Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Fender => Thema gestartet von: Marcus777 am 11.07.2019 16:37

Titel: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 11.07.2019 16:37
Hallo zusammen,

ich habe mir in den Kopf gesetzt, einen Harvard 5F10 nachzubauen.

Zum Hintergrund: Ich spiele Gitarre in einer Bigband. Der Amp muss also laut und clean genug sein, um mit Drummer und Bläsern klar zu kommen, darf aber auch nicht zu laut werden, da ich ja als Rhythmusgitarrist eher im Hintergrund spiele (gelegentliche Soli ausgenommen). Vor ca. 10 Jahren habe ich schon mal ein paar Amps + Effektgeräte selber zusammen gebaut (Blackface Deluxe non Reverb, Blackface Princeton), die dann aber wieder abgegeben, weil sie mir zu schwer waren. Ich muss meinen Amp jede Woche ca. 1 km zur Probe trage. Seitdem spiele ich einen AER Compact 60 (6,5 kg) mit einem Tech21-Blonde-Clone davor (analoger Fender-Simulator). Seit dem habe ich keine Amps mehr gebaut und bin etwas eingerostet. Jetzt soll es wieder ein eigener Amp sein. Blackface war gut, Tweed könnte noch besser werden (brauche einen warmen, Clean-Sound)  ;)

Der Harvard muss nicht 100% vintage korrent sein. Er muss gut klingen, laut genug sein und möglichst wenig wiegen. Daher hatte ich vor, ein paar Veränderungen vorzunehmen und dabei beginnen meine Fragen:

- Ringkerntrafo (weil weniger Streuung und weniger Gewicht) - geht der 106VA von TubeTown dafür? Kann ich damit auch 6L6s fahren, falls die 6V6 nicht genug Headroom haben?
- Diodengleichrichter (weil weniger Gewicht und die Röhre passt nicht mehr in das 5F2 Chassis was ich nehmen wollte) - passt das mit dem o.g. Trafo? Muss ich noch zusätzliche Widerstände einbauen, um die Spannung herunter zu bekommen?
- 10k linear Poti um das Bias einstellen zu können - reicht das oder lieber mehr?
- Line-Out statt 2tem oder 3tem Input - macht das Sinn oder klingt das eh nicht?

Weitere Fragen
- gibt es bei TubeTown auch ein passendes Chassis? Ich wollte sonst ein 5F2 Chassis nehmen und ein Loch für eine weitere Vorstufenröhre einbauen.
- meint ihr, die 6VA6-Röhre macht den Unterschied? Oder soll ich lieber etwas gängigeres (12AX7) nehmen?
- habt ihr weitere Ideen, um das Gewicht zu senken? Es sollte möglichst in Richtung 7 kg gehen. Vielleicht das Ganze in ein Champ-Gehäuse statt einem Princeton-Gehöuse einbauen?

Ich freue mich über eure Ideen.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 12.07.2019 10:59
Hi,

Ringkern finde ich gut, der 106VA-Trafo sollte passen, auch mit Diodengleichrichtung.
Du bekommst dann eine recht hohe Anodenspannung; was kein Problem wäre, wenn du mit 6L6 in der Endstufe arbeitest.
Da muss man ein bisschen Überlegen, welchen Trafo man nimmt und mit welchem Arbeitspunkt man das ganze fährt, aber das könnte schon recht sinnig sein. Machst du den Ruhestrom über Kathodenbias, fallen auch noch mal ein paar Volt dort ab. Zudem entfällt der Extraaufwand für die Biasspannungserzeugung.

Die 6AT6 würde ich nicht verbauen. Da würde ich auf eine ECC83 zurückgreifen.

Mit Line-Outs an Amps selber habe ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht, das ist aber sicher Geschmackssache.
Lösungen über DI-Boxen im Lautsprecherpfad waren bisher für mich sinnvoller, wenn es kein Mikro sein sollte.

Ansonsten sparst du im wesentlichen Gewicht durch das Gehäusematerial und den Speaker.
Nimm vielleicht ein Aluchassis, keine fette Drossel, kein fetter Übertrager. Das brauchts bei dem Amp ohnehin nicht.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: WiderGates am 12.07.2019 12:13
Hallo Marcus,

evtl. ist folgendes für Dich interessant:



Jazzamp-Projekt "Jazzboy" (https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,15796.msg155626.html#msg155626)

Jazzboy Aufbau (https://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,11351.msg103620.html#msg103620)

Jazzboy Baumappe (http://roehrenfibel.files.wordpress.com/2009/03/jazzboy-baumappe-409.pdf)
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 12.07.2019 14:53
Danke Bierschinken. Als OT wollte ich den Hammond 1750 einsetzen.

Danke auch an WiderGates. Der Jazzboy scheint ja wie für mein Problem gemacht. Jetzt muss ich überlegen, ob es der Harvard oder der Jazzboy wird.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 17.07.2019 15:44
Nach langem Überlegen habe ich mich doch für den Harvard entschieden. Irgendwie hab ich mir den halt in den Kopf gesetzt. Ich konnte keine Aufnahme für den Jazzboy finden und habe ein bischen Angst, dass er zu Jazzig ist (manchmal spielen wir auch Funk) und vielleicht auch zu schwer ist.

Anbei eine Einkaufsliste, die ich für den Harvard zusammen gestellt habe. Vielleicht ist die ja für jemanden interessant.

Ich freue mich natürlich, wenn jemand noch einen Tipp hat. Z.B. was ich mit der halben 12AX7 in der ersten Stufe machen kann (gibt es eine Möglichkeit, ohne viel Aufwand einen Booster daraus zu machen?).
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 17.07.2019 16:31
Du kannst natürlich aus der Triode eine Boosterstufe machen, ich bezweifle aber, dass du die sinnvoll nutzen kannst.
Da würde ich eher noch darüber nachdenken einfach einen LTPI zu verbauen - oder tatsächlich die Eingangsstufe parallel auszulegen.

Persönlich würde ich die Triode stilllegen oder parallel zur ersten schalten, mit entsprechend halbierten Ra/Rk.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Volka am 18.07.2019 08:58
Hallo Marcus,

ein paar Bauteile dazu und du hast einen 5F11 bzw 6G2...

Gruß,
Volka
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: roseblood11 am 18.07.2019 10:36
Ich verstehe den ganzen Ansatz nicht. Gesucht wird ein möglichst leichter, gut transportabler Amp, der in einer Big Band einen guten Cleansound liefert. Das allerletzte, woran ich denken würde, wäre ein Fender Tweed Vollröhrencombo. Mein Ansatz wäre: Eher großzügig dimensionierte Transistor-Endstufe mit Neodym-Speaker, dazu eine Nachbildung eines Fender (oder Vox?) Preamps, entweder low Volt mit JFET's oder dicker mit LND150 etc und vielleicht ein integrierter Compressor, zB der That Jam.
Oder so einen kleinen Tube Compressor von ART etc vorschalten.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 18.07.2019 13:28
Hi Roseblood,

was Du sagst, klingt sinnvoll. Leider reichen meine Verstärkerbaukenntnisse nicht, um sowas umzusetzen. Ich traue mir aktuell nur zu, klassische Fender-Amps nachzubauen und zu modifizieren. Mit Transistor-Amps habe ich noch gar keine Erfahrung. Wenn Du einen Link auf ein Beispiel hättest, würde ich mir das anschauen.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: The stooge am 18.07.2019 14:10
Tach,

Da würde ich eher noch darüber nachdenken einfach einen LTPI zu verbauen - oder tatsächlich die Eingangsstufe parallel auszulegen

Man kann auch beides machen, dann hat man eine Schaltung ähnlich des Spitfire https://www.tube-town.net/cms/?DIY/Amps/TT_Spit_F., der ein Clean-Monster ist. Aber natürlich kein Harvard mehr.

ne schöne Jrooß, Mathias
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: cca88 am 18.07.2019 20:18
Hi Roseblood,

was Du sagst, klingt sinnvoll. Leider reichen meine Verstärkerbaukenntnisse nicht, um sowas umzusetzen. Ich traue mir aktuell nur zu, klassische Fender-Amps nachzubauen und zu modifizieren. Mit Transistor-Amps habe ich noch gar keine Erfahrung. Wenn Du einen Link auf ein Beispiel hättest, würde ich mir das anschauen.

Grüße,
Marcus

Marcus,
mach es - vielleicht wird es genau der Amp den Du suchst... Und wenn nicht, ist nicht übermäßig viel hin. Spaßfaktor ist trotzdem garantiert.

Auch in einer BigBand kann sich eine kleine Röhrenkiste mit einem guten Lautsprecher durchsetzen. Charlie Christian hatte auch nix übermäßig Lautes... Ich habe schonmal einen in echt gehört... Da war mein 5E3 im direkten Vergleich laut dagegen.

Grüße
Jochen
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: roseblood11 am 18.07.2019 22:25
Ich wollte ihm den Harvard nicht ausreden...
Ist ein netter kleiner Amp. Aber eben clean gespielt unspektakulär und ee hat eher wenig dB per kg...
Bei Bigband denke ich eher an den Motown Sound, und der entstand meistens ganz ohne Amp, mit Gitarre direkt ins (Röhren-) Pult. Die Jungs hatten so immer ordentlich Headroom und eine flexible Klangregelung. Und da in einer Bigband die klangliche Nische für die Gitarre oft eher schmal ist, scheint mir das sehr nützlich. Man kann dann den Sound genau passend machen, ohne weit aufdrehen zu müssen. Ein Harvard ist klanglich kaum flexibel, und man hat ständig Frequenzen dabei, die in einem vollen Arrangement mit Bläsern evtl eher stören. Ich würde mindestens eine TMB Klangregelung à la Blackface Fender einbauen, vielleicht schaltbar wie beim TT 5Ä3. Oder sogar einen semiparametrischen Mittenregler.
Hier sind ein paar nützliche Links enthalten:
https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=http://www.tdpri.com/threads/the-signature-motown-guitar-tone.93674/&ved=2ahUKEwj_-cfzpb_jAhXDDewKHbmVCXUQFjAEegQIARAB&usg=AOvVaw2BL-1m8fJyCIFAwQNRMSN0

Einen Harvard wird man aber auch jederzeit wieder los, falls er dann doch nicht passt. The Edge von U2 spielt einen, und die Jungs aus den Coverbands sind bestimmt ganz wild drauf...
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 19.07.2019 18:33
Hi,

ich habe jetzt alle Teile für den Harvard bestellt und werde also definitiv einen bauen.

Trotzdem waren die Hinweise zum Jazzboy und zu den Solid-State-Amps hilfreich für mich. Mir war gar nicht klar, dass das Obertonverhalten des Amps etwas mit dem Einfügen in den Band-Sound zu tun hat. Insofern vielen Dank dafür. Wenn ich direkt in meinen AER Compact 60 gehe, was ich manchmal tue, ist das für Rythmusparts in der Bigband auch absolut ok. Passt gut rein und fällt nicht auf ;-). Dafür habe ich jetzt die Erklärung. Das ist ja vergleichbar mit einer PA. Der Sound ist aber auch recht langweilig. Deshalb baue ich jetzt den Harvard und schaue mal, ob der interessanter klingt und trotzdem in der Bigband funktioniert.

Ich melde mich wieder wenn die Teile da sind und der Bau voran schreitet.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: sjhusting am 19.07.2019 23:10
Unterschätz die tweed Harvard nicht. Zur Erinnerung: es war Steve Cropper’s Amp auf alle die klassische Stax Aufnahmen, und ich habe nie eine Vorwurf gehört, sein Tone lebenlos war. Fixed Bias macht ein große Unterschied in dem Circuit. 6at6 ist in Prinzip ein habe ecc83 so ich würde das benutzen und die andere Hälfte stilllegen - du willst für dein Zweck kein unnötige Gain haben.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 3.08.2019 16:35
So, ich habe den Amp weitestegehend zusammen gebaut (siehe Bild im Anhang). Hab' wieder einiges gelernt, wass ich beim nächsten Amp besser machen kann ;-)

Ich habe den Amp eingeschaltet und ohne Röhren versucht, die Spannungen zu messen. Leider komme ich auf ein B+ von 550V. Es sollen 305V sein. Ich habe den TT 81VA Ringkern Trafo verwendet, der 300V im Secondary hat. Und eben einen Diodengleichrichter. Habe ich irgendeinen Denkfehler? Kann mir jemand auf die Sprünge helfen.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: sjhusting am 3.08.2019 16:47
Ohne load bekommst du maximum voltage. Mit Diode-Gleichrichtung ist 550v no-load mit ein 305V HV durchaus möglich.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: smid am 3.08.2019 16:58
Die Spannung geht runter, sobald Du die Versorgung belastest. Du kannst ja mal zum Spaß mit einem 100k kurzschließen und messen, was sich tut.

VG
Andreas
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 3.08.2019 17:01
Ohne Röhren ist die Spannung halt höher....der Kern sieht halt keine Last, deswegen ist die induzierte Spannung ziemlich hoch.
Pack mal Röhren rein und miss nochmal.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 3.08.2019 17:29
Stichwort: Trafo ohne Last.

Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 3.08.2019 17:33
Danke. Macht Sinn. Ich hab Röhren reingesteckt und jetzt sind es 460 V. Immer noch zu hoch. Habt ihr noch eine Idee?
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 3.08.2019 17:36
wie hoch ist die Wechselspannung ? Ein paar mehr Infos zu den Spannungen wären sehr nützlich um eine qualifizierte Aussage treffen zu können.

Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 3.08.2019 17:43
Hi Dirk,

meinst Du die Netzspannung? Die messe ich mit 238V. Soll ich noch was anderes messen?

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 3.08.2019 20:43
zum Beispiel die Spannungen auf der Sekundärseite mit und ohne Last.

Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 3.08.2019 20:50
wenn die Netzspannung 238 V beträgt, dann sollte der Trafo primär ander 240 V Wicklung hängen. Läuft der Trafo dann unter Last stellt sich eine Sekundärspannung von rund 300V Wechsel ein, diese dann gleichgerichtet mit 4-Wege ergibt rund 360 V.
Solltest Du es schaffen aus den 300 V dann 460 V zu erzeugen mit der 4-Wegebrücke, dann hätte ich gerne darauf eine Patent.
Röhren reingesteckt kann auch alles mögliche sein. Ich vermute, dass die Röhren nur geheizt werden, wenn überhaupt.
DMM auf korrekte Funktion prüfen und auch sicher stellen, dass der richtige Meßbereich ausgewählt ist.

Wie schon geschrieben, nicht so schüchtern sein und ein paar mehr Details preis geben hilft ungemein.

Dirk

Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 3.08.2019 21:30
Moin,

danke für Deine Antworten und sorry, dass ich ein bischen auf dem Schlauch stehe und nicht weiss, welche Details noch helfen würden.

Ich versuche es noch mal:

Netzspannung jetzt 233V
Nach Biaseinstellung 3,7V zwischen OT Center und Anode
B+ jetzt 438 V
434V in der nächsten Filterstufe
344V nach der letzten Filterstufe

Die Sekundärspannung kann ich nicht messen, irgendwie bin ich da zu blöd???
Heizspannung 6,5V

Neue Batterie ist im DMM drin, Messbereich passt.
Ich habe bei dem PT die 230V Wicklung genommen (soll ich besser auf die 240V gehen?)

Man kann auf dem Amp spielen, er klingt auch ganz gut. Der Amp brummt allerdings fröhlich vor sich hin. Habe schon die Erdung umgebaut, hat das ganze aber eher verschlechtert.

Grüße,
Marcus

Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 3.08.2019 23:09
Wieso kannst Du die Sekundärspannung (HV) nicht messen ?
Es wäre hilfreich zu wissen wie hoch diese ist. Du kannst auch mal auf die 240 V Wicklung umklemmen und dann messen.
Die Last auf dem Trafo scheint sehr gering zu sein.

Brumm hat sicherlich andere Ursachen, ich würde jetzt nicht nach zwei Lösungen gleichzeitig suchen.

Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Laurent am 3.08.2019 23:51
Moin,

430Vdc aus 300Vac mit Brückengleichrichtung ist eigentlich alles iO (grobe Rechnung : 300 x 1,414)

Gruß
Laurent
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 4.08.2019 00:17
Also, ich habe auf 240V umgelötet:

Jetzt sind es 423V an B+.

Wenn die Sekundärwindung eingelötet ist, kann ich die Spannung nicht messen - vermutlich wegen der Dioden. Wenn ich sie auslöte, bekomme ich 338V.

Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Spannung runter zu bringen? Oder muss ich einen anderen Trafo kaufen?

Oder eine Schaltung, die zu der Spannung passt?

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: berwin am 4.08.2019 10:35
Wenn du wirklich einen Harvard haben willst, solltest du auch einen entsprechenden NT und eine 5Y3GT nehmen um auf die 305V vor dem OT zu kommen.
Du könntest aber auch einen grosszügig dimensionierten (10W+) 200R Widerstand nach dem Gleichrichter installieren um die Gleichrichterröhre zu simulieren. Das würde auch die Spannung etwas reduzieren.
Ich vermute aber, dass du irgendwo noch einen Bug hast und evtl. eine der Endröhren nicht arbeitet. Denn eigentlich sollte bei korrektem Bias der Endröhren die Spannung noch runter gehen. Das würde auch das Brummen erklären.

Grüsse, Bernd
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 4.08.2019 11:37
Mh also nach einer Nacht drüber schlafen, weiter recherchieren und neu nachmessen (mit unveränderten Werten), rekapituliere ich noch mal:

Die Rechnung von Laurent kann ich nachvollziehen (300V * 1,414 = 424V) - das stimmt mit den Messwerten überein. Das würde bedeuten, dass ich ein Fehler beim Design des Amps gemacht habe und schlicht einen zu großen PT eingebaut habe.

D.h. ich könnte jetzt einen andere PT einbauen. Es gibt den 50VA Ringkern bei TT. Der hat 250V Sekundärspannung. Die Stromwerte passen sonst. Damit käme ich auf 364 V, immer noch 50V zu viel. Andere Ringkerntrafos scheiden aus. Ich könnte natürlich auch auf das Original gehen und den Hammond 290 CAX einbauen mit 5Y3 - so wie Berwin schreibt.

Alternativ könnte ich die Schaltung abändern, um auf einen anderen Amp zu kommen, der zu den Spannungswerten passt. Ein Fender 5E5 Pro gibt 395V B+ an. Das ist nicht so weit weg. Der Amp wird auch im Jazz eingesetzt. Ich müsste aber auf 6L6 umsteigen, einen anderen OT anschaffen und die Schaltung umbauen. Der Jazzboy verwendet auch 300V Sekundärspannung und einen Diodengleichrichter. Die B+ Spannung scheint nicht angegeben zu sein, müsste dann aber ja passen. Da müsste ich ebenfalls die Schaltung ändern und einen anderen OT einbauen. Die EL34 wird der PT allerdings nicht vertragen (Heizstrom zu hoch). Ob der Amp mit 6L6 dann gut klingt und das dann klappt weiss ich nicht.

Dann habe ich noch Anleitungen gefunden, wie man den B+ mit entsprechenden Wiederständen runter bringt (https://robrobinette.com/5e3_Modifications.htm#Simulate_Tube_Rectifier). Bernd schreibt ja auch davon.

Gefällt mir alles noch nicht so richtig. Idealerweise ist wirklich noch ein Bug irgendwo und die Sache lässt sich noch einfacher richten. Nur wo?

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: berwin am 4.08.2019 12:13
Ich würde den Sag Widerstand und an jede Kathode der 6V6 einen 1R Messwiderstand rein tun und da messen, was jede Röhre an Strom zieht. Falls da was nicht passt, die Biasspannung an jeder Röhre überprüfen.
Bei korrektem Bias müsste die Anodenspannung dann auf unter 400 V sinken, was für die 6V6GT ok ist. Zur Sicherheit noch 470R Schirmgitterwiderstände, die Fender nicht vorgesehen hatte.

Grüsse, Bernd
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: berwin am 4.08.2019 12:36
evtl. auch den 470R im Netzteil erhöhen auf mindestens 1kR
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 4.08.2019 13:21
Also, ich habe auf 240V umgelötet:
Jetzt sind es 423V an B+.
Wenn die Sekundärwindung eingelötet ist, kann ich die Spannung nicht messen - vermutlich wegen der Dioden. Wenn ich sie auslöte, bekomme ich 338V.

OK. Also auf 240 belassen, die Last ist scheinbar sehr gering sonst würde die Sekundärspannung deutlich weiter einbrechen.

Gibt es irgendeine Möglichkeit, die Spannung runter zu bringen? Oder muss ich einen anderen Trafo kaufen?

Wieso willst Du die Spannung runter bringen ? Werden irgendwelche Grenzwerte überschritten ?

Messe doch mal noch den Strom durch die Röhren um zu sehen ob diese auch richtig eingestellt sind.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 4.08.2019 14:15
Zitat
Messe doch mal noch den Strom durch die Röhren um zu sehen ob diese auch richtig eingestellt sind.

In Ermangelung der 1R Wiederstände zum Messen nutze ich die OT-Wiederstandsmethode:

Linke Seite
=========
159,6 Ohm
4,0 V
--> 25 mA

Rechte Seite
==========
150,5 Ohm
3,8 V
--> 25 mA

Hab ich ja per Bias-Poti so eingestellt.

Zitat
Wieso willst Du die Spannung runter bringen ? Werden irgendwelche Grenzwerte überschritten ?

Laut Datenblatt (https://www.jj-electronic.com/en/6v6s) kann ich die Röhren mit 450V betreiben. Die Elkos können auch 450V ab. Also alles im grünen Bereich. Dann kann ich es einfach so lassen? Das wäre ja super.

Dann nur noch das Brummen...

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 4.08.2019 15:41
Dann die Ursache des Brumm, welche natürlich auf die Entfernung nur schwer zu bewerten ist. In solch einem Fall würden Sound-Files etwas helfen sowie der Schaltplan. Die Siebung ist beim 5F10 recht gering, gut möglich, dass es daran liegt sofern Du die gleichen Kapazitäten verwendest wie beim Original.

Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 4.08.2019 18:41
Zeichne doch mal bitte einen zusammenhängenden Schaltplan mit Spannungswerten.
So ist das für alle Aussenstehenden irgendwie "im trüben fischen".
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 4.08.2019 20:27
Hi,

anbei schon mal das Soundfile mit dem Brummen. Den Schaltplan liefere ich nach. Ich weiss nicht, ob ich das heute noch schaffe, ggf. erst in den nächsten Tagen (Arbeit ruft).

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: stephan61 am 4.08.2019 20:34
Hallo Marcus,
das klingt als ob irgendwo ein "offenes Ende" wäre,  z. B. fehlende Masse an der Eingangsbuchse oder ein fehlender Masseanschluss irgendwo in der Schaltung.

Gruß Stephan
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 4.08.2019 21:17
Hab's doch noch geschafft. Hier jetzt der Schaltplan mit den gemessenen Spannungen in rot. Ich hoffe, das ist soweit lesbar.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 4.08.2019 21:32
Vielleicht zur Erklärung...

Der Schutzleiter direkt unter dem Stromanschluss an das Gehäuse geschraubt
Davon mit etwas Abstand der Massepunkt

Zum Massepunkt führen separate Leitungen:
- Vom Lautsprecher
- Von den Endstufenröhren
- Vom Diodengleichrichter
- Von den Filterkondensatoren (die ersten beiden) + Biasschaltkreis

Die Vorstufe inkl. Eingangsbuchse, Potis, dritter Elko sind bei den Potis zusammen geführt. Sie sind nicht per Leitung an den Massepunkt geführt, sondern an Ort und Stelle mit dem Gehäuse verbunden.

Ich habe weder isolierte Eingangs- noch Lautsprecherbuchsen.

Die Heizdrähte sind bisher nicht per 100R Wiederstand symmetriert.

Grüße,
Marcus

 
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 4.08.2019 21:48
Ich habe weder isolierte Eingangs- noch Lautsprecherbuchsen.

das ist eine mögliche Ursache.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 5.08.2019 09:47
So wie es aussieht, ist die Heizung nicht symmetriert. Das Störgeräusch würde dazu auch in etwa passen.
Das würde ich mal nachholen.

Das Störgeräusch klingt für mich zumindest nicht nach typischem Masseproblem.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: cca88 am 5.08.2019 12:38
Hab's doch noch geschafft. Hier jetzt der Schaltplan mit den gemessenen Spannungen in rot. Ich hoffe, das ist soweit lesbar.

Grüße,
Marcus

Hallo MArcus,
wo ist der Gitterableitwiderstand von der Eingangsstufe? Da sollte ein 1Meg vom Gitter auf Masse gehen...

Ist das der Originalschaltplan von Fender?

Grüße
Jochen
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 5.08.2019 21:11
Zitat
wo ist der Gitterableitwiderstand von der Eingangsstufe? Da sollte ein 1Meg vom Gitter auf Masse gehen...

Hallo Jochen,

gut bemerkt. Den hab ich vergessen einzumalen. Der ist in dem original-Fender-Schaltplan nicht drin, ich habe aber einen eingebaut.

Der Schaltplan ist glaube ich original. Ich habe nur einen statt 3 Eingängen und einen Diodengleichrichter. Die entsprechenden Veränderungen habe ich mit Bleistift eingezeichnet.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 5.08.2019 22:34
Ok, Isolierungen für die Buchsen bestelle ich mal, genauso wie Symmetriewiderstände. Kann aber noch ein paar Tage dauern. Ich muss erst mal überlegen, was mir noch so fehlen könnte. Auch Schirmgitterwiderstände und Bias-Messwiderstände könnte ich bei der Gelegenheit ergänzen.

Heute habe ich noch mal versucht, die Heizung etwas sauberer aufzubauen, das hat aber nichts verändert.

Spricht die Tatsache, dass das Brummen sich mit Volumen- und Tone-Regler verändert + das der Amp ruhig ist, wenn die Vorstufenröhren ohne Heizung sind eigentlich dafür, dass es was in der Vorstufe ist?

Grüße,
Marcus

Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 6.08.2019 11:37
Ich bleibe übrigens bei der Aussage, die ich ganz zu Beginn des Threads getroffen habe;
Bias selbsteinstellend über einen Kathodenwiderstand ausführen. Das nimmt effektiv 20V Spannung. Zudem hätte man sich das ganze Brimborium für die Gittervorspannung schenken können.

Wenn der Amp ruhig ist, wenn das Volume runtergedreht ist, dann spricht das zumindest mal dafür, dass das Problem aus dem Eingangsbereich kommt. Ob das dann an der nicht isolierten Eingangsbuchse liegt, der nicht-symmetrierten Heizung oder an einem defekten Bauteil, das kann dir von uns keiner orakeln.

Leg doch mal eine Seite der Heizung hart auf Masse. Das machts häufig schon deutlich besser und man kann zumindest abschätzen, ob eine heizungssymmetrierung Früchte tragen könnte.
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Marcus777 am 6.08.2019 22:39
Es war tatsächlich die fehlende Heizungssymmetrierung. Ich habe noch ein paar 470R Widerstände gehabt, die ich mal eingelötet habe und siehe da, es klappt. Vielen Dank für eure Hilfe!

Ist wohl ein Anfängerfehler. Ich habe die weggelassen, nachdem ich in der Bauanleitung für den Jazzboy das hier gelesen hab:
Zitat
P5dient der
Symmetrierung der Heizspannung. Ich habe durch neuerliche
Basteleien den Verdacht, die Maßnahme bringt nicht viel,
schaden tut sie aber auf keinen Fall.

Jetzt läuft der Amp. Er ist clean auch noch bei hoher Lautstärke. Er kann auch verzerrt, aber da gibt es schon Ärger mit der Familie. Insgesamt wiegt er jetzt 9,5 kg. Das ist absolut ok. Ich kann gar nicht warten, ihn mit zur Bigband-Probe zu nehmen. Vielleicht passe ich ihn danach noch hier und da an.

Zitat
Bias selbsteinstellend über einen Kathodenwiderstand ausführen

Ja, da hatte ich auch drüber nachgedacht. Aber ist das nicht der wesentliche Unterschied zwischen einem 5E3 und dem Harvard. Man liest auch, dass ein "Fixed Bias" cleaner sein soll.

Grüße,
Marcus
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Bierschinken am 7.08.2019 07:45

Ja, da hatte ich auch drüber nachgedacht. Aber ist das nicht der wesentliche Unterschied zwischen einem 5E3 und dem Harvard. Man liest auch, dass ein "Fixed Bias" cleaner sein soll.


Was man nicht so alles liest …
Titel: Re: Harvard 5F10 - leichter Amp
Beitrag von: Dirk am 7.08.2019 08:31
 ;D