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Technik => Tech-Talk Gitarre und Bass => Thema gestartet von: dukesupersurf am 23.02.2015 13:18

Titel: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: dukesupersurf am 23.02.2015 13:18
Hallo ,
 es gibt ja so Hypes um Messingreiter , Stahlblöcke usw. Hab auch mal was probiert , mir ne Alubridge für ne LP-style Gitarre gefräst. Fand das Ergebnis natürlich ganz toll . Jetzt hab ich mal versucht , versch. Vergleiche auf Film festzuhalten , aber ehrlich gesagt , soviel tut sich da dann doch nicht , oder was meint Ihr ? Hab nen youtube-Kanal ( elektriktomik musiktechnik ) , da gibts ne Reihe von kurzen Filmchen bridge 1 bis bridge 8 . Hier die Einführung

https://www.youtube.com/watch?v=1O0CAEfJCv8

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht ? Ich weiß noch nicht , ob ich das alles weiterverfolgen soll , oder ehr als Randnotiz im Hinterkopf behalte.

tschüß , Thomas Wernemann
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Robinrockt am 23.02.2015 14:38
Hallo Thomas,

da hört man schon Unterschiede. Ich denke das da andere Faktoren eine wichtigere Rolle spielen und mehr am Klang ändern aber die Summe aller Teile ergibt das Ganze. Von daher macht es auf jeden Fall Sinn.
Haptik und wie die Gitarre reagiert, spielen da aber sicherlich auch mit rein - wenn man den Steg ändert.
Die beste Erfahrung (Dynamik und "Klang") habe ich mit "Einteilern" gemacht. Material konnte ich dabei aber nicht vergleichen, vielleicht gehen da auch noch ein paar Prozent.

Viele Grüße,
Robin
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Fody am 23.02.2015 23:27
Hallo,

ich habe auf der LesPaul verschiedene Tailpieces ausprobiert und finde, dass es auch da einen grossen Unterschied macht. Interessanterweise fand ich das so gehypte Vintage-Alu-Tailpiece total furchtbar. Am besten hat mir Bronze gefallen. Es ist nicht unbedingt die Klangfarbe, die sich grossartig ändert, sondern eher das Einschwingverhalten der Seiten beim Anschlag. Vielleicht hat es ja mit der Dichte des Materials und somit mit der Masse zu tun, die sich der Saitenschwingung entgegensetzt, bevor sie in den Korpus geleitet wird.

Gruss Casim
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: dukesupersurf am 24.02.2015 13:02
Hallo ,
Danke für die Hinweise.Also Tailpiece oder Gesamtkonstruktion (Bridge/Tail) spielt auch ne Rolle .
Und nicht nur der Obertonmix verändert sich sondern auch deren Verlauf auf der Zeitachse ( Hüllkurve , Wasserfalldiagramm ) .
Schade , das fehlt im Film.
Hab auch ein Alutailpiece ( mit integriertem D-A-Bender ) , siehe Bild.

tschüß , Thomas
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 24.02.2015 13:25
Moin zusammen!


ich habe auf der LesPaul verschiedene Tailpieces ausprobiert und finde, dass es auch da einen grossen Unterschied macht. Interessanterweise fand ich das so gehypte Vintage-Alu-Tailpiece total furchtbar. Am besten hat mir Bronze gefallen. Es ist nicht unbedingt die Klangfarbe, die sich grossartig ändert, sondern eher das Einschwingverhalten der Seiten beim Anschlag. Vielleicht hat es ja mit der Dichte des Materials und somit mit der Masse zu tun, die sich der Saitenschwingung entgegensetzt, bevor sie in den Korpus geleitet wird.

Das ist total plausibel. Alu dämpft. Nicht umsonst werden Glocken aus Bronze gemacht.

Wo gibt es Bronzeteile für Gitarren?

Die Idee schwirrt schon lang in meinem Kopf soetwas selber zu fertigen. Und zwar mit einer 80/20-Legierung, die man selber herstellen muss und einem Herstellungsverfahren, das jenen von Schlagzeugbecken ähnelt. Mangels Ofen, Schmiedewerkzeug und geeigneter Werkstatt habe ich das noch nicht versucht.

Gruß,

Nigel
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 24.02.2015 13:34
Nachtrag:

Bei der Guild Starfire gab es auch Alubrücken, die definitiv mehr nach Rockabilly klingen als die Holzbrücken, die ebenfalls verbaut wurden und oft als Ersatzbrücke eingesetzt werden.

Gruß,

Nigel
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: es345 (†) am 24.02.2015 13:35
Hier bin ich für meine ES345 mit Erfolg  fündig geworden: http://www.abm-mueller.com/ (http://www.abm-mueller.com/)

Gruss Hans- Georg

Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 24.02.2015 15:13
Hier bin ich für meine ES345 mit Erfolg  fündig geworden: http://www.abm-mueller.com/ (http://www.abm-mueller.com/)

Das ist aber leider alles Messing.

Gruß,

Nigel
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: DerDomze am 24.02.2015 16:05
Hi,
Das ist aber leider alles Messing.

aber nur die Messing-Sättel für den Koprus selbst gibst schon verschiedene Ausführungen:

Bell Brass Body - Bell Brass Saddles
Aluminum Body - Bell Brass Saddles
Carbon Steel Body - Bell Brass Saddles

... wobei diese ja direkten Kontakt mit den Saiten haben, ich vermute dass das Alu weil es relativ weich ist auch schneller 'verschleißt', Und durch den Saitenzug recht schnell die Kerben eindrücken.
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Holzdruide am 24.02.2015 17:14
Hallo

Wenn Du Bronze möchtest -
Buntmetallhandel anfragen, bzw Drehereien - ich würde dort nach Reststücken fragen, in der Bucht habe ich auch schon welche gesehen, falls keine in der Bucht sind frag bei denen an die Reststücke aus anderen Materialien anbieten.

Jedenfalls habe ich in einer Dreherei auch Bronze verarbeitet dass wir ganz sicher nicht selber gegossen haben, wäre auch etwas heavy gewesen Stangen mit 120mm und 3 Meter Länge zu giessen, selbst die Reststücke waren zu schwer um ein oder 2 .... ähmm  8)

Gruß Franz
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Fody am 24.02.2015 18:17
Hallo,

Zitat
Das ist aber leider alles Messing.

Die Müllers werben ja mit Bell-Brass...soweit ich weiss ist das Glockenbronze. Wahrscheinlich ist es in Wirklichkeit aber auch nur handelsübliches CuSn12-C. Ich baue normalerweise Achslager für Flipperautomaten daraus.
Das ist übrigens die Bronzelegierung mit dem höchsten Zinn-Gehalt, was man noch als Rundmaterial beim normalen Stahlhandel bekommt. Echte Glockenbronze hat einen Zinngehalt von 20%. Technisch hat wohl keiner mehr Verwendung dafür, weshalb es auch nirgendwo zu bekommen ist.

Ich werf mal noch Titan in die Runde.

Gruss Casim

Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 24.02.2015 21:11
Moin!

Danke, Franz. Das ist mal ne Idee!!! Für einen ersten Test, sicher nicht verkehrt.

CuSn12 ist Bronze: 88%Kupfer 12%Zinn. Das wäre auch vollkommen Ok und im Handel evtl. zu bekommen. Ohne weitere Zusätze aber vielleicht etwas weich. Titanbronze oder Manganbronze etc. wären vielleicht besser. Glockenbronze ist CuSn20 und ist sehr spröde und bricht leicht, daher muss man das selbst machen. Ist sozusagen eine Luxuslegierung. Glockengießer und Beckenschmiede habe da ihre eigene Rezeptur und Herstellungsverfahren, die das Material geeigneter machen. Nur bis 6% Zinn geht Kupfer eine vollständige Verbindung zu Bronze ein. Erhöht man den Zinngehalt, treten immer mehr Stellen im Material (Tektoide), die aus Kupfer oder Zinn bestehen und keine Verbindung eingehen. Wie groß die sind und welche Form (Dendritenbildung) die haben, hängt ganz massiv von der Art des Schmelzens, Schmiedens, erneuten Glühen, Art der Abkühlung, des Ofens, der Zusatzstoffe ab. Das ist der Grund warum es so schön "PLING" macht und das ist für Gitarren bestimmt geil. Irgendwo im Netz habe ich mal Bronzebunddraht gefunden, aber nie probiert. Ich glaube tatsächlich, dass Bronze das musiklischste aller Metalle ist. Messing kling immer irgendwie nach Dose.


Brass bedeutet Messing, nicht Bronze. Das bezeichnet man dann als CuZn-- , also Kupfer und Zink.
Dass Müller sein Messing Bell-Brass nennt finde ich sehr mißverständlich. Das ist wohl beabsichtigt und sagt mir, dass die das evlt. versucht haben, aber es nicht hinbekommen haben, da Bronze, je nach Legierung auf Zugspannung sehr nachgiebig reagieren kann aber das ist, wie gesagt, eine Frage der richtigen Wahl. Es ist wahrscheinlich viel zu teuer und daher etwas für den geduldigen Hobbyisten.


Titan ist sehr hart bei geringer Dichte. Schwingt bestimmt nicht so schön.


Lieben Gruß,

Nigel



Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: dukesupersurf am 24.02.2015 22:09
Hallo Leute ,
warum dämpft denn angelblich Alu , also in meinem Film hat es das Pling mit den meisten Mitten.
Zur Zeit der Glockengießerei gabs eh noch kein Alu und Mitte des 19Jhd war es noch teurer als Gold ( oh ,das klingt bestimmt weich   :angel: )
Außerdem nicht zu Verwechseln mit Aludruckgus oder gesintertes Zeugs , oder dem abartigen ,schwer zu thebenden und zu verarbeiteden Zeugs , aus dem die Wahgehäuse gegossen werden ( hatte heute erst wieder nen Wutanfall , Bohrer abgebrochen , verschiert nur , ob da Zinn mit drinne ist ? ) .
tschüß , Thomas
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Fody am 24.02.2015 22:50
Hallo,

Zitat
Brass bedeutet Messing, nicht Bronze. Das bezeichnet man dann als CuZn-- , also Kupfer und Zink.
Und Bell bedeutet Glocke...Glocken macht man aus Bronze, nicht aus Messing.
[/quote]
bells are made from pure bell bronze. The words "brass" and "bronze" are often used interchangeably, but they are very different metals.
[/quote]
Die missverständliche Bezeichnung kommt vielleicht vom englischen Sprachgebrauch. Ich bin mir sicher, dass die Müllerteile nicht aus Messing sind. So teuer ist Bronze nämlich auch nicht. Ich müsste mal auf den Rechnungen schauen, aber ich hab um die 10€/kg im Kopf.

Zitat
Ohne weitere Zusätze aber vielleicht etwas weich.
Für die Anwendung in der Gitarre passt das schon. Alternativ kann ich dir Phosphorbronze CuSn8P empfehlen. Die ist auch noch gut zu bekommen und hält einiges aus.

Zitat
Titan ist sehr hart bei geringer Dichte. Schwingt bestimmt nicht so schön.
nicht hart, sondern zäh. Ich würde auch kein Reintitan nehmen, sondern eine festere Legierung. Ti6Al4V ist leicht zu bekommen und ziemlich stabil. Leider auch übel zu bearbeiten. Titan ist dichter als Alu, und da schwören ja manche auch drauf. Von daher wärs doch ein Versuch wert.

Gruss Casim
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Holzdruide am 25.02.2015 08:24
Hallo

Ich denke nicht dass es wirklich Sinn macht nach Glockenbronze zu suchen, bei einer Gitarre schwingt ja nicht die Brücke, die kann gar nicht schwingen weil die beidseitige Fixierung schwingen unmöglich macht, die Brücke ist dafür zuständig die Schwingungen der Saiten auf Decke / Korpus zu übertragen.

Härtere Materialien sollten dazu besser geeignet sein.

Zu Alu möchte ich bemerken dass es recht unterschiedlich sein kann, je nach Beimengung anderer Stoffe ist Alu von weich und biegefähig bis hart und spröde, weiches enthält meist Silizium was dazu führt dass die Späne lang und länger werden, sich um Werkzeuge aller Art wickeln und dem Bearbeiter ganz tierisch auf den Latz oder sonstwohin gehen.

Was man zu Alu wissen sollte - falls man vorhat das fertige Teil eloxieren zu lassen ist es wichtig die genaue Bezeichnung zu kennen. Z.B. AlCuMgPb welches sehr kurze Späne bildet, eher hart ist und für eine Brücke sicher in Frage kommen könnte.

Ich schlage aber mal etwas ganz anderes vor, Niro V2a oder Chromnickelstahl
Hätte ich noch Zugang zu CNC Gurken würde ich das glatt testen.

Gruß Franz
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: stephan61 am 25.02.2015 13:16
Hi Franz,

freilich schwingt die Brücke. Die ist zwar links und rechts fix, aber in der Mitte frei. Musst nur mal hinlangen und eine (der dickeren) Saite zupfen. Man fühlt die Schwingung zwar nicht so doll, aber das reicht um der Saite Energie zu entziehen.
Vereinfacht gesagt: Die Frequenz, mit der die Brücke schwingt, fehlt der Saite wenn sie vom PU abgenommen wird. Nachdem die Schwingungsfrequenz der Brücke nicht nur von der Form sondern auch vom Gewicht, d.h. Material, abhängt klingen die Gitarren mit unterschiedlichen Brücken auch unterschiedlich.

Zollner hat es schön beschrieben in seinen Pamphleten zur Gitarre.

Schöne Grüße
Stephan
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Holzdruide am 25.02.2015 19:37
Hallo
Hi Franz,

freilich schwingt die Brücke. Die ist zwar links und rechts fix, aber in der Mitte frei. Musst nur mal hinlangen und eine (der dickeren) Saite zupfen. Man fühlt die Schwingung zwar nicht so doll, aber das reicht um der Saite Energie zu entziehen.

Dass man da etwas spürt ist klar, sonst gäbe es auch keine Übertragung von der Saite zur Decke / Korpus.
Gibt es Zollners Pamphleten im Net ?

Gruß Franz
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: sev am 25.02.2015 20:56
Hi Franz,
ja, aber ohne Animationen: https://hps.hs-regensburg.de/~elektrogitarre/pdfs/gesamt.pdf
Grüße
Sev
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Holzdruide am 26.02.2015 12:15
Hallo
Sehr interessant was der Doc da so festgestellt hat.
Vereinfacht gesagt: Die Frequenz, mit der die Brücke schwingt, fehlt der Saite wenn sie vom PU abgenommen wird.
Daraus könnte man aber darauf schließen dass eine Brücke aus einem Material wie Glockenbronze das sehr schwingfreudig ist dafür sorgt dass am Pickup mehr abgeht als bei einer Brücke mit geringerer Schwingneigung

Interessant wären Vergleiche von verschiedenen Materialien mit gleicher Masse.

Ein Test der mich weniger beeindruckt ist den Korpus an eine Kiste zu halten, daraus zu beurteilen dass ein anderes Holz keinen Unterschied macht erscheint mir doch etwas gewagt.

Auf alle Fälle ein sehr interessantes Thema, steht ja nirgends dass man ein Instrument dass auch so schon gut klingt nicht verbessern könnte.

Gruß Franz
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: stephan61 am 28.02.2015 14:50
Sehr interessant was der Doc da so festgestellt hat.Daraus könnte man aber darauf schließen dass eine Brücke aus einem Material wie Glockenbronze das sehr schwingfreudig ist dafür sorgt dass am Pickup mehr abgeht als bei einer Brücke mit geringerer Schwingneigung


Hi Franz,
es ist weniger die Frage wieviel abgeht, sondern mehr welche Frequenz und deren Vielfache dann im Spektrum fehlen. Die Grundfrequenz, die die Brücke "schluckt", entspricht der Eigenfrequenz der Brücke. Jeder Gegenstand hat eine Eigenfrequenz mit der er schwingt, wenn er angeregt wird. Je nach Gewicht und Elastizität des Werkstoffes verschiebt sich die Frequenz. "Schwingfreudig" im Sinne von viel Schwingung des Gegenstands ist nicht so entscheidend für die Tonbildung sondern mehr die Frequenz selbst.

 
Ein Test der mich weniger beeindruckt ist den Korpus an eine Kiste zu halten, daraus zu beurteilen dass ein anderes Holz keinen Unterschied macht erscheint mir doch etwas gewagt.
Da hast Du recht, manchmal geht er etwas weit.
Der Korpus hat schon einen Einfluss, nicht zuletzt weil er im Verbund mit der Brücke ja ebenfalls ein zum Schwingen anregbarer Gegenstand ist, der Frequenzen schluckt. Je nach Gewicht und Material höhere oder tiefere.
Aber ich denke, Zollner wollte mit diesem Test hauptsächlich darauf hinaus, dass die Brücke, d.h. die direkte Saitenauflage, den größten Einfluss hat. Alles weitere ist nachrangig. Und das glaube ich auch.

Aber wie Du richtig geschrieben hast, ein interessantes Thema!

Viele Grüße
Stephan
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: FloPoeKo am 1.03.2015 15:26
Ich würde mal beim Zollner (Physik der Elektrogitarre) nachlesen über das Thema der Stegresonanz... Das wird bestimmt einiges erklären...
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: dukesupersurf am 2.03.2015 13:25
Hey , hier gehts um meine Theorien und nicht die von Zöllner  :(

Ich werf nochmal in den Raum :

-Brückenresonanz , generell sollte die Brücke nicht aus "Gummi" sein , also was wegsaugen , wie Zink oder Nylon bei den höchsten Obertönen.So was kann aber auch Absicht sein , damit es nicht zu metallisch klingt.
  Alu, Stahl , Messing , Bronze sind alle gut , nur das , was sie "rauskämmen " ist leicht unterschiedlich.Es handelt sich aber nur um einen Hauch , und ich denke mal Stahl ist am neutralsten.

- Hüllkurve ( Ansprache ) , nicht zu vernachlässigen oder zu verwechseln !!!! Hier geht es um Änderungen von Lautstärke und Frequenzen während des zeitlichen Verlaufs vom Attack bis zum Release . Macht der Ton "Peng" wie bei ner Tele oder steht er wie bei ner LP . Und hier hat womöglich nicht das Brückenmaterial , sondern ihre Konstruktionsart und Einbindung in ein bestimmtes Gitarrendesign den größeren Einfluß .

Ich hab die Vision ,  beide Haupteinflüsse zu bestimmten "Gitarrenrezepten" abzuschmecken , und eine Brettgitarre mit  austauschbaren Modulen , welche die Brücke und Aufhängung auf unterschiedliche Arten enthalten , eines Tages zu bauen.Denn ich glaube ,daß sich so einige Zufälligkeiten kompletter Gitarrenmodele auf einige simple technische Tricks , die sich simpler Schwingungsphysik bedienen , reduzierenlassen ,die dann in einem einzelnen Konstruktionelement lokalisierbar sind.

tschüß , Thomas

tscjhüß , Thomas
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: DocBlues am 5.03.2015 14:05
Hallo,

ich steige zwar sonst auch gern mal in die tieferen theoretischen Gefielde ein, versuche es aber an dieser Stelle eher mit ein paar generellen Erfahrungswerten:

Für das klassische "Fender-Geklingel" und metallischen "Twang": Chrom Nickel Stahl (VA)- zumindest bei den Stegreitern, Rest der Bridge nach Geschmack auch VA oder Messing (siehe ABM Müller).
Wenn es etwas runder und weniger metallisch klingen soll: Auch Stegreiter aus Messing / Bronze.
Alu finde ich persönlich nicht so prall in den Obertönen und der Gesamtfärbung.
UND: absolutes No Go: Zink-Druckguss (z.B. Schaller 3-D Bridge). Da kann man die Obertöne komplett vergessen.

Ansonsten sollte die Konstruktion nicht zu filigran sein und Locking-Optionen können für Punch und Sustain sehr hilfreich sein.

Gruß,
DocBlues
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 20.03.2015 12:23
Moin!

Ich muss auch nochmal meinen Senf dazu geben:

Es scheint nicht nachweisbar zu sein, dass verschiedenen Hölzer die Saitenschwingung, die vom Pickup abgenommen werden, beeinflussen. Da wir aber alle wissen, dass es definitiv einen Unterschied gibt, muss es ein anderer Effekt sein, der das beeinfluss. Ich glaube es ist eine Art Mikrophonieeffekt der PUs. Kein PU ist 100% fest vergossen. Dafür müsste man ihn in einem Epoxybad wickeln. Eine gleichmäßige Verteilung der Zugspannung auf den Draht ist aufgrund der Geometrie des Wickelkörpers nicht möglich. Die Rutschkupplung zittert immer ein wenig. Daher muss es in jedem PU die ein oder andere Wicklung geben, die in der Lage selbst zu schwingen und ihrerseits eine Spannung im Magnetfeld zu erzeugen. Ähnlich wie beim Tauschspulenmikrofon. Ich glaube, dass Handgewickelte PUs diesen Effekt stärker zeigen als maschinell gewickelte und daher beliebter sind. Ferner kann man mit eingebauten Piezos, wie bei der Parker Fly Deluxe, den Effekt selbst steuern, was ein sehr beliebtes Feature ist, ohne, dass es nach Akustikgitarre klingt.

Wenn ich einen Amp aufdrehe und mit dem Plek gegen den PU klopfe, hört man das. Auch bei PUs ist das oft der fall. Bei Overdrive kann sogar in den PU hineinsprechen.


Gruß,

Nigel
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: dukesupersurf am 21.03.2015 12:46
Hallo ,

hört sich interessant an. Ich vermute , selbst wenn der PU in sich genommen überhaupt nicht mikrofonisch wäre , aber steif in das Holz geschraubt ist , müßte es eine relative Differenzchwingung zu den Saiten geben , da die Holzkonstruktion an dieser Stelle bestimmt nicht in jeder Frequenz in derselben Phase wie die Saiten darüber mitschwingt und den Pu so mitreißt.

tschüß , Thomas
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 22.03.2015 23:43
Hallo ,

hört sich interessant an. Ich vermute , selbst wenn der PU in sich genommen überhaupt nicht mikrofonisch wäre , aber steif in das Holz geschraubt ist , müßte es eine relative Differenzchwingung zu den Saiten geben , da die Holzkonstruktion an dieser Stelle bestimmt nicht in jeder Frequenz in derselben Phase wie die Saiten darüber mitschwingt und den Pu so mitreißt.

tschüß , Thomas

Guter Punkt! Aber wenn man das mit nem Piezo misst, misst man irgendwas. Ob das die Schwingung durch den Korpus ist, ist wiederum fraglich. Eine Hochgeschwindigkeitskamera muss her mit der man die Abstandsänderung zu den Saiten messen kann. Oder meinst du mit nem Piezo auf dem PU bekommt man das was man möchte?

Lieben Gruß,

Nigel
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Robinrockt am 23.03.2015 11:25
Hallo,

einen sehr großen Anteil am "Klang" hat ja auch der Anschlag-Charakter xD (Attack) und wie der Ton sich entwickelt und dann "ausklingt".
Manche Gitarren haben einen sehr definierten Anschlag (in die Fresse) und werden "glockenartig" lauter und sind eigentlich mehr perkussiv im Ton aber damit sehr definiert (mein Favorit). Haben aber genügend Sustain um lebendig zu klingen.
Dann gibt es alle möglichen und unmöglichen Mischvarianten davon. Bei manchen schwingt der Ton einfach, manche klingen sehr lange aus, haben wenig Attack usw.
Diese werden sehr wohl alle über den Tonabnehmer übertragen und machen meiner Meinung nach den Hauptteil des "Klanges" aus.
Ich denke das ist auch schon ein (sehr) großer Teil des Mysteriums.
Darum hat die Brücke und deren Material einen guten Anteil am "Klang" bzw ist ein guter Weg um ein Instrument eine Stimme zu geben, bzw sie zu verändern - das war jetzt fast poetisch :angel: >:D

Viele Grüße,
Robin
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: cca88 am 23.03.2015 23:36
Hallo,

einen sehr großen Anteil am "Klang" hat ja auch der Anschlag-Charakter xD (Attack) und wie der Ton sich entwickelt und dann "ausklingt".
Manche Gitarren haben einen sehr definierten Anschlag (in die Fresse) und werden "glockenartig" lauter und sind eigentlich mehr perkussiv im Ton aber damit sehr definiert (mein Favorit). Haben aber genügend Sustain um lebendig zu klingen.
Dann gibt es alle möglichen und unmöglichen Mischvarianten davon. Bei manchen schwingt der Ton einfach, manche klingen sehr lange aus, haben wenig Attack usw.
Diese werden sehr wohl alle über den Tonabnehmer übertragen und machen meiner Meinung nach den Hauptteil des "Klanges" aus.
Ich denke das ist auch schon ein (sehr) großer Teil des Mysteriums.
Darum hat die Brücke und deren Material einen guten Anteil am "Klang" bzw ist ein guter Weg um ein Instrument eine Stimme zu geben, bzw sie zu verändern - das war jetzt fast poetisch :angel: >:D

Viele Grüße,
Robin

 :) :) :)
Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: DocBlues am 31.03.2015 19:54
Hallo

bevor der Thread nun endgültig ins Nirvana geht, möchte ich jenseits aller Theorien und Meßergebnisse dafür plädieren, einfach mal die Ohren zu bemühen - plus etwas Erfahrung und Systematik beim Testen.

Kurz: Natürlich schwingt die Bridge und überträgt Schwingung. Ebenso schwingen der Korpus und Hals. Selbstverständlich haben die Materialen Einfluß auf den Gesamtklang. Das sollte doch nun wirklich in diesem Forum nicht mehr zur Diskussion stehen.

Gruß,
DocBlues




Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Lupinello am 11.07.2015 00:08
Servus Franz,

Du wärest der Richtige um uns in den Genuss verschiedener Teile zu bringen, wenn CNC noch verfügbar wäre.

Für eine Gibson mit Mahagonikorpus mit aber auch ohne Ahorndecke ist nun mal Guss, Alu und Messing und auch mal Stahl das benutzte Material.
Gelegentlich ist auch Nylon, Holz und mir Unbekanntes im Spiel. Auch Titan wird nun angeboten.
Wer soll da noch durchblicken.

Man sagt aber, dass Alu (in welcher Zusammensetzung auch immer) mglw. auch i.V.m. Messingreitern für eine Gibson ein ordentliches Ergebnis bringt.
Ein Alu-Stoptail ist oftmals als Klangverbesserer genannt.

Messingreiter sind meiner Erfahrung nach  etwas höhenmildernde Klangauslöser, die etwas komprimierend wirken (es schmatzt etwas beim Anschlag und die Höhen sind etwas begrenzt . Das mag je nach Geschmack insbesondere mit einer Alubrücke oder auch noch Gussbrücke sinnvoll sein. Ich sage jetzt nichts dagegen.
Das Alu-Stoptail wird einfach ständig als der Bringer genannt.

Eine reine Messingbrücke mit Messingreitern muss man wirklich wegen der etwas dunkleren Art mögen (s. PS).

Gussbrücke, Gussreiter  und Gusstailpiece sind m.E. eher klangabtötend.

Stahlreiter klingen m.E. auf einer gibsonähnlichen Gitarre etwas kalt.

Das sind meine sicher nur subjektiven Erfahrungen.

Titan könnte ein messingersetzendes Reitermaterial sein, das etwas mehr Frische, Schub und Dynamik bei mehr Saitentrennung ins Spiel bringt. Ich beziehe mich hier auf Acy, der entsprechende Eindrücke bei einer Tele-Bridge von Gotoh mit Titanreitern geschildert hat.

Schöne Grüße

Woifi

PS: Ich persönlich arbeite an einer Yamaha SG 2000, die eine Gussbrücke mit Gussstoptail und dabei keinen lebhaften Klang hat.
Die SG 2000 ist eine Gitarre mit durchgehendem Ahornhal der nur gerinfügig Mahagoni enthält. Somit ist die Gitarre eher höhenlastig, da die Mahagoniflügel sich nicht mehr besonders stark einmischen können.
Leider lässt sich die Gitarre wegen Sondermaßen nicht einfach umrüsten.
So habe ich eine Vollmessingbrücke zurechtgefeilt und zusammen mit dem Gussstoptail ergibt sich zwar ein sehr ausgewogener Klang.
Dennoch ist mir der Klang einfach zu dunkel. Das Gerüst der Brücke aus Messing ist einfach zu viel des Guten!
Zur SG 2000 muss aber auch gesagt werde, dass sie einen Messing-Sustainblock hat, auf den die Brücke befestigt ist...eine nicht zu negierende Besonderheit!
Ich werde mich nun mal nach einer Alu- oder Gussbrücke mit Messingreitern umschauen und ebenfalls feilen um dann weiter zu sehen.
Es ist mir zumindest gelungen, die schwer herausziebaren M6!-Schraubmuffen für das Tailpiece mittels einer selbst gefertigten Vorrichtung (s.a. Anleitung bei Utube per Suchfunktion) zu entfernen und nun M8-Muffen sowohl für den Einsatz eines Alu- oder auch Messing-Stoptails auch mit Locking-Mechanismus zu setzen.
Nun werde ich weitersehen..ich bin gespannt, wohin mich der Weg noch führt!

Ich habe eine reine Mahagonigitarre mit wohl Gussbrücke und Messingreitern und Saiten durch den Korpus (Ibanez).
Acy hat mir die Messingreiterbrücke geschickt.
Die gefällt mir nun wieder als lebhaft klingendes Teil...da ist einfach alles stimmig...macht richtig Spass!

Ich denk mal: Hier gibt es kein Patentrezept. Jeder muss selbst ausprobieren, was seinem Gusto entspricht.


 





Titel: Re: Hab mal mit versch. Materialien für Brücken experimentiert
Beitrag von: Nigel am 19.08.2015 18:41

Kurz: Natürlich schwingt die Bridge und überträgt Schwingung. Ebenso schwingen der Korpus und Hals. Selbstverständlich haben die Materialen Einfluß auf den Gesamtklang. Das sollte doch nun wirklich in diesem Forum nicht mehr zur Diskussion stehen.


Moin Doc!

Richtig, was ich sagen wollte war, dass es keinen Nachweis dafür gibt, dass die Schwingungen des Korpusses und des Halses die Saitenschwingung beeinflusst. Ist ja auch klar: Das Niedrigdimensionale System Saite mit niedriger Impedanz versklavt das höherdimensionale System und zwingt ihm seine Frequenzen auf und da geht auch keine Energie zurück. Dann würde Grundmoden und obertöne des Korpusses auf den Saiten erklingen, das ist aber nicht so. Unterschiede in der Holzauswahl müssen sich anders bemerkbar machen. Es bleibt eigentlich nur der Mikrofonieeffekt von Pickups, also eigentlich etwas ursprünglich ungewolltes.


Lieben Gruß,

Nigel