Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Amps => Thema gestartet von: haselnusse am 17.07.2016 23:58

Titel: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haselnusse am 17.07.2016 23:58
Hallo,

ich habe vor kurzem einen JTM45 Eigenbau fertig gestellt. Leider klingt er jedoch sobald man ihn aufdreht sehr verwaschen und undefiniert im Bass welcher dann auch den kompletten Sound dominiert. Nun bin ich am überlegen einige Kleinigkeiten in der Schaltung zu ändern.
Mein erster Gedanke war den Kathodenwiderstand und -kondensator (zur Zeit 820 Ohm & 250 uF) zu wechseln, jedoch tendiere ich jetzt eher dazu das Tonestack in Richtung eines Marshall 1987 zu modifizieren, sprich den 56 kOhm Widerstand gegen einen 33 kOhm und den 250 pF gegen einen 500 pF Kondensator zu tauschen.

Meint ihr die Modifikation macht Sinn? Gibt es andere Vorschläge?

Hier ein par allgemeine Fakten zum Amp:

- V1 Mullard 12AX7, V2 & V3 sind JJ
- Endstufenröhren sind TT 5881s mit 40 mA Ruhestrom
- Trafos und Drossel kommen von Ingo Gorges

Bilder folgen im nächsten Post!
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haselnusse am 18.07.2016 00:00
Im Anhang ist das Schaltbild nach dem ich den Verstärker gebaut habe.
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: cca88 am 18.07.2016 09:02
Hallo,

ich habe vor kurzem einen JTM45 Eigenbau fertig gestellt. Leider klingt er jedoch sobald man ihn aufdreht sehr verwaschen und undefiniert im Bass welcher dann auch den kompletten Sound dominiert. Nun bin ich am überlegen einige Kleinigkeiten in der Schaltung zu ändern.
Mein erster Gedanke war den Kathodenwiderstand und -kondensator (zur Zeit 820 Ohm & 250 uF) zu wechseln, jedoch tendiere ich jetzt eher dazu das Tonestack in Richtung eines Marshall 1987 zu modifizieren, sprich den 56 kOhm Widerstand gegen einen 33 kOhm und den 250 pF gegen einen 500 pF Kondensator zu tauschen.

Meint ihr die Modifikation macht Sinn? Gibt es andere Vorschläge?

Hier ein par allgemeine Fakten zum Amp:

- V1 Mullard 12AX7, V2 & V3 sind JJ
- Endstufenröhren sind TT 5881s mit 40 mA Ruhestrom
- Trafos und Drossel kommen von Ingo Gorges

Bilder folgen im nächsten Post!

Hallo [insert name here],

eine kurze Vorstellung wäre nett....


prinzipiell ist der JTM45 - oder zumindestens mein RI - ein recht bassig abgestimmter Amp... Bei mir gibt es mit recht höhenreicher Strat fast nur eine Einstellung des Bass-Poti: 0

Welchen Kanal verwendest Du?
Normal?
Bright?
Gebrückt?

der Normal-Kanal mit zugedrehtem Brightkanal ist bei mir so mumpfig, daß er unbrachbar ist...

Das in meinen Augen Wichigste: Welche Speaker verwendest Du? Da würde ich persönlich anfangen...



Beim Tonestack - lade Dir den Tonestack-Calculator von duncanamps runter...
...und spiel mal ein bißchen rum...


Grüße

Jochen
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: bluesfreak am 18.07.2016 10:24
Moin,

mein verbliebener JTM Clone hat einen kleineren Elko an V1 Kathode (ich glaube es sind 10µF), 33k/500pf im ToneStack und die .1µF KoppelCs zur Endstufe sind auf .047µF reduziert. So kann ich mit der Strat den Bass auf 3-4 haben und mit der Les Paul auf 1-2...gebrückte Kanäle sind dabei aber Pflicht...

Gruß
blues
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haselnusse am 18.07.2016 11:48
Hallo und erstmal vielen Dank für die Antworten!

Zu mir: ich heiße Marius, wohne in Braunschweig und der JTM ist mein erster selbstgebauter Verstärker.

Generell spiele ich den Amp mit Bass auf 0, Middle auf 10 und Treble irgendwo bei 7. Das Bassproblem ist quasi Kanalunabhängig und tritt eher mit viel Gain auf, das heißt es wird schlimmer wenn ich die Kanäle Brücke und aufdrehe.
Außerdem habe ich den Bright-cap am Volumepoti ausgelötet - werde aber auch hier wieder herumprobieren mit 100 und 500 pF.

Der Verstärker hängt an einer stock Marshall 1936 mit 2x G12-72 parallel, habe ihn jedoch auch schon an einer älteren Marshall 4x12 mit unbekannter Bestückung gespielt. Die 4x12 hat zwar auch viel untenrum, klingt aber an anderen Amps differenziert und fett, deshalb schlussfolgere ich das es an der Schaltung liegt.

Werde diese Woche auf jeden Fall mit Tonestack und Bright-cap herumprobieren, eventuell dann auch mit dem Elko an der V1 Kathode.

Grüße,

marius
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Stone am 18.07.2016 12:32
Hi

So weit meine Kenntnisse ist der JTM45 ja ein Clone des Fender Bassman, oder?

Das sagt dann alles ;)

Gruß, Stone
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Bierschinken am 18.07.2016 13:07
Das Problem ist nicht das TS, sondern eben dass generell zuviel Bass erzeugt wird im Preamp.

Der JTM ist meines Erachtens aus heutiger Sicht, mit heutigen Gitarren und Boxen nichtmehr sinnvoll spielbar. Mach den Kathodenkondensator kleiner und den Koppel-C zum Gainpoti kleiner. Das hilft enorm.

Das TS kannst du verändern, es verändert aber im wesentlichen das Voicing und die Ansatzfrequenzen der Reglerelemente. D.h. es wird kaum dein beschriebenes Problem ändern.

Grüße,
Swen
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: _peter am 18.07.2016 14:21
Hallo,

+1 auf alle Antworten. Ich war auch überrascht, dass der Amp so legendär sein soll
und dann nur so nen Bassbrei raushaut, wenn man nicht extreme Reglereinstellungen
benutzt. Ich würde auch die von Swen vorgeschlagenen Sachen machen und auf jeden
Fall den Bright Cap wieder einsetzen - vielleicht mit kleinerem Wert.

Gruß, Peter
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: BuggyAndy am 18.07.2016 14:34
Hi Marius,
der JTM klingt dann hervorragend, wenn man der Kathode von V1b einen eigenen R/C spendiert und dann die Kanäle mittels Patchkabel mixt.
Trenne mal die Kathode von V1b und löte 2k7//680nF an die Stelle, V1a bleibt an 820//220uF.
Gruß,
Andy
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Stone am 18.07.2016 15:18
Hi Marius,
der JTM klingt dann hervorragend, wenn man der Kathode von V1b einen eigenen R/C spendiert und dann die Kanäle mittels Patchkabel mixt.
Trenne mal die Kathode von V1b und löte 2k7//680nF an die Stelle, V1a bleibt an 820//220uF.
Gruß,
Andy

Bestes Beispiel ist ein 1959 resp. 1987 - ich finde die 1959SLP immer noch am besten.

Gruß, Stone
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Martino am 18.07.2016 15:21
der JTM klingt dann hervorragend, wenn man ...
:topjob:
Muss aber nicht so extrem (imF hilft Bass leicht absenken, Mitten leicht anheben und einen straffen Speaker in open back (imF EV 15") verwenden).
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haebbe58 am 18.07.2016 17:28
:topjob:
Muss aber nicht so extrem (imF hilft Bass leicht absenken, Mitten leicht anheben und einen straffen Speaker in open back (imF EV 15") verwenden).

Genau!

Bass (fast) ganz rausdrehen (und vor allem keine 4x12" oder 2x12" Box mit Celestion V30 benutzen, was manche als "amtlich" bezeichnen..  :facepalm: igittigitt) .

Wenn schon V30, dann hinten offen und alleine in einem Cab.

Also spielt ihn doch mal über eine hinten halb offene 1x12 oder 2x12, meinetwegen auch mit Greenbacks oder ähnlichen Konsorten. Ich persönlich habe eine 112" Bluesbreaker Style mit geöffnetem FlexBack mit Jensen Electric Lightning als Lieblingsbox für den JTM 45 auserkoren. Als Alternative steht eine hinten halboffene 112 mit Emi Comnmonwealth 12 zur Verfügung (was auch in etwa dem Vorschlag von BuggyAndy entspricht)

Da matscht oder dröhnt gar nix und der Crunch dieses Amps ist einfach genial, wenn man den schönen Hotspot der Endstufenzerre erwischt.  Davon abgesehen ist die Kiste dann mörderlaut.

Ach ja, mit EL 34 gefällt mir der JTM übrigens auch gar nicht. Ich habe ihm 6550 spendiert, damit ging dann die Sonne auf.

Gruß
Häbbe
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haselnusse am 18.07.2016 20:50
Wow, ersteinmal vielen Dank für die vielen Antworten!

Komme gerade aus dem Proberaum und habe ein par Dinge geändert - im Tonestack ist nun 33k/500pF und Bright-cap ist ein 500pF. Es hat wirklich einiges geholfen. Der Sound ist weniger baselastig, allgemein straff-mittiger und lässt sich um Welten besser mit den Lautstärkereglern einstellen. Werde mir nun 2k7/0.68uF und einen 10uF Elko besorgen um mit den Kathoden rumzuprobieren!

Grüße und nochmals Danke!
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Olaf am 19.07.2016 08:17
Hi Markus, wie gesagt 2,7k nur wenn Du die beiden Kathoden auftrennst. Aus meiner Sicht müsstest Du dann den 820 Ohm durch einen 1,5k Ohm ersetzen,um auf dem einen Kanal den alten Zustand wieder herzustellen.
Viele Grüße Olaf E.
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Olaf am 19.07.2016 18:21
Hi Markus,

anbei Dein Schaltplan mit den Modifikationen.

Viele Grüße

Olaf E.
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haselnusse am 19.07.2016 22:16
Habe heute die Kathoden aufgetrennt, v1a (Normal Channel) ist jetzt wie vorher 250uF & 820 Ohm, v1b (Bright Channel) hat 0.068uF und 2k7 Ohm, quasi wie in einem Marshall 1987/1959. Zusammen mit der vorherigen Tonestackmodifikation (33k & 500pF) vom Sound her gleich viel angenehmer: Mitten-Brett, genug Gain und straffe Bässe. Ist jetzt quasi ein 1987 Preamp mit JTM45 Endstufe.

@Olaf: Ich verstehe nicht so ganz wieso 1,5k an der anderen Kathode anstatt der 820 einlöten sollte...
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Stone am 19.07.2016 22:45
Hi

Die 820 Ohm sind vor der Modifikation ein gemeinsamer Katodenwiderstand durch welchen der Strom beider Triodensysteme fließt - läßt Du ein Triodensystem weg, so muss der Widerstand rund doppelt so hoch sein wie vorher, um den gleichen Spannungsfall zu erzeugen.

Annahme:

R=U/I, R=820 Ohm, U=?, I=2 mA, so ergibt sich R*I=U=1,64 V
R=U/I, R=?, U=1,64 V, I=1 mA, so ergibt sich U/I=R=1,64 V / 1 mA = 1640 Ohm

Wie gesagt, die Ströme sind eine Annahme, aber ich rechne immer mit 1 mA oder 1,5 mA pro System, was  mir reicht.

Gruß, Stone
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: cca88 am 19.07.2016 22:47
 :sex:
Habe heute die Kathoden aufgetrennt, v1a (Normal Channel) ist jetzt wie vorher 250uF & 820 Ohm, v1b (Bright Channel) hat 0.068uF und 2k7 Ohm, quasi wie in einem Marshall 1987/1959. Zusammen mit der vorherigen Tonestackmodifikation (33k & 500pF) vom Sound her gleich viel angenehmer: Mitten-Brett, genug Gain und straffe Bässe. Ist jetzt quasi ein 1987 Preamp mit JTM45 Endstufe.

@Olaf: Ich verstehe nicht so ganz wieso 1,5k an der anderen Kathode anstatt der 820 einlöten sollte...

...weil der Arbeitspunkt da ziemlich heiß ist...

Der 820er ist richtig, wenn der Strom von zwei Systemen drüberfließt.... Jetzt ist es nur noch eins.

Bei einem System ist der "Standardwert" 1k5....
Ob man die "Split Cathode"-Schaltung von Marshall jetzt einen Designflaw nennen will, oder nicht - das ist jedem selber überlassen...


Grüße

Jochen

EDITH sagt: Stone war schneller  ;D
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: haselnusse am 20.07.2016 09:14
Okay, das verstehe ich. Ich verstehe nur nicht ganz warum, denn die Kathoden in einem 1959 sind genau so aufgebaut wie ich das jetzt gemacht habe (820k & 250uF, 2,7k & 0.068uF). Im 1987 sind 320uF statt 250. Ist dort der Arbeitspunkt der Röhre bewusst höher gelegt oder übersehe ich hier etwas?
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: BuggyAndy am 20.07.2016 09:37
Moin,
Theoretisch wären 1k5 richtig und 100uF statt 250. Wenns gefällt ist 820 richtiger  ;D

Viel Spass mit dem Dingen,

Gruß Andy
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: cca88 am 20.07.2016 10:02
Okay, das verstehe ich. Ich verstehe nur nicht ganz warum, denn die Kathoden in einem 1959 sind genau so aufgebaut wie ich das jetzt gemacht habe (820k & 250uF, 2,7k & 0.068uF). Im 1987 sind 320uF statt 250. Ist dort der Arbeitspunkt der Röhre bewusst höher gelegt oder übersehe ich hier etwas?

Ich glaub Du übersiehst erstmal nichts...

Das ist das, was ich mit "Designflaw" meinte...

Die Jungs von Marshall haben den 820er halt drin gelassen... Ich glaube, daß Mr Bran die Theorie hinter der Kathodenbiaserzeugung schon verstanden hatte....
Der 2k7 ist vom Arbeitspunkt her eigentlich auch nicht "richtig".... Aber so sind sie halt die Spätsechziger und Siebziger-Teile....
Nachdem die Entwickler von Marshall mit der Überarbeitung der Vorstufe, ganz bewußt den alten Fender-Pfad verlassen hatten, war wohl Absicht mit im Spiel.


Ich hab auf jeden Fall schon Exemplare erleben dürfen, denen der Arbeitspunkt etwas zu  heiß war - sprich leichter Gitterstrom und kratzende Gitarrenpotis...
Bei 1k5 war das dann weg... Vielleicht hab ich auch irgendwas anderes übersehen  ::) - ist schon länger her




Grüße

Jochen
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: Olaf am 20.07.2016 11:07
Hi,

da muß ich wohl selbst nicht mehr antworten. Was ich übersehen habe, für gleiche Bassgrenzfrequenz kann man den Kondensator
bei Verdoppelung des Widerstandes halbieren. Das heißt bei 1,5kOhm von 250µF auf 125µF sprich 100µF erniedrigen.

Viele Grüße

Olaf E.
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: miessa am 22.07.2016 01:06
...Der JTM ist meines Erachtens aus heutiger Sicht, mit heutigen Gitarren und Boxen nichtmehr sinnvoll spielbar...
Hallo,
trifft das dann auch auf den 5F6A zu?
Mit vintage-style Gitarren bin ich eigentlich ganz glücklich mit meinem JTM45 (Linnemann,KT66,3x IGPW und "guter"Impedanzschalter) und da ich schon mal ganz zufrieden einen 5F6A aus der 1. RI Serie hatte ist das wohl mein nächster Amp aber handwired.
Mir käme es nicht in den Sinn eine moderne Gitarre dort einzustöpseln.
Grüße
Titel: Re: JTM45 Klon mit zu viel Bass
Beitrag von: miessa am 31.07.2016 20:56
Whatever...
nach GE 5751 in V1 auch mal eine 12AT7 in V3 gesteckt und bitte;-geht doch und zwar auch ohne 5751 in V1 (für mich).
Danke Ferdi.
Grüße