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Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: Feierabendklampfer am 5.10.2015 23:46
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Hallo!
Lange habe ich nichts mehr gepostet, war schwer im Keller beschäftigt. Dafür gibt es jetzt einen längeren Thread. Auch mit dem Motto alte „DeutscheAmps“. Im Sommer als ich war mal wieder meinen PCL-VA1956-Amp in Einsatz bringen wollte war das Netzkabel endgültig locker. An einem Wochenende sollte das kurz erledigt werden, daraus wurde schließlich ein Neuaufbau meines langjährigen Amps. Trotz aller Schwächen hat er mich schon 30Jährchen ohne Ausfälle unterstützt, gut höchstens 5-6mal im Jahr eine Bühne gesehen, aber die Einzelkomponenten waren schon gute Qualität bis auf die Verarbeitung. So sah er mal aus:
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Das Problem war dass die Herren damals offensichtlich minderwertiges Lötzinn verwendet hatten, welches mit den Jahren ziemlich ausoxidiert ist. An den Trafos waren durch die Wärme die Isolierungen verbacken, also jede Menge zu Basteln...
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Aber da er ja klanglich und von der Bauteilequalität i.O. ist entschloss ich mich das Lötzinn komplett auszuwechseln und auch gleich noch das Layout fest zu halten.
Mit Zahnbürste und minimalem Aceton-Einsatz wurde der ganze Amp gesäubert. Die Platine komplett entlötet und neu mit Lötlack besprüht. Sie ist zum Glück gute Qualität und hält Hitze aus. Die Prozedur hatte ich schon einmal gemacht allerdings die Unterlagen verschlampt. >:D
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Die Schaltung war im nach hinein nicht gerade innovativ, vergleicht man den Amp mit dem BoogieMK2 sind nur ein paar Unterschiede in der Aufholstufe vor dem Master und in der Presence-Schaltung zu erkennen. Ansonsten exakt abgekupfert, die Schelme. Mit dem EVM12L klang er dann auch ziemlich nach Boogie und gepimpten Fender.
Hier schon nach der Prozedur, das Kabelchaos ist zwar geblieben aber alles Brummfrei und sauberes Lötzinn... ;D
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Mit eben diesem Amp bin ich selbst in die Materie nach und nach eingestiegen, im Lauf der Zeit hatte ich ein paar provisorische Extras eingebaut, die sind jetzt endlich richtig fest gelötet.
Und zwar:
- Lüfter mit Temperaturfühler – in der Kiste wurde es schon recht heiß und die Kondensatoren leiden. Damals musste es ein 220V-Lüfter sein da die Versorgung zu knapp war. Angesteuert wird mit 12V über ein Solid-State-Relais. Verbrauch 5mA.
- Trimmer zum Entbrummen der Heizspannung.
- Standbyschalter als Relais ausgelegt. Mit der 12V-Steuerleitung ist eine kleine Schaltlogik realisiert.
HV ein wenn:
-div.Schalter ein,
-Eingang gesteckt,
-Ausgang gesteckt.
Die Buchsen mit Hilfskontaktschaltern hatten mich auf die Idee gebracht.
Hilft zwar nicht gegen alle Eventualitäten wie z.B. Kabelbruch, aber es ist doch schon vorgekommen dass ich ausgerechnet das LS-Kabel vergessen hatte…
Über einen Fußschalter kann ich auch noch bei Bedarf vom Brett aus abschalten.
Im Zuge der jetzigen Renovierung sind noch div. Extras rein gekommen:
-Bias-Messung über 1Ohm-Widerstände und Bananenbuchsen.
-Send-Return-Buchsen vor der Endstufe – die originalen Echo In/Out hab ich nie gebraucht
-neue Frontplatte von Dirk –er hat sich sicher gewundert was ein Standbyschalter neben der Eingangsbuchse zu suchen hat – weil‘s praktisch ist und sonst kein Platz vorne war… 8)
- aus der Idee zwei Eingangsbuchsen mit unterschiedlichen Impedanzen einzubauen ist aus Platzgründen ein 3-fach-Wahlschalter geworden. Hilfreich wenn man Multieffekte und hohem Output anschließen will.
-Die Buchse vom Kanalumschalter gegen eine 12pol-Diodenbuchse ersetzt um noch ein paar Funktionen mit zum Fußschalter zu legen ( Standby; 2x9V-Versorgung;)
-Eine moderne Kabel-Zugentlastung wird auch nicht verkehrt sein, da ist für Vintage kein Platz. Bei den Trafos musste ich die abgeratzte und teilweise verklebte Isolation der Zuleitungen auf jeden Fall erneuern. Der Lüfter war nicht immer drin. Netzkabel habe ich auch ausgetauscht, 5m neues orangenes Sicherheitskabel sehr flexibel - Sicherheit geht vor Vintage. Und was sonst noch dazu kommt: PE-Massepunkt erneuert, PE-Leitung, Ableitstrom überprüft…
An der Röhrenschaltung habe ich kaum etwas verändert, aber noch ein paar potentielle Brummschleifen durch ungeeignete Klinkenbuchsen ausgemerzt. Grade am Eingang war eine solche, welche dann mit einer vom Layout abweichenden Maßnahme verschlimmbessert wurde. Jetzt sind wirklich alle Masseverbindungen detektiert.
Einen Tip von einem Kollegen habe ich ausprobiert – die Kathoden-Kondensatoren drastisch verkleinert und Kathoden-Trimmer zum Einstellen der Vorspannung eingelötet. Die Theorie ist, das eine relativ symmetrische Übersteuerung einer Röhrenstufe nicht so viele matschende Bässe verursacht. Versuch macht kluch…Signal auf die Stufe geben und am Trimmer ein möglichst symmetrisches Übersteuerungsverhalten einstellen. Bei einer Stufe allein war noch keine Verbesserung zu hören als ich jedoch mit allen fertig war hatte die Vorstufe einen deutlich höheren Output, die strafferen Bässe kamen nach wie vor von den kleineren Kondensatoren. Klanglich jedenfalls eine Verbesserung. Praktisch habe ich die Impedanz der Röhren angepasst. Ein Thema für einen gesonderten Thread. Könnte eine Methode sein älteren Röhren wieder auf die Sprünge zu helfen. Jetzt darf ich auch den Amp als Budik-Made anpreisen.
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Das Äußere hat sich auch mit der Zeit gewandelt, von Tolex zu Naturholz bis schwarzer Lackierung. Da der Amp ja keinen Marktwert mehr hat geht da nichts schief. Den Frontgrill aus Stahlgitter hatte er schon länger. Das bleibt jetzt so mit der letzten Lackierung und den Macken, für solchen Rock’nRoll zahlen ja manche horrende Preise. Der hier ist in Würde gealtert.
Bastlergruß
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Nice Job! Ich freu mich immer, wenn sich jemand die Mühe macht so ein Gerät fit für die Zukunft zu machen.
Lustig finde ich, das auf der gereinigten Platine so aussieht als währen dort Widerstände der letzten vier Jahrzehnte versammelt (oder täuscht das?).
Gruß,
Nils
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Moin,
sehr schick, ich finde es gut, wenn jemand sich um so alte Schätzchen kümmert. :topjob:
Ich habe vor ca. 1,5 Jahren einen PCL Stage 2 restauriert.
Die Platine ist wirklich sehr robust, die Bauweise etwas gewöhnungsbedürftig, aber dafür absolut Servicefreundlich.
Die Schaltpläne bekommt man vom Hersteller...
Die Trafos kommen von Engel, und das damals verwendete gummierte Isolationsmaterial klebte wie die Pest zusammen und an den Fingern.
Das habe ich durch den Silikon-Gewebeschlauch hier aus dem Shop ersetzt.
Das Headshell habe ich dann zum Schluss auch noch "aufgehübscht":
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Lustig finde ich, das auf der gereinigten Platine so aussieht als währen dort Widerstände der letzten vier Jahrzehnte versammelt (oder täuscht das?).
Gruß, Nils
Hi Nils!
nein, täuscht nicht, für alle Anodenwiderstände habe ich zB. 2W-Metalloxid-Typen eingebaut. Die Masterpotis waren auch ausgeleiert und hier und da noch ein neuer Kondensator. Damit habe ich keine Probleme, der Klang adelt den Amp, nicht irgendwelche teuren Voodoo-Bauteile ;D Vintage ist auch nur ein Marketingrmärchen...
Klampfergruß
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N'amp!
Auch wenn's vielleicht nervt, ich muss jetzt doch noch abschließend zu diesem erfolgreichen Projekt sülzen. In letzter Zeit habe ich keinen Amp gespielt der eine solche Dynamik an den Tag legt- eine enorme Lautstärke hat und mit einer Brettgitarre ein solches Sustain erzeugt, fast wie eine Akustikgitarre. Ob das im Bandkontext jetzt einen Unterschied macht ist eine andere Frage, das Spielgefühl ist jedenfalls Klasse. Ich hab nur noch das Luxusproblem das sich die Lautstärke am Masterpoti im ersten Drittel regeln lässt, aber da kann ich ja noch was umbauen...
Egal welche Gitarre ob Humbucker oder Singlecoils, alles schön straff und mit Bauch, selbst meine Birdland-Kopie. Und richtig Spass macht erst eine Telecaster. :angel:
Ich vermute jetzt mal dass sich der Sound durch Röhrenalterung im Lauf der Zeit unmerklich verändert hat. Durch die Nachstellung der Arbeitspunkte der einzelnen Stufen konnte ich das wieder ausgleichen und der Amp klingt wie am ersten Tag, wahrscheinlich noch besser – meine Skills waren damals auch nicht so toll und clean in den Amp war total out... laut Aussage vorn Herrn Piper im G&B aber 2015 wieder im kommen. Also alles im Trend der Zeit.
It's only Rock'n Roll... :guitar:
Klampfergruß
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Hi,
also was das nerven angeht kann ich dich zumindest was mich betrifft beruhigen. Mich interesiert das Thema aus historischen Gründen, die Amps wurden während der Röhrenphase hier in der Nähe produziert und zwei der Jungs sind heute noch fleissig in der hiesigen Musikszene unterwegs.
Einer hat auch einen kleinen Laden und eine Site mit ein paar Infos zur Geschichte:
http://www.peterlenz-musikundkunst.com/Home.html (http://www.peterlenz-musikundkunst.com/Home.html)
Gruss, Stefan
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Hi, Einer hat auch einen kleinen Laden und eine Site mit ein paar Infos zur Geschichte:
http://www.peterlenz-musikundkunst.com/Home.html (http://www.peterlenz-musikundkunst.com/Home.html)
Gruss, Stefan
Hi!
joo, danke für den Link zum Thema "Geschichte Deutscher Amps" unter dem Link [RoryGallager] ist einiges darüber zu lesen.
Klampfergruß
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Auch wenn's vielleicht nervt,
Einer hat auch einen kleinen Laden und eine Site mit ein paar Infos zur Geschichte:
http://www.peterlenz-musikundkunst.com/Home.html
Hi,
danke für den Thread und den Link ... da werden Erinnerungen wach.
Unser Gitarrist hatte in den 80ern auch so einen Amp. Ich weiß noch wie heute als er das Ding zur ersten gemeinsamen Bandprobe in den Proberaum geschleppt hat, das war ein Top mit ner großen Box dazu (4*10"oder so ?) ...
Wir haben dann so lange Hey Joe gespielt bis das Bier alle war :guitar: :bier:
Ich denke ich muss dem mal eine Email schicken, denn ich bin mir 100% sicher dass der Amp bei seinen Eltern noch irgendwo auf dem Dachboden steht ...
Servus
Stoffel
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Hallo, kann mir hier vielleicht jemand behilflich sein. Ich habe einen PCL VA 1956 ... allerdings ohne Ausgangsübertrager. Kann mir ectl. jemand behilflich sein, einen passenden Ersatz zu finden, bzw. die passenden Daten zu finden. Endstufe hat 2 6L6GC, Übertrager habe ich mit, 3,6 K Ohm, 4,4 K Ohm und auch mit 6,6 K Ohm gefunden... Welcher kommt dem Original am nächsten, bzw. welchen Unterschied bringen die unterschiedlichen Impedanzen der AÜ?
Vielen Dank schon mal jetzt , falls mir jemand helfen kann.
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Hallo, kann mir hier vielleicht jemand behilflich sein. Ich habe einen PCL VA 1956 ... allerdings ohne Ausgangsübertrager. Kann mir ectl. jemand behilflich sein, einen passenden Ersatz zu finden, bzw. die passenden Daten zu finden. Endstufe hat 2 6L6GC, Übertrager habe ich mit, 3,6 K Ohm, 4,4 K Ohm und auch mit 6,6 K Ohm gefunden... Welcher kommt dem Original am nächsten, bzw. welchen Unterschied bringen die unterschiedlichen Impedanzen der AÜ?
Vielen Dank schon mal jetzt , falls mir jemand helfen kann.
Hallo , die Impedanz meines PCL VA 1956 Ausgangsübertragers (von Engel) war ca. 4 kOhm. Hoffe das hilft
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Hallo,
ich hatte mal 2004 die Firma HSGM angeschrieben wegen eines Vintage Stage II, der die selben Übertrager wie der 1956 hatte (den hatte ich auch mal nach dem Rockpalast 1982 auf der Loreley). Die Auskunft war dass der RAA 3,4 KOhm beträgt. Der max. Strom der Heizwicklung beträgt 4A, was dazu führt, dass bei vielen Amps der Netztrafo hochgeht ... (Umbau auf EL34 ...)
Grüße
Michael
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Ich hab hier eine PCL Vintage Stage II Combo und den AÜ gemessen und komme auf etwas weniger als 3k1 Ohm (bei 1kHz). Was mir etwas wenig vor kommt bei 460V Anodenspannung für 2 6L6, die da drin waren.
Da ich ihn komplett auf 2x6V6GT umbaue hab ich einen 8k5 Trafo gekauft.
Grüsse, Bernd