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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: thmq am 28.11.2023 15:53

Titel: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 15:53
Liebes Tube-Town Forum,

ich würde gerne um eure Hilfe bitten.

Konkret geht es um einen ca. 20 Watt 6V6 push-pull single-channel Amp mit 2 12AX7 Vorstufenröhren und 12AT7 PI und GZ34 Rectifier.
Die Schaltung des PI ist quasi 1:1 von Fenders Black-Panel Amps, i.e. 22K Tail, 470R Kathodenwiderstand, 1n/100n Kondensatoren, 82K/100K Anodenwiderstände, 820R/50R Spannungsteiler vom 8-Ohm-Anschluss des Ausgangstrafos.
Endstufe hat 220K Gitterwiderstände, 1k5 Gridstopper, 470R Widerstände am Schirmgitter.
Biasversorgung via 470R Widerstand in den Diodengleichrichter, 100uF Bias-Reservoir-Kondensator.
(habe von diesen Teilen leider keinen Schaltplan, der würde aber auch im Grunde der Beschaltung von Fender Deluxe Reverb entsprechen (sollte es ganz dringend notwendig sein einen zu zeichnen, kann ich das natrürlich noch nachholen).

Die Vorstufe besteht aus vier Gain-Stages, dazu ein Schalplan (aus LTSpice exportiert) im Anhang;

kurz zusammengefasst:
1. Stage mit T(M)B-Tone-Stack, 100K/1k5/5uF
2. Stage mit 220K/500p (EDIT: im Schaltplan ist 10K eingezeichnet hab ich gerade gesehen, am Amp sind 220K) Gridstopper/Treble-Peaker, 100K/1K5/uF
3. 220K/47K Spannungsteiler in die 3. Stage, 220K Gridstopper, 100K/22K
4. 1M/47K Spannungsteiler in die 4. Stage, 220K Gridstopper, 100K/1K5.
5. 1M/47K Spannungsteiler zum 250K LogA Master Volume

Masse verläuft entlang des Boards, die Verbindung mit dem Chassis ist an der Inputbuchse, Outputbuchsen sind isoliert vom Chassis montiert.

zum Problem: ich habe auch mit abgedrehtem Master Volume ein sehr lautes Signal am Output,
ansonsten keine Probleme, kein Brummen oder sonstige Störgeräusche, klingt auch sonst ok.

Was ich in den letzten 10 Tagen probiert habe (zumidest woran ich mich erinnere):

0. Andere 12AX7 Röhren / 12AT7 durch 12AX7 ersetzt -> trotzdem Signal
1. Alle Massepunkte prüfen (gemessen/mit Krokoklemme auf Masse gelegt)
2. Verschiedene Punkte im Signalfluss auf Masse mit folgendem Ergebnis:
   * Input -> Masse: kein Signal
   * v1a Gitter -> Masse: kein Signal
   * Spannungsteiler nach v1a  (U1) -> Masse: kein Signal
   * v1b Gitter -> Masse: kein Signal
   * Spannungsteiler nach v1b  (U2) -> Masse: kein Signal
   * v2a Gitter -> Masse: kein Signal
   * Spannungsteiler nach v2a (U3) -> Masse: kein Signal
   * v2b Gitter -> Masse: kein Signal
   * Spannungsteiler nach v2b (U4) (i.e. wo Master Volume hängt) -> Masse:  trotzdem Signal
   * Spannungsteiler nach v2b (U4)  VOR 1M Widerstand -> Masse: leiseres Signal mit weniger Höhen.

3. 100K Widerstand von v2b entfernt, Output von v1a direkt ans Master Volume gehängt: sehr leises Signal

4. Mit Spannungsteiler nach v2b auf, i.e. aus dem Kuppelkondensator direkt auf Masse ist ganz leise (zumindest nichts hörbares, mit Oszilloskop habe ich nicht nachgemessen), wenn ich das Master Volume voll aufdrehe.

5. Oszilloskop auf den Elkos zeigt mir kein Signal.

6. PI Outputs miteinander verbunden (Phase-Canceling) -> kein Signal

7. Gegenkopplung abgehängt (egal ob vom Board oder von der Buchse) -> trotzdem Signal
8. Massepunkt der Ausgangsbuchsen von PI zu Schirmelko verlegt -> trotzdem Signal
9. Gridstpper überbrückt -> trotzdem Signal
10. Kabel bewegt, teilweise weiter voneinander entfernt -> trotzdem Signal

Im Anhang befinden sich auch ein paar Fotos; (bitte beachten, dass der Kondensator aus der 4. Gain stage am Foto und das MV nicht angeschlossen sind, liegt daran, dass ich die beiden Verbindungen mittels Krokoklemme und Kabel in verschiedenen Varianten getestet habe).

Würde mich sehr freuen wenn sich jemand von euch die Zeit nimmt drüberzuschauen und mir vielleicht helfen kann.



Vielen Dank,
liebe Grüße aus Österreich,
Thomas
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 28.11.2023 16:30
Da das MV nicht zumacht, vermute ich hier eine fehlende/schlechte Masseverbindung.
Generell sehen einige Lötstellen verdächtig aus, insbesondere entlang des Massebusses.
Lieber etwas mehr Lot spendieren.
Wie ist das MV verschaltet (bitte Zeichnung)?
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 17:49
Hallo,

vielen Dank für die Antwort. Habe am Bus nochmal nachgelötet (hat am Foto tatsächlich schlimmer ausgesehen als in Echt), hat allerdings leider nicht geholfen.

Master Volume habe ich wie in den beiden hier angehängten Fotos ausprobiert, einmal direkt vom Koppelkondensator zum Input des Pots und einmal über einen Spannungsteiler (ansonsten ist mir das Signal im PI zu groß). Im Schaltplan (aus dem ursprünglichen Post) sieht man zweiteres, wobei R17 und R9 die Rolle des Pots einnehmen (der ca auf 50% des Widerstands steht). Ich hoffe das reicht als Erklärung?

liebe Grüße,
Thomas
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 28.11.2023 18:22
Eine einfache (Bleistift-) Zeichnung der MV- Schaltung wäre viel besser.
Man sollte auch den PI sehen können.
Verstehe nicht, warum nur 2 Anschlüsse des Potis verwendet werden.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 18:35
Zeichnung im Anhang (Ausgang v2b bis zum PI), es werden alle drei Anschlüsse verwendet, sieht man am Foto zugegebenermaßen nicht so gut.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Stahlröhre am 28.11.2023 19:02
...
Verstehe nicht, warum nur 2 Anschlüsse des Potis verwendet werden.

Es werden doch alle drei Anschlüsse genutzt, wie man auf den Bildern (und jetzt auch dem Schaltplan) sehen kann.

Hast du das Poti mal durchgemessen? Eventuell ist das einfach fehlerhaft und geht nicht ganz auf Masse.
Auch solltest du mal die Masseverbindungen zum Poti selbst überprüfen. Was passiert, wenn du den Poti Schleifer mit einem Kabel direkt an Masse kurzschließt? Der Verstärker sollte dann still werden (falls er das nicht tut auch mal einen anderen Massepunkt für den Test suchen).

Dein Massebus sieht auf den Fotos insgesamt immer noch zu "trocken" gelötet aus, der könnte mehr Zinn vertragen.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 19:17
Verbindung zum Pot hat 0 Ohm zum Chassis. Schleifer auf Masse ändert nichts, gleich wie Input zum Pot auf Masse oder Pot ganz ablöten und PI-Eingang auf Masse, bei all diesen Optionen bleibt ein störend lauter Bleed-Through.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 28.11.2023 20:01
Verbindung zum Pot hat 0 Ohm zum Chassis. Schleifer auf Masse ändert nichts, gleich wie Input zum Pot auf Masse oder Pot ganz ablöten und PI-Eingang auf Masse, bei all diesen Optionen bleibt ein störend lauter Bleed-Through.

Mal den Schleifer direkt mit dem Massepunkt des PI verbinden, d.h. ans untere Ende des 50R Widerstands.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 20:14
Mal den Schleifer direkt mit dem Massepunkt des PI verbinden, d.h. ans untere Ende des 50R Widerstands.

Habe ich probiert, trotzdem Signal am Output.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 28.11.2023 20:37
Jetzt mal den 50R kurzschliessen.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Stahlröhre am 28.11.2023 20:40
Da das Chassis aber an der Inputbuchse hängt kann es immer noch ein Fehler in der gesamten Masseverbindung sein.
Mess mal bitte von Chassis zum Minuspol des ersten Ladeelko des Netzteils. Wenn hier alles stimmt kann es auch sein, dass die andere Seite des Pi irgendwie in der Luft hängt und sich so ein Signal einschleicht. Gerade die untere Löstelle des 100nF am Gitter des Pi sieht nicht so dolle aus und sollte nachgelötet werden. Wenn ich mir die ganzen Bilder anschaue sind da generell viele Lötstellen, die nicht toll aussehen (praktisch immer zu wenig Lötzinn verwendet).

Am Pi bitte auch mal die Spannungen messen, ob da was auffällig ist. Eventuell auch mal mit dem Oszi schauen, ob man den Gittern des Pi was erkennen kann.

Wieso sind für den 50Ohm Widerstand im Pi zwei Widerstände eingesetzt?
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 21:00
Jetzt mal den 50R kurzschliessen.

leider auch keine Änderung.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 21:06
Da das Chassis aber an der Inputbuchse hängt kann es immer noch ein Fehler in der gesamten Masseverbindung sein.
Mess mal bitte von Chassis zum Minuspol des ersten Ladeelko des Netzteils. Wenn hier alles stimmt kann es auch sein, dass die andere Seite des Pi irgendwie in der Luft hängt und sich so ein Signal einschleicht. Gerade die untere Löstelle des 100nF am Gitter des Pi sieht nicht so dolle aus und sollte nachgelötet werden. Wenn ich mir die ganzen Bilder anschaue sind da generell viele Lötstellen, die nicht toll aussehen (praktisch immer zu wenig Lötzinn verwendet).

Am Pi bitte auch mal die Spannungen messen, ob da was auffällig ist. Eventuell auch mal mit dem Oszi schauen, ob man den Gittern des Pi was erkennen kann.

Wieso sind für den 50Ohm Widerstand im Pi zwei Widerstände eingesetzt?

Chassis in der Nähe des Inputs zu Ladelko hat 0 Ohm. 100nF hab ich nachgelötet (ich löte bei den Amps die ich baue bis ich mir sicher bin dass alles so bleibt meisten nicht zu viel Lötzinn drauf, deshalb schauen die Eyeletts so leer aus, messe dafür aber eigentlich immer jeden Kontakt nach und füll dann auf bevor er ins Gehäuse kommt).

2x 100R parallel (hatte keinen 50R).

siehst du, bzw seht ihr das kritisch, dass die Widerstände in der Spannungsversorgung zwischen den Anodenwiderständen sind? habe das schon öfter so gemacht, war bis jetzt kein Problem.

Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 21:24

Am Pi bitte auch mal die Spannungen messen, ob da was auffällig ist. Eventuell auch mal mit dem Oszi schauen, ob man den Gittern des Pi was erkennen kann.

PI Elko ist auf 324V, invertierende Seite (82K) ist auf 190V, nicht-invertierende (100K) auf 177, Tail ist auf 73V
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 21:29
Wenn ich das Gitter des PI auf seine Masse lege (Kreuzung Tail und Bias Widerstände) dann ist Ruhe.

Kann das Signal von daneben einstreuen?
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 21:32
Wenn ich das Gitter des PI auf seine Masse lege (Kreuzung Tail und Bias Widerstände) dann ist Ruhe.

Kann das Signal von daneben einstreuen?

Doch nicht ganz Ruhe! ganz ganz leises sehr verzerrtes Signal aus der Box.

Update: mit beiden Gittern auf Kreuzung Tail/Bias ist glaub ich wirklich Ruhe ..

woher hat der PI das Signal?
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 22:25
Danke inzwischen schon einmal für alle bisherigen Antworten,
ich fasse noch mal zusammen:

Elkos sind alle auf Masse, das MV an irgendeiner Stelle auf Masse legen bringt nichts, die Kreuzung der Gegentaktung auf Masse bringt aich nichts.

wenn ich die Gitter beider Trioden im PI nach den Kondensatoren jeweils mit "ihrer" Masse an der Kreuzung Tail/Bias verbinde ist zumindest einmal Stille, ist das weiteste im Signalpfad bis jetzt wo ich Stille hinbekommen (abgesehen von Phase-cancellation am Output des PI). Das löst das Problem noch nicht, aber es scheint, dass der PI entweder Signal durch kapzipative Kupplung bekommt oder vielleicht seine Masswnreferenz nicht in Ordnung ist ..

Vielleicht hat noch jemand von eine Idee wie ich das beheben könnte, bzw. einen ganz anderen Ansatz an den ich bis jetzt nicht gedacht habe.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 28.11.2023 22:28
Kann das Signal von daneben einstreuen?

Das ist durchaus denkbar, insbesondere als der Amp offenbar mit irrem Signalpegel vor dem MV arbeitet und das Signal um ca. einen Faktor 25 vorgeteilt werden muss.
Die Leitung zum PI Eingangsgitter sollte abgeschirmt werden.
Die Röhren sollten Abschirmbecher haben.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 28.11.2023 22:37
Das ist durchaus denkbar, insbesondere als der Amp offenbar mit irrem Signalpegel vor dem MV arbeitet und das Signal um ca. einen Faktor 25 vorgeteilt werden muss.
Die Leitung zum PI Eingangsgitter sollte abgeschirmt werden.
Die Röhren sollten Abschirmbecher haben.

die Röhren sind auch wirklich knapp beieinander das habe ich auch schon festgestellt. Vielleicht sollte ich mir überlegen bei 3 Stages zu bleiben, dann könnten die Leitungen weiter auseinander und die dem PI zugewandte Triode signallos bleiben. oder ich versuche die Teile für den PI um eine oder zwei reihen nachzurutschen.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: stephan61 am 29.11.2023 12:19
Kann das Signal von daneben einstreuen?

... es sind auch alle Kabel und Bauteile so schön parallel gelegt. Etwas mehr "Chaos" im Layout tut da immer gut. Muss ja nicht gleich so sein wie bei den Rivera- Fenders. :D

Gruß Stephan
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 29.11.2023 17:11
... es sind auch alle Kabel und Bauteile so schön parallel gelegt. Etwas mehr "Chaos" im Layout tut da immer gut. Muss ja nicht gleich so sein wie bei den Rivera- Fenders. :D

Gruß Stephan

ich befürchte fast ich muss das Layout noch einmal überdenken, vielleicht stell ich echt auf 3 Stufen um (spare mir sozusagen den Cold-Clipper), und mach mit der vierten entweder nichts, oder einen Tremolo..

appropos Rivera Fender, hast du schon mal einen Carr von innen gesehen, der sieht aus als hätte er eine Schachtel Teile in das Chassis geleert und dann rauschig mit der Heißklebepistole drauf geschossen;  Sound hingegen ist phänomenal.  :)
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 29.11.2023 18:23
Zuerst mal mit Abschirmung versuchen.

Wenn der Amp gut klingt, frage ich mich sowieso, wie wichtig absolute Ruhe bei zugedrehtem MV ist.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 30.11.2023 17:12
Habe heute noch ein paar Dinge ausprobiert: ab einem gewissen Inputsignallevel ist es egal wo in im Signalpfad ich auf Masse verbinde (sogar vor dem den Gitter der ersten Röhre), bekomme ich Signal am Output.

Klar bekomme ich von einer Gitarre normalerweise keine 1V peak-to-peak aber interessant ist das trotzdem. je später im Signalpfad ich auf Masse verbinde desto lauter der Output.

und das ganze obwohl der Input zum PI NICHT mit dem Preamp verbunden ist und ich die komplette vierte Gainstage ausgebaut habe :o

Habe dann noch einmal alle Masseverbindungen zum Chassis durchgemessen, zeigen mir alle 0 Ohm.

Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 1.12.2023 01:05
Bei der Masseführung können sich Unterschiede im Milliohmbereich bemerkbar machen, die man mit einem üblichen Multimeter gar nicht messen kann.
Dazu kommt die Induktivität der Leitungen.

Ist denn jetzt ein Abschirmbecher auf der PI-Röhre?
Aufgrund der Testergebnisse würde ich außer der Leitung zum PI Eingangsgitter auch die zum zweiten PI Gitter sowie die GK-Leitung abschirmen.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 2.12.2023 19:34
Bei der Masseführung können sich Unterschiede im Milliohmbereich bemerkbar machen, die man mit einem üblichen Multimeter gar nicht messen kann.
Dazu kommt die Induktivität der Leitungen.

Ist denn jetzt ein Abschirmbecher auf der PI-Röhre?
Aufgrund der Testergebnisse würde ich außer der Leitung zum PI Eingangsgitter auch die zum zweiten PI Gitter sowie die GK-Leitung abschirmen.

Habe mir heute auf deinen Hinweis die Eingänge zu den PI-Gittern angesehen: der 1nF Kondensator am Eingang zur invertierenden Triode ist wie ein Mikrofon. Jedes Signal dass nur annähernd in die Nähe kommt wird direkt aufgenommen. Habe zum Testen ein an den Signalgenerator angeschlossenes Kabel in die Nähe gebracht und festgestellt, je näher am Kondensator desto lauter.

Also gut, habe den Kondensator ausgetauscht, zum Test mit einem 10nF den ich gerade zur Hand hatte, siehe da, Signal am Output weg und wenn ich mich mit dem signalführenden Kabel von vorher (hate 2,5Vpp Sinus drauf) nähere höre erst was am Output wenn ich sehr sehr nahe am Kondensator bin - ausgezeichnet! Also nächster Test: ich suche einen anderen 1nF Kondensator, finde einen Orange Drop 715p, baue ihn ein und teste wieder - was passiert? gleiches Verhalten wie mit dem Roederstein 1nF den ich ausgebaut habe. Liegt also nicht am Teil an sich sondern am Bauteilwert.

Interessant! allerdings bin ich mir nicht sicher, was mir das sagt, abgesehen davon, dass ich nun versuchen werde den Amp Schritt für Schritt wieder zusammenzubauen (habe im Rahmen der Tests alle bis auf eine Gain Stage entfernt, bzw abgelötet, bin also gespannt was passiert wenn ich sie wieder einbaue).

Würde mich sehr interessieren ob jemand von euch eine Idee hat warum das Gitter vom PI mit einem 1nF Kondensator extrem mikrofonisch ist und mit 10nF und 22nF (habe daraufhin beide ausprobieren) nicht mehr so stark.

danke inzwischen wiederum für alle bisherigen Antworten.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 2.12.2023 21:23
Mikrophonie ist hier der falsche Begriff, da es sich nicht um einen akustischen Effekt handelt.
Vielmehr geht es um kapazitive Kopplung/ Einstreuung.
Der Koppelkondensator ist auf der Gitterseite mit einer hohen Impedanz verbunden.
Diese Seite ist besonders einstreuempfindlich.
Aufbaubedingt kann entweder die eine oder die andere Kontaktierung der Kondensatorfolie außen zu liegen kommen.
M.a.W, vertauschen der Kondensatoranschlüsse könnte helfen.
Bei einem Kondenstor höherer Kapazität ist der Unterschied zwischen Eingangs- und Ausgangsseite wegen der kleineren Kondensatorimpedanz geringer - oder hier liegt zufällig der unempfindlichere Kondensatorbelag außen.

Warum beantwortest Du nicht meine Fragen?
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 2.12.2023 22:08
Warum beantwortest Du nicht meine Fragen?

einerseits weil ich nicht dazu gekommen bin einen Vorschlag von dir zu testen; z.B. weil ich keinen Sockel mit Becherhalterung zuhause habe, dementsprechend noch nicht testen konnte ob es was helfen würde und ich deshalb auch noch keine Antwort darauf geben habe.

und andererseits weil ich nicht weiß ob:

Zuerst mal mit Abschirmung versuchen.

Wenn der Amp gut klingt, frage ich mich sowieso, wie wichtig absolute Ruhe bei zugedrehtem MV ist.

als Frage gemeint war, weil 1. das durchkommende Signal so laut ist/war, dass ich bei bei Zimmerlautstärke keine Preamp-Verzerrung zusammengebracht habe, was mich stört und 2. offensichtlich am Amp irgendwas nicht so ich wie ich es geplant hatte und ich gedacht habe du würdest verstehen, dass ich, ungeachtet dessen ob der Amp am Ende komplett leise sein muss oder nicht, wissen will was das "Problem" verursacht.

Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 2.12.2023 22:51
und andererseits weil ich nicht weiß ob:

als Frage gemeint war, weil 1. das durchkommende Signal so laut ist/war, dass ich bei bei Zimmerlautstärke keine Preamp-Verzerrung zusammengebracht habe, was mich stört und 2. offensichtlich am Amp irgendwas nicht so ich wie ich es geplant hatte und ich gedacht habe du würdest verstehen, dass ich, ungeachtet dessen ob der Amp am Ende komplett leise sein muss oder nicht, wissen will was das "Problem" verursacht.

Immerhin eine Teilantwort.
Konnte ich ja nicht wissen. Auch ein "nein" ist eine Antwort.
Mir geht es bei meinen Fragen/Vorschlägen darum, mögliche Einkopplungswege auszuschließen.
Z.B. ist ohne Abschirmbecher eine kapazitive Kopplung direkt zwischen den Anodenblechen zweier benachbarter Röhren möglich.

Die Frage nach abgeschirmten Leitungen ist immer noch unbeantwortet.
Langsam verliere ich die Lust, hier meine Zeit zu opfern.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 2.12.2023 23:07
Immerhin eine Teilantwort.
Konnte ich ja nicht wissen. Auch ein "nein" ist eine Antwort.
Mir geht es bei meinen Fragen/Vorschlägen darum, mögliche Einkopplungswege auszuschließen.
Z.B. ist ohne Abschirmbecher eine kapazitive Kopplung direkt zwischen den Anodenblechen zweier benachbarter Röhren möglich.

Die Frage nach abgeschirmten Leitungen ist immer noch unbeantwortet.
Langsam verliere ich die Lust, hier meine Zeit zu opfern.

ich weiß deine Hilfe zu schätzen, aber wenn's dir zu Schade um eine Zeit ist, lass es, hast ja meines Wissens nach keine Verpflichtung zu antworten und ich seh auch keinen Grund Zeit zu opfern, wenn du für dich keinen Mehrwert siehst. Ich bau die Amps weil ich es gern mach und gern auf was neues komm, also Ausgleich zu meinen Verpflichtungen, würde also nicht wollen, dass du es als negative Verpflichtung siehst. Also danke und kein Problem wenn dir die Lust ausgeht.

trotzdem als Antwort, kannst ja selbst entscheiden ob du sie lesen willst: nein, die Leitungen habe ich auch noch nicht abgeschirmt, bin nicht dazu gekommen, hab heute nur einen kurzen wie oben beschriebenen Test gemacht; weil ich noch keine zeit hatte die abgeschirmten Leitungen einzubauen und weil ich nicht nur die Symptome behandeln will, sondern wissen was am Design passt/funktioniert und was nicht, ist ja auch in gewisser Weise ein Projekt/Prototyp.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Stahlröhre am 3.12.2023 00:07
Hallo, du könntest die Stufe ja mal testweise niederohmiger aufbauen. Statt des 1Mohm Gitterableitwiderstand einen 100k einsetzen und gleichzeitig den Koppelkondensator auf 10nF anheben. Zusätzliche Schirmung der Leitung kann auch nicht schaden.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 3.12.2023 00:40
Abschirmung hilft sowohl die Störaussendung von Leitungen mit hohem Signalpegel (also z.B. Anodenleitungen) als auch die Einstreuempfindlichkeit von z.B. Gitterleitungen deutlich zu reduzieren.
Um Brummschleifen zu vermeiden, sollte der Schirm nur an einem Ende geerdet werden.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 5.12.2023 11:52
bin über's Wochenende leider nicht dazu gekommen viel zu testen, aber heute hatte ich Zeit.


Z.B. ist ohne Abschirmbecher eine kapazitive Kopplung direkt zwischen den Anodenblechen zweier benachbarter Röhren möglich.
Habe zwei Abschirmbecher aufgetrieben, leider kein Erfolg; habe die Eingangsleitung von MV zum PI mit einer geschirmten Leitung aufgebaut, auch kein Unterschied. Für geschirmte Leitungen zum Gitter muss ich mir erst überlegen wo ich die Schirmung am Besten auf Masse legen kann.

Ich bin inzwischen sicher, dass die Einstreuung von den Koppelkondensatoren der Gain Stages (hauptsächlich der der, dritten und zur Zeit letzten Stufe) und dem Kondensator am PI Eingang passiert;
(1) wenn ich einen mit Krokoklemme+Leitung auf Masse verbundenen Abschirmbecher über den Kondensator halte ist Stille.
(2) wenn ich das Signal nach der zweiten Stufe (out of phase mit der dritten) mittels Krokoklemme+Leitung abnehme und die Leitung in die Nähe des PI-Eingangskondensators bringe ist auch Stille.
(3) mit dem 22nF den ich zur Zeit am PI Eingang habe ist das Problem deutlich weniger ausgeprägt als mit dem 1nF den ich ursprünglich hatte.

entsprechend würde ich versuchen den Gitterableitwiderstand am PI kleiner zu machen.
Ist das auch was du gemeint hast?
Statt des 1Mohm Gitterableitwiderstand einen 100k einsetzen und gleichzeitig den Koppelkondensator auf 10nF anheben.

Alternativ könnte ich noch versuchen den Kondensator anders auszurichten.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Helmholtz am 5.12.2023 17:00
Ich vermute C8 (oder C11?) ist der Orange Drop links neben dem Koppel-C.
Dieser führt hohen Signalpegel und es könnte helfen, ihn weiter vom Koppel-C und seinem gitterseitigen Anschlussdraht wegzubiegen.

Wenn die Einkopplung direkt auf den Koppel-C erfolgt, dürfte Abschirmung der Gitterleitungen nur wenig helfen.
Trotzdem würde ich mal testen, ob es hilft, den Koppel-C anders herum einzulöten.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 6.12.2023 22:36
Habe mich entschieden die PI-Schaltung noch einmal neu aufzubauen, weiter weg vom restlichen Preamp (speziell von den genannten kritischen Stellen C8 und C11) , und näher am den Röhren zugewandten Ende des Boards (siehe Foto im Anhang). Außerdem habe ich mir ein paar Gedanken über andere ähnliche high-gain Designs gemacht (i.e. Mesa Boogie) und festgestellt dass, die Gitterableiteiderstände z.B. bei der Mark-Serie wesentlich kleiner ausfallen. Darin sehe ich in einem (relativ) relativ kleinen Gehäuse mit hohen Signalpegeln gleich zwei Vorteile: kleinerer Widerstand+größerer Kondensator ergeben weniger Induktivität (bei gleicher Filterfrequenz, und niedere Eingangsimpedanz am PI sollte auch in weniger Gain im PI resultieren; beides hilfreich wenn das Signal im Preamp ohnehin schon recht hoch ist.
Als finale Abhilfe habe ich noch alle Kondensatoren so eingebaut, dass die Folie an der Seite mit niederer Impedanz liegt.

Wie erhofft lösen diese beiden Änderungen mein Problem. Verstärker klingt wie er soll und bei zugedrehtem MV ist Ruhe. Vielleicht noch falls es jemanden interessiert, die finalen Bauteilwerte sind: PI-Kondensatoren respektive mit 47nF und 100nF und die Gitterableiteiderstände mit 100K und 150K (wie in der Mesa Mark-Serie). Kann auch wenn gewünscht gern noch einen finalen Schaltplan liefern, würde für mich selbst ohnehin gern einen zeichnen.

das Wichtigste am Ende: Herzlichen Dank für eure Hilfe, ich weiß es sehr schätzen, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Die Hinweise waren sehr wertvoll; ich bin mir sicher dass ich die Ursache und die Lösung sonst nicht so schnell gefunden hätte.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Stahlröhre am 6.12.2023 23:47
...
Darin sehe ich in einem (relativ) relativ kleinen Gehäuse mit hohen Signalpegeln gleich zwei Vorteile: kleinerer Widerstand+größerer Kondensator ergeben weniger Induktivität (bei gleicher Filterfrequenz, und niedere Eingangsimpedanz am PI sollte auch in weniger Gain im PI resultieren; beides hilfreich wenn das Signal im Preamp ohnehin schon recht hoch ist.
...

Induktivität oder Impedanz?
Was du gemacht hast ist sogesehen eine Impedanzskalierung (das hatte ich in meinem vorherigen Beitrag auch gemeint). Insgesamt wird die Schaltung an diesem Punkt niederohmiger und weniger Empfindlich für Störungen. Beim Pi ist die Eingangsimpedanz etwa 2xRG, bei 100k also ca. 200k (genaugenommen noch plus Xc vom Kondensator).
Gain verlierst du dadurch nicht direkt, es sei denn die Schaltung davor ist stark hochohmig. Bitte bedenken beim Mesa gibts einen EQ der neben der essentiellen Klangformung auch den Pi direkt niederohmig ansteuert.

Zusammen mit dem veränderten Layout schein ja jetzt alles zu laufen, das ist doch schön.

Tatsächlich waren früher bei den alten Wickelkondensatoren immer Makierungen aufgebracht, welche Anschlussseite der Außenwickel ist. Diese Seite wurde dann bevorzugt z.B. gegen Masse geschaltet.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 7.12.2023 00:06
Induktivität oder Impedanz?
Impedanz, natürlich. War schon so froh, dass alles läuft, dass ich nur was mit I gesehen habe bei den Vorschlägen meiner Handytastatur und natürlich gleich draufgedrückt habe ..

Gain verlierst du dadurch nicht direkt, es sei denn die Schaltung davor ist stark hochohmig.
Ausgangsimpendanz der vorherigen Stufe in meinem Amp sollte so um die 38K sein, wenn ich mich nicht täusche. Auf die Impedanz im Mesa hab ich gar nicht so genau geschaut um ehrlich zu sein. Bei denen im Schaltplan sind die zwei Gitterableiteiderstände auch nicht gleich groß (100K u 150K).

Hab die 100K auch auf deine Empfehlung ausgesucht, Cut-off-Frequenz ist mit 47nF auch noch immer tief genug hätte ich gesagt.

Danke nochmals für die Hilfe.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: thmq am 7.12.2023 00:13
Bitte bedenken beim Mesa gibts einen EQ der neben der essentiellen Klangformung auch den Pi direkt niederohmig ansteuert.

Wenn ich den richtigen Schaltplan gesehen habe, kommt das Signal für den PI im Mark V von der Recovery-Gain Stage des Effect-Loops, also von einer normalen Gain Stage .. (also auch um die 38K vermutlich?) zumindest wenn der FX Loop aktiv ist, ansonsten natürlich, wie du sagst vom graphical EQ.
Titel: Re: Signal bei abgedrehtem Master Volume (6V6PP Amp)
Beitrag von: Stahlröhre am 7.12.2023 00:46
....
Ausgangsimpendanz der vorherigen Stufe in meinem Amp sollte so um die 38K sein, wenn ich mich nicht täusche. Auf die Impedanz im Mesa hab ich gar nicht so genau geschaut um ehrlich zu sein. Bei denen im Schaltplan sind die zwei Gitterableiteiderstände auch nicht gleich groß (100K u 150K).

Hab die 100K auch auf deine Empfehlung ausgesucht, Cut-off-Frequenz ist mit 47nF auch noch immer tief genug hätte ich gesagt.

Danke nochmals für die Hilfe.

Ja war mehr als Anmerkung un Erklärung gedacht.

Beim Mark V scheint MB das verändert zu haben. Die Ursprünglicheren Modelle wie Mark II oder auch der Mark IV gehen direkt vom EQ in den PI. Aber generell gilt: nicht alles was Mesa baut ist immer so unbedingt sinvoll (dimensioniert). Oft werden Schaltungsteile 1:1 direkt aus anderen Modellen oder Vorgänger kopiert, ohne wirklich den Rest der Schaltung zu berücksichtigten. Da muss man immer nen bisschen aufpassen.