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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: iefes am 27.06.2020 21:58

Titel: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 27.06.2020 21:58
Hallo Leute,

für mein nächstes Projekt habe ich mir vorgenommen, etwas Kompaktes zu bauen, wofür ich außerdem einige Bauteile aus der Reste-Kiste verwenden kann. Ich möchte das Ganze am Ende in Form eines 1x10 oder sogar 1x8er Combos haben, damit ich den Amp auch mal eben mitnehmen kann, bspw zum Besuch bei den Schwiegereltern oder so. Und aber auch bei Bedarf an einer größeren Box soll er eine gute Figur machen.

Ich habe mich etwas bei möglichen simplen Schaltungen umgeschaut und bin beim Dr. Z Carmen Ghia hängen geblieben und möchte etwas in dieser Richtung bauen.

Dazu habe ich aber noch einige Fragen und würde mich über Anregungen freuen. Ich beziehe mich für das Konzept erstmal auf den angehängten Schaltplan des Phoenix Projekts, der wohl einer Iteration des Carmen Ghia entsprechen soll.

Die Vorstufe möchte ich soweit übernehmen, die Klangregelung finde ich interessant und würde sie gern mal testen. Ich schließe natürlich nicht aus, dass man ein paar Werte testweise ändert, aber würde mich da erstmal direkt am Vorbild orientieren. Die Endstufe würde ich ebenfalls im Groben so lassen. Ich werde wohl noch jeweils 1k Widerstände an den Schirmgittern anbringen und mal schauen ob ich das RC-Glied zwischen den Anoden einbaue.

Nun aber zu den Dingen, die ich anders gestalten möchte:
1. Die Spannungsversorgung ist mir ehrlich gesagt etwas zu kompliziert und verschachtelt. Hier würde ich lieber einem klassischen Schema folgen und von hinten nach vorne die Abgriffe immer mit einem RC-Glied voneinander trennen.
- Spricht da etwas dagegen? Verändere ich den Charakter dadurch zu sehr?

2. Der Bias des PI wird über zwei positive Spannungen an Gitter-R und Kathoden-R festgelegt. Das finde ich an sich nicht verkehrt, aber ich frage mich ob es nicht einfacher geht, bspw. wie im Koch Studiotone, Mesa .22 oder Mesa Subway Blues über eine negative Vorspannung an Rk und die Gitter auf Masse-Potential (erspart die Erzeugung einer zweiten festgelegten Spannung). Oder eben direkt Standard Auto-Bias (Fender und Co). Ich habe hier etwas mit Spice gespielt und gesehen, dass bei den im Schaltplan angegebenen Werten, die Spannung an den Kathoden bei ca. 26V und an den Gittern bei ca. 22V liegt. Also liegen die Kathoden ca. 4V über den Gittern. Das sollte doch genauso gut auch durch negative Vorspannung an Rk zu erreichen sein, wenn die Gitter bei 0V liegen (in Spice getestet und bei etwa -10V ergibt sich ein Arbeitspunkt vergleichbar zu dem aus dem Original). Dadurch wäre aber die Spannung zwischen Anoden und Kathoden höher, wenn man von gleicher Versorgungsspannung (hier 290V) ausgeht. Abgesehen davon erscheint mir 4V ziemlich kalt, wenn ich mir das Datenblatt einer 5751 anschaue. Da zerrt der PI doch recht früh...?
- Ich verstehe hier noch nicht so recht, welcher Bereich für negative Vorspannung an Rk sinnvoll ist. Wenn ich das simuliere scheint ein weiter Bereich von -5 bis -20V zu funktionieren. Hab das aber noch nicht im Detail abgecheckt. Generell, was ratet ihr mir hier? Macht diese für uns ungewöhnliche Verschaltung des PI viel am Sound des Amps aus? Wenn ich mir die Schaltung in Spice anschaue produziert der PI jedenfalls ein ziemlich unbalanciertes Ausgangssignal. Der eine Ausgang clippt bei etwa 40Vpp während der andere Ausgang nur die obere Halbwelle clipt und die untere bis -40V schwingt (siehe Anhang).

3. Ich möchte gern einen Master-Volume einbauen. Da könnte ich mir einmal ganz klassisch einen LarMar-Typ vorstellen, oder aber auch einen Crossline. Spannender fänd ich es aber da eventuell etwas über den PI Bias zu machen. Da habe ich in dem konkreten Fall aber keine richtige Ahnung, was Sinn machen würde. Außerdem könnte ich mir auch noch eine G2-Control vorstellen eventuell so, dass gleichzeitig die Versorgungsspannung des PI geregelt wird.
- Was denkt ihr dazu? Macht eine G2-Control bei dem Verstärker Sinn? So wie ich das sehe, wird hier relativ viel Verzerrung aus dem PI geholt, daher wäre vielleicht eine simultane Regelung garnicht so unsinnig?

Ja, das wären so meine groben Ideen. Ich würde mich sehr freuen, wenn einige von euch Ihre Gedanken dazu äußern würden. Ich hab im Forum schon hier und da statements sowohl zum Carmen Ghia als auch zu der PI-Regelung gelesen, aber noch Nichts so komplett konkretes. Leider ist auch der Valve Wizard oder Aiken im Bezug zu Letzterem nicht besonders hilfreich.

Danke euch jedenfalls fürs Mitdenken. Das Projekt ist jetzt noch nicht sooo konkret, möchte das aber schonmal alles richtig durch denken, damit ich am Ende einen sinnvollen kompakten Aufbau hinbekomme.

Grüße

PS: Den Schaltplan finde ich stellenweise etwas komisch. Die Spannungsangaben sind etwas konfus, bspw. ist an Punkt C 290V angegeben, an den Anodenwiderständen des PI, die am gleichen Punkt hängen sind allerdings nur 235V eingetragen. Das kann ja nicht sein. Nunja...
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 29.06.2020 09:04
Ich möchte gern einen Master-Volume einbauen. Da könnte ich mir einmal ganz klassisch einen LarMar-Typ vorstellen, oder aber auch einen Crossline. Spannender fänd ich es aber da eventuell etwas über den PI Bias zu machen. Da habe ich in dem konkreten Fall aber keine richtige Ahnung, was Sinn machen würde. Außerdem könnte ich mir auch noch eine G2-Control vorstellen eventuell so, dass gleichzeitig die Versorgungsspannung des PI geregelt wird.
- Was denkt ihr dazu? Macht eine G2-Control bei dem Verstärker Sinn? So wie ich das sehe, wird hier relativ viel Verzerrung aus dem PI geholt, daher wäre vielleicht eine simultane Regelung garnicht so unsinnig?

Wenn die Verzerrung hauptsächlich aus dem PI kommt, ist der LarMar eine gute Wahl, gefällt mir auf jeden Fall um Längen besser als der Crossline, weil (1) besserer Regelweg, (2) besserer Klang bei niedrigen Einstellungen, (3) in den beiden Amps, in denen ich beide hatte (Club Deluxe und Chieftain) klangen beide Amps mit dem LarMar in jeder Einstellung besser und (4) wenn der Amp einen Cut hat (hat der Carmen Ghia nicht), dann funktioniert der bei jeder Einstellung des LarMar.

Mit G2-Regelung habe ich leider keine Erfahrungen. Duesentrieb und Carlitz sind hier die besseren Ansprechpartner.

PS: Den Schaltplan finde ich stellenweise etwas komisch. Die Spannungsangaben sind etwas konfus, bspw. ist an Punkt C 290V angegeben, an den Anodenwiderständen des PI, die am gleichen Punkt hängen sind allerdings nur 235V eingetragen. Das kann ja nicht sein. Nunja...

Das ist ganz bestimmt ein Fehler im Plan - 235V sind vermutlich die Spannungen an den Anoden des PI, nicht an der Versorgungsspannung (dort sind 290V angegeben).

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 29.06.2020 10:12
Cool, danke Stephan!  :topjob:
Ja, meine Tendenz geht gerade auch am ehesten zum LarMar. Das ist wirklich einfach umzusetzen und liefert meist gute Ergebnisse. Ich werde außerdem die negative Vorspannung am PI über Trim-Poti variabel machen und damit mal ein wenig experimentieren. Ein Regelbereich von etwa -2 bis -30V wäre interessant, wobei ca. -22V center-biased und -6V etwa dem Carmen Ghia Vorbild entsprechen sollten (laut Spice). Eventuell kann man darüber bei Bedarf etwas mehr Headroom nach justieren, sodass der PI später zerrt. G2 Regelung kann man ja relativ einfach noch nachträglich verbauen, sollte das Bedürfnis danach zu groß werden.

Cut habe ich bisher nicht vorgesehen und da ich spitze Höhen mag, werde ich den vermutlich auch nicht brauchen  ;D

Wo wir gerade schon dabei sind: Hast du (/ihr) Tipps für passende Trafos? Für den PT hatte ich an einen mit 275 - 0 - 275 V gedacht (bspw. Hammond 370DX mit 104mA, oder doch bisschen größer?). Ich hatte überlegt die Gleichrichtung mit Dioden zu machen (Platz sparen) und dann hätte ich mit dem schwächeren Trafo kein Problem mit zu hohen Spannungen für die EL84. Außerdem wäre ein Bias-Tap praktisch für den PI-Bias. Ansonsten läge der TT Trafo für die 18W Projekte wohl auch nahe. Für den Ausgangsübertrager suche ich wohl was mit ~8k Primär und um die 20W. Da gibts bspw. den TT 5E3 oder auch die TT 18W Teile.

Ich werde später mal meine Version des Schaltplans mit überarbeiteter Spannungsversorgung, negativer Vorspannung am PI und Master-Volume einstellen.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 29.06.2020 22:30
So, habe mal einen Schaltplan zusammengezeichnet. Ist nicht so hübsch geworden, da es mein erster Versuch mit KiCad war, aber sollte grob stimmen  :)
Was sagt ihr? Passt das soweit? Würdet ihr etwas anders machen? Die Spannungen für die Vorstufe werden ganz ordentlich über große Widerstände verbraten, aber das gehört wohl zum Konzept, ist ja bei Bedarf auch schnell geändert.

Gibt es sonst noch Anmerkungen? Wie gesagt, ich überlege noch, ob ich nicht Dioden + Sag-Widerstand nutze, aber das schaue ich später.

Ansonsten würde ich mich noch über Ratschläge zu passenden Trafos freuen  :angel:

Danke und schönen Abend!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: roehrich am 29.06.2020 23:05
N'Abend,

der Plan schaut doch gut aus ... nicht nur für ein Erstlingswerk. Die Gegenkopplung ist unüblich gelöst ... interessantes Detail. Und der Bias-Erzeugung fehlt der GND-Bezug.

Weitermachen,
Sebastian
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 30.06.2020 08:39
Hallo Yves,

Sieht doch gut aus! Ich habe so meine Schwierigkeiten mit Kicad. Muss mich daran gewöhnen.

Zum PT, sollte nicht den 18W funktionieren? Zum OT ich weiß nicht mehr, was ich damals gelesen hatte aber ich glaube im Original sind 8k reflektierte Impedanz verwendet.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.06.2020 08:55
Danke euch beiden!

@Sebastian: Die Gegenkopplung ist echt interessant. Wenn ich die Simulationen richtig interpretiere ist die Gegenkopplung ziemlich heftig, die ändert das Gain der Endstufe schon bedeutend. Könnte man auch mit herumspielen um die Lautstärke anzupassen. Danke für den Hinweis mit dem Gnd!

@Laurent: Ja, ich komme eigentlich von Eagle, da ist einiges ähnlich, aber auch einiges sehr anders. Muss mich auch erstmal eingewöhnen. Werde mir nach und nach einige Bauteile selbst zeichnen müssen, hab ich hier bspw für die 5Y3 und den PT auch gemacht. Mit den PCB Footprints hab ich mich aber noch nicht befasst, das wird sicher nochmal aufwendiger.
Den 18W PT hab ich auch im Auge. Der hat zwar keinen Bias-Tap aber das ist nicht so ausschlaggebend.

Grüße!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: roehrich am 30.06.2020 09:30
Hallo,

so auf den ersten Blick sollte sich der Grad der Gegenkopplung mit R10 und R11 justieren lassen. Bei starker Gegenkopplung kommt es gerne zu Schwingneigungen ... besonders, wenn mehrere Stufen und frequenzgangbestimmende Schaltungsteile miteinbezogen sind, die die Phasenlage so verändern, dass aus der Gegenkopplung bei bestimmten Frequenzen eine Mitkopplung werden kann. Du hast hier in der Schleife zwei RC-Glieder (mit recht ähnlicher Grenzfrequenz) und den Ausgangstrafo ... das könnte bei starker Gegenkopplung schon zuviel sein. Simulationstechnisch fällt das nicht immer gleich auf, da das Modell vom Trafo eher ideal statt real ist. Das Thema hat Merlin Blencowe sehr ausführlich in seinem Buch "Designing Tube Preamps for Guitar and Bass" behandelt, auch mit Tips und Tricks, die für mehr Stabilität sorgen. Leider ist das nicht direkt auf der Webseite verfügbar.

Frohes Basteln!

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.06.2020 09:48
Okay, interessant! Ich werde es aber erstmal so versuchen. Die Werte in und um die Endstufe herum, inklusive Gegenkopplung sind aus dem Vorbild übernommen. Aber natürlich kann ich nicht genau sagen, welchen OT das Original verwendet. Ich hoffe mal, dass es so läuft.
Allerdings ist das mal wieder ein weiterer Grund, endlich mal in die Literatur von Merlin zu investieren  ::)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 30.06.2020 10:29
Wegen Bias Tap, kannst du Mal beim RKT Pendant schauen. Der hat eins, glaube ich.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: roehrich am 2.07.2020 12:02
Allerdings ist das mal wieder ein weiterer Grund, endlich mal in die Literatur von Merlin zu investieren  ::)

Nochmal dazu ... es ist wirklich lesenswert. Und auch gut lesbar. Es ist eines der wenigen Fachbücher, die es auf mein Nachtkästchen geschafft haben. Eigentlich waren es nur zwei, das hier und "Mit Hammer und Schlüssel" ... ein Standardwerk über russische und ukrainische Gespanne. Auch antiquierte Technik, die für viel Frust und Spass sorgen kann.  ;D

Ich habe noch die erste Ausgabe, ein neues Kapitel "Grounding and Ground Schemes" ist online auf seiner Seite verfügbar. Aktuell ist die zweite Ausgabe erhältlich ... wenn man da einer Rezension auf dem grossen Fluss (co.uk) glauben darf, hat es weniger Seiten, als die erste und das neue Kapitel trotzdem enthalten. Ob etwas anderes dafür gekürzt wurde, kann ich allerdings nicht sagen, da ich die neue Ausgabe nicht kenne ...

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 2.07.2020 20:28
Danke Sebastian! Ja, das Kapitel zur Masse-Führung habe ich mir schon mehrmals durch gelesen, hab es mittlerweile einigermaßen verinnerlicht  :)

Die beiden Bücher werde ich mir definitiv bald anschaffen  :bier:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 8.07.2020 22:42
Hallo Leute, ich habe heute einen Großteil der Bauteile bestellt und werde dann bald mit dem Bau anfangen.

Ich habe mich entschlossen, einen kompakten 1x12er Combo zu bauen und alles im 5E3 Chassis unter zu bringen. Das wird schön kompakt. Der Combo wird etwas schmaler als ein 5E3 und generell eher ein etwas anderes Design, aber das kommt dann später. Habe vor Kurzem einen Schreibtisch für meine Frau gebaut und dafür Spitzahorn von einem Bekannten bekommen aus dem wir die Platten und Schubladen gebaut haben. Eventuell ist davon noch ausreichend übrig um einen schönen Holz-Combo draus zu schreinern  :)

Für die Schaltung habe ich mir noch überlegt, eine Dioden-Gleichrichtung schaltbar mit ein zu bauen. Dafür nutze ich einen On-Off-On Schalter um Zwischen 5Y3 - Standby - Dioden zu wählen. Als Kathoden-R für die Endstufenröhren hatte ich den 150R / 25W aus dem Shop vorgesehen, meint ihr, das gibt Probleme beim Umschalten zu Dioden-Gleichrichtung? Da wird die Anodenspannung so um die 30-40V ansteigen, schätze ich.

Als PT kommt ein 18W Trafo aus Worms rein, den ich über die Kleinanzeigen bekommen habe. Der sollte 290 - 0 - 290 V bei 120 mA liefern. Als AÜ habe ich den TT 18W bestellt.

Eine Frage hätte ich noch zu den Lade-Elkos. Im Original sind 50 / 50 / 22 / 8 / 8 vorgesehen. Da ich gern ein paar Teile nutzen möchte, die ich noch hier herumliegen habe, wollte ich das gern zu 32 / 32 / 15 / 10 / 10 umändern. Das sollte doch eigentlich völlig ausreichend sein, oder was denkt ihr? Der 15u ist nur für den PI zuständig, die beiden 10er jeweils für eine einzelne Triode. Und die 32u für die Endröhren sollten doch auch ausreichend sein? Zumal die 5Y3 ja eigentlich nur maximal 22u "sehen" darf. Da würde ich mich über ein paar Gedanken eurerseits noch freuen.

Ansonsten habe ich mal den aktuell geplanten Schaltplan angehängt. Bauteile die von einem Kasten eingegrenzt sind werden abseits vom Board verbaut (mache ich immer für mich, hilft beim layouten). Hinweise und Anregungen sind immer gern gelesen  :topjob:

Grüße
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: tele05 am 9.07.2020 08:10
Hallo Yves,

> um Zwischen 5Y3 - Standby - Dioden zu wählen. Als Kathoden-R für die Endstufenröhren
> hatte ich den 150R / 25W aus dem Shop vorgesehen, meint ihr, das gibt Probleme beim
> Umschalten zu Dioden-Gleichrichtung?

das sollte gehen.
Ich habe solche Umschaltungen zwar bisher nur an Amps mit fixed Bias ausprobiert,
aber auch da gab es keine Probleme. Und Kathodenbias ist eh unkritischer.
150R habe ich bei meinem 18 Watter auch drin.
25W ist echt fett, da kannst du auch was kleineres (10W) nehmen.

> zu 32 / 32 / 15 / 10 / 10 umändern. Das sollte doch eigentlich völlig ausreichend sein,
> Zumal die 5Y3 ja eigentlich nur maximal 22u "sehen" darf.

ja und ja.

Grüße
Oliver
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stubenrocker81 am 9.07.2020 08:52
Hallo Iefes,
nur kurz zur Siebung.
Ich habe in einem ähnlichen Amp sogar nur 22uF/22uf/10uf/10uf.
Allerdings Solen Fast.
Der Amp ist brummfrei!

Lg Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 9.07.2020 08:57
Danke Oliver!

> 25W ist echt fett, da kannst du auch was kleineres (10W) nehmen.

Ja, stimmt schon, aber im Shop hab ich keinen 150R mit 10W gefunden. Als Alternative hatte ich an je einen 330R für jede Kathode gedacht, aber ist dann auch wieder ein etwas anderer Arbeitspunkt. Und so groß ist der 25W ja nicht  :)

Ich erhoffe mir von der Umschaltung schon einen spürbaren Effekt, da die 5Y3 ja eine Röhre mit hohem Spannungsabfall ist und dadurch dem Amp deutlich sag verpasst. Aber im Endeffekt ist es einfach etwas, was ich sowieso schonmal ausprobieren wollte.

Stephan, danke fürs Bestätigen! Dann kann ich das ja guten Gewissens so einbauen. Ich vermute ehrlich gesagt, der gute Dr. Z hat halt einfach genommen, was er gerade herumliegen hatte. So wie ich ja jetzt auch. Solen Fast sind die MKPs oder? Hatte ich auch schonmal drüber nachgedacht, nachdem ich deine und Laurents positive Erfahrungen gelesen hatte. Aber ich probiers nun mal klassisch, ich vermute, ich werde nichts vermissen. Ein direkter Vergleich wäre allerdings mal sehr interessant.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 9.07.2020 09:28
Hallo Yves,

Passt schon mit dem Kathoden R und die Umschaltung. Das habe ich in meinem Orange TH30 auch so ab Werk.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stubenrocker81 am 9.07.2020 09:31
Ich habe eben das Datenblatt der 5y3gt angesehen.  Die kann doch 32uF Ladeelko ab! Also wird das auch funktionieren.
Vergiss den Innenwiderstand vom NT nicht! Also mal den R Sekundär vom NT messen und dementsprechend noch Widerstände zwischen 5y3gt und NT einfügen.

Ja die Solen Fast sind MKP hier aus dem Shop. Sind aber auch keine Wundermittel.

Sehr interessant das Ganze!!
Mit Vollholzgehäuse, cool!
Meine letzten Projekte sind auch ohne Tolex geworden. Das kann sehr edel wirken oder auch richtig nostalgisch.

LG Stephan







Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 9.07.2020 09:36
Danke Laurent!

Und Stephan, da muss ich jetzt nochmal nachhaken:
Ich hab hier eine Wormser 5Y3, da weiß ich nicht genau, was für eine Kapazität okay ist. Bei der 5Y3S von JJ bspw stehen im Datenblatt nur 20 uF. Und wie ist das genau mit dem Innenwiderstand? Muss der Innenwiderstand + zwei Serien-Widerstände dem Wert im Datenblatt entsprechen? Und ist das eher ein "sollte" oder ein "muss" (!) ?

Danke!  :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 9.07.2020 09:43
Noch ein "Geheimtip"  8)
An der Kathode nehme ich drei 470Ohm 2-Watter parallel. So als Dreieck angeordnet, zwei nebeneinander und der dritte oben drauf
Nimmt wenig Platz, schön billig und verfügbar.

Ein zusätzlicher Vorteil, das ganze ist leicht "skalierbar", wenn man z.B. den oberen mit 680-1k nimmt - wirds etwas großer, nimmt man 390-430 - etwas kleiner ;)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stubenrocker81 am 9.07.2020 10:11
Hallo iefes,

hab ein altes RCA Datenblatt da steht 32uF und wie du auch schreibst habe ich jetzt Datenblätter gefunden wo 20uF steht! Eigentlich alle bis auf das alte RCA.
Die Daten sind die Lebensversicherung der Röhre! Zu großer Ladeelko/kleiner Innenwiderstand und die Stromspitzen werden zu groß und es KANN zu Überschlägen in der 5y3 kommen.
Zumindest wird die Lebensdauer stark verkürzt.
Zumindest den Innenwiderstand würde ich da schon Anpassen bzw. sogar leicht vergrößern wenn du den 32uF beibehalten mochtest. Gibt ja auch wieder SAG und Sicherheit.
Pro Anode 50R zum Center. So würde ich das Datenblatt verstehen also muss dein NT einen Innenwiderstand von 100R haben.  Was darunter ist aufteilen und pro Seite einen R an die Anoden der Gleichrichterröhre. Zur Sicherheit kann es auch bisschen mehr sein, gerade wegen dem größeren Ladeelkos.


LG Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: roehrich am 9.07.2020 10:20
Und wie ist das genau mit dem Innenwiderstand? Muss der Innenwiderstand + zwei Serien-Widerstände dem Wert im Datenblatt entsprechen? Und ist das eher ein "sollte" oder ein "muss" (!) ?

Da muss ich mal wieder auf Merlin verweisen  :) http://www.valvewizard.co.uk/bridge.html (http://www.valvewizard.co.uk/bridge.html) ... im letzen Absatz "Valve rectifiers" ist die Sache mit dem Schutzwiderstand erklärt. In die Berechnung gehen alle Widerstände ein, die Sekunderwindung und die eingefügten Widerstände direkt, die Primärwindung transformiert. Für die Gesundheit der Gleichrichterröhre ist es wichtig, dass der Wert aus dem Datenblatt nicht unterschritten wird, grösser ist kein Problem für die Röhre.

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stubenrocker81 am 9.07.2020 11:44
Hey sehr interessant was der Merlin da schreibt. Ich kenn das schon ewig mit der Meßmethode so und habe da auch noch nie Probleme mit gehabt.
Aber völlig logisch sein Ansatz! Man lernt nie aus :topjob:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 9.07.2020 12:07
Hey danke euch für die vielen Hinweise! Das werde ich mir alles mal zu Gemüte führen. Wenn der Trafo ankommt messe ich mal durch und werde gegebenenfalls anpassen. Man muss dazu sagen, dass die 20uF im Datenblatt bei einer Anodenspannung von je 350V gelten, da ist man bei 290V vielleicht noch mehr auf der sicheren Seite. Und im Original Carmen Ghia werden wie gesagt 50 uF verwendet und es scheint ja doch irgendwie zu funktionieren. Trotzdem werde ich das alles berücksichtigen, kann ja nicht schaden, die Betriebssicherheit zu erhöhen  :topjob:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 13.07.2020 22:29
Ich hätte noch eine kurze Zwischenfrage: Wie weit sollten die beiden EL84 voneinander entfernt sein um mögliche Probleme durch Wärme-Stau zu vermeiden? Im Original sind die Röhren ziiiiemlich nach beieinander und in meinem Layout läuft es gerade auch darauf hinaus, dass sie sich recht nah sein werden.

Ich möchte den Standby-Rectifier Schalter direkt neben die Gleichrichter-Röhre positionieren (auf der Unterseite des Chassis) und da kommen direkt die Endstufenröhren daneben.

Ich habe mein derzeitiges Layout mal angehängt, das ist noch nicht komplett durchgearbeitet aber zeigt die grobe Platzierung der wichtigsten Bauteile. Seht ihr da irgendwelche Probleme besonders im Bereich der Endstufenröhren und dem Wahlschalter Röhre - Stdby - Dioden ? Die Platzierung des dicken blauen C ist extra so gewählt, damit ich vom Schalter direkt daran verbinden kann. Die Schrimgitter-Widerstände werden stehend verbaut, das sieht jetzt hier etwas komisch aus.

Danke und Grüße!

Danke!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 17.07.2020 11:30
Ich versuche gerade, mich nochmal mit dem passenden Innenwiderstand für die Gleichrichteröhre auseinander zu setzen. Habe meinen Netztrafo mal durchgemessen und mit der Formel von Merlin komme ich auf 89 Ohm Innenwiderstand.

Wenn man jetzt bspw. das Datenblatt der JJ 5Y3S anschaut, dann steht da Rt = 50 Ohm. Heißt das nun, dass 50 Ohm pro Anode verlangt werden oder insgesamt 50 Ohm? Da wäre ich ja dann drüber, im ersten Fall jedoch nicht. Wobei die Daten für die JJ natürlich auch auf einer höheren Anodenspannung basieren, als die, die ich erwarte (290V - 0 - 290V Trafo).
In einem GE Datenblatt für eine 5Y3GT finde ich 50 Ohm je Anode, auch bei einer Spannung von 350V, also auch höher als mein konkreter Fall. Ich vermute eigentlich, dass ich da mit meinen knapp 90 Ohm sogar ausreichend dimensioniert bin, oder was meint ihr?
Ich könnte natürlich auch noch 2 dicke 10 Öhmer an die Anoden hängen, um auf der sicheren Seite zu sein. Sag kann eh nicht schaden, da ja auch noch die Dioden-Gleichrichtung zur Verfügung steht, falls es straffer sein soll.

Was denkt ihr?

Grüße!

Edit: In dem oben erwähnten GE Datenblatt ist ein Graph der zeigt, dass bei einer RMS Anoden-Spannung von 300V ein Strombegrenzungswiderstand von nur etwa 20 Ohm pro Anode nötig ist. http://www.r-type.org/pdfs/5y3gt.pdf. (Rating Chart III)
Danach wäre ja eigentlich alles in Butter. Ist halt nur die Frage ob das für alle heute verfügbaren 5Y3 gilt.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: roehrich am 17.07.2020 12:08
Hallo,

die Angaben in den Datenblättern beziehen sich typischerweise immer auf eine Anode. Wenn Du Deine Berechnungen und Messungen jetzt auch auf eine Anode beziehst, kannst Du die Werte direkt miteinander vergleichen. Primär ist ja klar, da gibt es nur die eine Windung ... und sekundär eben der Widerstand von einer HV-Leitung zum Mittelpunkt (CT) und - für die Berechnung des Übersetzungsverhältnisses - die Spannung zwischen diesen beiden Drähten.  Wenn dann etwas grösseres als 50Ohm herauskommt, bist Du auf der sicheren Seite.

Ich persönlich denke, dass eine leichte Unterschreitung kein Problem darstellen sollte, da ja Deine Spannung auch kleiner ist. Leider ist dazu keine Kurve in den Datenbättern von RCA und GE. Philps war da spendierfreudiger ... im Datenblatt der EZ81 (hier bei Frank: https://frank.pocnet.net/sheets/010/e/EZ81.pdf (https://frank.pocnet.net/sheets/010/e/EZ81.pdf)) gibt es ein Bildchen auf der letzten Seite dazu. Der Zusammenhang sieht recht linear aus ... vielleicht kann man ja da auch aus den beiden Werten im 5Y3GT Datenblatt von RCA (700V-50Ohm, 1000V-140Ohm, Spannung Anode zu Anode, Widerstand pro Anode) in Richtung niedrigere Spannung extrapolieren. Bleibt dann als kleine Unsicherheit noch die Tatsache, dass die EZ81 indirekt geheizt ist und die 5Y3GT direkt, die Kathode also etwas anders aufgebaut ist. Ich persönlich würde es so machen ... wenn es keine Überschläge in  der Gleichrichterröhre gibt, ist dümmstenfalls einfach nur die Lebensdauer etwas verkürzt. Solange die 5Y3GT lieferbar ist, dürfte das vertretbar sein.

Ciao
Sebasian

Edit: Vergiss das Geschreibsel ... jetzt sehe ich das Bildchen auch  :) ... zu der anderen Frage: Du bist ja dann deutlich über den 20Ohm, das sollte wirklich auch eine 5Y3GT aus aktueller Produktion aushalten.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 17.07.2020 17:09
Yep, bestens. Ohne Endröhren wird die Spannung zwar etwas drüber liegen, aber das wird ja sowieso nur zu Testzwecken mal so sein. Einzig frage ich mich noch, ob die 32uF die ich verbaut habe, bei der niedrigeren B+ Spannung noch im Rahmen sind. Da hilft aber der größere Wert des Innenwiderstands sicher auch etwas.

Habe in den letzten Abenden schon mal das Board soweit fertig gemacht. Also die Litzen kommen noch dran und es fehlt mir noch ein passender 680n Bypass-C für die erste Stufe. Hatte einen bei TT mitbestellt, aber aus Versehen einen 630V Typ genommen. Der ist leider größer als der 15u / 500V F+T Elko (dieser widerum verliert leider seine Beschriftung  ::) ). Ansonsten gefällts mir ganz gut. Die oben liegende Masse-Bahn hat es etwas kompliziert gemacht, da alle Bauteile, die darüber ragen isoliert sein müssen. Da hatte ich vorher nicht so richtig drüber nachgedacht, aber war jetzt auch kein Beinbruch. Nächstes Mal mach ich die äußersten Punkte einfach mit Turrets, dann muss man auch nicht unbedingt isolieren  :)

Ich halte euch auf dem Laufenden. Tipps, Fragen etc. immer erwünscht!  ;)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 17.07.2020 20:14
Hallo Yves,

Super sauber  :topjob:
Ich mag es, wenn die Beinchen alle schön gerade sind.
Bin gespannt auf dem Gesamtaufbau.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 17.07.2020 20:34
Super sauber  :topjob:
Ich mag es, wenn die Beinchen alle schön gerade sind.
Bin gespannt auf dem Gesamtaufbau.

Danke dir! Der Gesamtaufbau wird sich vermutlich noch etwas hinziehen, aber ich habe diesmal zumindest den Anspruch alles vorher gut durch zu planen damit es am Ende auch möglichst sauber wird  :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 26.07.2020 08:40
Schritt für Schritt. Das Chassis ist weitestgehend fertig. Den Ausschnitt für die Netzbuchse bekomme ich aber irgendwie nie so richtig zufriedenstellend hin  ::) Der Ausschnitt für den Netztrafo sieht leider auch etwas unsauber aus, aber das liegt daran, dass der Ausschnitt für einen kleineren 5E3 Trafo schon vorgesehen war und der Wormser 18W Trafo, den ich einbauen werde, etwas mehr Platz braucht. Naja, sieht man beides später nicht mehr.  O0


Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 00:00
Hallo Leute!

Den Amp an sich habe ich heute endlich fertig gestellt. Habe eben ein paar Tests (noch ohne Box) gemacht und es läuft soweit etwa wie erwartet, sprich die Spannungen passen soweit. Eine Sache macht mich aber auf Anhieb stutzig und ich würde mich dazu über einen Tipp eurerseits freuen, bevor ich den Verstärker morgen an die Box hänge:

Ich hab die Spannungen mit zugedrehtem Master gemessen (im Folgenden immer mit Röhrengleichrichter). Da hatte ich bspw. 11.5 V an den Kathoden der Endstufenröhren bei einem Rk von 150 Ohm. An den Anoden habe ich knapp 340V. Das macht nach dem Calculator von Rob Robinette 99% Pmax. Ist ein bisserl viel oder?
Gut, jetzt aber zum eigentlichen Problem. Ich habe testweise den Master aufgedreht und dabei geht die Spannung an der Kathode bis auf ca. 17V hoch, also fließt deutlich mehr Strom. Als ich dann gesehen habe, dass die EL84 langsam rote Backen bekommen haben, habe ich den Versuch abgebrochen.

Habt ihr Ideen woran das liegen mag? Könnte es sein, dass die Gegenkopplung falschrum angeschlossen ist und die Endstufe sich durch die Mitkopplung zu stark aufschwingt? Die Gegenkopplung ist laut Spice schon ziemlich signifikant, also wäre die Mitkopplung erstrecht heftig.

Würde mich freuen, wenn ihr Tipps habt, bevor ich den Amp morgen an die Box hänge  :topjob:

Danke und viele Grüße!

(Fotos folgen in den nächsten Tagen  ;) )
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 00:26
Kurzes Update: Hab die Leitungen vom Master-Poti mal vertauscht, das hat zwar nicht zu so einem hohen Spannungssprung beim Aufdrehen des Masters geführt, nur so bis 14-15V, aber auf dem letzten Stück des Regelwegs hat man akustisch (ohne Lautsprecher) ein deutliches Pfeiffen wahrnehmen können. Hab die Leitungen also wieder auf den ersten Stand zurück gelötet. Also sollte da mit der Gegenkopplung kein Problem vorliegen.

Also warum fließt bei aufgedrehtem Master so viel mehr Strom (ohne Eingangssignal)?
Ideen sind sehr willkommen!

Und jetzt  :gutenacht:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: darkbluemurder am 21.08.2020 09:21
Wenn Du die Gegenkopplung als Ursache vermutest, wäre es nahe liegend, sie für den nächsten Test mal abzuklemmen. Wenn das Problem immer noch auftritt, ist die GK unschuldig.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 10:36
Danke Stephan!

Habe vorher gerade noch eine andere Sache überprüft und da scheint der Hund begraben zu sein:
Ich habe je die Spannungen an Pin 3 beider Ebenen des Master-Potis beim Aufdrehen des selbigen gemessen. Bei der einen Ebene bleibt die Spannung konstant auf Masse-Potential, bei der anderen steigt die Spannung bis auf etwa 4V über die gesamte Rotation. Es ist dann auch nur die eine Röhre die durch die Ebene angesteuert wird die rote Backen bekommt. Meine Vermutung wäre jetzt, dass der entsprechende Koppel-C zum PI einen Hau weg hat und etwas Spannung durch lässt. Habe da eigentlich einen neuen IC C mit 630V Festigkeit eingesetzt, aber man hat ja auch mal Pech.
Was denkt ihr, das klingt doch relativ plausibel oder? Komme leider erst heute Abend dazu, den C zu ersetzen.
Grüße
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: cca88 am 21.08.2020 11:32
Hallo Leute, ich habe heute einen Großteil der Bauteile bestellt und werde dann bald mit dem Bau anfangen.

Ich habe mich entschlossen, einen kompakten 1x12er Combo zu bauen und alles im 5E3 Chassis unter zu bringen. Das wird schön kompakt. Der Combo wird etwas schmaler als ein 5E3 und generell eher ein etwas anderes Design, aber das kommt dann später. Habe vor Kurzem einen Schreibtisch für meine Frau gebaut und dafür Spitzahorn von einem Bekannten bekommen aus dem wir die Platten und Schubladen gebaut haben. Eventuell ist davon noch ausreichend übrig um einen schönen Holz-Combo draus zu schreinern  :)

Für die Schaltung habe ich mir noch überlegt, eine Dioden-Gleichrichtung schaltbar mit ein zu bauen. Dafür nutze ich einen On-Off-On Schalter um Zwischen 5Y3 - Standby - Dioden zu wählen. Als Kathoden-R für die Endstufenröhren hatte ich den 150R / 25W aus dem Shop vorgesehen, meint ihr, das gibt Probleme beim Umschalten zu Dioden-Gleichrichtung? Da wird die Anodenspannung so um die 30-40V ansteigen, schätze ich.

Als PT kommt ein 18W Trafo aus Worms rein, den ich über die Kleinanzeigen bekommen habe. Der sollte 290 - 0 - 290 V bei 120 mA liefern. Als AÜ habe ich den TT 18W bestellt.

Eine Frage hätte ich noch zu den Lade-Elkos. Im Original sind 50 / 50 / 22 / 8 / 8 vorgesehen. Da ich gern ein paar Teile nutzen möchte, die ich noch hier herumliegen habe, wollte ich das gern zu 32 / 32 / 15 / 10 / 10 umändern. Das sollte doch eigentlich völlig ausreichend sein, oder was denkt ihr? Der 15u ist nur für den PI zuständig, die beiden 10er jeweils für eine einzelne Triode. Und die 32u für die Endröhren sollten doch auch ausreichend sein? Zumal die 5Y3 ja eigentlich nur maximal 22u "sehen" darf. Da würde ich mich über ein paar Gedanken eurerseits noch freuen.

Ansonsten habe ich mal den aktuell geplanten Schaltplan angehängt. Bauteile die von einem Kasten eingegrenzt sind werden abseits vom Board verbaut (mache ich immer für mich, hilft beim layouten). Hinweise und Anregungen sind immer gern gelesen  :topjob:

Grüße

Hallo Iefes,
ich hab mir gerade nochmal deinen Plan (Rev 0.2) - spezifisch auf die 5Y3/Solidstate-Gleichrichtungsumschaltung in Verbindung mit der Standbyfunktion angesehen...

Wenn Du von Standby auf Röhrengleichrichtung schaltest - wie weit sind die ELkos vorgeladen? Nicht daß sich die Gleichrichterröhre am "Inrush" verschluckt...

Grüße
Jochen
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 15:06
Hi Jochen! Ich werde das später nochmal genauer messen, aber da sind dann schon einige 10er Volt in den Elkos bevor man aus dem Standby schaltet. Also der 68k lässt schon etwas durch. Eventuell kann ich hier aber auch noch einen kleineren R verwenden (47k oÄ). Muss da mal ein wenig ausprobieren und schauen ,was die Messungen sagen. Es sollte natürlich nicht übermäßigen Röhrenverschleiß provozieren.

Im Übrigen habe ich das Problem gefunden und es war mal wieder viel zu simpel. Die Röhre, an der die Probleme aufgetreten sind war wohl defekt. Mit einer anderen EL84 an der Position steigt die Spannung am Gitter nicht an und die Spannung an der Kathode ist auch weitestgehend konstant. Da hätte ich echt mal früher drauf kommen können, zumal ich extra alte Röhren verwendet habe für die ersten Tests.  :facepalm: Bis ich das rausgefunden hatte, habe ich mehrmals die Leitungen zu den Gittern getauscht und auch den Koppel-C vom PI erneuert, das hätte ich mir schön sparen können  ;D

Eventuell komme ich heute dazu den Amp das erste Mal an der Box zu betreiben. Ich werde berichten :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 16:25
 ;D ;D ;D

Gerade konnte ich den Verstärker mal kurz testen. Meine Nachbarn hats sicher gefreut, denn aus "kurz" testen ist eine knappe dreiviertel Stunde geworden  :angel:

Bin echt ziemlich beeindruckt, wie flexibel der Verstärker ist. Ich habe ihn an meiner Mesa 1x12er mit Jensen P12N getestet. Das klang ziemlich cool. Mir haben generell ein paar Höhen gefehlt bzw. die Bässe sind schon sehr deutlich da, sodass es bei Zerrsounds schnell mulmig werden kann, wenn man nicht aufpasst. Und die Klangregelung ist auch speziell, zwischen 11 und 14 Uhr tut sich nur sehr wenig, zu den Extremen hin dann aber ziemlich viel. Ich bin aber auch tendenziell ein Fender-clean-mit-vielen-Höhen-Mensch, da ist das hier schon eine ganz andere Geschichte. Klang mit der Strat aber generell sehr geil.

Außerdem sehr cool: Der einstellbare Bias des PI (5751) ändert den Charakter der Zerrsounds wirklich sehr deutlich. Stellt man ihn auf etwa -6V ein, wie im Vorbild Carmen Ghia, ist die Zerre ziemlich cremig aber matscht auch schneller. Bei negativeren Einstellungen (-10 bis -30V) wird der Klang offener, dynamischer und auch lauter, aber er zerrt eben weniger stark. Die Zerre kommt im Original definitiv aus dem PI wenn die Spannungsangaben in den online verfügbaren Schaltplänen stimmen. Wenn ich beim Ausklingen eines Akkords das Trim-Poti zu negativeren Spannungen gedreht habe ist der Ton immer noch ein Stückchen lauter geworden.
Das Trim-Poti bietet da echt Potenzial, auf Anhieb wünschte ich, ich hätte es als Poti auf die Front gelegt.

Die Umschaltung von Röhren- zu Diodengleichrichtung zeigt einen ähnlichen Effekt, allerdings habe ich das noch nicht so ausführlich getestet, da ich hier zuhause den Master sowieso nicht weit aufdrehen kann und Sag eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Also auf Anhieb bin ich sehr zufrieden. Ich schätze, dass ich das ganze aber nochmal an einem passenderen Lautsprecher aus der britischen Ecke ausprobieren sollte. Man liest sehr oft, der Celestion Blue oder Gold würde sehr gut passen. Wenn ihr Tipps habt, bin ich aber gern dafür offen. Muss auch nicht unbedingt Alnico sein. Vielleicht ändert sich der Charakter aber auch nochmal, wenn ich neue Röhren in der Endstufe habe. Da werkeln gerade ziemlich ausgelutschte Sovteks. Hatte leider kein neues Set mehr daheim, da kommt aber bald dann eines rein. Hier Tipps für einen passenden Hersteller? Wollte eigentlich ein paar JJs reinstecken, aber das Set hatte ich scheinbar schon anderweitig verwendet.

Zum Schluss noch zu Jochens Frage:
Habe die Spannung im Standby am ersten Elko gemessen: ca. 20V. Ich schätze, das ist etwas knapp oder? Sollte ich da lieber einen kleineren Widerstand einbauen um die Gleichrichterröhre zu schonen?

Ansonsten ist der Amp auch ziemlich ruhig. Habe die Masse wie bei Mesa gemacht, also alles bis zum PI geht über die Eingangsbuchsen aufs Chassis und der Rest an einen zentralen Stern. Außerdem habe ich mir mal die Mühe gemacht und bei allen Cs die "outside foil" markiert und entsprechend eingebaut. Obs was gebracht hat?  ::)

Fotos folgen später noch und dann gehts mal bald an den Bau des Cabinets  :topjob:

Grüße und danke an alle, die hier bisher so gut mitgeholfen haben.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 21:14
So, hier hab ich jetzt mal ein paar Fotos vom Aufbau für euch. Um die Endstufe herum und in der Spannungsversorgung ist es ein bisschen PTP geworden, unter anderem weil ich keine der freien EL84 Pins als Stützpunkte verwenden wollte. Aber ist alles ziemlich solide und sollte keine Probleme machen :)

Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: stephan61 am 21.08.2020 21:37
Hi Yves,
der AÜ steht etwas ungewöhnlich da. Interessant.  Wie bist Du da drauf gekommen?  Kopfhörer Test?

Viele Grüße Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 21.08.2020 21:59
Einfach WOW  :topjob:

Und wie klingt er?

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 21.08.2020 22:09
der AÜ steht etwas ungewöhnlich da. Interessant.  Wie bist Du da drauf gekommen?  Kopfhörer Test?

Hi Stephan,

ja, hab mit dem Kopfhörer getestet. Bei diesem Abstand vom Netztrafo war das Brummen fast nicht mehr wahrnehmbar. Hätte noch weiter weg gehen können, aber dann hätte ich noch längere Leitungen übrig gehabt. Die Drehung hab ich gemacht, damit das Befestigungsblech nicht zu nah an die Kanten des Chassis kommt und die Kabel ließen sich so relativ spannungsfrei legen. Außerdem fand ich es optisch auch irgendwie ansprechend  :angel: Ich meine mich zu erinnern, dass auch der Brumm durch die Drehung noch minimal verringert wurde.

Danke Laurent! Klingt wirklich gut, sehr knackig irgendwie. Bisher wie gesagt nur über den Jensen P12N ausprobiert. Ich schätze hier ist auf lange Sicht ein britischer Speaker angesagt, aber auch so ists schon richtig klasse :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 24.08.2020 14:04
Ich hätte dann doch noch ein Problem mit dem Guten:

Seit heute auf einmal brummt er etwas mehr als vorher (100Hz) und "rauscht" ganz eigenartig wenn man aus dem Standby einschaltet (egal ob Röhre oder Dioden) und auch wieder wenn man in den Standby schaltet. Es klingt für etwa 2 Sekunden nach einer lauten Meeresbrandung mit schnellem fade-in und fade-out. Die Lautstärke vom Brumm ist abhängig vom Master-Volume aber nicht vom Volume und beide Phänomene verschwinden komplett wenn die erste Röhre gezogen ist. Habe testweise V1 und V2 getauscht und da taucht das Problem immer noch auf. Das Brummen war anfangs etwas empfindlich auf Klopfen aufs Chassis, lässt sich jetzt aber nicht mehr feststellen.
Ich hatte zuerst die Chassis-Verbindung über die Input-Buchsen in verdacht und habe daraufhin das Chassis an den Kontaktflächen abgeschmirgelt und die Buchsen nochmal richtig ordentlich angezogen. Habt ihr sonst Ideen? Schlechte Masse-Verbindung irgendwo anders?

Wird nix dramatisches sein. Ich werd evtl einfach mal alle verdächtigen Verbindungen in der Ecke nachlöten.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 24.08.2020 19:11
Hallo Yves,

Hört sich nach einer kalten Lötstelle an.
Versuche Mal auf einige Verbindungen zu "Chopsticken".

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 25.08.2020 09:16
Hi Laurent, bin eben dazu gekommen und habe festgestellt, dass der Schleifer am Vol-Poti ziemlich empfindlich ist. Also bei leichtem Tippen auf den Kontakt brummt es mal mehr und mal weniger, eben wie wenn ein Kabel eingesteckt, aber keine Gitarre daran verbunden ist. Gleichzeitig ist dann auch das Gitarrensignal durch den Amp leiser bzw. lauter, eben gegenläufig zum Brumm-Anteil. Man kann es etwas biegen, sodass das Problem einigermaßen behoben ist, aber wirklich von Dauer wird das nicht sein. Also hab ich das mal neu verlötet und dem Poti etwas Faderlube spendiert. Leider hat das keine Verbesserung gebracht, also ist vermutlich einfach der Kontakt vom Lötpin zum eigentlichen Schleifer im Poti nicht mehr der Beste. Ich schätze, da muss ich das Poti austauschen, Mist, habe nur noch ein älteres 1M hier herum liegen, aber werde es damit versuchen. Komme hoffentlich heute Abend dazu  :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 31.08.2020 22:27
Hallo Leute, ich habe im Moment nur wenig Zeit mit dem Amp weiter zu machen, aber bin gerade mal dazu gekommen, ihn mit dem Digital-Scope etwas zu untersuchen. Dabei ist mir zu allererst mal aufgefallen, dass eine saubere Sinus-Kurve am Lautsprecher-Ausgang nur bei voll aufgedrehtem Tone-Regler möglich ist (der Tone-Regler arbeitet hier "rückwärts"). Bei allen Zwischenstellungen ist die Kurve doch schon ziemlich deutlich verzerrt, mit "Häkchen" hier und dort, das hat mich gewundert. Wenn Volume oder Master recht weit aufgedreht sind kommt außerdem noch eine hochfrequente Kurve dazu, die den eigentlichen Sinus überlagert und "abbildet". Das ist aber auch nur bei manchen Zwischenstellungen des Tone-Reglers der Fall und auch nur wenn entweder PI oder Endstufe überfahren werden, jedenfalls soweit ich da durch blicke.

Ich habe außerdem mal die Leistung (clean) je mit Röhren- und Dioden-Gleichrichtung bestimmt:
5Y3: (10.9VAC)^2 / 8 Ohm ~ 15W
Dioden: (12.0VAC)^2 / 8 Ohm ~ 18W

Ich würde sagen, das passt soweit.

Den PI Bias habe ich wie gesagt kälter eingestellt als im Original, daher geht der PI bei mir deutlich später in die Zerre. Habe aber bei der Leistungsbestimmung darauf geachtet, dass die Endstufe zerrt und nicht der PI, also habe so viel Signal reingegeben, dass bei niedrigem Master noch alles sauber ist und erst bei höherem Master die Sinuskurven flacher werden.

Ich habe euch ein paar Screenshots der Messungen angehängt. Das Verhalten des Tone-Reglers finde ich echt schräg, aber ist wohl "normal" ? Im ersten Screenshot sieht man einen Ausschnitt des Sinus mit voll aufgedrehtem Tone-Regler, alles sauber. Der Screenshot danach zeigt die gleichen Volume-Master-Einstellungen aber mit dem Tone-Regler auf etwa 14 Uhr. Der dritte Screenshot zeigt eine ähnliche (nicht die gleiche) Einstellung und ist weiter "herausgezoomt".

Ich habe übrigens noch keinen corrective Filter wie im Original eingebaut, also ein RC-Glied zwischen den beiden Anoden der PP-Stufe. Werde ich demnächst noch einbauen und schauen, ob ich Unterschiede feststelle.

Gibt es eurerseits irgendwelche Anmerkungen zu dem Allem?  :)

Grüße!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 1.09.2020 08:51
Ich habe gerade noch gemerkt, dass das erste Bild eigentlich einen anderen Screenshot zeigen sollte, den hänge ich jetzt noch an. Gruß
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 14.11.2020 18:32
Ich war das Wochenende mal wieder bei den Schwiegereltern und konnte daher endlich nochmal am Gehäuse (massive Ulme) weiter bauen. Hab ein paar Fotos angehängt. Mir gefällts, gibt zwar ein paar Schönheitsfehler im Detail, aber das passt schon  :)

Muss jetzt noch die Rückwand machen und dann ist es bald endlich geschafft. Das ist einfach blöd, wenn man keine Werkstatt hat und immer nur ab und zu mal in der Garage der Schwiegereltern basteln kann  ;D

Ein 10" Celestion Gold und das fertige Baffleboard (12mm Multiplex) liegen schon bereit und warten, dass es endlich losgehen kann  :guitar:

Melde mich dann hoffentlich bald wieder mit dem fertigen Amp...

PS: Meine Fragen von oben drüber sind aber immer noch unbeantwortet!   ???
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: geowicht am 14.11.2020 21:37
Hallo,das wird aber ein richtiges Schmuckstück!Bin gespannt aufs Endergebnis.
GrüßeGerhardPS: Bei mir ist letztes WE eine Kombi Vorstufe TTAC18 und Endstufe Wild13 mit Cut in dem Gehäuse von Dir entstanden. Und ne TT LND loop ist auch drin :-)Fehlt nur noch der Boost von Stephan.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 14.11.2020 23:34
Danke dir!
Das klingt auch nach einem coolen Projekt. Ist am Ende sicher ziemlich voll, das kleine Gehäuse!  ;D
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 16.11.2020 23:32
So Leute, der Speaker und der Amp hängen mittlerweile im Combo-Gehäuse. Es sieht wirklich obergeil aus (  O0 ), allerdings fehlt noch die Rückwand, daher gibt es noch keine Fotos.
ABER: Ich bin mit dem Sound nicht so recht zufrieden. Auch mit dem 10er Celestion Gold klingt mir der Amp zu muffig/bassig/boomy. Ich kann mit der Strat eigentlich kaum den Mittel- oder Hals-Pickup spielen, ohne dass es irgendwie zu mulmig in den tiefen Mitten und Bässen wird. Chime fehlt auch. Wenn man richtig aufdreht und das Teil zerrt, dann hat das schon was, klingt dann etwas fuzzig, aber irgendwie passt das nicht so recht zu dem, was ich so über den Carmen Ghia gelesen habe (uA "chimey").
Jetzt frag ich mich, woran das liegen könnte. Ich habe ja ein paar Sachen anders gemacht als im Original. Allerdings habe ich die Werte, die für das "toneshaping" zuständig sind eigentlich so beibehalten. Das Tonestack habe ich mit originalen Werten gebaut und auch alle Koppelkondensatoren und zugehörigen Widerstände sind dem Original entsprechend. Ebenso die Kathoden-Cs. Die Gegenkopplung speise ich mit einem 2M2 ein, im Schaltplan aus dem Netz ist ein 3M3 oder optional ein 2M2 eingetragen. Da werde ich mal den 3M3 versuchen. Außerdem habe ich noch nicht das RC-Glied über die Primärwicklung gelötet. Laut Spice soll das aber nur in den hohen Frequenzen etwas glätten. Werde ich trotzdem noch rein machen.

Ansonsten bin ich etwas ratlos. Eine Spice-Simulation des Tonestacks zeigt, dass das Mitten-Loch etwa bei 1kHz angesiedelt ist. Das kommt mir relativ hoch vor und würde auch zu meinem Empfinden passen, dass die Tiefmitten zu viel vorhanden sind und oben rum eher wenig. Was denkt ihr? Außerdem werkeln derzeit noch eher ausgelutschte EL84er in der Endstufe  (irgendwelche ollen EH aus meinem damaligen AC30CC2). Könnten die einen so ausgeprägten Effekt haben?

Beim momentanen Klang bin ich fast gewillt, einen Bright-cap über das Volume-Poti zu dengeln und mit den Werten im tonestack herum zu spielen. Aber ich wundere mich, weil der Amp echt nicht so klingt, wie ich es im Internet immer wieder gelesen habe und frage mich deshalb, ob nicht irgendwo anders ein Problem sein könnte.

Habt ihr noch Tipps?

Danke euch!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 17.11.2020 08:36
Hallo Yves,

Das er so extrem dunkel klingt, wundert mich. Ich hatte diese Vorstufe bereits gebaut und das klang anders, als was du da beschreibst. Versuche erst die ausgelutschten EL84 zu tauschen, bevor du das Fass ohne Boden (die Änderungen) aufmachst.

Und wie klingt denn dein LS mit einem anderen bekannten Amp?
Der macht deutlich mehr aus als der 3M3 Widerling, denke ich.

Gruß,
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 17.11.2020 08:40
Hi Laurent,
ich denke, du hast recht. Werde erstmal neue Röhren ordern. Habe den Lautsprecher bisher nur am CG getestet. Vorher habe ich den CG aber auch am Jensen P12N gespielt und da hatte ich genau den gleichen Eindruck.
Abgesehen davon finde ich das Frequenzbild vom Tonestack trotzdem interessant. Im Vergleich zu den gängigen Mitten-Löchern á la Fender oder Marshall sitzt das Loch hier doch relativ weit "oben". Naja, ich werde berichten :-) Bin aber generell auch nicht abgeneigt, ein paar Werte anzugleichen, soll ja sowieso kein 1zu1 clone sein. Aber erstmal Röhren tauschen  :topjob:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 17.11.2020 10:10
Habe auch gerade deine vorherigen Posts mit den Oszibildern gesehen. Da ist doch etwas komisch dabei. Hast du die Beschaltung von Töne Poti nochmal gegengeprüft? Vielleicht kannst du eine Nahaufnahme einstellen?

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 17.11.2020 11:17
Habe auch gerade deine vorherigen Posts mit den Oszibildern gesehen. Da ist doch etwas komisch dabei. Hast du die Beschaltung von Töne Poti nochmal gegengeprüft? Vielleicht kannst du eine Nahaufnahme einstellen?

Danke fürs Drüber-Schauen!  :topjob:
Hab das wiring eigentlich schon mehrmals überprüft. Werde aber heute Abend nochmal ein Foto davon machen und einstellen.

Wenn ich mich recht erinnere hab ich 1kHz eingespeist, das ist ziemlich genau die Position vom Mitten-Loch. Vielleicht verhält sich das Ganze deswegen bei der Frequenz so komisch?

Bin da gern für Anregungen eurerseits offen  :)

Edit: Habe hier doch noch eine Nahaufnahme, siehe Anhang.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 18.11.2020 10:34
Also, kurzes Update: Bin heute morgen im "home office" und hab es nicht lassen können und noch einen Test mit dem Amp gemacht.  ::)
Hatte jetzt nur ein anderes altes Paar EL84 aus einem Blues Junior hier (Fender gelabelte Groove Tubes), aber mit denen klingt es schon viel (!) besser. Er könnte tendenziell noch einen Tick mehr Höhen bringen, evtl hilft mir da ein Bright-Cap über dem Volume-Poti. Eventuell mach ich auf lange Sicht auch noch was am Tonestack aber jetzt klingt er erstmal richtig gut.
Mit dem tiefen Vollholz-Gehäuse und dem 10er Celestion Gold klingt der kleine Amp richtig richtig groß. Bin echt beeindruckt. Und er ist super punchy, sehr dynamisch und direkt. Kein Schönfärber. Echt klasse! Verstehe, warum der CG so ein beliebter Amp ist.
Die Zerre ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber da muss ich auch mal noch mehr mit verschiedenen Einstellungen spielen. Auch nochmal mit dem PI-Bias etwas tüfteln, da hab ich ja momentan eine "kältere" Einstellung als im original und die Zerre kommt bei dem Amp zum Großteil aus dem PI.
Gibt auch noch so zwei drei andere Kleinigkeiten zu machen (corrective filter, kleinerer R am Standby-Schalter, Vorwiderstand für Gleichrichter...), damit befasse ich mich ab heute Abend. Außerdem muss noch die Rückwand und ein Faceplate fertig gemacht werden. Das Holz für die Rückwand ist schon auf richtige Dicke gehobelt, zugeschnitten und einmal geölt. Ich muss aber noch Ausschnitte für die Röhren machen, da bin ich mir noch nicht sicher, wie ich das genau haben möchte.

Fotos vom Jetzt-Stand hab ich mal angehängt. Kann es kaum erwarten, das Teil endlich komplett fertig zu stellen.  :guitar:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 18.11.2020 12:03
Hallo Yves,

Sieht super robust und gut aus  :topjob:

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: roehrich am 18.11.2020 12:40
Hallo,

sehr schön ... sowohl Holz, als auch Strom. Klasse Arbeit! :topjob:

zu den EL84: das kenne ich nur zu gut von alten Röhrenradios, die Jahrzehnte mit einer Endröhre gelaufen sind ... geht schon noch irgendwie, aber mit einer frischen tönen sie plötzlich lauter, klarer und voller ohne Mumpf. Klingt also für mich plausibel ... vielleicht noch mit einem ganz frischen Paar testen  ;D

Ciao
Sebastian
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 18.11.2020 12:46
Danke euch! Ein frisches Paar werde ich auf jeden Fall noch besorgen  :topjob:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 18.11.2020 13:07
Persönlich bin ich großer Fan von JJ EL84, insbesondere bei crunchigen Amps. Die bringen schöne Mitten mit sich. Außerdem sind sie Recht günstig.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 23.11.2020 22:22
Ich habe mittlerweile ein frisches Pärchen JJ EL84 drin. Aber so richtig zufrieden bin ich leider immer noch nicht. Es klingt zwar besser als mit den Uralt-Röhren aber irgendwie immer noch zu muffig. Mir fehlt Sparkle, Chime, wie auch immer. Und es ist sind zu viele Bässe und Tiefmitten dabei. Ich würde echt gern mal einen echten CG hören, ob der auch so klingt.
Nun ist echt die Frage, wie ich vorgehe. Ich werde nochmal haargenau alle Teile überprüfen und mit dem Original abgleichen, aber ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich da keinen Bock geschossen hab.

Es gibt natürlich einige Unterschiede zum Original, aber die würde ich eigentlich nicht für verantwortlich erklären.
- High und Low-Eingang á la Fender
- kleinere Koppel-Cs zu den Endröhren (10n statt 22n)
- PPIMV mit 250kA Stereo-Poti
- 2 x 32uF als erste beiden Filter statt 2 x 50uF
- Die Spannungsversorgung habe ich etwas stringenter gemacht. Dadurch wird die Vorstufe (relativ) mit etwas weniger Spannung versorgt, da könnte ich nochmal ansetzen

Im Original sind die Gitter des PI fix bei 22V und die Kathoden über den Tail-R fix an 15V. So ergeben sich 6-7 V zwischen Kathoden und Gitter. Ich habe bei mir die Gitter fix an Masse gelegt und die Kathoden an eine negative Vorspannung und diese so justiert, dass auch hier zwischen Kathoden und Gitter um die 6V stehen. Ich gebe zu, das ist schon ein größerer Eingriff, aber ob das so einen Einfluss auf den Klang hat?

Ja, das wärs. Ich werde mal die Spannungen in der Vorstufe anschauen, da könnte noch ein bisschen Verbesserungsbedarf sein. Allerdings würde ich nicht erwarten, dass sich das so sehr auf den Frequenzgang auswirkt (auch im clean). Was denkt ihr?

Hab als Referenz nochmal den Schaltplan von meinem Amp angehängt.

Grüße

Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 23.11.2020 22:32
Moin Yves

Hast du den Amp simuliert?
Wenn nicht, kann ich morgen Abend nachsehen. Habe das Original in ltspice.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 23.11.2020 23:02
Yep, habe beide Versionen simuliert, original und meine mit den Abweichungen. Ich bin aber dabei nicht so versiert wie du  :angel: Trotzdem passt alles so grob würde ich sagen.

Ich habe gerade mal die Spannungen gemessen (mit 5Y3 aus Worms):
B+ 336V
B2+ 334V
B3+ 291V
B4+ 277V
B5+ 235V

Also alles durchweg höher als im Original, ist natürlich auch dem größeren PT geschuldet.
Uk am PI liegt bei 2.8V während das Gitter bei 0V ist.

In der Simulation ist die Spannung zwischen PI Gitter und PI Kathode bei ca. 3.6V im Original und bei ca. 2.8V in meinem (in der Sim und in echt). Aber das kann ich nach Gusto per Trimmer ändern. Ändert in der Simulation auf jeden Fall Nichts am Frequenzgang. Hat in echten Tests nur den Headroom des PI etwas verändert und das Zerrverhalten ein bisschen komprimiert bei höheren Uk.

Habe extra beide Simulationen auf die gleichen Ausgangsspannungen eingestellt (~300V an den Anoden der EL84), die Frequenzkurven sind weitestgehend gleich, in der Originalen Version sind sogar noch ne Spur mehr Bässe vorhanden durch die kleineren Koppel-Cs in meinem.

Komisch! Vielleicht kann auch ein defektes Bauteil vorliegen? Habe ja schon öfter gelesen, dass Leute schlechte Erfahrungen mit Glimmer-Cs gemacht haben...? Mysteriös das Ganze!   ???
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 24.11.2020 08:29
Hallo Yves,

In der Tat, komisch.
Das mit den Glimmer- und Mikakondis liest man öfters. Hier auch gibt es, wie immer, Meinungsverschiedenheit, auch gut so.
Meinerseits habe ich noch keine Probleme mit denen gehabt. Bin auch mit der Hitze Recht vorsichtig bei den Teilen. Wohl gemerkt, ich bin auch nicht weit Jahrzehnten im Bereich tätig  8)

Ich würde auch vorschlagen, alle Werte nochmal zu messen. Ist nicht immer einfach aber dann bist du am Ende sicher.
Blöde Frage: ist der Tonepoti mit dem richtigen Wert und Regelweg (Log) ?

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 24.11.2020 08:57
Hi Laurent, ich meine eigentlich, ich hab da ein 500kA Poti drin. Das werde ich aber nochmal checken, vielleicht ist es doch ein lin? In der Sim gefällt mir der Frequenzgang mit einem 470p anstatt 250p im Tonestack auf Anhieb ganz gut, vielleicht probiere ich das mal, wenn sonst nirgendwo ein Fehler vorliegt.

Ich habe gestern Abend (na wohl eher Nacht ::)) meinn Picoscope auf Frequency Sweep gestellt und mal schnell Frequenzgänge aufgenommen. Also Testsignal in den Input und dann über dem Lastwiderstand am Lautsprecher-Ausgang gemessen. Da sieht man schon, dass es im Grunde alles richtig zu sein scheint. Der Mid-Notch war eher um die 800-900Hz, im Gegensatz zu ~1kHz wie in der Sim, aber das sollte trotzdem passen. Ich werde das heute nochmal im Laufe des Tages in ordentlich machen und hier ein paar Screenshots der Frequenzgänge bei verschiedenen Poti-Stellungen hochladen. Es war etwas kompliziert, die Frequenzen <100Hz ordentlich aufzulösen, da muss ich heute nochmal mit den Einstellungen spielen.

Mir war garnicht klar, dass ich sowas mit dem Picoscope machen kann, echt super praktisch :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 24.11.2020 09:08
Laurent, du bists!  :danke: Habe schnell meine Bestellhistorie von TT gecheckt und ich hab wohl tatsächlich ein lin Poti da rein gedengelt  :facepalm: Oh Mann.

Nagut, da ist also schonmal was im Argen, das würde erklären warum ich das Tone-Poti wenn überhaupt dann auf 10 Uhr aufdrehe, weil alles darüber schon zu viel Bass hat. Zu blöd, dass ich kein 500kA Pot zuhause habe  :-\
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 24.11.2020 10:15
Black Friday, Weihnachten... sind alle gute Gründe, etwas bei TT zu bestellen  :devil:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 24.11.2020 10:24
 ;D Keine Sorge, das steht eh noch aus. Brauche ja auch noch das Faceplate und diverse andere Dinge. Das letzte Päckchen von TT kam auch erst Ende letzter Woche.  :angel:

Ich werde Testweise einen 56k Widerstand zwischen wiper und Masse hängen um ein pseudo-log poti zu bauen. Der Regelverlauf sollte dann auf jeden Fall quasi-logarithmisch sein, ist nur die Frage ob das nicht zu Verlusten führt. Muss ich gleich wieder Spice anschmeißen  O0
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 24.11.2020 21:16
Ich hab heute mal testweise einen 82k zwischen wiper und Masse gehängt und das ergibt einen deutlich besseren Regelweg bei trotzdem gutem Klang. Insgesamt sind dadurch aber auch etwas weniger Bässe vorhanden und der Mid-notch ist nicht mehr so tief. Das bestätigt auch die Spice Simulation. Ich habe mir trotzdem jetzt mal einen 100k reingelötet, damit der Regelweg brauchbarer wird. Weniger Bässe finde ich generell nicht verkehrt. Trotzdem werde ich bei nächster Gelegenheit auf ein log 500k Poti umbauen, dann eventuell mit ein paar Anpassungen, um den Frequenzgang noch leicht abzuändern (mid notch etwas "tiefer" ansetzen), aber das sehe ich dann.

Ich habe auch mal ein paar Frequenz-Sweeps aufgenommen, von 10Hz bis 10kHz. Habe die Ergebnisse davon angehängt, falls es jemanden interessiert. Die sweeps habe ich bei drei verschiedenen Tone-Poti Stellungen gemacht (9 Uhr, 12 Uhr, 3 Uhr). Man sieht schön, wie der mid notch dabei verschoben wird. Was da unterhalb von 10 Hz rumgeistert kann ich auch nicht sagen, aber hier sind insgesamt sowieso einige Störquellen drumrum, mit Wlan Router, Macbook..., und abgesehen davon habe ich hier einen relativ windigen Aufbau mit dem Picoscope.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 24.11.2020 21:29
Bin gespannt, wie's klingt mit dem richtigen Poti dann.
Ich habe in Erinnerung, dass die Vorstufe alles außer muiffig klingt.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 24.11.2020 22:29
Vielleicht bin ich auch einfach zu sehr an Fender blackface clean gewöhnt, das kommt ja schon eher immer ziemlich "crisp" daher mit dem großen Mittenloch. Der CG klingt deutlich "holziger" und direkter, aber definitiv sehr gut! Gerade angecruncht ist das genial. Ich freu mich schon wieder aufs Ausprobieren. Nach Feierabend komme ich selten dazu, weil meine Tochter sich schnell beschwert, wenn ich lieber Gitarre, als mit ihr spiele  ;D
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 28.11.2020 00:06
Ich führe einfach mal meine Gedanken zum Amp weiter :)

Habe den Amp heute noch ein bisschen gespielt und mir fehlen einfach einige Höhen, besonders "presence", "chime" oder wie man es auch nennen mag . Ich habe dann nochmal Spice angeworfen und mir ist aufgefallen, dass der PPIMV Master scheinbar Höhen schluckt, jedenfalls nach der Simulation. Den habe ich beim Spielen zuhause meist so auf 9-10 Uhr stehen. Wenn man den Frequenzgang mit offenem Master gegen den mit Master auf etwa 10% (Spannungsteiler 225k / 25k) in Spice vergleicht, dann sieht man, dass die Höhen bei offenem Master bis zu höheren Frequenzen reichen (siehe angehängter Screenshot; "speaker2" ist der Frequenzgang mit runtergeregeltem Master; jeweils vier verschiedene Stellungen des Tone-Potis). Der Peak der Höhen mit offenem Master liegt bei etwa 10kHz, mit runtergeregeltem Master nur bei etwa 6kHz.  Deckt sich das mit euren Erfahrungen?
Das ist jedenfalls schade!

Jetzt überlege ich, was ich da am besten mache. Bright-cap über dem Master bringt laut Spice nicht so richtig viel. Ein Bright-cap über dem Volume verschiebt den Frequenzgang generell zu sehr.
Eine andere Überlegung, die ich sowieso schon hatte, war, den Master durch eine Art von Power-Scaling zu ersetzen. Also am ehesten das VoCom Kit aus dem Shop. Für eine G2-Regelung wäre das ja fix installiert. Ich hab nun aber auch hin und wieder die Meinung gelesen, dass man besser Anoden und Schirmgitter gemeinsam regelt. Wie sind da eure Erfahrungen?

Habt ihr Tipps, was ich machen könnte, um dem Höhenverlust entgegen zu wirken? Ist das denn ein bekanntes Problem beim PPIMV mit Stereo Poti? Habe davon bisher garnicht gelesen und in einem anderen selbstgebauten Amp (2x 6V6) ist mir das nicht aufgefallen.

Danke fürs Mitdenken!

Edit: Was ich noch nicht bedacht habe, ist, dass der PPIMV natürlich die Gegenkopplung beeinflusst. Vielleicht muss ich mal in die Richtung weiter überlegen.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 28.11.2020 11:04
Hallo Yves,

Kenne mich mit PPIMV nicht aus, aber Konzeptbedingt werden ja Höhen bei hoher Dämpfung gedämpft.
Wenn du den Amp bei geringer Lautstärke voll ausnutzen möchtest gibt es aus meiner Sicht 2 Möglichkeiten:
1- Endstufe mit sehr wenig Leistung (wenig Flexibilität)
2- Endstufe mit variabler Leistung.

Beim Powerscaling ist es deutlich besser beide Spannungen zu regeln. Bei Kathodenbias ist es einfacher zu realisieren als mit Fixed Bias (kein Biastracking erforderlich). Bei dieser Lösung verlierst du an der Wiedergabe bei sehr kleiner Leistung wenig (Ausser Druck und die Arbeit des LS). Man muss lediglich das Signal, das zur Endstufe geht, dementsprechend reduzieren. Wenn beiden Spannungen geregelt sind, verschiebst du nur der Arbeitspunkt.
Wenn du nur Ug2 regelst, änderst du das Verhalten. Wenn man es auf die Kennlinie darstellen würde, komprimierst du die Gitterlinien nach unten, ohne den Arbeitspunkt zu verschieben. Der Ausgangssignal ist bei geringer Ug2 wenig zu gebrauchen.
Fazit: lieber direkt Ua & Ug2 regeln. Der Vocom bittet sich hier an, als erster Versuch. Sollte passen. Du musst aber wahrscheinlich einen Master vorsehen, ansonsten wird die Endstufe schnell überfahren. Muss probiert werden.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 28.11.2020 13:53
Hi Laurent, danke vielmals für die ausführliche Einschätzung!  :topjob:

Das leuchtet mir alles ein, sehr gut. Anoden und Schirmgitter zugleich regeln erscheint mir auch irgendwie logischer und ist ja nicht so viel aufwendiger, es muss eben nur der MOSFET am Chassis montiert werden. Das einzige Problem an der Sache sprichst du am Ende an: Ich habe keinen Platz mehr für einen zusätzlichen Master-Volume Regler, wenn ich einen Regler-Platz für das Power Scaling nutze. Eine Möglichkeit wäre dabei, einen Crossline-Master zu verwenden und dann beides (Spannung und Master) in einem Stereo-Poti zu regeln. Allerdings ist dann die Hochspannung sehr nah an der Signalleitung, da in einem gemeinsamen Poti-Gehäuse. Außerdem frage ich mich, ob das nicht wieder das Problem der Höhendämpfung bringen würde, da wir ja wieder das Gain der Endstufe runter-regeln und damit die Gegenkopplung lahmlegen.

Ich werde wohl erstmal "nur" mit dem Power-Scaling der Endstufe arbeiten und den Master außen vor lassen. Du schreibst, der Vocom bietet sich "als erster Versuch" an. Was wäre denn eine bessere Lösung? Oder beziehst du dich hier auf die Anwendung eines zusätzlichen Masters, wenn man es gut machen will?

Ich werde, wenn Zeit ist, nochmal ein bisschen Zeit mit Spice verbringen und schauen, wie sich das alles so verhält. Ich bin aber sehr gern offen für weitere Vorschläge oder Hinweise zu weiterführender Literatur zu dem Thema.

Danke euch  :topjob:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 28.11.2020 15:20
Ja, erst würde ich den VoCom einbauen.
Was du machen könntest, wäre den VoCom auf der hinteren Seite zu montieren, samt Poti.
Dann auf der Front hast Platz für einen Master. Vielleicht geht's ohne aber ich denke, das du so ein Teil des Ampsgeistes dabei verlierst.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 28.11.2020 20:55
Auf der Rückseite ist es schwierig, da die ja nach unten zeigt und das alles etwas verkleidet ist, sodass man nicht richtig rankommen würde. Soll man ja im Normalfall auch nicht, weil dort die Röhren und der Speaker-Stecker rausragen. Ich habe eben über das 25th Anniversary Modell vom Carmen Ghia gelesen, dass Dr Z dort auch ein PPIMV verwendet (steht so auf der website), weiß aber nicht ob Crossline oder Larmar. Wie auch immer, das müsste ja dann im Original auch den gleichen Effekt haben. Habe ich aber noch nicht von gelesen. Es gibt aber auch nicht so viele Modelle von dieser Sonder-Serie.

Jetzt bin ich mir ein wenig unschlüssig, ob ich versuche mit dem Problem zu leben, oder ob ich es mal mit dem Vocom probiere, statt des Master-Volumes. Eine Möglichkeit wäre auch noch ein eingebauter Attenuator, vielleicht 3 verschiedene Dämpfungs-Stufen oder sowas in der Art.

Ich mach mir mal weiter Gedanken. Die Vocom Variante erscheint mir im Moment jedenfalls am sinnvollsten, wäre aber auch wieder nur ein Kompromiss, weil ich dafür den Master rausschmeißen müsste.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 28.11.2020 22:59
Ach, stimmt  :facepalm:
Habe vergessen, dass du ein Combo gebaut hast.
Ansonsten kannst du ja den Standby opfern  :devil:

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 29.11.2020 20:58
Neee, mit dem schalte ich ja zwischen 5Y3 und Dioden-Gleichrichter  ;D
Also ich habe heute nochmal etwas lauter gespielt und ein wenig verglichen, wie es mit offenem Master und runtergedrehtem Volume bzw runtergedrehtem Master und offenem Volume klingt. So einen großen Unterschied kann ich da nicht feststellen. Also es mag sein, dass der PPIMV weniger Höhen durchlässt, wenn er runter geregelt ist, aber der gleiche Effekt tritt wohl auch beim Volume auf und daher gleicht sich das bei gleicher Lautstärke einigermaßen aus.
Ich werde es also erstmal so lassen, heute hat es mir klanglich eigentlich ganz gut gefallen. Ein bisschen sparkle fehlt mir, aber ich werde da mal mit anderen Werten am corrective filter zwischen den beiden EL84 Anoden herumspielen. Ich denke, da könnte ich mir ein paar mehr Höhen rauskitzeln, ohne größere Eingriffe vorzunehmen. Im Original sind da 2n2 und 10k seriell zwischen den beiden Anoden, das kappt die hohen Frequenzen schon relativ deutlich so ab 12kHz. Ohne den Filter gibt es deutlich mehr höhere Frequenzen und einen kleinen Peak um die 40kHz (siehe Anhang; "speaker" entspricht normaler Ghia Schaltung, "speaker2" genauso aber ohne corrective Filter).

In Spice gefällt mir die Kombination von 1n5 und 15k ganz gut (siehe zweiter Screenshot). Das verlängert den Buckel noch minimal weiter nach rechts. Man könnte auch versuchen, die Gegenkopplung frequenzabhängig abzustimmen, sodass sie sich quasi mit dem corrective Filter ausgleicht: Bei offenem Master betont der corrective filter die Höhen, was widerum von der Gegenkopplung gedämpft wird. Und bei runterregeln des Masters wirkt die Gegenkopplung weniger stark, aber die Dämpfung des Masters übernimmt den Effekt.
Da werde ich noch ein wenig mit Spice spielen, vielleicht finde ich eine schöne Kombination, aber abgesehen davon, werde ich jetzt erstmal den Filter minimal angleichen und dann erstmal dabei bleiben. Das Vocom bestelle ich mir trotzdem bei der nächsten Bestellung mit und werde es auf jeden Fall mal ausprobieren  :)

Heute der Test hat mich auf jeden Fall wieder etwas besänftigt, bin nicht mehr so recht vom Amp losgekommen  ;D Und der kleine Gold Speaker bringt echt so viel Volumen, das ist krass. Ich habe immer meinen kleinen Subway Blues in Erinnerung, der klang trotz größerem Gehäuse und mit WGS G10C deutlich "kleiner". 

Besten Gruß!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Laurent am 29.11.2020 22:10
Umso besser, wenn (erstmal  ;) ) nichts zu tun ist.

Viel Spaß mit dem Amp.

Gruß
Laurent
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 30.11.2020 10:05
In Spice gefällt mir die Kombination von 1n5 und 15k ganz gut (siehe zweiter Screenshot).

Da werde ich noch ein wenig mit Spice spielen....
Diese RC-Kombo heißt "Zobel" und wird benutzt, um den Induktiven Anstieg des Trafos hin zur seiner Resonanz auszugleichen.
Ist also Trafo-abhängig!!!  ;)
Wenn die Trafo Resonanz hohe Güte hat und nicht weit des Arbeits-Range sitzt (<25-30kHz) dann bringt so ein Zobel shunt besseres Ansprechverhalten (es wird direkter)

Man tunet es, in dem man die Reaktion auf ein Viereck  anpasst. Also, man versucht steile Flanken ohne Überschwinger zu erreichen. (oder mit wenig Überschwinger)

Im Idealfall sollte so ein Zobel nicht zu doll den Frequenzgang beeinflussen.

Wenn du in Spice tunen willst - ich würde die parasitären Parameter des OT messen (oder frequenzgang messen und daraus "schätzen")

Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 30.11.2020 10:20
P.S.

Wegen den fehlenden Höhen:
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit folgender Preamp-Struktur für einfachen EL-84 amp gemacht:

Treble-Picking Stufe nach der 1. Triode, danach ein einfacher Tone-Regler + Volume Regler (50k Pot als Rheostat mit Teiler davor)
Danach die 2. Stufe, die PI antreibt.

So kann man schön höhenlastig (tone auf) normal oder dumpf (tone zu) klingen, mit nur einem Regler.

Ist aber dann ein anderer Amp ;)  eher Clean. Also kein "1channel für alles" 
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.11.2020 11:16
Hi Dima, danke für die Erläuterungen und deine Tipps! :-)
Ich finde den Grundcharakter des Amps an sich sehr cool, der läd mich wirklich zum weiter spielen ein, daher werde ich daran nicht mehr zu viel verbiegen. Das Zobel-Netzwerk (über den Namen war ich auch schonmal gestolpert) werde ich trotzdem noch ein bisschen tunen und versuchen, deine Tipps einfließen zu lassen. Mal schauen, ob ich eine Veränderung höre, wenn ich den Amp später mit dem 1n5 teste. Ich hatte auch gelesen, dass es abhängig vom Ausgangsübertrager ist, aber der krasse Einfluss in Spice hat mich zu der Annahme gebracht, dass es auch als tone-shaping tool benutzt wird.

Wie würde ich vorgehen um den Zobel Filter einzustellen? Ich müsste erstmal den Frequenzbereich ermitteln, mit dem ich ein Rechtecksignal einspeisen müsste, oder?

Oder wie messe ich die parasitären Parameter? Das würde wohl bedeuten, dass ich alle Verbindungen wieder trennen muss. Mal schauen, ob es mir den Aufwand wert ist  ;D

Es ist immer wieder verrückt, mit wie vielen verschiedenen Themen man sich bei so einem Verstärker doch auseinander setzen kann (und muss!).
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.11.2020 11:45
Ich hab ja den TT-18W Trafo verwendet. Den hat nicht zufällig schonmal jemand entsprechend ausgemessen?  :angel:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 30.11.2020 11:56
Dieser RC-Glied dient in erster Linie der Dämpfung der Resonanz des Trafos. Und natürlich verändert es den Ton.

Und muss nicht für jeden OT gemacht werden! Es gibt auch OTs, welche die Resonanz weit außerhalb haben (>30kHz), bzw. Resonanz mit niedriger Güte haben.

Zitat
Wie würde ich vorgehen um den Zobel Filter einzustellen?
Ich müsste erstmal den Frequenzbereich ermitteln, mit dem ich ein Rechtecksignal einspeisen müsste, oder?
Ich würde ein Signalgenerator nach der 2. Triode (vor den 220k) einspeisen dabei die erste Röhre ziehen und NFB abstellen
Und dann 1kHz Rechteck mit der Amplitude, so dass sich etwa 5-10V peak Ausgangsspannung (OT sekundär) ergeben. (an ohmscher Last reicht)

Und dann den Verlauf des rechtecks "anpassen". Es soll nicht überschwingen, aber auch nicht zu "flach" sein, der Anstieg.
Die 10k sind schon ein guter Wert, die Kapazität ist einzustellen.

Wenn Messequipment da ist (L Messung) - leakage inductance vom Trafo messen (Induktivität primär, wenn Sekundär kurzgeschlossen ist)
Dann Frequenzgang ausmessen (Soundkarte mit 96kHz SR müsste reichen) um die Resonanzfrequenz des Trafos zu messen.
Aus F-res und L-leakage dann C-parallel ausrechnen.
Die Werte von L-leakage und Cparallel in Spice eingeben und den Wert vom Zobel C bestimmen, so dass der Rechteck optimal ist.

Oder halt nach "Ohr" - 10k rein und Kapazitäten von klein zu groß ändern. Irgendwann hat man den Sweet spot, wo die Höhen noch voll da sind, aber es nicht mehr "schrill" klingt.
 
Also alles, außer die "Ohr"-methode eher problematisch ;)

Oder, man hat schon einen guten OT, wo der Zobel gar nicht nötig ist ;) 





Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.11.2020 12:16
Okay, cool. Das Rechtecksignal werde ich mir bei Gelegenheit mal anschauen, vorerst wird dann aber erstmal das Ohr entscheiden. Geht ja auch nicht um HiFi hier  :devil: Mal sehen ob der 1n5 eine hörbare Veränderung mitgebracht hat. Wenn nicht, werde ich mir einen anderen Ansatz für etwas mehr Presence suchen. Gibt ja Möglichkeiten, vor allem im Tonestack denke ich. Da gibt es ja auch die Version aus dem Stang Ray, der setzt mit dem Notch deutlich tiefer an und dämpft die Bässe etwas. Vielleicht schiele ich dann mal in diese Richtung. Will alles ausprobiert werden. Ein anderes Poti muss ich ja eh noch rein hängen, damit der Regelweg passt, dann werde ich direkt mal ein bisschen andere Werte ausprobieren.

Nutzt man die Vorgehensweise mit dem Rechtecksignal nicht auch zum Einstellen des NFB ? Muss das dann nicht im Gesamten betrachtet werden, also Zobel + NFB gemeinsam einstellen? Bzw. Zobel mit verbundenem NFB anpassen?
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 30.11.2020 12:25
Muss das dann nicht im Gesamten betrachtet werden, also Zobel + NFB gemeinsam einstellen? Bzw. Zobel mit verbundenem NFB anpassen?
Schon, aber mit ohne-NFB ist es einfach besser sichtbar ;)

du musst davon ausgehen, dass dein NFB ständig "kollabiert" ;) , also wenn PI oder Endröhre überfahren wird. Bei lautem Spiel
Dann ist nichts mehr mit Loop gain. Da wird nichts mehr "ausgegliechen"  :guitar:

P.S.
Noch was, wenn du den Rechteck anschaust, sollte man den Last-Widerstand etwa equvalent zu Impedanz des Speakers bei 15-20kHz nehmen.
Auf keinen Fall die 8-Ohm, sondern etwas im bereich 22-47Ohm. dann sieht man es deutlich. Und das entspricht eher dem Realzustand.
Noch besser wären 6-7 Ohm + Spule (0.5 - 1 mH)
Der Speaker hat bei hohen Frequenzen keine 8 Ohm, sondern deutlich mehr


Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.11.2020 13:07
Danke dir für die Erläuterungen. Mensch, das klingt ja doch alles aufwendiger als gedacht. Ich werde heute erstmal hören. Einen größeren Lastwiderstand habe ich leider nicht herumliegen. Eine POS der alten Version habe ich noch, da sind auch Spulen drin. Da müsste ich mal genau schauen, vielleicht passt das zufällig. Die wollte ich sowieso mal umbauen auf die neuere Version. Oder ich nehme eins der beiden Rheostats daraus und stelle es auf einen entsprechenden Widerstand.

Wie kritisch siehst du die Einstellung des Zobels in diesem Fall? In den meisten Verstärkern gibt es ja nicht mal solch ein Netzwerk und der TT Trafo ist ja auch schon vielfach in ähnlichen Verstärkern erprobt und dort wohl in 90% der Fälle ohne Zobel.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 30.11.2020 13:49
Wie kritisch siehst du die Einstellung des Zobels in diesem Fall?
Die genaue Bestimmung ist nicht den großen Aufwand wert.  Wahrscheinlich braucht man sogar gar keins.

Und falls doch:
10k + ein Paar Cs ausprobieren und nach "Ohr" entscheiden ist ausreichend. 
Die 2n2 sind zu viel, für mein Empfinden. Ich habe bei 10k Werte zw. 680p und 1n5 gehabt, bei meinen selbstgewickelten OTs
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.11.2020 14:24
Und wie äußert sich "zu viel" für dich? Meinst du eine Höhen-Absenkung oder was klingt dann für dich nicht mehr gut? Viele Fragen, sorry, aber das ist ein Thema, was sonst nicht so häufig aufkommt. Find ich einfach interessant :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: dimashek am 30.11.2020 14:37
Ah, klar,.... Attack ist zu lasch,  zu viele Höhen werden abgeschnitten, 
Ich glaube, selbst die 1n5 bei einem trafo (sehr einfach gewickelt) waren zu viel, habe am Ende 1n genommen.

Ich habe mich damit auseinander gesetzt, weil ich eben die Trafos selbst mache. Wollte genau wissen, wie sich unterschiedlichste Verschachtelung auf Frequenzgang /Klang auswirkt, und wie man den Resonanzbuckel abflachen kann usw.

Und in "echten" Amps (keine DIY) habe ich nen Zobel wirklich nur in Carmen Ghia gesehen.
   
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.11.2020 15:25
Okay, das leuchtet ein, danke fürs Klarstellen!  :topjob:

Hatte jetzt auch gerade kurz die Möglichkeit, mit dem 1n5 zu testen und das war schon deutlich besser (!). Mehr Präsenz und alles klang klarer. Ich gehe hier noch testweise auf 1n oder 470p runter und dann sollte ich einen passenden Wert finden. Ich werds auch nochmal ganz ohne ausprobieren. Vielleicht ist das ja doch am besten  ;D  Andererseits hilft so ein Filter am Ende vielleicht auch, durch die leichte Beschneidung der Höhen, fizzy Verzerrungen vorzubeugen. Denn im crunch klingt der Ghia für mich auch mit dem 2n2 schon richtig richtig gut.
Danke jedenfalls!  :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 3.12.2020 10:14
Hallo Leute, noch ein kurzes Update zu dem Zobel:
Ich hab noch Tests mit 680p und ~1n2 (680p II 470p, hatte keinen 1n parat) gemacht. Mit dem 680p war es zu brizzelig in den Höhen bei verzerrten Sounds. Clean aber gut. Mit dem 1n2 klingt es jetzt sowohl clean als auch im Overdrive richtig gut (!). Mir fehlt jetzt Nichts mehr, deswegen bleibt das jetzt drin. Bässe hat der kleine wirklich mehr als ausreichend, bin immer wieder beeindruckt.

Gibt jetzt noch ein paar kleinere Baustellen, die noch erledigt werden wollen:

- Faceplate (ist fast fertig entworfen)

- Log Tone Poti

- Experimente mit Power Scaling. Ich möchte ausprobieren, ein Crossline MV mit einem VVR für Ua und Ug2 zu kombinieren (oder nur Ua? Oder nur Ug2?). Mal schauen, ob ich dafür ein passendes Stereo-Poti finde (mit ausreichender Spannungsfestigkeit. Das beim Vocom mitgelieferte Alpha Poti ist laut Datenblatt ja eigentlich unterdimensioniert...?). Ich schätze, da muss man viel experimentieren und gegenenfalls den Regelweg durch zusätzliche Widerstände anpassen, aber könnte eine Möglichkeit sein.

- Ich habe bei voll aufgedrehtem Master noch ein bisschen zu viel 100Hz Brumm (+Obertöne) drauf. Da werde ich nochmal etwas chopsticken müssen. Oder gibt es konkrete Vorschläge, was ich testen kann? Preamp Volume macht nur mehr Rauschen, aber hat keinen Einfluss auf den 100Hz Brumm. Ohne die PI Röhre ist es fast ruhig. Dann gibt es noch ein ganz leises Brummen (100Hz) was mit dem Rückregeln des Masters verschwindet. Siebung zu lasch (Ua:32u, Ug:470R+32u)?
Edit: Gerade noch gemerkt: Mit Röhrengleichrichter ist das Brummen etwas auffälliger und hat mehr Obertöne, fast ein bisschen britzeliger (wirklich nur mit dem Kopf vorm Lautsprecher hörbar). Kann das daran liegen, dass die Dioden dann quasi "ins Leere" leiten? Also einfach an den Schalter gehen, aber da kein Kondensator zum glätten und kein Verbraucher wartet? Wenn der Schalter aus Dioden-Gleichrichtung gelegt wird, ist das Brummen nicht mehr so britzelig.

Beste Grüße!
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 4.12.2020 10:05
Ich habe mich noch etwas mehr mit dem letzten Punkt (Britzeliges Brummen) beschäftigt. Zunächst habe ich die 1N4007 Dioden in Verdacht gehabt und durch UF5408 getauscht. Das hat zwar irgendwie ewig viel zeit in Anspruch genommen, aber leider am Problem Nichts geändert. Dann mal das Master-Poti auf PI Seite abgehängt um sicher zu gehen, dass nur Nebengeräusche aus der Endstufe kommen. Beim chopsticken ist mir dann aufgefallen, dass die HV-Leitungen und die Dioden zum Gleichrichter relativ nah am Steuergitter einer der EL84 vorbei kommen (siehe Foto, ca. 4 cm Abstand zum Gridstopper). Beim Bewegen der Zuleitung zum PI-Bias, die ich direkt von der HV-Leitung abgreife (blau/violette Leitung) ist mir dann aufgefallen, dass das die Lautstärke des Brumm-Britzeln verändert. Also den Gridstopper nochmal näher an den Sockel gelötet, direkt dran. Leider keine Verbesserung. Bewegen der Leitungen in dem Bereich hat leider keine endgültige Besserung gebracht. Die weißen und roten Leitungen die da auch relativ nah vorbei kommen sind B+ und Schirmgitter-Spannung. Ich glaube aber nicht, dass es daher kommt. Die Veränderung war deutlicher wenn man das violette Kabel bewegt hat. Ich habe auch einmal das violette Kabel auf der HV-Seite abgelötet, das hat fast Nichts geändert, aber beim bewegen des einseitig abgelöteten Kabels konnte ich es so zwischen die beiden Sockel ausrichten, dass das Brummen auch etwas reduziert wurde.
Schlussendlich habe ich mal mit einer isolierten Zange ein Aluminium-Blech zwischen Sockel der EL84 und der 5Y3 mit den Gleichrichter-Dioden gehalten: Brumm wurde dadurch deutlich reduziert! Es ist nicht ganz weg, aber deutlich besser.
Nun werde ich gleich mal ein passendes Stück Blech zurecht sägen.
Trotzdem würde mich interessieren, ob ihr noch andere Ideen habt, was man machen könnte. So ein Abschirmblech erscheint mir etwas archaisch, wenn man das Layout eigentlich auch an sich optimieren könnte. Meint ihr, das Problem kommt aus den Dioden? Über die eine UF5408 habe ich testweise auch mal 10n gelötet, ohne Verbesserung. Ohne Dioden habe ich es noch nicht getestet.
Wäre ein Snubber/Zobel (?) über die HV-Wicklung eine Option? Habe hin und wieder davon gelesen.

Ich würde mich sehr über weitere Ideen freuen. Ich möchte den Amp so ruhig wie möglich bekommen  :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 6.07.2021 18:30
Sooo, nach langer Zeit melde ich mich in diesem Thema zurück. Ich habe den Amp ja jetzt über ein halbes Jahr regelmäßig gespielt und kenne ihn mittlerweile ganz gut. Er ist schon wirklich sehr cool, aber es fehlt mir einfach immer noch etwas. Insgesamt ist der Klang einfach immer noch irgendwie zu "muffig", nicht differenziert genug. Ich kann nicht sagen, dass er zu wenig hohe Höhen/Presence hat, die sind an sich schon da, aber es klingt in den Mitten/Tiefmitten und auch teilweise in den Bässen einfach zu überladen während obenrum was zu fehlen scheint.

Ich hab mir daher die Klangregelung nochmal in Spice angeschaut. Da gibt es ein deutliches Scoop um 1kHz herum. Das wird je nach Poti Stellung noch weiter hoch geschoben, während die Frequenzen darunter alle ziemlich voll da sind. Ich könnte mir vorstellen, dass es mir dadurch etwas überladen vorkommt. Was denkt ihr?
Ich habe dagegen mal die Werte der Klangregelung aus dem Stangray in Spice eingesetzt. Das verschiebt das Loch etwas nach unten, sodass es sich je nach Reglerstellung zwischen etwa 600Hz und 1.2kHz bewegt. Im Vergleich zum Carmen Ghia wird damit auch ein breiterer Bereich abgedeckt über den das Loch verschoben werden kann.

Im Anhang seht ihr einen Screenshot aus Spice. Oben mit den Werten des Stangray, unten mit denen aus dem Carmen Ghia. Ich habe hier den gesamten Preamp bis nach der Tone-Stack Recovery Stufe simuliert. Man sieht die Unterschiede recht deutlich. Das Loch beim Stangray ist auch nochmal deutlich stärker ausgeprägt als beim Ghia. Man muss dabei bedenken, dass ein Log-Poti verwendet wird, das heißt, dass die Spuren im Diagramm vor allem den Bereich zwischen 12 Uhr und voll aufgedreht darstellen. Ich habe Schritte von 10% simuliert, daher ist die zweite Linie jeweils schon repräsentativ für eine Stellung von 12 Uhr. Und ich spiele den CG eigentlich immer mit dem Tone unter 12 Uhr (also entsprechend der türkisen Linie).

Ich könnte mir vorstellen, den Tonestack etwas in Richtung Stangray zu verbiegen, allerdings muss es nicht ein ganz so ausgeprägtes Loch sein, damit es auch angezerrt (und mit LNDBoost) noch gut klingt. Verzerrt klingt der Ghia nämlich echt ganz gut, wenn auch dort bei mehr Gain etwas zu mulmig.

Was denkt ihr? Ist der Ansatz sinnvoll? Ich werde mir mit Spice mal ein Zwischending der beiden Varianten ausklambüsern und das eventuell zeitnah testen.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stahlröhre am 7.07.2021 15:10
Hallo,

ich glaube da bist du dem Übeltäter schon auf der richtigen Spur.
Meiner Meinung nach lassen gerade die Frequenzen um 400 bis 500Hz einen Gitarrenton sehr schnell flach und wirklich zugemüllt wirken. Bei etwa 1kHz liegt eher die Definition und Durchsetzungskraft.
Bei zu viel Boost in diesem Bereich ergibt sich aber auch schnell ein recht nasaler Klang. Die meisten typischen Booster (TS9, SD1, Klon) haben einen gewissen Mittenpeak, so im Bereich 720Hz bis 1kHz und werden ja gerne mal genutzt um die Definition und Klarheit im Sound zu erhöhen.

Wenn man sich auch mal die typischen Frequenzverläufe der gängigsten Tonestacks anschaut sieht man, dass die eher im Bereich 400 bis 700Hz ihre Mittenabsenkung haben.
Z.B. Fender: ca. 500Hz, Marshall: ca. 650Hz, Soldano: ca. 550Hz, Mesa Rectifier: ca. 450Hz. Bei Diezel gibt es einige Modelle mit zuschaltbaren Midcut, der bei etwa 420Hz arbeitet.
Meistens wird dann zusätzlich noch mit Presence und Depth die Höhen und Tiefen weiter angehoben, sodass die Mitten noch weiter in den Hintergrund rücken.

Ich würde dir aufjedenfall dazu raten, mal deine Klangreglung so umzubauen, dass der Midscoop bei etwa 500-600Hz liegt und die Hochmitten besser betont werden. Dadurch sollte sich eigentlich die Definition verbessern und gleichzeitig der Mulm etwas legen.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 8.07.2021 10:02
Hi Max, danke für dein Feedback! Genau, ich denke, den Midnotch tiefer zu setzen ist hier der richtige Weg. Ich will nicht unbedingt noch einen Fender Tone, den habe ich ja bereits, also vielleicht versuche ich einfach mal die Werte aus dem Stangray und "entschärfe" es etwas, damit der Notch nicht ganz so tief ist. Dann kann man ja von da aus immer noch weiter probieren.  :topjob: Jetzt muss ich nur noch die Zeit dazu finden ;D

Und wenn dazu noch jemand weitere Vorschläge hat, nehme ich die gern noch entgegen  :)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 13.07.2021 10:58
kurzes Update: gestern Abend habe ich fix die beiden Widerstände im Tone-Netzwerk jeweils gegen 270k ausgetauscht, was das Mitten-Loch nach unten geschoben hat (vorher hatte ich jeweils 150k drin). Heute morgen habe ich das ganz kurz leise testen können und gemerkt, dass dadurch die höheren Frequenzen doch zu deutlich betont werden. So klingt es jetzt nicht mehr so richtig voll. Blöderweise lässt die Tone-Regler Struktur nur eine ganz leichte Änderung der hohen Frequenzen zu, wobei ansonsten in erster Linie die Bass-Wiedergabe beeinflusst und das Mitten-Loch verschoben wird.
Um die Bässe etwas mehr anzuheben, habe ich mir überlegt, Rk an der ersten Triode zu erhöhen. Da sind momentan 680n drin, ich denke, wenn ich da auf 10u hoch gehe, sollte es die Bässe entsprechend mit anheben und so die Balance zwischen hohen und tiefen Frequenzen etwas verbessert sein. Dann muss allerdings der Koppel-C zum Tone-Regler etwas verkleinert werden, damit die sehr tiefen Frequenzen nicht alles zu matschen. Da würde ich dann von 22n auf 10n oder eventuell noch weiter herunter gehen.
Außerdem werde ich die beiden Widerstände im Tone-Netzwerk auf 330k anheben um mit dem Loch noch etwas weiter herunter zu kommen.

Ich habe mal eine Plot mit Spice gemacht. Da sieht man den Sweep des Tone-Reglers mit folgenden Werten: Rk = 10uF, Koppel-C = 10n, R-Tone jeweils 330k
im Vergleich zu dem Frequenzgang eines klassischen Fender Stacks mit 47n Mitten-C. Die Regler des Stacks sind fix in Mittelstellung und Mid ist fix auf 6k8.

Ich denke, so könnte es ganz gut passen. Das Mitten-Loch ist höher als beim Fender, was aber sicher für Crunch-Sound ganz hilfreich sein kann. Würdet ihr das auch so ausprobieren, oder seht ihr noch andere Ansätze?

Der zweite Screenshot zeigt nochmal den Frequenzgang wie er vor der Modifikation war (rot; mit 2x 150k) im Vergleich zu dem, wie ich es jetzt geplant habe (grün).

Beste Grüße

PS: Ich habe auch schon über ein Baxandall-Stack nachgedacht à la Jim Kelley. Darüber habe ich schon sehr positives Feedback gehört, allerdings bräuchte ich dafür ein Dual-konzentrisches Poti. Habt ihr da Tipps wo ich so eins bekommen könnte? (habe nur ein Loch in der Faceplate für Tone)
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 15.07.2021 11:34
Noch ein kleines Update meinerseits:
Ich habe nun ein paar der Änderungen vorgenommen. Ck an V1 ist 4u7 und der C im Tonestack ist nun bei 500pF. Das bringt ein deutlich ausgeglicheneres Klangbild, allerdings erst so ab 9 Uhr am Tone-Poti. Der logarithmische taper passt jetzt nicht mehr so gut, da müsste ich wahrscheinlich auf linear umbauen. Bevor ich das mache, möchte ich aber erstmal noch ein wenig weiter ausprobieren. Insgesamt sind die hohen Frequenzen nämlich immer noch relativ stark betont. Es klingt nicht spitz aber manchmal in gewisser Weise blechern, nicht mal unbedingt im negativen Sinne. Das mag aber auch am kleinen Combogehäuse und dem 10" Speaker liegen.

Ich habe mit Spice noch etwas weiter herum gespielt und werde nochmal eine andere Variante ausprobieren: den Tone-Stack C erhöhe ich auf 1n und die beiden R's runter auf 220k oder 180k. Das sieht zumindest im Diagramm relativ ausgeglichen aus und bietet aber Möglichkeiten, das Mittenloch etwas zu verschieben. Das Loch ist aber nicht mehr ganz so spitz und ausgeprägt. Habe einen Screenshot angehängt der den Jetzt-Zustand (blau) mit dem Plan (grün) vergleicht. Wenn man dem C gegen Masse noch einen Widerstand in Reihe verpasst und den schaltbar macht, könnte man außerdem noch einen netten Mittenboost mit umsetzen. Vielleicht mit einem Push-Pull Poti  O0  Das behalte ich zumindest im Hinterkopf.

Irgendwelche Tipps?  ;D
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 30.03.2022 09:35
Nach einiger Zeit melde ich mich mal wieder mit einem Update zurück (Schaltplan angehängt).
Zwischendurch Umzug, zweites Kind und noch so einiges anderes, was einen vom Löten abhält, aber nun hat es mich kürzlich doch mal wieder gejuckt.
Die Klangregelung hat mir bis zuletzt einfach nicht richtig gefallen. Ich hatte dann nochmal ein paar Änderungen vorgenommen, so klang es dann sogar echt ganz ordentlich, aber es fehlte mir noch immer etwas. Also hab ich mich nochmal auf die Suche nach Alternativen gemacht. Nachdem ich zunächst ein Jameson Tonestack mittels Concentric-Pot einfügen wollte, erschien mir das dann doch zu aufwendig. Das tolle an dem kleinen Amp ist ja eigentlich, dass er so simpel gestrickt ist.

Dann bin ich mal wieder über die Tonregelung des Big Muff und eben auch des Supro Thunderbolt gestolpert. Damit habe ich eine Weile in Spice herum gespielt bis ich bei ein paar guten Werten rausgekommen war (jedenfalls "auf dem Papier"). Also den Tonestack entsprechend reingedengelt, lässt sich ja alles recht gut direkt ans Poti pflanzen. Und siehe da: Damit lässt sich arbeiten! Der Amp ist nun für mich deutlich brauchbarer. Er verliert etwas an Clean-Qualitäten, aber die sind sowieso nicht seine Stärke, würde ich sagen. Der Übergang von Clean zu Crunch ist dafür jetzt ziemlich genial, besonders mit der Strat. Die Textur der Zerre (die ja weitestgehend im PI entsteht) lässt sich außerdem noch super mit dem PI-Bias Trimmer anpassen  :topjob:
Ich habe die Werte im TS anders gewählt, als im Supro und habe mich unter anderem auch an valve wizard's boneray preamp orientiert. Um die Mitten noch etwas zu bändigen habe ich außerdem testweise mal kleinere Werte für R5 reingeklemment (mittels Kroko-Klemme beim Spielen). Dadurch wird der Amp zwar etwas glockiger, es fehlt dann aber auch etwas. Insgesamt sind die Unterschiede aber auch nicht so gravierend wie Spice vermuten lässt. Also lasse ich die Werte nun erstmal so und erfreue mich an den tollen Mitten  :laugh:

Eventuell werde ich im Laufe der Zeit nochmal kleinere Anpassungen an der Tonregelung vornehmen, aber auf Anhieb bin ich damit nun erstmal recht glücklich. Die Klangregelung bietet eine deutlich mehr Möglichkeiten im Vergleich zur originalen Klangregelung, kann aber sehr ähnlich abgestimmt werden, wenn man möchte.

Eine weitere Sache, die ich noch im Hinterkopf habe, ist die Vergrößerung des Bypass C an den EL84. Da hab ich momentan 22u drin, ich denke, da könnte es nicht schaden, auf 47 oder 100u zu gehen. Wobei ich auch da gestern einen kurzen Test mit Kroko-Klemmen gemacht habe: Einklemmen eines 220u parallel zum 47u brachte keine hörbare Veränderung im Bass-Verhalten, allerdings nur auf gehobener Zimmerlautstärke. Vielleicht ist der Effekt deutlicher bei höheren Lautstärken.

Schlussendlich ist mir auch die Gegenkopplung noch in gewisser Weise ein Dorn im Auge. Ich werde da eventuell mal testen, wie es ohne GK klingt oder ob ich sie an anderer Stelle zurück führen kann, um den hohen Serien-Widerstand im Signalweg loszuwerden (220k R12).

Nundenn, eigentlich ein sehr simpler Amp. Durch die eher unkoventionelle Schaltung im Vergleich zu vielen anderen Amps gibt es aber doch viele Ansatzpunkte zum Experimentieren. Jetzt ist er jedenfalls erstmal sehr gut spielbar und darf erstmal nur Musik machen.  :topjob:

Grüße

Edit: Was mir gerade noch ins Gesicht springt: Die Kombi aus C9 (1n) und R16 (470k) beschneidet ja ordentlich die Bässe, oder nicht? Da liegt der Roll-Off um die 338 Hz (!!!). Da kann ja der größere Bypass C an den EL84 keine Wirkung haben.  :facepalm:  Na, da werde ich wohl mal einen größeren C reinhängen, vielleicht einen 4n7, dann sollte der Roll-Off um die 70 Hz liegen, ich denke, das passt besser.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 27.01.2023 18:19
Ich melde mich mal wieder zurück zu diesem Amp. Er klingt nach wie vor wunderbar und ich spiele ihn hin und wieder, habe aber generell leider wenig Zeit dafür.
Nun möchte ich ihn gern noch etwas "entschärfen". Klang an sich ist top aber er hat mir etwas zu viel Gain und neigt minimal zum Matsch, wenns zerrt. Bässe beschneiden wollte ich aber lieber nicht, damit er auch clean noch gut klingt. Mit der Strat mit Vintage Singlecoils zerrts bereits bei Vol auf 9-10 Uhr und mit der ES-335 mit Gibson PAF Style Humbuckern zerrt es schon vor 9 Uhr und geht gar fast bis High-Gain.

Die Zerre entsteht hier hauptsächlich im PI und klingt an sich echt herrlich, aber ist eben doch etwas zu viel des Guten. Wo würdet ihr ansetzen wenn ihr euch den Schaltplan aus meinem vorangegangenen Post anschaut? Könnte mir vorstellen die Anoden-Wiederstände am PI etwas zu verkleinern. Werde bei Gelegenheit nochmal durchrechnen und -simulieren was sinnvoll wäre. Aber da die Zeit im Moment sehr begrenzt ist habe ich leider keine großen Kapazitäten für viel Experimentiererei.

Freue mich auf eure Tipps  :topjob:
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: stephan61 am 27.01.2023 19:53
Hallo iefes,
wenn der PI zerrt wäre es m. E. sinnvoller den Input zum PI zu drosseln, z.B. aus R12 einen Spannungsteiler zu machen. Dann kannst du einstellen wieviel Übersteuerung der PI machen soll.
Die Reduktion der Anodenwiderstände am PI ist ja eher im indirekten Zusammenhang mit der Reduktion der Übersteuerung.

Viele Grüße Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stubenrocker81 am 28.01.2023 09:25
Moin iefes!

Ich würde auch noch die Preamp Spannung einwerfen.

Gruß Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: iefes am 28.01.2023 09:44
Hi ihr beiden Stephans, danke für die Rückmeldungen  :topjob:

Ja, die Anoden-Widerstände des PIs lasse ich dann erstmal wie sie sind. Ein Spannungsteiler wäre eine Möglichkeit, muss mir nur mal überlegen, wie das mit dem NFB interagiert.

Was würdest du bei den Spannungen im Preamp ändern Stephan? Höhere Spannung am PI für mehr Headroom? Niedrigere Spannungen an V1a+b für weniger Headroom in diesen Stufen?

Ich habe als quick-n-dirty Lösung heute morgen mal den Bypass-C an V1b ausgelötet (C5). Das sollte mir deutlich weniger Gain bei quasi gleichem Frequenzgang bringen. Muss später mal schauen, wie es klingt. Könnte mir vorstellen, dass etwas an Dynamik verloren geht, aber das muss ich testen.
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Stubenrocker81 am 28.01.2023 13:00
Genau so iefes! Generell wird da mMn viel zu wenig darauf eingegangen.
Ich versuche meist Trainwreck mäßig die Amps so abzustimmen dass jene von der Endstufe hin zum PI bis zum Preamp zu übersteuern beginnen. Da bekommt man den besten Overdrive aus den puristischen Amps.
Normalerweise.....
Wenn die Bässe zu matschig sind hilft es auch den Kathoden Bypass an den Endröhren zu verkleinern.
47uF oder 22uF sind da ne Richtung.
Ich mag dass sehr! Kann schön knackig tönen.

Gruß Stephan
Titel: Re: Planung Carmen Ghia alike , fixed Bias PI Fragen
Beitrag von: Foo am 29.01.2023 18:41
Ich würde erst mal mit unterschiedlichen Röhren experimentieren, zB ECC82/12AU7 ...