Tube-Town Forum
Technik => Tech-Talk Design & Konzepte => Thema gestartet von: Dazed am 20.08.2017 13:13
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Hallo Forengemeinde,
ich bin gerade durch mein letztes Bauprojekt, ein Röhren-Tremolo, auf die Webseite von "RickTone" gestolpert. Der bietet viele Schaltungen seiner Verstärker kostenlos und frei an, wobei ich auf die sehr häufige Dimensionierung von 3 über 5 bis sogar 10 Megaohm Gitterableitwiderständen gestolpert bin. Ich frage mich ob das ganze überhaupt noch sinnvoll ist, da der Strom bzw. das Signal an der Anode doch stärker wird und eventuell zu Oszillationen führen kann.
Ich würde echt gern wissen, ob ich da was übersehe. Ich weiß man kann eine Röhre so biasen, wenn kein Kathodenwiderstand vorhanden ist, aber so?
Schaut z.B. mal auf diese Schaltung von ihm:
http://ricktone.rickcampbell.org/cgi-bin/getimg.cgi/RickTone17_Schematic_Public.pdf
Viele Grüße
Daniel
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Stichwort "grid leak bias". Kann man z.B. beim Wizard nachlesen (http://valvewizard.co.uk/gainstage.html):
Fig. 1.12 shows another form of biasing called grid-leak biasor contact bias. It was mentioned above that no current flows in the grid when it is very negative, but if the grid is only slightly negative –between 0Vand about –1V say– a few electrons leaving the space charge will succeed in hitting the grid, thereby generating a tiny current that flows (conventionally) into the grid, as indicated by the arrow. This forward grid currentwill generate a small negative voltage across the grid leak resistor that is sufficient to
bias the valve by a small amount. Since the grid current is normally less than a microamp, Rg must be very large to generate any useful bias. This method is almost never used in modern circuits as it is not very predictable and results in excessive noise and distortion [...].
Warum der's so macht? Keine Ahnung. Vielleicht, weil's geht.
Edit: Dafür müsste allerdings die Kathode auf Masse liegen... hmmm. Komisch.
Gruß, Nils
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Nachtrag - Mal genau angesehen: Da sieht einiges komisch aus an der Schaltung... der 10M Rg sieht aus wie Kompensation des 5nF am Eingang, oder sowas. Hmmm.
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Laut DatenBlätter (ECC83) ist der RG bei Autobias mit max. 2,2 Meg angegeben.
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Hallo Nils,
ja das mit der Kathode an Masse hatte ich ja auch schon geschrieben, dass das möglich ist. Aber es gibt ja einen Kathodenkondensator. Und wenn ich mir mal alle anderen Schaltungen von ihm angucke finden sich stets diese heftig großen Werte. Ich wunderte mich nur und dachte ich steh auf dem Schlauch.
Viele Grüße
Daniel
EDIT: Was du geschrieben hast mit den Kompensierung des kleinen 5nF Kondensators, da komme ich auf eine Grenzfrequenz von 1,45Hz wenn ich richtig gerechnet habe... Das ergibt alles wenig Sinn :D
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Hallo Daniel,
einen Katodenkondensator kann ich in dem von dir verlinkten Plan an der ersten Triode aber nicht entdecken ???
Gruß Axel
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Hallo Axel, Nils und ich meinen den 5nF Kondensator der einen Hochpass mit dem 10Meg bilden.
Gruß
Daniel
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Hallo,
der 5nF Kondensator dürfte lediglich eine Schutzfunktion bei Kurzschluss zwischen Anode und Kathode bieten. Damit die Finger nicht an B+ hängen.
Gruß
guanre
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der 5nF Kondensator dürfte lediglich eine Schutzfunktion bei Kurzschluss zwischen Anode und Kathode bieten. Damit die Finger nicht an B+ hängen.
genau das ist ja auch der Zweck.
Was die andere Frage betrifft: man hat so kombiniertes Autobias (Katodenwiderstand) und Grid-leak-Bias. Wenns schee macht...
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hallo,
ohne den Kondensator funzt das Grid-leak-Bias nicht.
Gruß, loco
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Hallo Bea, Loco
könntest du deine Antwort eventuell etwas präzisieren? Du meinst, dass in dem Fall hier quasi Kathoden-Bias und Grid-Leak-Bias vorherrscht?
Das habe ich so noch nie gehört oder gesehen, daher wäre es interessant, wenn du das kurz näher erläutern könntest. Das sieht man ja nun echt nicht alle Tage. Ich frage mich vor allem, wie das in Einklang mit dem Datenblatt zu bringen ist, was ja 2,2Meg. maximal sagt... Aber doch auch nur, wenn die Kathode gen Masse ist?! ???
Und was den Kondensator mit seinen 5nF angeht, schreibst du, Loco, dass der von Nöten ist, da sonst das Grid-Leak-Bias nicht funzt. Ich nehme an weil sonst durch den großen 10Meg zu viel DC "gesammelt" wird, richtig? D.h. reine "Schutzfunktion".
Viele Grüße
Daniel
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Hallo Bea, Loco
könntest du deine Antwort eventuell etwas präzisieren? Du meinst, dass in dem Fall hier quasi Kathoden-Bias und Grid-Leak-Bias vorherrscht?
Das habe ich so noch nie gehört oder gesehen, daher wäre es interessant, wenn du das kurz näher erläutern könntest. Das sieht man ja nun echt nicht alle Tage. Ich frage mich vor allem, wie das in Einklang mit dem Datenblatt zu bringen ist, was ja 2,2Meg. maximal sagt... Aber doch auch nur, wenn die Kathode gen Masse ist?! ???
Und was den Kondensator mit seinen 5nF angeht, schreibst du, Loco, dass der von Nöten ist, da sonst das Grid-Leak-Bias nicht funzt. Ich nehme an weil sonst durch den großen 10Meg zu viel DC "gesammelt" wird, richtig? D.h. reine "Schutzfunktion".
hallo,
an dem 10M ensteht eine negative Gittervorspannung gegenüber der Kathode. Schau mal unter dem Stichwort Gitteranlaufstrom.............
Gruß, loco
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an dem 10M ensteht eine negative Gittervorspannung gegenüber der Kathode. Schau mal unter dem Stichwort Gitteranlaufstrom.............
Und das geschieht auch beim Vorhandensein eines Katodenwiderstands. Diese Vorspannung sollte sich zu dem Potential addieren, das durch den Katodenwiderstand bewirkt wird.
Bias-Erzeugung rein durch den Gitteranlaufstrom findet man z.B. bei den Eingangsstufen von Ampeg. Ist halt eine einfache Möglichkeit, wirklich große Eingangswiderstände zu erzeugen.
Die Datenblattangabe von 2.2 MOhm max Gitterableitwiderstand lese ich übrigens so, dass das der größte Widerstand ist, mit dem einigermaßen sichergestellt ist, dass eben gerade keine nennenswerte Gittervorspannung entsteht.
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N'Abend!
Na das klingt doch mal Interessant, ich habe nämlich noch sehr sehr viele so große Widerstände aus einem Pollin-Widerstands-Ramsch-Paket!
Und bezüglich obiger Schaltung, gibts da Mutmaßungen warum er beides eingebaut hat? Einfach nur der Ausfallsicherheit wegen? Und was von beidem, Kathodenbias oder Grid-Leak-Bias, greift hier nun in erster Linie? Das mit dem Stichwort Biasen von Trioden durch Anlaufstrom habe ich gerade mal in die Suchmaschine getippt und vielversprechende Informationen gefunden, super!
Grüße
Daniel
EDIT: Ich sehe gerade, Bea schrieb schon: "Diese Vorspannung sollte sich zu dem Potential addieren, das durch den Katodenwiderstand bewirkt wird."
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Siehe auch hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Klemmschaltung_(Nachrichtentechnik)
Gruß Axel
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Hallo Axel,
wenn ich mir die Anderen Schaltungen von besagter Quelle anschaue, so wurde auch des Öfteren auf den Koppelkondensator (hier 5nF) verzichtet und dennoch Kathodenbias und gleichzeitig Grid-Leak-Bias verwendet. Ich denke also eine Klemmschaltung war nicht der Kerngedanke.
Siehe z.B. hier:
http://ricktone.rickcampbell.org/cgi-bin/getimg.cgi/RickTone18_Schematic_Public.pdf
Gruß
Daniel
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Das ist der gleiche Autor, und der mag offenbar "exotische" Designs. Wenn Du die Angelegenheit anhand von Beispielen verstehen möchtest, ist es sicher sinnvoller, Dir "amtliche" Beispiele anzuschauen; ich hab ja bewusst Ampeg ins Spiel gebracht.
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Ohne den Koppelkondensator würde es im ersten Fall gar kein Grid-Leak-Biasing geben, da der 10M-Widerstand durch die dann direkt parallel geschalteten, wesentlich niederohmigeren Pickups, praktisch wirkungslos wäre. Beim letzten Beispiel ist das auch so, im Betriebsfall wird der Gitterableitwiderstand durch die Pickups bestimmt. Ein hoher Wert schadet daher auch nicht, sollte wegen Verschiebung der Resonanzfrequenz eben nur nicht zu klein sein.
Grüße,
Rolf
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Hallo Rolf,
vollständig korrekt wird im Betriebsfall der Gitterableitwiderstand nicht durch die Pickups sondern durch den Ausgangswiderstand des letzten Geräts vor dem Amp bestimmt. Wenn die Klampfe direkt angeschlossen wird, ist das im Fall einer passiven Klampfe die Parallelschaltung der PUs mit dem Volume-Poti. Mit Effektgeräten vor dem Amp "sieht" der Amp den Ausgangswiderstand des letzten Geräts; je nach dessen Schaltung auch mal DC.
Gruß Axel
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OK, Du hast natürlich recht, ich hatte das offensichtlich zu sehr auf meine ganz persönlichen Anwendungen bezogen, denn ich benutze keinerlei vorgeschalteten Geräte und das Volume-Poti ist grundsätzlich auf Maximum. :-)
Grüße,
Rolf
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Hallo,
ein Ableitwiderstand hat mit Biasing nur bedingt zu tun. Der Ableitwiderstand verhindert, dass das Gitter sich aufläd bzw. seine Positive Vorspannung behält (weil die Kathode über 0 liegt) und zieht das Gitter quasi auf 0 Volt während die Kathode darüber liegt.
Misst man zwischen Kathode (-) und Gitter (+) ergibt sich eine Negative Spannungsdifferenz, Bias.
Ein hoher Ableitwiderstand rauscht deutlich mehr, die Entladungszeitkonstante ändert sich drastisch ins negative (ohne, dass eine Saitenorgel am Eingang steckt).
DC Entkoppelte Ausgänge wie die einiger Effektgeräte könnten dann ein Problem darstellen.
Ich sehe keinen Vorteil ausser ggf. dass sich die Gesamtimpedanz der Eingangsstufe weniger auf die Ausgangsspannung der Gitarre auswirkt. Allerdings läge diese Auswirkung irgendwo im sehr hohen Khz bis niedrigen Mhz Bereich, ohne zu rechnen.
PS: @Striker, welche Effektgeräte spucken DC aus?
lg Geronimo
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PS: @Striker, welche Effektgeräte spucken DC aus?
Die, in denen der Cap am Ausgang kaputt ist.
Grüsse, Stefan