Tube-Town Forum

Technik => Tech-Talk Fender => Thema gestartet von: Meikel am 5.11.2016 16:28

Titel: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 5.11.2016 16:28
Hallo zusammen,

Hier (http://www.tube-town.de/ttforum/index.php/topic,21702.0.html) habe ich soeben einen Blues Deluxe repariert und nun stelle ich mir kopfkratzend die Frage, ob der Amp bei der Schutzleitermessung mit Pauken und Trompeten durch die VDE-0701-Prüfung rasselt oder ob mit dem Amp doch noch nicht alles ok ist bzw. ob ich grad ein Verständnisproblem habe.

Folgendes: Anhand VDE 0701-0702 messe ich bei der Schutzleitermessung vom Netzanschlußpunkt, also Schutzkontakt Netzstecker zu allen berührbaren Metallteilen des Amps, die mit ihm verbunden sind. Der Grenzwert darf 300 mOhm nicht überschreiten. Soweit, so gut.

Messen ich also mit meinem TE 0701 gegen Chassis (Probe ans Chassis geklemmt), so ist alles in Ordnung, wenngleich ich schon bei anderen Amps geringere Widerstandswerte als 250 mOhm messen konnte.

Messe ich aber nun gegen die berührbare Masse der Eingangsbuchsen (Probe an Eingangsbuchsenmasse geklemmt), so geht der Zeiger des Instrumentes auf 700 mOhm - eindeutig zu groß - durchgefallen!

Durchgefallen? Wenn ich mir den Schaltplan anschaue, dann fällt auf, dass die Masse der Buchsen einschließlich offenbar die der Platine aber gar nicht direkt an Erde liegt, sondern die Signalmasse ist mit 4,7 Ohm hochgelegt (R92 "To Pot Brackets", Schematic Revision G, 24.05.96). Die Originalbuchsen waren bzgl. der Kabelmasse (Abschirmung des Gitarrenkabels) vom Chassis des Amps isoliert montiert. Die beiden neuen Switchcraft-Buchsen habe ich wieder isoliert montiert, da ich mir sonst einen Brumm in den Amp geholt habe, wenn ich sie direkt aufs Chassis geschraubt hätte.

Ich dachte, dieser "Unsinn" mit dem Hochlegen der Signalmasse gegen Erde ist längst vom Tisch? Oder verstehe ich hier jetzt etwas falsch, bzw. was ist hier die schlüssige Erklärung? Offenbar zeigt mir ja deswegen mein TE 0701 den zu großen Widerstand an?

Desweiteren: "berührbare Metallteile" im Sinne der VDE-Prüfung sind hier ja nun auch die Massekontakte der Eingangsbuchsen. Liegt hier im Amp noch ein Massefehler inform einer schlechten Verlötung o.ä. vor oder macht an dieser "Masse" die VDE-Prüfung tatsächlich keinen Sinn?

Grad etwas verwirrt fragt grüßend
Michael



Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Athlord am 5.11.2016 17:45
Hey Michael,
das müsste doch im Schaltplan eindeutig dargestellt sein...  ???
Cheers
Jürgen
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 8.11.2016 09:32
Hallo Jürgen,

das müsste doch im Schaltplan eindeutig dargestellt sein...  ???

würde ich sagen, ja:

- Minus der Betriebsspannung (resp. C46 Minus) liegt an CP5
- CP5 geht von der Platine ans Erdsymbol = Masse = Chassis
- von C46 Minus geht R92 mit 4,7 Ohm an das Massesymbol, gekennzeichnet mit dem Hinweis zu den Potiklammern.

Das bedeutet, dass die Verbindung zur Chassismasse hier nur über die Potiverschraubungen hergestellt wird, während hingegen die Signalmasse über die 4,7Ohm hochgelegt ist. Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege.

Eine Messung von Signalmasse (Masse Input-Buchsen) zum Chassis ergibt bei diesem Amp auch einen Widerstand und kein Null.

Deshalb bin ich ja etwas irritiert. Löse ich testweise mittels "Grobmethode" mit dem Duspol Netzphase gegen die Inputmasse aus, so wird ein angeschlossener FI zuverlässig ausgelöst (Phase gegen Chassis löst den FI sowieso aus).

Gruß Michael

Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Athlord am 8.11.2016 11:30
Hi Michael,
Bracket ist eine Halterung.
Das bedeutet imho, das die Potentiometer Gehäuseseitig über 4,7Ohm an Masse liegen.
Es sind ja Potis mit Haltern dranne, welche auch auf der Platine verlötet sind.
Wenn die Potis zusätzlich noch mit dem Gewinde eine Masseverbindung haben, dann könnte dadurch ein Brummschleife entstehen,
daher wohl der Widerling...
Gruß
Jürgen
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Reinhold Messmal am 8.11.2016 11:33
Hallo,
das nennt man Groundlift oder floating Ground. Was ohne den Widerstand passieren würde, hast du ja schon ausgetestet, als du die Buchse direkt ans Gehäuse geschraubt hast. Brummt.
Kommt häufiger vor als man es erwarten würde und ist der Grund, warum ich schon seit langem kein Konzert mischen gehe, ohne einen XLR-Groundlift Adapter dabei. Denn ständig kommt einer, der sich beschwert, das "das Mikro unter Strom steht".
Gruss, Stefan
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 10.11.2016 13:45
Hallo zusammen,

ich bedanke mich. Ihr habt meine Gedanken bzgl. der Schaltung bestätigt. Wäre dieses Thema also "durch".

Komme ich somit wieder auf die VDE-Prüfung zurück.

Ich frage mal provokant: Die VDE-Prüfung gegen die hochgelegte Masse der Eingangsbuchsen ("ist ja auch Masse") ist doch damit eigentlich falsch, oder? Der Tester zeigt einen zu hohen Widerstand an - durchgefallen oder Mist gemessen? Weil die Prüfung geht ja eigentlich "nur" gegen die "richtige" Masse und dort gemessen, wird ja auch entsprechend korrekter Widerstandswert anzeigt.

Und wenn der "Mistfall" eintritt, ist mit dem Auslösen eines an den Amp über die Steckdose angeschlossenen FI durch einen Duspol-Strom von <= 30mA einer Netzphase gegen die hochgelegte Masse dennoch ein "OK" im Sinne einer Prüfung korrekt?

Gruß Michael
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: RoehrenJeans am 10.11.2016 13:59
Hallo Michael,
kannst du mir bitte mal die Passage zitieren, wo beschrieben steht, dass "alle metallischen und berührbaren Teile" bei der Schutzleiterprüfung nach  DIN VDE 0701-0702 gemessen werden müssen. Ich denke und hoffe, dass das so nicht beschrieben ist, habe aber gerade die Norm nicht zur Hand. 
Gruß
Stoffel
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Nils H. am 10.11.2016 17:05
Hallo Michael,
kannst du mir bitte mal die Passage zitieren, wo beschrieben steht, dass "alle metallischen und berührbaren Teile" bei der Schutzleiterprüfung nach  DIN VDE 0701-0702 gemessen werden müssen. Ich denke und hoffe, dass das so nicht beschrieben ist, habe aber gerade die Norm nicht zur Hand. 
Gruß
Stoffel


Ich hab die Norm nicht zur Hand, weil's die ja nur gegen Knatze gibt (Skandal), aber so hab ich's in Erinnerung (Vorsicht, Halbwissen): Die Schutzleitermessung ist die Messung zwischen SK-Anschluss und den berührbaren Metallteilen des Gehäuses. Hier gilt der Grenzwert 0,3 Ohm bei einem Messstrom von mindestens 200 mA, wenn ich mich richtig erinnere.

Darüber hinaus muss bei einer Geräteprüfung die Messung des Ableitstromes aller berührbaren Metallteile, die nicht mit dem Schutzleiter verbunden sind, vorgenommen werden. Darunter fällt meiner Meinung nach auch die isolierte und geliftete Eingangsbuchse. Hier gilt, glaube ich, ein Grenzwert von 0,5 mA.

Wie gesagt, Halbwissen. Gibt aber auch Quellen dafür [1],[2]. Ich würde aber sagen: Falsche Messung. Auf jeden Fall aber ein kompliziertes Thema, das durch das nicht-veröffentlichen der verbindlichen Normen unnötig erschwert wird...

Gruß, Nils


[1] https://www.gossenmetrawatt.com/gmc/deutsch/seiten/messungenundpruefungenanelektrischengera.htm (https://www.gossenmetrawatt.com/gmc/deutsch/seiten/messungenundpruefungenanelektrischengera.htm)
[2] http://www.merz-elektro.de/compose_bilder/File/Katalogteile/prueftechnik_informationen_DE.pdf (http://www.merz-elektro.de/compose_bilder/File/Katalogteile/prueftechnik_informationen_DE.pdf)
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 22.12.2016 10:34
Hups, hier kamn ja noch ein paar Beiträge.  :)

Sorry für meine Abwesenheit. Dann will ich mal zur Schutzleitermessung zitieren.

1. Amprobe:

"Bei Geräten mit Schutzleiter, bei denen der PE eine Schutzfunktion hat, muss der Widerstand des Schutzleiters geprüft werden. Die Messung erfolgt vom ... Schutzkontakt des Netzsteckers zu allen berührbaren metallischen Gehäuseteilen des Prüflings, welche mit dem Schutzleiter verbunden sein müssen."

2. Prüfvorschrift zum Prüfen von Geräten - BFV A2 / VDE 701-702:

"Beim Schutzleiterwiderstand wird gemessen, ob der Schutzleiter korrekt angeschlossen ist und ob auch alle metallischen Gehäuseteile damit verbunden sind..."

3. Prüfung elektrischer Betriebsmittel der Schutzklasse I (Gerätetester TE0701):

"Bei Betriebsmitteln der Schutzklasse I ... wird der niederohmige Widerstand des Schutzleiters gemessen ... Mindestprüfstrom 200mA ... Die Meßleitung wird an verschiedene Stellen des Metallgehäuses gelegt..."

So. Man kann nun hergehen und sagen: Ok, an allen Metallgehäusen wird die Vorschrift erfüllt. Schutzleiterwiderstand vom Stecker bis ans Gehäuse. Rest ist mir egal. Alles gut.

Gehe ich nun aber zu allen berührbaren metallischen Gehäuseteilen des Prüflings, dann ist das dann wiederum ja auch die Masse der Gitarre (und jeder weiß, wie die wirken kann!) und die ist nicht nur am Blues Deluxe hochgelegt, sondern zum Beispiel auch an einem Marshall Haze 15 über 100 Ohm, mit der Folge, dass hier an dieser Stelle die Schutzleitermessung aufgrund des zu hohen Widerstandes versagen würde -> strenggenommen (!) durchgefallen.

Zusammengefasst:

1. Messung ausschließlich am Gehäuse, welches i.d.R. immer mit PE nullohmig verbunden ist: Alles ok.

2. Messung an der Masse der Eingangsbuchse: Fällt je nach Ausführung der Schaltung des Amps durch oder (bei nicht hochgelegter Signalmasse) ok.

=> Widerspruch, unsaubere Vorschrift, Schaltungsdesign, Denkfehler?

Gruß Michael
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Germy am 22.12.2016 18:18
Hi Meikel,

das ist ja das was ich immer sage. Diese Geräte entsprechen nicht dem EU-Standart und dürfen somit nicht in den Handel gebracht werden. Wenn du als Dienstleister so ein Geräte reparierst, musst Du danach eine DGUV4 Prüfung (voher BGV A3) machen. Nimm ich mein SECUTEST II und mache das, sagt mir das Gerät "Durchgefallen". Und nun habe ich ein Problem. Da ich das Geräte in den Händen hatte, muss ich jetzt die Gewährleistung garantieren. Meine Produkthaftpflicht verlangt nun von mir, das ich nach geltenden Vorschriften und "den Stand der Technik" handle. Ohh, einpoliger Netzschalter........geht überhaupt nicht.  Ohh Groundlift.... geht auch nicht...

Deshalb lass ich die Finger von Fremdgeräten.

Gruß Germy
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 23.12.2016 11:39
Hallo Germy,

ähm, irgendwie vermisse ich jetzt bei Deiner Ausführung ein Smiley... (?)

Und andererseits hat es ja "anscheinend" von irgendwem auch immer definierte Zulassungsstandards, denn i.d.R. sind (und das trifft auch auf die von mir erwähnten Beispiele uneingeschränkt zu) doppelpolige Netzschalter da, Groundlift hat es nur noch bei "alten 7endergurken", die z.B. zur Restauration reinkommen, ansonsten gibts die nicht mehr bei diesen Amps.

Gruß Michael
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Nils H. am 23.12.2016 12:02
Moin,

ich stecke wie gesagt so tief im Detail nicht drin. BGV A3 ist aber für bewegliche Elektrokleingeräte die falsche Prüfvorschrift. Aber egal. Alle Vorschriften unterscheiden explizit zwischen berührbaren Gehäuseteilen und anderen berührbaren, leitfähigen Teilen. In den von mir oben verlinkten Dokumenten läuft das unter "Berührungsstrommessung" bei "nicht mit dem Schutzleiter verbundenen, leitfähigen Teilen". Die Vorschrift ist hier < 0,5 mA. Was kommt den mit Deinem Testgärät raus, wenn Du diese Messung machst?

Nicht falsch verstehen: Ich halte genau gar nix von hochgelegter Signalmasse. Aber die Vorschrift für die Schutzleitermessung auf andere Teile als Gehäuseteile anzuwenden ist meiner Meinung nach eine falsche Auslegung. Alle Vorschriften trennen wie gesagt explizit zwischen Gehäuse- und anderen berührbaren, leitfähigen Teilen, und genau für solche Teile besteht eben die Messvorschrift des Berührungsstromes.

Bleibt die Frage, ob der Amp bei dieser Messung unter 0,5 mA bleibt. Mein alter BD hatte übrigens einen zweipoligen Netzschalter... ist das nicht mehr so?

Gruß, Nils
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Dirk am 23.12.2016 13:09
Hallo,

besteht eine Notwendigkeit unbedingt die Switchcraft Buchen einbauen zu müssen oder könnte man nicht auf Kunststoffbuchsen gehen wie beispielsweise die Cliff 1160 ?

Gruß, Dirk
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Germy am 24.12.2016 12:32
Moin,

ich stecke wie gesagt so tief im Detail nicht drin. BGV A3 ist aber für bewegliche Elektrokleingeräte die falsche Prüfvorschrift. Aber egal. Alle Vorschriften unterscheiden explizit zwischen berührbaren Gehäuseteilen und anderen berührbaren, leitfähigen Teilen. In den von mir oben verlinkten Dokumenten läuft das unter "Berührungsstrommessung" bei "nicht mit dem Schutzleiter verbundenen, leitfähigen Teilen". Die Vorschrift ist hier < 0,5 mA. Was kommt den mit Deinem Testgärät raus, wenn Du diese Messung machst?

Nicht falsch verstehen: Ich halte genau gar nix von hochgelegter Signalmasse. Aber die Vorschrift für die Schutzleitermessung auf andere Teile als Gehäuseteile anzuwenden ist meiner Meinung nach eine falsche Auslegung. Alle Vorschriften trennen wie gesagt explizit zwischen Gehäuse- und anderen berührbaren, leitfähigen Teilen, und genau für solche Teile besteht eben die Messvorschrift des Berührungsstromes.

Bleibt die Frage, ob der Amp bei dieser Messung unter 0,5 mA bleibt. Mein alter BD hatte übrigens einen zweipoligen Netzschalter... ist das nicht mehr so?

Gruß, Nils

Lieber Nils,

wenn ich nicht ca. 35.000 bis 50.000 Prüfungen im Jahr coordinieren müsste, wüßte ich es auch nicht besser.

http://www.bgva3.de/bgva3.html

... und ja. Es gibt noch jede Menge Geräte neuren Datums die nicht gerade CE-würdig sind.

Gruß Germy
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Nils H. am 24.12.2016 12:47
Kein Grund, schnippisch oder herablassend zu werden.

Schön, dass Du ein Profi auf dem Gebiet bist. Dan erkläre doch bitte mal (und das meine ich ernst, nicht sarkastisch, ich will das wirklich wissen), warum in den Vorschriften so explizit von Gehäuseteilen einerseits und "nicht mit dem Schutzleiter verbundenen, leitfähigen Teilen" andererseits gesprochen wird. Mich nervt es unfassbar, dass sich unglaublich viele öffentlich zugängliche Informationen entweder widersprechen und/oder vage oder extrem unscharf formuliert sind, und an manchen Stellen dann scharf formuliert wird(Gehäuseteile, und die Eingangsbuchse /Signalmasse ist eben kein Gehäuseteil), genau DAS dann aber anscheinend anders interpretiert werden muss.
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 24.12.2016 14:02
Hallo zusammen,

ich antworte mal:

Switchcraft habe ich deswegen eingebaut, weil die wissentlich richtig gut zupacken. Und zusammen mit den Isolierscheiben ändere ich nichts am Schaltungsdesign und handle mir somit auch keinen Brumm ein - bleibe hier somit bei der hochgelegten Masse. (Das habe ich übrigens nur einmal geändert, als ich die Eingangsbeschaltung meiner beiden Excelsioren verändert habe. Hier liegen jetzt vergleichsweise zur Originalbeschaltung die Inputbuchsen direkt an Masse ohne jegliche Auswirkung aufs Brummen etc.)

Der Blues Deluxe hat einen zweipoligen Netzschalter.

Ja, mir geht es hier wie Nils: Ich bin eben hin und hergerissen bzgl. der schriftlichen Formulierungen der Vorschrift, die m.E.n. strenggenommen nicht wassserdicht eindeutig ist. Lege ich sie für mich nur als "Messung am berührbaren Gehäuse" aus und ignoriere die hochgelegte Masse der Inputbuchse und messe auch nur den Schutzleiterwiderstand gegen das Gehäuse, so ist bzgl. der Meßergebnisse alles bestens. Ich bleibe (i.d.R mit 0,07 Ohm) immer unter dem Grenzwert von 0,3 Ohm. Wenn da dann eben diese dämliche Eingangsbuchse nicht wäre... ;)

Herzlichen Dank für Eure rege Diskussion und Frohe Weihnachten!  :)

Gruß Michael
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 24.12.2016 14:30
...Die Vorschrift ist hier < 0,5 mA. Was kommt den mit Deinem Testgärät raus, wenn Du diese Messung machst?...Bleibt die Frage, ob der Amp bei dieser Messung unter 0,5 mA bleibt...

Nur zum Verständnis für mich: Ich spreche von der Messung des Schutzleiterwiderstandes bei Geräten SKI.

Oben schreibst Du von der Messung des Schutzleiterstromes bei Geräten SKI < 3,5 mA bzw. bei nicht mit PE verbundenen, berührbaren leitfähige Teilen < 0,5 mA?

LG und Frohe Weihnachten!
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Nils H. am 24.12.2016 14:38
Beide Links, die ich oben gepostet habe, sprechen von Geräten der SKII ODER berührbaren, leitfähigen Teilen an Geräten der SKI, die nicht mit dem Schutzleiter verbunden sind. Wobei ich da jetzt wieder rätsele: Ist die Buchse mit dem SL verbunden oder nicht, oder anders gesagt: Ist eine indirekte Verbindung (sprich das Hochlegen) eine Verbindung im Sinne der Vorschrift oder nicht? Ansonsten stelle ich mir vor, dass mit der o.g. Vorschrift möglicherweise metallene Schmuckelemente an Geräten gemeint sind, die keine elektrische Funktion oder Verbindung haben... oder sowas?
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 24.12.2016 14:54
Ja, es ist sowohl die Messung des Schutzleiterwiderstandes als auch die Messung des Ersatzableitstromes an der Buchse - die ich ebenso für unsinnig = "der Vorschrift gerecht" halte, denn genau: ist das dann noch Masse im Sinne von "PE"? Eigentlich nicht. So schriebst Du ja auch schon weiter oben in #11, wenn ich Dich richtig verstanden habe.
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Germy am 30.12.2016 12:37
Kein Grund, schnippisch oder herablassend zu werden.

Schön, dass Du ein Profi auf dem Gebiet bist. Dan erkläre doch bitte mal (und das meine ich ernst, nicht sarkastisch, ich will das wirklich wissen), warum in den Vorschriften so explizit von Gehäuseteilen einerseits und "nicht mit dem Schutzleiter verbundenen, leitfähigen Teilen" andererseits gesprochen wird. Mich nervt es unfassbar, dass sich unglaublich viele öffentlich zugängliche Informationen entweder widersprechen und/oder vage oder extrem unscharf formuliert sind, und an manchen Stellen dann scharf formuliert wird(Gehäuseteile, und die Eingangsbuchse /Signalmasse ist eben kein Gehäuseteil), genau DAS dann aber anscheinend anders interpretiert werden muss.

Moin Nils,

hatte nicht viel zeit um die Festtage, daher jetzt meine Antwort. Wenn es nur eine Vorschrift wäre, dann wäre es ja super einfach in der EU. Ich habe häufig mit einem Softwareanbieter und Hardwarehersteller in diesem Sicherheitsbereich zu tun, der selber einige Lobbyisten in Brüssel beschäftigt. Der sagt ganz eindeutig: Ja, alle leitenden Teile am Gehäuse müssen mit dem Schutzleiter verbunden sein. Auch bei den Prüfungen zur EuP wird jedes mal darauf geachtet, das die Prüflinge genau das checken.

Das große Problem der Betriebssicherheit ist die weitreichende Formulierung in der TRBS. Es steht dort immer der Satz "nach dem Stand der Technik". Ein Freund von mit ist Sicherheitsing. für E-Technik und weltweit als Gutachter in Gerichtsprozessen unterwegs. Er sagt ganz eindeutig: Mit dieser Formulierung hat jeder in der EU schlechte Karten vor Gericht, weil man ja immer den neusten Stand der Technik (und Erkenntniss!!) fordern kann. Das ist so gewollt, da so die Produkthaftpflicht-Versicherungen immer leicht aussteigen können.

Auf die Frage hin, was denn nun Stand der Technik ist, kam nur die Antwort: Das sicherste an technischer Anwendung , was es derzeit gibt.

Erkennst Du nun das Dilemma?

Nach einer Reparatur bist Du Hersteller des Gerätes. Es sei denn, der Hersteller hat die  beauftragt mit dem Service seiner Produkte.

Gruß Germy
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Dirk am 30.12.2016 19:48
Der sagt ganz eindeutig: Ja, alle leitenden Teile am Gehäuse müssen mit dem Schutzleiter verbunden sein. Auch bei den Prüfungen zur EuP wird jedes mal darauf geachtet, das die Prüflinge genau das checken.

Daher hatte ich auch auf die Kunststoffbuchen verwiesen. Damit wären die Buchen nicht mehr mit dem Gehäuse verbunden und auch nicht leitend. Würde man eine Gitarre einstecken, dann würde man die Signal-Masse zwar nach wieder nach Aussen führen, aber da es rein um den Gerätetest geht und dieser mit Sicherheit ohne eingestecktes Instrument durchgeführt wird, ist alles im grünen Bereich und die Vorschrift erfüllt - bitte korrigiert mich, wenn ich das falsch sehe.

Weitere Punkt: Masse und PE sind zwei Paar Schuhe. Die Masse muss nicht zwangsweise auf PE Potential liegen sondern kann davon abweichen, was zum Beispiel bei eine hochgelegten Masse der Fall ist. Sind kann auch positiv sein oder ein sonst ein Potential haben, daher ist die Masse bei der Prüfung außen vor. Auch hier bitte korrigieren, wenn ich das falsch sehe.

Gruß, Dirk
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Germy am 31.12.2016 17:20
Daher hatte ich auch auf die Kunststoffbuchen verwiesen. Damit wären die Buchen nicht mehr mit dem Gehäuse verbunden und auch nicht leitend. Würde man eine Gitarre einstecken, dann würde man die Signal-Masse zwar nach wieder nach Aussen führen, aber da es rein um den Gerätetest geht und dieser mit Sicherheit ohne eingestecktes Instrument durchgeführt wird, ist alles im grünen Bereich und die Vorschrift erfüllt - bitte korrigiert mich, wenn ich das falsch sehe.

Weitere Punkt: Masse und PE sind zwei Paar Schuhe. Die Masse muss nicht zwangsweise auf PE Potential liegen sondern kann davon abweichen, was zum Beispiel bei eine hochgelegten Masse der Fall ist. Sind kann auch positiv sein oder ein sonst ein Potential haben, daher ist die Masse bei der Prüfung außen vor. Auch hier bitte korrigieren, wenn ich das falsch sehe.

Gruß, Dirk


Fast gut.......

Stelle dir mal vor, Du möchtest ein TÜV zertifiziertes Gerät mit beglaubigten Mustergutachten. Nun geht der Prüfer ( vielleicht auch Musiker??? ) bei und prüft den Verstärker auf Anwendung. Er steckt ein Klinkenkabel in die Buchse hinein und prüft am Stecker, der zu 95% aus Metall ist, ob die Masseverbindung stimmt. Das würde er auf alle Fälle tun, da diese Masse immer mit dem Musiker und unmittelbar verbunden ist.. Bei einer DGUV4 Prüfung kann das gut gehen und keiner kann belangt werden, aber der Stand der Technik verbietet wiederum diese Anwendung.

Gruß Gruß
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Dirk am 1.01.2017 13:06
Hallo,

Der TÜV interessiert an dieser Stelle überhaupt nicht. Es geht rein um die DGUV4 Prüfung und die müsste so wie oben beschrieben mit Änderung der Buchsen auch anstandslos durch gehen.

Gruß, Dirk

PS: ich möchte betonen, dass ich hier keinerlei Sicherheitseinrichtungen und Schutzmaßnahmen in Frage stelle. Ich stelle eher die ganzen Vorschriften in Frage, da es in vielen Bereich nicht mehr um die eigentliche Sache geht sondern um andere Interessen die in erster Linie mit viel Geld zu tun haben.
Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Meikel am 13.01.2017 10:01
Hallo zusammen,

und Euch allen noch ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Wir drehen uns im Kreis insofern, als dass es ja mir exakt um diesen Punkt geht, den ich jetzt grimmig-überspitzt, aber nicht böse gemeint, noch einmal konstruiere:

Ich bin ein EU-sesselpupsender und Vorschriften vernaschender Herr Hüpenbecker mit dicker Brille und noch dickeren Lippen. Mir ist es schietegal, ob die Eingangsbuchse nun als Plastik oder Metall ist, denn ich stecke ein Kabel rein, dieses Kabel stecke ich in eine Gitarre und diese ist elektrisch leitend berührbar. Und nun??? DURCHGEFALLEN!  :devil:

So, Spaß wieder beiseite. Mein Eindruck ist, dass wir dieses Thema nicht lösen können. Ich sehe das auch so, wie Dirk schrieb: die Vorschriften sind irgendwie "fraglich".

Einen halbseidenen "Trostansatz" habe ich, den ich schon beschrieb: Mittels Duspol kann man über so eine hochgelegte Masse (die übrigens der nächste Prüfkandidat, ein Marshall Haze 15 auch hat *grrr*) direkt an der Gitarrenmasse einen an den Amp netzseitig angeschlossenen FI verlässlich auslösen. D.h. im Fehlerfall sind auch hier die kleinergleich 30mA eingehalten.

Und der andere halbseidene "Trostansatz" ist eben, nur (mit Tunnelblick) das Ampgehäuse zu prüfen, wo PE direkt dran liegt.

Gruß Michael

Titel: Re: Rauscht der Bluex Deluxe mit Pauken und Trompeten durch die VDE-Prüfung durch?
Beitrag von: Dirk am 13.01.2017 11:22
Ich bin ein EU-sesselpupsender und Vorschriften vernaschender Herr Hüpenbecker mit dicker Brille und noch dickeren Lippen. Mir ist es schietegal, ob die Eingangsbuchse nun als Plastik oder Metall ist, denn ich stecke ein Kabel rein, dieses Kabel stecke ich in eine Gitarre und diese ist elektrisch leitend berührbar. Und nun??? DURCHGEFALLEN!  :devil:

Ja, aber das Gitarrenkabel ist nicht Bestandteil des Verstärkers selbst und daher erst einmal irrelevant nach meiner Meinung.

Aber: 100% Rechtssicherheit gibt es nicht, das ist auch absichtlich nicht so gewollt, daher bleibt immer ein - in diesem Fall überschaubares - Restrisiko.

Gruß, Dirk