Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk VOX => Thema gestartet von: dukesupersurf am 5.12.2009 23:24

Titel: AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: dukesupersurf am 5.12.2009 23:24
Hallo,

hat eigentlich noch niemand ne AC 30 Endstufe (Autobias,ca.320V) mal mit anderen Röhren probiert?

Naja,bei Novalsockeln gibts nicht viel Möglichkeiten und das Original hat zu hohen Verkehrswert,aber
ich hab hier zwei gleiche italienische Tops (Sound Comet Deluxe) mit selbiger Endstufe und ich will
zwei unterschiedliche Amps raus machen.

Dachte daran bei einem die vier Novalen rausschmeißen und gegen zwei (!) Oktale austauschen.
Wie sich EL 34 und co. dort wohl machen ???
Jedenfalls haben sie impedanzmäßig ca. die Hälfte,dann passt es wieder.
Notfalls ließe sich auch fixed-Bias nachrüsten.
Hat jemand bewährte Ideen,was spürbar anders klingen könnte.?
Also jetzt klingt es zu bluesig/60ties Trash.Als Alternative möchte ich was strammeres mit mehr Headroom.

tschüß,Thomas
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: custom am 6.12.2009 01:21
Hallo,
bovor Du die Sockel raushaust, würde ich mal 6P1P versuchen, das sind russische 6V6 mit Novalsockel.

Gruß, Bernd
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: dukesupersurf am 6.12.2009 15:15
Hi,
ja die wären vor allem ein heißer Tipp zum GA5-Tuning,aber in einem
Autobiasamp mit 4 St brummt es ganz schnell,wenn sie nicht selektiert sind,
und die wären schon ne Alternative für meinen ersten,der eh Novalsockel behalten soll.

Also ich probiers jetzt einfach mal mit den oktalen,vielleicht hab ich dann einiges Interessantes zu berichten,
weil bei mir nämlich noch alte EL34,6550 und 6l6 -Pärchen rumfliegen.
Und neu bekommt man manchmal auch ein interessantes Duett günstiger als 4 gute EL84.

Eines kann ich schon berichten:

die Umschaltung von Auto auf fixed Bias ist hier unglaublich unspektakulär!
Fixed klingt es etwas trockener.
Obwohl theoretisch Class A die beste Dynamik haben sollte,hör ich aber gerade beim Kathoden-pseudo-Class A Bias die meiste Kompression.
Das liegt wohl daran,daß ab der Übersteuerungsgrenze der arithmetische Stromverbrauch wegen einer Kennlinienbiegung steigt,und damit die
Spannung am Kathoden R,was umgekkehrt heißt,daß es beim leiser Spielen heißer (steiler?) eingestellt ist.

Diese ganze Biasmystik ist schon verwirrend.
Die HiFi-gurus lachen sich kaputt,weil ihre Amps eh ein hartes Netzteil haben und deutlich unter der max. Leistung fahren,
und der Blueser,der zufällig einen Amp hat,bei dem Ub deutlich einbricht,wenn man den Ruhestrom erhöht,sagt,
wie fetter es auf einmal klingt.

tschüß,Thomas
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: Hostettler am 6.12.2009 15:35
Hallo Dukesupersurf,

wie wahr deine Bemerkung ist:

"und der Blueser,der zufällig einen Amp hat, bei dem Ub deutlich einbricht,wenn man den Ruhestrom erhöht,sagt,
wie fetter es auf einmal klingt"!

Und genau damit hat es angefangen, mit dem singenden und anzerrenden Gitarrensound. Als die Gitarreros in den Bigbands den Amp auf Anschlag stellen mussten, um sich gegen die übermächtigen Bläser zu behaupten.  ;D

Mann war das eine Zeit, als dieser Sound per Zufall und durch die technischen Unzulänglichkeiten der damaligen Amps entstand, und sich bis heute behauptet hat!

Grüsse aus der Schweiz

Hoschi
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: röhrenlehrling-ordi am 6.12.2009 15:39

Mann war das eine Zeit, als dieser Sound per Zufall und durch die technischen Unzulänglichkeiten der damaligen Amps entstand, und sich bis heute behauptet hat!


Da gibts ja in der Geschichte der Wissenschaft ganz viele solcher "Zufälle". Ohne solchen Ereignissen wären wir noch in der Steinzeit ;) Ein Beispiel das mir jetzt auf die schnelle einfällt sind Antibiotika. Aber trotzdem war die Entdeckung der Übersteuerung wesentlich wichtiger ;D

Kleine Frage: Was heißt denn "hartes Netzteil" genau? Heißt das, dass die Spannung immer konstant ist, auch wenn der Strom steigt? Also, dass sie Leistungsunabhängig ist?

mfg ordi
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: Kramusha am 6.12.2009 15:42
Kleine Frage: Was heißt denn "hartes Netzteil" genau? Heißt das, dass die Spannung immer konstant ist, auch wenn der Strom steigt? Also, dass sie Leistungsunabhängig ist?

Jap. Oder technischer gesagt: Niedriger Innenwiderstand des Netzteils.

lg :)
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: SvR am 6.12.2009 15:43
Salü,
Genau das heißt es. Bei einem weiches Netzteil dagegen geht die Spannung in die Knie bei starker Belastung(wechsel).
mfg sven

Kramusha war schneller  :)
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: custom am 6.12.2009 17:28
Hi.
Genau deshalb baue ich in meinem neuen Projekt einen 750R SAG Widerstand in die B+ ein. Ein HiFi - Guru würde sich eher vom Teufel holen lassen, als das zu tun.

Gruß, Bernd
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: Kramusha am 7.12.2009 00:02
750 Ohm ist aber viel... ich würd da eher bis maximal 330R gehen, so 120R sind ca. der Ri einer Gleichrichterröhre..

Lg :)
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: custom am 18.12.2009 04:43
Stimmt. Habe ihn jetzt auf 220R und da gefällt es mir am besten. 250 war schon etwas zu viel.

Gruß, Bernd
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: dukesupersurf am 23.03.2010 13:03
So,jetzt ein paar Bilder und Ergebnisse.
Ich hab den schwar-silbernen mit 4xEl84 belassen.Allerdings hab ich den ECC82 Treiber so umgestrickt,daß hier nichts übersteuert wird,
sondern ein möglichst hoher,cleaner Pegel auf die Endkolben losgelassen wird,denn diese klingen beim Zerren viel geiler als die Limiter/Katodynschaltung
von vorher.
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: dukesupersurf am 23.03.2010 13:08
Der schwarze hat jetzt ne 2x12er plus ne 1x15er in Reihe.
Der linke Kanal kann mit dem Fußschalter als zweit Kanl oder paraller Effektweg zugeschaltet werden.
Vibrato läßt sich auch auf Hall legen,klingt dann wie Echo.
Die Kiste klingt jetzt nach richtig geilen,fetten Hippirock,auch Surfsounds möglich.
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: dukesupersurf am 23.03.2010 13:26
Die blaue Kiste hat ne neue Endstufen Platine bekommen,mit 2 Oktalsockel,fixed Bias (brauche mehr Headroom für die größeren Kolben)
und ne Drossel,die noch einen Hauch Extra-Spritzigkeit gebracht hat.
An dem Biaspoti kann  man gekennzeichnete Stellungen für 6l6,6v6,6550/Kt88 und El34    abrufen.
Fehlbedienung unwahrscheinlich,entweder ist es harmlos zu leise und überkochen geht auch nicht so schnell,da ich hier nur Ub von 340V habe.
Trotdem spürt man bei den 6550 Röhren ne deutlich Leistungssteigerung und es lassen sich noch über 50W rausholen.
Alle laufen bei 16 Ohm ambesten,die 6v6 würden hier vielleicht gerne mehr sehen,was solls.
Treiber hier klang ECC83 am besten,auch Katodyn.

6550 (Sovtec):
harter,spritziger Sound,gleitet sauber  aber schnell von Crunch nach clean zurück.
Erinnert mich in etwas an The Who liver at Leeds.

5881 (Sovtec):

noch weicher,crunchiger als 6l6,jetzt gehts eindeutig mehr Richtung 60ties .Cruncht schneller,weicher und brizzeliger.

El 34 (SED):
mitnichten wirds jetzt marshall-Rockig,den jene holen viel ihrer typischen Zerre wohl aus der Vorstufe und Treiber.
Was beibt,ist die dicklich,cremige zusammengequetschte Sound,aber sehr Clean,ähnlich 6550,aber wärmer.

6v6:
hatte nur die JJs,und die werden ihren Ruf als kleine 6l6er sehr gerecht,und nicht so crisp wie die 5881

Der UFO Chromfußschalter hat ein Poti für zweite Halllautstärke.

tschüß,Thomas
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: darkbluemurder am 23.03.2010 13:48
Hallo Thomas,

mein Club Deluxe ist ja ein Top Boost mit EL34 Endröhren. Wie sie im direkten Vergleich zu einem EL84-Quartett klingen, kann ich natürlich nicht sagen, aber mir gefällt es sehr gut, druckvoll und schön rund untenherum.

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: dukesupersurf am 23.03.2010 21:18
Hallo Stephan
auch sehr interessant,mich würde ja jetzt wahnsinnig der Vergleich interessieren,da Du ja auch die AC30 Vorstufe hast.
Bau doch mal nen Adapter ! ;)
Meine Theorie ist nämlich,daß die Zerre im AC30 nicht nur aus den Endröhren kommt,sondern gleichzeitig in Vorstufe und Treiber mitentsteht.
Deine EL34 könnten da (wegen anderer Steilheit) noch später einsetzen (oder ehr ???)

Und am AC30 Mythos möchte ich halt auch etwas kratzen,denn ich find den gar nicht so dolle :-\ ,
jedenfalls,wenn im Brilliantkanal alles auf 10 steht,irgendwie krank.
In meiner schwarz/silber Version hört sich das nunmal nicht so an,und ich will wissen,ob das daran liegt,daß ich die Vorstufe sehr clean laufen lasse,
während nur die Endstufe bruzzelt.Hab auch zusätzlich überall Gitterwiderstände gegen Blockingdistortion verbaut.

tschüß,Thomas
Titel: Re:AC 30 Endstufe mal ganz anders
Beitrag von: darkbluemurder am 24.03.2010 09:32
Meine Theorie ist nämlich,daß die Zerre im AC30 nicht nur aus den Endröhren kommt,sondern gleichzeitig in Vorstufe und Treiber mitentsteht.
Deine EL34 könnten da (wegen anderer Steilheit) noch später einsetzen (oder ehr ???)

Hallo Thomas,

aus den Endröhren kommt in der Tat nicht so viel Zerre wie viele vermuten. Ich habe ja während der Feinabstimmung meines Stang Vee auch den HoSo56, der von der Architektur bis auf die 5879 Pentode als V1 dem AC30 recht ähnlich ist, mit dem Attentuator getestet. Der Amp selbst hat EL84. Sie fügen bei hoher Lautstärke schon einiges an Verzerrungen dazu. Der HoSo56 hat darüber hinaus auch einen Master vor dem PI. Dreht man den zurück, nimmt die Verzerrung wiederum gewaltig ab. Also ist klar, dass der Löwenanteil der Verzerrung aus dem PI kommt. Dazu trägt auf jeden Fall der 47k Tail-R bei, der dem PI nicht allzu viel Headroom gibt.

Auch beim Club Deluxe kommt ein großer Teil der Verzerrung aus Vorstufe und PI (auch hier dank des 47k Tail-R). Die EL34 tragen in dieser Schaltung nicht so viel Verzerrungen bei. In einem JTM-45 bzw. 1987 sieht das wieder anders aus, weil dort der PI durch den 10k Tail-R viel mehr Headroom hat. D.h. die Endstufe bekommt ein klareres und lauteres Signal und wird stärker angefahren.

Alles auf 10 gefällt mir auch bei Marshalls nicht, aber das ist Geschmackssache. Ich stelle auch keinen meiner Amps so ein.
Der AC30 hat das Problem, dass wenn man ihn übersteuern will, die Koppel-Cs am Eingang und Ausgang des PIs viel zu groß sind und zuviele Bässe durchlassen. Im Club Deluxe habe ich 10nf am Eingang und 47nf am Ausgang. Funktioniert prima bei allen Lautstärken.

Viele Grüße
Stephan