Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Design & Konzepte => Thema gestartet von: Ulder am 15.03.2015 18:23
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Hallo zusammen,
ich will als nächstes Projekt einen 50W zwei Kanaler in Anlehnung an Merlin bauen und habe dafür auch schon die ersten Entwürfe, die ich gerne mit euch Besprechen würde.
Das Konzept:
- GZ34 Gleichrichterröhre
- Clean Kanal mit einer EF86
- Dirty mit zwei ECC83
- Kanalzusammenführung am PI
- EL34 Endstufe
Der EF86 Kanal ist mit Morph Control nach Merlin (S.57 Abb. 2.18) aufgebaut und mit einem Bone Ray Tonestack (S.206 Abb. 11.20).
Der Dirty Channel ist aus dem Buch S.258 Abb. 14.6 übernommen.
Ich habe das Netzteil im PSU Designer simuliert und die Spannungswerte der einzelnen Stufen soweit angepasst, dass sie den Spannungen aus dem Buch entsprechen (+/- 5%).
Beim Massekonzpet habe ich versucht mich an Merlin/EL34 World zu halten, was aber durch die 50+50µf Becherelkos nicht immer geklappt hat. Ich sammle die Vorstufenmassen ein einem lokalen Massepunkt und führe diese dann an den jeweiligen Ladeelko. Endstufe, PT, Bias und Heizung werden direkt mit dem Zentralen Massepunkt verbunden, der sich am Input des Dirty Channels befindet und mit dem Chassis verbunden ist.
Was haltet ihr Grundsätzlich von diesem Entwurf?
Viele Grüße
Jan
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Hallo Jan,
die grundsätzliche Herausforderung eines solchen Kanalaufbaus ist, dass der bei Dir zweite Kanal immer
sein Leerlauf-Rauschen in den PI einspeist, auch wenn Du den ersten Kanal nutzt. Damit hast Du am Ende
dann ein verrauschtes Clean-Signal.
Daher bevorzuge ich bei einem solchen Aufbau eine Lösung mit einer Inputbuchse, einem Kanalrelais und einem
Muterelais für den nicht benutzten zweiten Kanal.
Im zweiten Kanal könntest Du C25 nochmal anschauen, 100nF erscheinen mir auf den ersten Blick ein bischen
klein.
Der Mauseaufbau sieht nicht verkehrt aus. Das sollte gut funktionieren.
Viele Grüße
Marc
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Hi Marc,
danke für den Input, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Mein eigentlicher Gedankengang war, ohne großen Aufwand per A/B Switch das Gitarrensignal auf den jeweilgen Kanal zu legen.
Ich habe den Entwurf überarbeitet:
- Kanalumschaltung eingefügt - kann das so knackfrei funktionieren?
- Bias überarbeitet
- Presence/Resonance Control eingefügt
Besten Dank und viele Grüße
Jan
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Hallo
Ich frage mich gerade, wenn man im Long tail pair den tail resistor mit 56k fährt, ob es dann sinnvoll ist Presence dahinter noch zu setzten (mit 5k max) . Der Einfluss auf ein Signal eingehend von 4a dürfte doch minimal sein. Das Presence wirkt noch auf die Gegenkopplung, aber dann kann ich es doch gleich ausschliesslich in den Feedback Zweig setzen.
Das Einspeisen der Gegenkopplung unterhalb R35 (tail resistor) ist bei so einem hohen Wert und symmetrischen Ra doch eigentlich auch nicht mehr nötig, oder?
Gruß
Stefan
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Hallo,
die Kanalumschaltung sollte soweit funktionieren, ich würde bei der einen Relaishälfte jedoch den Volumeausgang
von Kanal 1 nicht auf Masse legen. Du hast da nur eine unnötige Leitung, die sich Störungen einfangen kann.
Viele Grüße
Marc
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Eine kleine Frage, da ich aus dem HiFi Bereich komme.
Was bringt der Morph Regler? Laut Internet kann man zwischen USA und UK Sound stellen, aber funktioniert das per Spannungsteiler für die Schirmgitterspannung?
Grüße, Thomas
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Hallo zusammen,
@Stefan
R54 müsste laut meiner Berechnung ~43k haben, ich habe mich für 56k entschieden, da ein höherer Wert die Höhen mehr reduziert. Der Wert kann bei Bedarf noch angepasst werden.
@Marc
alles klar :)
@Thomas
Bei 100% des Drehweges (im Uhrzeigersinn) ist C6 direkt mit Masse Verbunden. C8 blockt DC vom Poti ab. Bei 0% sind C6 und C8 in Reihe und bewirkt, dass das Schirmgitter quasi direkt an die Anode angeschlossen ist.
d.h. 100% Pentodenbetrieb, 0% Triodenbetrieb.
Besten Dank und viele Grüße
Jan
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Siebelkos f. Bias, C34, C35, falschrum gepolt. Bias Spannung < 0V!
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Siebelkos f. Bias, C34, C35, falschrum gepolt. Bias Spannung < 0V!
ahh, Danke!
Grüße
Jan
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Hallo Ulder,
den Tone Ray Stack habe ich mir gestern abend mal näher angeschaut. Für mein Empfinden nichts Halbes und nichts Ganzes - es dürfte wesentlich günstiger sein, das Tilt-Filter und das Mittenfilter durch eine Verstärkerstufe zu trennen.
Vielleicht gerade im Clean-Kanal. Wenn Du als PI eine Katodynschaltung wählst, würdest Du das dazu notwendige zusätzliche System gewinnen (und wie man einen Katodyn sauber dimensioniert, steht ja ebenfalls im Merlin-Buch drin).
Alternativ könnte doch auch eine ganz normale Tilt-Schaltung gehen, bei der Du die Mittenabsenkung durch Umschalten der Kondensatoren erreichst. Ich habe sowas schon mal gebaut und finde es in der Praxis ausreichend.
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Hallo Beate,
Merlin schreibt ja, dass es sehr vielseitig ist...ich wollte es einfach mal ausprobieren.
Meint ihr das eine EF86 für den Cleankanal nicht ausreichend ist?
Der Verstärker soll in ein TT-Chassis Alu Typ 009 - 480 x 160 x 65, das wird schon ziemlich eng wegen den großen Transformatoren und der Drossel.
Anbei zwei CAD Entwürfe:
Front von links nach rechts: PT,Drossel, V1-V4 und hinten der OT
Back von links nach rechts: OT, 2x El34, 3x Becherelko und ganz rechts die GZ34
Grüße
Jan
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Hallo Jan,
Merlin schreibt ja, dass es sehr vielseitig ist...ich wollte es einfach mal ausprobieren.
Als Bassistin vermisse ich, dass da ein auch nur annähernd linearer Frequenzgang möglich ist, und dass das, was da in Ansätzen geht, sehr schmalbandig ist und dazu noch zu basslastig. Die schönen Eigenschaften der Tilt-Schaltung gehen da für mein Empfinden weitgehend flöten, und das liegt recht deutlich an der fehlenden Entkopplung des Mittenreglers. In der Zerrstufe hast Du das ja auch getrennt.
Aber Probieren geht letztlich über Studieren.
Meint ihr das eine EF86 für den Cleankanal nicht ausreichend ist?
Hast Du mal anhand der Verstärkungen und Verluste rückwärts gerechnet, welche Eingangsempfindlichkeit sich ergibt?
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Ich würde ein größeres Chassis nehmen, und auf jeden Fall frühzeitig einen Layoutplan des Innenlebens erstellen. Anhand vom Layout des Innenlebens und geschickten Kabelwegen würde ich dann die Bohrungen und Anordnungen im Gehäuse setzten, nicht umgekehrt!
z.B. fehlt auch die Relais-Spannungsversorgung / Gleichrichtung komplett im Moment im E-Plan- auch dafür braucht man Platz, und mal will ja nicht am Ende nur weil man nicht daran gedacht hat nicht quer über alle Leitungen zum Relais das man noch an irgendeine Seitenwand geklatscht hat.
Der Platz kann bei so einem Projekt recht schnell recht klein werden (musste ich bei meinem kleinen 2 Kanaler merken, der deutlich weniger Bauteiler braucht als Dein Projekt), vor allem mit Turretboards.
Man sollte auch mit Reserven planen wenn man mal doch was anders gestalten will.
Gruß
Stefan
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Hallo Stefan,
ein Layout habe ich von Version 1.6 gemacht und anhand dessen das Gehäuse gestaltet.
Die Kanalumschaltung würde ich mit dem Doppel-Relais Umschalter aus dem Shop realisieren, diese kann ja mit 6,3V der Heizung betrieben werden.
Der Schwabe will doch nix verkommen lassen, ich habe noch ein fertiges Gehäuse + Case das ich für die Chassisgröße verwenden kann...aber eigentlich hast Du schon recht, ich habe mich schon oft genug geärgert, dass zu wenig Platz im Chassis war...
Grüße
Jan
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Hallo,
wenn Du nur die Kanalumschaltung mit der Relaisplatine machst passt alles.
Wenn Du jedoch damit auch Highgain Kanäle weiter vorne umschaltest oder mutest
musst Du darauf achten, dass die Spannung einen Rest-Ripple hat, da sie nicht
geregelt ist. Dieses Pulsieren der Spannung an einem Relais das mit Masse in der Luft
hängt, also nicht angesteuert ist, kann als Brumm von der Relaisspule auf das Signal
einstreuen. Hier ist eine geregelte Spannung einfacher zu handhaben. Je weiter hinten
Du mutest, desto unkritischer wird das ganze.
Viele Grüße
Marc
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Hallo zusammen,
@Stefan
R54 müsste laut meiner Berechnung ~43k haben, ich habe mich für 56k entschieden, da ein höherer Wert die Höhen mehr reduziert. Der Wert kann bei Bedarf noch angepasst werden.
Nach was hast Du berechnet? Du hast doch ein PPIMV, warum nicht ein Marshall typisches Design? die R-Tail Einspeisung ist bei symmetrischen Ra (2x 100k, großer R_tail) doch eher kontraproduktiv. Und ich glaube für den Clean kannst Du jedes bisschen Gain brauchen.
Warum nicht 2 FX Buchsen neben dem Relais platzieren für einen einfachen Effektloop? R56 würde ich mind. 2.2Meg machen, liegt ja zu den volumes parallel je nach Potstellung.
Da ist eine Mega-Siebkette, aber schaut man sich die R´s an fragt man sich schon warum nicht vereinfachen, zusammenfassen, weglassen (F??). Oder anderen höhertransformierenden Trafo in Betracht ziehen (50W??). Oder solid state recti für weniger Verluste.
Gruß
Stefan
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Hi Stefan,
Die Berechnung ist nach 10.9, S.188 aus dem Buch. Ich muss mich aber in meiner Aussage korrigieren: Ein kleinerer Wert reduziert die Höhen mehr. Im 2203 ist ja ein 100k verbaut und ich empfand den Sound immer sehr Höhenlastig, was vielleicht aber auch an den V30 lag.
Kannst Du das mit der Einspeisung bei 2x100k vs. 1x82k/100k mal kurz erklären?
Mittlerweile bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich ein TT-Chassis Alu Typ 003 - 590 x 190 x 64 verwenden werde, da müsste ausreichend Platz sein. Ich habe mir auch schon bzgl. eines FX gedanken gemacht, da zudem ein Relais im Umschalte Kit noch frei ist. Vielleicht ja der FX Loop mit den LNd150?!
Die Verstärkung der EF86 müsste nach meine Berechnung bei ~110 liegen. Vielleicht doch noch eine Stufe rein für das Tonestack?
Zum Netzteil: Für jede Stufe ein RC-Glied zum filtern und entkoppeln. C18 ist ja nur für die GZ34.
Grüße
Jan
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Hallo Jan, was benötigt denn der PI am Eingang für Vollaussteuerung? Welche Verluste hat der Knochenstrahlstack bei der von Dir gewählten Dimensionierung? Wenn das nicht reichen sollte - ist es nicht so, dass Kathodyn mit vorgeschalteter Triode eine größere Gesamtverstärkung haben sollte als die von Dir gewählte Schaltung?
(Ähm ... weniger Gegenkopplung wäre ggf auch eine Option? )
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Hallo Jan
Wenn wir über R_tail reden: Marshall typisch ist 10k, nicht 100k. Dein Wert ist typisch für el84 Amps (geringere Aussteuerung) ohne Feedback (also ac30 kurz gesagt)
Ich habe mein Wissen auch nur von Aiken
http://www.aikenamps.com/index.php/designing-long-tail-pairs-the-load-line-approach
und die einzige vernünftige Erklärung für Feedback:
http://www.aikenamps.com/index.php/the-long-tail-pair
Kurz gesagt, bei 10k symmetrisiert der R_tail nicht gut genug, deswegen der Ausgleich mit den asymm. Ra für das Original-Signal - etwas weniger in VA, etwas mehr für VB. Für das Feedback das auf das Grid von VB wirkt sind die Ra aber jetzt genau umgekehrt gewichtet, VB müsste weniger sein als VA für eine Balance des Feedback - ist es aber halt nun mal nicht. Also wirkt das Feedback sehr unsymmetrisch betrachtet man nur die Gitter Einspeisung. Um das auszugleichen wird das Feedback auch unterhalb R_tail eingespeist, was dazu führt das es von VB Gain wegnimmt und zu VA hinzufügt. Jetzt stimmt die Balance auch für das Feedback.
Hast Du großes R_tail ist die Symmetrie besser, deswegen auch die gleichen Ra. Speist Du jetzt das Feedback unterhalb R_tail ein fügst Du eine Ungleichheit hinzu in eine schon vorhandene Balance. Wie viel es ausmacht habe ich allerdings auch noch nie nachgemessen
Für das Netztteil: Ein Elko kann auch mehr als eine Stufe/Röhre entkoppeln
Ich würde mal LTSpice bemühen um die Pegel zu verfolgen, rechnen kann man das wohl nicht mehr so einfach. Ich bin ja mal gespannt wie weit oder nah die Gains der einzelnen Kanäle auseinanderliegen, gefühlt würde ich sagen sehr weit, aber ich kenne die EF nicht und so eine Topo wie im dirty auch net, also ich bin wirklich sehr gespannt.
Gruß
Stefan
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Hey Stefan,
danke für die ausführliche Erklärung!
bzgl. R_tail, da haben wir vielleicht ein wenig aneinander vorbeigeredet. Ich hatte R54, also den NFB Widerstand berechnet, deshalb den Bezug auf die 100k des Marshall...
Ich setzte mich mal hin und gehe die ganze Sache noch einmal durch, danke für den Input!
Grüße
Jan
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btw: Im clean liegt alles über R16 auf DC Potential!! Da sollte vorne wohl noch irgendwo ein Entkoppel-C rein?
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Habe es selber mal gerade den clean simuliert, komme für Bassfrequenzen auf +18db, also 8x vor dem Volume Pot. Mids so +14db
Gruß
Stefan
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Hi Stefan,
ich habe gestern nochmal den PI, Presence und Resonance Control durchgerechnet, siehe Anhang. Die berechneten Werte sollte nun eigentlich passen, eine Abweichung von ~3% halte ich für vertretbar, inwiefern sich jetzt die R_tail Einpeisung auf die Symmetrie auswirkt kann ich aber auch nicht sagen.
R16 bzw. den Koppel-C schau ich mir auch noch an, hab geade ein bisschen viel um die Ohren :)
Grüße
Jan
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Wahrscheinlich geht es bei so einem Design immer nur um die Filterung des Feedback Signales, denn selbst bei einem Design mit 10k R_tail duerfte fuer ein am Gitter eingespeistes Signal der max. Unterschied von 5k im Presence darunter vernachlaessigbar sein. Fuer dir Hoehen waeren es 10k, fuerBass 15k, naja ein ganz klein bisschen mehr Gain fuer die Hoehen waere auch jetzt wirkend, aber kein Vergleich zur Filterwirkung auf das Feedback
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Hallo zusammen,
jetzt eine aktuelle Version:
- C40 eingefügt (Koppel-C Clean)
- C22/C23 Einzelelkos
- PI, Presence, Resonance laut Berechnung
- überarbeitets Massekonzept
- Layout im TT-Chassis Alu Typ 003 - 590 x 190 x 64, Front/Back ist in der Darstellung "nach vorne/hinten geklappt"
@ Stefan, hast Du mit LTSpice den Clean simuliert? Kannst Du mir eventuell das Modell zukomemn lassen? Hab bisher noch nicht mit einem Simulationprogramm gearbeitet, würde mich aber mal daran probieren ;)
Grüße
Jan
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Das benutzt das Duncam Modell für die EF86, dafür braucht man als grafisches Modell die Tetrode
War alles nur sehr schnell zusammengeklickt
Gruß
Stefan