gibt:

Letzterer war / ist das Objekt der Begierde.
Mein Croft Micro 25 RS Nachbau hat ein
Nun begann ich den Schaltplan mit den im Internet verfügbaren Bildern des Premaps zu vergleichen, was relativ schwierig war, weil Croft selbst immer wieder – auch innerhalb einer Serie – seine Builds weiterentwickelt und leicht anders gebaut hat.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 25.03.2020 23:25
Abweichungen vom «originalen» Schema

Line Stage: In den neueren Ausgaben des Croft Preamp habe ich festgestellt, dass für die Line Stage nur eine Röhre verwendet wird. Viso’s Schema erfordert die Line Stage jedoch eine 12AU7 und eine 12BH7, so dass ich mich auf der Suche nach einer 1-stufigen Line Stage Ausschau hielt. Diese Line Stage fand ich dann hier: https://mennovanderveen.nl/cms/index.php/nl/13-tubesociety/projecten-tubesociety/139-tubesociety-ts-vv-2006-valve-preamp

2x Volume Regler ==> Balance + Volume Weniger gefällt mir, dass der originale Croft kein Balance-Regler hat und deshalb mit zwei Volume Poti operiert. Meine Version wird über ein Balance und einen Volume Regler verfügen. Diese Entscheidung ist nicht ganz ohne wie ihr später sehen werdet.

LED Anzeige für Input Selector An meinem alten Nait muss ich immer Licht anschalten, um überhaupt zu sehen, wohin der Pointer des Drehschalters zeigt. Einfach nervig. Deshalb werde ich meinem Input Selektor LED Anzeigen hinzufügen.

Turn-on Delay: Die Einschaltverzögerung ist bei späteren Versionen des Crofts hinzugekommen. So tue ich es auch. Der Preamp wird während der Aufheizphase des Geräts auf Mute gestellt, um den grossen «Blob» nicht auf den Endverstärker und Lautsprecher zu hetzen.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 25.03.2020 23:39
Mein Schema des Croft Micro 25 RS

PSU: >> Schema: vgl. Anhang "Croft Pre Micro 25RS Schema.PDF"

Wie gesagt, die PSU Unit umfasst eigentlich 4 Sekundärstromquellen

Primärstromkreis: Der Geräteanschluss ist eine Kobination aus Kaltgeräteanschluss, Primärsicherung und EMI Filter

Als Transformer für HT wollte ich nach Möglichkeit einen Ringkerntransformer einsetzen (Streuung). Der von Viso’s erwähnte Transformer mag gut sein, aber mir war das zu viel TamTam, den mir aus Hongkong anliefern zu lassen (unverschämt teuer). Deshalb habe ich bei Amplimo (NL) einen passenden Tranny für HT gefunden.  Am Ende habe ich zwei Ringkern Trafo – einen für 280V+6.3V und einen für 15VAC - verbaut. Das waren die allerersten Teile, die ich mir aussuchte, bevor ich überhaupt mich weiter am Preamp zu schaffen machte.

HT-PSU

Der Toroidal Transformer 6N536P  http://www.amplimo.nl/images/downloads/ds vbv/6n536.pdf (http://www.amplimo.nl/images/downloads/ds vbv/6n536.pdf)von amplimo.nl spendet sekundärseitig 600mA Strom an 280VAC.
Insgesamt benötigt der Preamp einen HT-Strom von ca. 111ma, d.h. der Transformer verfügt über einige Reserven.

Beide Enden der Sekundärwicklung sind gesichert (die eine bei L1 hätte auch gereicht). Vor und nach dem Brückengleichrichter sind Ferrite Beads (davor) und Ferrite Rod Chokes eingebaut, um die Spikes der Gleichrichterdioden zu mindern. Anschliessend eine typische Filterbank, wie man sie auch Gitarrenamps kennt und dann der doch recht aufwendige HT Regulator Teil, den ich allerdings dann im PRE Gehäuse unterbringen werde.

Interessant ist die Funktionsweise des HT Regulators, dessen Bauweise man Error Amplifier http://4tubes.com/Lost-Websites/SBENCH-PAGES/sbench/reg3.html (http://4tubes.com/Lost-Websites/SBENCH-PAGES/sbench/reg3.html) nennt. Die EL86 dient dazu, den Strom zu regulieren, während die beiden Trioden der 12AX7 jeweils die positive wie negative Seite der AC Amplitude als Negativ-Feedback dem HT Strom zurückführen, wobei mit dem Trimmer nach dem Spannunsteiler die DC Spannung fein auf die gewünschten 265VDC eingestellt werden kann. Die Spannung bleibt auch dann Stabil, wenn der Verbraucher mehr oder weniger Strom zieht.
Vor dem Regulator Schaltkreis ist mit R2 und (Bleed Resistor) ein Widerstand eingebaut, um nach dem Abschalten die HT Spannung respektive Ladung der Elkos abzubauen. Ich werde damit noch Probleme haben; mehr dazu später.

6.3VAC ist für die Heizung der EL86 vorgesehen, und welche die zweite Sekundärwicklung des obengenannten Tranny ist. Diese ist mit 7A mehr als überdimensioniert.

12.6VDC Filament PSU

Dieses Netzteil hat einen eigenen Ringkerntransformator 17061 http://www.amplimo.nl/images/downloads/ds standardrange/17061.pdf (http://www.amplimo.nl/images/downloads/ds standardrange/17061.pdf), ebenfalls von amplimo.nl der 4A an 15VAC sekundärseitig liefert. Benötigt werden 1700 mA Heizstrom. Analog zur HT PSU, beginnt dieses Netzteil auch mit einem Brückengleichrichter, wobei vorgängig Ferrite Beads, und nachgelagert Ferrit Rod Chokes eingesetzt werden. Nach der ersten Siebung folgt dann der Linear Voltage Regulator mit dem LM217 oder LM317 als dessen Herzstück. Der Herr Professor empfiehlt den LM217, weil dessen thermische Charakteristik günstiger sei. Den Datenblätter nach sind beide Typen elektrisch gleichwertig. Auch hier, mit einem Trimmer lässt sich Spannung punktgenau auf 12.6VDC einstellen.

Ein konsolidierte Übersicht über die Ströme:
(https://www.tube-town.de/ttforum/index.php?action=dlattach;topic=23943.0;attach=62428)



Pre-amplifier >> vgl. Schema "Croft Pre Micro 25RS PRE.PDF

Der Preamp besteht pro Kanal jeweils aus 2 funktionalen Blöcken, der Line Stage, die sich um die ECC99 gruppiert, und die Phono RIAA Stage, mit insgesamt 2 Röhren.

Worauf ist hier besonders zu achten: Die beiden Kanalzüge müssen ausbalanciert sein, so dass nicht am Ende der eine Kanal lauter ist als der andere. Zu Beginn dachte ich, ach cool, pro Kanal eine 12AX7. Und wir als geübte Gitarrenamp-Bastler wissen, keine Röhre ist wie die andere. Man müsste schon matched pairs sich beschaffen können, was aber nicht zu kaufen gibt, hingegen balanced 12AX7 gibt es zu kaufen. Deshalb habe ich zwei balanced 12AX7 im Einsatz, beide Kanäle belegen jeweils eine Triode einer Röhre (12AX7 ist ja bekanntlich eine Doppeltriode).

Line Stage
Hätte ich keinen Phonoeingang, die Line Stage würde ausreichen. Alle übrigen Audio Eingänge werden nach dem Input Selektor durch die Line Stage geschleust und dafür ist eine Triode ausreichend. Da ich den Verstärker nicht in einem Studio mit anderen Geräten benutze, kann auf den Cathode Follower Teil verzichten. Damit diese Gain-Stufe nicht ins oszillieren verfällt ist ein Negativ Feedback Loop verbaut. Der Mute Schalter am Ende wird vom Turn-on-Delay Schaltkreis durch ein Relais dargestellt.

RIAA Phono Stage (MM)
Wiederum ein sehr simples Setup, das an Einfachheit kaum zu überbieten ist. Zwischen der ersten und zweiten Gain-Stufe ist das RIAA Filter Netwerk verbaut. Im Internet habe ich gelesen, dass die RIAA Filter nicht wirklich dem Standard entsprechen. Eine nachträgliche Anpassung der RC Werte lässt sich jederzeit tun, falls notwendig. Zu erwähnen ist, dass die Phono Stage für MM (moving magnet) ausgelegt ist. Würde ich nachträglich mich für eine MC (moving coil) Phono Zelle entscheiden wollen, ich würde direkt am Phono RCA Eingang einen 1:10 Audio Transformer zwischenschalten.

Input Selektor, Balance, Volume
Mit dem Input Selektor (mindestens 2 polig) wähle ich die Quelle aus, wobei ich Line in Kanäle direkt am Eingang abgreife, das Phono-Signal nach der Phono-Stage.
Anschliessend folgen ein Potentiometer für Balance (ein spezielles Balance Pot) und eines für Volume (Stereo).
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 26.03.2020 01:38
Auswahl der Bauteile:

Die Komplette Liste an Materialien (Bill of Material) findet ihr unten im Anhang (XLS Datei).

Transformatoren
Ich hatte bereits bei der Begehung des Schemas erwähnt, das waren die ersten Teile, die ich mir für das Projekt ausgesucht hatte. Massgebend für die Auswahl war nebst der Sekundärspannung vor allem über ausreichend Reserve zu verfügen. Überdimensionierte Transformer sind einfach ein Muss, wenn man sich anschickt einen Audio Preamp zu bauen, der auch höheren Qualitätsansprüchen genügen sollte. Das zweite Kriterium ist die Streuung, welche mich schliesslich zu den Toroidal Trafos (Ringkern-Trafo) führten. Die beiden Ringkerntrafos habe ich mir bei https://www.amplimo.nl  beschafft.

Einzig bei der Steuerspannungsnetzteil war ich schliesslich zu faul, und griff mir den kleinen Bausatz von TubeTown.

Gehäuse
Soll gut aussehen – soll nicht zu teuer sein – ist von guter Qualität – ist robust, stabil, steiff – soll ventiliert sein – soll auch etwas Masse haben, um Wärme abzuleiten.

Das war ein ewig hin und her. Da ich gleich zwei Gehäuse haben musste, und ich zu einem späteren Zeitpunkt den Endverstärker bauen möchte, bin ich schliesslich bei einem französischen Anbieter, der gleich ein ganzes Programm an Gehäusen in allen Grössen und Ausführungen bietet. https://www.audiophonics.fr

Das ausgewählte Gehäuse ist tatsächlich von guter Qualität, verfügt über eine 4mm starke Alu Frontplatte, und ist preiswert. Die Seitenwände sind aus einem 10mm dicken Aluprofil, so dass sich darüber die Wärme gut ableiten lässt. Vielleicht mögt ihr euch erinnern, der LM317 der 12.6VDC Filament PSU, der erzeugt Abwärme, und das nicht zu knapp.

Drehknöpfe
Ich habe mich für massive, schwarz eloxierte 35mm Durchmesser 24mm hohe Alu-Drehknöpfe entschieden. Beschafft habe ich mir diese von https://hificollective.co.uk

Kippschalter
Für Power-On Switch habe ich die APEM Toggle-DPST Switches von Tubetown entschieden. Vintage look. Für den Mute Kippschalter habe ich eine kleinere Ausführung eines DPST Toggle Switch entschieden, den ich noch in meinem Vorrat hatte.

RCA Connector
Nichts ist lästiger, als korridierte / oxidierte RCA Verbinder. Deshalb habe ich gleich vergoldete Ausführungen beschafft.

Verbindung für LV und HT von PSU nach PRE
Das war eines der schwierigeren Aufgaben, eine vernünftige Auswahl zu treffen.

Erste Frage: HT (2 Fäden) und LV (6 Fäden) + 1 Erdung in einem Strang?

Technisch sicherlich möglich, wenn geeignetes, konfektioniertes Kabel identifiziert werden kann. Deshalb ich mich für getrennte Stränge (LV, HT, GND) entschieden.

Für die Niedervolt Speisepannungen habe ich mich für einen 6-poligen DIN Connector mit Schraubsicherung entschieden.

Dann war da noch die HT: Immerhin liegt gegen 390VDC NLV an (ohne Load), mit Load sind’s dann noch etwa 370-380VDC. Problem Kabel: gibt es ein konfektioniertes Kabel dafür – nicht wirklich. Gibt es Stecker/Buchsen, die einerseits gut geschützt sind, wenn offenliegend, und wenn eingesteckt, sicher?

Ausgewählt habe ich eine Stecker / Buchsen-Kombination, mit einer Schnapp-Sicherung (oder wie nennt man das, es klinkt ein). Als HV Kabel habe ich ein Paar der massiven Kabel verwendet, die ich dann auch im Amp drinne verbaut hatte. Diese Kabel sind auf 1000V ausgelegt und haben einen Querschnitt von 0.5mm2. Eingepackt habe ich dieses Kabelpaar in einen Schrumpfschlauch.

Für die Erdung habe ich beide Gehäuse mit einem Schaubanschluss versehen, wie man sie auch für Lautsprecheranschlüsse verwendet. Zusätzlich kann man auch ein Kabel mit Bananenstecker (z.b. wie bei Messkabel) verwenden.

Widerstände
Für die PSU und nicht Audio-Signal-führenden Teile habe ich Metallfilm Widerstände eingesetzt, durchgängig mit 2W Belastbarkeit.
Für die Audio-relevanten Teile habe ich mich mal im Internet schlau gemacht, was die High-Ender verwenden. Jetzt wird’w richtig esotherisch dachte ich mir, als ich mir zahlreiche Wortmeldungen durchlas. Einen Blick auf die Preise der Anbieter -da wird’s einem richtig schlecht. Das Blut floss förmlich aus meinem Gesicht. Nun gut – eine ziemlich eindeutige Aussage ist, dass Kohlefilm Widerstände bevorzugt werden, weil diese ein gutes thermisches Verhalten aufweisen, und etwas samteren Klang hervorbringen, als die Metallfilm Widerstände. Das war mich auch von Gitarrenamps her bekannt. Ich entschied mich schliesslich für Kohlefilm Widerstände von Allen Bradley (soweit es ging), von Arcol, und von Takman (Bezugsquelle: https://hificollective.co.uk ).

Ein Vergleich mit den Bildern der originalen Croft Preamps zeigt, Glenn hat in der Auswahl seiner Teile eben diesen Mittelweg gewählt. Gute Teile verbaut, aber keine hyper-exklusiven Bauteile.

Electrolyt Kondensatoren
Hätte ich solche von den High-end shops ausgewählt, ich könnte anstelle dieser Teile auch gleich einen Tesla mir leisten. Auch hier – die Preise – der Wahnsinn.  Auch hier ein Blick auf Glenn’s originale zeigt, er verwendet hochwertige KEMA Elkos. Meine Auswahl für die Elkos fiel auf jene vopn JJ electronics, KEMA und Vishay Sprague.

MKP Kondensatoren
In den originalen Crot Preamps sind vermutlich KEMA oder EPCOS MKP, sicherlich keine WIMA’s. Weil ich die originalen nicht identifizieren konnte, behalf ich mich mit den Artikeln der Esotheriker, wobei nicht alle gleich orthodox sind. Unter anderem wurden die SCR Solen von einigen empfohlen, weshalb meine Wahl schliesslich auf Solen fiel.

Anmerkung zu Widerständen, Kondensatoren, MKP Caps
Bauteile, die den Audio-Signal-Pfad betreffen, müssen «balanced» sein. Das bedeutet, das Bauteilepaar – eines für den linken, das andere für den rechten Kanal – müssen dieselben Ratings aufweisen! Sonst ... kann sich jeder etwa selber denken, was die Folgen sind.
In der Praxis heisst das:
Nun wissen wir, wieso die High-End Teile so teuer sind. Jedes einzelne, noch so unwichtig scheinende Teil muss x-mal gemessen und mit anderen Teilen verglichen werden.

Input Selektor
Hier haben ich einen einfachen 3-poligen Dreschalter von Alpha (tubetown) mit Positionen gewählt. Damit hatte ich in der Vergangenheit bei Gitarrenverstärkern gute Erfahrungen gemacht.

Balance Potentiometer
Anfangs habe ich mir ein lineares Stereo Poti von Piher gekauft, dessen Gehäuse vollständig geschlossen ist. Ich dachte erst: links und rechts über Kreuz ans Poti anschliessen und gut ist.
Dann habe ich mir den Widerstandsverlauf des Poti analysiert und festgestellt, stereo ja, aber die beiden Widerstandskurven haben überhaupt nicht korrespondiert.
Schliesslich habe ich mir ein einschlägiges Balance Pot von Audio Note beschafft – das sieht erheblich anders aus (Kanalabweichung typisch < 2dB). Ausserdem ist es staubdicht versiegelt.

Volume Pot
Ähnlich gings mir mit dem Volume Pot, diesmal ein logaritmisches. Auch hier der eine Kanal hat mit dem andern nichts gemeinsam (Abweichung bis zu 20%). Die Auswahl fiel dann auf ALPS Stereo Pot, staubdicht versiegelt und auch mit einer typischen Abweichung zwischen den Kanälen von kleiner 2dB (also nicht wirklich hörbar).

Verkablung innen:
Anfangs habe ich mir überlegt, ob ich geschirmte Kabel (für Audio Signal) verwenden muss. Ich sehe erst mal davon ab. Das Gehäuse ist aus Stahl, eine AC Quelle meilenweit weg. Geschirmte Kabel haben den Nachteil, dass sie ggf. den Klang beeinflussen.
Auch hier ein Blick in Glenns Küche zeigt, er arbeitet sogar strikt mit einem Typ Kabel für alle Anwendungen im Amp. Kupferlitze, 0.5mm2, mit hitzebeständiger Isolierung.

Relais für Mute-Schaltung von Audio-Signalpfad
Ich habe mich hier für ein DPDT, non-latching von Axiom entschieden, ganz einfach, weil ich diese kenne, und damit gute Erfahrungen gemacht habe (siehe meinen Pultec Nachbau hier bei diesem Forum).

So das wär’s für heute. Nächstes Thema ist der physikalische Aufbau und Layout.

Gute Nacht
/ martin


Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 26.03.2020 20:17
Turn-on-Delay Schema
Bevor's weitergeht mit dem Layout, ein Nachtrag in Sachen Schema:
Im PRE habe ich nach dem Mute Schalter (DPST) noch eine Turn-on-Delay Schaltung eingebaut. Dieses Schema liefere ich an dieser Stelle nach, welches einen NTE555 als Herzstück dieses Schaltkreises enthält Mit dem Trimmer P300 lässt sich die Verzögerung nach dem Einschalten des Geräts steuern.

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 00:12
Aufbau, Layout
Bei der Erstellung des Layouts verwende ich Visio – einfach, weil ich das Ding schon seit 25 Jahren verwende, nicht weil besonders geeignet. Die dargestellten Bauteile habe ich nach den technischen Datenblättern massstabsgetreu abgebildet, damit ich eine gute Grundlage für die Positionierung der Bauteile habe. Ebenso, habe ich mit Aufsicht und Seitenansicht gearbeitet – um später beim Zusammenbau und Löten stets eine gute Orientierung zu haben.

Die Entscheidung, den Preamp in 2 Gehäusen unterzubringen – ein PSU Unit und eine PRE Unit – hat nebst Abschirmung des Premap Moduls auch den praktischen Vorteil, genügend Platz und Raum für die Konstruktion zur Verfügung zu haben. Denn so kompakt zu bauen wie die Originale ist nicht trivial. Die originalen Croft Preamp erscheinen beinahe leer, völlig aufgeräumt, unspektakulär.

Preamp in Point-to-Point Bauweise
Wer mit der Point-to-Point Bauweise vertraut ist, erhält ein Gefühl dafür, wie aufwendig es ist, der extrem kompakten Bauweise Croft’s nahe zu kommen. Es ist nicht einfach die Anordnung der Bauteile, sondern auch deren Auswahl, namentlich der Kondensatoren, wegen der äusseren Ausmasse.

P2P-Bauweise habe ich vor allem beim Peamp Module eingesetzt. Dadurch sind recht kurze Signalwege möglich.

PSU Baugruppen auf Turret Boards
Sämtliche PSU Teile habe ich jedoch mit Turret Boards (mit Eyelets) erstellt, weil rasch anzufertigen und auch genügend Platz vorhanden. Die Teile sind sehr robust und in Bezug auf die Qualität der Lötstellen (mit den Eylets) kommt man der P2P Konstruktion sehr nahe.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 00:17
Layout PSU Unit

Front Panel: Das Front Panel der PSU enthält einzig einen Power-On Schalter mit einer Leuchtdiode. Mit diesem Schalter stellt man beide Units ein oder aus.

Rear Panel: Die Rückseite enthält den Kaltgerätestecker, mit Hauptschalter und Primärsicherung in einem Bauteil kombiniert. Gleich rechts daneben die zwei Sicherungen des Sekundärstromkreises der Anodenspeisepannung, die 6-poligen DIN Buchse. Etwas ungewöhnlich vielleicht erscheint, dass ich eine massive Schraubklemme für Chassis Ground anbrachte. Aber dazu komme ich später in diesem Bericht. Zu guter letzt die Buchse für HT (Anodenspeisespannung).

Innenleben der PSU Unit
Die beiden Ringkern-Trafos dominieren die linke Gehäusehälfte, so dass die weiteren Baugruppen darum herum ich angeordnet habe. Das kleine 6VDC Netzteil von tubetown befindet sich an der linken Seitenwand (von hinten betrachtet). Das Board für die regulierte Heizspannung musste ich an die rechte Seitenwand anbrigen, so dass der LM317 seine Abwärme an die 10mm starken Aluprofile der Gehäuseseitenwand abgeben kann, denn beim Testen des Boards alleine konnte ich die Temperatur nur mit einem recht grossen Kühler nur mit Mühe unter 50°C bringen.
Am Front Panel entlang befindet sich die Siebkette des HT PSU.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 00:25
Layout PRE Unit

Rear Panel: Rückseitig befindne sich die RCA Anschlüsse, die Bohrungen für die beiden Stromversorgungskabel, sowie die Schraubklemmen für Chassis Ground und Phono Ground.

Front Panel: Drei grosse Drehknöpfe dominieren die Vorderseite: Input Selektor, Balance, und Volume. Beim Input Selektor habe ich 4 LED vorgesehen, welche die akutelle Audio Quelle visuell markiert. Der Mute-Kippschalter sowie eine weitere LED, die anzeigt, denn das Gerät betriesbereit ist.

Struktur des Preamp Aufbaus

Die Innenarchitektur des Preamps ist in vier funktionale Gruppen gegliedert.
Da in dem 2HE hohen Gehäuse die Röhren nicht stehend aufgebaut werden können, werden 2 L-förmige Aluprofile verwendet.

HT Voltage Regulation Module

Das Aluprofil trägt die drei Röhren (EL86, 12AX7, 85A2) die den grossen Elko am Ende der Baugruppe. Unmittelbar vor den Anschlüssen der Röhrensockel ist ein Turret Board platziert, welches die übrigen Bauteile enthält. Ich hätte diese Baugruppe durchaus in Point-To-Point Bauweise umsetzen können, aber mir war der gute Zugang zu den zahleichen Messpunkten, sowie ein guter Zugang zum Trimmpoti wichtiger.

Die 6.3VAC Heizleitung befeuert aussliesslich die EL86 (V4). Die regultierte 12.6VDC Heizleitung wird am Innenwinkel entlang geführt, speist V5 (12AX7) um führt danach in Richtung Preamp Module weiter. Die 85A2 Gleichrichterröhre benötigt keine Heizung; diese glüht von selbst sobald Hochspannung anliegt.

Preamp Module

Hier kommt nun die P2P Bauweise zum Zug. Wie beim Original, bilden die Lötösen der Röhrensockel und eine Lötleiste die Auflagepunkte für die Baulteile. Eine 3-Dimensionale Ansicht ist mit Visio nicht wirklich möglich, aber dennoch musste ich besonders beim Preamp Module, die Anordnung der Bauteile räumlich mir vor Augen haben und habe entsprechend die Elemente 2- oder 3-lagig in der 2-dimensionalen Darstellung abgebildet.

Die Heizleitung wird am Innenwinkel des L-Aluprofiles geführt, wobei zu bemerken ist, dass die regulierten 12.6VDC die V3 (Line Stage) und schliesslich V2 und V1 12AX7 der Phono Stage speist. Der räumliche Abstand zwischen Heizleitung zu den P2P Bauelementen ist dadurch recht gross, so dass keine negativ sich bemerkbaren Einflüsse auf den Audio-Pfad zu erwarten sind.

Ebenso achtete ich beim Layout auf die Sicherheit, sprich, die Hocholt-Teile möglichst weit weg vom Chassis zu platzieren, und eigentlich nur die Bauteile, die gegen Starground laufen, in Chassis-nähe platziert habe.

Für jede Doppeltriode habe ich mir einen Starground-Stützpunkt vorgesehen, der selbst noch nicht mir dem Chassis verbunden ist, also schwimmend, um von dort aus zum einzigen Starground (nun aber mit dem Chassis verbunden) geführt zu werden.

Bedienelemente + Turn-on-Delay

Input Selektor: Die drei Line-in Eingänge (2-kanalig) werden direkt von den RCA Anschlüssen der Rückseite zum Input Selektor geführt. Der Phono Eingang führt direkt zum Phono-Stage des Preamp Modules, und vom Ausgang der zweiten Gain-Stufe (V2) zum Input Selektor. Am dritten Pol des Input Selektors wird die LED Anzeige zum Leuchten gebracht, die mit der ausgewählten Quelle korrespondiert.

Der Ausgang des Input Selektors führt nun zum Balance Pot und anschliessend gleich zum Volume Pot.

Vom Volume Pot werden die beiden Kanäle nun der Line-Stage zugeführt, deren Ausgang nun zum Mute-Schalter respektive Turn-On-Delay Board, und schliesslich zum RCA Ausgang an der rückseitigen Gehäusewand. Mute Schalter wie Turn-On-Delay schalten in Mute-Stellung gegen Ground der mit Startground Stützpunkt V3 verbunden wird. Das Board mit der Verzögerungsschaltung wird an der Innenseite des Front Panels befestigt.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 20:19
Konstruktion
Die Konstruktion des Preamps beginnt. Angefangen habe ich mit den insgesamt 4 Turret Boards plus TT Bausatz für 6VDC. Ich verwende 2.5mm starke Fiber Expoxy Boards. Die Eyelets weisen einen Durchmesser von 2.5mm, sind 3mm «hoch», versilbert. Die Brücken zwischen den Bauteilen fertige ich mit 0.75mm starken Silberdraht. Jedes Bauteil wird zuerst ausgemessen, die Werte notiert, bevor es verbaut wird.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 20:19
Konstruktion Turn-On-Delay
Das Board ist 6x8cm gross. In der Mitte ruht der NTE555 IC auf einem DIL-8 Sockel,  das Relais auf einem DIL-16 Sockel mit vergoldeten Pins. Der kleine Elko C300 fasst eine Kapazität von 100uF und bestimmt die zeitliche Verzögerung, die sich bis etwa auf etwa 1 Minute einstellen lässt – mit Poti P300. Die Relaisspule ist mit einer 1N4148 Diode geschützt. Auf dem Board sind zudem zwei Vorwiederstände für die LED vorgesehen, einer für die Power-LED, eine für die LED Anzeige des Input Selektors. Ein erster Funktionstest habe ich mit dem Labornetzteil durchgeführt.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 20:20
Konstruktion Filament PSU (12.6VDC)
Dieses Board ist etwa 4x15cm gross. Der Aufbau war rasch getan. Den LM317 habe am Rand positioniert, so dass sich einen Kühlkörper daran befestigen kann. Einen ersten Funktiontests habe ich mit einem 15VAC Netzteil ausgeführt. Nebst der korrekten Spannung am Ende der PSU lag mein Augenmerk bei der Hitzentwicklung des LM317. Die Hitzeentwicklung war beträchtlich; rasch erhitzte sich das Bauteil auf über 100°C, so dass ich verschiedene Kühlkörper ausprobierte. Kleinere Kühlkörper (bis 5cm gross) erweisen sich als ungenügend. Deshalb werde ich das Board an die Gehäuseseitenwand positionieren, und den LM317 daran festschraube.

Bemerkung zum Bild: LM317 noch nicht montiert!
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 20:21
Konstruktion HT-PSU Board
Darauf sind die Ferritteile wie der Brückengleichrichter verbaut. Die Filter-Sektion der HTP PSU, der Leistungswiderstand, wie die beiden grossen 250uF Elektrolytkondensatoren sind am Gehäuseboden respektive auf einem L-förmigen Aluprofil montiert. Diesen Teil habe ich mit dem 15VAC Netzteil getestet, um die Konstruktion zu validieren.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 20:21
Konstruktion HV Regulator Board
Das Board enthält nur einen Teil der Elemente der HV Regulation. Auf dem Bild habe ich fälschlicherweise Solen MKP verbaut, welche ich später gegen Polypropylen-Kondensatoren auswechselte.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 30.03.2020 20:25
Erste lose Anordnung der Bauteile im PSU Gehäuse.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 31.03.2020 01:20
Finaler Zusammenbau PSU-Unit

Die für mich schwierigste Entscheidung war, ob ich den GND-Leiter der HT-PSU bereits in der PSU-Unit auf Chassis-Ground lege. Wieso ich mich schliesslich dagegen entschieden habe? Ich wollte im gesamten System nur einen einzigen Starground-Punkt bauen, um eine Brummschleife über zwei Gehäuse hinweg zu vermeiden.

Betreffend Verkabelung: ausser den farbigen Kabeln – Silkonlitzen mit 0.5mm Durchmesser – habe ich durchwegs 1mm2 H05V2-K Kupferlitzen verwendet, bis zu 105°C hitzebeständig. Die freiliegenden Enden der Kabel habe ich mit Schrumpfschläuchen isoliert.
An der Rückseite sind die beiden Sicherungshalter für die Sekundärsicherung befestigt. Das blaue Schiftholz dient lediglich dazu, dass die Sicherungshalter-Gehäuse einigermassen bündig Rückseite des Gehäuses sind.
Der Erdleiter des Kaltgeräteanschluss ist mit dem Gehäuse verbunden, und anschliessend mit der Schraubklemme für die Verbindung des Chassis Ground beider Einheiten.
Der frontseitige Schalter (2-polig) schaltet Phase wie Null-Leiter; ab Schraubklemme wird die Primärspannung an die drei Trafos verteilt.

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 31.03.2020 01:21
Testen der PSU-Unit ohne Load
Die nun montierten Boards sind zu diesem Zeitpunkt bereits einzeln getestet (unit testing). Zuerst testete ich die Niedervolt-Netzteile; eines nach dem anderen.

1.   6VDC TT-PSU
2.   6.3VAC
3.   Und die 12.6VDC PSU

Vor allem die 12.6VDC PSU habe ich über mehrere Stunden getestet, um sicher zu gehen, dass die Hitze des LM317 ausreichend abgleietet wird. Die Kühlung über die Gehäuseseitenwand erweist sich als sehr effektiv (Temperatur nie höher als 23°C).

Bevor ich die HT-PSU ohne Load testete, stellte ich sich, dass keine der beiden HT-Leiter das Chassis berührt. Etwas skeptisch war ich bei der Buchse, welche ich für den HV Anschluss verwende. Gemäss Spezifikation ist das Teil für 400VDC (Isolationsspannung 1000V) zugelassen. Die beiden Lötstützpunkte der Buchse sind ledigich 1.5mm voneinander entfernt, aber meine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: Laurent am 31.03.2020 09:07
Hallo Martin,

Saubere Platinen hast du da entworfen. Sieht Recht aufgeräumt aus.  :topjob:

Bin mit dem PTP-Aufbau gespannt  ;D
Da muss man sich Zeit lassen, dass es sauber gebaut und gut/zuverlässig aussieht.

Weiter so!

Gruß
Laurent
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 2.04.2020 01:07
Danke Laurant !

so - jetzt kommt's ....
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 2.04.2020 01:11
Konstruktion Preamp

Ich hatte lange auf die beiden Gehäuse warten müssen. Deshalb habe ich mir überlegt, wie ich dennoch mit dem Aufbau beginnen kann. Ebenso verschwendete ich einige Gedanken, die Wartbarkeit des Systems zu verbessern, denn an einer P2P Konstruktion Modifikationen vorzunehmen, das an Chassis fix befestigt ist, könnte sich mühsam erweisen.

Deshalb habe ich die beiden Module auf  ein Fiberboard aufgebaut, welches sich notfalls gut aus dem Gehäuse entnehmen lässt. Die Fiberplatte ist zudem ein guter Isolator, falls doch mal Teile unter HV Spannung das Chassis berühren sollten (Ok, das Gehäuse ist ja über GND-Chassis und somit Schutzleiter gesichert).

Als erstes bereitete ich die Aluprofile vor - L-förmig, 25mm x 50mm, 14cm und 11cm lang – auf denen ich später die Röhrensockel und sowie den grossen Elektrolytkondensator befestige, die dann waagerecht zu liegen kommen.

Das kürzere der beiden Aluprofile ist für das Preamp Modul vorgesehen und wird 3 Novalsockel für 12AX7 aufnehmen. Das Aluprofil für die Regulation beherbergt 2 Novalsockel (EL86, 12AX7), einen 7-pin Sockel (85A2) und den 1000uF Elko. Ich verwende Porzellansockel mit vergoldeten Kontakten.

Die beiden Profile habe ich an das Fiberboard befestigt, welches später dann auf Gummifüsschen im Gehäuse angestraubt stehen wird. Die Heizleitungen führen von vorne aus betrachtet von rechts nach links, entlang am Innenwinkel. Eine Schelle hält den Elko. Die Lötleiste des Preamp Moduls habe ich etwa 6cm vom Aluprofil entfernt platziert. Das HT Regulator Board etwa 1cm vom Aluprofil.

Mit dem Labormessgerät testete ich die Heizleitungen bei aufgestecken Röhren.

Selektion der Bauteile

Bevor die ersten Teile am Preamp verbaut wurden, habe ich sämtliche Bauteile ausgemessen. Ich erwähnte bereits, die beiden Kanäle (link, rechts) sind Schema-Aufbau identisch, und sollten elektrisch möglichst dieselben Charakteristiken aufweisen.

Selektionskriterien für Widerstände, Elkos, und Caps

ESR: Die Elektrolyt-Kondensatoren habe ich zudem auf deren «Gesundheit» geprüft (Leakage Test).

Feststellung der «Polarität» der MKP Kondensatoren: Ich kann mir vorstellen, was ihr nun darüber denkt. Elkos sind polar, aber MKPs? Ich stiess bei patreon.com (Mr Carlsons’s Lab - https://www.youtube.com/watch?v=BnR_DLd1PDI&t=10s (https://www.youtube.com/watch?v=BnR_DLd1PDI&t=10s) ) auf dieses Thema, der in seinen Vids oft über Restaurationen antiker Röhrengeräte berichtet.

Seine Erklärung: Das Innenleben der Kondensatoren ist mit einer Metallfolie rundum abgeschirmt, wobei diese Folie mit einem der beiden Enden des Bauteils elektrisch verbunden ist. Mögliche Brummspannung oder anderen «Krach» sind wie bei einer geschirmten Leitung in Richtung der niedrigeren Impedanz abzuleiten.

Mit einem Scope lässt sich ermitteln, an welchem Ende die Abschirmfolie des MKP Kondensators befestigt ist. Dazu muss man den Kondensator wechselseitig an Probe und Ground des Scopes anschliesst und dann mit zwei Fingern das Bauteil fest umfasst. Die Brummspannung ist einmal etwas grösser, das Bauteil umgekehrt an Probe und Ground angeschlossen niedriger (oder umgekehrt). Wenn die Brummspannung niedriger ist, dann zeigt das Ende, an welcher die Abschirmfolie elektrisch verbunden ist, auf Ground. Diese Seite des Bauteils markieren. Beim Verbauen der MKP soll das markierte Ende in Richtung der der nidrigeren Impedanz anliegen.

Klingt auf den ersten Blick etwas esoterisch, aber der Effekt ist messbar.[/list]
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 2.04.2020 01:26
Konstruktion Preamp Modul (P2P)

Nun geht’s aber endlich los, denn die Selektion und Ausmessen der Teile beanspruchte erhebliche Zeit. Ich begann mit den Teilen, die gegen GND laufen, und die räumlich zu unterst sich befinden. Drei lokale Starground-Stützpunkte (pro Gain-Stufe) habe ich am Board vorbereitet, so dass sie keinen Kontakt mit dem Chassis haben.

Anschliessend fuhr ich mit der Montage der restlichen Bauteile fort, wobei ich die beiden Kanäle parallel Teil für Teil implementierte. Die beiden Kopplerkondensatoren - C108, C208 – sind jeweils an der Anode befestigt. Das andere Ende werden zum Input-Selektor führen. Die entsprechenden Kabel habe ich an die Caps gelötet und isoliert. Zu einem späteren Zeitpunkt fixiere ich die beiden Kabel mit Heisskleber am Fiberboard, weil sonst lose.

Das Preamp Modle ist weitgehend fertiggestellt. Die verbauten Bauteile prüfe ich peinlich genau – auf Sicht und mit Messen.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 2.04.2020 01:31
Finalisierung Voltage Regulator Module
Bei der Selektion der MKPs ist mir aufgefallen, dass die 2 220nF Solen MKP nicht auf das HT Regulator Board gehören, wehalb ich sie gegen entsprechende Polypropylen Kondensatoren austauschte, die dafür vorgesehen waren. Das Board ist nun mit den Röhrensockeln verkabelt. Das HV-Speisekabel am Board-Ende schliesse ich vorläufig noch nicht an die Preamp Sektion an, um den HV Regulator Teil zuerst zu testen.

Mittlerweile sind die Gehäuse, wie andere Teile eingetroffen. 
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: Laurent am 2.04.2020 13:40
Hallo Martin,

:topjob:

Sieht weiterhin sehr sauber aus. Bin zwar keinen Freund von PTP aber das hast du hier gut aufgebaut !

Ich hätte jedoch 1-2 Anregungen:
- zumindest für HiFi hatte ich keinesfalls Carbonwiderstände eingebaut. Die werden über die Zeit von den Werten her abdriften. Das bringt sicherlich auch Rauschen mit.
- die Bohrung für den dicken Kemet hätte ich einen Tick größer gemacht. Auf dem Bild erscheint es Recht knapp zu sein. Das Bild täuscht aber vielleicht.
- bei so einem schönen Aufbau hätte ich die Markierungslinie auf dem Profil mit Aceton entfernt.

Ist aber nur meine Meinung... Bin kein Profi.

Weiter so!!

Gruß
Laurent
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 2.04.2020 19:54
Hi Laurant

Carbon Widerstände: Ja - dachte ich anfangs auch, aber ich habe mich bei diversen, teils sehr esoterischen, High-End Enthusiasten Sites rumgestöbert, und die Meinungen sind durchaus geteilt. Tatsache ist, dass das thermische Rauschen bei Metal Film an niedrigsten ist, gefolgt von Carbon Film Widerständen. Am schlechtesten schneiden diesbezüglich die Carbon Composit Widerstände ab. Ich verwende die Allen Bradley respektive Arcol, welche Carbon Composites sind. Besonders die Allen Bradley Widerstände werden gerühmt und in den einschlägigen Sites oft empfohlen. Die Allen Bradley Teile tragen scheinbar zu einem etwas wärmeren Klanbild bei, im Vergleich mit Metal Film. Vom einem Abdriften der Werte habe ich allerdings nie was gelesen.

Sollten mir die Allen Bradlay's mir klanglich nicht gefallen, so kann ich immer noch auf Carbon Film oder Metal Film umstellen. Die Croft Originale verwenden im Audio Pfad entweder Metal Film oder gar Wire-Wound / Draht-Widerstände. So gesehen, weiche ich natürlich vom Original ab.

Bohrung Kemet Elko: Ich werde noch in Foto von nah nachliefern, aber der Abstand Bohrung zu Lötöse ist 4-5 mm.

Markierungslinie Aluprofil: Ich denke, du sprichst die mittige Linie an, die man sieht. Das Aluprofil hatte ich übrig (vom Umbauten im Haus) und die Linie ist tatsächlich eine Kerbe, um schön mittig Bohrlöcher anzufertigen.

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: Laurent am 2.04.2020 22:12
Hi Martin,

Du, das passt schon !  >:(

Was Widerstände angeht nutze ich für empfindlichen Schaltungen ausschließlich Metalwiderstände, wie zB RN65D. Ist aber wie du merkst, Geschmacksache. Das respektiere ich total. Wenn man sich die Mühe macht so ein Kunstwerk zu bauen, dann muss es dem eigenen Geschmack zustimmen.

Was auf jeden Fall wichtig ist, ist deine Auffassung mit den Filmkondensatoren. Das habe ich bei meinem letzten HiFi AMP übersehen  :facepalm:

Man kann sich ja nur verbessern.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 2.04.2020 23:39
Laurant

Schon richtig, dass du deine Erfahrungen teilst. Ich fasse deinen Hinweis auch gar nicht als Kritik auf. Es stimmt ja auch, was du sagst. Ich betrachte den Einsatz der Allen Bradley R im Audio Pfad als PoC - Implementieren - Bewerten - Entscheiden - Korrigieren/Verbessern.
Das bedeutet aber auch, die Konsequenzen zu tragen, zu korrigieren, sprich diese ersetzen zu wollen, wenn's nicht passen sollte. Das war mitunter auch der Grund, wieso ich die beiden Module auf das Fiberboard gesetzt habe: Ich kann die Kabel lösen, die Module aus dem Gehäuse heben und gut zugänglich das Refactoring des Preamp durchführen.

Nächste Woche habe mir Ferien genommen und hoffe, ein wenig Zeit zu finden, die letzten Arbeiten am Preamp tun zu können. Seit ich Corona-bedingt HomeOffice tue, finde ich kaum mehr freie Zeit.

Im nächsten Beitrag werde ich die Arbeiten darstellen, die zum aktuellen Status des Projekts führen; dem Testen der Preamp Sektion. Danach muss ich nur noch die Front verkabeln und kann mir das Ergebnis das erste Mal mir anhören.

cheers + weiterhin gute Gesundheit euch allen
/martin

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: Laurent am 3.04.2020 08:47
 Hallo Martin,

:bier:
Hatte den falschen Smiley eingefügt... Merke ich gerade  ;D sollte sein - der Nachbarsmiley...
Naja, aufm Handy ist alles Recht klein.

Das mit den abnehmbaren Boards ist an sich eine Super Idee. Ich habe schon Amps gebaut, wo ich im Nachhinein die kompakte Bauweise bereut habe.

Zum Thema Home Office bin ich auch bei dir. Man tendiert mehr zu arbeiten. Man schreibt deutlich mehr E-Mails, hat mehr Telefonate als sonst, da man die Anderen nicht trifft. Und so eine Krisensituation bringt noch mehr Schriftverkehr mit sich. Da hilft nur Selbstdisziplin und einigermaßen strikte Zeitfenster.
Ich denke, dass nach dieser Krise einiges anders sein wird.

Bin gespannt auf deine nächste Berichte.

Gruß
Laurent

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: smid am 3.04.2020 22:28
Hallo Martin,

ich habe zwar mit Röhren-HiFi bisher gar nichts am Hut, verfolge aber den Thread mit Interesse. Wenn ich das mit meinem Bastelkram vergleiche, baust Du da gerade einen Flugzeugträger, während ich Papierschiffchen falte. Hut ab! Und Danke, dass du das hier so detailliert teilst  :danke:

VG
Andreas
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 15.04.2020 23:34
Frontplatten-Beschriftung

Die 4mm starken Alufrontplatten – roh gebürstet – wollte ich mit transparenten Decalpapier beschriften und anschliessend Lackieren, wie ich das bei einem anderen Gerät recht erfolgreich schon hingekriegt hatte. Nach drei Versuchen hatte ich endlich die Beschriftung sauber aufgetragen und lackierte nach Trocknung die Frontplatten ein erstes Mal mit einer haudünnen Schicht.
Nach einige Minuten löste sich die Beschriftung sprichwörtlich auf – was für ein Desaster! Mit Nitroverdünner entferne ich Lack und das, was von der Beschriftung übrig war. Nach dem Desaster liess ich die Frontplatten anhand einer von mir angefertigen PDF-Vorlage mit Laser gravieren.
Auch hier geschah ein Maleur, das dazu führte, die Frontplatten nochmals zu schleifen und bürsten, und nochmals zu gravieren. Leider ist dadurch die Front etwas arg glänziger geworden. Nicht optimal.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 15.04.2020 23:43
Preamp Unit

Geräterückseite
RCA Anschlüsse: An der Rückseite habe ich die RCA Anschlüsse angebracht. Die rot und weissen Kunststoffmanschetten der RSA Buchsen isolieren perfekt vom Chassis. Neben dem Phono-Anschluss befindet sich eine gesonderte Schraubklemme (rot) für die Ground Connection zum Plattenspieler.

Ground Chassis Anschluss: Wiederum eine Schraubklemme (grün-gel). Dieser Anschluss ist essentiell und muss im Betrieb mit dem Chassis Ground Connector der PSU-Unit verbunden sein. Inseitig ist dieser Anschluss mit dem zentralen Starground Stützpunkt verbunden.

HV- und LV-Supply Kabel: Anbei ein Bild der beiden Kabelverbindungen, die ich angefertigt habe.  Der Stecker mit Schraubanschluss – ein 6-poliger DIN Stecker – ist für die 3 Niedervoltspannungen vorgesehen. Der Schraubanschluss garantiert eine sichere Verbindung. Der schlange Stecker ist mit einer ausgeklügelten Schnapmechanik ausgestattet Ein Verwechseln zwischen den Polen für HT+ und HT-GND ist konstruktionsbedingt ausgeschlossen. Die Verbindung ist tatsächlich bombenfest. Beide Kabel habe ich am Chassis mit Briden zugfest befestigt. Die LV-Kabel enden an einer Lötleiste.

HV Discharger: An der Schraubklemme habe ich eine Entladevorrichtung angebracht, um damit die Restladung der Elkos der HT-PSU abzuleiten.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 15.04.2020 23:47
Einbau HV Regulation und Preamp Module – Starground

Die vorgängig angefertigten Module baue ich ins Gehäuse ein. Das grosse Fiberboard steht auf Gummifüssen, und mit sechs Schrauben befestige ich das Board.  Die HT-Zuleitungen verbinde ich mit dem HV Regulation Modul. HT+ führende Kabel ist an der mit B+ markierten Öse verlötet. Das Andere Kabel ist mit dem grün markierten Punkt verbunden, von wo eine weitere Verbindung an den zentralen Starground führt. Die drei lokalen Starground Stützpunkte des Preamps verbinde ich mit dem zentralen Starground-Stützpunkt.

Die rückwärtigen RCA Anschlüsse, deren Schirmung, müssen auch an den Starground befestigt werden, wobei sich zwei grundsätzliche Optionen eröffneten, vgl. Skizze.

Implementiert habe ich Option 1. Die RCA Anschlüsse sind in drei Gruppen zusammengefasst, welche drei «Potentiale» repräsentieren.

•   Phono Ground >> (Starground-V1) >> Starground
•   Line 1..3+Rec-Out >> (Starground-V3) >> Starground
•   Line-Out >> (Starground-V3) >> Starground

Sollte es sich erweisen, dass die Eingänge brummen, dann würde ich Gruppe für Gruppe Option 2 implementieren. Grundsätzlich besteht bei Option 1, dass sich hörbare Brummschlaufen ergeben, weil immerhin eine kleine Kabelstrecke zwischen dem lokalen Starground, nahe der entsprechenden Gainstufe, und dem Starground sich befindet.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 15.04.2020 23:52
Front Panel

Als ich die ursprünglich beschafften Stereo-Potentiometer installieren wollte, war ich bei beiden Pots mit den gemessen Wertekurven (links + rechts) nicht zufrieden, weil zu sehr voneinander abweichend. Deshalb habe ich mir teure high-grade Audio Pots beschafft. Deren Wertekurven sehen deutlich besser aus.

Das Turn-On-Delay muss noch an der Rückseite des Front Panels befestigt werden. Anschrauben geht nicht, deshalb habe ich das Board mit Heisskleber befestigt, was dank der gebürsteten Oberfläche gut hält.

Der Drehschalter ist drei-polig. Ein Pol ist für das Schalten der LED vorgesehen, die anderen beiden Pole schalten den linken und rechten Audio-Kanal die Ton-Quelle. Ausgangsseitig werden führen die Audio-Kabel nun zuerst zum Balance-Pot, zum Volume-Pot, dann zum Mute Schalter und schliesslich zum Relais des Turn-On-Delay Schaltkreis. Also nichts aufregendes.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 15.04.2020 23:59
Preamp Tests

Die einzelnen Baugruppen hatte ich bereits nach deren Fertigstellung einzeln getestet. Nun, da (fast) alle Teile eingebaut sind, teste ich die Module im Gesamtkontext. Die PSU-Unit war zuvor bereits ohne Load geprüft worden.

Tests Heizleitungen
Für diesen Test habe ich die Sekundärsicherungen entfernt, so dass die HT-PSU ausser Betrieb ist. Den LV-Connector angeschlossen, die Röhren eingesetzt testete ich die beiden Heizspannungen:
Ich überlege, ob ich die Spannung korrigieren sollte, aber ich warte vorerst mal ab. Eine mögliche Optimierung wäre ein Artificial Centre Tap, den ich aber in der PSU-Unit einbauen würde.

Prüfen Chassis Ground Verbindungen
Zu diesem Zweck sind nun die Chassis Ground der PSU- und PRE-Unit verbunden, um eingehend die einwandfreie Funktion sicherzustellen. Der Widerstandswert muss zwischen Erdungspunkt am Kaltgerätestecker (PSU-Unit) und irgendeinem Punkt des Starground-Systems möglichst gegen 0 Ohm anzeigen.  Ebenso prüfe ich, ob die später HV-führenden Leistungen sauber vom Chassis isoliert sind.

Test HV-Regulation (ohne Preamp Modul angeschlossen)

Nun folgt der erste Test mit Hochspannung an der HV Regulationsmodul angelegt. Die COM Messklemme ist am Starground befestigt, die andere Testklemme am Kabel, das später zum Preamp Module führen wird. Die Sekundärsicherungen eingefügt, betätige ich den Hauptschalter und beobachte, wie sich die Spannung entwickelt. Die Röhren wärmen auf, die Kaltröhre 85A2 beginnt verzögert zu leuchten (diese Röhre hat keine Heizung), und wie. Die Spannung baut sich allmählich auf und pendelt sich bei bei 245VDC ein Ich regle mit dem Trim-Poti auf den Sollwert von 265VDC. Ich lasse das Ding über eine längere Zeit laufen, um zu beobachten, ob die Spannungsregelung stabil bleibt: bleibt stabil.

Elkos Entladen
Nach Abschalten des Geräts verbleibt noch einiges an elektrischer Ladung in den Elektrolytkondensatoren der HV-PSU, auch wenn sich die Spannung etwas abbaut. Mit der Entladevorrichtung berühre ich die beiden rot markierten Lötpunkte, um die Elkos komplett zu entladen.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 00:08
Tests am Preamp Modules

Die Spannung wächst: Das bisher lose Kabel ab HV-Regulation (B+) ist nun mit dem Preamp Modul angeschlossen. Ich schalte ein, und die Spannung baut sich auf. Exakt 265VDC liegen nun an den Anodenwiderständen an.

Dann jedoch war Ende mit der Eintracht. Praktisch alle gemessenen Werte waren zum Vergleich mit dem originalen Schema zu hoch, aber immerhin im «sicheren Bereich».

V1 – Phono Preamp Gain Stage 1: Immerhin weisen beide Kanäle diesselben Messwerte auf, so dass die Balance gewährleistet ist. Die auffälligste Abweichung ist die Spannung, die direkt an der Anode anliegt, die anstatt 103 V (Schema) nun jeweils 136V beträgt. An der Kathode liegen statt 0.9V nun 1.29V an.

Mithilfe eines Loadline Simulators ( https://www.trioda.com/tools/triode.html ) habe ich zuert die optimalste Konfiguration ermittelt, und dann anschliessend die gemessene Situation dargestellt, wobei ich die Adjustierung nach der anliegenden Anodenspannung ausrichtete.

Für DC Loadline habe ich die Werte Ra=270k und Ua=265V verwendet – den Rk ignorierend, weil kaum Einfluss auf die Loadline. Der optimale Bias Punkt (Ruhe Arbeitspunkt) in Bezug auf THD liegt bei Ua=99.4V und Ia=0.61 mA. Von diesem Arbeitspunkt abweichen bewirkt mehr harmonische Verzerrungen. Der erforderliche Headroom soll etwas grösser als die 4.4mV des MM Phono Pickup betragen – konkret 5mV RMS.

Bei den gemessenen Anodenspannungen von jeweils 136V ergibt sich eine THD von 0.036%, also rund 5 mal höher als im optimalen Szenario (Best). Den Anodenwiderstand verändern hat in der Simulation keinen Einfluss. Die Spannung bleibt stabil. Wenn man beide Situationen – Best und Effective  - ansieht, fällt auf dass sich die Werte für Rk wesentlich unterscheiden. In Best-Konfiguration beträgt Rk=1.68k, im Effective-Szenario liegt der Werte für Rk bei 3.1k, also nicht weit weg von den eingesetzten Kathodenwiderständen mit gemessenen 2.71k.

Diese Gain Stufe verstärkt das Eingangssignal (U-in) um etwa 40dB, konkret werden aus 5mV etwa 540mV (Best) respektive 519mV (effective)

Mögliche Massnahme 1: Kathodenwiderstände durch 1.7k ersetzen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 00:11
V2 – Phono Preamp Gain Stage 2: Die gemessenen Verhältnisse sind in etwa mit denen der ersten Stufe vergleichbar.

Gain-technisch gelangen an Grid U-in im Best Szenario 11.4mV respektive 11.0mV (effective) Signalspannung an. Weil praktisch dieselben Bedingungen vorliegen beträgt der Gain wiederum ca. 40dB, was An der Anode eine Signalspannung (U-out) von 1.24V RMS (Best) oder 1.14mV RMS ergibt, wobei ich den Load auf null annahm – also Volume Pot auf Maximum Position.

Hinsichtlich THD wäre das optimale Biasing bei Ua=100V, und Ia=0.61mA, bei einem Kathodenwiderstand von 1.7kOhm. Real fand ich den Bias Punkt auf Ua=135V und Ia=0.48mA vor. Der rechnerische Wert für Rk=3.05kOhm, tatsächlich habe ich Kathodenwiderstände von 2.73kOhm verbaut.

Mögliche Massnahme 2: Kathodenwiderstände durch 1.7k ersetzen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 00:21
V3 - Line Stage

Etwas ist faul an Anodenwiderstand V3B: Nach etwa 3-5 Minuten unter Spannung beobachtete ich ein seltsames Phänomen. Der Anode Load beträgt 11k, weshalb ich einen 10k und 1k MF Widerstand, in Serie geschaltet, verwende. Die beiden Widerstände erhitzten sich derart, dass sogar das Lot sich verflüssigte. Der Anodenwiderstand für Triode V3A ist auf die selbe Art zusammengesetzt, aber dort konnte ich keine übermässsige Erhitzung der Widerstände feststellen. Ich habe die betreffende Lötstelle nochmals nachgelötet, den Gesamtwiderstand nochmals gemessen. Ausser Betrieb stimmt alles. Aber wie verhalten sich die Messwerte?

Dass etwas nicht stimmt, wird anhand der Messwerte offensichtlich:

V3A (Left)
-   Ua = 104VDC
-   Uk =3.27VDC
-   Ug = 1.05VDC
-   Main-Out = 1.05VDC

V3B (Right)
-   Ua = 82VDC
-   Uk = 3.80VDC
-   Ug = 2.62 VDC
-   Main-Out = 2.7VDC

An Ug hätte ich jeweils einen Wert um 0VDC erwartet. Weil diese Gainstufe über einen closed Feeback Loop verfügt, kann eigentlich die DC Spannung nur von der Anode stammen (, weshalb ich an Main-Out – also nach den DC Blocker C110 und C210 die Spannung mass.

Die Frage ist, wieso die DC Spannung nicht sauber geblockt wird. Ich habe mit einem ESR Tester die beiden betreffenden MKPs gemessen: jeweils saubere 1uF und 0Ohm ESR.

Dass sich der Anodenwiderstand Ra am rechten Kanal (V3B) so stark erhitzt – das Lot wird flüssig – steht vermutlich mit der um linken Kanal höheren Spannung an Ug in Zusammenhang. Das jedoch überhaupt DC Spannung nach dem Main-out anliegt hat meines Erachtens mit den DC Blocker Caps zu tun.

Deshalb habe ich den Widerstand der beiden MKPs mit dem Multimeter gemessen und dabei beobachtet, wie der Widerstand von ca. 20Mohm gegen unendlich lief. Eigentlich ein Zeichen, dass kein DC Leakage vorliegt.

In der Folge habe Ich dasselbe Verfahren wie bei V1 und V2 angewandt, um die Line Stage zu analysieren, näher kennenzulernen. Das Best Scenario entspricht den Angaben, das ich über die diese Line Stage vorliegen habe: Die Anode zieht 15mA, Ra=11kOhm. Ich nahm an, der Headroom betrage 1.24V (U-in).

Der Arbeitspunkt liegt bei Ua=99.4V und 15mA. Mit voll aufgerissenem Volume Pot ist eine Eingangsspannung (Signal) von max 1.24V RMS, was zu einer THD von 0.281% führt, was nicht unbedingt das diesbezügliche Optimum darstellt.

Da rechter wie linker Kanal sehr unterschiedlich sich äussern, habe ich sie separat dargestellt. Der linke Kanal liegt eigentlich gar nicht so weit weg von den optimalen Werten (Best).

Obwohl eine Lötstelle am rechten Kanal qualmt, arbeitet die ECC99 Triode durchaus im sicheren Bereich und vor allem der THD ist günstiger als beim linken Kanal. Der Arbeitspunkt von Ra=82V und Ia=16.58mA.

Seltsam ist jedoch, wie sich die beiden Kanäle sich elektrisch verschieden verhalten, obwohl die Bauteile der beiden Kanäle ausbalanciert sind, sprich gleiche Werte aufweisen.

Finding 1: Das System ist ausser Balance
- DC Leakage bei den Cap C210 grösser als an C110
- Die ECC99 Röhre ist defekt

Finding 2: DC an Grid anliegend – 0.93VDC und 2.65VDC
- DC Leakage an Caps C110, C210

Finding 3: Relativ hohe THD an Kanal 1; Kanal 2 weist günstigere Bedingungen bezüglich THD auf

- Arbeitspunkt

Mögliche Massnahmen?

Weitere Massnahmen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 00:28
Sachdienliche Hinweise sind erbeten

Wie ihr seht, Ich stochere bei der Line Stage nach möglichen Ursachen und suche nach Lösungen.

Hat jemand von Euch eine Idee, wo der Hase begraben ist?

Vielen Dank für Wortmeldungen

Liebe Grüsse
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: Laurent am 16.04.2020 11:08
Hallo Martin,

Heute Abend werde ich mich durch deinen Bericht durchforsten.
Spannend ist es auf jeden Fall und die Vorgehensweise sehr strukturiert!  :topjob:
Das wird sicherlich einige helfen, die sich mit der Thematik Ampbau neu befassen.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: harryhirsch am 16.04.2020 13:02
Hi Martin,

ich würde als erstes eine andere Röhre probieren. Davon abgesehen ist der Anodenwiderstand mit 2W viel zu klein bemessen! Laut der Spannungsangaben im Plan werden 2,5W verbraten, der muss mindestens 5W haben!

Genauso finde ich die Spannungsfestigkeit deiner Kondensatoren etwas lax. Die Versorgung ist mit 265V angegeben. Wenn du das Gerät einschaltest, ziehen die Röhren keinen Strom weil die Heizung kalt ist, über die Anodenwiderstände fällt keine Spannung ab, die volle Versorgungsspannung liegt also am Kondensator an. Und zusätzlich wird sie etwas höher sein, da der Trafo quasi im Leerlauf ist. Das ist wirklich die falsche Stelle und unnötig hier zu sparen meiner Meinung nach. Der C103 ist mit 250V fehl am Platz, C110 mit 300V würde ich sagen grenzwertig.


Gruß, Volker
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: roehrich am 16.04.2020 14:48
Hallo,

noch eine Sache zu leckenden Kondensatoren: ein Test mit dem Multimeter reicht nicht immer aus, da die Prüfspannung nur wenige Volt beträgt ... um damit was zu sehen, muss der Kondensator schon ziemlich fertig sein. Probiere es mal so: klemme den fraglichen C in Serie mit einem Widerstand (10 - 100K)  direkt an Deine Hochspannung. Wenn er OK ist, sollte über dem externen Widerstand keine Spannung abfallen ... tut es das doch, leckt der Kondensator. Damit hast Du ihn so getestet, wie er auch später verwendet wird.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 17:54
Salut Volker

Betr. Widerstand Power Rating: Na klar, deshalb glühen ja die Widerstände. Das Naheliegendste, und ich komme nicht darauf. Tausche die gegen 5W aus. Danke für den Hinweis.

Betr. Cap Rating: Gemäss meinem hier veröffentlichten Schema hast du Recht. Ich habe die Werte aus dem originalen Plan übernommen. Tatsächlich verwende ich SCR Solen MKP mit 400VDC Rating. Eine BOM mit den tatsächlich verwendeten Materialien / Bauteilen werde ich demnächst einstellen, welche mit dem Schema verknüpft ist.

Betr. Röhre: Ich habe gerade keine zweite zur Hand, ist bei TT bestellt. Die eingesetzte Röhre ist neu und ist eine Balanced ECC99. Darum erstaunt es mich.

Vielen Dank, cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 17:57
Salut Sebastian

Betr. DC Leackage Verdacht: So was habe ich vermutet, dass meine Messungen unzureichend sein können. Aber das R und C in Reihe unter Hochspannung zu messen ist eine feine Idee.
Dazu muss ich lediglich die ECC99 ausbauen.

Vielen Dank, und Grüsse
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.04.2020 18:09
Bill of Material

Alle Materialien und Bauteile in einer Excel Tabelle, inkl. der tatsächlich gemessenen Werten.

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 24.04.2020 01:46
Hi Leute

Ich warte noch auf die fehlenden Teile, die ich bestellt, um weiter daran zu werkeln. Mir fehlt gerade auch wenig Zeit, mich das Amp Projekt voranzubringen, HomeOffice ist zwar Klasse, und es läuft erstaunlich rund und gut, aber die Tendenz ist: man arbeitet noch mehr als sonst.

DC-Leakage an MKP Kondensator
In der Zwischenzeit konnte ich den Kondensator testen, den ich verdächtige, dass er leckt. Ich habe für den Test die ECC99 entfernt, so dass ich wie von Sebastian vorgeschlagen, den Test durchführen kann.
Wenn die Spannung hochfährt, dann liegt hinter dem Kondensator C210 anfangs über 100V, die dann zuerst relativ rasch runter auf 2 Volt runter geht, dann sehr langsam unter 1 Volt.  Dieselbe Messung habe ich an C110 durchgeführt: zu keinem Zeitpunkt ist Gleichspannung zu messen: 0VDC. Das Ergebnis ist eindeutig: C210 leckt.. Das Ding muss nun ersetzt werden.

Wie geht's weiter?
Wie gesagt, ich erwarte die Teile. Ich habe gleich vorsorglich mir auch gleich Carbon Film Widerstände bestellt, falls ich mit den verbauten Carbon Composites nicht zufrieden sein sollte. Vor allem habe ich einige Widerstände bestellt, um die bestehenden Kathodenwiderstände zu ersetzen respektive. Das Biasing muss angepasst werden, damit die Verzerrungen auf ein möglichst niedriges Mass zu bringen. Ich hoffe, mit meinen Überlegungen richtig zu liegen - andernfalls bitte mich korrigieren.

Ich habe mir den Build mir angesehen; das wird bei V2 und V3 eine ziemliche Fricklerei, die Kathodenwiderstände zu ersetzen.

Gute Nacht, cheers
/ martin

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 5.05.2020 01:07
Korrekturen an V3

Ich habe mit weiteren Simulationsmodellen rumgespielt, um den optimalen Arbeitspunkt zu bestimmen. Ich habe insgesamt 2 verschiedene Spice Modelle, sowie die Modelle bei folgenden Websites verwendet: (1) https://www.trioda.com/tools/triode.html (2) https://www.trioda.com/tools/triode.html (leider kein ECC99 Modell vorhanden).

Mit dem aktuellen Biasing (Rk=220R bei Uk=3V und Ua=104VDC) ist THD Anteil recht hoch (0.31%). Um THD auf einen vernünftigen Wert runter zu bringen müsste der Arbeitspunkt näher zur -1V Ug1 Linie, dann aber wird's knapp mit dem Headroom. Diese Gainstufe verfügt jedoch über einen closed Negativ Feedback Loop, der die Verzerrungen drastisch reduziert (http://www.valvewizard.co.uk/localfeedback.html).

Ausserdem habe ich in der in der Excel-Datei enthalten Simulation der Headroom zu niedrig bemessen (Faktor 2).

Deshalb habe ich nun folgende Korrekturen vorgenommen

Messungen an V3A und V3B (idle - ohne Signal):

Die Werte sind nun absolut symmetrisch und entsprechen den Werten, welche ich in den Simulationen ermittelte.Der ausgechselte MKP ( C210 ) blockt nun sauber Gleichspannung.

Anmerkung:
Sobald ich mit den Korrekturen durch bin, werde ich das Schema wie die BOM aktualisieren.

What's next?
Als nächstes werde ich an V1 und V2 den Arbeitspunkt optimieren. Der Autor des originalen Schema hat mit Rk=2.7k (Ra=270k eine Anodenspannung von 103V gemessen. Ich selbst ermittelte 136V, was ich auch mit den Spice Modellen für die 12AX7 ermittelte. Die 2.7k für Kathodenwiderstände können nicht stimmen. Ich werde 1.5k Widerstände verwenden.

Bis demnächst...

Herzliche Grüsse
/ martin


Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 5.05.2020 01:30
Hier noch ein Foto der akutalisierten Line Stage.

Die grossen grünen Widerstände sind Carbon Film Widerstände von Kiwame 11k/5W.
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: cca88 am 5.05.2020 08:00
 :topjob:

Grüße
Jochen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 6.05.2020 02:03
Korrekturen an V1 und V2

Wie bereits erwähnt, die 2.7k Kathodenwiderstände habe ich nun gegen 1.5k ausgetauscht.

Messwerte
          V1A       V1B       V2A        V2B
Ua (VDC)  103.5     103.8     111.3     111.2
Uk (VDC)  0.89      0.89      0.85      0.85
Ug (VDC)  0.00      0.00     -0.16     -0.15
Ia (mA)   0.60      0.60      0.57      0.57
THD (%)   0.009     0.009     0.020     0.020    (gemäss Sim)

Alle U-Messwerte mit Referenz Starground.

Die Werte an V1 sind in etwa wie erwartet und entsprechen den mit der Spice Model ermittelten. Die Werte an V2 weichen jedoch seltsamerweise von den berechneten/simulierten Werten ab, obwohl die beiden Trioden wie V1 denselben Arbeitspunkt haben sollten. Vor allem die Negativspannung, die an Ug anliegt, sieht schrägt aus.

Es ist nun spät - ich gehe morgen Abend der Ursache nach.

Gut' Nacht
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 6.05.2020 23:27
Wieso verhält sich V2 anders als V1?

Ich habe alles nochmals von vorne bis hinten die Testpunkte abgegriffen und komme auf die selben Werte wie gestern bestimmt.
Die Schaltung ist - abgesehen von den Kathodenwiderständen - sonst unverändert geblieben. Dennoch habe ich nun an Ua beider V2 Trioden 111VDC anliegen, also rund 8V höher als bei V1. Vor der Änderung an den Rk habe ich an allen Trioden von V1 und V2 Ua=136VDC gemessen. Darum erstaunt mich nun, dass sich V2 anders verhält als V1. Gemäss dem LTSpice Modell liegen die ermittelten Werte von V1 näher an der Simulation als bei V2.

So richtig kann ich's mir nicht erklären. Vielleicht hat jemand von Euch ein Idee dazu?

Auch habe ich die 12AX7 Röhren nicht ausgetauscht / vertauscht, so dass ich von denselben Bedingungen ausgehen kann.

Anbei noch ein Snapshot der des LTSpice Modells der Phono-Pre Stages.

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: Laurent am 7.05.2020 09:05
Hallo Martin,

Keine Ahnung, ob es daher kommt, aber Röhre weisen eine breite Streuung in Sachen Kennlinie auf. Wenn die Röhre nicht "balanced" selektiert worden ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass beiden Triodensystemen auseinander geraten Recht groß. Diese Selektion erfolgt wohl gemerkt statisch an einem bestimmten Punkt. Sagt also nix zum dynamischen Verhalten...

Ich habe einige 12AX7 schon gemessen und je nach Hersteller und sicherlich auch Produktionscharge, kann man das feststellen.
Dies würde deine Messung vielleicht erklären.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: cca88 am 7.05.2020 09:46
Wieso verhält sich V2 anders als V1?

Ich habe alles nochmals von vorne bis hinten die Testpunkte abgegriffen und komme auf die selben Werte wie gestern bestimmt.
Die Schaltung ist - abgesehen von den Kathodenwiderständen - sonst unverändert geblieben. Dennoch habe ich nun an Ua beider V2 Trioden 111VDC anliegen, also rund 8V höher als bei V1. Vor der Änderung an den Rk habe ich an allen Trioden von V1 und V2 Ua=136VDC gemessen. Darum erstaunt mich nun, dass sich V2 anders verhält als V1. Gemäss dem LTSpice Modell liegen die ermittelten Werte von V1 näher an der Simulation als bei V2.

So richtig kann ich's mir nicht erklären. Vielleicht hat jemand von Euch ein Idee dazu?

Auch habe ich die 12AX7 Röhren nicht ausgetauscht / vertauscht, so dass ich von denselben Bedingungen ausgehen kann.

Anbei noch ein Snapshot der des LTSpice Modells der Phono-Pre Stages.

cheers
/ martin

Hallo martin,
ich denk, daß die Ursache der untersxchiedlichen Ströme und damit auch der Andodenspannungen bei der negtaiven Gittervorspannung zu suchen ist...

nur - wo kommt die her?

Grüße
Jochen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: roehrich am 7.05.2020 10:10
Noch ein paar Gedanken:

* Welchen Innenwiderstand hat Dein Messgerät? So ein einfaches DMM kann mit seinem Innenwiderstand in hochohmigen Röhrenschaltungen schon mächtig die Messwerte verziehen.
* Die zwei Stufen weisen deutlich unterschiedliche Werte der Gitterableitwiderstäne auf ... 50K (in der Simulation sogar nur 1K) gegenüber 2M2 ... Da kann es in der Praxis vielleicht schon leichte Unterschide durch Gitteranlaufströme geben. Das könnte auch die negative Vorspannung erklären. Je nach Modell sind solche Effekte evtl. gar nicht in der Simulation zu sehen.
* Wie sieht es denn aus, wenn Du das Steuergitter der zweiten Stufe mal testweise auch mit 47K auf Masse legst ... oder gar beide Steuergitter direkt erdest?
* Kleinsignalmässig (und damit auch Frequenzgangmässig) dürfte es keinen Unterschied machen, ob R10 und R11 an B+ oder GND liegen. Ordentliche Siebung vorausgesetzt, sind wechselspannungsmässig beide Versorgungsspannungsanschlüsse ident. In der der Praxis gibt es aber Unterschiede: In Deinem Fall ist C6 einer deutlich höheren Gleichspannung ausgesetzt (nahezu Versorgungsspannung), als im anderen Fall (nahezu 0V). In der Theorie kein Problem ... reale Kondensatoren mit ihren parasitären Effekten, können da schon auf- und ausfallen. Ausserdem wird bei dieser Schaltungsvariante ein evtl. vorhandener Ripple auf B+ auch wieder in das Steuergitter eingekoppelt. Bei Dir jetzt dank Stabilisierung wahrscheinlich weniger ein Problem.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 7.05.2020 23:54
Salut zäme

Vielen Dank an Laurant, Jochen und Sebastian für Eure Feedbacks. Ich denke, ich bin mit Eurer Hilfe nun einen Schritt weitergekommen:

Betreffend Balanced 12AX7 Röhren:
Ich habe V1 und V2 gegeneinander ausgetauscht und komme auf dieselben Werte. Die beiden Röhren liegen recht nahe zusammen, die Trioden-paare einer 12AX7 sowieso.

Innenwiderstand Messgerät
Die Spezifikationen (aus Manual) sagen, dass der Eingangswiderstand für AC/DC Spannungsmessung 10 MOhm  beträgt. Mit einem zweiten DMM konnte ich diesen Wert messen und bestätigen. Beeinflusst das nun das Röhren-Ecosystem so drastisch? Ich tendiere zu sagen: nein.

RIAA Filter Netzwerk
Ehrlich gesagt, ich habe mich auch gefragt, wieso dieses gegen B+ und nicht gegen GND geschaltet ist. Ich hab's nicht weiter hinterfragt und folgte dem originalen Schema (Anmerkung: Sebastian bezieht sich auf das LTSpice Modell; die Nummerierung der Bauteile in meinem Visio Schema ist 3-stellig). Die Problematik hinsichtlich Ripple Spannung und möglicher parasitärer Effekte der Kondensatoren ist mir bewusst. Vorläufig lass ich's mal und werde den Gedanken wieder aufnehmen, wenn mir dieser Teil der Schaltung Probleme machen sollte, z.b. das EQ-ing passt nicht oder es brummt wie Hölle.

Negative Gitterspannung - Gitter mit 2200 k oder 47.5k oder direkt auf GND legen?
Auf diesen Test war ich gespannt, als ich Sebastians hinweis las, den 2.2M Gitterableitwiderstand mit einem 47.5k Überbrücken oder direkt gegen Masse legen. Nun - ich habe mir nochmals die Messwerte des originalen Schemas angesehen (vgl. Anhang), wo bei V2 eine ebenfalls höhere Ua notiert wurde (7V höher als bei V1. Allerdings liegt dort  1.2V an Uk an (anstatt bei 0.9V bei meinem Build).

Für den Test habe ich einfach einen 47.5k parallel zum 2.2M Widerstand geschalten, was effektiv einen Widerstand 48.6k ergibt --> Messung:


Gut - was bedeutet das für das weitere Vorgehen?
Wenn ich's richtig besehe, das Kriterium, wonach ich mich orientieren kann, ist THD. Danach müsste ich den 2.2M Gitterableitwiderstand durch einen 47.5k ersetzen, weil ich damit die THD um mehr als die Hälfte reduzieren kann.

Neuerliche Frage: Aber ist das wirklich die richtige Massnahme?

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: cca88 am 8.05.2020 08:24
Grias Di martin

es ist also kein Bug, sondern ein Feature ;)

ich glaub das Hauptziel sollte nicht der minimale THD sein, sondern die korrekte RIAA-Entzerrungskurve

Grüße
Jochen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 9.05.2020 01:20
Salut Jochen

Yep - a very special CROFT feature !

Wie ich schon bei der Erläuterung der Schaltung erwähnte, das RIAA EQ Filtering des CROFT Preamps wird von einigen Kritikern als nicht dem RIAA Standard entsprechend bezeichnet. Bisher hatte ich mir nicht genau angesehen, was betr Frequenzwiedergabe passiert. Weshalb Glen Croft den RIAA EQ so implementierte, darüber habe ich keine Informationen im Netz gesehen. Allerdings wird von den doch recht zahlreichen Testern / Reviewer der Phono Preamp eigentlich nie bezüglich des RIAA EQ-ing negativ erwähnt. Aber wie weicht das CROFT RIAA Netzwerk vom Standard ab?

Nun  - ich bin weit davon entfernt, Experte für elektronische Schaltungen zu sein. Das CRIFT-RIAA Netzwerk erkenne ich grundsätzlich als passives RIAA Netwerk, allerdings modifiziert, weshalb ich mal das CROFT-RIAA und ein standard Passives RIAA Netwerk gegenübergestellt habe, und als Spice Modell dargestellt.

Links CROFT | Rechts Standard Passive RIAA

Die Grenzfrequenzen liegen bei

Beim plot habe ich den Bereich 10Hz bis 5kHz abgebildet, um die drei oben genannten Frequenzpunkte in dne Fokus zu stellen. Auffallend ist, dass die CROFT RIAA später und dann steiler sinkt (grössere Attenuation)) als bei der Standard Passiven RIAA.  Bei der Phasenverschiebung (die etwas weniger helle Kurve) ist der Unterschied noch deutlicher. Bei der standard Passive RIAA Schaltung schwingt diese Kurve deutlich, während sie beim CROFT RIAA die Kurve flacher und weniger Phasenverschiebung zeigt.

Btw: die R und C-Werte habe ich mittels diesem Calculator ermittelt: http://www.mh-audio.nl/Calculators/CalculateRIAA.html

Ich schraube das Ding nun mal erst zusammen, und werde mir mal anhören, wie der CROFT sich akustisch verhält.

@Jochen: du scheinst offenbar erfahrener in diesem "Business" zu sein. Was war deine Feststellung, als du schriebst: kein Bug sondern Feature?

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: roehrich am 9.05.2020 12:14
@Jochen: du scheinst offenbar erfahrener in diesem "Business" zu sein. Was war deine Feststellung, als du schriebst: kein Bug sondern Feature?

Auch wenn ich nicht Jochen bin, antworte ich mal: Ich denke das bezog sich auf die Arbeitspunktverschiebung durch Gitteranlaufstrom. Eben kein Fehler, sondern eine Röhreneigenschaft. Je grösser der Gitterableitwiderstand ist, umso mehr tritt das zu Tage. Früher wurde das sogar absichtlich zur alleinigen Arbeitspunkteinstellung verwendet, da lagen dann die Widerstände so im Bereich 5MOhm und mehr. So zum Beispiel beim Vorläufer des Bassman, dem Fender Pro-Amp bei der Eingangsstufe: https://gitec-forum.de/wp-content/uploads/bassman_geschichte.pdf  (https://gitec-forum.de/wp-content/uploads/bassman_geschichte.pdf)

Ich würde den 2M2 nicht verkleinern, denn das erhöht unmittelbar die dynamische Ausgangsbelastung der Stufe davor, und wirkt sich sicher auf Frequenzgang und THD aus. Wenn das wirklich stört, könnte man eher den Kathodenwiderstand der zweiten Stufe solange verkleinern, bis der Effekt durch den Gitteranlaufstrom ausgeglichen ist. Allerdings fehlt mir die Erfahrung, wie sehr dieser Effekt über die Zeit und die verschiedenen Röhrenfabrikate und Chargen streut. Daher denke ich, dass der Effekt in dieser Grössenordnung in der Praxis irrelevant ist und eher von akademischem Interesse.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: cca88 am 9.05.2020 16:19
Hallo Martin,
war eigentlich (beinahe) nur zur Auflockerung gemeint...

"Beinahe", weil das eigentümliche Verhalten wohl Teil der Schaltung ist und keiner Problembehebung bedarf.

Sebastian hat es wohl richtig beschrieben - da ist irgendeine Form der Anlaufstromgitterspannungserzeugung mit im Spiel.
Die SPICE-Modelle können das nicht wirklich abbilden. Vielleicht können die von Thaddäus es. Ich hoff, der macht irgendwann mal eins für die 12AX7.

Grüße
Jochen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 10.05.2020 08:25
Hallo Namensvetter,

ein schönes Projekt mit einer sehr schönen Dokumentation hast du da auf die Beine gestellt :topjob:

Aber warum simulierts deinen Nachbau nicht mit einem Invers RIAA Netzwerk? Die alleinige Betrachtung der Entzerrung finde ich kompliziert und wenig aussagefähig.

Ich würde die vom Entwickler gewählten Arbeitspunkte der Schaltung auch erst einmal im Original übernehmen. Nach Fertigstellung erst einmal hören, hören und hören. Dann messen und evtl. ein wenig mit den Arbeitspunkten spielen. Dabei muß man aber immer berücksichtigen, daß Arbeitspunktveränderungen auch die RIAA Kurve verbiegen können.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 13.05.2020 18:14
Salut zäme

Ich merke schon an den Wortmeldungen - es ist Zeit, das Ding mal fertig zusammenzusetzen und einfach mal dann austesten und sich anhören. Das Frontpanel ist nun mit der Schaltung wie mit den RCA Buchsen an der Rückseite verbunden. Ebenso habe ich nun der AC-Heizspannung (für EL86 ) einen sogenannten Humdinger (artifical center tap, realisiert mit Trimm-poti) installiert, wie den Referenzpunkt der DC-Heizspannung auf Starground gelegt.

Anbei einige Fotos des aktuellen, grundsätzlich fertiggestellten Preamps.

Allerdings rechne ich damit, das die eine oder andere Modifikation noch vonnöten ist. Wie auch Martin, Sebastian und Jochen erwähnen können wir zwei Problemkreise identifizieren, auf die ich beim Testen spezielles Augenmerk legen werden.
Desweiteren das übliche, Ausschau halten nach möglichen Brumm- und anderen "Lärm"-Quellen.

Tatsächlich habe ich mich zu sehr auf die THD fokussiert und nicht bedacht, dass mit der Veränderungen an V1 + V2 auch das Verhalten des RIAA Filter Netzwerks beeinflusst wird. Den inversen RIAA filter baue ich mir auf, so dass ich dann mit Signal-Funktionsgenerator den Frequenzgang prüfen kann. Dellen würden dann darauf hinweisen, dass das RIAA Filter Netzwerk des Preamps nicht den Standards entsprechen würde.

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 13.05.2020 22:17
Hallo Martin

für Messungen kann ich kann dir das Invers RIAA Netzwerk nach Hagerman empfehlen
http://www.hagtech.com/pdf/iriaa2.pdf (http://www.hagtech.com/pdf/iriaa2.pdf)

Für die Simulation könnte ich dir was zusenden.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 14.05.2020 02:58
Erste "Anhörung"

Das erste Kreuzverhör steht an. Doch bevor es losgeht ein letztes Ausmessen an RCA Buchsen wird durchgeführt, um sich zu versichern, dass ganz bestimmt keine Spannung anliegt, wenn das Gerät in Betrieb ist.

Liegt Spannung an RCA Buchsen an?
Bei sämtlichen Line-in und Line-out Anschlüsse mess ich durchgehend 0mV DC wie AC. Beim Phono Kanal mess ich -15mVDC, was mich nicht so froh stimmt.

Line Stage Hörtest
Immerhin - ich kann mal gefahrlos die Line-In Kanäle wie den Main Out, Rec Out testen. das heisst, Das Gebilde rund um die V3 (ECC99) hören wir uns nun an. Der Versuchsaufbau für die erste Hörprobe führe ich nicht mit meinen Audio Equipment durch (Naim CD5, Thorens 160Mk1 mit Linn K9 MM, Nait2 als Endstufe, Linn Keilidh Speaker) sondern wie folgt:

PC (Tidal) über Mini-Jack an RCA --> Croft Preamp (Line 1-3) --> Mischpult (Allen Heat --> Yamaha MSP-5A (Aktiv Monitor, Near Field) - nichts hochklassiges.

Ein bisschen Fummelei betr. Signal Routing am Mischpult, dann aber geht's los. Einige mir klanglich vertraute Aufnahmen lasse ich abspielen, die von guter Qualität sind (i.e. Johnny Cash - Hurt, Sonic Youth - Pink Steam, David Gilmour - Comfortably Numb (Live @ Pompeij), Cure - Lovesong, Led Zeppelin - Whole Lotta Love)

Volume = Min
Balance = centered
Source = Line-In 1 .. 3
Mute = on

Geräusche/Noize an Line Stage:
Ohne Signal am Eingang, prüf ich Geräusche / Brumm / Rauschen der Line Stage, in dem ich den Volume Regler auf max drehe. ==> Totenstille, kein brumm, kein Rauschen wahrzunehmen.

Musik abspielen an Line Stage
Volume Regler wieder auf min. Nun lass ich Musik abspielen und drehe allmählich den Volume Regler auf ==> die Musik wird über den Preamp wiedergegeben.

Befunde nach erster Anhörung

... und Klang?
Gut - dieses Setup erlaubt keine allzu verlässlichen Aussagen, was die Klangqualität des Preamps (Line Stage) angeht. Dennoch - bezüglich räumlicher Auflösung geht die Sonne auf   :topjob:
Die räumliche Aufteilung, Ortung der Instrumente ist deutlich besser, als wenn ich nur das Mischpult die Monitore ansteuere. Sicherlich geht's mal in eine erfreuliche Richtung und allmählich stellt sich Vorfreude ein.

Doch erst müssen die Befunde / Probleme an der Phono Stage behoben werden.

 :gutenacht:
cheers
/ martin

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 14.05.2020 03:05
Salut Martin

Genau dieses RIAA Teil, worauf du dich beziehst, habe ich bestellt. ... und ja, wenn du etwas für die Simulation mir zustellen möchtest - sehr gerne! Channel?

Bezüglich RIAA habe ich noch was lesenwertes gesehen: http://www.thel-audioworld.de/module/phono/RIAA.htm

Herzliche Grüsse
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 14.05.2020 09:29
Hallo Martin,

für das Invers RIAA für LTSpice müßtest du mir mal deine email Adresse schicken.

Am Phonoeingang kann keine Spannung anliegen. Es sei denn, du hast vergessen den Gitterableitwiderstand auf Masse zu legen. Dann hätte das Gitter keinen Bezug.

Das die Heizung Brumm verursacht ist sehr unwahrscheinlich. Du verwendest eine geregelte Heizspannung, die mehr als genug Überhang hat  ;) Außerdem kann man auch mit AC geheizten Phonovorstufen brummfrei bauen. Einen Massebezug hat sie wohl auch.

Das das Massekonzept einen Fehler aufweist ist möglich. Was passiert denn bei kurzgeschloßenem Eingang? Ich verwende zum Beispiel einen Massepunkt für jedes System, von dort geht es zum zentralen Massepunkt.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: roehrich am 14.05.2020 09:40
Guten Morgen,

zum Thema Übersprechen: Macht es einen Unterschied, welcher der drei Line-Eingämge verwendet wird? Wenn ja, dann würde ich mal im Bereich des Schalters und der Verkabelung ins seiner Nähe suchen.

Zum Thema Gleichspannung: Eine kleine negative Spannung riecht mal wieder nach Gitteranlaufstrom :) Mit 2M2 Gitterableitstrom hattest Du etwa -150mV, da klingen jetzt -15mV bei 50K nicht unmöglich. Vielleicht doch über einen Koppelkondensator an der Stelle nachdenken? Der schützt dann auch die Umgebung, sollte es mal einen einen Schluss zwischen Gitter und Anode geben.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: roehrich am 14.05.2020 11:10
Jetzt muss ich mir selber antworten, um einen Fehler in meinem Geschreibsel zu korrigieren.

... Mit 2M2 Gitterableitstrom ...

muss natürlich "Mit 2M2 Gitterableitwiderstand" heissen.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 14.05.2020 12:11
Salut zäme

Weitere Tests - wir ihr sie vorschlägt -  kann ich erst am Abend tun.

Betreffend Übersprecher und Verändung zwischen L1 bis L3
Ich habe natürlich umgesteckt, und das Übersprechen ist bei allen 3 Line-In's ist dasselbe (in Lautstärke und Klangbild).

Massekonzept / Brumm
Mein Massekonzept habe ich hier dokumentiert, aktuell Option 1: https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,23943.msg244747.html#msg244747
Ich arbeite mit lokalen Massepunkten, die ich ich dann mit dem zentralen Starground verbinde. Wir ihr seht, Phono RCA Eingang ist aktuell direkt mit dem zentralen Massepunkt verbunden. Ich könnte mir denken, dass wenn der Phono RCA Eingang mit dem lokalen Starground V1 verbunden ist, dass eine Verbesserung (Reduktion des Brumms) zu erreichen wäre. Deshalb hatte ich schon vorsorglich diese Massnahme als Option 2 (Fallback) festgehalten.

Negative Spannung an Phono RCA eingang anliegend
Das ist ein interessanter Punkt. Als ich das Frontpanel noch nicht installiert hatte, so mass ich an den V2-Ug = -150mVDC, aber an V1-Ug = 0.00mV. Nachdem nun das Frontpanel installiert ist stelle ich an V1-Ug = -15mVDC fest (V2-Ug muss ich nochmals nachmessen, ob immer noch die -150mVDC anliegen). Deshalb frage ich mich schon, was zwischen diesen beiden Zeitpunkten (vor und nach Montage des Frontpanels) verändert hat, denn das Frontpanel bringt keine weiteren Teile in das Phono Modul ein (abgesehen vom 3-poligen Drehschalter). Die Bezieungen / Schaltung um V1 und V2 sind absolut identisch geblieben. Auch implementiertes Massekonzept blieb sich gleich.

Was ich nicht ganz verstehe - @Sebastian - wo ist deiner Meinung nach ein Koppel-C einzubringen.  Meinst du unmittelbar vor V1-Ug (vor R101/R102 und R201/R202) zur RCA Buchse hin? Einen Koppel-C an dieser stelle würde nicht die -15mVDC am Gitter beseitigen, aber an der Eingangsbuchse. Ich hoffe, richtig dich verstanden zu haben.

Weiter heute abend. besten Dank für eure Anregungen.

cheers + en guete
/ martin



Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: roehrich am 14.05.2020 13:35
Hallo,

Koppel-C: das Steuergitter muss ja auf jeden Fall eine DC-Verbindung nach GND haben ... somit ergeben sich zwei Varianten: Zwischen Buchse und C101 oder  vor R102 ... dann muss man aber dem Steuergitter noch einen extra Gitterableitwiderstand spendieren.

Brumm: Sind sie Front und Rückplatten sauber geerdet und mit dem Rest des Chassis elektrisch leitend verbunden? Nicht dass die sich was einfangen und dann kapazitiv in die hochohmigen Schaltungsteile einkoppeln. Vorhandene Schirme an zwei Stellen angeschlossen?

Heizung: Versuche mal, die CT (echt oder virtuell) der Heizung gegenüber der Kathode deutlich hochzulegen ... mit einem stabilisierten Labornetzteil kannst Du da sicher bis 20 oder 30V gehen.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 14.05.2020 17:22
Hallo Martin,

selbst wenn durch den Gitterableitwiderstand eine kleine Spannung meßbar sein sollte, spätestens wenn das System daran hängt ist es damit vorbei. Ich würde mir da keine Gedanken machen.

Ich bin in all den Jahren noch nie auf die Idee gekommen die DC Spannung an einem Phonoeingang zu messen.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 19.05.2020 22:37
Salut zäme

Am Wochenende war's einfach zu schön, um am Preamp weiter zu werkeln. Der Garten hatte es nötig, die Unkräuter verbreiten sich.

Für all die Feedbacks von Euch, herzlichen Dank.

Simulation Phono Vorstufe mit "CROFT RIAA Filter" vs Standard Passiv RIAA Filter
Am Freitag Abend hatte ich mir mit LTSpice die Phono Vorstufe wie verbaut mit einem Standard RIAA Filter bezüglich des Frequenzgangs verglichen. Martin hatte mir freundlicherweise das Modell einer inversen RIAA Signalquelle zugestellt. Die beiden Freqzenzverläufe gegenübergestellt, lassen sich sehr deutliche Unterschiede feststellen, so dass ich geneigt bin, dass das originale Schema, von wo ich das nun verbaute (vermeintliche) RIAA Filternetzwerk her hatte, nie und nimmer korrekt sein kann.

Anbei könnt ihr die Gegenüberstellung euch einmal in der logarithmischen und einmal in der linearen Frequenzskala euch ansehen. Das von mir verbaute Filternetzwerk zeigt eine wesentlich geringe Beeinflussung des Signals dar als die Schaltung mit einem standard passiven RIAA Filter. Ein recht krasser Unterschied. Innerlich habe ich mit damit abgefunden, dass ich den RIAA Filter modifizieren muss.


Brumm Phono Eingang
Die Aussenleiter der Phono-Eingänge habe ich direkt dem zentralen Massepunkt verbunden (Option 1). Ich hatte schon bei der Ausarbeitung des Starground-Konzepts eine Vorahnung, weshalb ich bei Option 2 die Masse der Phonoeingänge mit dem lokalen Massepunkt an V1 verband  --> vgl. https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,23943.msg244747.html#msg244747

Genau diese Modifikation habe ich nun ausgeführt, bevor ich das System einem ersten Hörtest im Kontext meines amtlichen Audio Equipment. Der Brumm ist tatsächlich (fast) weg. Ich muss den Volume Regler des Preamp schon weit (3/4) aufdrehen, damit der verbleibende Brumm hörbar wird.

Jemand erwähnte Schirmung könnte ein Grund von Brumm sein. Ich verwende im Preamp nirgends geschirmte Kabel. Solange ich auf geschirmte Kabel verzichten kann, tue ich das. Wenn jedoch geschirmte Kabel verwendet werden, dann ist die Schirmung nur einseitig mit der Masse zu verbinden, vorzugsweise auf der nieder-ohmigen Seite zu GND verbunden.

Ebenso das bisschen Negativspannung - wie von mir beim Messen festgestellt - kann ich ignorieren.

Hörprobe
Die Hörprobe vor einigen Tagen war eher ein Funktionstest. Dieses mal werde ich den Preamp wie folgt mir anhören:

Setup: Quellen: Naim CD5, TV, Phono Thorens TD160Mk1/Linn K9 --> Croft Micro 25RS Preamp --> Nait2 (als "Endverstärker") --> Linn Keilidh (Speaker)

Ich komme gleich zum Test-Fazit, um Euch nicht mit Details zu langweilen. Die Line-In Kanäle (CD, TV, AUX) klingen ausgesprochen dynamisch, explosiv; die Instrumente werden schön aufgelöst wiedergegeben. Ein sehr lebendiges Klangbild. Allerdings habe ich beinahe den Eindruck, dass die Bässe ja nach Aufnahme etwas gar betont sind (oder ich bin's mir nicht gewohnt), aber stets präzise und prägnant im Raum stehend. Kaum jemals hatte ich so brutal vorgeführt bekommen, wie schlecht neuzeitliche Aufnahmen oftmals im Vergleich zu den Aufnahmen der 70 bis 90er Jahre klingen. 

Beim Phono Eingang bestätigt sich der Eindruck, den ich bereits aus den Spice Simulationen gewann; Bässe dünn; insgesamt zu leise. Zudem stelle ich gegenüber den Line-In Kanälen ein deutlich vernehmbares Rauschen fest - was möglicherweise von den Carbon Composites Widerständen hervorgerufen wird. Nun steht mein Entschluss, das RIAA Filter zu korrigieren. Bei diesem Aufwisch werde ich die Carbon Composites durch Carbon Film Widerstände von Kiwame ersetzen (Toleranz 0.2% !), die ich schon vor geraumer Zeit bestellt hatte.

Bestellung Teile für Umbau RIAA Filter
Anstatt eine Unmenge von Kondensatoren zu bestellen, die ich dann selektieren muss, habe ich mich für die teurere Variante entschieden und habe mir bei hificollective.co.uk Charcroft Silver Mica und Amtrans Golden Black bestellt. Da alle Teile HV-tauglich sind baue ich das Filter nicht gegen Ground sondern wieder gegen die Anode von V2, wie das bestehende Filter. Die Teile sind unterwegs und werden voraussichtlich gegen Ende Woche eintreffen.

Fazit der letzten Tage:

Herzliche Grüsse
/ martin



Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 19.05.2020 23:46
Hallo Martin,

ich verwende AB Kohlemassewiderständer seit Jahren und konnte bisher noch kein erhöhtes Rauschen feststellen. Ob das daher die Ursache für dein Rauschen ist? In der hohen Verstärkung einer Phonovorstufe liegt etwas Rauschen allerdings in der Natur der Sache. Zumal mit den wenig steilen ECC83.

Das die Filterwerte in der Version gegen die Ub stimmen, würde ich bezweifeln. So schlecht bringt jemand kein Gerät auf den Markt.

Was das Brummen angeht ist eine Ferndiagnose schwierig. Ursachen kann es viele geben. Das dir eine hochgelegte Heizung hilft ist aber ehr unwahrscheinlich, da du keine Kathode hast, die auf einer hohen Spannung liegt. Ehr ist irgendwo anders der Wurm drin. Masseschleife durch Schutzleiter?

Viele Grüße,
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 3.06.2020 00:54
Ich bin begeistert !!!

Standard RIAA Filter, passiv
Ich habe in der vergangenen Woche endlich die Teile für den RIAA Filter erhalten und nun verbaut (gemäss Posting vom 19.05). Eine erste Hörprobe klingt vielversprechend, aber ich muss mir noch etwas mehr hören, bevor ich ein endgültiges Urteil der Entzerrung fälle. Anbei  ein Photo des neuen, passiven RIAA Filters.

Brummen, Übersprechen, Rauschen
Ich kann's noch gar nicht fassen!  Das leichte Bummen am Phonokanal sowie das Übersprechen ist komplett beseitigt. Ebenso ist das Rauschen des Phonokanals so deutlich verringert, dass es kaum mehr wahrnehmbar. Die Massnahme, welche gleich alle drei Probleme beseitigt, war eine Modifikation an meinem implementierten Starground-Konzept.
Ihr mögt euch erinnern, ich habe jeweils Phono-Eingang (RCA), Local-Starground-V1, und Local-Starground-V2 jeweils getrennt zum zentralen Starground geführt. Die relativ, langen Wege zu diesem zentralen Massepunkt waren die Ursache für Überprechen und Brummen.

Neu sieht das implementierte Starground-Konzept wie folgt aus:

Der Schlüssel der erfolgreichen Modifikation war die Daisy-Chain lokaler Stargrounds rund um den Phono-Preamp!

Abwärmeproblem
Ich habe in den letzten Wochen den Preamp meist ohne Geräteabdeckung benutzt und getestet. Bei aufgesetzter Abdeckung habe ein thermisches Problem festgestellt. Die ECC99 heizt mächtig ein, und die Temperatur rund um C110 und C210 stabilisierte sich erst bei etwa 70°C. Die Wärme staut sich, der Ventilationseffekt ist zu gering.  Deshalb habe ich nun eine grosse Ventilationsöffnung in die Geräteabdeckung eingearbeitet und einen Grill-Gitter eines PC-Lüfters eingebaut. Nun liegt die Temperatur im Betrieb bei max 35°C.

Aktualisierung Schema und BOM folgt
Bin aktuell dabei, das Schema des Preamps wie die Stückliste (BOM) zu aktualisieren. Ich liefere diese in den nächsten Tagen nach. Ebenso bereite ich ein Testprotokoll zur Publikation mit den Messwerten vor.

Wie geht's nun weiter?
Das Ding wird nun ausführlich an getestet. Ggf. werde ich auch meine Interpretation eines Croft Micro 25RS Preamps auch an Elektrostaten mir anhören und vergleichen.  Parallel habe ich bereits damit angefangen, nach Schaltungen für geeignete eine Hybrid-Endstufe (MOSFET, Class-A, ca 2x 80-100W) Ausschau zu halten. Leider gibt es keine Schaltpläne der Croft Series 7 Endstufe (BUZ901/906) im Netz. Aber es gibt zahlreiche Alternativen.

Allen, die mir während des Projekt behilflich waren, danke ich für Eure Feedbacks und Anregungen.

Herzliche Grüsse
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: cca88 am 4.06.2020 01:00
Hallo Phosgen,

 :topjob:

Danke für's mitlesen und teilhaben lassen

Grüße
Jochen
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 4.06.2020 23:16
Hallo Martin,

schön zu hören, daß deine Probleme soweit erledigt sind  :topjob:

Das es jetzt daran liegt, daß du die Masseverbindung geändert und gekürzt hast, mag ich nicht ganz glauben. Beim zusammenstecken von Prototypen verwende ich Krokoklemmen, die zum Teil recht lange Strippen haben. Trotzdem funktioniert es. Auch bei einer endgültigen Version ist meine Verdrahtung nicht zwangsweise sehr kurz.

Vielleicht hast du einfach beim Umbau einen kleinen Fehler beseitigt, der die Probleme verursacht hat. Ist aber egal, Hauptsache es funktioniert.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 5.06.2020 02:51
Salut Martin und alle, die teilhaben

Die Starground-Leitungen sind nicht wirklich kurz; vor dem Umbau nicht und auch jetzt nicht. Das leise Brummen ist tatsächlich mit dem Umbau verschwunden - FAST VERSCHWUNDEN - aber dazu komme ich später. Das Übersprechen zwischen den Eingangskanälen ist soweit weg, wie ich das auch vom Nait2 kenne. Ich orientiere mich gerne an Merlin Blencowe (http://www.valvewizard.co.uk/Grounding.pdf) und hab mir auch andere Quellen hinzu gezogen. Die Daisy-Chain lokaler Stargrounds pro Gain Stage habe ich auf den Phono Preamp angewandt, so dass die Potentiale zwischen Eingang und Gain Stages durch kürzere Wege möglichst gering gehalten werden können. Das Ergebnis spricht für diese Anordnung..

Brummen ist fast beseitigt
Das witzige ist, wenn ich den Phono-Kanal wähle, ist das Brummen tatsächlich komplett weg, auch wenn das Volume Pot voll aufgedreht ist  - wenn aber einer Line-In Kanäle aktiv ist (egal welcher), so vernehme ich weiterhin bei voll aufgedrehtem Volume immer noch ein leises Brummen, aber immerhin leiser als zuvor. Auch mit Krokoklemmen konnte ich keine Verbesserungen erreichen. Witzig deshalb, weil beim empfindlichen Phono Kanal eher ein Brummen vermuten würde als bei den Line-In's.
Ich habe dann das Preamp Gehäuse etwas vom PSU-Gehäuse hoch gehoben, und das leise Brummen liess nach und verstärkte sich, als ich den Preamp wieder auf PSU setzte. Das wirft fragen auf, denn immerhin bestehen die Geräteböden und -Abdeckung aus Stahlblech. Die PSU-Einheit streut also das Brummen ein. Die Trafos sind so platziert, dass sie möglichst weit weg von den Preamp-Stages entfernt sind. Ein wenig erstaunt mich das schon.

Morgen Abend nehme ich mir Zeit für eine weitere Hörprobe.

Herzliche Grüsse
/ martin



Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 5.06.2020 09:52
Hallo Martin,

vielleicht liegt die Vorstufe ungünstiger zu den Netztrafos und/oder ein Bauteil reagiert empfindlicher auf Einstreuungen. Normal ist das allerdings bei einer recht unempfindichen Vorstufe nicht.

Stahlblech hat übrigens keine sonderlich gute Abschirmwirkung gegenüber magnetischen Feldern. Besser ist MU-Metall.  Aber wenn die Lösung so einfach ist, warum das Netzteil nicht weiter entfernen? Das ist doch eigentlich der Sinn eines externen Netzteils.

Bei mir beträgt der Abstand zwischen Netzteil und Phono-/Vorstufe 2m.

Viele Grüße
Martin



Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 6.06.2020 11:39
Zu früh gefreut!
Nachdem die erste Euphorie verflogen war, habe ich gestern Abend - Frau und Katze ausser Haus - den Preamp mit meiner amtlichen Anlage ausführlich getestet.

Positiv: Klang
In Bezug auf Klang, Dynamik und räumliche Auflösung ist der Preamp ein hörbarer Gewinn, Es macht Spass, Feinheiten zu hören, die bisher verborgen waren. Die Bässe, so mein Eindruck, stören mich nicht mehr, ja ich habe gar den Eindruck, sie sind straffer geworden. Das Klangbild wirkt jederzeit luftig und leicht. Das trifft nun auch für den Phono-Kanal zu. Die RIAA Filter arbeiten auf beiden Stereo-Kanälen gleich; jedenfalls kann ich keine Links/Rechts Unterschiede der Filterung feststellen.

Befund 1: Zu geringe Verstärkung Phono-Preamp
Dass der Phono-Kanal etwas weniger laut als die Line-In Kanäle daherkommt, ist normal. Phono-Zellen untereinander variieren recht deutlich, was die Ausgangsspannung betrifft: von 2.5mV bis 10mV ist alles möglich. Meine Zelle, eine Linn K9 ist mit 5mV an Z=47k Ausgangsspannung spezifiziert. Ich hatte bei der Hörprobe einen grösseren Lautstärke-Unterschied (zwischen Phono und CD) als gewohnt festgestellt. Der voll aufgedrehtem Volume-Regler erziele ich zwar erhöhte Zimmerlautstärke, aber es müsste deutlich lauter daherkommen. Im Nachgang habe ich dann mit Funktionsgenerator, Scope und Multimeter die Eingangsspannung mit der Ausgangsspannung gemessen:

Bedingungen:
1khz, Sinus, 5mVpp | Volume Regler auf MAX

Phono Kanal

Line-In Kanal

Anmerkung: Tape Out erhält das Signal direkt ab Input-Selector, unmittelbar vor Balance und Volume Pot und der Line Stage.

Gemäss Spice Simulation habe ich bei der Line Stage eine Verstärkung des Audio Pegels von ca 12 dBu - passt in etwa mit dem Gemessenen.  Der Phono-Preamp zeigt bei der Simulation bei 5mV Eingangsspannung am Ausgang knapp 0 dBu an ( 0 dBu => 775 mV). Tatsächlich liegt der Pegel am Ende der Phono-Stufe bei -35 dBu, Das Signal ist um Faktor 3 verstärkt worden (anstatt 100).

Ich werde nochmals das Phono Modul genauer durchmessen; allerdings waren nach dem Umbau des RIAA Filters die Messwerte wie vor dem Umbau. Irgend etwas dämpft das Signal mächtig ab!

Brummen
Als ich den Preamp an den Nait2 anschloss, den Volume Regler am Nait2 voll auf, stellte ich schon ein Brummen fest, obwohl mein Croft Preamp Clone noch gar nicht an war. In der Summe war das Brummen des Preamps kaum wahrnehmbar. Deshalb habe ich mir mein Zweitgerät, einen Onkyo A-5VL (Class-D) - als Endverstärker eingesetzt, der die Möglichkeit besitzt, den gangen Preamp Kram zu überbrücken, so dass dessen Line-In Kanäle direkt an der Endstufe hängen. Das Brummen meines Croft Preamps ist bei etwa 50% voll aufgrehtem Volume Pot kaum hörbar, aber doch hörbar.
Da da Brummen bei Line-In deutlich lauter ist als wenn ich den Phono-Kanal geschaltet habe (das Brummen ist entsprechend leiser), vermute ich, dass das Brummen nicht von der Line Stage, sondern irgendwo am Ende des Phono-Moduls eingefangen wird. Ich muss mal, wie Martin schon vorschlug, einfach mit der Krokoklemme das eine oder andere ausprobieren.

Und der Nait2: Inzwischen liegt er zerlegt auf meiner Workbench. Schon beim ersten Blick war ersichtlich: das Ding hat ein Recapping notwendig! Einige Kondensatoren beginnen schon zu bröseln.

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 6.06.2020 21:52
Hallo Martin,

nun, das Problem der fehlenden Verstärkung läßt sich ja realtiv einfach eingrenzen. Vielleicht die Kathodenelkos vergessen bzw. nicht angeschlossen?  ;)

Bezüglich Brummen, wird es denn besser wenn du das Netzteil weiter entfernst? Wie gesagt, wenn externes Netzteil, dann auch weiter weg damit. Zumal du dir das Problem womöglich selbst ein wenig durch die überdimensionierten Trafos eingehandelt hast, deren Leistung nicht abgerufen wird. Bei Phono/Line ist das auch überhaupt nicht nötig. Wenn, dann läßt man den Kern größer Dimensionieren. Wenn z.B. für einen Trafo mit einer bestimmten Leistung ein M55 Kern reichen würde, läßt man ihn mit einem M85 Kern bauen. Dadurch kann der Kern geringer ausgesteuert werden, was die Streustrahlung reduziert und den Trafo zu einem ziemlich toten Stück Eisen werden läßt.

Viele Grüße
Martin


Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 7.06.2020 02:16
Salut zäme

Mittlerweile habe ich nun die Messungen durchgeführt (mit Funktionsgenerator, Scope). Messungen mit dem Multimeter sind sehr ungenau, jedenfalls mit meinem MM ist es so.

Die ermittelten Messwerte sind bei beiden Kanälen gleich. Im Anhang könnt ihr die Messwerte entnehmen. Die Audio Signale habe ich mit dem Scope ermittelt, Die Spannungen an Plate, Grid, und Kathode mit dem MM.
Die erste Gainstufe (V1) verhält sich in etwa wie erwartet (Soll Werte aus Spice Sim). Das Problem der zu geringen Verstärkung ist definitiv bei der 2. Gainstufe (V2) zu lokalisieren. Anstatt der erwarteten 615 mV sind lediglich 40mV feststellbar. Zusätzlich habe ich das Audio-Signal am Grid der zweiten Stufe gemessen: etwa 50mV.

Versuchsweise habe ich einfach die V2 Röhre gegen eine andere ECC83S ausgetauscht; dasselbe Bild. Dann habe ich die V2 Röhre im Betrieb entfernt - und nun das Seltsame: Meine Erwartung war, dass bei Output V2 das Signal = 0mV betragen würde. Tatsächlich kaum Änderung/Einfluss. also 40mV Audio-Signal.  Der Signalpfad scheint nicht unterbrochen zu sein - weshalb?

Daraufhin habe ich die Spannungen an Plate, Grid, und Kathode gemessen. Die Anodenspannung ist mit 118VDC leicht höher (soll=103VDC), sollte aber kaum Einfluss auf die Verstärkung haben. Ebenso habe ich alle Kathoden Elkos überprüft sowie Kathodenwiderstände. Alles ok. Ebenso habe ich geprüft, ob sich Leitungen berühren. Ich kann keinen Bock feststellen.

Mmmhh - späte Nacht!

Gute Nacht
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 7.06.2020 09:36
Hallo Martin,

hhmm, wenn du das so gebaut hast, wie der Plan gezeichnet ist, dann ist der Anodenwiderstand an der falschen Stelle. Der gehört hinter das Netzwerk an die Anode und den Koppelkondensator.

So wird das Ausgangssignal der ersten Röhre einfach über das Netzwerk und den Koppelkondensator herausgegeben. Auch ohne eine vorhandene zweite Stufe.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 7.06.2020 11:07
moin moin Martin

Ich hatte bisher nur einen leisen Verdacht, weil ich andere Ursachen ausschliessen kann, dass die Montage des RIAA Filters nicht korrekt ist.  Aber du hast recht: Meine Spice Sim war korrekt, die Ausführung der Implementierung jedoch wie im Schema meines vorangegangenen Posts. Die fehlerhafte Implementation mit dem Spice Modell simuliert ergibt in etwa die gesten Abend ermittelten Werte (vgl. Anhang).

Ich habe nun zwei Möglichkeiten:  entweder RIAA Filter direkt auf B+ legen oder auf GND. Konstruktionsbedingt erscheint mir zweite Variante einfacher zu realisieren.

Cool - danke für den Hinweis - and shame on me !

cheers
/ martin



Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 7.06.2020 12:58
Hallo Martin,

keine Ahnung ob es klanglich einen Unterschied macht, ob das Netzwerk direkt auf Masse liegt, oder über die Ub und den SiebC nur Wechselspannungsmäßig. Vorausgesetzt, die Kurve bleibt gleich. Gesehen habe ich so eine passive Entzerrung bisher nur mit einer Pentode im Eingang und dem Netzwerk an der Anode.

Am besten wäre ausprobieren. 2 Wochen hören, dann wechseln. Irgendetwas hat sich der Entwickler wohl dabei gedacht. Vielleicht aber auch nicht  ;)

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 16.06.2020 01:24
Salut zäme

Wir nähern uns allmählich dem Finale !

Korrektur an Standard Passiv RIAA Filter
Ich habe mich entschieden, das passive RIAA Filter gegen GND (anstatt gegen B+) umzubauen. Gemäss Spice Sim gibt's keinen Unterschied im Frequenzverlauf. Da der lokale Starground an einer schwer zugänglichen Stelle sich befindet, musste ich einen Lötstützpunkt mit einem 1.5mm Silberdraht, der mit dem lokalen Starground verbunden ist, den ich an der bisher unbenutzten Lötöse etwas kunstvoll "modelliert" und festgelötet hatte. Die Konstruktion ist ausreichend stabil.

Die Messwerte an Anoden wie Kathoden sind unverändert, aber nun liegt keine negative DC Spannung mehr an Grid. Mit dem Scope kann ich nun am Ende des Phono-Modules etwa 550mV festellen, was recht nahe am simulierten (Spice) Wert von -2.76dB, also 560mV liegt.

Anschliessend machte ich mich an die Hörprobe, die sich über mehrere Stunden hinzog. Das Klangbild des Phono-Eingang entspricht nun in Punkto Verstärkung wie hinsichtlich Entzerrung meinen Vorstellungen. Das Klangbild wirkt sehr ausgewogen, über den gesamten Hörbereich; die Bässe kommen kräftig und straff rüber, die Mitten wie Höhen werden sehr definiert wiedergegeben; die Höhen sind nun deutlich sanfter wirken nicht nicht laut (also verzerrt). Obwohl mir bekannt ist, das Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen sind, habe ich mir einige Aufnahmen, die ich auf Vinyl wie auf CD vorliegen habe, miteinander akkustisch verglichen. Die RIAA Entzerrung macht nun einen wirklich guten Job.
Natürlich lässt sich weiterhin ein deutlicher Unterschied zwischen CD und Vinyl feststellen, aber geringer als bei meinem alten Nait2, als der Phono Eingang noch funktionierte. Ich höre jedenfalls Nuancen auf Phono, die ich bis anhin so nicht wahr genommen hatte. Klanglich, so mein Urteil, gefällt mir der Phono Eingang des Micro25 Preamps besser als derjenige des Nait2. Vor allem die Dynamik bei den tiefen Mitten und Bässen gefällt mir; das Klangbild ist lebendiger. Eine runde Sache.

Und die Nebengeräusche? Der Noisefloor (Rauschen) ist beim Phono-Eingang erwartungsgemäss bei hohen Lautstärken hörbar; bei Line-In Level kaum hörbar wenn voll aufgedreht. Für mich im akzeptablen Bereich. Weniger akzeptabel ist nach wie vor das Restbrummen, das bei Line-In kaum wahrnehmbar, aber beim Phono-Eingang deutlich stört.
Ich hatte bereits letzte Woche bemerkt, wenn ich den Preamp anhebe, verringert sich das Restbrummen. Mittlerweile habe ich ein Mu-Metallblech (0.5mm) beschafft, welches ich erstmal lose unter die Preamp Unit legte und es mit mit einer Krokoklemme and GND anschloss. Leider lässt sich damit das restliche Brummen nicht beseitigen. Versuchsweise habe ich dann die Preamp Unit 90° zur PSU Unit positioniert, und das Brummen verringert sich nun deutlich.

Nun verbleiben noch zwei Optionen:

Mittlerweile habe die verschiedenen Pläne (Schema, Layout), BOM nachgeführt. Ich werde sie in den nächsten Tagen hier einstellen.

Gute Nacht
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 16.06.2020 08:38
Hallo Martin,

glückwunsch, das deine RIAA nun funktioniert.

Zitat
Versuchsweise die Heizleitung (DC) über atificial Centertap mit dem Labor-Netzteil "höher" legen, wie vor einigen Wochen von Martin schon vorgeschlagen

Nein, der Vorschlag kam nicht von mir.

Versuchen kann man es, es wird aber wohl nichts gegen die Einstreuungen bringen. Sinvoll ist sowas, wenn sich die Kathode eines Systems auf einem höheren Spannungslevel befindet und die Gefahr besteht die Uf/k zu überschreiten.

Wie du selbst bemerkt hast, die Lösung ist so einfach. Räumliche Trennung. Es sein denn, du baust dein Netzteil mit Netztrafos neu auf, die den abgerufenen Leistungen entsprechen und deren Kerne überdimensioniert sind um streuarmut zu haben.

Viele Grüße
Martin
 
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 18.06.2020 02:14
Salut zäme !

Nun habe ich mir die Zeit genommen, um all die Pläne mit den doch inzwischen zahlreichen Modifikationen gegenüber den ursprünglichen Plänen zu aktualisieren. Die Bezeichnung "Clone" ist ob den Änderungen kaum noch zutreffend, aber zumindest stand das Original Pate.

Croft Micro 25RS Clone | Version 2 | Schema + BOM
Die Pläne habe ich überarbeitet und entsprechen der aktuellen Implementation. Anhand des ChangeLogs ist auf den ersten Block ersichtlich, was sich gegenüber V1 veränderte.
Nicht - oder noch nicht - nachgeführt habe ich das Layout. Bei Gelegenheit reiche ich es nach.

Und nun ... ?
Ich werde die Power Supply Kabel zwischen PSU und PRE verlängern, so dass die PSU Unit in einem ausreichenden Abstand platziert werden kann. Dann wird hoffentlich Ruhe im Bau sein - soll heissen: Restbrummen weg.
Ausserdem werde ich den Preamp im Kontext einer "echten" High-End Anlage eines Freundes mir anhören ( so mit einer Elektrostaten Lautsprecher Wand .... ). Darauf bin ich sehr gespannt und auch an dieser Statt davon berichten.

Bei den vergangenen Hörproben habe ich festgestellt, dass mein Nait2 schlicht überfordert ist. Aktuell ist das Teil aufgebockt, die schadhaften und alten Elkos entfernt, gereinigt und wartet nun auf die spare parts. Mag sein, dass der Nait2 danach wieder fit ist, was ich eher bezweifle. Deshalb habe ich mir vorgenommen, eine Endstufe zu bauen, allerdings kein Vollröhrenteil, sondern eine Hybrid MOSFET Endstufe. Ich glaub, ich hab's während dieses Threads schon mal bemerkt, es gibt im Netz keine Schemas des Croft Series 7. Zudem sind die darin verwendeten MOSFET - BUZ901/906 schwer zu beschaffen. So etwas in der Art wird es werden: http://www.audiodesignguide.com/Ibridone/index4.html

Gute Nacht
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: PCL86 am 18.06.2020 09:30
Hallo Martin,
super das du die Pläne online gestellt und dein Projekt so gut dokumentiert hast,  :topjob:
Ich werde den mal weniger aufwändig nachbauen, und deine Erlaubnis vorausgesetzt, meine Erfahrungen im RuH Forum
darstellen. Bei Problemen wird mir MartinR da sicher mit Tips und guten Ratschlägen weiterhelfen. ;D
Gruß Otto
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 18.06.2020 11:43
Hallo Zusammen,

Zitat
Deshalb habe ich mir vorgenommen, eine Endstufe zu bauen, allerdings kein Vollröhrenteil, sondern eine Hybrid MOSFET Endstufe. Ich glaub, ich hab's während dieses Threads schon mal bemerkt, es gibt im Netz keine Schemas des Croft Series 7. Zudem sind die darin verwendeten MOSFET - BUZ901/906 schwer zu beschaffen. So etwas in der Art wird es werden: http://www.audiodesignguide.com/Ibridone/index4.html

Martin, wenn ich mir die komplizierten Pläne mit all ihren Platinen usw. ansehe, dann frage ich mich warum man sich sowas antut  ;)

Warum keine Endstufe in Röhre? Erfahrung hast du nun eigentlich genug gesammelt, um das umzusetzen.

Zitat
Bei Problemen wird mir MartinR da sicher mit Tips und guten Ratschlägen weiterhelfen. ;D

Otto, wenn du lieb fragst  ;)

Viele Grüße
Martin

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone + Hybrid Power Amp
Beitrag von: phosgen am 12.11.2020 00:36
Salut zäme

@Martin: Natürlich habe ich deinen Rat in den Wind geschlagen! Dazu aber später.

Die Brummgeräusche des meines Preamps (Croft 25RS Clone) habe ich definitiv in den Griff bekommen. Seit geraumer Zeit habe ich das Ding in Betrieb. Brummen inexistent, Rauschen - im Vergleich zu meinen anderen Amps, unter anderem ein Nait2 (den ich überholt - Caps ausgetauscht - und neu eingestellt habe - deutlich geringer. Ich war mehr als erstaunt, dass der Phono Eingang signifikant weniger rauscht als der Nait2. Klanglich eine deutliche Verbesserung.

Im Sommer hatte ich zu meinem bisherigen Equipment mir noch einen DAC zusammengebaut auf Basis eines EVO-SABRE Balanced DAC 2x ES9038Q2M Boards - ein Kit bestehend aus einem RPi und dem DAC als HAT, der damit nicht nur als DAC sondern auch als Streamer dienen kann. Eine hübsche Erweiterung zur Erschliessung digitaler Quellen, die ich schon lange vor hatte und die sich lohnt, wenn man entsprechende Streamingdienste auswählt (z.b. Tidal).

Mein aktuelles Projekt ist nun der Hybrid Power Amp, auf den ich in einem meiner vergangenen Posts Mitte des Jahres verwies. Konkret diese^Ausführung: http://www.audiodesignguide.com/Ibridone/index5.html.  Ich bin bereits weit mit dem Bau fortgeschritten. Genauer gesagt, die Module sind alle fertiggestellt und müssen nun getestet werden.

Grundsätzlich handelt es sich hierbei um zwei konsequent getrennte Monoblöcke, bestehend aus Eingangsbuffer (eine D3a als Triode geschaltet, mit Anode Choke) gefolgt von einer MOSFET Endstufe. Die Pläne mögen auf den ersten Blick kompliziert aussehen, aber nur deswegen weil gleich mehrere MOSFET Paare mit einander werkeln.

Die grösste Schwierigkeit war, all die Materialien und Teile zu beschaffen, die zugegebenermassen recht erlesen sind und was sich natürlich in den Anschaffungskosten entsprechend niederschlägt.

Ich folge meiner Gewohnheit und werde es hier entsprechend dokumentieren - aber nicht heute.

Ich habe ein aktuelles Problem, das ich gerne hier zur Sprache bringen möchte, was die Treiberstufe betrifft (siehe Anhang). Es betrifft das Biasing der D3a, die als Triode geschalten ist. Zwischen der PSU (hier nicht dargestellt) und der Anode befindet sich ein Anode Choke (100H/340R parallel / 680R seriellem Widerstand, konfiguriert für Single-ended Betrieb). An der Rk beträgt 55R (gemessen 54.6R). Ich frage mich, wie der Autor den Arbeitspunkt ermittelt hat - ich hab ihn gefragt, erhielt jedoch keine diesbezügliche Antwort, aber den Hinweis, dass HT zwischen 150 bis 180 VDC ok sind.
So wirklich erschöpfend war die Antwort nicht, so dass ich diesen Loadline Sim ( https://www.trioda.com/tools/triode.html ) verwendete. Die von ihm genannten THD Werte lassen sich gemäss Sim nur erreichen, wenn man mit Va gegen 100VDC runtergeht und dann noch etwas an der Steilheit der Loadkurve dreht. Nur dumm, dass die Sim keine Chokes (Induktiver R) berücksichtigt und ich damit keine Erfahrung habe.

Ich habe einen ersten Test der Vorstufe mit seiner PSU gefahren mit folgenden Werten


Der Load (nach dem 2.2uF MKP) der Endstufe beträgt gemäss Autor 20k.

Mir ist klar, dass ich mindestens auf 180VDC an Va runterkorrigieren muss, was sich relativ einfach über einen Spannungsteiler der HT PSU bewerkstelligen lässt, damit ich die max zulässige Spannung an g2 (180V) nach Datenblatt nicht überschreite. Der Autor gibt seine Werte in einer Tabelle aus, wobei bei Va 150VDC anliegen. Seine Antwort, alles im Bereich zwischen 150 und 180 sei ok befriedigt mich nicht wirklich, denn 30V ist eine signifikante Differenz. Kann ja sein, aber mir fehlt das Wissen / Erfahrung um die Werte zu verifizieren. Hier noch die verschiedenen Konfigurationen, die der Autor erkundet hat: http://www.audiodesignguide.com/Ibridone/index.html

Konkret Frage: Wie wird der Arbeitspunkt korrekt mit Choke bestimmt ?

cheers
/ martin

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone + Hybrid Power Amp
Beitrag von: roehrich am 12.11.2020 08:36
Guten Morgen,

Konkret Frage: Wie wird der Arbeitspunkt korrekt mit Choke bestimmt ?

So als Idee: die Stufe sieht ja fast aus, wie eine SE Endstufe ... es fehlt nur die Sekundärwicklung des AÜs. Auf die Vorgehensweise bei der Dimensionierung und Arbeitspunkteinstellung dürfte das aber ja keinen Einfluss haben. Vielleicht also mal zu den Endstufen schielen!?

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 12.11.2020 13:11
Hallo Martin,

berechnet wird das ganz einfach. Deine Drossel hat einen RDC. Den multiplizierst du mit deinem Ia. Dann hast du die Spannung, die an der Drossel abfällt und addierst deine Ua. Schon hast du deine Ub.

Beachten sollte man bei der D3a die dringend empfohlene positive Gittervorspannung. Gerade bei dem niederohmigen Kathodenwiderstand kann es zu großen unterschieden im Arbeitspunkt kommen. Ich habe mich daher bei der D3a für eine etwas moderateren Arbeitspunkt entschieden. Rk=200R Ia=10mA Ua=160V mit Anodendrossel.

Der Ausgangswiderstand einer D3a beträgt ca. 2K. In meinem Arbeistpunkt etwas mehr.

Viele Grüße,
Martin

PS: Ob 150V oder 180V Ub spielt in der Tat keine große Rolle.


Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 13.11.2020 02:27
Guten Abend allerseits

Layer8 Error: die Pins von g2 und g3 vertauscht! g2 muss mit a für die Trioden-Konfiguration verbunden sein.  Hab's korrigiert und nochmals nachgemessen:

HT: 177.5 VDC
Va: 161 VDC
Vk: 0VDC (kurzzeitig mass ich 1.27VDC ?!)

Sieht schon mal etwas sinnvoller aus, aber


Ich habe versucht mit der Sim die Situation mir anzusehen. Richte ich mich nach Va aus, so macht die THD keinen Sinn: >20%. Richte ich die Sim nach Rk=55R aus, dann ist das Bild schlüssiger.

Im Übrigen habe ich an der PSU nichts modifiziert. Sie scheint, wenn Strom fliesst, die Spannung korrekt zu regulieren (mit IRF840).

Jetzt kümmere ich mich erst um Vk: das Verhalten ist etwas schräg!

cheers
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 13.11.2020 17:32
Hallo Martin,

so ganz verstehe ich deine Simulation nicht. Die Lastgerade sollte eigentlich relativ gerade sein. Gemäß des Datenblattes liegt die Induktivität des LL1668 bei 100H und RDC=680R.

Die Kathodenspannung sollte schon immer da sein, ansonsten stimmt etwas nicht. Auch das Schirmgitter sollte einen Stopper erhalten. Ferritperlen sind auch Pflicht.

(http://www.tubeaudio.homepage.t-online.de/Phono5/Bild5.jpg)

Dir ist schon klar, das du mit ca. -1,3V schon im Bereich des Gitterstrom bist?

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 17.11.2020 00:39
Saöut zäme, salut Martin

Vielen Dank für deinen Post, @Martin. Ich habe alles nochmals nachgemessen und versucht, das nachzurechnen.

Meine erneute Messung der Schaltung
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 17.11.2020 01:20
Salut zäme, salut Martin

Vielen Dank für deinen Post, @Martin. Ich habe alles nochmals nachgemessen und versucht, das nachzurechnen. Mein letztes Posting war ein Desaster - ich war ungeduldig und müde und somit unkonzentriert.

Meine erneute Messung der Schaltung habe ich mit der Spice Simulation verglichen mit dem Resultat, dass die Messungen in etwa das wiedergeben was die Spice Simulation ausgibt. Ugk beträgt -1.35VDC (gemessen).

Wenn ich nachrechne, welcher Strom über Choke (= Ra) fliesst, dann erhalte ich 14.5V/680R --> 21.3mA = Ia

OK, nun schaue ich mir die Anoden Lastlinie an:
- Punkt a ist HT bei 0mA --> 180VDC
- Punkt v ist I bei bei 0V (180V Spannungsabfall über Choke) --> 263mA.
- Gerade durch Punkte A und B

Was mich stört ist, dass die Loadline die Leistungskurve (rot) schneidet. Ich dachte, SOA befindet sich unterhalb der roten Kurve!?
Nun aber setze ich den Biaspunkt aufgrund meiner Messungen auf ca 163V - so dass ich für die anderen Parameter wie Ia, Ug und Rk sehr ähnliche Werte ablesen kann, wie gemessen.
Den Headroom habe ich auf 0.4V bemessen, so dass das Signal ab Ug(q) = -1.35V +/-0.4V schwingt. Ug(min) ist dann -0.95V, Ug(max) = -1.75V wobei Ug(min) meines Erachtens ausserhalb SOA befindet (safe operation area).
Ebenfalls missfällt mir der THD Wert der bei knapp 18% liegt. Der Autor der Schaltung hat für diese Schaltung ein THD von 0.4% genannt.

Nun die Kathoden Lastlinie
- 1.75V/55R = 31.8mA
- 1.35V/55R = 24.5mA
- 0.95V/55 = 17.3mA
... und jetzt verstehe ich nichts mehr: diese Lastlinie sollte eigentlich von oben rechts nach unten links orientiert sein; genau das Gegenteil ist der Fall!

Obwohl ich meine Messungen durch die beiden Simulationen bestätigt sehe (abgesehen von der Kathodenlastlinie) , möchte ich keineswegs behaupten, dass das korrekt ist. Vor allen Dingen verstehe ich nicht, wie der Autor von 0.4% THD berichtet aber die Sim 18% ausgibt. Deshalb gehe ich eher davon aus, dass meine Überlegungen oder meine Anwendung des Loadline Tools falsch ist.

@Martin: kurz zu Deinen weiteren Anmerkungen:
- Ferritperlen: Yep - montiert !
- Schirmgitter sollte einen Stopper haben: ich habe immer wieder Mühe mit den deutschen Bezeichnungen, du meinst einen R zwischen g3 und GND?
- Nein, ich bin mir offensichtlich nicht im Klaren, dass ich mit -1.3V schon im Bereich des Gitterstroms bin (btw: der Autor gibt Uk mit 1.5V an), näher an -1V oder näher an -1.5V?

Irgendwie stehe ich nach all dem etwas "Näb de Schueh" ! Gerne Feedback

Liebe Grüsse
/ martin

Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 17.11.2020 21:21
Hallo Martin,

mit Schirmgitter meine ich g2. Also zwischen g2 und Anode nicht nur die Ferritperle, sondern auch 100R als Gitterstopper. Ich ziehe die Ferritperle immer auf den Widerstandsdraht auf.

Deine Simulation ist falsch. Du verwendest den RDC als Last. Deine Lastgerade sollte eine waagrechte Linie sein. Rechne doch mal den Blindwiderstand bei 1KHz aus. Der ist sehr hoch. Das wird nur noch von einer Konstantstromquelle geschlagen. Es geht hier um den AC Widerstand der Drossel als Last.

Gitterstrom fängt in der Regel bei -1,3V an zu fließen. Daher legt man den Arbeitspunkt so, daß diese -1,3V nicht unterschritten werden. Im besten Fall nicht unter -1,5V um Reserven (Headroom wie es so schön heißt) zu haben. Daher sind solche Röhren als Eingangsstufe einer Endstufe mit hohen Signalpegeln keine gute Wahl. Es sei denn Verzerrungen durch Gitterstrom sind gewünscht.
Bei -2V wärst du ausserhalb des Bereichs. Zumindestens wenn deine +/- 0,4V der Spitzenwert ist und nicht der Effektive.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 23.11.2020 00:56
Salut Martin

Danke für dein Feedback und Hinweise. Ich glaub, du hast mich mit dem Stichworten AC Widerstand und waagerrechter Linie wie Konstantstromquelle getriggert.

Ich hatte leider vergangene Woche wenig Muse, mich konzentriert mit der Materie zu befassen, denn mir fehlt die Routine diesbezüglich. Ausserdem war arbeitstechnisch letzte Woche die Hölle.

Letzten Endes ist mir beim nochmaligen Durchlesen der Anmerkungen des Autors dann eines aufgefallen, was ich bis anhin stets überlesen hatte, respektive, ich schenkte dem zu wenig Beachtung: "virtual battery operation power supply".

Wer lesen kann, ist im Vorteil!

Ich habe etwas recherchiert und bin auf zwei Artikel gestossen (viel lässt sich zu D3a, Biasing und CCS nicht finden):
   - https://wtfamps.com/ccss-and-loadlines/
   - https://www.analog-forum.de/wbboard/index.php?thread/92306-symmetrische-riaa-vorstufe-f%C3%BCr-spu-ideensammlung/&pageNo=2

Der erste Artikel erklärt die Zusammenhänge, so dass ich nun MartinR Antworten nun besser verstehe. Der zweite ist eine epische Diskussion aus einem Forum, bei dem ich vermute, dass du - MartinR - daran beteiligt warst.

Zurück: Das heisst konkret, mein HT Power Supply arbeitet als Constant Current Source (--> waagerechte Loadlinie) und zusätzlich habe ich keinen Ra, sondern ein Choke mit geringem RDC.

Wenn an der CCS PSU nichts ändern soll, dann muss mit Rk der Arbeitspunkt eingestellt werden.

Mit dem Spice Modell hab ich ein wenig rumgespielt

Zu den Messwerten M:
Die Werte in der linken Kolonne sind effektiv gemessene Werte. Rechts davon die Werte aus der Spice Simulation. Die Werte widerspiegeln in etwa, was auch der Autor nannte (Va=150V, Ia=24 mit Rk=60R).
Für Vk hatte er keinen Wert genannt. Den Headroom habe ich mal hier auf +/-0.5V angenommen (Empfindlichkeit liegt üblicherweise bei etwa 400mV)
Beobachtungen:
   - Issue an dieser Stelle: der Gitterstrom (gemäss MartinR)
   - Bei +/-0.5V Headroom schwingt's noch  innerhalb SOA
   - u bei 76

Korrektur A (Versuch auf der selben Loadline auf Vk=1.5V einzustellen)
Mit Rk=81R sollte der Arbeitspunkt bei knapp 1.5V liegen
Beobachtungen:
   - Bei +/- 0.5 Headroom berührt AC die Pa-max-Linie
   - u bei 76

Korrektur B: ( auf 15mA einstellen)
Das entspricht der Empfehlung von MartinR, einen Rk=100R zu verwenden.
Beobachtung:
   - Weit innerhalb SOA
   - u bei 74 -->

Korrektur C: (auf 10mA einstellen)
Beobachtung:
   - Weit innerhalb SOA
   - u bei 72

Zu erwähnen ist, dass die Power Stage einen V-Input von etwa 30.5V erwartet, um 100W an 8 Ohm Ausgangsleistung zu erhalten. Gut, ob nun 100W oder 80W ist mir nicht so wichtig; aber ich meine 37dB Gain entspricht etwa u = 71. Therefore: plenty of gain!

Ich werde nun folgende Massnahmen (gemäss B) durchführen:
   - Rk= 100R (anstatt 55R)
   - Gridstopper an G2 (100R)
   - Ferritringe (bereits vorhanden)

Dennoch ist mir noch nicht ganz schlüssig, wenn du sagst, mit Vgk=1.3V liege ich Bereich des Gitterstroms. Mir ist schon klar, was Gitterstrom ist (Strom, der von k zu g1), und dass dieser unerwünscht ist.  Wie kommst du auf diese Feststellung respektive wieso gerade -1.3V ?

Vielen Dank für den Moment. Gut Nacht
/ martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: MartinR am 23.11.2020 13:13
Hallo Martin,

dein Netzteil arbeitet nicht wie eine Konstantstromquelle. Der AC Widerstand bei 1KHz ist bei deiner Anodendrossel nur sehr hoch, ca. 628K, so das sich eine gerade Linie bei der Lastgerade einstellt.

Der Arbeitspunkt den ich verwende ist bei 10mA und Rk=200R. Durch den "hochohmigen" Kathodewiderstand ist der Arbeitspunkt ausreichend stabil. Das Datenblatt empfiehlt nicht umsonst eine positive Gittervorspannung, um den im Datenblatt angegebenen Arbeitspunkt stabil zu halten.

-1,3V fängt generell Gitterstrom an zu fließen. Das steht in vielen vielen Datenblättern.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re: Croft Micro 25RS Clone
Beitrag von: phosgen am 27.11.2020 02:07
Salut Martin

Nochmals vielen Dank für all deinen Support.

Mittlerweile habe ich vom Autor eine Antwort erhalten, nachdem ich nach seiner Meinung von der geplanten Anpassung der Kathodenwiderstände fragte.

Er bleibt eisern dabei, dass der Arbeitspunkt bei 20mA und Anodenspannung zwischen 150 und 180V zu liegen habe, repektiv Vg unter 180V, so dass Pa zwischen 3-3.4W beträgt.

Zitat
The important is keep power near to 3-3.5W and Vg2 lower than 180V, the ideal current is 20mA

Ich interpretiere daraus, dass die power stage mit max 30V angesteuert werden soll. Der Unterschied in Bezug auf Gain zwischen 10mA oder 20mA ist jedoch nicht so gewaltig.

In den vergangenen Tagen habe ich die Endstufen Boards ausgetestet. Eines der Boards verhält sich wie erwartet, beim anderen war offenbar einer der Transistoren fehlerhaft und wurde gegrillt. Bin gerade beim Austauschen. Sobald den Power-up Test durchgeführt habe, kann ich mit dem Ausmessen der Module am Scope beginnen. 

Allmählich geht's voran....

cheers
/ martin