Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Design & Konzepte => Thema gestartet von: Tube_S_Cream am 9.02.2010 18:02

Titel: Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 9.02.2010 18:02
Seit langem geistert ein Gedanke in meinem Kopf, der mich beim Einstellen des Bias meiner TW-Endstufe auf eine Idee brachte. Wird die Spannung zu negativ, macht der Amps sanft dicht. Das Rauschen wird unhörbar. Theoretisch könnte diese Geschichte für eine Noise-Gate-Schaltung genutzt werden, die dafür sorgt, dass in Spielpausen die Endröhren mit ca. -50V fast zugesteuert werden. So 10-15dB Abschwächung reichen ja schon aus.
Das geschieht übrigens völlig knackfrei und mittels Caps kann man die Umladezeit beeinflussen, sodaß er langsam aus, aber schnell wieder einschaltet. Die Noisegate-Steuerung würde autark an V1 abgegriffen und von einer OP-AMP-Schaltung ausgewertet, die einen Optokoppler à la PC357 ansteuert, der den BIAS bei Signal wieder auf ca. 35V schaltet.

So weit, so gut... Die Frage ist nur: Nehmen mir die Endröhren das übel, wenn sie in Spielpausen fast abgeschaltet werden und somit abkühlen, da nur noch ein sehr kleiner Ruhestrom fliesst?
Wenn das kein Handicap wäre, würde ich mich mal an so eine Schaltung heransetzen und ein Layout dafür machen...

Türlich kommt das dann auch in's Netz!  :)

Gruß

Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Kramusha am 9.02.2010 18:08
Irgendwie hab ich ein Déjà-vu.. Kann das sein? ;D

Generell hatte ich diese Idee auch schon, mir wurde aber gesagt, dass man immer noch was hört. Wollte es damals als simplen Standby nehmen.

Du meinst, man hört überhaupt gar nix mehr? Das wäre cool..

Lg :)
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: SvR am 9.02.2010 18:16
Salü,
Ich glaub nicht das das den Endröhren schadet. Die Heizung heizt ja weiter (abkühlen is also nicht  ;) ) und es würde ja auch noch ein kleiner Strom fliessen, sodass keine Kathodenvergiftung auftretten dürfte.
mfg sven
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Kpt.Maritim am 9.02.2010 18:24
Hallo

wenn ein kleiner Strom fließt, wird der garantiert unsymmetrsich sein, weil die Röhren im Abschnürbereich sicher nicht auf Symmetrie selektiert werden. Folglich wird es wegen der Asymmetrie brummen. geht man bis in die völlige Sperrung, dann vergiftet man die Kathoden.

Aber das ist alles noch harmlos. Durch die Verringerung der STromaufnahme, steigt die Netzteilspannung an. Das wäre per se auch nicht slimm. Aber wenn der Strom  wieder hochgefahren wird, dauert es um die Zeitkonstante der Siebstrecke lange, bis der Arbeitspunkt wieder ist, wo er soll. Diese Zeitkonstante ist in aller regel zu groß für ein Noisegate.

GKlüger wäre das Ganze an die Phasenumkehr zu setzen.

Viele Grüße
Martin
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 9.02.2010 18:36
Ein Brummen durch Unsymmetrie habe ich bei dem Versuch nicht gehört.
Der Clou ist j hier, daß nicht total abgeschnürt wird.
Bei mir gibt's übrigens eine eigene Trafowicklung für den BIAS (ca. 50V AC)
Hier ist die Rückwirkung nihct ganz so groß.
Dreh einfach mal die Bias-Spannung negativer und achte auf den Geräuschpegel. Ich kann bei mir den Bias bis ca. -70V hochdrehen, aber soviel braucht es gar nicht.
In der Praxis bräucht ich ein zweites Trimmpoti, mit dem man quasi die voreingestellte Bias-Spannung anheben kann. Wird dieses durch einen Transistor kurzgeschlossen, ist der Amp sofort wieder da. Liegt ein Cap parallel zu dem Zusatzpoti, liegt's an diessen Kapazität, wie lange das "Gate " braucht, um wieder dichtzuschalten.

Die Skizze im Anhang ist nur eine ganz grobe Verdeutlichung aus SPICE heraus....

Hauptsache aber: Können die Röhren das problemlos verarbeiten?
Der Dynacord Eminence wurde früher so auf Standby geschaltet.

Gruß



Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: SvR am 9.02.2010 18:40
Salü,
Du könntest ja auch einfach mit dem Optokoppler das Signal zwischen Preamp und PI muten.
mfg sven
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Kramusha am 9.02.2010 19:01
Dazu bräuchte man aber ein Mosfetrelais wie AQY210EH.. Mit einem Transistor wird das wahrscheinlich nix :o

Lg :)
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Doas am 9.02.2010 19:25
Hallo,

das geht auch wunderbar mit 2FETs, die bei 0 Signal an zwei Positionen (eine vorn, eine hinten) den Signalweg zur Masse kurzschliessen. Am günstigsten sind P-Channel FETS. Signalspannung gleichrichten - kleines C mit 3M parallel - aufs Gate von beiden FETs - fertig.
Funktioniert in einem Basszerrpreamp bei mir ganz gut.

Das mit dem zu negativen Bias geht aber auch. Das die Röhren dabei schaden nehmen glaube ich nicht.

Grüße!
Doas
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 9.02.2010 19:29
Dann würde ich es an der Stelle eher über eine LDR-Schaltung machen :)
Der Witz an der Endstufengeschichte ist (zumindest bei meinem Amp), daß das Abschalten geräuschfrei passiert und das ganze auch mit einer kleinen Rampe, also nicht abrupt passiert.
Sinn und Zweck ist, daß der Amp Ruhe gibt, wenn an der Gitarre der Volume-Regler komplett zu ist. Er soll ja in keinster Weise das Spielen beeinflussen. Nur halt: Gitarre zu -> Amp auch zu !
Ein Gate à la Hush oder ISP will ich da gar nicht mit ersetzen. Bei einer Strat dürfte dann das normale Singlecoil-Gebrummsel wieder reichen, das Ding aufzuschalten, wenn man Volume am Instrument aufdreht.
Das Ding ist quasi ein Auto Standby :)

Gruß

Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 10.02.2010 12:21
So... im Spice-Simulator steht die Schaltung schon fast....

Angesteuert wird das ganze vom Anodenabgriff der ersten Röhrenstufe. Die Schaltung sieht jetzt etwas aufwändiger aus, weil eine Signalbefilterung eine Reaktion auf 50Hz-Netzbrumm , Subsonic-Anteile und HF stattfindet. Die höchste Empfindlichkeit liegt im Bereich  200Hz bis 2 Khz. Bei Max. Gain der Verstärkerstufe dürfte schon das Rauschen von V1 ausreichen, um das Gate zu öffnen, wenn man's übertreibt.
Gedacht ist das so, daß bei zugedrehtem Volume-Poti an der Klampfe das Gate noch zu ist und schon bei sehr kleinen Signalen öffnet.
Die Komparatorstufe arbeitet mit einstellbarer Hysterese, um Thresholdflattern zu unterdrücken.
Versorgt wird das kleine Schei**erchen durch die 6,3V AC. Die 100R Symmetrierwiderstände sind mit eingezeichnet, weil ich sie für die Simulation brauche. Im Grunde ist das ein Voltage-Tripler. Falls +/-8 bis +/- 15V vorhanden sind, können diese Spannungen natürlich auch genommen werden. Der OP muß kein LT sein. Ein TL074 tut's genauso.

Wichtig! Die PDF-Datei im Anhang sollte nach dem Download in .asc umbenannt werden, um sie direkt in LTSpice einzulesen.

Die Ausgangsschaltung mit dem Optokoppler kann natürlich auch genutzt werden, um LDR-Coupler oder was auch immer anzusteuern.
Der Teil auf der Sekundärseite ist reinweg verstärkerspezifisch.

Any Comments welcome!

Gruß

Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Headsurgeon am 10.02.2010 12:51
Hi,

du musst mit erheblichen Uebernahmeverzerrungen rechnen, waehrend das Noise Gate
regelt....

Gruesse!

Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 10.02.2010 13:18
Schon klar, das Gate soll aber erst regeln, wenn nur noch das Grundrauschen da ist, und da stört's nicht. Es soll keineswegs ein herkömmliches Gate ersetzen, sondern nur dafür sorgen, daß der TW-Express absolut still ist, wenn am Input nix anliegt.

Alternativ kann man ja LDR-Optos damit ansteuern, die dann den Input vor dem PI abwürgen, wenn es in kritischeren Bereichen eingesetzt wird.

Gruß

Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Doas am 10.02.2010 18:18
Toll!
Hut ab !
N Verstärker , der nicht so brutal rauscht, wäre aber noch toller !
Grüße!
Doas
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 10.02.2010 18:50
Naja, brutal rauschen tut er nicht, aber bei der Probe nervt es schon, wenn alles ruhig ist. Tja, so ist's nun mal bei einem High-Gain-Amp ohne Mastervolumen....
Nen lauter PC-Lüfter nervt mich ja auch  ;D  Ausserdem spart der Amp dann Strom  :angel: >:D

Gruß

Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Andy am 11.02.2010 11:41
Hi Stefan,

finde die Idee prinzipiell gut, hab selbst so einen Kometen/TW-Ableger mit (vollkommen überflüssiger) G2-Regelung. Bin von EL34 (hab dort bei meinem 44W gemessen) schon zu 6L6, aber es doch noch immer viel, viel zu laut. Zur Zeit lasse ich den einfach auf einen Lastwiderstand laufen und bremse so Rauschen und Lautstärke auf ein erträgliches Maß.

Eine solche Gateschaltung mit AQY habe ich vor längerer Zeit mal testweise mit einem µC realisiert, das Problem war jedoch, dass der AQY nicht wir eine LED mittels PWM dimmbar ist, sondern sehr abrupt schaltet. Das ist für das Wiedereinschalten zwar super, macht aber in der Ausklingphase probleme, weil man diesen letzten Sprung doch hört. Wahrscheinlich ist die Lösung, die Engl verwendet (die schließen wohl mittels FET ein Gate kurz) doch besser.

Gruß
Andy
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 11.02.2010 11:59
Das Wegregeln über den Bias ist zwar prinzipiell unsauber, aber das Teil soll ja erst reagieren, wenn kein Nutzsignal mehr da ist, also nur noch das Eigenrauschen des Verstärkers verbleibt. Ich habe das ganze n der Praxis mal manuell mit einem simplen Schalter ausprobiert, dem ein kleiner Kondensator paralelgeschaltet wurde. Der Cap verhindert Knackgeräusche und je nach Größe wird dann auch recht weich weggeregelt. Wenn dabei das Rauschen durch Übernahmeverzerrungen für z.B. 0,3 sec. verzerrt wird, stört das auch nicht.

Es ist wie gesagt nicht dafür da, eventuelles Brummen der Klampfe gleich mit wegzufiltern. Sobald Töne erklingen soll das Ding auf sein, denn dann hört man ja schon alleine durch den psychoakustischen Verdeckungseffekt das Amprauschen nicht mehr.

Dem Rauschen werde ich jetzt zusätzlich noch einmal beikommen, indem ich ne andere Vorstufenröhre reinsetze. 'Nen Tip von Dirk habe ich schon bekommen. Das Gate ist dann wirklich nur für den Rest, wenn die Gitarre zugedreht ist. Netzbrumm, Heizungsbrumm oder irgendwelche anderen Schwingungsartefakte liegen bei meinem Amp-Aufbau unter dem Rauschlevel, spielen also keine Rolle. Radio Praha ist auch nicht drin  ;)

Gruß

Stefan
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Saucerman am 15.02.2010 17:21
Hey,
alles langweilig  ;D
Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, das ganze mit nem Arduino (oder ähnlichem µC) umzusetzen?

Viele Grüße
Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Fandango am 15.02.2010 19:21
Hi Stephan,
ich denke dass das Teil zu langsam reagieren wird.
Ganz sicher wird der erste Solo-Ton verschluckt werden.
Einfacher und sicherer würde das mit einem FET gehen der parallel zum Gitterwiderstand von der Treiberstufe hängt und von einem OP angesteuert würde der sein Signal von der ersten Stufe bekommt.
Mit dieser BIAS-Steuerung handelst Du Dir vielleicht nur noch eine zusätzliche Fehlerquelle ein.
Oder Du machst das wie ich es gemacht habe, OP-Amp in der ersten Stufe und Tschüss Rauschen.


Gruß,
Georg

Titel: Re:Noise-Gate über Endröhren-Bias
Beitrag von: Tube_S_Cream am 23.02.2010 12:55
Naja, zu langsam ist relativ...
Solbald das Volume-Poti der Klampfe aufgedreht wird, recht u.U. schon das Nebengeräuschpotential der Gitarre selbst aus, bzw. das Berühren der Saiten. Es soll ja wie gesagt kein Gate sein, wie man's als Bodentreter kennt.  Zudem sollten Zeiten um 1ms reichen, das Gate schnell genug aufzubekommen.

Betracht das Ding mal ganz simpel als sehr schnelles und knackfreies Auto-Standby :)

Gruß

Stefan