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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: yanni am 7.03.2013 12:05
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Hallo zusammen,
Kann mir jemand etwas über die eventuellen Vor- und Nachteile von Ringkerntrafos im Vergleich zu "regulären" Netztrafos sagen? Sie scheinen ja günstiger zu sein. In kommerziellen Gitarrenamps sieht man sie aber kaum.
Danke.
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Hallo,
http://de.wikipedia.org/wiki/Ringkerntransformator
Nur kurz überflogen, scheint aber informativ und vollständig zu sein.
Gruß, Dirk
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Hallo,
in kurzen Worten: Kleinere Baugröße und geringeres Gewicht bei gleicher Leistung und, bei guter Auslegung, geringeres magnetisches Streufeld. Nachteilig ist der wesentlich höhere mögliche Einschaltstrom.
Beste Grüße, Uwe
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Moinmoin zusammen,
Ein Ringkerntrafo (RKT) ist mit weniger Aufwand - wenn man vom prinzipiell höheren Aufwand beim Wickeln absieht, der für größere Stückzahlen aber kaum noch ins Gewicht fällt - dem idealen Transformator leichter nahe zu bringen: In erster Linie weniger Innenwiderstand (daher auch der große Einschaltstrom) und weniger Streuinduktivität (daher auch weniger "magnetisches Brummeinstreuen" in benachbarte Schaltungsteile).
Die magnetischen Feldlinien haben es halt nicht gerne, in rechteckige Trafos eingesperrt zu werden, der rotationssymmetrische Kern von RKTs entspricht der Phsysik einfach besser.
Durch diese Effektivitätsgewinne und dazu noch thermische Vorteile (besseres Verhältnis von Oberfläche zu Volumen) gewinnt man Spielraum für kleinere Bauformen.
In Gitarrenverstärkern werden RKTs weniger eingesetzt, denn:
- Netztrafo: Wer einen Röhrengleichrichter für den "Sag" der Endstufe benutzt, hat bestimmt auch keinen Bedarf nach kleinen Innenwiderstand im Netzteil ;)
- Augangsübertrager: Linearität ist nicht das primäre Ziel eines Gitarrenamps, die "Übetragerverzerrung" ist durchaus erwünscht.
- Beides: Die Stückzahlen - gerade bei Boutique-Verstärkern - tragen die Mehrkosten für in kleinen Auflagen gewickelte RKTs nicht.
In der HiFi Ecke ist man bereit, zur Vermeidung von Innenwiderständen im Netzteil sogar versilberte Netzleitungen zu bezahlen, Kosten scheinen überhaupt keine Rolle zu spielen, egal was man hört oder gar messen kann. Übertragerverzerrung fürchtet man ohnehin und zu Recht dort wie der Teufel das Weihwasser.
RKTs werden daher in diesere Szene als Netztrafos ohnehin, als Ausgangsübertrager von Röhrenfreaks fleißig und zunehmend benutzt.
Martin
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Hi Yanni,
ich sehe das auch so wie die Kollegen.
Wenn Du mit der (m.E.) etwas schrägen Optik der ungekapselten RKTs klarkommst, dann kannst Du sie (z.B. als Netztrafo) bedenkenlos verbauen ;)
Gruß
Jacob
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Danke schon mal für die hiflreichen Antworten.
in kurzen Worten: Kleinere Baugröße und geringeres Gewicht bei gleicher Leistung und, bei guter Auslegung, geringeres magnetisches Streufeld. Nachteilig ist der wesentlich höhere mögliche Einschaltstrom.
Was wäre der konkrete Nachteil am hohen Einschaltstrom. Evtl. andere Dimensionierung der Sicherung?
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Salü,
Was wäre der konkrete Nachteil am hohen Einschaltstrom. Evtl. andere Dimensionierung der Sicherung?
Ne, Trafos sichert man allgemein mit Trägen Sicherungen ab und die Sicherung größer zu dimensionieren ist der falsche Weg. Besser ist es Vorkehrungen zu treffen, um den Einschaltstrom zu begrenzen (z.B. durch einen NTC).
mfg sven
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Ne, Trafos sichert man allgemein mit Trägen Sicherungen ab und die Sicherung größer zu dimensionieren ist der falsche Weg. Besser ist es Vorkehrungen zu treffen, um den Einschaltstrom zu begrenzen (z.B. durch einen NTC).
OK. Falsch ausgedrückt. Ich meinte ob es dann evtl. Probleme mit den Sicherungen geben könnte. Sicherung anders zu dimensionieren ist natürlich nicht der richtige Weg. Antwort wurde ja jetzt gegeben. Hier gibt es übrigens weitere Infos dazu.
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/onilim.htm
Dies heißt aber, dass ich in der Regel ein Ringkerntrafo nicht problemlos verwenden kann ohne mit einem NTC zu arbeiten? Oder ist dies in der Praxis meist problemlos möglich (hängt natürlich auch von der Dimensionierung der Sicherung ab) Kann bei den Spezifikationen nichts zum Einschaltstrom finden.
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Als Daumenregel habe ich im Kopf, dass man bei einem RKT ohne Einschaltstrombegrenzung die Sicherung bis Faktor 1,4 größer dimensionieren muss, und dass man für RKTs ab 200VA eine Einschaltstrombegrenzung braucht; darunter geht's meist noch ohne. Beispiel: In meinem aktuellen Amp habe ich den 185VA-RK von Dirk verbaut, als Primärsicherung habe ich eine 1AT eingebaut, die ist bisher noch nicht geflogen.
Gruß, Nils
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Gucks du hier :
http://www.tauscher-transformatoren.de/html/einschaltstrom.html
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OK. Also Superträge Sicherungen könnten eine Alternative sein.
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Moinmoin zusammen,
das mit den Sicherungen hilft nicht so richtig weiter:
Erstens tragen träge Sicherungen den doppelten Nennstrom für mindestens 2 Minuten (das garantieren die Hersteller, guckt mal in die Datenblätter). Damit ist dann der Effekt der "Sicher"ung irgendwann mal weg bzw. auf die ganz, ganz wirklich bösen Kurzschlüsse beschränkt...
Zweitens könnt ihr im Gerät selber machen, was ihr wollt: Sobald euch beim Einschalten die Sicherung der Gebäude-Elektrik rausfliegt, ist völlig egal, welche Sicherung im Gerät selbst ist...
Faustregel für normale Installationen: 230VAC, üblicher 16A Automat
- RKT bis 300VA brauchen keine Maßnahmen, die tun's übrigens auch mit 2,5 oder 3,15AT Feinsicherungen noch ganz gut. (Übrigens: ein Mono Verstärker mit 100W Sinus an 4 Ohm braucht mindestens 230VA Trafoleistung, und das ist noch ohne Heizung)
- RKT über 500VA brauchen eine Einschaltstrombegrenzung, da wurde ja schon was drüber gesagt. Es geht auch ein Widerstand in Serie mit dem Trafo, der nach wenigen Sekunden z.B. durch ein Relais kurzgeschlossen wird.
- Zwischen 300 und 500VA ist halt "Risiko" ;)
Ich selber betreibe einen 230W Röhrenamp mit 4 KT88, dessen Trafo - kein RKT, aber guter EI-Kern - sich knappe 700VA aus dem Netz saugt. Der hat inzwischen eine Einschaltstrombegrenzung, da er 16A Automaten ca. jedes 20 - 30ste Mal beim Einschalten ploppte.
Martin
PS.: Wer mit Röhrenendstufen zu tun hat, kann sich ja mal die Netzteilschaltung der "80Watt aus 2 EL34" Dynacord Verstärker (z.B- Imperator) ansehen: Durch eine mechanische Verriegelung kann man ihn erstens nicht einschalten, ohne dass der Standby inaktiv ist. Zweitens wird ein Vorwiderstand vor dem Trafo erst durch das Einschalten des Standby kurzgeschlossen. Superelegante Lösung, leider sind mechanische Verriegelungen heute (zu) teuer.
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Für die Bequemen :
http://www.thel-audioworld.de/module/nm25/nm25.htm
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PS.: Wer mit Röhrenendstufen zu tun hat, kann sich ja mal die Netzteilschaltung der "80Watt aus 2 EL34" Dynacord Verstärker (z.B- Imperator) ansehen: Durch eine mechanische Verriegelung kann man ihn erstens nicht einschalten, ohne dass der Standby inaktiv ist. Zweitens wird ein Vorwiderstand vor dem Trafo erst durch das Einschalten des Standby kurzgeschlossen. Superelegante Lösung, leider sind mechanische Verriegelungen heute (zu) teuer.
Hallo,
dabei ist deren Netztrafo mit der Kerngröße M102b und einer Nennleistung von ca. 250 VA ein noch recht kleiner.
Übrigens haben auch die 40-Watt-Varianten diese Verriegelung. Der Einfachheit halber wurden in der gesamten Serie die gleichen Schaltersätze verbaut.
Beste Grüße, Uwe
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in kurzen Worten: Kleinere Baugröße und geringeres Gewicht
Ist zwar ne PA-Endstufe, aber von geringem Gewicht und kleiner Baugrösse, kann ich hier leider nicht sprechen ;D
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Ist zwar ne PA-Endstufe, aber von geringem Gewicht und kleiner Baugrösse, kann ich hier leider nicht sprechen ;D
Hallo,
welche Nennleistung hat der RKT im gezeigten Gerät? Wieviel wiegt er? Wie sind seine Abmessungen? Anschließend vergleiche Gewicht und Maße mit denen eines Blechpakettrafos gleicher Nennleistung!
Beste Grüße, Uwe
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Phuuu.. da überfragste mich aber!
Ist aus einer Peavey CS200X, hab die Endstufe mittlerweile nicht mehr, hatte das Bild aber mal in nen Innereien-Thread im MusikerBoard gepostet.
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Hallo,
welche Nennleistung hat der RKT im gezeigten Gerät? Wieviel wiegt er? Wie sind seine Abmessungen? Anschließend vergleiche Gewicht und Maße mit denen eines Blechpakettrafos gleicher Nennleistung!
Beste Grüße, Uwe
Hallo Uwe,
auf dem Bild sieht der "Fladen" ja recht eindrucksvoll aus...
Aber - er ist keinesfalls höher als 40mm, da die ganze Endstufe nur eine HE hat. Nennleistung gebrückt 220W Sinus bei 1% Klirr - - mit ein paar exotischen "Spezialitäten". Das relativiert den Eindruck etwas.
Die komplette Endstufe wiegt laut Manual 10kg. Angegeben Leistungsaufnahme: 350W.
https://peavey.com/assets/literature/manuals/cs200x.pdf (https://peavey.com/assets/literature/manuals/cs200x.pdf)
Grüße
Jochen
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Moinmoin zusammen,
Jochen schrieb:Die komplette Endstufe wiegt laut Manual 10kg. Angegeben Leistungsaufnahme: 350W.
Wovon auf den RKT mit 350VA 3,5 bis 4kg entfallen dürften, Peavey baut positiverweise stabile Gehäuse.
Martin
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Wovon auf den RKT mit 350VA 3,5 bis 4kg entfallen dürften, Peavey baut positiverweise stabile Gehäuse.
Jetzt kommen wir der Sache schon näher!
Ein Netztrafo auf dem - inzwischen leider nicht mehr erhältlichen - Kern PM 114b hat dieselbe Nennleistung, wiegt jedoch 2,5 kg Kupfer plus 3 kg Eisen, macht 5,5 kg.
Beste Grüße, Uwe
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Hallo,
So gross dürfte der Unterschied dann auch nicht sein, zumindest nach der Info auf der HP ist Ingos SLO 100 PT nur 4.5 kg bei 366VA...
http://www.ig-transformatoren.com/produkte-detailansicht/items/IGMT-SLO100.html
Gruß,
Sepp
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Jetzt kommen wir der Sache schon näher!
Ein Netztrafo auf dem - inzwischen leider nicht mehr erhältlichen - Kern PM 114b hat dieselbe Nennleistung, wiegt jedoch 2,5 kg Kupfer plus 3 kg Eisen, macht 5,5 kg.
Beste Grüße, Uwe
Hallo
wieso sollte das PM 114 Blech nicht mehr erhältlich sein?! Gibt es tonnenweise aus laufender Produktion ;)
Gruß
Ingo
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Hallo
wieso sollte das PM 114 Blech nicht mehr erhältlich sein?! Gibt es tonnenweise aus laufender Produktion ;)
Gruß
Ingo
Konnte leider meine Antwort nicht editieren ???
Kurze Frage noch, woher stammen die Daten mit 2,5kg Kupfer für diesen Kern? Das scheint mir doch etwas arg zu hoch gegriffen. Mit Isolation passen höchstens auf den dafür vorgesehenen Spulenkörper des M102 1,2 bis 1,5 kg Kupfer.
Ein frohes Osterfest wünscht
Ingo