Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Design & Konzepte => Thema gestartet von: es345 (†) am 19.10.2010 20:27
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Hi,
Im Nachgang zu unserem Treffen letzten Samstag für Interessierte hier die Röhrenkompressorschaltung der Jazz- Combo.
Die Funktionsweise beruht auf der Steuerung der Gittervorspannung der Eingangsröhre:
Das Ausgangssignal von V1a wird steuerbar über das Compression - Poti durch V1b verstärkt und anschließend negativ gleichgerichtet. Mit zunehmendem Signalpegel wird das Gitter von V1a mehr negativ vorgespannt, dadurch verringert sich die Verstärkung und das Signal (Regelkreis). Der 1u5 Glättungskondensator hinter der Diode bestimmt das Ausschwingverhalten.
Gruß
Hans- Georg
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Hallo Hans-Georg,
das sieht interessant aus und die Funktion kann ich nachvollziehen bis auf den Kondensator (1µ5) hinter der Diode.
Eigentlich wirkt der doch dem Compressor entgegen, indem er die Pegelspitzen des "negativen Feedbacksignals" abfängt und damit diese Pegelspitzen schwächer gedämpft werden? - Das sollte doch prima ohne diesen Kondensator funktionieren?
Grüße,
Swen
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hi hans-georg
ein klassischer röhrenkpompressor wäre wirklich mal was nettes - es gibt einige nette designs aus den 50ern, zb. der 1176LN. gyraf.dk hat in seiner linkliste einige sehr interessante teile (eigene diy-teile wie auch auf "referenzteile"). ich war im letzten jahr auch mal so weit, habe mich dann aber für einen SSL-BUS compressor entschieden, den ich hier im forum auch mal kurz vorgestellt hatte. der ist allerdings auf sand gebaut (keine röhren), weist jedoch eine tolle, weiche kompressionschrakteristik auf, die sehr natürlich klingt (wenn man das mag).
der 1.5uf C - ausschwingverhalten - willst du damit erreichen, dass die kompression natürlicher klingt? mir ist der effekt nicht ersichtlich.
herzliche grüsse
/ martin
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Hi,
der Kondensator hat 2 Funktionen:
1. Glättung der negativen Halbwellen zur einer negativen Gleichspannung.
2. Der Kondensator wird über die Widerstände 330k,33k und 1M (Reihenschaltung) entladen.
Die Zeitkonstante bestimmt, wie langsam die negative Gleichspannung bei abklingendem Eingangssignal zurückgeht und damit die Verstärkung wieder zunimmt.
Ich habe den Kondensatorwert experimentell bestimmt. Ist er zu klein und damit die Zeitkonstante zu kurz, fängt das Ganze an zu pumpen. Ist er zu groß, wird sehr schnell komprimiert, aber zu langsam nachgeregelt.
Was mich gereizt hatte, das Ganze mit nur einer Triode zu probieren und akzeptable zum Laufen zu bringen.
Gruß Hans- Georg
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Aaach, ja klar, ich habs verstanden - ohne den Kondensator wärs wirklich eher etwas wie eine Gegenkopplung, aber man möchte ja die Gitter-Kathodenspannung der ersten Stufe modulieren!
Ist der Effekt denn gut nutz- bzw. dosierbar?
Grüße,
Swen
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Ich setz ihn ab und zu dezent ein - Compressor Regler auf 50% -, bei clean Solo's mit lang stehenden Tönen.
Also eher für den Jazz Bereich zu gebrauchen. Ich mach bei Gelegenheit ein paar Samples
Gruß Hans- Georg
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Salü,
Hat eigentlich schonmal jemand versucht einen Kompressor mit der 6AS6 oder ECH84 zu bauen und da die Verstärkung über das zusätzliche Gitter zu steuern?
Wenn man den Verstärker für die Regelspannung mit Sand ausführt, könnte man einen Kompressor mit der 6AS6 evtl. sogar in eine Trettmine einbauen.
Das wär doch mal was: Röhrenkompressor im Alu-B-Gehäuse :)
mfg sven
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Hallo Hans-Georg,
Ich setz ihn ab und zu dezent ein - Compressor Regler auf 50% -, bei clean Solo's mit lang stehenden Tönen.
Klingt ja spannend.
Wäre so ein Teil eigentlich auch mit einer anderen Doppeltriode in Niedervolttechnik realisierbar, z.B. als Mod eines der TT-Projekte?
Beate
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Salü,
Bin zwar nicht Hans-Georg aber,
Im Sommer hatte ich auch den Gedanken eines LoV-Kompressors. Stand der Planung ist, die 6AS6 (Regelung über g3 http://frank.pocnet.net/sheets/093/6/6AS6.pdf) zu verwenden und für die Verstärkung der Regelspannung einen OPamp. Leiter kam mir dann das WS dazwischen, sodass ich dir nicht mit praktischen Erfahrungen weiterhelfen kann. Eine normale Triode mit der oben gezeigten Schaltung geht mit Sicherheit auch. Ich würde aber bei nem LoV-Projekt der Einfachheit halber, den Regelverstärker mit Sand ausführen (OPamp oder Transe).
mfg sven
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Hallo Beate,
Das sollte im Prinzip auch in Niedervolttechnik gehen. Der Regelbereich wird wahrscheinlich veringert sein.
Die obige Schaltung hat bei nicht aktiven Compressor eine Verstärkung von knapp 100 (wegen Kathoden C).
Da heißt:
- angenommen 200 mV eff Eingangssignal ergibt ca 560mV peak to peak
- Verstärkung 66 ergibt 37 V peak to peak (edit: korrigiert)
Dieses Signal kommt bei Ua= 230V sollte noch sauber durch.
Nimmst Du nun Niedervoltröhren mit z.B. 50V Ub oder weniger, wird die Problematik klar.
Ich würde bei Niedervoltschaltungen eher auf LDR Komponenten übergehen (VTL5C1 etc), eine Beispielschaltung siehe unten. Sie funktioniert ganz gut, wenn Du sie z.B. in FX out/FX in einschleifst.
Gruß Hans- Georg
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Hi,
hier sind die versprochen Samples
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,13026.msg127092.html#msg127092 (http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,13026.msg127092.html#msg127092)
Gruß Hans- Georg
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Danke Hans- Georg,
das ist schon sehr außergewöhnlich. Gefällt mir sehr gut.
Weiter-kom-pressen
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:gutenmorgen:
Hans-Georg, sauber g'macht. :guitar:
Ciao
Martin
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bin gerade dabei mir eine bass preamp zu bauen und ich finde ein kleiner compressor wäre echt ein super feature. leider kenn ich mich mit kompressoren nicht besonders aus...
daher stell ich hab mal zwei dumme frage:
geht der compressor auch für bass?
und wenn nicht: was sollte ich ändern damit er mit nem bass funktioniert.
grüsse
simon
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Hi Simon,
einen Bassvorverstärker würde ich immer auf geringstmögliche Verzerrung auslegen. Der oben vorgestellte Kompressor führt bei starker Kompression zu einer leichten "Hintergundverzerrung" durch die starke Verschiebung der Kennline. Das könnte beim Bass als störend empfunden werden.
Ich habe daher in meinem Bassverstärker einen Kompressor mit einem VTL5C1 eingebaut, mit Röhre als Signalverstärker. Der Schaltplan liegt bei, siehe Anhang.
Wenn du keine Triode mehr frei hast nimm diese Schaltung
http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,13342.msg126078.html#msg126078 (http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,13342.msg126078.html#msg126078)
Grundsätzlich gibt es noch wesentlich komfortablere Kompressoren, diese hier haben mir ausgereicht und verursachen akzeptablen Aufwand.
Gruß Hans- Georg
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Hi Simon,
der Kompressor würde wohl auch mit dem Bass funktionieren. Einfach so.
Vermutlich würde er aber verbessert, wenn man den Frequenzgang und Arbeitspunkt der Eingangsstufe im Bassbereich und die Zeitkonstanten der Regelung anpasst:
der 1 uF-Kondensator dürfte vergrößert werden müssen, u.U. deutlich (Frequenzgang), die 1.5 uF hinter der Diode der zweiten Stufe vielleicht auch einen Tick anders, weil ein Bass sich im Ein-und Ausschwingverhalten von der Gitarre schon unterscheidet.
Ich kann mir auch vorstellen, dass bei einem Kompressor für den Bass der Arbeitspunkt für die Eingangsstufe näher an der Neutralposition justiert sein sollte, also der Rk irgendwo zwischen den derzeitigen 2.7 kOhm und 1.5 kOhm. Da müsste dann wohl das Ohr entscheiden.
All das würde ich ausgehend von der Originalschaltung experimentell bestimmen und mit dem Kathoden-C und dem Kathoden-R der ersten Stufe anfangen.
Viel Erfolg
Beate
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hallo alle zusammen,
ich hab meine preamp gestern mal aufgebaut (http://lesuedois.fr/2010/11/13/like-our-forefathers-did/ ). der sound lässt an sich nichts zu wünschen übrig, hab nen bassman mit pre-Out und power-IN zum testen da. da hör ich echt keinen unterschied... O0
mir geht aber noch ein bisschen gain ab. von dem her werd ich jetzt mal eine zweite platine aufbauen mit dem kompressor und das ganze zwischen der zweiten triode und Mastervolume hängen , anschliessend werde ich wie alle weiteren werte mehr oder weniger experimentell bestimmen.
irgendwie ist mir auch die idee gekommen die erste triode als cathode follower aufzubauen, von wegen verzerrung... einfach mal ausprobieren... ???
bis denn,
simon
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Simon,
bitte stell mal Deine geplante Gesamtschaltung rein, sonst besteht die Gefahr des Missverständnisses.
Falls Du mit der ersten Triode die Kompression aufbauen willst: ein Cathode follower hat die Verstärkung 1,
damit kannst Du keine Verstärkung regeln.
Gruß Hans- Georg
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viellen dank es345, war ne schnapsidee. mehr gain mit einem gain von 1... klar oder?
hier ist mein schema:
einmal die preamp des bassman:
(http://lesuedoids.files.wordpress.com/2010/11/11.jpg)
und dahinter der compressor:
(http://lesuedoids.files.wordpress.com/2010/11/21.jpg)
die werte werden später angepasst, bin ein bisschen durcheinander gekommen als ich das vorher gezeichnet hab...
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Hallo Simon,
Meine Schaltung http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,13342.msg125728.html#msg125728 (http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,13342.msg125728.html#msg125728) hat als Eingang direkt die Gitarre oder den Bass. Der Grund: das Eingangsignal ist dann noch ein "Kleinsignal" (max ~1V eff), dadurch halten sich beim Verschiebeen der Kennlinie die Verzerrungen in Grenzen. Je größer das Signal desto mehr Nichtlinearität. Wenn Du ihn hinter Deine Schaltung packst, ist das Signal verstärkt.
Pack den Kompressor vor Deine Schaltung.
Gruß Hans- Georg