Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Chryz am 14.12.2011 20:23
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Moin,
bei meinem selbstgebauten Amp
-> http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,3692.0.html
ist neulich die HV Sicherung rausgeflogen.
Ich habe ihn wie immer etwas vorgeglüht, dann die HV eingeschaltet und es hat einen kurzen "Knall/Knacks" im Speaker gegeben, dann war Ruhe. Aufgeschraubt und gleich gesehen, dass die Sicherung durch ist.
Daraufhin habe ich erstmal die Röhren gezogen, den Gleichrichter geprüft und nach optischer Kontrolle die HV mit neuer Sicherung eingeschaltet. Alles gut. Röhren wieder rein -> läuft wieder.
Seit dem tut er wieder ohne Probleme, nur der Bias ist etwas asymmetrisch (trotz gematchter Tuben). Kann es sein, dass die Sicherung (Glassicherung) einfach durch Materialermüdung gestorben ist? Da geht ja immer einiges an Einschaltstrom durch. Oder muss ich mir Gedanken über eine tiefergehende Ursache machen?
mfg
Chryz
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Hallo,
Bin zwar kein Fachmann, könnte mir aber vorstellen, dass wenn der normale Einschaltstrom schon knapp unter der "Verreckgrenze" der Sicherung liegt, eine etwas überhöhte Netzspannung und / oder andere Temperatur zum Durchbrennen führen kann.
Gruss Casim
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Hi Chryz
wandert der Biasunterschied mit wenn Du die Röhren vertauscht ?
wenn dem so ist würde ich mir nicht grossartig den Kopf zerbrechen, die Theorie von Fody ist jedenfalls berechtigt, und eine stärkere Sicherung würde ich nicht einsetzen.
Gruß Franz
und ich wünsche Dir fröhliches :guitar:
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Moin,
danke erstmal für die Antworten.
Sicherung erhöhen kommt nicht in Frage, die ist nach Plan dimensioniert. Und das m.E. großzügig.
Der Einschaltstrom liegt in jedem Fall über dem Sicherungswert. Damit sie das aushält ist sie "mittelträge" ausgeführt. Bis jetzt ist sie ja auch ein paar Jahre gelaufen inkl. Transporte, Gigs usw.
Der Biasunterschied wandert mit. Ist das eigentlich eine normale Alterserscheinung, dass gematchte Röhren auseinanderdriften? Ein Röhrenpaar hat mittlerweile ca. 7mA Unterschied :o
mfg
Chryz
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Der Biasunterschied wandert mit. Ist das eigentlich eine normale Alterserscheinung, dass gematchte Röhren auseinanderdriften? Ein Röhrenpaar hat mittlerweile ca. 7mA Unterschied :o
mfg
Chryz
Moin,
es ist normal, das die Röhren im Bias nach einiger Zeit die Werte verändern.
Das Matchen ist quasi eine Momentaufnahme und bildet das Verhalten der Röhre im "Neuzustand" ab.
Verwendet man zwei Gleichwertige Röhren, zeigt die Erfahrung das die Alterung/Abnutzung meistens gleichmäßig -innerhalb von brauchbaren Toleranzen - erfolgt.
7mA hören sich erst einmal viel an, aber dazu solltest Du bitte auch die negative Gittervorspannung und den Stromwert nennen.
Dann kann man auch eine Aussage treffen.
Cheers
Jürgen
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Hallo Chryz
Du scheinst ja ein "alter Hase" zu sein und daher sicher "messtechnisch" etwas drauf zu haben. ich bin bekanntlich nicht fürs "Kaffeesatzlesen" dafür aber immer fürs nachmessen.
Hast du einen 1 Ohm-Widerstand herumliegen und ein brauchbares Messgerät, dann entferne die Sicherung nochmals und hänge die Messstrippen daran (dass da Hochspannung dran ist muss ich dir wohl nicht sagen?). Den 1 Ohm-Widerstand hängst du an die Messgerätklemmen und wählst einen "vernünftigen" DC-Volt-Bereich.
Amp einschalten, schauen wie sich die Spannung verhält. Bei 1 Ohm entspricht die Spannung dem Strom in mA (Milliampere). Rechne mal überschlagsmässig die Ströme: pro Endröhre den Biasstrom und pro Vorstufe mal 1 bis 2 mA. Liegt der Gesamtstrom in diesem Bereich? Wenn ja, dann: Lass den Amp mal länger ohne Signal laufen, beobachte die Anzeige, ist der Wert nach etwa 5 Min. stabil? wenn ok: gib mal ordentlich Dampf auf den AMP. Wie gross ist jetzt die Anzeige, wenn du in "Endstufen-Overdrive" fährst?
Mit dieser Messung überwachst du nicht nur die Röhrengleichströme, sondern siehst auch ob ein Elko oder so ev. (thermisch) gröbere Leckströme aufweist.
Viel Glück und vorallem denke an die Sicherheit dabei!
Gruss
Bruno
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Hey,
vielen Dank für die Antworten.
Negative Vorspannung müsste ich nochmal nachmessen, hab ich bisher vernachlässigt. Welchen "Stromwert" meinst du? Vermutlich nicht den Bias der Röhren?!?!
@Bruno: Danke für den Tipp! 1 Ohmer sollte eigentlich da sein. Werd ich bei nächster Gelegenheit mal testen. Signalgenerator und Oszi sind vorhanden. Und danke für den Hinweis - ich bin mir der Hochspannung bewusst.
:gutenacht:
Chryz
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Hi Chryz,
"mT" kann mitunter schon zu schnell sein.
Da kanns passieren, dass der Faden durch den Einschaltstrom kurz so heiss wird, dass er zwar nicht durchschmilzt, aber dass er "schwitzt". Sprich, es gehen einige "Partikel" in die flüssige Phase über und wenn das häufiger passiert, bilden sich schwachstellen, dadurch dass das flüssige Material sich anzieht und Tropfen bildet.
Da haste dann möglicherweise nach 100 mal einschalten am Faden ne Stelle die nurnoch 70% der ursprünglichen Dicke hat und dann geht die Sicherung beim nächsten Einschalten durch.
Da hilft nur den Einschaltstrom messen, was mitunter recht knifflig ist ohne spezielle Messwerkzeuge.
Grüße,
Swen
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Moin Swen,
ich fürchte für eine korrekte Messung des Einschaltstroms fehlen mir die richtigen Werkzeuge. Meinst du ich sollte doch sicherheitshalber auf eine träge Sicherung umsteigen?
Ich habe vor einiger Zeit mal in Spice ein ähnliches Netzteil simuliert. Wenn ich mich recht erinnere, lag die erste Spannungsspitze bei 6-8A und damit ein mehrfaches über dem Sicherungswert... :o
mfg
Chryz
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Hi,
ich bin da ganz ehrlich, mT oder T macht bei Röhrenamps kaum nen Unterschied (im Sinne der Abschaltgeschwindigkeit), wenn der Kennwert dafür gescheit gewählt ist.
Meist ists doch tatsächlich so, dass da was durchschlägt oder richtig niederohmig wird und dann hauts jede Sicherung, egal ob mT oder T. Dass da langsam auftretende Drifts sind, ist mMn eher seltener anzutreffen.
Aussserdem gebe ich noch zu bedenken, dass der Sicherungswert temperaturabhängig ist.
Sprich, im stickigen Club bei 40°C im Gerät kommt die Sicherung dann auch früher als bei 18°C aufm Testplatz ;)
Ich bin da selber Laie, aber das sind so Erfahrungswerte die ich mit der Zeit gesammelt habe.
Grüße,
Swen
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Moin,
nun habe ich mal die Sicherung durch den 1-Öhmer ersetzt und gemessen. Im Ruhezustand (Master zu, Input kurzgeschlossen) fließen ca. 150mA.
Vorstufe 10 x 1mA = 10mA
Endstufe 4 x 35mA = 140mA
Soweit so gut. Der Wert blieb auch über mehrere Minuten konstant.
Mit Signal aufdrehen ging leider nur begrenzt, da ich momentan nur einen 50W@4Ohm Widerling zur Hand habe. Im Kurztest ging der Strom jedenfalls langsam hoch. Bei 280mA hab ich schnell wieder zurückgedreht. Werd mir was passendes besorgen und dann nochmal Dampf geben.
Schönen Gruß,
Chryz
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Hi,
klingt jedenfalls ziemlich normal und nicht nach "kaputt".
Vll. war die Sicherung einfach nur fertig nach ein paar Jahren Betrieb.
Grüße,
Swen
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Hallihallo
Schliesse mich dem Urteil von Swen an und möchte noch ergänzen, dass jedes Endrohr bei Volldampf ca. 100 bis 130 mA ziehen kann. Die HT-Sicherung ist daher ja so zwischen 500 und 630 mAT dimensioniert.
Sobald das Signal wieder weg ist, sollten sofort wieder die rund 35 mA Bias pro Endrohr stabil vorhanden sein.
Gruss
bruno
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Hey,
Ok, vielen Dank für die Einschätzung -wieder was gelernt!
Ich habe übrigens eine 1A Sicherung drin, wie beim SLO. Ich werd trotzdem nochmal den Test unter Volllast machen. Rein aus Interesse :-)
Schönen Abend!
Chryz
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Hi,
1A is natürlich groß....
Sofern die nicht wirklich direkt hinterm Gleichrichter sitzt, dürfte da eigentlich auch ne Mittelträge halten.
Ansonsten gibts auch schlicht und ergreifend noch den Faktor der Materialermüdung bzw. einer "Fehlfabrikation".
Aber ganz ehrlich, knall da ne neue Sicherung rein, spiel das Ding und wenn die in den nächsten 6 Wochen nich hops geht, würd ich mir da keinen Kopf drum machen.
Grüße,
Swen
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Hallo
Eigentlich mag ich ja keine Teile in einem Amp die nicht notwendig sind, aber eine Einschaltentlastung finde ich ist schon eine Überlegung wert, zumindest kann dann die Sicherung weit kleiner gewählt werden und bietet den Schutz den Sie bringen soll.
Eine Sicherung die den Einschaltstrom von Heizung und Ladekondensator aushalten muss schützt eigentlich nicht wirklich, z.B den meist nicht gerade billigen Netztrafo. Und mehr als ein Relais und etwas Hühnerfutter, paar Lastwiderstände kosten für den Schutz den sie bringen recht wenig. 1A ist schon ganz schön viel.
Gruß Franz
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Moin,
die 1A mT Sicherung sitzt direkt hinter den Gleichrichter-Dioden und vor dem ersten Ladeelko. Da kriegt sie natürlich volle Dröhnung ab beim Einschalten. Eine Einschaltentlastung wäre natürlich nett, kann ich aber aus Platzgründen nicht ohne weiteres nachrüsten.
Insofern bleibt es dabei: Neue Sicherung ist drin und abwarten. Bisher gabs keine Probleme mehr.
@Franz: Es geht um die HV Sicherung, da hängt keine Heizung mit dran. Die Primärsicherung vorm Trafo ist aber auch noch da :).
mfg
Chryz
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Moin,
so nochmal ein Nachtrag von mir: Ich habe die 1Ohm Messung nochmal mit einem 150W Lastwiderstand am Ausgang gemacht.
Amp auf Clean-Kanal
Gain 50%, Vol 100%, Master 0-100%
Input: Sinus ca. 1Vpp
Strommessung im Ruhezustand: ca. 150mA
Strommessung bei Vollast: ca. 515mA
Da der 150W Widerstand ziemlich heiß geworden ist, habe ich den Test nicht sonderlich lange laufen lassen. Aber die Werte sind soweit ich das einschätzen kann im Rahmen.
Der Amp kommt also endlich wieder ins zurück Gehäuse und kann gespielt werden.
Danke nochmal für eure Hilfe!
Schönen Gruß,
Chryz