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Technik => Tech-Talk Einsteiger => Thema gestartet von: 12stringbassman am 27.08.2011 17:22

Titel: Induktivität für Equalizer - Wieviele Windungen? Welcher Kern?
Beitrag von: 12stringbassman am 27.08.2011 17:22
Ich weiß, das sollte eigentlich Basiswissen sein, aber ich stehe gerade auf dem Schlauch!

In meinem Thunderbolt Bass-Amp ist ein Kanal dem Ampeg SVT nachempfunden, also auch mit dem aktiven Mitten-EQ. Ursprünglich wollte ich die im Original verwendete Drossel des LCR-Schwingkreises durch einen Gyrator ersetzen, was den Vorteil hätte, dass ich dessen simulierte Induktivität stufenlos verstellen kann. Allerdings habe ich nun festgestellt, dass bei Vollaussteuerung am Schleifer des Cut/Boost-Potis mehr als 30Vpp anliegen können, wodurch die OP-Amps übersteuert werden könnten. Um das zu verhindern, müsste ich das Eingangssignal vor V6 runterteilen, was mir nicht so wirklich gefällt.
Daher will ich versuchsweise mal eines der beiden Bänder wie im Original mit einer Spule mit mehreren Anzapfungen und Stufenschalter aufbauen, nur um mal zu hören, was besser klingt.

Und nun zu meinem Problem:
Was für einen Kern nehme ich da am geschicktesten her und wie berechne ich die Windungszahl um die gewünschte Induktivität von 1000mH (und Anzapfungen bei 125, 250 und 500mH) zu erreichen? Alles was ich durch guhgeln im Netz so finde behandelt entweder Siebdrosseln in (Schalt-)Netzteilen oder Hochfrequenzanwendungen. Ich muss aber weder hohe Ströme noch hohe Frequenzen verarbeiten. Ich hab da echt keinen Plan.

Könnt Ihr mir bitte helfen? Cu-Lack-Draht in verschiedenen Stärken und umgebaute Nähmaschine mit Zählwerk für's Pickup-Wickeln hab ich da.

Einen Ausschnitt aus dem Schaltplan habe ich hier mal drangehängt.
Titel: Re: Induktivität für Equalizer - Wieviele Windungen? Welcher Kern?
Beitrag von: earnst am 27.08.2011 19:19
Hallo,

so trivial ist das (heutzutage) gar nicht, eigene Induktivitäten herzustellen.

Neben der gewünschten Induktivität muß man eigentlich auch die Güte (Q) kennen, um die gewünschte Filterkurve zu erzeugen.
Die Güte wird vom Kernmaterial und vom Wicklungswiderstand bestimmt.

Ersteres sollte für Filterspulen im NF-Bereich N48 sein - es gibt etliche Materialen und manche Hersteller haben einen eigenen Bezeichnungsschlüssel, aber das N48 ist recht verbreitet.

Der Wicklungswiderstand resultiert aus den erforderlichen Windungen für die Induktivität und dem Drahtquerschnitt, der noch auf den Spulenkörper paßt.

Die gängige Form für solche Filter sind sog. Schalenkernspulen.
So ein (Bau-)Satz besteht aus zwei Schalenkernhälften (gibt's mit und ohne Luftspalt) dem Spulenkörper (mit 1, 2 oder mehr Kammern), einer Klammer zum Verbinden der Hälften. Optional für Kerne mit Loch noch ein Schraubkern zum genauen Abgleich).

Ein wichtiger Kennwert der Kerne ist der AL-Wert (typ. in nH/Wdg²) mit ihm läßt sich die Windungszal N berechnen:

N = 1000 · WURZEL (L (mH) / AL (nH/Wdg²))

Ein hoher AL-Wert ermöglicht also relativ große Induktivitäten auf kleinem Raum.

Als nächstes ist zu überprüfen, ob die berechnete Windungszahl (bei gewähltem Draht-Ø) auf den Spulenkörper paßt.
Ebenso der Widerstand der Wicklung.

Wenn man kein Induktivitätsmeßgerät hat, kann man die Induktivität letzlich nur in der (Filter-)Schaltung mit einem Sinusgenerator und Scope oder AC-Millivoltmeter (oder ein "echtes" true RMS-DVM) auf ihre Funktion überprüfen.

R*chelt hat z. B. noch genau 4 verschiedene Schalenkerne...

mfg ernst
Titel: Re: Induktivität für Equalizer - Wieviele Windungen? Welcher Kern?
Beitrag von: 12stringbassman am 27.08.2011 19:38
Hallo Ernst,

vielen Dank für Deine Antwort! Jetzt ist das Zehnerl gefallen ;)

Grüße

Matthias
Titel: Re: Induktivität für Equalizer - Wieviele Windungen? Welcher Kern?
Beitrag von: loco am 27.08.2011 20:05
Hallo

Die Übersteuerungsproblematik mit den von dir eingesetzten Opamps könntest
du mit Hochvolt  Opamps  wie z.B. dem OPA 445  in den Griff bekommen.

Gruß  --.-Dieter
Titel: Re: Induktivität für Equalizer - Wieviele Windungen? Welcher Kern?
Beitrag von: trial and error am 28.08.2011 19:14
Hallo Matthias,

in der Apotheke gibt es derzeit als Ersatzteile Drosselspulen für grafische EQ der MB Amps. Werte: 1H (80Hz), 0,39H (240Hz) sowie 0,22H (750Hz).
Vielleicht eine Möglichkeit für Dich?
Es gibt im Web einen Schaltplan zu einem "Advanced Tube Bass Preamp" eines Juergen Simon. Kennst Du den? Dort ist viel mit Spulen gemacht - und eben auch die Mittenregelung Low / High.

MfG
Bernd
Titel: Re: Induktivität für Equalizer - Wieviele Windungen? Welcher Kern?
Beitrag von: 12stringbassman am 28.08.2011 19:44
@Dieter:
Der Hochvolt-OP-Amp wäre eine Option. Ich müsste halt das bereits fertige Netzteil umstricken.

@Bernd:
Die Spulen aus der Apotheke kenne ich natürlich, und natürlich sind sie mir zu teuer ;)
Der PreÄmp von Jürgen Simon schaut auf den ersten Blick sehr interessant aus, den kannte ich noch nicht. Vielen Dank für den Tip! Ich muss ihn mir nochmal in einer ruhigen Minute genauer anschauen.

Grüße

Matthias