Tube-Town Forum
Technik => Tube-Talk => Thema gestartet von: BertD123 am 25.05.2011 11:11
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Salut,
beim abendlichen Spaziergang mit dem Hund bin ich über eine alte Musiktruhe (50er/frühe 60er) gestolpert, die zum Sperrmüll rausgestellt wurde. Die Rückwand fehlte, und da habe ich mir ein paar Röhren gezupft, die mir als E-Gitarrero irgendwie bekannt vorkamen:
Telefunken ECC83
Telefunken ECC82
Valvo ECC85
Die Telefunken habe ich in meinem Fender-Amp direkt ausprobiert, funktionieren einwandfrei, wobei die ECC82 mit persönlich zu schwach ist.
Aber was ist die Valvo ECC85 für eine Röhre? Kann ich die auch gebrauchen und was kann ich mir von ihr versprechen in einem Gitarren-Amp? In Wikipedia habe ich gelesen, es wäre eine "verbesserte" ECC81 ...?!
Was haltet ihr von der Qualität meines Fundes?
Grrrrrretingz
Bertold
PS: Beim leicht feuchten Abwischen der angestaubten Röhren war sofort die Beschriftung weg ... schade.
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Moin,
guckst Du hier (http://tdsl.duncanamps.com/show.php?des=ECC85). Ist auch eine Doppeltriode, aber mit leicht anderem Pinout: Pin 9 ist hier nicht der Mittelabgriff der Heizung, sondern ein Trennschirm zwischen den Systemen. In meinem Löwe Opta sitzt die im UKW-Empfangsteil.
Gruß, Nils
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Hi Nils,
Danke für die Info. :)
Meine Frage als Technik/Röhren-Laie wäre eher, ob ich die Röhre in einem Gitarren-Amp statt einer ECC83 problem- und gefahrlos verwenden und - wenn ja - ob ich von ihr positive Ergebnisse, also einen guten Sound erwarten kann.
greetz
Bertold
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Klares nein. Aus dem Datenblatt geht ja hervor, dass die Röhre im Bereich der Heizung nicht pinkompatibel ist. In der Röhre werden die beiden Systeme über Pins 4 und 5 seriell mit 6,3V geheizt; in den meisten Amps sind Pin 4 und 5 miteinander verbunden. Die Röhre würde also gar nicht geheizt.
Gruß, Nils
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Wie Nils richtig gesagt hat, kannst du keine ECC85 in einen Sockel für eine ECC83 stecken. Darüber hinaus ist die ECC85 laut Datenblatt gebaut für: Oszillator-, Misch- und Verstärkerröhe für Fernseh- und UKW Empfänger. Also nicht ganz dein bevorzugtes Einsatzgebiet. Wenn du keine Verwendung für diese Röhre hast, könntest du sie hier um einen günstigen Preis anbieten, dann hast du auch was davon ;)
mfg ordi
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Hey,
das ist durchaus möglich, aber nicht so einfach.
die ECC81-83 haben die heizung im (üblichen) 6,3V betrieb folgendermaßen angeschlossen: pin 4 und 5 sind miteinander verbunden und bilden den einen heizungsanschluss, der andere ist die 9.
bei der ECC85 wären den eine anschluss die vier, der andere die 5, die 9 käme idealerweise auf GND.
wie rum die heizung gepolt ist oder ob ac oder dc ist jeweils wurst.
ergo müsstest du zum testen die heizungen an den sockeln umlöten. bei ptp gefrickel, bei platine größere aktion.
dazu kommt, dass es theoretisch/elektrotechnisch zwar ginge, aber ich keine ahnung hab, wie das klingen wird. die der ECC85 ähnliche ECC81 jedenfalls ist ein kompromiss zwischen 82 und 83.
Fazit: ich würds lassen, wenn dann mit einer ECC81 experimentieren. dabei aber vorsicht: wenn der amp einen kathodenfolger oder eine cathodyne-PI hat, nur bei hochgelegter heizung verwenden!
Grüße,
Raph
PS: was waren da noch für röhren drin? merke, man nimmt immer ALLE mit bei so was, rauswerfen kann man sie immer noch... ;)
Wenn da ne EF86 drin gewesen wär oder so, würdest dich jetzt wo rein beißen...
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Danke an alle! Jetzt habe AUCH ICH es begriffen.
Werde die ECC85 dann vielleicht verkaufen, wenn sie was Lohnenswertes einbringt.
Das mit dem "immer alle Röhen Mitnehmen" ist wohl richtig. Aber ich will mich ja jetzt nicht ärgern. Drum, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß ... oder vielleicht doch?! :o
LG
Bertold
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Mahlzeit,
einen Röhrensuchhund hätte ich auch gerne ;D
Wie raphrav schon erwähnte:
Immer ein bischen genauer reinsehen. Manchmal ist auch noch eine EZ81 drin oder eine EL95 oder ECL86 oder PCL86.
Anyway: Ich habe vor ca. 20 Jahren mal probeweise eine einfache (Vor)Verstärkerstufe mit einer halben ECC85 aufgebaut (Widerstandswerte wie für ECC81 üblich) - die klang sehr sauber (ich meine nebengeräuscharm).
Für einen HiFi-(Vor)Verstärker würde ich sie jederzeit verwenden. (Für einen Gitarrenverstärker ist sie mir fast schon zu schade)
Schönen Nachmittag noch
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Klasse, ein RÖHRENSUCHUND- da hat Bertold ja eine echte Marktlücke entdeckt! :laugh:
"Rent a valve dog" ;D
Gruß
Jacob
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Wuf - Hächel Hächel
@orange: Deine Logik kann ich überhaupt nicht nachvollziehen...
mfg ordi
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Hi,
ich kann die Logik ein wenig nachvollziehen.
In einem Gitarrenamp ist das Frequenzband oftmals so beschnitten dass eine HiF-taugliche Röhre ihre Stärken garnicht ausleben kann.
In einem Bassamp ist das natürlich ganz anders 8)
Gruß Matze
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PS: Beim leicht feuchten Abwischen der angestaubten Röhren war sofort die Beschriftung weg ... schade.
Das ist mir diese Woche auch passiert: Fundstück bei Entrümpelung eines Abbruchhauses, Fernseher Marke "Schaub-Lorenz", Röhren geborgen, beim Abwischen des Jahrzehnte alten Grindes war die Beschriftung weg. Wie krieg ich nun raus, was das für Röhren sind? Ich meine mich errinnern zu können, dass auf einigen was wie "PCL80 oder 86" und "EF80" draufstand.
In einem Bassamp ist das natürlich ganz anders 8)
Volle Zustimmung 8)
Grüß
Matthias
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ich kann die Logik ein wenig nachvollziehen.
In einem Gitarrenamp ist das Frequenzband oftmals so beschnitten dass eine HiF-taugliche Röhre ihre Stärken garnicht ausleben kann.
Zeig mir eine Röhre die nicht für HiFi entwickelt wurde, eigentlich sind alle Röhren HiFi Röhren nur manche klingen übersteuert anscheinend "besser".
mfg ordi
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Servus, zusammen!
Na ja, ich will jetzt hier nicht als Oberlehrer rüberkommen :police:, aber die Röhren, die wir hier meistens verwenden, wurden schon lange vor "Erfindung" des Begriffs HiFi entwickelt und sind prinzipiell für Niederfrequenzanwendungen gedacht - das sind aber nicht zwingend nur Audiosignale.
Viele Grüße,
Joachim
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Morgen,
ich hab' damals ein paar Sachen ausprobiert (mit Fernseh- und Radioröhren):
- EF80 mit 1 MegOhm Anodenwiderstand (klang grässlich)
- PCL86 als Eintakt-A genauso wie sie in einem Grundig Markgraf drin war. (hat sich manchmal so komisch verschluckt - ob's am 10Meg Eingangwiderstand lag oder an möglicherweise kaputten Siebelkos kann ich nicht sagen.)
- Und die ECC85 mit derselben Beschaltung wie in der ersten Triodenstufe (ECC81) eines Dynacord Imperators - das klang sehr sauber; auffallend wenig Rauschen und "Dreck" im Ton.
Mir ist klar, daß es nicht nur an der Röhre liegt sondern an allem DrumHerum in der Schaltung aber das war für mich damals schon eine Überaschung, daß diese alte Technik so klar klingt.
Habe auch aus der ersten Stufe der Endstufe eines Solton Chorus 50 (den gab's mal kurzzeitig in blauem Gewand und mit ECC83,4xEL86-Endstufe) das Signal der ersten ECC83-Stufe abgenommen - da war ein Unterschied zur ECC85 drin.
@12stringbassman
Die Röhre EF80 war mit Sicherheit drin - die war als ZF-Stufe in fast jedem mittelpreisigen Radio und Fernseher drin. Das war wahrscheinlich die, bei der man ein zylindrisches Drahtgitter im Kolben sieht und darin "vergittert" den Aufbau der Röhre.
Die PCL86 war's dann, wenn der Fernseher keinen Netztrafo oder Heiztrafo hatte sondern nur einen riesengroßen (Havanna-Zigarre) Lastwiderstand um an 220V die Heizspannung aller in Serie betriebenen Röhrenheizfaden auf den richtigen Strom zu bringen und sanft anzufahren.
Wenn ein Heiztrafo drin war, war's wahrscheinlich eine ECL86.
Ich hoffe du hast auch alle anderen Röhren mitgenommen - manchmal sind so unscheinbare Exemplare dabei, die von außen durch den Kolben betrachtet so gar nicht nach üblicher Doppeltriode aussehen aber nach ein bischen Bildergooglen oder anhand des Aufdrucks als PC86 oder PC88 identifiziert werden kann. Und solche Röhren sind unter Umständen auch Audio-tauglich.
Dann sind oft noch so komische Röhren mit einer metallischen Warze oben drauf drin PY88 oder PL50x (Erstere kann manchmal als Gleichrichterröhre verwendet werden (in Vorstufen oder 1-2Watt Amps), letztere, etwas dick anmutend, als Triode beschaltet für einen LowWatt Audioverstärker)
Apropos - war da ein Eintakt-Ausgangübertrager drin ? Die alten Fernsehteile liefern als Hallübertrager in der Regel einen passablen Ton.
Äh, eigentlich wollte ich hier niemand zutexten...
Bis zum nächsten mal