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Technik => Tech-Talk Engl => Thema gestartet von: titabob am 23.02.2014 14:17

Titel: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 23.02.2014 14:17
Moin,
ich habe ein Engl Savage 60 Top von meinem Bandkollegen auf der Werkbank welches folgendes Fehlerbild aufweist:

Auf dem letzten Gig war es draußen sehr kalt, drinnen sehr warm und der Aubau musste schnell gehen. Daher wird sich wohl Kondenswasser am und im Verstärker gebildet haben.
Nach 2 Songs wurde der Ton plötzlich leiser, war dann ganz weg und schließlich ging der Verstärker aus.

Die externe Sicherung (1,25 AM) hat ausgelöst.

Eine Endstufenröhre hat einen Riss an der Basis.

Eine Sichtprüfung der Platine ergab keine verschmorten Bauteile, die Platine war aber deutlich verschmutzt.
Nach ersetzten der Sicherung, haben wir einen Funktionstest durchgeführt.
Die Röhren haben alle geheizt, aber als die Endröhren angefangen haben Strom zu ziehen, gab es einen Knall und ein Funken/Spannungsbogen war zu sehen. Wir haben den Verstärker natürlich sofort ausgestellt.
Die Sicherungen haben diesmal nicht ausgelöst.

Ich vermute eine Röhre wird durch einen Kurzschluss, der durch die Feuchtigkeit im Amp verursacht wurde, defekt sein.
Vielleicht ist es auch einer der Koppelkondensatoren vom PI zu den Endröhren.
Der Amp hat auch in letzter Zeit ab und zu recht stark gebrummt, möglicherweise waren die Endröhren nicht mehr korrekt gebiased, was ja auch von einem defekten Koppelkondensator verursacht werden könnte.

Ich habe dann die Platine ausgebaut. Dazu muss der Netztrafo abgelötet werden, wobei natürlich gleich ein Lötauge an der Heizleitung kleben geblieben ist. Ich denke ich werde den Schutzlack der Leiterbahn mit ganz feinem Schleifpapier am Rand etwas entfernen und Kupferdraht daran löten. Oder hat da jemand eine bessere Idee?

Ich habe die Platine mit Isopropylalkohol gereinigt und die korriderten Lötstellen nachgelötet. Ich habe alle Widerstände, Dioden und Kondensatoren gemessen und nichts auffäliges feststellen können.
Der AÜ hat einen Gleichstromwiderstand von 58 bzw 53 Ohm zum Mittelabgriff, ich denke das liegt in der Toleranz.

Um ein erneutes Aubauen der Platine zu vermeiden, werde ich die Koppelkondensatoren der Endstufe beide ersetzten.
Das sind WIMA MKS4 47n 630V die ich gegen MKP10 tauschen werde da ich die MKS45 nicht in 15mm Rastermaß bekommen habe.

Außerdem werde ich neue Endröhren bestellen, JJ EL34L, wie von Dirk für den Savage 60 empfohlen.

Dann werde ich erstmal die Spannungen ohne Röhre messen den BIAS erstmal sehr kalt einstellen und dann mit den neuen Röhren probieren.

Habe ich irgendwas wichtiges vergessen?
Vielen Dank für eure Hilfe schonmal im voraus.

Viele Grüße
Christoph
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: Stone am 24.02.2014 08:59
Hi

Wenn eine Röhre einen Riss am Sockel hat, denke ich, wird dass das originäre Problem sein. Da ich letztens einen ähnlichen Fehler hatte und der Savage 60 ja noch aus einer Zeit stammt, wo großzügig dimensionierte NT eingesetzt wurden, dürfte nichts weiter passiert sein.

Gruß, Stone
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: jacob am 24.02.2014 09:31
Hi,

auf jeden Fall sollte man auch die Fassung der defekten Röhre bzgl. Funkenüberschlag zwischen Pin 2 und 3 genau unter die Lupe nehmen und den Schirmgitterwiderstand der Röhre kontrollieren.
Pech mit dieser "Sichtkontrolle" hat man halt dann, wenn der Überschlag innerhalb der Fassung stattgefunden hat  :-\

Gruß

Jacob

Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: bluesfreak am 24.02.2014 10:28
Also wenn ich mir die Röhre so ansehe dann ist die entweder uralt oder wurde deutlich und lange im roten Bereich betrieben, nicht umsonst bilden sich dann diese braunen Schlieren im Glas. Auch der Sockel selber scheint thermisch stark beansprucht worden zu sein, einen Defekt würde ich an dem Riß jetzt nicht festmachen (die Röhre scheint ja noch dicht zu sein) aber das verkohlen des Sockels kann zur Bildung einer Funkenstrecke im Sockel beigetragen haben...
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: Fody am 24.02.2014 17:51
Hallo,

ich würde nach Wiedereinbau der Platinen und vor Inbetriebnahme alle Leitungen dieser dämlichen Flachbandkabel auf Durchgang prüfen. Die Drähtchen knicken so schnell ab und man hat dann nach dem Wiedereinbau einen Fehler mehr im Amp.

Gruss Casim
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: Rollo am 24.02.2014 19:02
Hallo, der Einbau neuer, hochwertiger keramischer Oktalfassungen wäre auch eine sinnvolle Maßnahme, zumal die Platine ohnehin schon mal draussen ist.
Grüße
Rollo
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: Athlord am 24.02.2014 19:10
Hallo, der Einbau neuer, hochwertiger keramischer Oktalfassungen wäre auch eine sinnvolle Maßnahme, zumal die Platine ohnehin schon mal draussen ist.
Grüße
Rollo

Hi,
definiere bitte mal hochwertige keramische Fassung etwas genauer.
Gruss
Jürgen
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 28.02.2014 15:02
Moin,
sorry das ich so lange nichts habe von mir hören lassen, war schwer beschäftigt. ;)
Danke erstmal für die Antworten.
Die Schirmgitterwiderstände wurden schonmal gegen 5W-TYpen ersetzt, da die Alten abgefackelt waren.
Man sieht auf der Platine auch noch die verkohlten Stellen.
Die verbauten Sicherungen für die Endröhren wären übrigens 160ma träge statt mittelträge, was, denke ich, eventuell eine Überlastung der Röhren begünstigt hat. Ich habe jetzt passende bestellt.
Nach Rücksprache mit dem Besitzer, habe ich erfahren das der Amp in der letzten Zeit einmal ohne Box und einmal mit falscher Last betrieben wurde.
Ich denke das hat den ohnehin schon 3-4 Jahre alten Röhren den Rest gegeben.
Ich habe einige Lötstellen erneuert (vor allem die an den Endröhrenfassungen sahen schlecht aus), die Koppelkondensatoren vom PI zur Endstufe gewechselt und die Platine ordentlich gereinigt. Das Lötauge an der Leiterbahn der Heizung war glücklicherweise doch nicht ab.
Die Röhrenfassungen sehen noch gut aus, da sehe ich vorerst keinen Anlass die zu wechseln.
Die ollen Flachbandkabel haben den Ein- und Ausbau auch schadlos überstanden.
Sobald die Sicherungen da sind werde ich den Amp mal durchmessen.
In der Zwischenzeit habe ich mal einen Plan der Vorstufe gezeichnet. Vielleicht interessiert es ja jemanden.
Ist leider nur mit Spice gezeichnet, da ich noch keinen ordentlichen Schaltplaneditor gefunden habe.
Bei Gelegenheit werde ich dann mal einen kompletten Plan zeichnen.
Ach eine Frage habe ich noch: Die Gitterableitwiderstände der Endröhren haben 220k, ich habe jetzt aber schon öfter gehört, dass die EL34 bei fixed-bias max. 100k vertragen. Die Datenblätter haben da leider keine Informationen zu.
Hat damit eventuell jemand Erfahrung?

Gruß
Christoph
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 1.03.2014 22:10
Moin,
die Sicherungen sind heute angekommen.
Ich den Amp erstmal ohne Röhren durchgemessen.
Die Spannung hinter dem AÜ beträgt 471V, am G2 470V und an den Abgriffen für die Vorstufe nur 460V.
Innerhalb der Vorstufe ist die Spannung konstant.
So wie ich das sehe müsste im Bereich V3B bis V4B irgendwo Strom fließen der dann die Spannung runterzieht.
Bei 1V Spannungsabfall über dem 470R vor dem Schirmgitterabgriff müssten das etwa 2mA sein.
Nur wo kann da ohne Röhren Strom fließen? :help:

Viele Grüße
Christoph
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: WiderGates am 1.03.2014 22:17
Nur wo kann da ohne Röhren Strom fließen? :help:

Hei Christoph,
zB wenn ein Koppelkondensator putt ist. C5, C6, C16, C17.
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 1.03.2014 22:25
Ich denke einen defekten Koppel-C kann ich ausschließen. Die vom PI (V4) habe ich schon getauscht und hinter dem von V3B ist keine Gleichspannung zu messen.
Noch weiter vorne kann nicht sein, da sonst ja über dem 1K zwischen V3A und V3B Spannung abfallen müsste.
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: cca88 am 2.03.2014 09:35
Ich denke einen defekten Koppel-C kann ich ausschließen. Die vom PI (V4) habe ich schon getauscht und hinter dem von V3B ist keine Gleichspannung zu messen.
Noch weiter vorne kann nicht sein, da sonst ja über dem 1K zwischen V3A und V3B Spannung abfallen müsste.

Hast Du irgendwo einen Bleeder übersehen?
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 2.03.2014 17:35
Moin,

es ist nur ein Bleeder verbaut und zwar direkt nach dem ersten 100µF Elko.
Aber ich habe die drei Z-Dioden übersehen, die vor dem 1k Widerstand gegen Masse gehen. :facepalm:
Das sind BZX85C, der Wert lässt sich leider nicht erkennen, aber es fallen 147V über der 1. und 3. und 163V über der zweiten Diode ab.
Da fließt dann wohl auch der Strom ab...
Ich denke mal die dienen der Spannungstabilisierung.

Danke für den Tip mit dem Bleeder, die Suche danach hat mich zu den Z-Dioden geführt.

So dann kann ich endlich mal die Endröhren einmessen und hoffen das der Amp wieder läuft.

Schönen Sonntag noch

Christoph
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: Bierschinken am 2.03.2014 17:52
Die Dioden verhindern eine Überspannung der hinteren Siebkette, wenn keine Röhren stecken.
Die hinteren Elkos sind nämlich nur 350V-Typen  ;)

Grüße,
Swen
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 2.03.2014 17:59
Aber es liegen knappe 460V an...
Es sind aber glücklicherweise 450V Elkos. Ist zwar etwas knapp bzw. drüber aber unter Last dürften da ja noch höchstens 400V anliegen.

Wenn die Dioden durch währen, müsste es doch eigentloch einen Kurzschluss geben, oder werden die hochohmig?

Gruß
Christoph
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: Bierschinken am 3.03.2014 00:14
Hi,

die Dioden liegen weiter hinten in der Siebkette.
Du misst vorne deren Strom, dort sind sie aber nicht wirksam ;)

Grüße,
Swen
Titel: Re: Savage 60 defekt
Beitrag von: titabob am 4.03.2014 20:46
Moin,
der Amp läuft wieder! :guitar:
Danke für die Beiträge.

Ich dachte zuerst, es funktioniert gar nix, den man hört kein Brummen mehr und auch das Rauschen hält sich sehr in Grenzen.
Da würd sich mein Bandkollege morgen freuen.

@Swen: Die Dioden liegen vor dem zweiten Siebwiderstand der Vorstufe (1K), die Leerlaufspannungen sind im kompletten Preamp konstant bei ca. 460V. Unter Last liegt die Spannung so etwa bei 380V, was ja auch dem Schaltplan entspricht (375V).
Da erschließt sich mir die Funktion der Dioden einfach nicht...
Vielleicht steh ich einfach auf dem Schlauch ???
Wenn ich das richtig verstehe sollten die Dioden doch ab der Durchbruchspannung, mit zunehmender Spannung immer mehr Strom durchlassen, was ja dann die Spannung durch die Siebwiderstände wieder runterzieht.
Aber wenn am Ende der Siebkette immernoch 460V anliegen, kann doch irgendwas nicht stimmen.

Verwirrte Grüße

Christoph