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Technik => Tech-Talk Gitarre und Bass => Thema gestartet von: DerLiebeJ am 25.05.2011 19:51

Titel: Phenomen Deadspots
Beitrag von: DerLiebeJ am 25.05.2011 19:51
Moin allerseits!

Deadspots sind denke ich ein bekanntest Phenomen. Mich interessiert, wodurch sie entstehen, durch welche Faktoren sie begünstigt/benachteiligt werden und was man tun kann, wenn ein Hals/ein Bass/eine Gitarre eben Deadspots hat.

Konkret geht's um meine Baritongitarre. Sie hat einen Erlekorpus mit Ahorndecke, einen einteiligen Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett, sehr tiefe Cutaways (BC Rich Virgin Form) und eine versenkte TOM-Bridge mit STU-Saitenführung, wobei der Winkel hinter der TOM sehr flach ist. Ich spiele in dropped C und habe aktuell Ernie Ball 11-54 Saiten aufgezogen. Vor dem letzten Saitenwechsel (da warens noch GHS Boomers 9-46) sind mir keine Deadspots aufgefallen. Nun kommt's mir so vor, dass die G-Saite generell sehr unsauber schwingt und vor allem um den 13ten Bund auch ein extrem kurzes Sustain hat. Tonabnehmer sind ein Schaller 2in1 und ein MGH PAF-Style Humbucker am Hals. Stratitis würde ich daher ausschließen...

Hoffe auf einen interessanten Thread :)

Grüße,
Bela
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: 12stringbassman am 25.05.2011 21:36
Sind die Bünde alle sauber drin? Ist keiner locker? Manchmal kommt es vor, dass ein einzelner Bund etwas nachgibt. Mit dem darübergelegten Lineal schaut alles gut aus, aber wenn Du eine Saite greifst, bewegt er sich um ein µ.
Eine andere Ursache könnte der Halsstab sein, der nicht ganz stramm in seiner Nut liegt.
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: Nils H. am 25.05.2011 22:08
Moin allerseits!

Deadspots sind denke ich ein bekanntest Phenomen. Mich interessiert, wodurch sie entstehen, durch welche Faktoren sie begünstigt/benachteiligt werden und was man tun kann, wenn ein Hals/ein Bass/eine Gitarre eben Deadspots hat.

Konkret geht's um meine Baritongitarre. Sie hat einen Erlekorpus mit Ahorndecke, einen einteiligen Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett, sehr tiefe Cutaways (BC Rich Virgin Form) und eine versenkte TOM-Bridge mit STU-Saitenführung, wobei der Winkel hinter der TOM sehr flach ist. Ich spiele in dropped C und habe aktuell Ernie Ball 11-54 Saiten aufgezogen. Vor dem letzten Saitenwechsel (da warens noch GHS Boomers 9-46) sind mir keine Deadspots aufgefallen. Nun kommt's mir so vor, dass die G-Saite generell sehr unsauber schwingt und vor allem um den 13ten Bund auch ein extrem kurzes Sustain hat. Tonabnehmer sind ein Schaller 2in1 und ein MGH PAF-Style Humbucker am Hals. Stratitis würde ich daher ausschließen...

Hoffe auf einen interessanten Thread :)

Grüße,
Bela

Moin,

ist Dir das über mehrere Saitensätze aufgefallen, oder hast Du die G-Saite mal getauscht? Vielleicht ist die einfach inne Fritten, hat irgendwo einen leichten Knick oder sowas. Ich hab auch schon nagelneue Saiten weggeschmissen wegen sowas.

Gruß, Nils
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: bea am 26.05.2011 00:09
Ich möchte nichts zu den Saiten sagen, sondern zu den Deadspots: die entstehen, wenn eine Resonanz in Hals oder im Korpus angeregt wird. Das entzieht dem hörbaren Nutzsignal die Energie (sie wird ja für das Aufrechterhalten der Halsresonanz benötigt). Abhilfe kan man eigentlich nur schaffen, indem man die Resonanzen des Systems verschiebt und das zu einem möglichst brauchbaren Kompromiss austariert.
Wie geht das? Mit Zusatzmassen - entweder kleine Klemm- oder Schraubgewichte (Unterlegscheiben)  an der Kopfplatte oder aber - in die umgekehrte Richtung wirkend - leichtere Mechaniken. Bei einem meiner Fretless-Bässe waren die Dead Spots weg, nachdem ich das Grifffbrett mit PU-Lack behandelt hatte - da vermute ich einen weiteren Effekt, nämlich Schwingungsdämpfung durch die Beschichtung.

Diese Maßnahmen wirken allerdings auch auf den Gesamtklang des Intruments: Zusatzmassen haben in der Regel einen dunkleren Klang zur Folge, Masseverringerung macht den Ton brillianter. Auch das Einschwingverhalten verändert sich. Ziemlich komplex und nur mittels Trial and Error anzugehen.

Grüße

Beate
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: DerLiebeJ am 26.05.2011 08:11
Servus und vielen Dank für eure Beiträge!

@12stringbassman:

Das werde ich mir nochmal genau anschauen, aber ich glaube die sitzen ziemlich fest. Allerdings tritt der Effekt ja nicht ausschließlich an einem Bund auf sondern in einemgrößeren Bereich um den 13ten Bund. Und es tritt halt auch nur auf der G-Saite auf - wenn's am Bund läge,würden die anderen Saiten an dem Bund doch auch auffällig gklingen, oder?

@Nils H.:

Wie gesagt, ist mir das neulich ein paar Tage nach einemSaitenwechsel aufgefallen und da habe ich auch Hersteller und Stärke gewechselt. Kann gut sein, dass es an der Saite liegt. Auch die werde ich mir nochmal genau anschauen, ob sie irgendwelche Knicke hat.

@ Bea:
In welcher Größenordnung müssten die Gewichte denn ungefähr sein? Unterlegscheiben wiegen ja kaum was... Leichtere Mechaniken wären eigentlich eine Idee, da die Gitarre eh etwas kopflastig ist... Aber wenn es sich um eine bestimmte Resonanzfrequenz handelt, warum tritt der Effekt dann nicht im 18ten Bund der D-Saite oder im 9ten Bund der h-Saite auf? Die Frequenz ist ja dann die gleiche...

Grüße,
Bela
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: 12stringbassman am 26.05.2011 08:14
Aber wenn es sich um eine bestimmte Resonanzfrequenz handelt, warum tritt der Effekt dann nicht im 18ten Bund der D-Saite oder im 9ten Bund der h-Saite auf? Die Frequenz ist ja dann die gleiche...
...aber der Schwingungsknoten bzw. der Erreger ist wo anders.
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: Nils H. am 26.05.2011 10:30
Moin,

@Nils H.:

Wie gesagt, ist mir das neulich ein paar Tage nach einemSaitenwechsel aufgefallen und da habe ich auch Hersteller und Stärke gewechselt. Kann gut sein, dass es an der Saite liegt. Auch die werde ich mir nochmal genau anschauen, ob sie irgendwelche Knicke hat.


manchmal sieht man das auch nicht, oder die Saite ist an sich einfach Schrott. Mit schlechten Saiten kann es zu den merkwürdigsten Effekten kommen. Ich hatte da mal eine Extremerfahrung: Ich hab mal bei einem großen Musikalienversender fünf Sätze Saiten für umme zu einer Bestellung dazu bekommen. Einem Geschenken Gaul schaut man ja nicht ins Maul, deshalb habe ich einen der Sätze auf eine meiner Gitarren aufgezogen, und darauf hin mehrere Stunden damit gekämpft, die Axt intonationsrein zu bekommen, und die Gitarre wirkte wie tot mit den Saiten. Am Ende des Tages habe ich einen neuen Satz Ernie Ball aufgezogen, und die übrigen vier Gratissätze sind ungeprüft im Müll gelandet...

Gruß, Nils
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: michelchen am 26.05.2011 11:17
Hallo,

man sollte auch bedenken , dass du stärkere Seiten als vorher aufgezogen hast, die stärker ausschwingen wie dünneren.Vielleicht musst du nur die G Seite etwas an der Bridge anheben.Man kann das leicht feststellen, in dem man ein Bending auf der G Seite durchführt an mehreren Positionen, wenn der Ton irgentwo stirbt, kann man davon ausgehen, dass die Seite einen Bund beim ausschwingen berührt.

Gruß Markus
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: DerLiebeJ am 26.05.2011 13:54
Servus und nochmal danke für eure Antworten :)

@12strinbassplayer:

Welche Schwingungsknoten meinst du genau? Die der Obertöne in der Saite oder igendwelche Schwingungsknoten im Holz?

@Nils H.: Ich werde demnächst eh wieder die Saiten wechseln, da meine Band ihr Tuning evtl. von dropped C wieder auf dropped D erhöht. Dann werde ich nochmal genau drauf achten, ob ich wieder/immer noch Deadspots habe. Bin leider noch nicht dazu gekommen mir die Saite nochmal genau an zu schauen...

@michelchen: Meine Saitenlage ist nicht wirklich flach und da die Gitarre eine 27"-Mensur hat sind die Saiten auch eigentlich relativ angemessen von ihrer Stärke her... Ich überlege aber auch eh sie neu bundieren zu lassen, da sich leider das Griffbrett verzogen hatte und ich dann erst mal nur die Bünde neu abrichten ließ. Daher sind sie eh sehr flach...

Würde es bezüglich Deadspots etwas bringen das Griffbrett neu abrichten zu lassen und die Gitarre neu bundieren zu lassen?

Grüße,
Bela
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: 12stringbassman am 26.05.2011 16:20
Welche Schwingungsknoten meinst du genau? Die der Obertöne in der Saite oder igendwelche Schwingungsknoten im Holz?
Die im Holz.

Neu bundieren kann, muss aber nicht zur Verbesserung führen.

Die ganze Geschichte klingt mir nach einer selbst gebauten Gitarre. Ist das so?
Du schreibst von verzogenem Hals bzw. Griffbrett neu abrichten.
Kann es sein, dass das Holz für Hals und/oder Griffbrett nicht lange genug abgelagert war, im Moment des Verleimens unterschiedliche Feuchte hatte oder möglicherweise nicht sauber aufgeschnitten wurde, so dass die Jahresringe schräg zur Mittelachse des Halses stehen?

Ich habe nach inzwischen fast einem Dutzend selbst gebauter Instrumente die Erfahrung gemacht, dass solche Dinge wirklich viel ausmachen. Inzwischen laminiere ich die (duchgehenden) Hälse meiner Instrumente aus drei Streifen Riegelahorn mit einer mehrlagigen Schicht Trennfurnier dazwischen mit Epoxydharz zusammen. Das sieht gut aus, macht einen steifen Hals ;) und verhindert dieses Phänomen der Toten Punkte einigermaßen zuverlässig.
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: bea am 27.05.2011 00:26
Hallo Bela,

so wie Du das schilderst, würde es tatsächlich einen Sinn machen, das Griffbrett erstmal sauber abrichten zu lassen (bzw. vorher den Hals gerade zu biegen). Ds wird mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits Auswirkungen auf eventuelle Dead Spots haben. Aber vorher würde ich erstmal prüfen, ob es nicht vielleicht wirklich nur die Saten sind.

Zu den Unterlegscheiben - da verwende ich Kotflügelscheiben 10.5 x 30 mm aus Messing (das spezifische Gewicht von Messing ist etwas größer als das von Stahl), und ich benötige mehrere. Wenn die am Kopf der Gitarre befestigt werden, ist wegen der Hebelverhältnisse keine besonders große Masse notwendig.
Vor dem Anwenden bitte auf jeden Fall ebenfalls testen: ich habe die Scheiben zunächst mal unter die Saiten geklemmt. Und ganz vorher einfach mal probehalber eine Schraubzwinge angeklemmt.
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: DerLiebeJ am 27.05.2011 01:58
@12stringbassplayer:

Nein, selbst gebaut ist die Gitarre nicht, aber von einem damals noch recht jungen Gitarrenbauer, der halt nicht mehr Geld verlangte als ich damals zur Verfügung hatte... Soweit ich mich erinnere müsste er damals (habe die Gitarre seit 2006) schon ~ein Dutzend Gitarren gebaut gehabt haben. Zum Alter/Zustand der Hölzer im Bau kann ich leider nichts sagen...
Hab mir die Saite übrigens mal genau angesehen und konnte weder Unregelmäßigkeiten sehen noch fühlen.

@Bea:

Ich werd's mal mit ner Schraubzwinge probieren, das ist ne gute Idee.

Vielen Dank für's helfen und gute Nacht
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: robdog.ch am 27.05.2011 03:56
Moooin

Es ist schon schade. Bestes Holz wird wegen Ungeduld und Kostendruck einfach "verfeuert". Musste dies leider schon oft bei Holzlieferanten wie auch bei Instrumentenbauern feststellen.

Überhaupt ist eine der grössten Herausforderungen im Instrumentenbau die Geduld! Für meinen Es335-Nachbau investierte ich 255h ohne Lackierarbeiten! Das Holz richtig und lange genug zu lagern ist da nur der Anfang!  ;)

Gruss
Röbi
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: michelchen am 27.05.2011 08:24
Hallo@DerLiebeJ

ich glaube dir das die Seitenlage ohne das du eine Seite drückst optimal ist. Fakt ist, dass Griffbrett ist verzogen und muss neu abgerichtet werden, richtig?
Da liegt der Verdacht doch nah, dass die Seite ein Bündstäbchen berührt. Ich sagte nicht umsonst du solltest mal ein Bending machen, da gerade die untersten Seiten über die Griffbrettwölbung drüber müssen, ohne ein Bundstab zu berühren. Schaffen sie das nicht an allen Positionen, muss die Seitenlage angehoben werden. Ich will einfach nur vermeiden, dass du kleinigkeiten wie eine Seite eine halbe Umdrehung mit dem Scharubendreher zu verstellen, nicht mal ausprobierst. Ich denke wenn das Griffbrett verzogen ist und die Seite ein Bundstäbchen irgentwo berührt, wird es nichts bringen sich Gewichte an die Gitarre zu hängen.

Gruß Markus
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: Striker52 am 22.06.2011 14:21
Hallo,

man sollte auch bedenken , dass du stärkere Seiten als vorher aufgezogen hast, die stärker ausschwingen wie dünneren........

Eigentlich ist es genau umgekehrt: Mit dickeren Saiten ist eine tiefere Saitenlage möglich, da die nicht so stark ausschwingen wie dünnere.
Gruß Axel
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: robdog.ch am 22.06.2011 14:56
Eigentlich ist es genau umgekehrt: Mit dickeren Saiten ist eine tiefere Saitenlage möglich, da die nicht so stark ausschwingen wie dünnere.
Gruß Axel

 ??? ??? ??? dann sollen dickere Seiten wohl auch leiser sein als dünnere??  ;)
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: michelchen am 22.06.2011 16:37
Eigentlich ist es genau umgekehrt: Mit dickeren Saiten ist eine tiefere Saitenlage möglich, da die nicht so stark ausschwingen wie dünnere.
Gruß Axel

Hallo,

na dann schlag mal die dicke E-Seite an und die dünne E-Seite , da kann man es eindeutig sehen, dass die dickere Seite eine größere Amblitute hat wie die dünne. ;)

Gruß Markus
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: The stooge am 22.06.2011 17:38
Eigentlich ist es genau umgekehrt: Mit dickeren Saiten ist eine tiefere Saitenlage möglich, da die nicht so stark ausschwingen wie dünnere.
Gruß Axel

Wenn sie auf die gleiche Tonhöhe gestimmt sind, schon, dann ist bei dicken Seiten nämlich die Spannung größer. Deswegen kann man mit 008ern auch besser benden als mit 013ern.
 
ne schöne Jrooß, Mathias
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: Striker52 am 22.06.2011 19:59
Danke Mathias,
dem habe ich eigentlich nichts hizuzufügen  :bier:
Gruß Axel

PS: Natürlich sind die Dicken lauter, aber das liegt an der größeren Masse und der damit verbundenen stärkeren Störung des Magnetfeldes. Zusammengefasst: Dicke Saiten stehen unter deutlich höherer Spannung, um die gleiche Tonhöhe zu erreichen wie dünne. Dadurch dass sie dicker sind, sind sie auch steifer und schwingen weniger weit aus. Dass sie steifer sind merkt man, wie Mathias schon sagte, z.B. beim Bending. Und da sie weniger weit ausschwingen kann man eine deutlich tiefere Saitenlage einstellen.

Uuupps, jetzt hab ich doch noch was hinzugefügt  ;)
Titel: Re:Phenomen Deadspots
Beitrag von: bea am 23.06.2011 15:24
Die Steifigkeit spielt beim Bendig eine untergeordnete Rolle. Wesentlich ist die höhere (Zug-) Spannung, die auf den dickeren Saiten lastet.

13er lassen sich aber trotzdem noch einigermaßen sinnvoll benden, wenns sein darf. Anders als bei dünnen Saiten  passierts auch nicht aus Versehen...